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Kaiseraugst
Kaiseraugst | |
---|---|
Staat: | Schweiz |
Kanton: | Aargau (AG) |
Bezirk: | Rheinfelden |
BFS-Nr.: | 4252 |
Postleitzahl: | 4303 |
UN/LOCODE: | CH KGT |
Koordinaten: | (621464 / 265352)47.5385437.7237269Koordinaten: 47° 32′ 19″ N, 7° 43′ 25″ O; CH1903: (621464 / 265352) |
Höhe: | 269 m ü. M. |
Höhenbereich: | 255–383 m ü. M.[1] |
Fläche: | 4,90 km²[2] |
Einwohner: | 5242 (31. Dezember 2010)[3] |
Einwohnerdichte: | 1070 Einw. pro km² |
Ausländeranteil: (Einwohner ohne Schweizer Bürgerrecht) |
25,2 % (31. Dezember 2010)[4] |
Website: | www.kaiseraugst.ch |
Dorfzentrum von Kaiseraugst | |
Lage der Gemeinde | |
Vorlage:Imagemap Bezirk Rheinfelden |
Kaiseraugst (schweizerdeutsch: ˈχæisəɾˌɑuɡʃt)[5] ist eine Einwohnergemeinde im Bezirk Rheinfelden des Schweizer Kantons Aargau. Sie liegt im äussersten Westen der Region Fricktal und im äussersten Nordwesten des Kantons. Die Gemeinde gehört zu den am stärksten wachsenden Wohn- und Industrieorten der Agglomeration der Stadt Basel, liegt am Hochrhein und grenzt an Deutschland sowie an den Kanton Basel-Landschaft. Bekannt ist der Ort wegen der ehemaligen römischen Stadt Augusta Raurica.
Geographie
Die Gemeinde liegt im äussersten Südosten der Oberrheinischen Tiefebene. Der teilweise mäandrierende Violenbach durchschneidet die über einen Kilometer breite Schotterebene in einem rund 20 Meter tiefen Graben und mündet in die Ergolz, die wiederum in den Rhein mündet. Beide Bäche bilden die Grenze zum Kanton Basel-Landschaft und zur Gemeinde Augst. Das alte Zentrum liegt unmittelbar am Ufer des Rheins, ein weiterer historischer Dorfteil an der Ergolzbrücke. Der grösste Teil der Bevölkerung lebt jedoch in der Siedlung Liebrüti, die in den 1970er Jahren zwischen der Bahnlinie und dem Violenbach entstanden ist. Östlich davon erstrecken sich weitläufige Industrieanlagen. Ganz im Südosten erheben sich bewaldete Ausläufer des Tafeljuras.[6]
Die Fläche des Gemeindegebiets beträgt 491 Hektaren, davon sind 158 Hektaren bewaldet und 201 Hektaren überbaut. Der höchste Punkt liegt auf 382 Metern im Zankholz, der tiefste auf 261 Metern an der Mündung der Ergolz in den Rhein; dies ist gleichzeitig der tiefstgelegene Punkt des gesamten Kantons Aargau.
Nachbargemeinden sind Augst im Westen, Giebenach im Süden, Olsberg im Osten und Rheinfelden im Nordosten. Im Norden grenzt Kaiseraugst an die deutsche Gemeinden Grenzach-Wyhlen und Rheinfelden (Baden).
Geschichte
Der Name Augst geht auf die römische Stadt Augusta Raurica zurück und bezieht sich auf den keltischen Stamm der Rauriker.[5] Die ältere Oberstadt entstand auf dem Terrassensporn zwischen Ergolz und Violenbach, auf dem Gebiet der heutigen Gemeinde Augst. Sie wurde im Jahre 45 v. Chr. gegründet und ist somit die älteste römische Siedlung in der Schweiz. Um etwa 100 n. Chr. entstand am Rhein, auf dem Gebiet des heutigen Kaiseraugst, die Unterstadt mit Flusshafen, Handwerkerquartieren und Handelseinrichtungen.
Nachdem die Oberstadt um 273/74 von den Alamannen zerstört worden war, errichteten die Römer in der Unterstadt ein Kastell, das Castrum Rauracense, das als Hauptquartier der Legio I Martia diente. Nach dem Abzug der römischen Truppen zu Beginn des 5. Jahrhunderts blieb das Kastell weiterhin bewohnt. Für 346 wurde es in einer Überlieferung des 9. Jahrhunderts als Sitz eines Bischofs genannt, dieser Bericht zu einem Konzil ist jedoch eine nachträgliche Kompilation und quellenkritisch betrachtet fast wertlos. Als das Bistum im 7. Jahrhundert seinen Sitz nach Basel verlegte, verlor die Siedlung an Bedeutung. Zum Bau der mächtigen «Heidenmauer» rund um das Kastell war Abbruchmaterial aus der verfallenen Oberstadt verwendet worden. Mit der Zeit wurde die Heidenmauer durchlöchert und als Steinbruch benutzt.
