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Toponomastik

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Die Toponomastik, auch Toponymie (von griechisch topos τόπος ‚Ort‘ und onoma ὄνομα ‚Name‘), deutsch Ortsnamenkunde, Ortsnamenforschung; beschäftigt sich als Teilgebiet der allgemeinen Namenforschung und der Sprachgeographie mit allen Toponymen, also Örtlichkeitsnamen, im allgemeinen Sinne auch Ortsnamen.

Toponyme sind zentrale Datentypen in der Geoinformatik und Bestandteile der Kartografie und Topografie. Sie sind die Basiskategorie der Geographie und der Topographie anderer Himmelskörper.

Zu den Begriffen Toponym, Ortsname und Geoname

Der Ausdruck Toponym (mit ὄνομα „Name“), deutsch Ortsname, bezeichnet in den Geowissenschaften und der Namenkunde in einem allgemeinen Sinne den Namen eines beliebigen topografischen Objektes. Der deutsche Ausdruck ist insofern missverständlich, als er als Ortsname im Speziellen auch den Namen einer Siedlungsstelle bezeichnet, daher spricht man bei Toponymen auch von Örtlichkeitsnamen. Auch der Ausdruck Flurname kann in zweierlei Sinne gesehen werden.[1]

In der modernen Geoinformatik fasst man alle Toponyme unter dem Ausdruck Geoname (engl. Kurzbildung zu englisch geographical name) zusammen, und meint damit das gesamte kartographisch erfasste Namensgut der Erdgestalt, amtliche Bezeichnungen des Vermessungswesens und Alternativbezeichnungen. Das umfasst das Namensgut, das in Geoinformationssystemen als Deskriptor erfasst wird.

Synonym mit Toponym ist auch von Geographischen Bezeichnungen bzw. Topographischen Bezeichnungen die Rede.

Klassifikation der Toponyme

Unter Toponym versteht man also insbesondere die Bezeichnungen:[2]

Soziologisch-geschichtliche Bedeutung

Toponomastik ist eine wichtige Hilfswissenschaft der Geschichtswissenschaften und der Historischen Geographie: Toponyme sind zeitbezogen oft sehr stabil und hohen Alters, und sie dokumentieren die Siedlungsgeschichte. Hier sind die Endonyme (Eigenbezeichnungen) genauso aufschlussreich wie die Exonyme (Fremdbezeichnungen). Gewässernamen (Hydronyme) spielen eine zentrale Rolle, weil sie in vielen Fällen die ältesten überlieferten Toponyme sind.

Auch für die Migrationsbewegungen der Individuen sind die Herkunftsnamen – die auf Toponyme bezogenen Anthroponyme – besonders aufschlussreich. Hier sind insbesondere die Wohnstättennamen zu erwähnen, die den Bezug der allgemeinen Toponyme zu den Ortsnamen im engeren Sinne darstellen.

Politische Bedeutung

Die Toponomastik kann unter Umständen auch eine bedeutende politische Rolle spielen, insbesondere bei nationalen oder ethnischen Konflikten. Häufig wird die Toponomastik instrumentalisiert, um den Beweis zu führen, dass ein gewisser Landstrich einer bestimmten nationalen oder ethnischen Gruppe zustehe. Beispiele im deutschen Sprachraum sind die Toponomastik während der deutschen Besetzung Polens 1939-1945, der ehemaligen deutschen Ostgebiete nach 1945, die Toponomastik Elsass-Lothringens und die Toponomastik Südtirols (Prontuario dei nomi locali dell'Alto Adige von Ettore Tolomei). Gerade der Streit um letztere ist auch heute noch von großer Aktualität.

Siehe auch

Literatur

Deutsches Sprachgebiet:

  • Die Flurnamen und andere Ortsbezeichnungen in Duisburg im Anschlusse an die Flurkarten von Duisburg, Meiderich, Ruhrort und Beeck aus den Jahren 1727-1735. Museumsverein, Duisburg 1911. (Digitalisat der ULB Düsseldorf)
  • Adolf Bach: Deutsche Namenkunde. Bd II, 1 u. 2. Die deutschen Ortsnamen. Heidelberg 1953/54.
  • Dieter Berger: Duden. Geographische Namen in Deutschland. Herkunft und Bedeutung der Namen von Ländern, Städten, Bergen und Gewässern. 2. Auflage. Mannheim 1999. ISBN 3-411-06252-5
  • Friedhelm Debus, Namenskunde und Namensgeschichte, Grundlagen der Germanistik 51, Erich Schmidt Verlag, Berlin 2012, ISBN 978-3-503-13718-3
  • Ernst Förstemann, Hermann Jellinghaus (Herausgeber): Altdeutsches Namenbuch. Bd II, 1 u. 2. Ortsnamen. 3. Auflage. Bonn 1913/1916, Hildesheim 1967/83(Repr.). ISBN 3-487-01733-4
  • Henning Kaufmann: Bildungsweise und Betonung der deutschen Ortsnamen. 2. Auflage. Fink, München 1977.
  • Albert Samuel Gatschet: Ortsetymologische Forschungen als Beiträge zu einer Toponomastik der Schweiz. Bern, 1867
  • Ernst Schwarz: Deutsche Namenforschung. Bd 2. Orts- und Flurnamen. Göttingen 1950.
  • Egon Kühebacher: Die Ortsnamen Südtirols und ihre Geschichte. 3 Bde. Bozen 1995-2000. ISBN 88-7014-634-0, ISBN 88-7014-827-0, ISBN 88-8266-018-4

