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Erzgebirge

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Dieser Artikel befasst sich mit dem Mittelgebirge in Sachsen und Tschechien, andere Bedeutungen unter Erzgebirge (Begriffsklärung).
Erzgebirge
physische Karte des Erzgebirges

physische Karte des Erzgebirges

Höchster Gipfel Klínovec (1.244 m)
Koordinaten 50° 35′ N, 13° 0′ O50.583333333333131244Koordinaten: 50° 35′ N, 13° 0′ O
Gestein Gneise, Glimmerschiefer, Phyllite, Granite, ferner Kleinstvorkommen von Basalt und unmetamorphen Sedimentgesteinen (einschl. Steinkohle)
Alter des Gesteins ca. 650-300 Mio Jahre, Basalte < 65 Mio Jahre
Fläche 6.000 km²
Besonderheiten Pultschollengebirge
f1
p4

Das Erzgebirge (tschechisch: Krušné hory) ist ein Mittelgebirge in Sachsen und Böhmen. Knapp nördlich der Kammlinie verläuft die Staatsgrenze zwischen Deutschland und Tschechien. Die höchsten Erhebungen sind der Keilberg (tschech. Klínovec) (1.244 m ü. NN) und der Fichtelberg (1.215 m ü. NN).

Geomorphologie

Das Erzgebirge zählt erdgeschichtlich zum Variskischen Gebirge. Es entstand in einem langwierigen Prozess:

Bei der Faltung des Variskischen Gebirges fand in der Tiefe Gesteinsmetamorphose statt, es bildeten sich kristalline Schiefer und Gneis. Daneben findet man in älteren Magmablasen große Granitvorkommen. Bis zum Ende des Paläozoikums wurde das Gebirge auf eine flachwellige Hügellandschaft abgetragen (Perm'scher Rumpf), womit die harten Gesteine freigelegt wurden.

Im Tertiär wurde der Gebirgsrumpf durch plattentektonische Prozesse stark beansprucht (alpidische Gebirgsbildung, Trennung der nordamerikanischen von der eurasischen Platte). Da das Gestein nicht mehr gefaltet werden kann, reagiert es mit Bruchtektonik, wobei die Bruchscholle nach Nordwesten gekippt wird. Sehr gut zu beobachten ist dies auf dem, östlich von Zinnwald-Georgenfeld gelegenen, Mückentürmchen (Komáří vížka) in einer Höhe von 807 m ü. NN. Es befindet sich auf tschechischer Seite, genau auf der Kante der Bruchscholle. Auf deutscher Seite steigt das Gebirge langsam an, auf tschechischer Seite fällt es steil ab.

Somit ist es ein Pultschollengebirge, welches heute durch eine ganze Reihe von Flusstälern, deren Flüsse nach Süden zur Eger und nach Norden zur Mulde oder direkt zur Elbe entwässern, durchschnitten wird. Dieser Prozess wird auch als Zertalung bezeichnet.

Blick vom Mückentürmchen im Osterzgebirge gen Westen. Links der steile Abfall zum Egergraben, rechts die flache Nordabdachung.

Das Erzgebirge ist geologisch als eines der weltweit am besten erforschten Gebirge zu sehen.

Wichtige vorkommende Gesteine sind im Erzgebirge Glimmerschiefer, Phyllite und Granite mit Kontakthöfen im Westen, Basalt als Reste im Pleßberg (Plešivec), Scheibenberg, Bärenstein, Pöhlberg, Großen Spitzberg (Velký Špičák), Haßberg (Jelení hora) und Geisingberg sowie Gneise und Quarzporphyr/Rhyolith (Kahleberg) im Osten. Die Böden bestehen aus schnell auslaugendem Grus. Im westlichen und mittleren Teil des Gebirges ist dessen Ursprung verwitterter Granit. Phyllite ergeben einen lehmigen, schnell verwitternde Gneise im Osten des Gebirges einen leichten Boden. Die Bodennutzung besteht auf den Untergründen aus Granit und Quarzporphyr aus Wald, auf den Gneisböden ist der Anbau von Flachs in früheren Jahrhunderten, später Roggen, Hafer und Kartoffeln bis in hohe Lagen möglich gewesen und betrieben worden. Heute besteht die überwiegende Nutzung in Weidegrünland. Nicht selten sind jedoch auch naturnahe Bergwiesen zu finden.

Dem Erzgebirge nördlich vorgelagert, westlich von Chemnitz und um Zwickau liegt das, jedoch nur in geologischer Hinsicht bekannte, Erzgebirgische Becken. Hier befinden sich Steinkohlelagerstätten, in denen der Bergbau bereits aufgelassen worden ist. Ein ähnliches, jedoch kleineres Becken mit aufgelassenen Steinkohlelagerstätten, das Döhlener Becken, befindet sich südwestlich von Dresden am Nordrand des Osterzgebirges. Es bildet den Übergang zur Elbtalzone und ist gleichfalls vorwiegend in geologischer Hinsicht bekannt.

Die hier vorkommenden magmatischen Gesteine können reich an sonst relativ seltenen Alkalien wie Lithium (bis 2500 ppm), Caesium (bis 210 ppm), Rubidium (bis 3300 ppm), Uran (bis 50 ppm), Zinn (bis mehrere hundert ppm) und Fluor (bis 2 %) sein. Dies wird durch eine Kombination aus einer bereits bestehenden Voranreicherung des Ausgangsmaterials, einen extremen Grad an magmatischer Fraktionierung, sowie einem sehr günstigen Entstehungszeitpunkt kurz nach oder gegen Ende der variskischen Orogenese erklärt.[1]

Naturräumliche Gliederung

Karte der Naturräume im deutschen Teil des Erzgebirges

In der naturräumlichen Gliederung nach Meynen und anderen, die deutschlandweit in den 1950er Jahren erfolgt war, stellte das Erzgebirge die Haupteinheitengruppe 42 dar:

  • 42 Erzgebirge
    • 420 Südabdachung des Erzgebirges
    • 421 Oberes Westerzgebirge
    • 422 Oberes Osterzgebirge
    • 423 Unteres Westerzgebirge
    • 424 Unteres Osterzgebirge

Auch nach der Umgliederung durch das Bundesamt für Naturschutz 1994 blieb das Erzgebirge unter D16 mit praktisch unveränderten Grenzen eine Haupteinheitengruppe, jedoch fasste die Arbeitsgruppe Naturhaushalt und Gebietscharakter der Sächsischen Akademie der Wissenschaften in Leipzig zu Anfang des 21. Jahrhunderts zum einen das Erzgebirge mit der sich westlich anschließenden Haupteinheitengruppe Vogtland und den im Osten folgenden Haupteinheiten Sächsische Schweiz, Lausitzer Bergland und Zittauer Gebirge zur Übereinheit Sächsisches Bergland und Mittelgebirge zusammen, zum anderen wurde die interne Gliederung geändert. Dabei wurde die (ehemalige) Haupteinheit 420 mit dem Westen der Haupteinheiten 421 und 423 zur neuen Haupteinheit Westerzgebirge, der Osten von 421 und 423 zum Mittelerzgebirge und 422 und 424 zum Osterzgebirge zusammengefasst.