Im Mittelalter hatte sich beidseits der Ergolzbrücke, wo sich der Zoll und eine Mühle befanden, ein neuer Siedlungsschwerpunkt gebildet. 1442 wurden die Ergolz und der Violenbach zur Grenze: Der westliche Teil der Siedlung gelangte zunächst zur Herrschaft Farnsburg und 1461 schliesslich in den Besitz der Stadt Basel. Der östliche Teil der Siedlung gelangte in den Besitz der Habsburger, hiess zunächst Augst im Dorf und wenig später Kaiseraugst. Die Habsburger verpfändeten nach dem Waldshuterkrieg von 1468 das gesamte Fricktal an Burgund. Als die Burgunder von den Eidgenossen während der Burgunderkriege vernichtend geschlagen worden waren, kam Kaiseraugst 1477 wieder unter habsburgische Herrschaft.
Nach der Reichsreform des österreichischen Kaisers Maximilian I. im Jahr 1491 gehörte Kaiseraugst zu Vorderösterreich und lag in der Landschaft Möhlinbach, einer untergeordneten Verwaltungseinheit der Kameralherrschaft Rheinfelden im Oberamt Breisgau. Im 17. Jahrhundert gab es kaum längere Friedenszeiten. Der Rappenkrieg, ein Bauernaufstand, dauerte von 1612 bis 1614. Der Dreissigjährige Krieg, der zwischen 1633 und 1638 auch das Fricktal erfasste, warf das Dorf in seiner wirtschaftlichen Entwicklung zurück. Auch während des Pfälzischen Erbfolgekriegs (1688–1697) zogen fremde Truppen durch die Region.
1797 wurde das Fricktal nach dem Frieden von Campo Formio ein französisches Protektorat. Während des Zweiten Koalitionskriegs verlief hier die Frontlinie zwischen den Armeen Frankreichs und Österreichs. Am 20. Februar 1802 wurde Kaiseraugst eine Gemeinde im Distrikt Rheinfelden des Kantons Fricktal, der sich im August der Helvetischen Republik anschloss. Seit dem 19. Februar 1803 gehört die Gemeinde zum Kanton Aargau.
Schon um 1500 hatten sich die Fischer zwischen Hüningen und Säckingen zur Rheingenossenschaft zusammengeschlossen, zu der bald auch die Schiffer und Flösser stiessen. Meist besetzten Kaiseraugster die höchsten Posten dieser Vereinigung. Die Fischerei entwickelte sich im 17. und 18. Jahrhundert zum Hauptgewerbe. Bis zur flächendeckenden Einführung der Eisenbahn im 19. Jahrhundert hatte auch die Flösserei eine hohe Bedeutung, wobei Kaiseraugst ein wichtiger Umschlagplatz war.
Das Industriezeitalter in Kaiseraugst begann 1841 mit einer ersten Probebohrung nach Salz und mit der Eröffnung der ersten Saline im Jahr 1843. Am 2. August 1875 erfolgte die Eröffnung der Bözbergeisenbahn zwischen Basel und Brugg. 1888 nahm die erste Zellulosefabrik der Schweiz ihren Betrieb auf. Kurz nach Baubeginn des Wasserkraftwerks Augst-Wyhlen wurde die Saline im Jahre 1909 geschlossen, das Kraftwerk begann 1913 mit der Stromproduktion.
Ab Mitte der 1960er Jahre erlebte Kaiseraugst einen bisher ungeahnten Aufschwung. Nach dem Bau der Autobahnen siedelten sich zahlreiche Industriebetriebe an, darunter eine grosse Produktionsanlage des Chemiekonzerns Hoffmann-La Roche. Südlich der Eisenbahnlinie entstand der neue Dorfteil Liebrüti. Seither stieg die Einwohnerzahl um fast das Fünffache. In den ersten fünf Jahren des 21. Jahrhunderts wurden östlich der Liebrüti neue Siedlungsflächen geschaffen.
Lange Zeit stand die Gemeinde als Standort für das Kernkraftwerk Kaiseraugst zur Diskussion. Das Projekt scheiterte am erbitterten Widerstand der Bevölkerung und von Umweltschutzkreisen. Die spektakulärste Aktion war 1975 eine elf Wochen andauernde Besetzung des Baugeländes. 1988 wurde das Projekt endgültig fallengelassen.
