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Rochus Misch

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Rochus Misch (geb. 29. Juli 1917 in Alt Schalkowitz, Oberschlesien; gest. 5. September 2013 in Berlin[1]) war ein ehemaliger SS-Mann in der Leibstandarte-SS Adolf Hitler, zuletzt mit dem Dienstgrad SS-Oberscharführer. Misch war 1940–1945 als Angehöriger des Führerbegleitkommandos im Führerhauptquartier tätig, zuletzt auch als Telefonist. Misch war der letzte noch lebende Zeitzeuge des Suizids von Adolf Hitler und dessen Frau Eva, geb. Braun.

Kindheit und Ausbildung

Rochus Misch war das zweite Kind des Bauarbeiters Rochus Misch und dessen Frau Victoria. Sein Vater, der als Soldat im Ersten Weltkrieg durch einen Lungenschuss schwer verwundet worden war, starb kurz vor seiner Geburt.[2] 1920 starb die Mutter an einer Lungenentzündung. Im Mai 1922 erlitt sein älterer Bruder einen tödlichen Badeunfall. Misch wuchs ab seinem sechsten Lebensjahr bei seinen Großeltern mütterlicherseits auf.

Misch besuchte acht Jahre die Volksschule und machte danach in Hoyerswerda eine Ausbildung zum Maler.[3] Nachdem er einige Zeit Malergeselle gewesen war, machte er sich mit einem älteren Kollegen in Hornberg im Schwarzwald selbstständig.[4]

Misch meldete sich 1937 bei der Musterung freiwillig zur SS-Verfügungstruppe, einer Vorgängerorganisation der Waffen-SS. Seinen Einberufungsbefehl zur Leibstandarte-SS Adolf Hitler erhielt er am 1. Oktober 1937. Misch nahm mit seiner SS-Einheit am „Anschluss“ Österreichs und der Besetzung des Sudetenlands infolge des Münchner Abkommens teil.

Zweiter Weltkrieg

Einsatz als Angehöriger der Leibstandarte Adolf Hitler

Am 24. September 1939 wurde Misch während des Polenfeldzugs bei den Kämpfen um die Festung Modlin am Arm und durch einen Lungendurchschuss schwer verwundet.[5] Nach mehreren Wochen im Feldlazarett verlegte man ihn in das Lazarett Bad Berka. Im Anschluss daran hielt er sich sechs Wochen in einem Erholungsheim in den Alpen auf. 1939 wurde ihm das Eiserne Kreuz 2. Klasse und das Verwundetenabzeichen in Schwarz verliehen.

Im Führerbegleitkommando

Nach Mischs Genesung und auf Empfehlung seines Kompaniechefs Wilhelm Mohnke teilte der damalige Chefadjutant Hitlers, Wilhelm Brückner, Misch dem Führerbegleitkommando zu.[6] Als Mitglied des Führerbegleitkommandos hielt er sich in den Jahren 1940 bis 1945 überwiegend in Berlin (Reichskanzlei), in Berchtesgaden am Obersalzberg (Berghof oder Kleine Reichskanzlei) oder in Rastenburg (Führerhauptquartier Wolfsschanze) auf.

Misch berichtet von den letzten Tagen im Bunker unter der Reichskanzlei und einem Gespräch mit Goebbels an dessen Todestag (Suizid), dem 1. Mai 1945:

Goebbels: „Irgendwelche Anrufe für mich, Misch?

Misch: „Ja, Herr Reichskanzler. Die Gauleitung, General Weidling und ein Anruf von Oberstleutnant Seiffert.

Na, das ist ja nicht mehr viel“, winkte Goebbels nun ab.[7]

Misch verließ in der Folge den Führerbunker. Mit Goebbels blieb nur der Maschinist Johannes Hentschel dort zurück.[8] Misch flüchtete am Morgen des 2. Mai 1945 von der Vorderfront der Alten Reichskanzlei durch die U-Bahn-Tunnel vom U-Bahnhof Kaiserhof über den Bahnhof Friedrichstraße und die Weidendammer Brücke bis zum Stettiner Bahnhof, wo er von Soldaten der Roten Armee gefangengenommen wurde. Wegen seiner Nähe zur politischen Prominenz des Dritten Reiches wurde er in die Sowjetunion geflogen und im Moskauer Militärgefängnis Butyrka festgesetzt, wo er nach eigenen Angaben wiederholten Misshandlungen ausgesetzt war.[9] 1953 wurde Misch aus der Kriegsgefangenschaft entlassen.[10]

Nachkriegszeit und Karriere als Zeitzeuge

Misch wollte nach seiner Heimkehr aus der Kriegsgefangenschaft eigentlich Bauzeichner werden, brach die Ausbildung aber nach nur wenigen Wochen infolge der traumatischen Erlebnisse in seiner Gefangenschaft ab. Mit einem Kredit über 28.000 Mark kaufte er schließlich ein Geschäft für Maler- und Raumausstattungsbedarf in Berlin-Schöneberg.[11] Seinen Malerbetrieb führte er bis zu seinem achtundsechzigsten Lebensjahr. Danach verkaufte er das Geschäft und zog sich in den Ruhestand zurück.