Die aktuelle Gliederung sieht daher wie folgt aus:[2]

Die raumgeographische Einheit Südabdachung des Erzgebirges blieb unverändert unter dem Begriff Süderzgebirge erhalten.

Topografische Beschreibung

Das Erzgebirge und einige angrenzende Landschaften

Das Erzgebirge ist in (Süd-)West-(Nord-)Ost-Richtung etwa 150 km lang und durchschnittlich 40 km breit. Aus geomorphologischer Sicht gliedert es sich in West-, Mittel- und Osterzgebirge, getrennt durch die Täler von Schwarzwasser und Zwickauer Mulde bzw. Flöha ("Flöhalinie"), wobei die Teilung des Westteiles längs des Schwarzwassers jüngeren Datums ist. Das Osterzgebirge ist vor allem durch ausgedehnte, langsam ansteigende Hochflächen geprägt, welche im stärker gegliederten sowie größere Höhen erreichenden Mittel- und Westteil kleiner sind und zudem von häufiger richtungswechselnden Tälern durchschnitten werden. Der Kamm des Gebirges selbst bildet, in allen drei Segmenten, eine Abfolge von Hochflächen und Einzelbergen.

Östlich schließt sich das Elbsandsteingebirge, westlich das Elstergebirge und andere sächsische Teile des Vogtlandes an. Süd(öst)lich von Mittel- und Osterzgebirge liegt das Nordböhmische Becken, unmittelbar östlich davon das Böhmische Mittelgebirge, das durch schmale Ausläufer des o.g. Beckens vom Osterzgebirge getrennt wird. Süd(öst)lich des Westerzgebirges liegen das Falkenauer Becken, der Egergraben und das Duppauer Gebirge. Nach Norden hin ist die Grenze unscharf, weil das Erzgebirge, als typischer Vertreter der Pultschollengebirge, sehr flach abfällt.

Man bezeichnet die landschaftliche Übergangszone von West- und Mittelerzgebirge zum sich nördlich anschließenden Lösshügelland zwischen Zwickau und Chemnitz als Erzgebirgsbecken, jene nördlich des Osterzgebirges als Erzgebirgsvorland. Das Erzgebirgsvorland wird zwischen Freital und Pirna als Dresdner Erzgebirgsvorland oder als Bannewitz-Possendorf-Burkhardswalder Plateau bezeichnet. Geologisch reicht das Erzgebirge mit dem Windberg bei Freital und der Karsdorfer Verwerfung bis an die Stadtgrenze Dresdens. Die Kerbtäler des Osterzgebirges durchbrechen diese Verwerfung und die Talschulter des Elbtalkessels.

Das Erzgebirge zählt innerhalb der Mittelgebirgsschwelle einerseits zum Böhmische Masse genannten Gebirgsstock, der außerdem aus Oberpfälzer Wald, Böhmerwald, Bayerischem Wald, Lausitzer Gebirge, Isergebirge, Riesengebirge und den innerböhmischen Gebirgen besteht. Gleichfalls bildet es mit Oberpfälzer Wald, Böhmerwald, Bayerischem Wald, Fichtelgebirge, Frankenwald, Thüringer Schiefergebirge und Thüringer Wald einen ypsilonförmigen Gebirgskomplex, der zwar keinen Eigennamen trägt, klimatisch aber recht einheitlich zu bewerten ist.

Der Tradition der Kulturräume folgend zählt man Zwickau historisch noch zum Erzgebirge, Chemnitz liegt in analoger Weise historisch knapp außerhalb und Freiberg wird wiederum dazugerechnet. Die mutmaßliche Grenze des Erzgebirges läuft weiter südwestlich Dresdens auf das Elbsandsteingebirge zu. Dabei setzt sich der maßgebliche Charakter, also flache Hochebenen mit Anstieg zum Kamm und einschneidende Kerbtäler, bis an die südliche Kante des Elbtalkessels fort. Nördlich des Erzgebirges geht die Landschaft allmählich in das Sächsische Hügelland und das Sächsische Elbland über. Der kulturräumliche Übergang zum Elbsandsteingebirge ist auf Höhe des Müglitz- und Gottleubatals sehr unscharf.

Bemerkenswerte Erhebungen

Das Fichtelberg-Keilberg-Massiv

Der höchste Berg des Erzgebirges ist der Keilberg (Klínovec) mit 1.244 Metern im böhmischen Teil des Gebirges. Höchste Erhebung auf deutscher Seite und gleichzeitig höchster Berg Sachsens ist der 1.215 Meter hohe Fichtelberg. Im Erzgebirge existieren etwa dreißig Erhebungen mit einer Höhe von mehr als 1.000 m ü. NN, die aber nicht alle markante Berge sind. Die meisten sind rund um den Keilberg und den Fichtelberg zu finden. Etwa ein Drittel davon befindet sich auf sächsischer Seite.

Siehe: Liste von Bergen im Erzgebirge

Wichtige Flüsse

Quellgebiet der Freiberger Mulde bei Moldau (Tschechien) im Osterzgebirge
Burg Stein an der Zwickauer Mulde

Von West nach Ost:


Klima

Der Stürmer im Winter

Das Klima der Erzgebirgs-Kammlagen ist als deutlich rau zu charakterisieren. Die Temperaturen liegen das ganze Jahr über erheblich niedriger als im Tiefland und der Sommer ist merklich kürzer und bietet häufig kühle Tage. Die Jahresmitteltemperaturen erreichen nur Werte von 3 bis 5 °C. Im auf 922 m ü. NN gelegenen Oberwiesenthal treten im Schnitt nur etwa 140 frostfreie Tage im Jahr auf. Dabei muss den Berichten älterer Chronisten nach das Klima in den vergangenen Jahrhunderten in den oberen Erzgebirgslagen noch rauer als heute gewesen sein. Quellen aus dieser Zeit berichten von harten Wintern, in denen das Vieh in den Ställen erfror und noch im April so viel Schnee fiel, dass Häuser und Keller zugeschneit wurden. Die Bevölkerung war regelmäßig von der Umwelt abgeschnitten. (Athenaum sive Universitas Boemo-Zinnwaldensis von 1717, verfasst von Peter Schenk) Das obere Erzgebirge wurde in der Vergangenheit daher oft mit dem Beinamen Sächsisches Sibirien versehen.

