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Reichsstadt Nürnberg

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Territorium im Heiligen Römischen Reich

Nürnberg
Wappen
Kleines Wappen Nuernberg.png Grosses Wappen Nuernberg.png
Karte
Das Territorium der Reichsstadt Nürnberg (1789)
Herrschaftsform Reichsstadt
Herrscher/Regierung Magistrat
Heutige Region/en DE-BY
Reichstag Schwäbische Städtebank
Reichskreis Fränkischer Reichskreis
Hauptstädte/Residenzen Nürnberg
Konfession/Religionen römisch-katholisch, ab 1525: lutherisch
Sprache/n Deutsch
Aufgegangen in 1806 Königreich Bayern

Die Reichsstadt Nürnberg war ein Territorium des Heiligen Römischen Reiches, dessen Eigenständigkeit sich während des 13. bis 15. Jahrhunderts in mehreren Entwicklungsschritten vollzogen hatte (Erlangung der Reichsfreiheit 1219, Verleihung der Hochgerichtsbarkeit 1320, Erwerb der Nürnberger Burggrafenburg 1427) und das bis zum Jahr 1806 existierte.

Geschichte

Die Anfänge der Stadtgeschichte

Blick auf die Nürnberger Burg. Der rechts im Bild zu sehende sog. „Fünfeckturm“ gehörte zur Anlage der Burggrafenburg.

Die Anfänge Nürnbergs sind eng mit der Entstehungsgeschichte der Burggrafschaft Nürnberg verknüpft. Sie gehen auf eine Reichsburg zurück, die in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts auf einem Sandsteinfelsen nahe der Pegnitz errichtet worden war.

Vermutlich etwa um das Jahr 1040 hatte König Heinrich III. den Bau der Burganlage veranlasst und dabei mit der Schaffung dieses im Bannbezirk des Reichswaldes gelegenen Stützpunktes die Absicht verfolgt, den Einfluss des Fürstbischofs von Bamberg wenigstens teilweise wieder etwas zurückzudrängen. Denn seine Vorgänger hatten dieses Bistum mit allzu großzügigen Schenkungen ausgestattet und dadurch weite Teile des fränkischen Raums der königlichen Herrschaft entzogen.

Erstmals urkundlich erwähnt wurde Nürnberg 1050 in einem kaiserlichen Dokument der Freisprechung einer Leibeigenen namens Sigena. In dem südöstlich des Burgfelsens gelegenen Terrain entwickelte sich in enger Anlehnung an die schützende Burg rasch ein Gemeinwesen, das bereits zwölf Jahre nach der ersten urkundlichen Erwähnung das Marktrecht erhielt.

Um das Jahr 1105 wurden die aus einem niederösterreichischen Geschlecht stammenden Grafen von Raabs mit der Nürnberger Burg belehnt und als Burggrafen eingesetzt. In der Folgezeit schufen diese die Grundlage für ein umfangreiches Reichsterritorium, das sich um die Nürnberger Burg entwickelte und später als Burggrafschaft (bisweilen auch als Burggraftum) Nürnberg bezeichnet wurde. Für die Entwicklung der späteren Reichsstadt Nürnberg spielte die Burggrafschaft deshalb eine wichtige Rolle, weil sich in den folgenden Jahrhunderten zu dieser, bzw. deren Nachfolgeterritorien, den zollerschen Markgraftümern Brandenburg-Ansbach und Brandenburg-Bayreuth, eine erbitterte Erbfeindschaft entwickelte.

In dieser frühen Phase der Stadtgeschichte wurde Nürnberg von Kaiser Friedrich I. während seiner Herrschaftszeit (1155 bis 1190) zu einer häufig besuchten Pfalz ausgebaut, wodurch die weitere Entwicklung der Stadt wichtige Impulse erhielt. Im Jahr 1200 erhielt Nürnberg das Stadtrecht und sollte sich in der Folgezeit vor allem aufgrund der günstigen Lage an nord-südlich und ost-westlich verlaufenden Handelsstraßen, unter anderem der Goldenen Straße, zu einer wichtigen Fernhandelsstadt entwickeln.

