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Walter Kasper

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Walter Kardinal Kasper (links) und Godfried Kardinal Danneels (2008)

Walter Kardinal Kasper (* 5. März 1933 in Heidenheim an der Brenz[1]) ist ein emeritierter Kurienkardinal und ehemaliger Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen. Zuvor war er von 1989 bis 1999 Bischof von Rottenburg-Stuttgart.

Leben

Kasper wuchs in Wangen im Allgäu auf und machte 1952 am Gymnasium Ehingen an der Donau das Abitur.[2][3] Anschließend studierte er Katholische Theologie und Philosophie an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen, im Wilhelmsstift Tübingen und an der Ludwig-Maximilians-Universität München. 1956 schloss er sein Studium ab und wurde ein Jahr später am 6. April 1957 in Rottenburg zum Priester geweiht.[3] 1961 wurde er nach Anfertigung einer Dissertation mit dem Titel Die Lehre von der Tradition in der Römischen Schule. (Giovanni Perrone, Carlo Passaglia, Clemens Schrader) an der Universität Tübingen zum Dr. theol. promoviert; 1964 habilitierte er sich nach einer Assistentenzeit bei Hans Küng.

Im selben Jahr erhielt Kasper einen Ruf als Professor für Dogmatik an die Westfälische Wilhelms-Universität in Münster und war dort im Sommersemester 1970 Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät. Während seiner Münsteraner Zeit gehörte Kasper zu den Begründern des kirchenreformerisch orientierten Freckenhorster Kreises und wurde 1969 zu einem von dessen ersten Sprechern gewählt.[4] Ab 1970 lehrte Kasper Dogmatik an der Universität Tübingen und war 1979/80 an dem kirchlichen Streit um Hans Küngs Lehrerlaubnis beteiligt, wobei er sich am Ende für dessen Ausschluss aus der Fakultät aussprach.[5] 1983 war er Gastprofessor an der Catholic University of America (CUA) in Washington, D.C. Er war Spezialsekretär der außerordentlichen Bischofssynode 1985, außerdem Mitglied der Kommission Glaube und Kirchenverfassung des ÖRK und der Internationalen Theologenkommission in Rom. In den Jahren 1993 bis 2001 gab er die dritte Auflage des Lexikons für Theologie und Kirche heraus.

Bischofswappen Walter Kaspers

Am 4. April 1989 wurde Kasper als Nachfolger von Bischof Georg Moser zum Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart gewählt, am 17. April durch Papst Johannes Paul II. ernannt und am 17. Juni 1989 in Rottenburg zum Bischof geweiht. Die Bischofsweihe spendete ihm der Erzbischof von Freiburg im Breisgau, Oskar Saier. Mitkonsekratoren waren der Mainzer Bischof Karl Lehmann und Franz Josef Kuhnle, Weihbischof in Rottenburg-Stuttgart. Sein Wahlspruch lautet Veritatem in caritate („Wahrheit in Nächstenliebe“). Bischof Kasper war Vorsitzender der Kommission Weltkirche und Stellvertretender Vorsitzender der Glaubenskommission der Deutschen Bischofskonferenz.

Am 16. März 1999 ernannte Papst Johannes Paul II. Bischof Kasper zum Sekretär des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen. Kasper trat daher mit Wirkung vom 31. Mai 1999 als Bischof von Rottenburg-Stuttgart zurück. Mit der Aufnahme der Tätigkeit im Dienst des Heiligen Stuhls erhielt er die vatikanische Staatsbürgerschaft, die funktionsbezogen und in der Regel auf die Dauer der Funktion im Vatikan beschränkt ist. Da sie grundsätzlich kumulierbar ist, wird sie zusätzlich zu einer bereits vorhandenen erworben.