Die von Nordwest nach Südost ansteigende Pultscholle des Gebirges, die ein lang anhaltendes Abregnen als Stauregen bei West- und Nordwestwetterlagen ermöglicht, ruft eine im Vergleich zum Tiefland fast doppelt so hohe Niederschlagsmenge hervor, die bis in die Kammlagen auf über 1.100 mm ansteigt. Da ein Großteil des Niederschlages als Schnee fällt, bildet sich in vielen Jahren eine mächtige bis in den April anhaltende Schneedecke. Die Kammlagen des Erzgebirges gehören zu den schneesichersten Gebieten der deutschen Mittelgebirge. Es können Föhnwinde, aber auch der so genannte Böhmische Wind bei besonderen Südwetterlagen auftreten.

Aufgrund dieses Klimas und der großen Schneemengen gibt es bei Satzung, im Bereich der Grenze zu Böhmen, auf knapp 900 m ü. NN ein natürliches Latschen-Kiefern-Gebiet. Zum Vergleich: In den Alpen kommen Latschen erst ab 1.600 bis 1.800 m ü. NN vor.

Natur

Im oberen Westerzgebirge bei Oberwildenthal
Sphinx mit Steilabbruch des Erzgebirges
Stausee bei Försterhäuser am Rande des NSG Božídarské rašeliniště auf ca. 960 m ü. NN
Stengelhaide, Hochmoor bei Kühnhaide

Das Erzgebirge gehört mit seinem westlichen oberen Teil dem Naturpark Erzgebirge/Vogtland an. Das östliche Erzgebirge steht als LSG Osterzgebirge unter Landschaftsschutz. Weitere kleinere Gebiete stehen als Naturschutzgebiete und Naturdenkmale unter staatlichem Schutz.

Die erzgebirgische Natur wurde seit der Besiedlungswelle im Mittelalter immer durch seine Bewohner intensiv geformt. Dies geschah besonders durch großflächige Rodungen des ursprünglich dichten Waldes um dem enormen Holzbedarf des Bergbaus und Hüttenwesens nachzukommen. Auch die überall neu entstehenden Siedlungen sowie die Landwirtschaft benötigten Raum. Jedoch prägte der Bergbau mit Halden, Stauanlagen, Gräben und Pingen an vielen Orten das Landschaftsbild und die Lebensräume von Pflanzen und Tieren auch direkt. Bereits im 19. Jahrhundert gab es zudem erste Anzeichen für lokales Waldsterben durch Hüttenrauch, bevor im 20. Jahrhundert unter Einfluss von Emissionen der modernen Industrie, besonders der nahen tschechischen Braunkohlekraftwerke, einige Bergrücken in exponierter klimatisch ungünstiger Kammlage entwaldet wurden. In den letzten Jahren werden daher, statt den bisher vorherrschenden Fichten-Monokulturen, wieder bevorzugt standortgerechte Mischwälder angebaut, welche gegenüber Witterungseinflüssen und Schädlingen widerstandsfähiger sind.

Trotzdem haben vor allem die menschlichen Eingriffe seit alters her eine einzigartige Kulturlandschaft entstehen lassen. Sie beherbergt eine große Zahl typischer und schützenswerter Biotope wie, teils selten gewordene, Berg- und Feuchtwiesen oder Steinrückenlandschaften. Und selbst alte Bergbauhinterlassenschaften bieten heute vielen Pflanzen und Tieren Lebensraum. Zudem gibt es vor allem im Westerzgebirge riesige zusammenhängende, allerdings sämtlich forstwirtschaftlich genutzte Waldgebiete bis in höchste Lagen. So ist der Naturpark Erzgebirge/Vogtland zu 61 Prozent von Wald bedeckt. Hier liegen außerdem mehrere größere, nur von Regenwasser gespeiste, Hochmoore. In vielen dieser verschiedenen unter Schutz gestellten Gebiete finden seltene, anspruchsvolle Arten, wie Alpenflachbärlapp, Feuerlilie, verschiedene Enzian- und Orchideenarten, Sperlingskauz, Eisvogel oder Flussperlmuschel, einen Rückzugsraum.[4] In den Höhenlagen des Gebirges sind zudem mehrere Vorkommen alpiner Tier- und Pflanzenarten bekannt, deren nächste nachgewiesene Vorkommen erst im Riesengebirge und den Alpen zu finden sind. In den letzten Jahren konnten nach Verbesserung ihrer Lebensbedingungen auch wieder einst verdrängte Tierarten, wie der Uhu und der Schwarzstorch, das Erzgebirge zurückerobern.

Der Charakterbaum des Erzgebirges ist die Vogelbeere (Eberesche). Ihm wurde durch Max Schreyer mit einem der bekanntesten erzgebirgischen Volkslieder Dar Vugelbeerbaam ein Denkmal gesetzt.

Naturschutzgebiete



Geschichtliche und kulturgeschichtliche Aspekte

Etymologie des Namens

Gediegenes Silber aus dem Freiberger Raum

Im 12. Jahrhundert tauchte der Begriff Saltusbohemicus auf. In deutscher Sprache wurde auch Böhmischer Wald, Beheimer Wald, Behmerwald oder Böhmerwald benutzt, im Tschechischen Český les. Letztgenannte Bezeichnungen werden heute für die südwestlichen Randgebirge Tschechiens verwendet (siehe: Böhmerwald).

Von der älteren Forschung wurden auch weiter, an vereinzelten Stellen in älteren Schriftquellen erscheinende Bezeichnungen als Namen des Erzgebirges angesehen. Jedoch wurden die im 9. Jahrhundert erscheinenden Bezeichnungen HircanusSaltus (Herzynischer Wald) oder Fergunna nur allgemein für die ausgedehnten Wälder der Mittelgebirgszone verwendet. Häufig wurde der lediglich an zwei Stellen im 10. und frühen 11. Jahrhundert erscheinende Begriff Miriquidi direkt auf das Erzgebirge bezogen, jedoch erlauben diese Quellen keine Identifizierung mit dem gesamten ehemals das Erzgebirgsvorland und das Erzgebirge bedeckenden Urwald.

Nach der Entdeckung großer Erzvorkommen kam es im 16. Jahrhundert zu weiteren Umbenennungen. Petrus Albinus benutzte den Namen Erzgebirge erstmals 1589 in seiner Chronik. Vorübergehend verwendete man zu Beginn des 17. Jahrhunderts auch den Namen Meißener Berge. Ein viertel Jahrhundert später bürgerte sich endgültig die Bezeichnung Erzgebirge und tschechisch Rudohoří ein. Das tschechische Toponym lautet heute Krušné hory, was so viel wie „beschwerliches Gebirge“ bedeutet. Die Bezeichnung Erzgebirge tragen außerhalb Deutschlands weitere Landschaften.

Wirtschaftsgeschichte

Ab der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts gelangte die Glasherstellung ins Erzgebirge, verlor jedoch mit dem Aufblühen des privilegierten Bergbaus wieder an Bedeutung.

Die erzgebirgische Geschichte wurde seit der Zeit der ersten Besiedlungswelle in besonderem Maße von der wirtschaftlichen Entwicklung, insbesondere der des Bergbaus, beeinflusst.

