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Militärseelsorge (Bundeswehr)

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Militärseelsorge
Logo der evangelischen MilitärseelsorgeLogo der katholischen Militärseelsorge
Aufstellung 1956
Land DeutschlandDeutschland Deutschland
Streitkräfte Bundeswehr Kreuz.svg Bundeswehr
Typ Ziviler Organisationsbereich
Grobgliederung Evangelisches Kirchenamt für die Bundeswehr
Katholisches Militärbischofsamt
Militärbischöfe
Evangelischer Militärbischof Bernhard Felmberg
Katholischer Militärbischof Franz-Josef Overbeck
Website Ev. Militärseelsorge
Kath. Militärseelsorge
katholischer Militärpfarrer (links) und evangelischer Militärpfarrer (rechts) im ISAF-Einsatz

Die Militärseelsorge (MilSeels) ist ein ziviler Organisationsbereich der deutschen Bundeswehr mit der Aufgabe, einen Beitrag zur seelsorgerischen Betreuung der Soldaten und ihrer Familien zu leisten.[1] Er ist in die evangelische, die katholische Militärseelsorge und jüdische Militärseelsorge unterteilt.

Aufgaben und Tätigkeiten

Etwa 60 Prozent der deutschen Soldaten gehören einer christlichen Kirche an. Versetzungen, Truppenübungsplatz-Aufenthalte und Auslandseinsätze machen ein eigenes geistliches Angebot für Soldaten nötig. Militärseelsorge ist Kirchlicher Dienst in der Arbeitswelt. Standortgottesdienste finden grundsätzlich werktags statt, oft in eigenen Garnisonskirchen. Soldaten feiern Gottesdienst in der Gemeinschaft der Kameraden. Die Militärseelsorger arbeiten in den Liegenschaften der Bundeswehr. Dadurch pflegen sie den Kontakt zu ihren Gemeindemitgliedern während deren Arbeitszeit sowie an deren Arbeitsplatz und sind im Bundeswehr-Alltag ansprechbar. Auf sogenannten Rüstzeiten haben Soldaten die Möglichkeit, sich abseits vom Alltag gemeinsam mit anderen zu erholen und über Fragen des Glaubens nachzudenken. Die Militärseelsorge bietet auch Exkursionen (auch Motorradexkursionen) und Wanderungen auf Pilgerpfaden an. Eine der größten Veranstaltungen ist jedes Jahr die Soldatenwallfahrt nach Lourdes in Frankreich. Die Militärseelsorge führt auch den sogenannten lebenskundlichen Unterricht durch.[2]

Entstehung und rechtliche Grundlage

Die Militärseelsorge ist durch Staatskirchenverträge geregelt. Es handelt sich um eine der sogenannte „gemeinsame Angelegenheiten“ von Staat und Religionsgemeinschaften (res mixta). Mit der Evangelischen Kirche in Deutschland wurde am 22. Februar 1957 der Militärseelsorgevertrag geschlossen und durch das Gesetz über die Militärseelsorge vom 26. Juli 1957 bestätigt; für den Bereich der katholischen Kirche gilt das Reichskonkordat aus dem Jahre 1933 nach herrschender Rechtsauffassung fort. Bereits im Juni 1951 begann die Seelsorge von zivilen Labor-Service-Einheiten, kasernierten deutschen Arbeitseinheiten bei den US-amerikanischen Streitkräften in Deutschland. Die Labor-Service-Seelsorge wurde damit zum Erprobungsfeld für die spätere Militärseelsorge.[3]

Personal

Schulterklappe Evangelischer Militärgeistlicher

Es gibt etwa 200 Militärgeistliche, etwa je zur Hälfte evangelisch und katholisch. Hinzu kommen etwa ebenso viele Pfarrhelfer. Die Angehörigen der Militärseelsorge stehen in einem Beamtenverhältnis auf Zeit zum Dienstherrn Bundesrepublik Deutschland, nicht in einem Kirchenbeamtenverhältnis. In der Ausübung ihrer Tätigkeit sind sie jedoch von staatlicher Seite weisungsfrei. Ihre Besoldung erfolgt aus Mitteln des Bundeshaushaltes.

