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Bundesministerium des Innern
Staatliche Ebene | Bund |
---|---|
Stellung | Oberste Bundesbehörde |
Gründung | 1879 als Reichsamt des Innern |
Hauptsitz | Berlin |
Behördenleitung | Thomas de Maizière (CDU), Bundesminister des Innern |
Bedienstete | ca. 1.500 |
Website | www.bmi.bund.de |
Das Bundesministerium des Innern (BMI), kurz Bundesinnenministerium, ist eine oberste Bundesbehörde der Bundesrepublik Deutschland. Es hat seinen Hauptsitz im Ortsteil Moabit des Bezirks Mitte von Berlin.[1] Der Zweitsitz befindet sich im Bonner Stadtbezirk Castell in der ehemaligen Düppel-Kaserne. Leiter der Behörde ist von Amts wegen der Bundesminister des Innern, der als Bundesminister Mitglied der Bundesregierung ist.
Geschichte
Vorgänger war das Reichsministerium des Innern, das wiederum aus dem Reichsamt des Innern hervorgegangen war. Das BMI wurde gemäß einer Empfehlung des Organisationsausschusses der Ministerpräsidentenkonferenz vom 30. Juli 1949 konstituiert.
In den 1950er und 1960er Jahren machten ehemalige NSDAP-Mitglieder einen hohen Anteil der Mitarbeiter des Ministeriums aus. Von den zwischen 1949 und 1970 beschäftigten höheren Beamten (von der Ebene der Referatsleiter aufwärts) waren 54 % in der NSDAP gewesen.[2] Dies ergab eine im Auftrag des Ministeriums vom Institut für Zeitgeschichte (IfZ) und vom Zentrum für Zeithistorische Forschung (ZZF) im Jahre 2015 erstellte Studie, bei der 290 Lebensläufe von Beamten des Bundesinnenministeriums ausgewertet wurden.[3] Als die Jahrgänge der Kriegsjugendgeneration (zwischen 1900 und 1910 Geborene) in die höheren Positionen einrückten, erreichte der Anteil ehemaliger NSDAP-Mitglieder einen Höchststand: Im Jahre 1961 waren es 66 %.[4]
Zuständigkeit
Das Bundesinnenministerium ist Innenministerium des Bundes und bestimmt damit maßgeblich die Innenpolitik. Seine Zuständigkeit erstreckt sich unter anderem auf:
- die innere Sicherheit, insbesondere
- die Kriminalitätsbekämpfung
- den Grenzschutz
- den Zivilschutz
- der Luftrettung
- den administrativen Schutz der Verfassung (insbesondere den Schutz vor Extremismus, Terrorismus, Sabotage, Spionage und Sekten)
- das Pass-, Ausweis- und Meldewesen
- den Öffentlichen Dienst
- die Organisation der öffentlichen Verwaltung, insbesondere
- den Bürokratieabbau
- die Verwaltungsmodernisierung
- die Statistik
- die Informationstechnik und -sicherheit
- die Angelegenheiten der Kirchen und Religionsgemeinschaften
- die Angelegenheiten betreffend Zuwanderung, Integration und nationaler Minderheiten (insbesondere Ausländer, Flüchtlinge, Asylsuchende, Vertriebene und Spätaussiedler)
- die politische Bildung
- den Sport (als nationale Repräsentation)
Der Bundesinnenminister ist Teil der Gesetzgebung der Europäischen Union im Rahmen des Ministerrates für Justiz und Inneres.
Des Weiteren ist es gemeinsam mit dem Bundesministerium der Justiz zuständig für das allgemeine Verwaltungs-, Verfassungs-, Staats-, Europa- und Völkerrecht. Es wirkt beim Zustandekommen von Gesetzentwürfen in diesen Bereichen mit oder erstellt sie selbst und überprüft alle Rechtsetzungsvorhaben der Bundesregierung oder einzelner Bundesministerien auf ihre Vereinbarkeit mit dem Grundgesetz und auf ihre Verwaltungsförmigkeit (Widerspruchsrecht der Verfassungsressorts).