Die Besiedlung des Erzgebirges verlief zu Beginn vor allem auf der böhmischen Seite langsam. Das raue Klima und die kurzen Vegetationszeiten verhinderten den Anbau landwirtschaftlicher Produkte. Die Ansiedlung, gefördert durch das Adelsgeschlecht der Hrabischitz, erfolgte meist vom Fuß der Berge aus und verlief entlang der Gebirgsflüsse in die tiefen Wälder.

Infolge der im 12. Jahrhundert beginnenden Besiedlung am Nordfuß des Erzgebirges wurde 1168 das erste Silbererz in der Umgebung des heutigen Freiberg entdeckt, wo sich anschließend das Erste Berggeschrey erhob. Nahezu zeitgleich wurde erstes Zinnerz am Südfuß in Böhmen gefunden.

Historische Darstellung des Bergbaus auf dem Annaberger Bergaltar (1522)

Im 13. Jahrhundert fand die Besiedlung des Gebirges nur sporadisch entlang des böhmischen Weges (antiqua Bohemiae semita) statt. Hier entstand Sayda, eine Station auf dem Handelsweg von Freiberg über Einsiedl, Johnsdorf und Brüx nach Prag, wobei in Sayda der so genannte Salzweg hinzustieß, der von Halle über Oederan ebenfalls nach Prag führte. Seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts hielt die Glasfabrikation Einzug in die Region. Das Entstehen dieses Gewerbezweiges war durch Holzüberschuss begünstigt, der durch Rodungen und Neuansiedlungen entstand und den hohen Bedarf der Glashütten decken konnte. Kenntnisse in der Glasfabrikation hatten Mönche aus dem Kloster Waldsassen ins Erzgebirge gebracht. Die meisten Glashütten befanden sich in der Gegend von Moldau, Brandau und im Frauenbachtal. Als ältester Glashüttenstandort gilt Ulmbach. Dieser holzintensive Wirtschaftszweig verlor jedoch mit dem Aufblühen des Bergbaus, der jenem gegenüber privilegiert war, wieder an Bedeutung.

Technisches Museum Frohnauer Hammer als Beispiel für die im Zuge des Bergbaus gegründeten Eisenhammer.

Mit dem Bergbau wurde auf der böhmischen Seite vermutlich im 14. Jahrhundert begonnen. Ein Hinweis darauf ist ein Vertrag zwischen Boresch von Riesenburg und dem Ossegger Abt Gerwig, in dem die Teilung der Erträge aus gewonnenen Erzen vereinbart wurde. Zinnkörner (Graupen) wurden damals im Seiffenbergbau gewonnen und gaben der böhmischen Bergstadt Graupen (tschech. Krupka) ihren Namen.

Mit der weiteren Besiedlung des Erzgebirges wurden im 15. Jahrhundert schließlich neue, reiche Erzvorkommen um Schneeberg, Annaberg und St. Joachimsthal (Jáchymov) entdeckt. Das Zweite Berggeschrey erhob sich und löste eine gewaltige Besiedelungswelle aus. In kurzer Folge entstanden im gesamten Erzgebirge neue, planmäßig errichtete Bergstädte in Nähe weiterer neu entdeckter Erzvorkommen. Typische Beispiele dafür sind die Städte Marienberg, Oberwiesenthal, Gottesgab (Boží Dar), Sebastiansberg (Hora Sv. Šebestiána) und Platten (Horní Blatná). Wirtschaftlich wurden damals jedoch nur die Silber- und Zinnerze genutzt. Zu jener Zeit begründete der Silberbergbau im Erzgebirge den Reichtum Sachsens. Als Münzmetall wurde Silber vor Ort in den Bergstädten zu Geld verarbeitet. Berühmt geworden sind die in Joachimsthal geprägten Joachimsthaler. Nach Beendigung der Hussitenkriege setzte sich der (durch diese behinderte) wirtschaftliche Aufschwung auch in Böhmen wieder fort.

Rekonstruierter offener Pferdegöpel auf dem Rudolphschacht in Lauta

Im 16. Jahrhundert wurde das Erzgebirge zum Zentrum des Bergbaus in Mitteleuropa. Die neuen Funde zogen immer mehr Menschen an, und die Zahl der Einwohner auf der sächsischen Seite stieg weiter rasch an. Auch Böhmen konnte neben Zuwanderung aus seinem Landesinneren starke Migration, vor allem deutscher Bergleute feststellen, die sich in den Siedlungen des Erzgebirges und in den Städten an dessen Fuß niederließen.

Unter Kaiser Ferdinand II. begann in Böhmen 1624–1626 eine beispiellose Rekatholisierung. Eine Großzahl der böhmischen Protestanten flüchtete daraufhin in das benachbarte Kurfürstentum Sachsen. In der Folge wurden viele böhmische Dörfer verwüstet und verödeten, während auf sächsischer Seite durch diese Emigranten neue Orte, wie die Bergstadt Johanngeorgenstadt, begründet wurden.

Nach Niedergang des Bergbaus entwickelte sich, vor allem im Osterzgebirge, die Holzwaren- und Spielzeugherstellung.

Der Erzbergbau kam im 17. Jahrhundert, besonders nach dem Dreißigjährigen Krieg, weitgehend zum Erliegen. Infolge des sehr starken Rückgangs des Bergbaus und wegen der vergeblichen Suche nach neuen Erzvorkommen mussten die Erzgebirger auf andere Erwerbszweige ausweichen. Landwirtschaftlicher Anbau war jedoch wenig ertragreich, und auch der Holzbedarf ließ durch Schließung von Hütten nach. Viele Einwohner waren zu dieser Zeit schon in der Textilproduktion tätig. Da aber auch diese nicht zum Lebensunterhalt ausreichte, entwickelte sich, vor allem im Osterzgebirge, die Holzwaren- und Spielzeugherstellung. Dabei waren die Handwerker, durch die vom Kurfürsten August 1560 erlassene Holzordnung, gehalten, das Holz in Böhmen zu kaufen. Das Holz aus dem sächsischen Erzgebirge wurde weiterhin für Bergwerke und Hütten in Freiberg benötigt. Dieser Holzexport führte unter anderem zum Bau der grenzüberschreitenden Neugrabenflöße am Flüsschen Flöha. Wegen des Rückgangs der industriellen Produktion in dieser Zeit wanderten Menschen ohne Bindungen in das Landesinnere Deutschlands oder Böhmens ab.

Ebenfalls nach Niedergang des Bergbaus verbreitete sich die Spitzen-Klöppelei und Posamentenherstellung.

