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Claude Nobs
Claude Nobs (* 4. Februar 1936 in Territet; † 10. Januar 2013 in Lausanne) war ein Schweizer Kulturmanager. Er war Mitbegründer und langjähriger Leiter des Montreux Jazz Festivals.
Leben
Nobs absolvierte zunächst eine Ausbildung zum Koch. Anfang der 1960er-Jahre wurde er Mitarbeiter des Fremdenverkehrsbüros von Montreux. Die Nachbarstadt seines Geburtsorts Territet war damals bereits bekannt durch den Fernsehpreis Goldene Rose von Montreux. Dienstlich reiste Nobs nach New York und beschloss spontan, Nesuhi Ertegün, den Präsidenten des Plattenlabels Atlantic Records, zu besuchen. Auf dem Flur zu dessen Büro traf er auf Roberta Flack und lud sie ebenso wie später Aretha Franklin zu ihrem ersten Europabesuch nach Montreux ein. 1964 veranstaltete er das erste Konzert der Rolling Stones ausserhalb von Grossbritannien.
Nobs war mit 31 Jahren stellvertretender Direktor des Fremdenverkehrsbüros von Montreux, als er dort 1967 das erste Jazzfestival zusammen mit Géo Voumard und René Langel organisierte. Bereits die erste Ausgabe des Festivals war mit prominenten Musikern besetzt – unter anderen Charles Lloyd und sein Quartett (Keith Jarrett, Ron McClure und Jack DeJohnette), was auf Anhieb für überregionale Aufmerksamkeit sorgte. Nobs baute «sein» Festival schnell zu einer international beachteten Veranstaltung aus, bereiste selbst intensiv die Heimatländer der Musiker (vor allem Nord- und Südamerika) und knüpfte enge Bande zu zahlreichen weltbekannten Musikern, Produzenten und Promotern.
1971 kam auf Vermittlung von Nobs die Rockband Deep Purple nach Montreux, um Plattenaufnahmen zu machen. Diese sollten im Casino von Montreux, dessen Saal im Untergeschoss auch für Konzerte genutzt wurde, stattfinden. Am Vorabend gab dort Frank Zappa ein Konzert, als ein Feuer ausbrach und das gesamte Gebäude abbrannte. Die Mitglieder von Deep Purple wurden Augenzeugen des Ereignisses und widmeten ihm den späteren Welthit Smoke on the Water, in dem Nobs als „Funky Claude“ erwähnt wird. Auch die Rockband Queen nutzte den durch Nobs als Genius loci für Jazz-, Pop- und Rockmusiker aller Stilrichtungen bekannt gemachten Ort für mehrere Aufnahmen.
1973 wurde Nobs Schweizer Direktor der Plattenfirma WEA (Warner, Elektra, Atlantic). Vor allem bei Atlantic waren legendäre Künstler wie Ella Fitzgerald und Sonny Rollins und viele andere unter Vertrag, die fortan im Sommer an den Genfersee pilgerten, um ihre Konzerte zu geben. Zudem kamen die Musiker – auf mehr oder weniger sanften Druck von Nobs – auch in ungewöhnlichen Konstellationen zu vielbeachteten Jamsessions zusammen.
In den 1990er-Jahren teilte sich Nobs die Leitung des Festivals für einige Zeit mit dem amerikanischen Musiker, Komponisten, Arrangeur und Produzenten Quincy Jones. Regelmässiger Gast in dieser Zeit war auch Miles Davis.
