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Georg Gänswein
Georg Gänswein (* 30. Juli 1956 in Riedern am Wald) ist ein deutscher Geistlicher. Er ist Kurienerzbischof der römisch-katholischen Kirche sowie beurlaubter[1] Präfekt des Päpstlichen Hauses. Weltweit bekannt wurde er ab 2005 als Privatsekretär des Papstes Benedikt XVI., ein Amt, das er auch nach Benedikts Emeritierung 2013 bis zu dessen Tod 2022 ausübte.
Leben
Georg Gänswein wuchs als ältester Sohn von Albert und Gertrud Gänswein mit zwei jüngeren Brüdern und zwei jüngeren Schwestern in Riedern am Wald im Südschwarzwald auf.[2] Der Vater führte in siebter Generation eine Schmiede sowie später einen Landmaschinenhandel und war in der Kommunalpolitik aktiv. Gänsweins Mutter war Hausfrau.[3] 1976 absolvierte er am Wirtschaftsgymnasium in Waldshut das Abitur. Anschließend trat er in das Collegium Borromaeum ein und studierte von 1976 bis 1979 an der Universität Freiburg sowie von 1979 bis 1980 an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom Katholische Theologie und Philosophie.
Nachdem Georg Gänswein zunächst einen Eintritt in den Kartäuserorden erwogen hatte,[4] wurde er am 19. Dezember 1982 durch den Freiburger Erzbischof Oskar Saier zum Diakon geweiht und in den Klerus des Erzbistums Freiburg inkardiniert. 1983 war er als Diakon in der Pfarrei St. Marien Neckarelz-Diedesheim tätig und empfing am 31. Mai 1984 für das Erzbistum Freiburg durch Oskar Saier die Priesterweihe. Die Primiz feierte Georg Gänswein am 3. Juni desselben Jahres in der Pfarrkirche St. Leodegar in Riedern am Wald.[5] Anschließend war er für zwei Jahre Kaplan im badischen Oberkirch.
Im Oktober 1986 wurde er für ein Aufbaustudium im Fach Kirchenrecht an der Universität München freigestellt. Ab 1988 war Gänswein Wissenschaftlicher Assistent von Winfried Aymans und nach dem Abschluss des kanonistischen Studiums mit dem Lizenziat ab 1989 zudem auch als Richter am Erzbischöflichen Konsistorium und Metropolitangericht des Erzbistums München und Freising sowie als Subsidiar an St. Peter in München seelsorgerisch tätig. 1991 reichte er seine von Winfried Aymans als Doktorvater betreute Dissertationsschrift ein mit dem Titel: Kirchengliedschaft gemäß dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Zur Vorgeschichte, Erarbeitung und Interpretation der konziliaren Lehraussagen über die Zugehörigkeit zur Kirche. Er wurde nach dem Rigorosum 1993 summa cum laude zum Dr. iur. can. promoviert.[6]
1994 ernannte ihn der Erzbischof von Freiburg, Oskar Saier, zum Dompräbendar (Domvikar) am Freiburger Münster und zu seinem persönlichen Referenten. 1995 berief ihn der damalige Kardinalpräfekt Antonio María Javierre Ortas zum Mitarbeiter der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung. 1996 wechselte er auf Wunsch von Joseph Kardinal Ratzinger in die Kongregation für die Glaubenslehre. Gänswein nahm außerdem einen Lehrauftrag für Kanonisches Recht an der Päpstlichen Universität vom Heiligen Kreuz in Rom wahr.
Im Jahr 2000 verlieh ihm Papst Johannes Paul II. den Ehrentitel Kaplan Seiner Heiligkeit (Monsignore). 2003 wurde er persönlicher Assistent von Kardinal Ratzinger und nahm hierdurch als Assistent des Kardinaldekans am Konklave 2005 teil. Nach der Wahl Ratzingers zum Papst am 19. April 2005 wurde Gänswein im neuen Amt sein Privatsekretär. Am 28. Januar 2006 wurde ihm von Papst Benedikt XVI. der Titel Ehrenprälat Seiner Heiligkeit verliehen.
Am 7. Dezember 2012 ernannte ihn Benedikt XVI. zum Titularerzbischof von Urbs Salvia und zum Präfekten der Präfektur des Päpstlichen Hauses.[7] Die Bischofsweihe spendete ihm Benedikt XVI. am 6. Januar 2013 im Petersdom; Mitkonsekratoren waren Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone SDB und Zenon Kardinal Grocholewski. Zu diesem Anlass gab sich Gänswein den Wahlspruch Testimonium perhibere veritati („Für die Wahrheit Zeugnis ablegen“).