Nach der Entdeckung des Kobaltblaues lebte der Bergbau erneut auf. Vor allem in Schneeberg wurde Cobalt gefördert, das in den staatlichen Blaufarbenwerken zu Kobaltblau verarbeitet wurde. Es gelang, das Produktionsgeheimnis für lange Zeit zu wahren, so dass die Blaufarbenwerke für rund 100 Jahre das Weltmonopol innehatten. Die Weißerdenzeche St. Andreas bei Aue lieferte fast 150 Jahre lang das Kaolin für die Porzellanmanufaktur in Meißen. Eine Ausfuhr außer Landes war durch den Kurfürsten unter Androhung strenger Strafen bis hin zum Tode verboten.

Die 1635 gegründete erste große Farbmühle Sachsens in Niederpfannenstiel, aus welcher später ein Blaufarbenwerk hervorging.

Unter den Bedingungen des (Sächsischen) Rétablissement nach Ende des Siebenjährigen Krieges 1763, kam es zu einem nochmaligen Aufschwung der Manufakturen in Kursachsen. Unter den mindestens 150 Manufakturgründungen bis 1800, fanden sich neun vornehmlich zwischen Zwickauer und Freiberger Mulde. Seinerzeit noch von der Wasserkraft abhängig, konzentrierten sich die Standorte an größeren Flüssen in den Gebirgsregionen sowie deren Vorland – insbesondere dem Erzgebirge. In der sich ab 1800 vollziehenden industriellen Revoltution hatte Sachsen insbesondere in der Baumwollindustrie eine Führungsrolle inne. Als 1780 der Zschopauer Leineweber Johann Gottlieb Pfaff eine Krempelmaschine zur Herstellung von Baumwollgarn erfand, bedeutete dies einen enormen Qualitätssprung. In der Folge wurden insbesondere im Chemnitzer Raum eine Vielzahl von Baumwollspinnereien gegründet.[5]

Der Engländer Evan Evans legte den Grundstein für die Entwicklung mechanischer Baumwollspinnereien und späterer Textilfabriken im Erzgebirge.

In Harthau gestalte der englische Spinnmeister und Maschinenbauer Evan Evans mit eigens entwickelten Spinnmaschinen die Bernhardtsche Spinnerei zur seinerzeit größten mechanischen Spinnerei der Welt um. Im Jahr 1806 gründete Evans in Dittersdorf eine erste Maschinenbauwerkstatt zur Fertigung von Spinnmaschinen. Die Werkstatt wurde 1809 nach Geyer verlegt. Evans Maschinen verbreiteten sich rasch im Erzgebirge und Vogtland. Ab 1812 arbeitete im benachbarten Siebenhöfen seine eigene Baumwollspinnerei, deren Maschinen erstmals gänzlich mit Wasserkraft betrieben wurden.[6] Die weitere Mechanisierung der Wirtschaftszweige schritt unaufhörlich voran. Bereits 1818 wurde in der Fabrik von Johann Jacob Bodemer in Zschopau der erste mechanische Baumwollwebstuhl aufgestellt. Angetrieben wurde er von einem Pferdegöpel. In der Metallurgie war die bedeutendste Entwicklung der Übergang vom Hammer- zum Walzwerk. Das erste sächsische Walzwerk entstand zwischen 1812 und 1816 im Messingwerk Rodewisch, in der Folgezeit wurde diese Entwicklung auch von den erzgebirgischen und vogtländischen Eisenhämmern übernommen. So entstand 1823 in Pfeilhammer das erste Eisenblechwalzwerk.[7]

Als Ausdruck der fortschreitenden Mechanisierung in der Metallurgie entstand 1823 in Pfeilhammer das erste Eisenblechwalzwerk.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts kam der Bergbau langsam zum Erliegen. Die immer kostenintensivere Wasserhaltung führte bereits seit der Mitte des 19. Jahrhunderts zum ständigen Rückgang der Ausbeute, trotz des Vortriebs tieferer Erbstollen und des Ausbaus von Gräben- und Röschensystemen zur Zuführung des erforderlichen Aufschlagwassers vom Kamm des Gebirges, wie der Revierwasserlaufanstalt des Freiberger Reviers oder dem Reitzenhainer Zeuggraben. Nur wenige Gruben konnten über einen längeren Zeitraum Gewinne erzielen. Zu ihnen gehörte die Himmelsfürst Fundgrube bei Erbisdorf, die 1818 mit der Herausgabe ihres ersten Ausbeutetalers auf eine 50-jährige kontinuierliche Gewinnphase zurückblickte, welche bis 1848 andauerte. Durch reiche Erzanbrüche wurde später die Himmelfahrt Fundgrube zur ertragreichsten Freiberger Grube im 19. Jahrhundert.

Doch selbst der Vortrieb des Rothschönberger Stollns als größter und bedeutendster sächsischer Stollen, der der Entwässerung des gesamten Freiberger Reviers diente, konnte den Niedergang des Bergbaus nicht aufhalten. Denn noch vor der Fertigstellung dieser technischen Meisterleistung wurde 1871 im Deutschen Reich die Goldwährung eingeführt. Der dadurch einsetzende rapide Verfall des Silberpreises führte zur Unrentabilität des gesamten erzgebirgischen Silberbergbaus. An dieser Situation konnten auch kurzzeitige reiche Funde in einzelnen Gruben oder der staatliche Aufkauf sämtlicher Freiberger Zechen und deren Einbringung in das 1886 gegründete Staatsunternehmen der Oberdirektion der Königlichen Erzbergwerke nichts mehr ändern. 1913 wurden die letzten Silberbergwerke stillgelegt und das Unternehmen aufgelöst.

Die 1887 gegründete Metallwaren-Fabrik Louis Krauss in Schwarzenberg/Erzgeb. entwickelte sich bis zum Ende der DDR zum wichtigsten Produktionsstandort für Waschgeräte in Osteuropa.

Zur Rohstoffgewinnung in den Kriegsjahren des 1. und 2. Weltkrieges wurde der Bergbau im Erzgebirge wiederbelebt. Dabei kam es in der Zeit des Nationalsozialismus ebenfalls zur Wiederaufnahme des Silberbergbaus. Danach war für die Bevölkerung wieder die Holzwaren- und Spielzeugherstellung vor allem im Osterzgebirge von Bedeutung. Die Uhrenindustrie hat in Glashütte einen Schwerpunkt. Im Westerzgebirge gab es wirtschaftliche Alternativen durch den Maschinenbau und die Textilindustrie.

In Pechblende aus Johanngeorgenstadt wurde 1789 das chemische Element Uran entdeckt. Ab etwa 1820 wurde in Johanngeorgenstadt auch Uranerz abgebaut, welches damals unter anderem zum Färben von Glas verwendet wurde. Noch reichere Vorkommen an Uranerz fanden sich in St. Joachimsthal. In Joachimsthaler Uranerz wurde das Radium und Polonium durch Marie Curie entdeckt. Ende der 1930er Jahre wurde, nach der Entdeckung der Kernspaltung, das Uranerz besonders für militärische Zwecke interessant. Nach der Angliederung des Sudetenlandes an Deutschland 1938 wurde die gesamte Produktion von Uran für die Entwicklung von Kernwaffen beschlagnahmt. Seit dem Einsatz der amerikanischen Atombombe in Japan 1945 begann die Sowjetunion ebenfalls fieberhaft mit der Entwicklung dieser Waffe. Kurz darauf startete unter dem Tarnnamen SAG Wismut die Förderung von Uranerz für die Sowjetunion im Erzgebirge.

