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Verwaltungsgliederung Äthiopiens

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Regionen Äthiopiens seit 1998

Die Verwaltungsgliederung Äthiopiens hat sich im Laufe des 20. Jahrhunderts mehrmals geändert. Sie besteht in ihrer heutigen, föderalistischen Form seit 1995. Seit 1998 ist Äthiopien in neun Regionen und zwei regionsunabhängige Städte gegliedert.

Die dezentrale Struktur Äthiopiens reicht bis auf die verschiedenen Königreiche innerhalb des einstigen Kaiserreiches zurück, die bis zur italienischen Besatzung 1936 existierten.

Gegenwärtige Gliederung

Verwaltungsgliederung Äthiopiens:
In schwarz die Grenzen der Regionen,
in grau die Grenzen der Zonen,
in weiß die Grenzen der Woredas

Der heutige föderale Aufbau Äthiopiens wurde von der Regierungskoalition EPRDF mit der neuen Verfassung von 1995 eingeführt, und die hier beschriebene Einteilung besteht seit 1998. Sie unterteilt das Land in neun Regionen oder Bundesstaaten bzw. Kililoch (Einzahl: Kilil oder kəlləl, ክልል) und zwei unabhängige Städte (Astedader Akababiwoch; Einzahl: Astedader Akababi). Die Regionen werden weiter in 68 Zonen untergliedert. Die Zonen setzen sich aus etwa 550 Woredas beziehungsweise Distrikten zusammen, die wiederum in Kebeles unterteilt sind. Hinzu kommen noch gesonderte Woredas, die keiner Zone unterstehen. Mancherorts wurden unterhalb der Kebele noch tiefere Verwaltungsebenen eingeführt; dies dient laut Kritikern auch dazu, die Kontrolle des Regierungsbündnisses EPRDF über die Bevölkerung zu verstärken.[1]

Die Verfassung garantiert den Regionen bzw. Bundesstaaten weitgehende Machtbefugnisse. Die Regionen können ihre eigene Regierung stellen und ihre eigene demokratische Organisation im Rahmen der Verfassung des Bundes erlassen. Jede Region hat ihr eigenes Parlament, in welches die Abgeordneten aus den Distrikten direkt gewählt werden. Die Regionalparlamente haben entsprechende legislative und exekutive Befugnisse, die inneren Angelegenheiten der Bundesstaaten zu regeln. Artikel 39 der äthiopischen Verfassung räumt zumindest theoretisch jeder Region das Recht ein, sich von Äthiopien zu lösen (Sezessionsrecht).

Die Regionen wurden nach ethnischen Kriterien eingeteilt, wobei die größeren Volksgruppen jeweils eine eigene Region erhielten. Diese Gliederung wird auch als ethnischer Föderalismus bezeichnet. Sie wird innerhalb Äthiopiens wie auch in der Forschung zur Geschichte und Politik des Landes unterschiedlich beurteilt: Ihren Befürwortern zufolge gewährleistet sie die Selbstbestimmung der äthiopischen Völker und verhinderte zugleich einen Zerfall des Landes durch die Unabhängigkeitsbewegungen verschiedener Volksgruppen. Gegner des ethnischen Föderalismus argumentieren hingegen, dass dieser die nationale Einheit schwäche. Das Oppositionsbündnis Qinijit, das vor allem amharische Parteien umfasst, lehnt diese Einteilung daher ab. Die Vereinigten Äthiopischen Demokratischen Kräfte als zweite große Oppositionskoalition, die vorwiegend bei der Oromo-Volksgruppe verankert ist, tritt hingegen für eine stärkere Föderalisierung ein.[2]

Forschungen stützen den Schluss, dass es in verschiedenen Gebieten zu einer „Ethnisierung“ der Politik gekommen ist und dass sich Beziehungen zwischen Volksgruppen verändert haben, beispielsweise zwischen den Guji und anderen Oromo-Gruppen und verschiedenen Völkern der Region der südlichen Nationen, Nationalitäten und Völker oder zwischen Untergruppen der Oromo und Somali.[3]

Die nachfolgende Tabelle gibt einen Überblick über die Regionen und unabhängigen Städte nach Name, Fläche, Einwohnerzahl, Bevölkerungsdichte und wichtigsten Volksgruppen. Bezüglich Flächenangaben und der daraus berechneten Bevölkerungsdichte ist zu beachten, dass zwischen manchen Regionen Grenzstreitigkeiten bestehen. Daher gibt es abweichende Angaben und unterschiedliche Darstellungen auf Karten.