Die Militärseelsorger werden, in der Regel für mindestens sechs Jahre, von ihren Landeskirchen bzw. Diözesen für die Militärseelsorge freigestellt. Sie nehmen an Übungen und Auslandseinsätzen der Bundeswehr teil. Im Einsatz tragen Militärseelsorger den Feldanzug als Arbeitskleidung mit speziellen Aufschiebeschlaufen anstatt Dienstgradabzeichen.

Organisation

Organisation der Evangelischen Militärseelsorge
Organisation der Katholischen Militärseelsorge

An der Spitze der evangelischen Militärseelsorge steht das Evangelische Kirchenamt für die Bundeswehr (EKA) in Berlin. Die zentrale Dienststelle der katholischen Militärseelsorge ist das Katholische Militärbischofsamt (KMBA), ebenfalls in Berlin. Beide Bundesoberbehörden sind dem Bundesministerium der Verteidigung (BMVg) unmittelbar nachgeordnet und nehmen unter Leitung eines Militärgeneraldekans (EBA) bzw. eines Militärgeneralvikars (KMBA), Besoldungsgruppe B 6 Bundesbesoldungsordnung, alle mit der Militärseelsorge zusammenhängenden staatlichen Verwaltungsaufgaben wahr. Die Verwaltung der dem Katholischen Militärbischofsamt zustehenden Kirchensteuermittel der katholischen Soldaten obliegt der „Katholischen Soldatenseelsorge (KS) - Anstalt des öffentlichen Rechts (AöR)“.

Dem EKA und KBMA sind vier Evangelische Militärdekanate (EMilD) bzw. vier Katholische Militärdekanate (KMilD) in Berlin, Kiel, Köln und München als Mittelebene nachgeordnet. Dort wird die Verantwortung für die Militärseelsorge im Inland sowie die Dienstaufsicht über die Militärgeistlichen wahrgenommen.

An fast 100 Bundeswehr-Standorten in Deutschland gibt es Evangelische Militärpfarrämter und Katholische Militärpfarrämter, die den Militärdekanaten nachgeordnet sind. Sie haben in der Regel zwei Dienstposten für einen Geistlichen mit abgeschlossenem Theologiestudium und einen Pfarrhelfer. Diese haben in der evangelischen Militärseelsorge eine spezielle diakonische Ausbildung für die Bundeswehr.[4][5]

Die Dienststellen der Deutschen Militärpfarrer an den Auslandsstandorten der Bundeswehr in den Vereinigten Staaten und bei den NATO-Stäben werden unmittelbar vom EKA bzw. KMBA geführt.[6]

An der Spitze der Militärseelsorge steht ein evangelischer und ein katholischer Militärbischof. Letzterer übt diese Funktion im Nebenamt aus, ersterer seit 2014 hauptamtlich. Die katholische Militärseelsorge ist als Militärordinariat organisiert.

Arbeitsgemeinschaften für Soldatenbetreuung

Logo der Betreuungseinrichtungen OASE

Als selbstständige und gemeinnützige Vereine für die Betreuung der Bundeswehrangehörigen und ihrer Familien bestehen die evangelische (EAS) und die Katholische Arbeitsgemeinschaft für Soldatenbetreuung (KAS), die die staatliche Militärseelsorge unterstützen. Auf ihre gemeinsame Initiative werden in den Einsatzgebieten die „OASE“ genannten Betreuungseinrichtungen betrieben.[7][8] Sie stehen Soldaten aller Dienstgrade, Nationen und Konfessionen offen.

Bis in die Mitte der 1980er Jahre wurden von den Arbeitsgemeinschaften mit Unterstützung des Bundes über 40 Soldatenheime als Betreuungseinrichtungen im gesamten Gebiet der damaligen Bundesrepublik gebaut. Diese lagen außerhalb der militärischen Liegenschaften, aber in deren unmittelbarer Nähe. Heute werden diese teilweise als „OASEN im Inland“ bezeichnet.

Einsatz

In den Einsatzkontingenten und auf den Schiffen der deutschen Marine werden Soldaten geistlich begleitet. In der fremden Umgebung und der besonderen Situation der Einsatzländer wissen viele Soldaten die Gottesdienste und die Gespräche mit dem Pfarrer zu schätzen.

In bewaffneten Konflikten sind Militärgeistliche Nichtkombattanten. Sie sind nach den Regeln des humanitären Völkerrechts unter allen Umständen zu schonen und zu schützen.

Jüdische Militärseelsorge

Der Deutsche Bundestag hat am 28. Mai 2020 einstimmig beschlossen, dass Militärrabbiner für die etwa 300 Soldaten jüdischen Glaubens in der Bundeswehr einführt werden.[9] Die Unterzeichnung des Staatsvertrags erfolgte zwischen Bundesministerin der Verteidigung Annegret Kramp-Karrenbauer und dem Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland Josef Schuster im Rahmen des Jüdischen Gemeindetags am 20. Dezember 2019 in Berlin.[10] Es werden zehn Rabbiner in der Bundeswehr als Beamte auf Zeit seelsorgerliche Verantwortung übernehmen. Bei Bedarf kann die Zahl aufgestockt werden. Die Auswahl der Rabbiner werde voraussichtlich im Herbst 2020 beginnen. In Hamburg und München, später auch in Frankfurt am Main und Leipzig sind Außenstellen des Rabbinats geplant.

Zsolt Balla ist seit dem 21. Juni 2021 der erste Militärbundesrabbiner für die Bundeswehr.[11]

Muslimische Militärseelsorge

Auch für die Muslime in der Bundeswehr soll ein geistliches Angebot geschaffen werden. Militärimame sollen über „Gestellungsverträge“ an die Bundeswehr gebunden werden. Dieser muss die deutsche Sprache in Wort und Schrift beherrschen, einen in Deutschland anerkannten Hochschulabschluss in islamischer Theologie besitzen, über eine seelsorgliche oder gemeindliche Erfahrung in Deutschland verfügen und von islamischen Religionsgemeinschaften, die die Zielgruppe der Soldaten repräsentieren, in die Bundeswehr entsandt und seitens der Bundeswehr akzeptiert werden.[12]

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Militärseelsorge in der Bundeswehr. In: militaerseelsorge.bundeswehr.de/. Abgerufen am 22. Oktober 2019.
  2. Militärseelsorge in der Bundeswehr. In: eka.militaerseelsorge.bundeswehr.de. 5. Juni 2014, abgerufen am 22. Oktober 2019.
  3. Labor Service-Seelsorge: Vorläufer der Militärseelsorge in der Deutschen Bundeswehr. In: katholische-militaerseelsorge.de. Abgerufen am 22. Oktober 2019.
  4. Pfarrhelfer und Pfarrhelferinnen. In: eka.militaerseelsorge.bundeswehr.de/. 15. März 2017, abgerufen am 22. Oktober 2019.
  5. Evangelische Militärpfarrämter. In: eka.militaerseelsorge.bundeswehr.de. 1. Juni 2018, abgerufen am 22. Oktober 2019.
  6. Evangelische Militärdekanate. In: eka.militaerseelsorge.bundeswehr.de. 11. Dezember 2018, abgerufen am 22. Oktober 2019.
  7. OASE-Betreuungseinrichtungen. In: eas-berlin.de. Abgerufen am 22. Oktober 2019.
  8. Einsatz. In: kas-soldatenbetreuung.de. Abgerufen am 22. Oktober 2019.
  9. Weg für Militärrabbiner ist frei, Jüdische Allgemeine, 28. Mai 2020. Abgerufen am 28. Mai 2020.
  10. »Bewegender Moment«. In: juedische-allgemeine.de. 20. Dezember 2019, abgerufen am 20. Dezember 2019.
  11. Thomas Wiegold: Erster Militärrabbiner für die Bundeswehr benannt. In: augengeradeaus.net. 27. Mai 2021, abgerufen am 28. Mai 2021.
  12. Militär-Rabbiner und -Imame für Bundeswehr geplant. In: dw.com. Deutsche Welle, 2. April 2019, abgerufen am 28. Mai 2021.

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