Deutschlands ältester, noch in Betrieb befindlicher Hüttenstandort in Muldenhütten bei Freiberg.

Zum dritten Mal in der Geschichte strömten nun Tausende von Menschen ins Erzgebirge, um sich eine neue Existenz aufzubauen. Schwerpunkte des Abbaues waren Johanngeorgenstadt, Schlema und Aue. Auch im böhmischen St. Joachimsthal wurden die Uranerzlagerstätten für die Sowjetunion ausgebeutet. Der Abbau war mit schwerwiegenden Gesundheitsfolgen für die Bergleute verbunden. Zudem ereignete sich 1954 bei Lengenfeld ein Dammbruch an einem Uranerz-Abraumsee: 50'000 Kubikmeter Abraum ergossen sich bis 4 Kilometer ins Tal[8]. Bis 1991 wurden Uranerze noch in Aue-Alberoda und Pöhla abgebaut.

Tagesanlagen des VEB Zinnerz in Altenberg (1982)

In Freiberg wurde der seit 1168 betriebene Bergbau nach 800 Jahren 1968 beendet. In Altenberg und Ehrenfriedersdorf erfolgte bis 1991 Bergbau auf Zinnerz. Die Verhüttung dieser Erze fand unter anderem in Muldenhütten bis Anfang der 1990er Jahre statt. In Sankt Egidien und Aue befanden sich bedeutende Standorte für die Nickelverhüttung. Im westerzgebirgischen Pöhla wurden, bei Erkundungsarbeiten für die SDAG Wismut, in den 1980er Jahren neue, reiche Zinnerzlagerstätten gefunden. Die damals entstandenen Versuchsabbaue gelten heute als die größten Zinnkammern Europas. Ein weiterer bekannter Ort der Zinngewinnung war Seiffen. Das Dorf im Osterzgebirge ist heute Mittelpunkt der Holzwaren- und Spielzeugherstellung. Hier wird Erzgebirgische Volkskunst gefertigt. Bei Zwickau, Lugau, Oelsnitz sowie bei Freital wurde bis in das vorletzte Drittel des 20. Jahrhunderts Steinkohle abgebaut.

Das bis in das späte 11. (und frühe 12. Jahrhundert) noch vollständig mit Wald bestandene Gebirge wurde durch den Bergbau und die Besiedlung fast vollständig zur Kulturlandschaft umgestaltet. Bis in hohe Lagen des Gebirges ist die Bevölkerungsdichte hoch. So liegt mit Oberwiesenthal die höchstgelegene Stadt Deutschlands im Erzgebirge und das benachbarte Boží Dar (Gottesgab) auf tschechischer Seite gilt gar als höchstgelegene Stadt Mitteleuropas. Nur in den relativ unzugänglichen, klimatisch ungünstigeren Kammlagen finden sich noch größere zusammenhängende Waldgebiete, die jedoch seit dem 18. Jahrhundert forstwirtschaftlich genutzt werden. Bedingt durch den hohen Bedarf des Bergbaus und Hüttenwesens an Grubenholz und Brennstoffen, erfolgten seit dem 12. Jahrhundert großflächige Abholzungen; selbst die landesherrlichen Wälder konnten dem wachsenden Holzbedarf nicht mehr decken. Zum Erhalt der Wälder wurde seit dem 18. Jahrhundert die Verwendung von Kohle als Brennstoff gefördert und im 19. Jahrhundert schließlich anbefohlen. Bereits zu Beginn der 1960er Jahre wurden im Osterzgebirge bei Altenberg und bei Reitzenhain erste Anzeichen von Waldsterben festgestellt, nachdem bereits seit dem 19. Jahrhundert örtliche Schäden an den Wäldern durch Hüttenrauch sichtbar geworden waren.

Tourismus

Annaberg-Buchholz, St.-Annen-Kirche

Als im 19. Jahrhundert mehrere Erzgebirgspässe chausseemäßig ausgebaut und auch das obere Erzgebirge durch die Eisenbahn erschlossen wurde, entwickelte sich der Fremdenverkehr. Als einer der ersten Förderer des Fremdenverkehrs im Erzgebirge gilt Otto Delitsch. Ihm wurde 1907 in Wildenthal ein Denkmal gesetzt. Vielerorts wurden Berggasthäuser sowie Aussichtstürme auf den höchsten Erhebungen errichtet. Skisportler nutzten schon damals die schneesicheren Kammlagen. Heute sind die aus dieser Zeit stammenden mit Dampflokomotiven betriebenen Schmalspurbahnen, wie die Preßnitztalbahn, beliebte Touristenattraktionen. Mit der Fichtelberg-Schwebebahn entstand 1924 die erste Schwebeseilbahn Deutschlands, die noch heute Besucher auf den höchsten Berg Sachsens bringt. Mit dem Kammweg wurde einer der ersten Fernwanderwege geschaffen. Dieser führte einst vom Hainberg bei Asch über das Erzgebirge, die Böhmische Schweiz und das Lausitzer Gebirge bis zur Schneekoppe im Riesengebirge. Heute existiert nicht nur ein dichtes Netz von Wanderwegen, sondern auch ausgedehnte Loipennetze und Abfahrtspisten für den Wintersport. Als bedeutendster Wintersportort gilt Oberwiesenthal am Fichtelberg. Mit der Skimagistrale Erzgebirge/Krušné hory gibt es eine deutsch-tschechische Skiwanderstrecke über den gesamten Erzgebirgskamm.

In Anlehnung an die historische Silberstraße wurde nach 1990 eine zwischen Zwickau und Dresden das gesamte Erzgebirge durchquerende Touristenstraße geschaffen, die alle bedeutenden Sehenswürdigkeiten erschließt. Zu diesen gehören neben Besucherbergwerken, Bergbaulehrpfaden, technischen und heimatkundlichen Museen und einer Vielzahl weiterer kleiner Anziehungspunkte, vor allem die mittelalterlichen Stadtzentren der alten Bergstädte und ihre bedeutenden Kirchenbauten, wie der Freiberger Dom, die St.-Annen-Kirche in Annaberg-Buchholz oder die Schneeberger St.-Wolfgangs-Kirche. Auf böhmischer und auf sächsischer Seite sind außerdem viele Schlösser und Burgen verschiedener Stilepochen zu besichtigen, zu deren bekanntesten Vertretern das Jagdschloss Augustusburg zählt.