Auch nach dem Amtsverzicht Benedikts XVI. am 28. Februar 2013 blieb Gänswein zunächst Präfekt des Päpstlichen Haushaltes. In diesem Amt bestätigte Papst Franziskus ihn am 31. August 2013.[8] Er war zudem weiterhin Privatsekretär Benedikts XVI., mit dem er im Kloster Mater Ecclesiae in den Vatikanischen Gärten lebte. Als Präfekten des Päpstlichen Haushalts beurlaubte ihn Papst Franziskus im Februar 2020, damit er dem emeritierten Papst Benedikt XVI. mehr Zeit widmen könne. Hintergrund für diese Maßnahme könnten Umstände um die Präsentation eines Buches von Kardinal Robert Sarah über den Zölibat gewesen sein, in dem ein Aufsatz Benedikts XVI. abgedruckt ist und als dessen Mit-Herausgeber der emeritierte Papst bei der Präsentation fälschlicherweise dargestellt wurde.[9] Gegenüber der deutschen Zeitschrift Bunte äußerte Gänswein Ende 2020, dass er diese Entscheidung als Schock und Bestrafung empfunden habe, auch wenn mittlerweile ein klärendes Gespräch mit Papst Franziskus darüber stattgefunden habe.[10] Benedikt XVI. starb im Kloster Mater Ecclesiae am 31. Dezember 2022.
Wappen
Wie andere Präfekten des Päpstlichen Hauses vor ihm führt Gänswein das päpstliche Wappen in seinem bischöflichen Wappen. Beschreibung: Der Schild ist gespalten, heraldisch rechts das Wappen des Papstes (bis 2013 das Wappen von Benedikt XVI., seither das Wappen von Franziskus), dazu als persönliche Symbole Gänsweins heraldisch links in Blau ein goldener Sankt-Georgs-Drache, senkrecht durchbohrt von einer silbernen Lanze und überhöht von einem silbernen siebenzackigen Stern. Über dem Schild ein Patriarchenkreuz, umrahmt von einem grünen Galero eines Erzbischofs mit 20 Quasten. Darüber hinaus enthält das Wappen – als beigefügte Devise – den bischöflichen Wahlspruch: Testimonium perhibere veritati. („Für die Wahrheit Zeugnis ablegen“, Joh 18,37)
Ehrungen und Auszeichnungen
- 2005: Großoffizier des Verdienstordens der Italienischen Republik[11]
- 2007: Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
- 2007: Ehren-Konventualkaplan des Malteserordens
- 2009: Großes Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich[12][13]
- 2010: Großoffizier des portugiesischen Christusordens
- 2011: Ehrendoktorwürde der Ausländeruniversität Perugia[14]
- 2012: Ehrenbürger von Ühlingen-Birkendorf[15]
- 2012: Preis „Testimoni di Santita“ (Zeugen der Heiligkeit) der Vereinigung „Tu es Petrus“ (Du bist Petrus)[16]
- 2013: Ernennung zum Ehrendomherr in Freiburg[17]
- 2015: Komtur des Sterns von Rumänien
- 2015: Bayerischer Verdienstorden
- 2015: Großkreuz des Verdienstordens der Italienischen Republik[11]
Veröffentlichungen
- Kirchengliedschaft: vom Zweiten Vatikanischen Konzil zum Codex iuris canonici. Die Rezeption der konziliaren Aussagen über die Kirchenzugehörigkeit in das nachkonziliare Gesetzbuch der lateinischen Kirche. EOS-Verlag, Sankt Ottilien 1996, ISBN 3-88096-923-X (Dissertation).
- mit Christine Schröpf: Warum trägt der Papst rote Schuhe? Kinderfragen an Benedikt XVI. Benno, Leipzig 2007, ISBN 978-3-7462-2176-2.
- mit Martin Lohmann (Herausgeber): Katholisch – Wissen aus erster Hand, CMZ-Verlag Winrich C.-W. Clasen, Rheinbach 2010, ISBN 978-3-87062-116-2.
- (Herausgeber): Benedikt XVI. Urbi et Orbi – Mit dem Papst unterwegs in Rom und der Welt, Herder, Freiburg 2010, ISBN 978-3-451-32505-2.
- How the Catholic Church Can Restore Our Culture, EWTN Publishing Inc., Irondale Alabama 2019, ISBN 978-1-68278-218-7
Literatur
- Paul Kreiner: Wer ist Georg Gänswein? In: Der Tagesspiegel vom 22. August 2005 (abgerufen am 19. September 2010).
- Hanspeter Oschwald: Unter Brüdern. Papstsekretär Georg Gänswein rückt ins Zentrum der Vatileaks-Affäre. Und es zeigt sich: Ein mächtiger Mann wie er hat viele Feinde. In: Christ & Welt 25/2012 vom 15. Juni 2012, S. 5.
- Sonja Kargl: Who is Who der Katholiken. Ausgabe 2013/2014, Pattloch Verlag, München, 2012, S. 19 f., ISBN 978-3-629-13020-4.
Einzelnachweise
- ↑ Stefan von Kempis: Vatikan: Gänswein ist „nicht suspendiert“, in: Vatican News vom 6. Februar 2020
- ↑ Biografie auf Gänswein-Homepage georgganswein.com, abgerufen am 25. März 2015 (Memento vom 4. April 2015 im Internet Archive)
- ↑ Peter Seewald: Der Papst trägt immer weiß. Auch beim Fernsehen, in: SZ-Magazin 30 (2007).
- ↑ Martin Zöller: Georg Gänswein. Der Türsteher des Papsts, in: Badische Zeitung vom 24. September 2011.
- ↑ https://www.badische-zeitung.de/georg-gaenswein-feiert-priesterjubilaeum-in-riedern-am-wald-x1x--18640050.html
- ↑ Georg Gänswein: Es war eine Zeit der Askese, in: Welt am Sonntag vom 27. Februar 2011.
- ↑ Nomina del Prefetto della Casa Pontificia, in: Presseamt des Heiligen Stuhls: Tägliches Bulletin vom 7. Dezember 2012.
- ↑ Papst bestätigt Gänswein als Präfekt des Päpstlichen Hauses. Website Radio Vatikan. Abgerufen am 31. August 2013.
- ↑ Paukenschlag im Vatikan. Papst Franziskus beurlaubt laut Medien Erzbischof Gänswein. domradio.de, 5. Februar 2020, abgerufen am 31. Dezember 2022.
- ↑ Erzbischof Gänswein: Beurlaubung durch Papst Franziskus war ein Schock. Abgerufen am 7. Januar 2021.
- ↑ 11,0 11,1 Le onorificenze della Repubblica Italiana. Abgerufen am 23. Januar 2022.
- ↑ stephanscom.at: Hohe österreichische Auszeichnung für Georg Gänswein, 13. Januar 2009.
- ↑ Aufstellung aller durch den Bundespräsidenten verliehenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ab 1952 (PDF; 6,9 MB)
- ↑ Radio Vatikan: Vatikan: Doktorhut für „Don Georg“, ansa, 4. Februar 2011.
- ↑ Ühlingen-Birkendorf: Georg Gänswein zum Ehrenbürger ernannt, Badische Zeitung vom 19. August 2012
- ↑ https://it.zenit.org/articles/a-mons-ganswein-il-premio-testimoni-di-santita/
- ↑ Kirchen: Papstsekretär Gänswein zum Freiburger Ehrendomherrn ernannt – Freiburg – FOCUS Online – Nachrichten. Website Focus Online. Abgerufen am 21. August 2013.
Weblinks
- Literatur von und über Georg Gänswein im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Eintrag zu Georg Gänswein auf catholic-hierarchy.org (englisch)
- Eintrag zu Georg Gänswein auf gcatholic.org (englisch)
- Interview mit Mons. Georg Gänswein aus Anlass seines 50. Geburtstages 2006 (Radio Vatikan)
- Interview mit Georg Gänswein, Juli 2007 (Süddeutsche Zeitung Magazin)
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
---|---|---|
James Michael Harvey | Präfekt des Päpstlichen Hauses seit 2012 | … |
Personendaten | |
---|---|
NAME | Gänswein, Georg |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Geistlicher, Privatsekretär Benedikts XVI., Kurienerzbischof |
GEBURTSDATUM | 30. Juli 1956 |
GEBURTSORT | Riedern am Wald, Landkreis Waldshut |
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- Domherr (Freiburg im Breisgau)
- Römisch-katholischer Bischof (21. Jahrhundert)
- Römisch-katholischer Geistlicher (21. Jahrhundert)
- Römisch-katholischer Geistlicher (20. Jahrhundert)
- Römisch-katholischer Geistlicher (Erzbistum Freiburg)
- Römisch-katholischer Theologe (21. Jahrhundert)
- Römisch-katholischer Theologe (20. Jahrhundert)
- Person (Römische Kurie)
- Hochschullehrer (Päpstliche Universität vom Heiligen Kreuz)
- Ehrendoktor einer Universität in Italien
- Großkreuz-Konventualkaplan des Malteserordens
- Benedikt XVI.
- Titularerzbischof
- Träger des Verdienstordens der Italienischen Republik (Großkreuz)
- Träger des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse
- Träger des Großen Goldenen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich
- Träger des portugiesischen Christusordens (Großoffizier)
- Träger des Sterns von Rumänien (Komtur)
- Träger des Bayerischen Verdienstordens
- Ehrenbürger im Landkreis Waldshut
- Ühlingen-Birkendorf
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