Nachschlagewerke, international:

Weblinks

Wiktionary: Toponomastik – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Toponym – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 Flurnamen – in beiderlei Sinne – sind die Namen, die mit das reichste Namensgut sowohl der Toponyme wie Personennamen hervorgebracht haben, da sie sich jeweils gegenseitig auf ein spezielles gemeinsames Charakteristikum beziehen, etwa Schönwieskogel ‚Berg mit den schönen Wiesen‘, die Wiese selbst Schönwiesmahd, der Bauer, dem die Wiese, die dem Berg den Namen gibt, gehört, heißt Schönwieser, die Ortslage Schönwiesen, nach dem Berg heißen dann auch der Bach, der von ihm kommt, Schönwiesbach, usf.
  2. Zusammenstellung folgt
    Otto Back; Ernst Eichler, Gerold Hilty, Heinrich Löffler, Hugo Steger, Ladislav Zgusta (Hrsg.): An International Handbook of Onomastics / Manuel international d'onomastique / Ein internationales Handbuch zur Onomastik. Walter de Gruyter, Berlin/New York 1996, ISBN 978-3-11-014879-4 (E-Book ISBN 978-3-11-020343-1; kurz: Name Studies / Namenforschung / Les noms propres; speziell: Frederic G. Cassidy: 219. Place Name Study: Getting Started. S. 1426–1429.).
    Wolodymyr Kamianets: Zur Einteilung der deutschen Eigennamen. In: Grazer Linguistische Studien. 54, Graz Herbst 2000, S. 41–58 (im Speziellen S. 47–48, pdf S. 7f, pdf, abgerufen am 19. Mai 2010).
    Konrad Kunze: dtv-Atlas Namenkunde. Vor- und Familiennamen im deutschen Sprachgebiet. 1998, S. 88–105.
    Duden Lexikon der Familiennamen. S. 48–49.
  3. Otto Back: Name Studies / Namenforschung / Les noms propres. 1996, 205. Typologie der Ländernamen: Staaten-, Länder-, Landschaftsnamen, S. 1348–1356.
  4. Kamianets merkt an: „Hier sei betont, dass die Choronyme eine Zwischenstelle zwischen den EN [Eigennamen] der natürlichen und künstlich geschaffenen Objekte einnehmen.“ S. 47
  5. Sprachgebrauch des Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen (BEV), cf. Fuhrmann; Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen (Hrsg.): Historisches Namensgut. Diplomarbeit 4008/2008 Abstract. September 2008 („Riednamen sind die „Adressen“ der Ertragsfähigen Grundstücke“, pdf S. 2 – zur Rieddatenbank Steiermark, pdf, cartography.tuwien.ac.at, abgerufen am 19. Mai 2010).
  6. Hans Tyroller: Name Studies / Namenforschung / Les noms propres. 1996, 221. Typologie der Flurnamen (Mikrotoponomastik): Germanisch, S. 1434–1441.
  7. diese können auch zu den Flurnamen i.a.S. gerechnet werden
  8. Kunze 1998, nach Kamianets 2000, S. 46 u.
  9. Hans Ramge: Name Studies / Namenforschung / Les noms propres. 1996, 176. Flurnamengeographie, S. 1169–1175.
  10. Orographie, die Lehre von den Höhenstrukturen i.w.S. des modernen Begriffs – Kamianets 2000, S. 47 schränkt im klassisch-namenkundlichen Begriff auf reine Bergformen ein
  11. Kamianets 2000, S. 47 stellt das als „separaten Typ der Propria“ neben den Oronymika dar
  12. diese können auch zu den Flurnamen i.e.S. gerechnet werden
  13. diese Landschaftselemente fallen auch unter den Begriff Oronym, Kamianets 2000, S. 47, bzw. Riednamen, Fuhrmann/BEV 2008
  14. Albrecht Greule: Name Studies / Namenforschung / Les noms propres. 1996, 234. Gewässernamen: Morphologie, Benennungsmotive, Schichten, S. 1534–1539.
  15. „Mikroobjekte innerhalb der Siedlungen“. Kamianets 2000, S. 48
  16. 16,0 16,1 16,2 16,3 16,4 16,5 16,6 diese Begriffe sind nicht besonders etabliert, und von Kunze 1998 und Kamianets 2000 im Sinne eines Vorschlags erwähnt
  17. Kamianets 2000, S. 45 u. 46; Kamiats stellt sie als „Objekte des außerirdischen Raums“ explizit eigenständig neben die „Objekte des irdischen Raums“ im Sinne der Geographie ‚Lehre von der Erde‘: „Der ganze Bestand der EN [Eigennamen] im Deutschen lässt sich in drei große Gruppen einteilen“, S. 45 – dritte Großruppe sind Eigennamen der Lebewesen (Anthroponyme, Zoonyme und Phytonyme)
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