In der Advents- und Weihnachtszeit ist das Erzgebirge mit seinen besonderen Traditionen, den Weihnachtsmärkten und Bergparaden zudem als ein beliebtes Reiseziel für Kurzurlauber bekannt.

Mit 960.953 Gästen bei 2.937.204 Übernachtungen im Jahr 2007[9] ist das Erzgebirge mit Westsachsen das bedeutendste sächsische Reisegebiet neben den Großstädten und der Tourismus ein wichtiger Wirtschaftsfaktor der Region. Seit 2004 wird durch den Tourismusverband Erzgebirge die ErzgebirgsCard angeboten, mit der über 100 Museen und andere Sehenswürdigkeiten kostenlos besichtigt werden können.

Bevölkerung

Im Erzgebirge leben je nach dessen Abgrenzung zwischen 800.000 und über 1,2 Millionen Menschen. Zu den größten Städten auf deutscher Seite gehören Freiberg (40.000 Einwohner), Annaberg-Buchholz (21.000), Schwarzenberg (18.000) und Aue (17.000). Im schmalen Streifen auf tschechischer Seite sind die größten Städte Krupka (13.000), Nejdek (8.200) und Kraslice (6.900). Größere Städte finden sich am Fuße des Erzgebirges, wobei nur ein Teil im Erzgebirge liegt: Chomutov (49.000), Litvínov (25.000) und Jirkov (20.000). Bereits seit mehreren Jahrhunderten gehört es zu den am dichtesten besiedelten Gebirgsregionen Europas, was primär auf seine Tradition als Erzabbaugebiet zurückzuführen ist. Die größeren Städte befinden sich mehrheitlich am Südhang des Erzgebirges. Auf deutscher Seite nimmt die Bevölkerungsdichte vom Westerzgebirge, mit seinen vielen kleinen Städten, hin zum ländlichen Osterzgebirge ständig ab. Die Bevölkerung hat seit der Wiedervereinigung um durchschnittlich 17 Prozent abgenommen, was auf die allgemein schwierige wirtschaftliche Lage zurückzuführen ist. Im Jahr 2004 betrug die Bevölkerungsdichte etwa 210 Einwohner je km² (etwa Bundesschnitt), welche auf Grund der Abwanderung und eines starken Sterbeüberschusses weiter abnehmen wird. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges wurde der böhmische Anteil des Erzgebirges größtenteils von einer deutschsprachigen Bevölkerung bewohnt. Nach deren Vertreibung kam es zum Zuzug von Tschechen aus dem Landesinneren und tschechischen Repatrianten, außerdem siedelten sich Slowaken, Roma und Vietnamesen an.

Religion

Etwa 42 % der Bevölkerung des sächsischen Erzgebirges gehören der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche an. Zudem sind traditionell verschiedene christliche Freikirchen, wie die Evangelisch-methodistische Kirche im Westerzgebirge, stark vertreten. Die böhmische Seite des Gebirges war im Gegensatz zum sächsischen Teil vorrangig katholisch geprägt, wobei heute die meisten tschechischen Einwohner konfessionslos sind. In Pockau hat die Gemeinschaft in Christo Jesu („Lorenzianer“) ihr Zentralheiligtum, die Eliasburg, in Freiberg befindet sich einer der beiden deutschen Tempel der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Mormonen), der Freiberg-Tempel.

Kultur

deutschsprachige Kultur

Bergparade in Marienberg
Weihnachtsland Erzgebirge: Schwibbogen mit Nussknacker und Räuchermännchen in Seiffen

Die Kultur des Erzgebirges wurde vor allem durch den, seit dem Mittelalter betriebenen, Bergbau nachhaltig geprägt. Der alte, hier geprägte Ausspruch „Alles kommt vom Bergwerk her!“ bezieht sich dabei von der Landschaft über das Handwerk, die Industrie bis hin zur Volkskunst und den lebendigen Traditionen auf weite Bereiche des Lebens in der Region. Der Besucher kann dies bereits bei seiner Ankunft an der alltäglich benutzten Begrüßungsformel „Glück Auf!“ erkennen.

Das Erzgebirge hat seinen eigenen Dialekt, das Erzgebirgische, das an der Schnittstelle von Oberdeutsch zu Mitteldeutsch steht und deshalb nicht einheitlich ist.

Als erster bedeutender Mundartdichter des Erzgebirges gilt Christian Gottlob Wild im frühen 19. Jahrhundert. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wirkten Hans Soph, Stephan Dietrich und vor allem Anton Günther, deren Werke das erzgebirgische Lied- und Schriftgut bis heute nachhaltig prägen. Erzgebirgische Mundartlieder wurden auch später durch verschiedene Heimatgruppen verbreitet. Zu den bekanntesten zählen die Preßnitzer Musikanten, Geschwister Caldarelli, Zschorlauer Nachtigallen, das Erzgebirgsensemble Aue sowie Joachim Süß und sein Ensemble. Heute sind es vor allem De Randfichten aber auch Gruppen wie Wind, Sand und Sterne, "De Ranzn", De Krippelkiefern, De Erbschleicher und Schluckauf, die in erzgebirgischer Mundart singen.

Überregional bekannt sind vor allem die vielfältigen erzgebirgischen Bräuche zur Advents- und Weihnachtszeit. Besonders findet dabei die traditionelle Erzgebirgische Volkskunst, etwa in Form von Räuchermännchen, Weihnachtspyramiden, Schwibbogen, Nussknacker oder Bergmanns- und Engelfiguren, als Weihnachtsschmuck Verwendung. Vor allem die Orte im oberen Erzgebirge verwandeln sich in der Weihnachtszeit durch ihre so geschmückten Fenster in ein „Lichtermeer“. Auch die überall zu Weihnachten stattfindenden traditionellen Christmetten, die häufig unter Tage abgehaltenen Mettenschichten und die heute oft auch touristisch genutzte Tradition der Hutzenabende (siehe: Hutzenstube) ziehen viele Besucher an und machen das Erzgebirge als „Weihnachtsland“ bekannt.

Neben den Weihnachtsmärkten und anderen kleineren traditionellen und moderneren Volksfesten ist die Annaberger Kät das wohl bekannteste und größte erzgebirgische Volksfest. Im Jahr 1520 von Herzog Georg dem Bärtigen ins Leben gerufen, findet sie seitdem jährlich statt.

Interessant ist zudem die erzgebirgische Küche, welche einfach aber ebenfalls reich an Traditionen ist.

Seit 1998 strebt das Erzgebirge als „Montanregion Erzgebirge“ den Status des Weltkulturerbes an.

Wirtschaft

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Investitionsintensität

Der deutsche Teil des Erzgebirges gehört zu den wichtigen Wirtschaftsstandorten innerhalb Sachsens. Die Region verfügt über eine hohe Industriebetriebsdichte. Die Anzahl der Industriebeschäftigten stieg entgegen dem deutschlandweiten Trend seit dem Jahr 2000 um etwa 20 Prozent. Typisch für das Erzgebirge sind die vorwiegend kleinen mittelständischen, häufig inhabergeführten Betriebe.