Am 21. Februar 2001 wurde Kasper von Johannes Paul II. als Kardinaldiakon mit der Titeldiakonie Ognissanti in Via Appia Nuova in das Kardinalskollegium aufgenommen. Im gleichen Jahr, am 3. März, ernannte Johannes Paul II. ihn zum Präsidenten des für die Ökumene-Fragen und für die religiösen Beziehungen zum Judentum zuständigen Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen.[6] Am 21. April 2005 wurde er von Papst Benedikt XVI. in seinem Amt bestätigt und am 21. Februar 2011 unter Beibehaltung seiner pro hac vice zur Titelkirche erklärten Titeldiakonie in den Rang eines Kardinalspriester erhoben.[7] Kardinal Kasper war bis zur Vollendung seines 80. Lebensjahres Mitglied der Glaubenskongregation, der Kongregation für die orientalischen Kirchen, der Apostolischen Signatur, des Päpstlichen Rates für die Gesetzestexte und des Päpstlichen Rates für die Kultur.

Am 1. Juli 2010 nahm Papst Benedikt XVI. sein aus Altersgründen vorgebrachtes Rücktrittsgesuch vom Amt des Präsidenten des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen – nach zweimaliger Ablehnung 2008 und 2009 – an und ernannte den Basler Bischof Kurt Koch zu seinem Nachfolger.[8][9]

Kasper nahm als Kardinal an dem Konklave teil, das am 19. April 2005 Joseph Ratzinger zum Papst wählte. Da er erst nach dem Beginn der Sedisvakanz am 28. Februar 2013 das 80. Lebensjahr vollendete, konnte er noch am Konklave zur Wahl des Nachfolgers Franziskus teilnehmen.

An Palmsonntag 2017 feierte Walter Kasper in der römischen Kirche Santa Maria dell’Anima sein diamantenes (60-jähriges) Priesterjubiläum.

Bei seinem ersten Angelus-Gebet meinte der neue Papst Franziskus, Kasper sei ein großartiger Theologe, sein Buch zur Barmherzigkeit[10] habe ihm in diesen Tagen sehr gut getan.[11] In seinem ersten Kardinalskonsistorium am 21. Februar 2014 erklärte Franziskus, er habe in der Arbeit Kardinal Kaspers tiefe Theologie und unbeschwertes Denken gefunden. Dies bedeutete es, „Theologie auf den Knien zu machen.“[12]

Ehrungen

Ehrendoktorwürden

Honorarprofessuren

Mitgliedschaften

Römische Kurie

Der Kardinal ist Mitglied folgender Einheiten der Römischen Kurie:

Akademisches

Ehrenbürgerschaften

Auszeichnungen

Gebäude

  • Pflegeheim Kardinal-Kasper-Haus, Wäschenbeuren

Schriften (Auswahl)

  • Das Absolute in der Geschichte. Philosophie und Theologie der Geschichte in der Spätphilosophie Schellings. Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz 1965.
  • Gesetz und Evangelium. In: Sacramentum mundi. Theologisches Lexikon für die Praxis, Band 2, 369–373.
  • Glaube und Geschichte. Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz 1970.
  • Einführung in den Glauben. Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz 1972, ISBN 3-7867-0340-X.
  • Jesus der Christus. Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz 1974, ISBN 3-7867-0464-3.
  • Zur Theologie der christlichen Ehe. Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz 1977, ISBN 3-7867-0626-3.
  • Der Gott Jesu Christi. Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz 1982, ISBN 3-7867-0987-4.
  • Leben aus dem Glauben. Katholischer Erwachsenenkatechismus. Band 2. Bonn 1995 (Mitarbeit).
  • Theologie und Kirche. Matthias-Grünewald-Verlag, Band 1, Mainz 1987; Band 2, Mainz 1999.
  • Leadership in the Church. New York 2003.
  • Sakrament der Einheit. Eucharistie und Kirche. Herder, Freiburg im Breisgau/Basel/Wien 2004, ISBN 3-451-28568-1.
  • Wege in die Einheit. Perspektiven für die Ökumene. Freiburg im Breisgau 2005.
  • Wo das Herz des Glaubens schlägt. Die Erfahrung eines Lebens. Mit Daniel Deckers. Herder, Freiburg im Breisgau/Basel/Wien 2008, ISBN 978-3-451-29873-8.
  • Katholische Kirche: Wesen – Wirklichkeit – Sendung. Herder, Freiburg im Breisgau/Basel/Wien 2011, ISBN 978-3-451-30499-6.
  • Barmherzigkeit: Grundbegriff des Evangeliums – Schlüssel christlichen Lebens. Herder, Freiburg im Breisgau/Basel/Wien 2012, ISBN 978-3-451-30642-6.
  • Das Evangelium von der Familie. Die Rede vor dem Konsistorium. Herder, Freiburg im Breisgau 2014.
  • Die Botschaft von Amoris Laetitia. Ein freundlicher Disput. Herder, Freiburg/Basel/Wien 2018, ISBN 978-3-4513-81010.