Das Beschaffungsamt des BMI ist für die Beschaffung von Ausrüstungsgegenständen und Dienstleistungen für alle Behörden im Geschäftsbereich des Ministeriums zuständig. Es kauft unter anderem Kraftfahrzeuge ein und unterhält eine eigene Kfz-Zulassungsstelle, die ein eigenes Dienstsiegel führt.
Zentralstelle für Arbeitsschutz beim Bundesministerium des Innern
Für Bundesbehörden sind die Landesgewerbeämter nicht befugt, Anordnungen zu erteilen. Nach § 21 Abs. 5 Arbeitsschutzgesetz ist für Bundesbehörden die Zentralstelle für Arbeitsschutz beim BMI zuständig, in dessen Auftrag die Unfallkasse des Bundes handelt. Von der Europäischen Union wurde bereits allgemein festgestellt, dass die Nähe von Kontrollbehörde und kontrollierter Behörde – in Deutschland beides Behörden des Bundes – wenig effektiv ist. Finanzielle Sanktionen wären lediglich Umbuchungen im Bereich des Bundes und wären von daher weitgehend wirkungslos. Verwaltungsrechtstreite sind langwierig und werden von gegnerischen Bundesbehörden offen angedroht. Die Möglichkeiten der Zentralstelle für Arbeitsschutz und der Unfallkasse des Bundes sind daher beschränkt. Eine Einschaltung der zuständigen Behörden ist für Arbeitnehmer aus vertraglicher Rücksichtspflicht erst nach Ausschöpfung aller innerbetrieblichen Möglichkeiten zulässig, da ansonsten ein Kündigungsgrund für den Arbeitgeber besteht.
Gliederung des Bundesministerium des Innern
(Stand Januar 2010) Den Minister unterstützt an der Spitze des Ministeriums ein Leitungsstab.[5] Dem Minister sind folgende Staatssekretäre untergeordnet:
- Staatssekretäre Cornelia Rogall-Grothe und Emily Haber
- Parlamentarische Staatssekretäre Günter Krings und Ole Schröder
Der Staatssekretärin Rogall-Grothe unterstehen folgende Abteilungen:
- Abteilung D (Öffentlicher Dienst)
- Abteilung G (Grundsatzfragen, Internationale Entwicklungen und Neue Bundesländer)
- IT-Direktor (IT-Strategie; IT-Steuerung; IT-Sicherheit)
- Abteilung O (Verwaltungsorganisation, Verwaltungsmodernisierung)
- Abteilung SP (Sport)
- Abteilung V (Staatsrecht, Verfassungsrecht, Verwaltungsrecht)
- Abteilung Z (Zentralabteilung)
Der Staatssekretärin Dr. Haber unterstehen folgende Abteilungen:
- Abteilung B (Bundespolizei)
- Abteilung KM (Krisenmanagement und Bevölkerungsschutz)
- Abteilung M (Migration, Integration, Flüchtlinge, Europäische Harmonisierung)
- Abteilung ÖS (Öffentliche Sicherheit)
Neubau des Dienstsitzes Berlin
Bis April 2015 war der Berliner Dienstsitz im Stadtgebiet auf drei Liegenschaften verteilt, darunter der Spree-Bogen als einziges Mietobjekt eines Bundesministeriums. Aus Gründen der Sicherheit und Wirtschaftlichkeit sollten diese in einem Neubau zusammengefasst werden,[6] der zur Einsparung des Bonner Dienstsitzes außerdem ausreichend Platz zur Konzentration des gesamten Ministeriums auf diesen einen Standort vorhält.[7] Nach Entwürfen der Architekten Thomas Müller und Ivan Reimann entstand dieser auf der Nordseite der Spree zwischen dem Kanzlergarten und dem Berliner Hauptbahnhof, unmittelbar am Berliner Stadtbahn-Viadukt. Im April 2009 stimmte der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestags dem Bauvorhaben zu. Die Baukosten sollten ca. 200 Millionen Euro betragen. Nachdem der damalige Bundesinnenminister Thomas de Maizière am 16. Dezember 2010 den ersten Spatenstich vorgenommen hatte,[8] wurde der Neubau im Juli 2011 aufgrund von Streitigkeiten bei der Auftragsvergabe vorläufig gestoppt[9] und im November 2011 wieder aufgenommen.[10] Das Richtfest erfolgte am 22. Mai 2013.[11], im Herbst 2014 war das Gebäude baulich fertiggestellt. Der Umzug erfolgte an einem einzigen Wochenende vom 24. bis zum 26. April 2015.
