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Martin Graßnick

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Martin Graßnick (geboren 5. Mai 1917 in Mainz; gestorben 4. Juli 2020 in Baden-Baden[1]) war ein deutscher Architekt, Architekturhistoriker und Denkmalpfleger.

Leben

Graßnicks Vater verlor 1933 nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten aufgrund des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums seine Stelle als Baubeamter in Mainz, da er nach der nationalsozialistischen Rassenideologie als Vierteljude galt. Seine Kinder mussten das Gymnasium verlassen, und Martin Graßnick machte eine Ausbildung als Bauzeichner an der Bauschule Mainz bei Gustav Friedrich Scheinpflug. Er wurde zum Reichsarbeitsdienst verpflichtet und zur Wehrmacht eingezogen. Da in seinen Personalakten die jüdische Herkunft vertuscht wurde, erhielt Graßnick während des Zweiten Weltkriegs eine Offiziersausbildung und wurde im Rang eines Leutnants an der Ostfront eingesetzt. Nach der deutschen Besetzung Italiens im Jahr 1943 wurde er als Chef einer Pionierkompanie nach Pescara kommandiert. In seinem Befehlsbereich verhinderte er die Deportation von demobilisierten Angehörigen der italienischen Streitkräfte als Militärinternierte nach Deutschland. Wegen dieser Haltung wurde Graßnick 1984 mit dem Verdienstorden der Italienischen Republik (Offizier) geehrt.[2]

Nach Kriegsende studierte Graßnick an der Technischen Hochschule Darmstadt, wo er auch promovierte. Zunächst als Dozent an der Staatsbauschule Mainz tätig, wurde er 1956 deren Direktor und 1959 zugleich Direktor der Mainzer Werkkunstschule. Neben der Tätigkeit an der Ingenieurschule war er Berater für Denkmalpflege der nordrhein-westfälischen Landesregierung. Er verantwortete den Wiederaufbau des Quirinus-Münsters in Neuss und war von 1947 bis 1977 der Dombaumeister des kriegszerstörten Doms in Xanten. Nachdem er 1966 in Mainz das Hochschulinstitut für Berufspädagogik aufgebaut hatte, wurde er 1969 mit der organisatorischen Leitung der Universitätsneugründung Trier-Kaiserslautern beauftragt, die er planmäßig zum Wintersemester 1970/1971 in ihren Betrieb führte. 1982 wurde Graßnick emeritiert und von der Technischen Universität Kaiserslautern zum Ehrensenator ernannt. Anfang 2016 wurde zu seinen Ehren eine vorher am Lehrgebiet Geschichte und Theorie der Architektur, Matthias Schirren, eingerichtete Visiting Professur nach seinem Namen benannt.[3] Graßnick lebte zuletzt in Baden-Baden.

Schriften (Auswahl)

  • Die gotischen Wölbungen des Domes zu Xanten und ihre Wiederherstellung nach 1945. Darmstadt 1963.
  • Trullo Fera. Gestalt und Konstruktion der Trulli auf der Murgia von Apulien. Deutscher Consulting-Verlag, Wuppertal 1977.
  • (als Herausgeber): Die Architektur der Antike. Vieweg, Braunschweig 1982.
  • (als Herausgeber): Die Architektur des Mittelalters. Vieweg, Braunschweig 1982.
  • (als Herausgeber): Die Architektur der Neuzeit. Vieweg, Braunschweig 1982.
  • (als Herausgeber): Stadtbaugeschichte von der Antike bis zur Neuzeit. Vieweg, Braunschweig 1982.
  • Bäder und hygienische Einrichtungen als Zeugnisse früher Kulturen. R. Oldenbourg, München 1992.
  • Festschrift Martin Graßnick. Fachbereich ARUBI der Universität Kaiserslautern, Kaiserslautern 1987.

Literatur

  • Klaus Franck: Zum 90. Geburtstag von Prof. Dr.-Ing. Martin Graßnick. In: Unispectrum, Magazin der TU Kaiserslautern vom 19. Juli 2007.
  • Henning Klüver: Der gute Feind. Martin Graßnick ist der einzige frühere Soldat der Wehrmacht, den die Republik Italien geehrt hat. Er zeigte, was so vielen anderen Besatzungsoffizieren fehlte: Menschlichkeit. In: Süddeutsche Zeitung vom 19. Mai 2012.
  • „Diesen Blick habe ich nicht vergessen“. (Beitrag über die Kriegserlebnisse von Martin Graßnick und seine Begegnung mit Heinrich Himmler). In: Badische Neueste Nachrichten vom 1. September 2016 (online)
  • Mit 99 Jahren zur Wiege der Renaissance. (Lebenslauf von Martin Graßnick) In: Badische Neueste Nachrichten vom 8. September 2016 (online)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Traueranzeigen von Martin Graßnick | Volksfreund.Trauer.de. Abgerufen am 11. Juli 2020 (deutsch).
  2. Angaben zum Orden im Artikel von Henning Klüver (→ Literatur); kein Treffer für „Martin Graßnick“ in der Datenbank des Quirinale
  3. / Pressemitteilung der TU Kaiserslautern über die Einrichtung der Martin Graßnick Visiting Professur (Memento vom 18. Mai 2016 im Internet Archive), abgerufen am 18. Mai 2016
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Martin Graßnick aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.