Regionen und unabhängige Städte in Äthiopien
Region (* = Stadt) Hauptstadt Fläche
in km²
Einwohner
(2015)[4][5]
Bev.-Dichte
(Einw/km²)
HDI[6] Titularnation und wichtige Völker Lage Flagge
Addis Abeba* 530 3.273.000 6.211 0,698 Addis Ababa in Ethiopia (special marker).svg
Afar Asaita/Semera 96.707 1.723.000 24 0,405 Afar Afar in Ethiopia.svg Flag of the Afar Region.svg
Amhara Bahar Dar 156.960 20.401.000 132 0,443 Amharen Amhara in Ethiopia.svg Flag of the Amhara Region.svg
Benishangul-Gumuz Asosa 50.248 1.005.000 20 0,453 Berta, Gumuz Benishangul-Gumuz in Ethiopia.svg Flag of the Benishangul-Gumuz Region.svg
Dire Dawa* 1.213 440.000 282 0,544 Oromo, Amharen, Somali Dire Dawa in Ethiopia (special marker).svg
Gambela Gambela 25.802 409.000 14 0,539 Nuer, Anuak Gambela in Ethiopia.svg Flag of the Gambella Region.svg
Harar Harar 374 232.000 695 0,562 Aderi; Oromo, Somali Harari in Ethiopia (special marker).svg Et harrar.png
Oromia Adama (Nazret) 353.632 33.692.000 118 0,448 Oromo Oromia in Ethiopia.svg Flag of the Oromia Region.svg
Region der südlichen Nationen, Nationalitäten und Völker Awassa 112.343 18.276.000 173 0,464 Sidama, Wolaytta, Hadiyya, Gurage u. a. Southern Nations, Nationalities, and People's Region in Ethiopia.svg Flag of the Southern Nations, Nationalities, and Peoples' Region.svg
Somali Jijiga 279.252 5.453.000 16 0,409 Somali Somali in Ethiopia.svg Flag of the Somali Region.svg
Tigray Mek’ele 50.079 5.056.000 86 0,487 Tigray Tigray in Ethiopia.svg Flag of the Tigray Region.svg

Historische Entwicklung

Habesh (Abyssinia), Karte von 1891


Bis 1936 war das Land in Königreiche gegliedert, danach folgten mehrere Umstrukturierungen in den Jahren 1936, 1963, 1974, 1987 und 1991, bis zur gegenwärtigen Struktur von 1994.

Königreiche (bis 1936)

Italienische Besatzung (1936–1941)

Gliederung Italienisch-Ostafrikas

Während der italienischen Besatzung wurden erste grundlegende Neuordnungen durchgeführt. Das vom faschistischen Italien besetzte Äthiopien war Teil der Kolonie Italienisch-Ostafrika. Es wurden Governorate mit Kommissariaten geschaffen.

  • Amhara (Hauptstadt Gondar) (sechs Kommissariate)
  • Eritrea (Hauptstadt Asmara) (zwölf Kommissariate)
  • Galla und Sidamo (Hauptstadt Dschimma) (zwölf Kommissariate)
  • Harar (Hauptstadt Harar) (sieben Kommissariate)
  • Scioa (Shewa, Schoa; Hauptstadt Addis Abeba) (ein Kommissariat)
  • Somalia (teilweise; nur die Kommissariate Ogaden und Uebi Gestro) inklusive Oltre Giuba

1941–1987

Karte der Regionen 1974–1981
Karte der Awrajjas vor 1996

Nach der Befreiung von der italienischen Kolonialherrschaft wurde das Kaiserreich Abessinien wiederhergestellt und es wurden 13 Provinzen geschaffen:

Nach dem Sturz Kaiser Haile Selassies und der Machtübernahme durch das Militär 1974 wurden durch den provisorischen Militärverwaltungsrat Derg die bestehenden Provinzen in Regionen umbenannt. Bale wurde mit der Hauptstadt Goba als eigene Region von Harerge abgetrennt. 1981 wurden auch die Hauptstadt Addis Abeba aus Shewa und die Region Assab aus Eritrea ausgegliedert und eigenständige Regionen.

1987–1991

Die Regionen 1987–1991

Am 18. September 1987 wurden in der Demokratischen Volksrepublik Äthiopien durch Parlamentsbeschluss die Militärherrschaft abgeschafft und die Regionen neu organisiert. Das Land wurde in 25 Regionen und fünf autonome Regionen unterteilt.[7] Die Einrichtung der autonomen Regionen war eine Reaktion auf die Rebellionen und Unabhängigkeitsbewegungen in verschiedenen Landesteilen.