Kontroversen
- Das BMI ignorierte 2012 im Zuge der Einstellung von 24 zu besetzenden Volljuristenstellen die vom Bundesverwaltungsamt verbindlichen vorgegebenen Richtlinien zur Bewerberauswahl. Unter Verstoß gegen diese verbindlichen Kriterien wurden aus den 470 Bewerbern der CDU/CSU angehörige Kandidaten und Kandidaten mit Verbindungen zur unionsnahen Konrad-Adenauer-Stiftung vorrangig eingestellt.[12]
Bundesminister seit 1949
Vorlage:Zeitleiste Deutsche Innenminister
Name | Bild | Partei | Beginn der Amtszeit | Ende der Amtszeit | ||
---|---|---|---|---|---|---|
Bundesminister des Innern | ||||||
Gustav Heinemann (1899–1976) |
CDU | 20. September 1949 | 11. Oktober 1950 | |||
Robert Lehr (1883–1956) |
CDU | 11. Oktober 1950 | 20 Oktober 1953 | |||
Gerhard Schröder (1910–1989) |
CDU | 20. Oktober 1953 | 13. November 1961 | |||
Hermann Höcherl (1912–1989) |
CSU | 14. November 1961 | 25. Oktober 1965 | |||
Paul Lücke (1914–1976) |
CDU | 26. Oktober 1965 | 2. April 1968 | |||
Ernst Benda (1925–2009) |
CDU | 2. April 1968 | 21. Oktober 1969 | |||
Hans-Dietrich Genscher (* 1927) |
FDP | 22. Oktober 1969 | 16. Mai 1974 | |||
Werner Maihofer (1918–2009) |
FDP | 16. Mai 1974 | 8. Juni 1978 | |||
Gerhart Baum (* 1932) |
FDP | 8. Juni 1978 | 17. September 1982 | |||
Jürgen Schmude (* 1936) |
SPD | 17. September 1982 | 1. Oktober 1982 | |||
Friedrich Zimmermann (1925–2012) |
CSU | 4. Oktober 1982 | 21. April 1989 | |||
Wolfgang Schäuble (* 1942) |
CDU | 21. April 1989 | 26. November 1991 | |||
Rudolf Seiters (* 1937) |
CDU | 26. November 1991 | 7. Juli 1993 | |||
Manfred Kanther (* 1939) |
CDU | 7. Juli 1993 | 27. Oktober 1998 | |||
Otto Schily (* 1932) |
SPD | 27. Oktober 1998 | 22. November 2005 | |||
Wolfgang Schäuble (* 1942) |
CDU | 22. November 2005 | 28. Oktober 2009 | |||
Thomas de Maizière (* 1954) |
CDU | 28. Oktober 2009 | 3. März 2011 | |||
Hans-Peter Friedrich (* 1957) |
CSU | 3. März 2011 | 17. Dezember 2013 | |||
Thomas de Maizière (* 1954) |
CDU | 17. Dezember 2013 | amtierend |
Parlamentarische Staatssekretäre
- 1967–1968: Ernst Benda (CDU)
- 1968–1969: Heinrich Köppler (CDU)
- 1969–1972: Wolfram Dorn (FDP)
- 1972–1974: Kurt Jung (FDP)
- 1972–1978: Gerhart Baum (FDP)
- 1974–1976: Jürgen Schmude (SPD)
- 1976–1982: Andreas von Schoeler (FDP)
- 1982–1991: Carl-Dieter Spranger (CSU)
- 1982–1997: Horst Waffenschmidt (CDU)
- 1991–1998: Eduard Lintner (CSU)
- 1997–1998: Manfred Carstens (CDU)
- 1998–2002: Cornelie Sonntag-Wolgast (SPD)
- 1998–2005: Fritz Rudolf Körper (SPD)
- 2002–2005: Ute Vogt (SPD)
- 2005–2009: Peter Altmaier (CDU)
- 2005–2013: Christoph Bergner (CDU)
- seit 2009: Ole Schröder (CDU)
- seit 2013: Günter Krings (CDU)
Beamtete Staatssekretäre
