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Rolf Huisgen
Rolf Huisgen (* 13. Juni 1920 in Gerolstein, Eifel; † 26. März 2020)[1] war ein deutscher Chemiker.
Leben und Werk
Nach dem Abitur an der Staatlichen Reginoschule in Prüm begann Huisgen mit dem Studium der Chemie an der Universität Bonn und wechselte dann zur Ludwig-Maximilians-Universität München. Als Schüler des Nobelpreisträgers Heinrich Otto Wieland wurde er 1943 an der LMU München mit der Arbeit Beiträge zur Kenntnis des Vomicins promoviert.[2] 1947 wurde er habilitiert und wurde Privatdozent. 1949 wurde er als außerordentlicher Professor für Organische Chemie an die Eberhard Karls Universität Tübingen berufen. 1952 erhielt er einen Ruf zurück an die LMU als ordentlicher Professor und Vorstand des Instituts für Organische Chemie. Seit 1988 war er Emeritus. Rolf Huisgen war Autor von etwa 590 wissenschaftlichen Publikationen in internationalen Zeitschriften. Hauptgebiet seiner Forschungen war die Physikalische Organische Chemie. Im Zentrum seines Interesses stand insbesondere die Reaktionsklasse der [3+2]-Cycloadditionen oder 1,3-dipolaren Cycloadditionen, die häufig nach ihm benannt werden („Click-Chemie“).[3] Als typische Cycloaddition war die Diels-Alder-Reaktion bekannt, bei der ein Alken mit einem vieratomigen Dien reagiert und die Sechserringe liefert. Lässt man Alkene mit dreiatomigen Kohlenstoffverbindungen reagieren, die als Dipole wirken mit positiver Ladung an einem Ende und negativer Ladung am anderen Ende, entstehen häufig Fünferringe, und Huisgen fand heraus, dass hier ein eigener Reaktionsmechanismus vorliegt ohne Zwischenprodukte oder freie Radikale. Huisgen veröffentlichte diese Erkenntnisse 1963. Die dipolare Cycloaddition (1,3-dipolare Cycloaddition von Alkenen oder Alkinen mit 1,3-dipolaren Molekülen wie Aziden, Nitriloxiden oder Diazoalkanen) wird manchmal nach ihm benannt. Auch die Huisgen-Pyrrolsynthese ist nach ihm benannt.
Seit 2019 zählte ihn der Medienkonzern Clarivate zu den Favoriten auf einen Nobelpreis (Clarivate Citation Laureates).
Auszeichnungen
1959 wurde Huisgen ordentliches Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. 1960 wurde er in die American Academy of Arts and Sciences gewählt. 1961 wurde er mit der Liebig-Denkmünze der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) ausgezeichnet. Im Jahr 1964 wurde er zum Mitglied der Leopoldina gewählt. 1965 erhielt er die Lavoisier-Medaille der Société Chimique de France, 1975 die Roger Adams Award der American Chemical Society. 1979 erhielt er den Otto-Hahn-Preis der Gesellschaft Deutscher Chemiker und die Achema-Plakette. Seit 1985 war er korrespondierendes Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, seit 1989 Mitglied der National Academy of Sciences. 1990 wurde er auswärtiges Mitglied der Accademia Nazionale dei Lincei in Rom. 1991 verlieh ihm die GDCh ihre Ehrenmitgliedschaft, 2006 die Chemical Society of Japan. Rolf Huisgen wurde mit Ehrendoktoraten der Universität Complutense Madrid (1975), der Universität Freiburg (1977), der Universität Erlangen-Nürnberg (1980), der Universität Würzburg (1984), der Universität Regensburg (1985), vom Staatlichen Technologischen Institut Sankt Petersburg (1993) und der FU Berlin (2010)[4] ausgezeichnet. Rolf Huisgen erhielt den Bayerischen Verdienstorden (1982) und den Bayerischen Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst (1984). Von der Staatsuniversität St. Petersburg wurde er 2002 mit einer Ehrenprofessur geehrt.
Privates
Huisgen war verheiratet und Vater zweier Töchter.
Schriften
- Rolf Huisgen, Rudolf Grashey, Jürgen Sauer: Cycloaddition reactions of alkenes. In: Saul Patai (Hrsg.): The chemistry of alkenes. Band 1, Wiley, London und New York 1964, S. 739–953, doi:10.1002/9780470771044.ch11.
- 1.3-Dipolare Cycloadditionen Rückschau und Ausblick. In: Angewandte Chemie. Band 75, 1963, S. 604–637, doi:10.1002/ange.19630751304.
- The Adventure Playground of Mechanisms and Novel Reactions. American Chemical Society, Washington 1994 (Autobiographie).
Literatur
- Christoph Rüchardt, Jürgen Sauer, Reiner Sustmann: Rolf Huisgen: Some Highlights of His Contributions to Organic Chemistry. In: Helvetica Chimica Acta. Band 88, 2005, S. 1154–1184, doi:10.1002/hlca.200590098.
Weblinks
- Rolf Huisgen The Chemical Adventurer (englisch, PDF; 504 KB)
- Prof. Dr. Rolf Huisgen, em. Fakultät für Chemie und Pharmazie, LMU
- 1,3-Dipolare Cycloadditionen - Diesseits und Jenseits der Konzertiertheit (Rudolf-Criegee-Vorlesung 2003, Universität Karlsruhe)
Einzelnachweise
- ↑ Rolf Huisgen (1920 – 2020) :: ChemViews Magazine :: ChemistryViews. Abgerufen am 27. März 2020 (english).
- ↑ Lebensdaten, Publikationen und Akademischer Stammbaum von Rolf Huisgen bei academictree.org, abgerufen am 12. Februar 2018.
- ↑ Kendall N. Houk: Rolf Huisgen’s Profund Adventures in Chemistry. In: Helvetica Chimica Acta. Band 93, 2010, S. 1241–1260.
- ↑ FU Berlin: Verleihung der Ehrendoktorwürde an Rolf Huisgen (PDF; 76 kB).
Personendaten | |
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NAME | Huisgen, Rolf |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Chemiker |
GEBURTSDATUM | 13. Juni 1920 |
GEBURTSORT | Gerolstein |
STERBEDATUM | 26. März 2020 |
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Rolf Huisgen aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |
- Chemiker (20. Jahrhundert)
- Hochschullehrer (Ludwig-Maximilians-Universität München)
- Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften
- Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften
- Mitglied der Accademia dei Lincei
- Mitglied der Leopoldina (20. Jahrhundert)
- Mitglied der American Academy of Arts and Sciences
- Mitglied der National Academy of Sciences
- Träger des Bayerischen Maximiliansordens für Wissenschaft und Kunst
- Träger des Bayerischen Verdienstordens
- Ehrendoktor der Universität Complutense Madrid
- Ehrendoktor der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
- Ehrendoktor der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
- Ehrendoktor der Julius-Maximilians-Universität Würzburg
- Ehrendoktor der Universität Regensburg
- Ehrendoktor der Freien Universität Berlin
- Deutscher
- Geboren 1920
- Gestorben 2020
- Mann