  • Addis Ababa
  • Arsi
  • Assab (autonome Region)
  • Assosa
  • Bale
  • Borana
  • Dire Dawa (autonome Region)
  • Eritrea (autonome Region)
  • Gambela
  • Illubabor
  • Kaffa
  • Metekel
  • Nord-Gondar
  • Nord-Omo
  • Nord-Shewa
  • Nord-Wällo
  • Ogaden (autonome Region)
  • Ost-Goddscham
  • Ost-Harerge
  • Ost-Shewa
  • Sidamo
  • Süd-Gondar
  • Süd-Omo
  • Süd-Shewa
  • Süd-Wällo
  • Tigray (autonome Region)
  • West-Goddscham
  • West-Harerge
  • West-Shewa
  • Wollega

1991–1993/95

Ethnien in Äthiopien

Unter der Übergangsregierung Äthiopiens wurde das Land in zwölf ethnisch definierte autonome Regionen und zwei Städte eingeteilt. Die Regionen wurden zunächst durchnummeriert, bevor sie Eigennamen erhielten. Die Namensgebung war mitunter umstritten, etwa in der Region 5, wo die Ogadeni als größter Clan die Bezeichnung „Ogaden“ oder „Ogadenia“ bevorzugten, die anderen Somali-Clans jedoch „Somali“ durchsetzten.[8]

Diese Regionen entsprechen im Wesentlichen den heutigen Regionen/Bundesstaaten. Die Regionen 7 bis 11 wurden später zur Region der südlichen Nationen, Nationalitäten und Völker zusammengefasst, Harar erhielt den Status einer Region mit den Aderi als Titularnation. Das zwischen Oromo und Somali umstrittene Dire Dawa wurde unabhängige Stadt.

Mit der Unabhängigkeit von Eritrea schied die autonome Region Eritrea und ein Teil der früheren autonomen Region Assab im Jahr 1993 aus dem Staatsverband aus.

Regionen Äthiopiens nach 1991[9]
Nummer Name
1 Tigray
2 Afar
3 Amhara
4 Oromo
5 Somali
6 Beni Shangul
7 Gurage-Hadiya-Kambata
8 Sidama
9 Walayta
10 Omo
11 Kafa
12 Gambela
(13) Harar (Stadt)
Addis Abeba (Stadt)

Einzelnachweise

  1. Ben Rawlence, Leslie Lefkow: „One hundred ways of putting pressure“. Violations of freedom of expression and association in Ethiopia. Human Rights Watch, New York NY 2010, ISBN 1-56432-610-1, S. 23 f., online.
  2. John W. Harbeson: Ethiopia's Extended Transition. In: Journal of Democracy. Bd. 16, Nr. 4, Oktober 2005, S. 144–158, hier S. 149, doi:10.1353/jod.2005.0064.
  3. Tobias Hagmann, Mohamud H. Khalif: State and Politics in Ethiopia's Somali Region since 1991. In: Bildhaan. An International Journal of Somali Studies. Bd. 6, 2006, ISSN 1528-6258, S. 25–49, (PDF; 121 kB).
  4. Ethiopia: Regions, Major Cities & Towns - Population Statistics in Maps and Charts. Abgerufen am 3. Dezember 2017 (english).
  5. Zentrale Statistikagentur: Summary and Statistical Report of the 2007 Population and Housing Census Results. S. 7, (PDF; 1,7 MB).
  6. Sub-national HDI - Area Database - Global Data Lab. Abgerufen am 1. Dezember 2018 (english).
  7. für eine Karte dieser Gliederung vgl. Gebru Tareke: Ethiopia. Power & Protest. Peasant Revolts in the Twentieth Century. 1st Red Sea Press, Inc. edition. Red Sea Press, Lawrenceville NJ u. a. 1996, ISBN 1-56902-019-1.
  8. Abdi Ismail Samatar: Ethiopian Federalism: Autonomy versus Control in the Somali Region. In: Third World Quarterly. Bd. 25, Nr. 6, 2004, S. 1131–1154, hier S. 1138, 1141, doi:10.1080/0143659042000256931.
  9. Thomas Zitelmann: Nation der Oromo. Kollektive Identitäten, nationale Konflikte, Wir-Gruppenbildungen. Die Konstruktion kollektiver Identität im Prozess der Flüchtlingsbewegungen am Horn von Afrika. Eine sozialantropologische Studie am Beispiel der sabo oromoo (Nation der Oromo). Das Arabische Buch, Berlin 1994, ISBN 3-86093-036-2, S. 177.

Weblinks

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