Sehenswürdigkeiten
Der alte Dorfkern von Kaiseraugst entstand innerhalb der «Heidenmauer», der Befestigung des spätrömischen «Castrum Rauracense». Diese Mauer war bis zu vier Meter dick und acht bis zehn Meter hoch. Es gab mindestens 18 Türme und vier Toranlagen. Der grösste Teil ist zwar verschwunden, doch die Südwestecke ist noch besonders gut erhalten.
An der Nordseite, am Rheinufer, legten Archäologen 1974/75 eine öffentliche Badeanlage frei, besonders das Hypokaustum ist erwähnenswert. 1962 entdeckte man bei Bauarbeiten bei der südlichen Kastellmauer den spätrömischen Silberschatz von Kaiseraugst, bestehend aus reich verzierten Platten, Trinkgefässen, Besteck, 186 Silbermünzen und Medaillons. Diese Gegenstände, die während eines Ansturms feindlicher Truppen dort vergraben worden waren, sind im Römermuseum Augst ausgestellt.
Am Violenbach, nahe der Landstrasse, sind gut erhaltene Reste eines römisches Handels- und Gewerbehaus mitsamt Ziegelbrennofen zu besichtigen. Zwei weitere Ziegelbrennöfen befinden sich am Rande der Liebrüti-Siedlung. In einem Waldstück südlich der Autobahn ist ein tunnelartiger Teil einer römischen Wasserleitung erhalten geblieben.
Im Dorfzentrum befindet sich die christkatholische Kirche St. Gallus. Während des Kulturkampfes wechselte die Mehrheit der Bevölkerung zur christkatholischen Konfession, weshalb die Römisch-Katholiken 1900/01 eine eigene Kirche errichteten.
Bilder
Wappen
Die Blasonierung des Gemeindewappens lautet: «In Rot schwarz gefugter weisser römischer Wachtturm, weiss bedacht.» Auf dem Gemeindesiegel von 1811 war ein viereckiger unbedachter Turm abgebildet, der an die römischen Kastelle entlang des Rheins erinnerte. Ab 1915 existierte parallel dazu die heute noch verwendete Version, diese wurde 1960 vom Gemeinderat als verbindlich erklärt.[7]
Bevölkerung
Bevölkerungsentwicklung:[8]
Jahr | 1758 | 1850 | 1900 | 1930 | 1950 | 1960 | 1970 | 1980 | 1990 | 2000 | 2010 |
Einwohner | 215 | 405 | 595 | 719 | 852 | 995 | 1311 | 3044 | 3568 | 3917 | 5242 |
Am 31. Dezember 2010 lebten 5242 Menschen in Kaiseraugst, der Ausländeranteil betrug 25,2 %. Bei der Volkszählung 2000 waren 35,8 % reformiert, 30,9 % römisch-katholisch, 2,2 % muslimisch, 2,0 % christkatholisch und 1,5 % christlich-orthodox; 1,4 % gehörten anderen Glaubensrichtungen an.[9] 88,2 % bezeichneten Deutsch als ihre Hauptsprache, 2,2 % Italienisch, 1,8 % Französisch, 1,3 % Englisch, 1,0 % Serbokroatisch und Spanisch, 0,9 % Albanisch.[10]
Politik und Recht
Die Versammlung der Stimmberechtigten, die Gemeindeversammlung, übt die Legislativgewalt aus. Ausführende Behörde ist der fünfköpfige Gemeinderat. Seine Amtsdauer beträgt vier Jahre und er wird im Majorzverfahren (Mehrheitswahlverfahren) vom Volk gewählt. Er führt und repräsentiert die Gemeinde. Dazu vollzieht er die Beschlüsse der Gemeindeversammlung und die Aufgaben, die ihm von Kanton und Bund zugeteilt wurden.
Für Rechtsstreitigkeiten ist das Bezirksgericht Rheinfelden zuständig. Kaiseraugst gehört zum Friedensrichterkreis Rheinfelden.
Wirtschaft
In Kaiseraugst gibt es gemäss Betriebszählung 2008 rund 3400 Arbeitsplätze, davon weniger als 1 % in der Landwirtschaft, 72 % in der Industrie und 27 % im Dienstleistungssektor.[11] Der mit Abstand grösste Arbeitgeber ist der Pharmakonzern Hoffmann-La Roche. Daneben gibt es zahlreiche kleine und mittlere Unternehmen. Viele Erwerbstätige sind Wegpendler und arbeiten in der Stadt oder Agglomeration Basel.
In der Asphard befindet sich ein Unterwerk der Atel Holding und der Axpo AG. Dort wird elektrische Energie mit der Nennspannung von 380 kV zwischen Laufenburg, der Agglomeration von Basel, dem Kühmoos und Sierentz transformiert.