Die wirtschaftlichen Stärken des Erzgebirges liegen vor allem im verarbeitenden Gewerbe. 63 Prozent der Industriebeschäftigten arbeiten in der Metall- und Elektroindustrie.

Nur von geringer Bedeutung sind die ehemals strukturbestimmende Textil- und Bekleidungsindustrie (5 Prozent der industriellen Wertschöpfung) und das Ernährungsgewerbe. Die Zweige Chemie, Leder, Kunststoff und die traditionell im Erzgebirge ansässigen Unternehmen im Bereich Holz, Papier, Möbel, Glas, Keramik tragen jeweils mit ca. 14 Prozent zur regionalen Wertschöpfung bei.

Im tschechischen Teil des Erzgebirges hat der Fremdenverkehr eine gewisse Bedeutung erlangt, auch wenn das Riesengebirge im Binnentourismus eine größere Bedeutung hat.

Bergbau heute

Bergbau, als die wesentliche geschichtliche Grundlage für die industrielle Entwicklung des Erzgebirges, spielt gegenwärtig eine geringe wirtschaftliche Rolle im sächsischen Erzgebirge. So werden im osterzgebirgischen Hermsdorf/Erzgeb. Calcit- und bei Lengefeld im Mittleren Erzgebirge Dolomitmarmor zu Tage gefördert. Erstmals nach zwei Jahrzehnten wurde am 28. Oktober 2010[10] wieder ein Erzbergwerk in Niederschlag bei Oberwiesenthal eröffnet. Nach den Angaben der Erzgebirgischen Fluss- und Schwerspatwerke GmbH wird erwartet, dass nach Erreichen der letzten Ausbaustufe jährlich bis zu 135.000 Tonnen Fluss- und Schwerspat abgebaut werden. Beide Erze werden in der Nickelhütte Aue aufbereitet.[10][11]

In jüngerer Zeit wurden von einer Reihe von bergbautreibenden Firmen aus aller Welt Untersuchungen zur Frage durchgeführt, ob im Erzgebirge weitere unter wirtschaftlich vertretbaren Bedingungen förderbare Erzvorkommen vorhanden sind. Im knapp westlich des Erzgebirges liegenden Gottesberg gäbe es nach Angaben der Deutschen Rohstoff AG im Jahr 2012 eines der größten Zinnvorkommen der Welt. Eine schon zu DDR-Zeiten erfolgte Schätzung habe ein australischer Gutachter bestätigt, wonach bei einem Gehalt von 2,7 Kilogramm Zinn pro Tonne Gestein eine Zinnmenge von 115.000 Tonnen zu erwarten sei. Im erzgebirgischen Geyer seien 44.000 Tonnen Zinn zu gewinnen. Die Vorkommen hätten nach dem Zinnpreis des Jahres 2012 einen Wert von etwa 3,4 Milliarden Euro.[12]

Siehe auch

 Portal:Erzgebirge – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Erzgebirge

Literatur

  • Manfred Blechschmidt, Klaus Walther, Christoph Georgi (Fotos): Erzgebirgs-Lexikon. Chemnitzer-Verlag, Chemnitz 1991, ISBN 3-928678-01-9.
  • Walter Fröbe: Ein Jahrtausend erzgebirgischer Geschichte - Heimatgeschichte in Bildern, 1. Auflage 1933, 2. Auflage 1965
  • Martina Schattkowsky (Hg.): Erzgebirge. (= Kulturlandschaften Sachsens, Band 3), Edition Leipzig 2010 ISBN 978-3-361-00645-4.
  • Siegfried Sieber: Das Erzgebirge. Landschaft und Menschen, W. Jess, Dresden 1930
  • Moritz von Süßmilch: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart. Annaberg: Hermann Graser Verlag 1889, 2. Auflage 1894 [1] 2. Auflage als Online-Ausgabe der Sächsischen Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • Johannes Zemmrich, Karl Gäbert: Das Erzgebirge (= Landschaftsbilder aus dem Königreiche Sachsen, Band 2), H. W. Schlimpert, Meißen 1911.

Allgemeine Quellen

Im Auftrag des Bundesamtes für Naturschutz wurden Landschaftssteckbriefe im Rahmen des Vorhabens "Verbreitung und Gefährdung schutzwürdiger Landschaften in Deutschland" erarbeitet. Für das Erzgebirge hat das BfN diese Beschreibungen veröffentlicht:

BfN Kartendienste Landschaftssteckbriefe:

Alle beschriebenen Landschaften gehören nach der Bewertung des Bundesamts für Naturschutz innerhalb der fünf Wertstufen zur zweitwertvollsten Kategorie - nach "Besonders schutzwürdige Landschaft" - "Schutzwürdige Landschaft" mit dieser Definition: "Im Gegensatz zu den Landschaften der höchsten Bewertungsstufe weisen diese Landschaften einen geringeren Schutzgebietsanteil auf oder sind bei ähnlichem Schutzgebietsanteil stärker durch Verkehrswege zerschnitten."

Weblinks

 Commons: Erzgebirge – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Erzgebirge – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Wikivoyage: Erzgebirge – Reiseführer

Einzelnachweise

  1. H. Förster, et al.: Compositional heterogenity of silicic magmatic rocks from the German Variscides. In: Z. Geol. Wiss. 24 (¾), 467-482, Berlin, Mai 1996
  2. Karte der Naturräume in Sachsen auf www.umwelt.sachsen.de (PDF, 859 kB)
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 Deutscher Wetterdienst, Normalperiode 1961-1990
  4. Naturpark Erzgebirge/Vogtland, Steckbrief
  5. Reiner Groß: Geschichte Sachsens. 5. erweiterte und aktualisierte Auflage. Edition Leipzig in der Seemann Henschel GmbH & Co. KG, Leipzig 2012, S. 171–173 (Sonderausgabe der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung Dresden/Leipzig 2012).
  6. Ursula Forberger: Evans, Evan. In: Sächsische Biografie. Herausgegeben vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde, bearb. von Martina Schattkowsky.
  7. Reiner Groß: Geschichte Sachsens. 5. erweiterte und aktualisierte Auflage. Edition Leipzig in der Seemann Henschel GmbH & Co. KG, Leipzig 2012, S. 173–176 (Sonderausgabe der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung Dresden/Leipzig 2012).
  8. Peter Diehl: Altstandorte des Uranbergbaus in Sachsen PDF-File
  9. Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, Beherbergungsstatistik (mit Campingtourismus)
  10. 10,0 10,1 Wiedergeburt einer alten Tradition – Bergbau im Erzgebirge, abgerufen am 14. November 2013
  11. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 9. November 2013, Seite 15
  12. Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 31. August 2012
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