Für seinen Beitrag für den Tourismus wurde Nobs am 25. September 2004 mit dem Tourismuspreis der Schweizer Edition Salz & Pfeffer ausgezeichnet, die Laudatio bei der Preisverleihung im Lake Side Casino von Zürich hielt Alexander Pereira, der damalige Direktor des Opernhauses Zürich. Ebenfalls 2004 wurde er von der Waadtländer Kunststiftung in «Anerkennung seiner Verdienste zu Gunsten der Musik» mit dem Prix du Rayonnement ausgezeichnet. 2006 war Nobs 40 Jahre Leiter des von ihm gegründeten Festivals, das alljährlich rund 200'000 Besucher in die Westschweiz lockt. Seit 2008 war er Patronatsmitglied des Zermatt Unplugged. Er besass über 200'000 Tonträger, welche er gerne in seinem Chalet Le Picotin in Caux hoch über Montreux hörte. Von 2006 bis zu seinem Tod wohnte er in seinem neuerbauten Chalet Le Grillon 200 Meter entfernt, während im Le Picotin sein langjähriger Lebenspartner lebte.[1] 2011 wurden Nobs und Quincy Jones von den Vereinigten Staaten für ihr Lebenswerk ausgezeichnet. Bei der Preisverleihung hiess es, sie seien «die wahren Botschafter Amerikas».[2] 2012 zeichnete die Jazz Foundation of America in New York Nobs mit dem Dr. Billy Taylor Humanitarian Award für sein Schaffen aus.[3]
Im April 2010 teilte Nobs mit, dass er die operative Leitung des Montreux Jazz Festivals infolge gesundheitlicher Probleme mit dem Rücken an sein Team und insbesondere an seinen designierten Nachfolger Mathieu Jaton abgebe. Die strategische Leitung bleibe aber bei ihm selber.[4]
Nobs verunglückte am 24. Dezember 2012 beim Skilanglauf in Caux und musste sich einer Operation unterziehen.[5] Nach dem Eingriff verblieb er bis zu seinem Tod am 10. Januar 2013 im Koma.[6]
Trivia
- Claude Nobs machte die unter Jethro-Tull-Fans legendäre Ansage «…herzlich willkommen in Festhalle Bern!» auf dem Livealbum Jethro Tull live – Bursting Out.
- Im Deep-Purple-Lied Smoke on the Water wird er als «Funky Claude» namentlich erwähnt (bezugnehmend auf seine Mithilfe bei der Evakuierung des brennenden Casinos von Montreux 1971):
- Funky Claude was running in and out
- Pulling kids out the ground
- 2006 begleitete «Funky Claude» Deep Purple während ihres Montreux Jazz Festival-Auftritts bei der Zugabe «Black Night» mit der Mundharmonika
Weblinks
- Literatur von und über Claude Nobs im Katalog Helveticat der Schweizerischen Nationalbibliothek
- Montreux Jazz Festival
- Claude Nobs Foundation
- Live at Montreux on YouTube
- Claude Nobs Revealed on CNN.com International
- Ralph Geisenhanslüke: Der Freund der Stars. Porträt in: Die Zeit vom 28. Juni 2012
- Ueli Bernays: Zum Tod von Claude Nobs. Ein Freund der Musik. In: Neue Zürcher Zeitung vom 11. Januar 2013
- Jean-Martin Büttner: Funky Claude. Nachruf in: Tages-Anzeiger vom 12. Januar 2013
- Dominic Dillier: Der Mann für die Stars: Claude Nobs ist gestorben. In: Radio SRF 3 vom 11. Januar 2013
- Adieu, Claude Nobs! Das war sein Leben. Video in: glanz & gloria vom 11. Januar 2013
Einzelnachweise
- ↑ Tina Uhlmann: Ein Chalet schreibt Musikgeschichte. (PDF; 2,2 MB) In: Top Events of Switzerland 4/2012, abgerufen am 12. Januar 2013
- ↑ Claude Nobs erhält US-Auszeichnung. In: Tages-Anzeiger.ch/Newsnet vom 5. Juli 2011
- ↑ Wichtige Auszeichnung: Claude Nobs geehrt. Video in: glanz & gloria vom 18. Mai 2012
- ↑ Aargauer Zeitung: Montreux Jazz Festival: Claude Nobs will nicht mehr. Artikel vom 29. April 2010
- ↑ Tages-Anzeiger vom 7. Januar 2013: Claude Nobs liegt im Koma Abgerufen am 11. Januar 2013
- ↑ Tages-Anzeiger vom 10. Januar 2013: Claude Nobs ist gestorben Abgerufen am 11. Januar 2013
Personendaten | |
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NAME | Nobs, Claude |
KURZBESCHREIBUNG | Schweizer Kulturmanager |
GEBURTSDATUM | 4. Februar 1936 |
GEBURTSORT | Territet |
STERBEDATUM | 10. Januar 2013 |
STERBEORT | Lausanne |
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Claude Nobs aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |