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Jüdische Gemeinde Bützow
Die Geschichte der Jüdischen Gemeinde Bützow begann im 14. Jahrhundert. Nach 1945 kam keine neue Gemeinde mehr zustande.
Ansiedlung im 13. Jahrhundert
Vermutlich haben sich schon wenige Jahrzehnte nach der ersten urkundlichen Erwähnung Bützows im Jahre 1229 Juden hier aufgehalten. Für diese Annahme spricht, dass der damals regierende Bischof Herrmann I. (Graf von Schladen) den Ausbau des Stiftslandes energisch vorantrieb und jüdische Kaufleute und Geldgeber ihn möglicherweise dabei unterstützt haben. Ein weiterer Beleg dafür, dass sich Juden im späten Mittelalter in Bützow aufgehalten haben könnten, ist die Bezeichnung Judenstraße bzw. Judendamm. Wie der Orientalist Oluf Gerhard Tychsen in seinen Bützowischen Nebenstunden ausführt, lag ihm seinerzeit eine Bützower Urkunde aus dem Jahr 1382 vor, in der pauschal neben Christen auch Juden erwähnt wurden. Ob dies als Indiz für in Bützow ansässige Juden herhalten kann, dürfte bezweifelt werden, da es sich dabei wohl um eine reine Floskel handelte, die in vielen der damaligen Urkunden vorzufinden war. Ein weiteres Argument, das Tychsen zusätzlich anführt, dürfte hingegen gewichtiger sein: Bereits zu seiner Zeit war bekannt, dass es eine Judenstraße oder -gasse in Bützow gegeben hat und diese ihren Namen bereits vor der Neuansiedlung von Juden in Bützow im 18. Jahrhundert getragen haben soll.[1][2][3]
Vertreibung im 15. Jahrhundert
Nach dem Sternberger Hostienschänderprozess 1492 begann auch in Bützow die systematische Vertreibung der Juden. Aus dieser Zeit ist kaum etwas aus der Bützower Geschichte bekannt.[2]
Neue jüdische Gemeinde ab dem 18. Jahrhundert
Die Phase der jüdischen Neuansiedlung begann in Bützow etwas früher als in anderen Mecklenburger Landstädten. Zu verdanken war dies der hier seit 1713 lebenden Sophie Charlotte, Landgräfin zu Hessen und Witwe des Herzogs Friedrich Wilhelm. Durch ihr Wirken war es schon zur Ansiedlung von französischen Hugenotten und später auch Protestanten aus der Pfalz in Bützow gekommen und auch die frühe Ansiedlung erster Juden ist auf sie zurückzuführen. 1738 stattete sie einen Rabbiner namens Jochen Gumperts, den späteren Chajim Friedberg, und einen Rabbiner Nathan Hersch oder Natha Cohn und 1750 den Petschierstecher Ahron Ahrendt (Ahron Pach, Aaron Isaak) mit Freibriefen aus und bestallte sie zu ihren Hofjuden. Es muss sich deshalb bei ihnen um Personen mit besonderen Fähigkeiten gehandelt haben, auf die Sophie Charlotte Wert legte. Welche diese waren, kann jedoch heute nur noch bei Aaron Isaak gesagt werden. Der später unter dem Namen Chajim Friedberg bekannte Rabbiner stammte aus Friedberg/Neumark, hieß aber ursprünglich Jochim, Joachim oder Heumann Gumpertz und bestimmte vor allem in den ersten Dekaden nicht nur das Schicksal der Bützower Gemeinschaft, sondern auf den Judenlandtagen auch das der Mecklenburger Judenschaft insgesamt mit. Der Rabbiner Nathan Hersch oder Hirsch (bei Tychsen auch Rabbi Natha, Natha Cohn oder Nasan Meserietsche) stammte aus Meseritz/Międzyrzecz, heiratete die Schwester Batseba Friedbergs und war wie dieser Teilnehmer des Judenlandtags von Malchin. Er wird bei Tychsen als Parnas bezeichnet und dürfte deshalb der erste Gemeindevorsteher in Bützow gewesen sein. Ahron Ahrendt oder Aaron Isaak (bei Tychsen Rabbi Aaron Pach) stammte aus Treuenbrietzen, war Petschierstecher am Hofe und wurde, nachdem der Stern des bis dahin bedeutendsten Bützower Juden, des vorgenannten Rabbiners Chajim Friedberg, gesunken war, zweiter Rechnungsführer auf dem Judenlandtag in Crivitz 1767, Sekretär des Distrikts Bützow und der Landjudenschaft. Er dürfte wohl nach Natha der zweite Vorsteher der Bützower Gemeinde gewesen sein, verzog jedoch später und erlangte Bekanntheit, weil er Gründer der jüdischen Gemeinde in Stockholm war. Die Familien der Hofjuden und deren Gefolge bildeten damit schon ab 1738 eine kleine jüdische Gemeinde in Bützow, was in den meisten Landstädten erst Jahrzehnte später durch den Zuzug von Schutzjuden erfolgte. Die Ansiedlung dieser Schutzjuden erfolgte dann auch hier. Wie eine landesweite Schutzgeldliste aus dem Jahr 1760 belegt, erhielten dann auch die drei Hofjuden Schutzbriefe. Von 1749 bis 1760 erhielten damit mindestens elf Juden ein Privileg für Bützow: Nathan Alexander und Isaack Aaron am 5. Juli 1749, Nathan Hirsch und Isaack Philip am 17. Januar 1749, David Philip am 3. Februar 1749, David Salamon am 30. März 1756, Jochim Gumpert am 18. Oktober 1759, ein Levin Samuel, der aber zum Zeitpunkt der Liste bereits verstorben war, Aaron Isaack am 2. Oktober 1759, Joel Levien am 8. Oktober 1759 und Isaack Levin am 1. Juli 1750, der von Ribnitz kommend sich hier angesiedelt hatte. Da die meisten von ihnen Familien hatten oder nach Erhalt des Privilegs gründeten, war die Bützoer Gemeinde um 1760 größer als die meisten anderen Landgemeinden in dieser Zeit. Schon ab 1738, also bereits mit der Ansiedlung der ersten beiden Hofjuden, hatte es einen aus Prenzlau stammenden, jüdischen Religionslehrer namens Reßriel in Bützow gegeben. Sehr wahrscheinlich hatten die Hofjuden damit ihren Lehrer selbst mitgebracht. Wie bei Tychsen überliefert ist, wechselten die Lehrer in der Folgezeit außerordentlich häufig. So gab es in Bützow zwischen 1738 und 1769 insgesamt 18, zumeist aus Polen, Schlesien oder Litauen stammende jüdische Religionslehrer. Vermutlich waren die begrenzten finanziellen Mittel der frühen Bützower Gemeinde der Grund ihres kurzen Aufenthalts. Die Gemeinde war beim Austausch der Lehrer allerdings nicht immer zimperlich vorgegangen, wie ein bei Tychsen überlieferter Schmähbrief des ehemaligen Lehrers und Kantors Hirsch Moses aus Kretschin beweist. Der Religionsunterricht und die Gottesdienste fanden seit 1738 sehr wahrscheinlich in Beträumen einer privaten Wohnung statt, seit 1761 dann regelmäßig im Hause eines Kolonisten namens Brunier, bei dem es sich um einen Hugenotten gehandelt hat. Später diente das Haus des Aaron Isaak (Ahron Ahrendt) als Zentrum für die Gottesdienste. Wie überall in Mecklenburg waren die Juden trotz ihrer Schutzbriefe nur Landeskinder zweiter Klasse. Ein Ausdruck dessen war, dass sie sich ihren Lebensmittelpunkt selbst innerhalb der Stadt nicht frei wählen durften. Eine städtische Anweisung von 1762 legte für die Bützower Juden fest, dass sie sich in einer abgelegenen Straße im „fuulen Grund“ (Faule Grube) anzusiedeln hätten, einem Bereich, der der heutigen Mantzelstraße entspricht. Auch nach der ersten Ansiedlung von Schutzjuden kamen hier in den folgenden Dekaden noch weitere hinzu. Durch Chajim Friedbergs Einfluss konnte 1763 beispielsweise der Jude Falk Hirsch aus Franken aus der Haft in Neubukow gegen Kaution frei gelassen werden und wurde daraufhin in Bützow zur Bewährung aufgenommen. Die Gemeinschaft war zum Zeitpunkt des Crivitzer Judenlandtags 1767 schon so groß geworden, dass sie nach Tychsen insgesamt zehn Gesandte aus Bützow als Vertreter senden konnten. Neben den bekannten drei ehemaligen Hofjuden Nathan Cohn, Chajim Friedberg und Aaron Isaak tauchen in dieser Liste sowohl bekannte Schutzjudennamen, wie der ursprünglich aus Ribnitz stammende Tuchdrucker Isaack Levin oder Gumprecht Hirsch, der Sohn des Nathan Cohn, als auch bisher unbekannte Namen wie Isaac Philip oder Philip Kuhlbars, ein Nathan aus Halberstadt, Moses Levien und Hirsch Jochen auf.[2][3]
Nach dem Emanzipationsedikt vom 22. Februar 1813
Der mit dem Emanzipationsedikt vom 22. Februar 1813 verbundenen Forderung nach der Annahme erblicher Familiennamen bei den Mecklenurger Juden erfolgte nach Aussage des ehemaligen Landesrabbiners Dr. Siegfried Silberstein in Bützow am 8. März 1814. Insgesamt 17 unterschiedliche Familiennamen wurden aus Bützow gemeldet, von denen einige jedoch mehrfach durch Familien von Brüdern angenommen wurden: Ahrenfeldt, Ahrens, Aronsohn, David, Dorn, Engel, Hirsch, Israel, Josephy, Ladewig, Loewenthal, Loewenthal, Masius, Saalfeldt, Simonis, Steinmann und Stern. Ein Großteil dieser Familien blieb dann in den Folgejahrzehnten auch dauerhaft in Bützow und schuf sich eine wirtschaftliche Lebensgrundlage, häufig als Händler und Kaufleute. Wie eine Aufstellung aus dem Jahr 1824 belegt, gab es in diesem Jahr mindestens vier Schutzjuden, die Handel aus offenem Laden betrieben und auch Handlungsgehilfen halten durften: Israel Löwenthal mit den Handlungsgehilfen Burchard Meyer und A. W. Cohn, Isaack Löwenthal mit dem Handlungsgehilfen Samuel Löwenthal, Joachim Hirsch mit dem Handlungsgehilfen David Markus Ruben und Cohn Israel, der den Handlungsgehilfen Abraham Ahrens beschäftigte. 1825 zählte man in Bützow eine stattliche Anzahl von insgesamt 20 Schutzjuden: Levin Ladewig, Joel Ahrens, Israel Löwenthal, Abraham Ahrenfeldt, Hirsch Arenson, Süsskind Salomon, Isaac Engel, Isaac Löwenthal, Joachim Hirsch, Joseph Samuel Steinmann, August Heinrich Dorn, Levin Simonis, Nathan Stern, Moses Masius, Süsskind Saalfeldt, Cohn Israel, Levin Israel, Israel Löser, Behr Behrens und Jacob Löwenthal. Über die wohl wichtigste und prosperierendste Zeit der jüdischen Gemeinde von Bützow vom Beginn bis zum Ende des 19. Jahrhunderts ist derzeit noch zu wenig bekannt und es bedarf weiterer Recherchen. 1845 bestand der Gemeindevorstand jedenfalls aus den Herren Aaron, Cohn und Engel. Seit spätestens 1848 verfügte die Gemeinde wohl über eine eigene Gemeindeordnung, die vermutlich 1866 wie überall in Mecklenburg durch eine landesherrlich verordnete Gemeindeordnung ersetzt wurde. Anders als die meisten Landgemeinden hatten die Bützower Juden es wohl etwas einfacher, Religionslehrer und Rabbiner für ihre Gemeinde zu finden. Überliefert sind für diese Zeit der Rabbiner Dr. Moritz Stern, der um 1857 Lehrer und Prediger in Bützow war, und der Rabbiner Dr. Moritz Tintner, der sich um 1861 als Prediger in Bützow betätigte. In wirtschaftlicher Hinsicht bot Bützow wohl bessere Voraussetzungen als andere Landstädte in Mecklenburg, insbesondere im Getreidehandel. Dies spiegelte sich auch bei den jüdischen Einwohnern von Bützow wider, die hier zum Teil bedeutende Handelsgeschäfte begründeten. Stellvertretend zu nennen ist die Getreidefirma der Gebrüder Ahron, deren Inhaber später der Kommerzienrat Leopold Ahron war, sowie vor allem die Getreidefirma Löwenthal, Nord & Co. die durch den gebürtigen Bützower Josephy Jachel Löwenthal und seinen Partner Semmy Nord und deren Nachkommen zur größten Getreide- und Landhandelsfirma in Norddeutschland ausgebaut werden konnte. Die Bützower Judenschaft erreichte ihren Höchststand mit etwa 150 jüdischen Einwohnern allerdings schon um 1830 und die Bützower Judenschaft sank danach durch die für Mecklenburg typische Landflucht kontinuierlich ab und das früher, als es in den anderen Landgemeinden der Fall war. Als Rostock sich 1868 endlich für den Zuzug von Juden öffnen musste, zählten zu den ersten jüdischen Neuansiedlern auch Bützower Familien. Um die Jahrhundertwende gab es dann nur noch etwa 25 jüdische Einwohner, hauptsächlich ältere Bürger, die mit ihren etablierten Geschäften hier blieben.
Deutsches Kaiserreich, Weimarer Republik und Nationalsozialismus
Als Rostock sich 1868 endlich für den Zuzug von Juden öffnen musste, zählten zu den ersten jüdischen Neuansiedlern auch Bützower Familien. Um die Jahrhundertwende gab es dann nur noch etwa 25 jüdische Einwohner, hauptsächlich ältere Bürger, die mit ihren etablierten Geschäften hier blieben. Um 1900 zählten zu den bekannten Familien in Bützow: Ahron (Manufakturwaren- und Getreidehandel), Berg (Buchhändler), Leopold (Manufakturwarenhandel), Engel (Lampen- und Klempnereigeschäft) Strikowski (Schuhgeschäft), Katz (Synagogendiener), Krokowski (Lederwaren und Herrengarderobe), Hirsch (Manufakturwarenhandel), Stern (Manufakturwarenhandel), Steinmann und Löwenthal (Getreidehandel). 1902 wurde nach deren Auflösung die jüdische Gemeinde von Wismar der Bützower Gemeinde angegliedert. Schließlich hatten aber auch hier die Abwanderung und Emigration negative Folgen für die finanzielle Überlebensfähigkeit der Bützower Gemeinde. Im April 1922 musste deshalb die Gemeinde aufgelöst werden. Die verbliebenen Bützower Juden schlossen sich der Güstrower Gemeinde an. Die Kultgegenstände aus Bützow sollen dem Landesrabbinat übergeben worden sein.
Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten begannen auch in Bützow die üblichen Repressalien gegen die wenigen, hier noch ansässigen jüdische Einwohner. 1936 lebten in Bützow nur noch die Samuels, Horwitz und die Familie des konvertierten Gustav Josephy. Samuels flüchteten nach Palästina, so dass 1938 nur Josephys und das Ehepaar Horwitz hier wohnten. Letztere durften schon früh ihr arisches Dienstmädchen nicht mehr in ihrer Manufaktur- und Textilwarenhandlung beschäftigen. Im Zuge der „Reichskristallnacht“ wurde das Horwitz’sche Wohnhaus in der Langen Straße 42 am 10. November 1938 von Schülern des örtlichen Realgymnasiums mit Parolen beschmiert und mit Hetzplakaten versehen. Julius Horwitz kam am 12. November 1938 in „Schutzhaft“ in das Gefängnis in Alt-Strelitz, wurde kurze Zeit später wieder entlassen. Gustav Josephy war bereits am 21. Juni 1938 im Konzentrationslager Sachsenhausen interniert worden. Familie Josephy emigrierte daraufhin nach Holland (Amsterdam), Gustav wurde am 25. Januar 1944 vom Durchgangslager Westerbork nach Auschwitz deportiert und kehrte nie wieder.[4] Somit war danach nur noch das Ehepaar Julius und Margarete Horwitz in Bützow. Nach dem Aufkommen der Pflicht zum Tragen des Judensterns ging Frau Horwitz überhaupt nicht mehr auf die Straße. Die Familie litt finanzielle Not, da sie durch das Deutsche Reich allen Vermögens beraubt worden waren. Einige Bützower halfen ihnen in dieser Zeit. Für Frau Horwitz waren die Verhältnisse nicht mehr zu ertragen. Sie versuchte sich deshalb in der Warnow zu ertränken, wurde jedoch von einer Frau gerettet. Beide Eheleute wurden am 11. November 1942 über Neustrelitz und Berlin nach Theresienstadt deportiert und starben dort als Opfer des Holocaust[5][6]. Überlieferungen zufolge soll Frau Horwitz beim Abtransport noch geschrien haben: „Wenn es eine Gerechtigkeit gibt, wird das alles gerächt werden!“
Widerstand gegen den Nationalsozialismus
Mit der Deportation der letzten jüdischen Einwohner von Bützow endete zwar die direkte jüdische Geschichte der Stadt, jedoch spielte Bützow kurz darauf für eine weitere Familie noch eine wichtige Rolle als Zufluchtsort. Irene Greiner geb. Kahn, die Tochter des jüdischen Musikprofessors Robert Kahn aus Berlin, war mit einem Nicht-Juden verheiratet und lebte mit ihm und dem gemeinsamen kleinen Sohn in Leipzig. Obwohl sie damit in einer sogenannten privilegierten Mischehe lebte, wurde die Situation für sie schließlich doch gefährlich. Irene Greiner zog deshalb Ende 1943 mit ihrem Sohn zu den befreundeten Familien Fratzscher und Gaedt nach Bützow und tauchte hier in der Anonymität unter. 1944 brachte sie hier noch eine Tochter zur Welt. Als man ihr kurz vor Kriegsende 1945 schon fast auf die Spur gekommen war, rettete eine mutigen Sekretärin des Bürgermeisters der Familie wohl das Leben, in dem sie ein offizielles Schreiben vernichtete.[1][2]
Zuchthaus Bützow-Dreibergen
Nicht in direkter Verbindung mit der jüdische Geschichte der Stadt steht das in der Nähe der Stadt befindliche Zuchthaus Bützow-Dreibergen, kann jedoch in diesem Zusammenhang nicht unerwähnt bleiben. Das Zuchthaus war bereits lange vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten eine Landesstrafanstalt, jedoch war es gerade in dieser Zeit ein willkommenes und breit genutztes Mittel, um sich politisch, „rassisch“ oder anderweitig unerwünschter Menschen zu entledigen. Unter den Gefangenen in Bützow-Dreibergen waren deshalb auch viele Personen jüdischer Abstammung, die mit fadenscheinigen Gründen durch die nationalsozialistischen Gerichte verurteilt und dann hier eingesperrt wurden. Einer dieser Vorwürfe war die auf den Nürnberger Rassengesetzen begründete Rassenschande, wenn Menschen jüdischer Abstammung Beziehungen zu Partnern „artreinen Blutes“ hatten. Stellvertretend für viele auf dieser Basis Verurteilte steht der Fall des in Brüel geborenen Walter Ladewig, dessen Leidensweg im Zuchthaus durch die Überlieferung seiner Gefangenenakte bis ins Detail rekonstruierbar ist. Er zerbrach physisch und psychisch an Bützow-Dreibergen und wurde schließlich nach seiner Deportation in Auschwitz ermordet.[2]
Gedenken
- Gedenktafel Am Markt 6 für den 1944 in der Shoa umgekommenen jüdischen Bürger Gustav Josephy
- Gedenktafel am Haus Langestraße 42 für das im KZ Theresienstadt umgekommene jüdische Ehepaar Julius und Margarete Horwitz.
- Gedenkstein und Gedenktafel von 1986 auf dem ehemaligen jüdischen Friedhof zur Erinnerung an die Opfer der Shoa
Literatur
- Joachim Steinmann: Juden in Bützow-Manuskript. Bützow 1988.
- Oluf Gerhard Tychsen: Bützowische Nebenstunden, verschiedenen zur Morgenländischen Gelehrsamkeit gehörigen mehrentheils ungedruckten Sachen gewidmet, Teil 1–6. Bützow und Rostock 1766.
- Jürgen Gramenz/Sylvia Ulmer: Dokumentation eines jüdischen Familienverbandes aus Mecklenburg. Cardamina-Verlag, Plaidt, 2013.
Weblinks
- Synagoge (Bützow)
- Jüdischer Friedhof (Bützow)
- Das Emanzipationsedikt von 1813 in: Die Juden von Mecklenburg
- Bützow (Mecklenburg-Vorpommern) in: jüdische Gemeinden
- Die Juden von Bützow in: Die Juden von Mecklenburg
- Spuren jüdischen Lebens in Mecklenburg in: library.fes
- offizielle Website Zentralrat der Juden in Deutschland
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 Joachim Steinmann: Juden in Bützow-Manuskript. Bützow 1988.
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 Jürgen Gramenz/Sylvia Ulmer: Ehemaliges jüdisches Leben in Bützow, Die Geschichte der Juden in Mecklenburg, Aufsatz. Bützow 2016-05-28 (http://www.juden-in-mecklenburg.de/Friedhoefe/Juedischer_Friedhof_Buetzow).
- ↑ 3,0 3,1 Oluf Gerhard Tychsen: Bützowische Nebenstunden, verschiedenen zur Morgenländischen Gelehrsamkeit gehörigen mehrentheils ungedruckten Sachen gewidmet, Teil 1-6. Bützow und Rostock 1766.
- ↑ Mapping the Lives
- ↑ Find a Grave: Gedenkstätte Julius und Margarete Horwitz. 2022 (https://de.findagrave.com/memorial/search?firstname=&middlename=&lastname=Horwitz&birthyear=&birthyearfilter=&deathyear=&deathyearfilter=&location=Terezin+%28Theresienstadt%29%2C+Okres+Litom%C4%9B%C5%99ice%2C+%C3%9Asteck%C3%BD+%28Usti+nad+Labem%29%2C+Czech+Republic&locationId=city_404697&memorialid=&mcid=&linkedToName=&datefilter=&orderby=r&plot=).
- ↑ My Heritage: Jüdische Holocaust-Gedenkstätten und jüdische Einwohner Deutschlands 1939-1945. (https://www.myheritage.de/research?s=1&formId=collection_10789:searchFormDef&formMode=1&useTranslation=1&exactSearch=&colId=10789&p=1&action=query&view_mode=card&qname=Name+fn.Gustav%2F3+fnmo.1+ln.Josephy%2F3&qbirth=Event+et.birth+ey.1895+ep.Schwaan+epmo.similar).
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