Ein Großteil des Werkes Walter Kaspers wird im Verlag Herder in der auf 18 Bände angelegten Buchreihe Gesammelte Schriften neu ediert. Bislang (Stand 15. März 2013) sind neun Bände erschienen:

Weblinks

 Commons: Walter Kasper – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Kardinal Walter Kasper. Kardinal Walter Kasper Stiftung, abgerufen am 4. März 2018.
  2. Ludger Möllers: Kardinal Walter Kasper feiert seinen 80. Geburtstag, Schwäbische Zeitung, 5. März 2013.
  3. 3,0 3,1 Vita Kardinal Kasper. Website der Deutschen Bischofskonferenz. Abgerufen am 29. Juni 2011. (PDF; 29 KB)
  4. Hans Werners: Ein kurzer Blick auf den Beginn des Freckenhorster Kreises. (PDF (17,7 kB)) S. 1 f., abgerufen am 12. März 2016.
  5. Hans Küng: Umstrittene Wahrheit. Erinnerungen. München 2007, S. 640–642.
  6. Rinuncia del Presidente del Pontificio Consiglio per la Promozione dell’Unità dei Cristiani e Nomina del Successore. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 3. März 2001, abgerufen am 12. März 2016 (italiano).
  7. REGIONALIA vom 16. August 2011: „Mephisto“ in St. Peter: Welt-Schauspieler Klaus Maria Brandauer spielt Laudator für „Gottes Schauspieler“ Walter Kardinal Kasper.
  8. Rinuncia del Presidente del Pontificio Consiglio per la Promozione dell’Unità dei Cristiani e Nomina del Successore. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 1. Juli 2010, abgerufen am 12. März 2016 (italiano).
  9. Schweizer Bischof löst deutschen "Ökumene-Minister" im Vatikan ab. Koch folgt Kasper. In: www.domradio.de. 30. Juni 2010, abgerufen am 12. März 2016.
  10. Barmherzigkeit: Grundbegriff des Evangeliums - Schlüssel christlichen Lebens. Herder, Freiburg im Breisgau/Basel/Wien 2012, ISBN 978-3-451-30642-6
  11. Papst beim Angelus: Petersplatz hat Dimension der Welt
  12. Papst: Solidarität mit der Ukraine und Lob für Kasper.
  13. 13,0 13,1 Nomina di Cardinali Membri delle Congregazioni Romane. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 15. Mai 2001, abgerufen am 12. März 2016 (italiano).
  14. Nomina di Membri del Supremo Tribunale della Segnatura Apostolica. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 6. Juni 2002, abgerufen am 12. März 2016 (italiano).
  15. Nomina di Membri del Pontificio Consiglio per i Testi Legislativi. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 20. November 2004, abgerufen am 12. März 2016 (italiano).
  16. Nomina di Membri del Pontificio Consiglio per il Dialogo Interreligioso. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 8. März 2007, abgerufen am 12. März 2016 (italiano).
  17. Nomina di Cardinali Membri dei Dicasteri della Curia Romana. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 18. Mai 2001, abgerufen am 12. März 2016 (italiano).
VorgängerAmtNachfolger
Edward Idris Kardinal CassidyPräsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen
2001–2010
Kurt Kardinal Koch
Georg MoserBischof von Rottenburg-Stuttgart
1989–1999
Gebhard Fürst
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