- 1950–1960: Hans Ritter von Lex (CSU)
- 1951–1957: Karl Theodor Bleek (FDP)
- 1957–1962: Georg Anders
- 1960–1965: Josef Hölzl
- 1962–1966: Hans Schäfer
- 1965–1968: Werner Ernst
- 1966–1969: Karl Gumbel
- 1969–1971: Hans Schäfer
- 1969–1983: Günter Hartkopf
- 1971–1973: Wolfgang Rutschke (FDP)
- 1974–1985: Siegfried Fröhlich
- 1983–1991: Franz Kroppenstedt (CDU)
- 1991–1996: Walter Priesnitz
- 1985–1992: Hans Neusel
- 1992–1993: Johannes Vöcking (CDU)
- 1993–1998: Kurt Schelter (CDU)
- 1995–1998: Eckart Werthebach (CDU)
- 1998–2002: Brigitte Zypries (SPD)
- 1998–2003: Claus Henning Schapper (SPD)
- 2003–2005: Göttrik Wewer (SPD)
- 2003–2005: Lutz Diwell
- 2005–2009: August Hanning (parteilos)
- 2006: Hans Bernhard Beus
- 2006–2007: Johann Hahlen
- 2008–2010: Hans Bernhard Beus
- 2009–2013: Klaus-Dieter Fritsche (CSU)
- 2010–2015: Cornelia Rogall-Grothe
- seit 2014: Emily Haber[13]
- seit 2015: Hans-Georg Engelke[14]
- seit 2015: Klaus Vitt[15]
Siehe auch
Weblinks
- Offizielle Website des Bundesministeriums des Innern
- Informationen zum Neubau des Bundesministeriums des Innern in Berlin
Einzelnachweise
- ↑ Information zum Neubauvorhaben der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben zur künftigen Unterbringung des BMI
- ↑ Viele frühere NSDAP-Mitglieder, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 5. November 2015. S. 4.
- ↑ ZZF Potsdam, IfZ München-Berlin: Abschlussbericht der Vorstudie zum Thema „Die Nachkriegsgeschichte des Bundesministeriums des Innern (BMI) und des Ministeriums des Innern der DDR (MdI) hinsichtlich möglicher personeller und sachlicher Kontinuitäten zur Zeit des Nationalsozialismus“, 29. Oktober 2015, S. 24.
- ↑ ZZF Potsdam, IfZ München-Berlin: Abschlussbericht der Vorstudie, S. 33.
- ↑ Das Innenministerium (Graphik), in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 26. Januar 2010
- ↑ Pressemitteilung des Bundesministeriums des Inneren: Neubau des BMI
- ↑ In Berlin gibt es viel Platz Berliner Zeitung, 22. April 2014
- ↑ De Maizière nimmt ersten Spatenstich vor
- ↑ Ralf Schönball: Neubau des Bundesministeriums des Innern vorläufig gestoppt. 2011-07-13
- ↑ Bundesministerium des Inneren: BMI Neubau: Baustopp aufgehoben
- ↑ Pressemitteilung des Bundesministeriums des Inneren: Feierliches Richtfest für den BMI-Neubau
- ↑ Haarsträubende Personalpolitik im Innenministerium. Die Welt (online), abgerufen am 12. April 2015.
- ↑ Lebenslauf Dr. Emily Haber auf der Internetseite des BMI
- ↑ Website zur Vorstellung von Hans-Georg Engelke als Staatssekretär im Bundesministerium des Innern
- ↑ Bundesministerium des Innern: Pressemitteilung Amtsantritt von Staatssekretär Vitt
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