Verkehr
Kaiseraugst ist verkehrsmässig ausgezeichnet erschlossen. Durch die Gemeinde verläuft die wichtige Hauptstrasse 3 zwischen Basel und Zürich. An der Hauptstrasse 2 nach Liestal, in rund zwei Kilometern Entfernung, befindet sich eine Anschlussstelle der Autobahn A2. Südlich des Dorfes befindet sich ein Autobahndreieck, an der die A3 beginnt. Am 7. März 2006 wurde die 4,6 Kilometer lange A861 eröffnet. Sie beginnt an der Grenze zu Rheinfelden, überquert den Rhein und führt zur A98.
Der Bahnhof von Kaiseraugst liegt an der SBB-Bözbergstrecke zwischen Basel und Zürich. Hier hält die Linie S1 der Regio S-Bahn Basel, die von Mülhausen im Elsass über Basel nach Frick bzw. Laufenburg verkehrt. Das Dorf wird von zwei Linien der AAGL erschlossen, die von Pratteln nach Liestal bzw. von Muttenz nach Rheinfelden führen. Auf dem Rhein verkehren Ausflugsschiffe der Basler Personenschifffahrt nach Basel und Rheinfelden.
Bildung
Die Gemeinde verfügt über eine Kinderkrippe, fünf Kindergärten und zwei Schulhäuser, in denen die Primarschule, die Realschule und die Sekundarschule unterrichtet werden. Die Bezirksschule kann in Rheinfelden besucht werden. Aufgrund einer interkantonalen Vereinbarung können Jugendliche aus Teilen des Fricktals das Gymnasium in Muttenz (Kanton Basel-Landschaft) absolvieren.
Persönlichkeiten
- Gregor Lützelschwab (1794–1860), Regierungsrat und Richter
Literatur
- René Salathé, et al.: Augst und Kaiseraugst: Zwei Dörfer - eine Geschichte. 2 Bände. Verlag des Kantons Basel-Landschaft, Liestal 2007
- Michael Schroeren: Zum Beispiel Kaiseraugst - Der gewaltfreie Widerstand gegen das Atomkraftwerk. Vom legalen Protest zum zivilen Ungehorsam. Schweizer Friedensrat, Zürich 1977. (Fallstudie über die Bürgerbewegung gegen den Bau eines Atomkraftwerks in Kaiseraugst)
Weblinks
- Offizielle Website der Gemeinde Kaiseraugst
- Römerstadt Augusta raurica
- Martin Hartmann, Dominik Sauerländer: Kaiseraugst im Historischen Lexikon der Schweiz
- Alex R. Furger: Augusta Raurica im Historischen Lexikon der Schweiz
Einzelnachweise
- ↑ BFS Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Höhen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
- ↑ Generalisierte Grenzen 2020 ([1])
- ↑ Bevölkerungsstatistik, 2. Halbjahr 2010, Statistisches Amt des Kantons Aargau
- ↑ Bevölkerungsstatistik, 2. Halbjahr 2010, Statistisches Amt des Kantons Aargau
- ↑ 5,0 5,1 Beat Zehnder: Die Gemeindenamen des Kantons Aargau. In: Historische Gesellschaft des Kantons Aargau (Hrsg.): Argovia. Band 100, Verlag Sauerländer, Aarau 1991, ISBN 3-7941-3122-3, S. 213–216.
- ↑ Landeskarte der Schweiz, Blatt 1068, Swisstopo
- ↑ Joseph Galliker, Marcel Giger: Gemeindewappen des Kantons Aargau. Lehrmittelverlag des Kantons Aargau, Buchs 2004, ISBN 3-906738-07-8, S. 186.
- ↑ Bevölkerungsentwicklung in den Gemeinden des Kantons Aargau seit 1850. In: Eidg. Volkszählung 2000. Statistisches Amt des Kantons Aargau, 2001, abgerufen am 3. April 2012.
- ↑ Eidg. Volkszählung 2000: Wirtschaftliche Wohnbevölkerung nach Religionszugehörigkeit sowie nach Bezirken und Gemeinden. Statistisches Amt des Kantons Aargau, abgerufen am 24. August 2012.
- ↑ Eidg. Volkszählung 2000: Wirtschaftliche Wohnbevölkerung nach Hauptsprache sowie nach Bezirken und Gemeinden. Statistisches Amt des Kantons Aargau, abgerufen am 24. August 2012.
- ↑ Betriebszählung 2008. Statistisches Amt des Kantons Aargau, abgerufen am 24. August 2012.
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