Rochus Misch lebte in Berlin. Er war seit dem Tod von Hitlers SS-Adjutanten Otto Günsche im Oktober 2003 der letzte Augen- und Zeitzeuge aus dem inneren Zirkel des „Dritten Reiches“. Misch hatte 1942 geheiratet und hat eine Tochter.[12]

Im April 2006 erschien eine TV-Dokumentation des MDR unter dem Titel Der letzte Zeuge – Rochus Misch. Ebenfalls im April 2006 wurde die Biografie von Misch unter dem Titel J'étais garde du corps d'Hitler in Frankreich publiziert. Das Buch behandelt überwiegend den Zeitraum von 1940 bis 1945. Weitere Veröffentlichungen folgten in Argentinien, Spanien, Brasilien, Polen, der Türkei und Japan. In Deutschland erschienen die Lebenserinnerungen von Misch am 30. Juni 2008 unter dem Titel Der letzte Zeuge im Münchner Pendo-Verlag.

Misch distanzierte sich nicht von seiner Tätigkeit für die Diktatur. Der Historiker und Professor für neuere Geschichte an der Universität Konstanz Rainer Wirtz bemängelt, dass Misch die „Verarbeitung seiner Geschichte nicht gegenwartstauglich vollzogen hat“, und führt als Beispiel dafür Mischs Bezeichnung von „Graf von Stauffenberg als 'Kameradenmörder'“ an.[13] In einem Interview mit der Zeitschrift PM wurde Misch diesbezüglich gefragt: „Sie haben das Stauffenberg-Attentat einmal als »Kameradenmord« bezeichnet. Stehen Sie noch zu diesem Vorwurf?“, woraufhin er mit „Ja, weil vier Kameraden starben.“ antwortete.[14]

In dem Film Der Bunker (1981) wurde er von Michael Kitchen, in Der Untergang (2004) von Heinrich Schmieder und in Die letzte Schlacht (2005) von Florian Lukas gespielt. Alle Produktionen setzen sich kritisch mit den letzten Tagen des NS-Regimes auseinander. In seinem Buch Der letzte Zeuge sprach Misch von einer teilweise falschen Darstellung seiner Person im Film.

Veröffentlichungen

Buch

  • Rochus Misch: Der letzte Zeuge. Ich war Hitlers Telefonist, Kurier und Leibwächter. Mit einem Vorwort von Ralph Giordano. 9. Auflage. Pendo, Zürich/München 2008, ISBN 978-3-86612-194-2.

Hörbuch

  • Rochus Misch: Der letzte Zeuge. Ich war Hitlers Telefonist, Kurier und Leibwächter. Gesprochen von Frank Engelhardt, audio media verlag, München. ISBN 978-3-86804-060-9

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Hitler bodyguard Rochus Misch dies at age 96. In: WRAL.com, 6. September 2013. Abgerufen am 6. September 2013.
  2. Misch: „Der letzte Zeuge“, 4. Auflage, S. 38 f.
  3. Misch: „Der letzte Zeuge“, 4. Auflage, S. 43
  4. Misch: „Der letzte Zeuge“, 4. Auflage, S. 49 f.
  5. Misch: „Der letzte Zeuge“, 1. Auflage, S. 59 f.
  6. Hitlers Ende: „Der Chef brennt!“ Beitrag von Dominik Reinle (WDR) auf kriegsende.ard.de (o. D.)
  7. Rochus Misch: Der letzte Zeuge. 8. Auflage, 2008, S. 231
  8. Jetzt wird der Chef verbrannt. Interview (Teil 2) Süddeutsche.de, 29. April 2005. "Heß war ja eine Nummer null". Interview (Teil 1) Süddeutsche.de, 29. April 2005
  9. Misch: „Der letzte Zeuge“, 3. Auflage, S. 241
  10. roland-harder.de: Gespräch mit Rochus Misch, 6. April 2006
  11. Misch: „Der letzte Zeuge“, 1. Auflage, S. 259
  12. Ralf Simon: Des Teufels Leibwächter. Die Geheimnisse des letzten lebenden Hitler-Vertrauten, Spiegel-Online, 29. Juli 2007.
  13. Der Augenzeuge ist tot, es lebe der Zeitzeuge / Anmerkungen zu einem Paradigmenwechsel (PDF; 149 kB). Manuskript zur Sendung AULA des SWR2 vom 28. Mai 2012.
  14. Der letzte Zeuge / Rochus Misch im Interview im P.M. Magazin
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Rochus Misch aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.