Als mit Konrad II. um 1190 der letzte Graf von Raabs ohne männliche Nachkommen verstorben war, trat sein Schwiegersohn Friedrich I. von Zollern sein Erbe an. Vermutlich noch im Jahr 1191 wurde dieser von König Heinrich VI. mit dem Burggrafenamt belehnt, womit die Grafen von Zollern, die sich ab der Mitte des 14. Jahrhunderts als Hohenzollern bezeichneten, die Herrschaft in der Burggrafschaft antraten. Damit fiel ihnen auch eine zunächst noch unangefochtene Führungsrolle in der Stadt Nürnberg zu, die zu dieser Zeit das alleinige Verwaltungszentrum des von ihnen beherrschten Machtbereiches bildete.

Die Entstehung der Reichsstadt

König Friedrich II. stellte der Stadt 1219 einen Freiheitsbrief aus.

Beinahe zeitgleich mit der Einsetzung der Zollern als Burggrafen begann eine Entwicklung, die zu einer zunächst nur verhaltenen, dann aber immer nachdrücklicheren Emanzipation der Stadt von der burggräflichen Herrschaft führte. Sie manifestierte sich unter anderem in der Etablierung eines königlichen Schultheißenamtes, dem ab Ende des 12. Jahrhunderts die Verwaltung der städtischen Angelegenheiten oblag. Mit dem 1219 von König Friedrich II. ausgestellten Freiheitsbrief wurde die Stadt unter königlichen Schutz gestellt und erlangte damit den Status der Reichsfreiheit. Der Freiheitsbrief bildete einen wichtigen Meilenstein und markiert den Beginn der Entwicklung, die schließlich zur Herausbildung der territorialen Eigenständigkeit der Reichsstadt Nürnberg führte. Aufgrund ihrer wiederholt bewiesenen Kaisertreue wurden der Stadt auch in den folgenden Jahrzehnten weitere wichtige Privilegien verliehen. 1256 schloss sich die Stadt dem Rheinischen Städtebund an und im Jahr 1320 erhielt sie die begehrte Hochgerichtsbarkeit. Damit war die Entwicklung zu einem selbstständigen Reichsterritorium endgültig abgeschlossen.

Allerdings wurde die erlangte Eigenständigkeit der Stadt bereits kurz darauf wieder ernsthaft gefährdet, als König Ludwig der Bayer das Schultheißenamt 1324 an die Nürnberger Burggrafen verpfändete. 1337 konnte der einflussreiche und finanzkräftige Nürnberger Unternehmer Konrad Groß diese Verpfändung wieder rückgängig machen. Als der patrizisch bestimmte Rat der Stadt für den von Papst Clemens VI. unterstützten luxemburgischen Gegenkönig Karl IV. optierte, wurde er 1348 durch einen hauptsächlich von Handwerkern getragenen Aufstand gestürzt. Die Herrschaft des von den Aufständischen getragenen neuen Rates endete allerdings bereits im folgenden Jahr, nachdem sich Karl IV. in den reichsinternen Auseinandersetzungen hatte behaupten können und danach die Wiedereinsetzung des alten Rates durchsetzte. Im gleichen Jahr fand ein Judenpogrom statt, das zur Vernichtung des jüdischen Ghettos der Stadt führte. An der Vorbereitung des Pogroms war der wieder eingesetzte Rat ebenso beteiligt wie Karl IV. selbst, der vorab dessen Durchführung billigte. Aus Dankbarkeit gegenüber der vom traditionellen Rat erhaltenen Unterstützung verpflichtete der mittlerweile zum Kaiser gekrönte Karl IV. 1356 in der Goldenen Bulle jeden neuen Römisch-deutschen König, seinen ersten Hof- und Reichstag (regalis curia) in Nürnberg abzuhalten. Im Jahr 1365 verpfändete er allerdings das Schultheißenamt ein weiteres Mal an die Nürnberger Burggrafen und es dauerte zwei Jahrzehnte, bis es dem städtischen Rat gelang, das verpfändete Amt und die damit verbundenen Rechte wieder auszulösen. Nachdem dies schließlich 1385 aufgrund einer akuten Finanzknappheit der Burggrafen gelungen war, wurden die Kompetenzen des Schultheißen in der Folgezeit massiv eingeschränkt. Damit sollte einer nochmaligen Bedrohung der städtischen Unabhängigkeit durch eine weitere Verpfändung des Schultheißenamtes begegnet werden. 1424 vertraute der römisch-deutsche König Sigismund Nürnberg die Reichsinsignien zur dauerhaften Aufbewahrung an. 1427 konnte die Reichsstadt die bereits 1420 im Zuge des Bayerischen Krieges zerstörte Burggrafenburg von den Nürnberger Burggrafen erwerben. Zusammen mit den damit verbundenen Rechten konnte sich die Stadt damit die endgültige Übernahme der Schultheißenrechte sichern. Neben ihren bis dahin noch gehaltenen Rechten innerhalb der Stadtmauern verkauften die Burggrafen ihren Besitz am Reichswald, behielten sich dort aber einige Rechte in diesem Gebiet vor (unter anderem Wildbann, Lehensrechte, Geleitsrecht und materielle Waldnutzung).

Der Landshuter Erbfolgekrieg

Zu Beginn des 16. Jahrhunderts fand der Landshuter Erbfolgekrieg statt. Es handelte sich um eine militärische Auseinandersetzung zwischen den beiden Wittelsbacher Linien von Bayern-München und Bayern-Landshut. Anlass für den Ausbruch des Krieges war die Streitfrage, welcher der beiden Linien nach dem Aussterben der männlichen Linie von Bayern-Landshut die Erbfolge im Herzogtum Bayern-Landshut zufallen sollte. Für Bayern-München beanspruchte Herzog Albrecht die Erbfolge, für Bayern-Landshut war es Pfalzgraf Ruprecht. Bereits im Vorfeld des sich anbahnenden Krieges versuchten beide Konfliktparteien, sich die Unterstützung von Bündnispartnern zu sichern. Die Reichsstadt Nürnberg kooperierte mit Herzog Albrecht und schloss im Februar 1504 einen Bündnisvertrag mit ihm ab. Darin wurden der Stadt für den Fall einer militärischen Unterstützung des Herzogs umfangreiche territoriale Zugeständnisse gemacht. Nachdem der Krieg dann tatsächlich ausgebrochen war, kam es zur Konfrontation mit dem kurpfälzischen Kurfürsten Philipp von der Pfalz, der auf der Seite seines Sohnes Ruprecht in den Krieg eingegriffen hatte. Im Sommer 1504 rückten deshalb reichsstädtische Truppen in die östlich der Stadt gelegenen Teile der Kurpfalz ein und besetzten diese. Zu den eingenommenen Orten gehörten unter anderem die Städte Lauf, Hersbruck, Altdorf und Velden sowie weitere Ortschaften oder befestigte Plätze, wie etwa Happurg, Engelthal, Betzenstein oder das Schloss Heimburg. Der Landshuter Erbfolgekrieg endete zwar 1505 mit dem Kölner Frieden, die militärischen Auseinandersetzungen der Reichsstadt mit der Kurpfalz setzten sich aber bis in das Jahr 1520 fort, oftmals in der Form von Kleinkriegen. Erst nach jahrelangen Verhandlungen kam schließlich im Dezember 1520 ein Vertrag zustande, in dem der Reichsstadt der weitaus größte Teil der von ihr gemachten Eroberungen überlassen wurde. Neben einer finanziellen Ausgleichszahlung erhielt die Kurpfalz lediglich das Amt Heimburg zurück. Mit dem Abschluss dieses Vertrages war es der Reichsstadt gelungen, sich die im Landshuter Erbfolgekrieg angeeigneten Okkupationen als vertraglich garantiertes Eigentum anerkennen zu lassen. Als Mitglied im Schwäbischen Bund trieb Nürnberg neben anderen Handelsstädten die Bekämpfung des Raubrittertums voran, die 1523 bei der Verfolgung des Thomas von Absberg zum Fränkischen Krieg (siehe auch Wandereisen-Holzschnitte von 1523) führte.

Im Zeitalter der Reformation

Andreas Osiander war einer der Hauptakteure der Reformation in Nürnberg.

Die aufklärerischen Visionen der von Martin Luther ausgelösten Reformation stießen in Nürnberg von Beginn an auf einen relativ großen Zuspruch. Bereits im Jahr 1524 erfolgte das offene Bekenntnis der Nürnberger Bürgerschaft zur neuen Lehre. Nach dem Nürnberger Religionsgespräch im folgenden Jahr wurde 1525 die Einführung der lutherischen Konfession im gesamten Territorium der Reichsstadt Nürnberg beschlossen. In den folgenden Jahren wurde die bis dahin stets kaisertreue Stadt aber zunehmend in die Spannungen hineingezogen, die sich aus der Gegnerschaft zwischen dem protestantischen Lager und dem katholisch gebliebenen habsburgischen Kaiserhaus ergaben. Eine zumindest vorübergehende Entspannung dieser Konfliktsituation trat 1532 ein, als Kaiser Karl V. am 23. Juli des Jahres den Nürnberger Religionsfrieden mit den protestantischen Ständen des Reiches abschloss. Im folgenden Jahr 1533 wurde die gemeinsame brandenburgisch-nürnbergische Kirchenordnung in Kraft gesetzt, mit der der Reformation in der Reichsstadt und dem Markgraftum Brandenburg-Ansbach auch ein institutioneller Rahmen gegeben wurde.

Der herausragende Umstand dieser Kirchenordnung war, dass sich die Reichsstadt und das brandenburgisch-ansbachische Markgraftum damit erstmals in einer wichtigen gesellschaftspolitischen Frage auf ein gemeinschaftliches Vorgehen einigten. Allerdings blieb diese Kooperation eine einmalige Episode; bis zum Ende der beiden Territorien konnten sich diese nie mehr zu einer vergleichbar engen Zusammenarbeit durchringen. Während des Schmalkaldischen Krieges schloss sich die Reichsstadt zwar nicht dem Lager der protestantischen Kräfte an, sondern nahm eine neutrale Position ein. Trotz dieser Neutralität musste sie aber nach der protestantischen Niederlage 1548 in diesem Konflikt zumindest teilweise das Augsburger Interim einführen. Im Zweiten Markgrafenkrieg verheerte Albrecht II. Alcibiades das Umland und zwang die erfolglos belagerte Stadt zu erheblichen Zahlungen.[1]

Der Dreißigjährige Krieg

1609 war Nürnberg zwar der protestantischen Union beigetreten, versuchte aber nach dem Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges 1618 über lange Zeit, eine neutrale Stellung einzunehmen. Die protestantische, traditionell aber immer auch kaisertreue Reichsstadt hatte einen offenen Bruch mit dem habsburgischen Kaiserhaus eigentlich vermeiden wollen. Erst mit dem Heranrücken der schwedischen Armee von Gustav Adolf wurde sie schließlich dazu gezwungen, ihre bisherige abwartende Haltung aufzugeben. Als der schwedische König im Jahr 1632 vor der Reichsstadt aufmarschierte, öffnete sie diesem zwar freiwillig, zugleich auch widerstrebend ihre Tore. In der Folgezeit wurde sie durch kaiserliche Streitkräfte über mehrere Monate belagert, konnte sich durch die Anwesenheit der schwedischen Truppen aber ohne größere Probleme militärisch behaupten. Allerdings führten die der Stadt durch die Einquartierungen aufgebürdeten Kosten und weitere kriegsbedingte Ausgaben zu einer dramatischen Verschuldung. Bis zum Ende der Reichsstadt konnte diese nicht mehr beseitigt werden und bildete eine wesentliche Ursache für deren Niedergang in der Folgezeit. 1635 schloss sich die Reichsstadt dem Prager Frieden an, wodurch die Allianz mit den schwedischen Invasoren beendet und die Wiederannäherung an das kaiserliche Lager besiegelt wurde.

Der Niedergang

Nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges lag eine drückende Schuldenlast auf der Reichsstadt. Ihre Rolle als Fernhandelsstadt erlitt in den folgenden Jahrzehnten einen zunehmenden Bedeutungsschwund, weil sich durch die koloniale Expansion der europäischen Seemächte eine tiefgreifende Verlagerung der Handelswege ergab. Der patrizisch bestimmte Rat der Stadt zeigte sich unfähig, auf diese Entwicklungen adäquat zu reagieren und konnte zudem nicht verhindern, dass die Verschuldung noch weiter anwuchs. Die offensichtliche Inkompetenz des Rates in der Finanzführung erzeugte in der Bürgerschaft einen zunehmenden Unmut, der während des 18. Jahrhunderts zu diversen internen Konflikten führte, die schließlich sogar in einer Klage vor dem Reichsgericht mündeten. Bereits unter dem Eindruck der Französischen Revolution wurde 1794 ein Grundvertrag abgeschlossen, mit der dem sogenannten Genanntenkolleg die Funktion eines reichsstädtischen Parlamentes zuerkannt wurde.

Das Ende der Reichsstadt

Die gegen Ende des 18. Jahrhunderts angestrebten Modernisierungsmaßnahmen kamen zu spät, um den endgültigen Untergang der Reichsstadt Nürnberg noch verhindern zu können. Mit dem Beginn der Französischen Revolution und den damit verbundenen politischen Umwälzungen, sowie den daraus resultierenden militärischen Auseinandersetzungen veränderte sich die politische Großwetterlage grundlegend zuungunsten aller Reichsstädte. Die benachbarten Rivalen der Reichsstadt hatten deren territorialen Besitzstand ins Visier genommen und setzten ihre mit äußerst fragwürdigen Rechtstiteln begründeten Forderungen in der Folgezeit mittels militärischer Gewalt auch durch. Im Jahr 1790 ließ Kurfürst Karl Theodor von Pfalz-Bayern zunächst alle Verträge und Abkommen kündigen, die seit dem Kölner Frieden von 1505 zwischen der Reichsstadt und der Pfalz bzw. Bayern abgeschlossen worden waren. Damit beanspruchte er jenen Teil des reichsstädtischen Landgebietes, den die Stadt infolge ihrer Teilnahme am Landshuter Erbfolgekrieg gewonnen hatte. In den folgenden beiden Jahren besetzten bayerische Truppen schließlich einige Teile dieses Landgebietes, insbesondere den östlich der Pegnitz gelegenen Teil des Pflegamtes Velden. Wenige Jahre später machte Hardenberg als Gouverneur des preußischen Ansbach-Bayreuth seine Ansprüche auf den unmittelbar an die Stadt angrenzenden Teil des Landgebietes geltend. Seine Ansprüche untermauerte er mit jenen Rechten, die sich die Nürnberger Burggrafen 1427 beim Verkauf der Burggrafenburg für diese Gegend vorbehalten hatten. 1796 besetzten preußische Truppen diese Gebiete und schnitten die Stadt damit von ihrem verbleibenden Landgebiet ab. Dieses bestand nur noch aus einer Anzahl größerer und kleiner Exklaven. Angesichts der militärischen Gesamtsituation in Süddeutschland konnte Hardenberg allerdings davon ausgehen, dass seinen Truppen bei der Bevölkerung der okkupierten Gebiete kein Widerstand entgegengebracht werde. Französische Revolutionstruppen hatten im Sommer 1796 mit einer zunächst überaus erfolgreichen Invasion des rechtsrheinischen Reichsgebietes begonnen und eine unter dem Befehl des Generals Jourdan stehende Armee rückte in den Fränkischen Reichskreis ein, der nahezu vollständig besetzt wurde. Ausgenommen davon waren lediglich die preußischen Gebiete, denn Preußen hatte im April 1795 mit dem revolutionären Frankreich den Frieden von Basel geschlossen und war damit aus der Front der gegen die Revolution gerichteten Koalition ausgeschert. Alle preußischen Territorien genossen danach den Status der Neutralität, während die nicht-preußischen Gebiete den Plünderungen der Revolutionstruppen schutzlos preisgegeben waren und sich zudem den maßlosen Kontributionsforderungen der französischen Armeeführung ausgesetzt sahen. Als die von Hardenberg entsandten Truppen daher in die von Preußen beanspruchten Teile des reichsstädtischen Landgebietes einmarschierten, konnten sie mit einem gewissen Wohlwollen der örtlichen Bevölkerung rechnen, denn diese gelangte damit auch unter den Schutz der preußischen Neutralität und blieb vor den kriegsbedingten Begleitumständen verschont, anders dagegen die Reichsstadt und deren übriggebliebene Territorien, diese waren den französischen Repressalien in voller Härte ausgesetzt. Ebenso wie das verbliebene Landgebiet wurde auch die Reichsstadt selbst von französischen Truppen besetzt und musste neben hohen Kontributionszahlungen auch die Drangsalierungen einer Soldateska hinnehmen. Nach dem Abzug der Revolutionstruppen wurden deshalb massive Forderungen in der Nürnberger Bürgerschaft laut, die eine freiwillige Unterstellung der Reichsstadt unter preußische Herrschaft forderten. Der Rat der Stadt gab diesen Forderungen schließlich nach und unterzeichnete am 2. September 1796 einen Vertrag, mit dem die Reichsstadt Nürnberg der preußischen Landeshoheit unterstellt wurde. Daraufhin rückten preußische Truppen in das Stadtgebiet und die restlichen reichsstädtischen Territorien ein. Die preußische Regierung in Berlin lehnte allerdings die Bestätigung des Vertrages ab, weil sie im Falle einer Ratifizierung Spannungen mit Österreich und Russland befürchtete. Zudem hätte Preußen damit auch die inzwischen immense Schuldenlast der Reichsstadt übernehmen müssen. Die freiwillige Unterwerfung der Stadt unter preußische Hoheit war somit gescheitert und die preußischen Truppen zogen nach wenigen Wochen wieder ab. Damit wurde allerdings die Agonie der Reichsstadt lediglich noch einmal um ein Jahrzehnt verlängert. Im Reichsdeputationshauptschluss wurde sie 1803 zwar noch einmal verschont, aber drei Jahre später wurde sie 1806 mit der Rheinbundakte, geschlossen am 12. Juli 1806 in Paris, mit dem Artikel 17 ihrer Selbständigkeit beraubt und dem Königreich Bayern als Besitz übergeben. Das Ende der Reichsstadt Nürnberg ist mit dem Ende ihres Steuersystems gleichzusetzen, das am 15. September 1806 mit der Übergabe durch das französische Heer an Bayern zu bestehen aufhörte.[2]

Politische Außenwirkung

Die Reichsstadt Nürnberg war nicht nur eines der wichtigsten und führenden Mitglieder des Fränkischen Reichskreises, sie war auch die ausschreibende Stadt dieses Kreises. Ebenso war sie Mitglied der Schwäbischen Bank im Reichsstädtekollegium des Reichstages. Eine besondere Rolle kam ihr als Tagungs- und Kongressort zu, ebenso als Sitz des ersten Reichsregiments.

Innere Entwicklung

Verwaltung

Der Bildung des Rates der Stadt vollzog sich etwa ab der Mitte des 13. Jahrhunderts. Um das Jahr 1400 war dessen Entwicklung im Wesentlichen abgeschlossen und von diesem Zeitpunkt an bestand der Stadtrat aus einem Inneren Rat mit 42 Mitgliedern und einem aus 200 bis 300 Genannten bestehenden Äußeren Rat. Letzterer hatte allerdings nur eine relativ geringe Bedeutung. Die eigentliche Stadtregierung lag bei einem als geheimer Rat fungierenden Ausschuss, der sich aus sieben Mitgliedern des inneren Rates zusammensetzte. 1348 fand in der Stadt zwar ein Handwerkeraufstand statt, durch den die Aufnahme von acht Vertretern des Handwerks in den Inneren Rat zugelassen wurde. Allerdings hatte diese Änderung lediglich kosmetischen Charakter, denn bis zum Ende der Reichsstadt war die Stadtherrschaft auch weiterhin fast ausschließlich patrizisch geprägt.

Wirtschaft

Der Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit war für die Reichsstadt nicht nur der Gipfel ihrer machtpolitischen Bedeutung, er war zugleich auch der Höhepunkt ihres wirtschaftlichen Prosperität. Zu dieser Zeit, insbesondere aber in wenig später einsetzenden Reformationszeit gedieh das Wirtschaftsleben ganz besonders. Einer der bedeutendsten Wirtschaftszweige war die Waffenherstellung, in der die Stadt eine herausragende Rolle einnahm. Eine wesentliche Grundlage dafür bildeten vor allem die Mühlen entlang der durch das Stadtgebiet Nürnbergs fließenden Pegnitz. In diesen Mühlen wurden vor allem Endlosdrähte produziert, die als Vorprodukt für die Waffenherstellung benötigt wurden und auf deren Herstellungsverfahren die Stadt ein über lange Zeit geheim gehaltenes Monopol besaß. Auch der Guss von Geschützen war ein wichtiger Teil dieses Wirtschaftszweiges. Im handwerklichen Sektor waren außerdem die Goldschmiedekunst, die Zinngießerei und die Herstellung von Uhren bedeutsam. In letzterem Gewerbe machte sich vor allem Peter Henlein als Erfinder der ersten tragbaren Uhr einen besonderen Namen. Der Fernhandel stellte für die Reichsstadt einen ihrer wichtigsten Wirtschaftsfaktoren dar. Grundlage dafür waren insbesondere die zahlreichen Befreiungen oder Vergünstigungen bei der Zollentrichtung auf vielen Fernhandelsrouten. Diese waren der Stadt entweder durch kaiserliche Privilegien verliehen worden, oder sie hatte sie sich auf Gegenseitigkeit durch vertragliche Regelungen zusichern lassen. Ergänzt wurden diese Aktivitäten durch die Beteiligung an der Finanzierung von wirtschaftlichen Unternehmungen in anderen Ländern. Die Nürnberger Börse diente im 16. Jahrhundert als Bindeglied im Handel zwischen Italien und anderen europäischen Wirtschaftszentren. Über Venedig wurde ein reger Warenaustausch mit der Levante betrieben.

Kultur

Albrecht Dürer

Das 15. und 16. Jahrhundert war die Blütezeit der kulturellen und künstlerischen Aktivitäten. In dieser Zeitperiode hatte das Kulturleben eine weit über die Region hinausgehende Bedeutung. Dazu trugen zahlreiche Künstler bei, wie etwa die Maler Albrecht Dürer und Michael Wolgemut, die Bildhauer Adam Kraft und Veit Stoß, oder auch Erzgießer, wie die Familie Vischer (insbesondere Peter Vischer der Ältere). Weiterhin hatten unter anderem mit Martin Behaim, Hans Leo Haßler, Hans Sachs, Willibald Pirckheimer und Regiomontanus auch namhafte Gelehrte, Musiker und Dichter einen wichtigen Anteil am Kulturleben der Reichsstadt.

Territoriale Gliederung

Der Erwerb von territorialem Besitz außerhalb der Stadtmauern gestaltete sich für die Reichsstadt über einen längeren Zeitraum als relativ schwierig, weil sie sich mit der die Stadt umschließenden Burggrafschaft Nürnberg einem machtvollen Rivalen gegenübersah. Die ersten Aktivitäten zur Erwerbung von Landbesitz gingen zunächst von einzelnen Stadtbürgern aus, weshalb diese sich auch als Eigenherren der von ihnen erworbenen Besitztümer bezeichneten. Ab der Mitte des 14. Jahrhunderts übernahm aber immer mehr der städtische Rat die Initiative bei der Vergrößerung des reichsstädtischen Territorialbesitzes. 1427 gelang es dem Rat, mit dem Kauf der Nürnberger Burggrafenburg auch die Sebalder und Lorenzer Reichswälder zu erwerben, die sich beiderseits der Pegnitz erstreckten und nahezu direkt an die östlichen Stadtmauern grenzten. Den größten Gebietszuwachs konnte Nürnberg jedoch im Landshuter Erbfolgekrieg erzielen. Mit dem gewonnenen Landgebiet wurde sie zur Reichsstadt mit dem größten territorialen Besitzstand auf dem Boden des heutigen Deutschlands.

Landgebiet

Die Festung Lichtenau – ehemals reichsstädtischer Besitz.

Der Territorialbesitz der Reichsstadt Nürnberg war in mehr als ein Dutzend umfassende Verwaltungsgebiete (Pfleg- und Waldämter) eingeteilt, die allerdings nicht alle durchgängig Bestand hatten.[3]

Neben den Pflegämtern existierten auch noch zwei Waldämter, die für die Verwaltung der Forstgebiete des Nürnberger Reichswaldes zuständig waren.[4]

Exklaven

Das 1406 von Nürnberg erworbene Pflegamt Lichtenau mit der gleichnamigen Ortschaft und Festung bildete die größte und zugleich auch wichtigste Exklave der Reichsstadt.

Enklaven

Unter militärischen Gesichtspunkten stellte die kurfürstlich-bairische Festung Rothenberg die bedrohlichste Enklave im reichsstädtischen Gebiet dar. In politischer Hinsicht war es dagegen die brandenburgisch-ansbachische Vogtei Schönberg, weil die markgräfliche bzw. später preußische Seite damit ihre Hoheitsansprüche auf große Teile des reichsstädtischen Landbesitzes begründete.

Siehe auch

Literatur

  • Sigmund Benker, Andreas Kraus (Hrsg.): Geschichte Frankens bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts. Begründet von Max Spindler. 3. Auflage. Beck, München 1997. ISBN 3-406-39451-5
  • Max Spindler, Gertrud Diepolder: Bayerischer Geschichtsatlas. Bayerischer Schulbuch-Verlag, München 1969
  • Gerhard Taddey (Hrsg.): Lexikon der deutschen Geschichte. Ereignisse, Institutionen, Personen. Von den Anfängen bis zur Kapitulation 1945. 3., überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 1998, ISBN 3-520-81303-3.
  • Nürnberger Land. Karl Pfeiffer’s Buchdruckerei und Verlag, Hersbruck 1993. ISBN 3-9800386-5-3
  • Friedrich Eigler: Historischer Atlas von Bayern: Schwabach. Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1990.
  • Manfred Jehle, Historischer Atlas von Bayern: Ansbach. Die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach. Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 2009.
  • Johannes Müllner: Die Annalen der Reichsstadt Nürnberg von 1623, Teil II: Von 1351-1469. Nürnberg 1972.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Johannes Voigt: Markgraf Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach. In: Band 1. Verlag der Deckerschen Geheimen Ober-Hofbuchdruckerei, Berlin 1852, S. 292–315.
  2. Rheinbundakte (abgerufen am 9. September 2018)
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