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Salman Schocken
Salman Schocken (hebräisch שלמה זלמן שוקן, Schelomo Salman Schocken; geb. 29. Oktober 1877 in Margonin bei Posen; gest. 6. August 1959 in Pontresina, Schweiz) war ein deutscher Kaufmann, Verleger und Zionist.
Leben
Salman Schocken entstammte einer jüdischen Familie. Er arbeitete nach einer kaufmännischen Lehre ab 1901 im Zwickauer Warenhaus seines Bruders Simon, gründete mit diesem zusammen mehrere Filialen u. a. in Oelsnitz im Erzgebirge, Nürnberg und Stuttgart und begründete damit den Kaufhauskonzern Schocken. Sein Bruder Julius eröffnete unabhängig vom Konzern in Bremerhaven Schocken-Kaufhäuser, arbeitete aber mit Salman Schocken beim Einkauf zusammen. Nach dem Tod des Bruders Simon, der im Alter von 55 Jahren am 26. Oktober 1929 an den Folgen eines Verkehrsunfalls[1] starb, wurde Salman Schocken Alleininhaber der Warenhauskette.
Bereits 1915 war Schocken Mitbegründer der von Martin Buber geführten zionistischen Zeitschrift Der Jude. 1929 gründete er das Schocken-Institut zur Erforschung der hebräischen Poesie und 1931 in Berlin den Schocken Verlag, in dem nach dem Vorbild der Insel-Bücherei die Bücherei des Schocken Verlags erschien, um mit preiswerten Ausgaben jüdische Autoren bekannt zu machen. Geschäftsführer wurde Lambert Schneider.[2] Der Verlag hielt die Weltrechte am Werk Franz Kafkas. Schocken war einer der bedeutenden Bibliophilen und Sammler von Handschriften und Autographen des 18. und 19. Jahrhunderts.[3] Mit der Schocken-Bücherei verfolgte er das Ziel, deutsche Juden zu unterstützen, um ihre seelische Existenz während der Zeit des nationalsozialistischen Terrors zu stärken. Sein Motto war dabei: „Rückbesinnung auf jüdische Werte und Traditionen ist gleich Selbstbehauptung.“[4] Im Juli 1932 versuchte er, Burg Wildeck bei Abstatt zu erwerben, doch blieb ihm der Kauf durch das Fideikommissgericht in Stuttgart versagt, so dass die Burg im Juli 1933 an den württembergischen Staat kam. Frühzeitig förderte er den jüdischen Schriftsteller und späteren Nobelpreisträger Samuel Agnon. Schocken emigrierte 1934 unter dem Eindruck des Nationalsozialismus nach Palästina, wo er durch den Kauf der Tageszeitung Ha'aretz den Grundstein für das Medienunternehmen der Haaretz-Gruppe legte. 1938 wurde sein Berliner Verlag zwangsweise geschlossen. Im Jahre 1940 emigrierte er in die USA.
1937 veröffentlichte der Schocken-Verlag in Berlin Dreißig Jahre Aufbau in Palästina mit Artikeln von Arthur Ruppin von 1907 bis 1937, mit einem Nachwort von H.H. Thon und einer im Auftrag des Palästina-Amtes in Berlin herausgegebenen „Übersichtskarte von Palästina“ mit den „jüdischen Siedlungen und Böden nach dem Stand von 1937“.[5]
In Jerusalem ließ er sich von Erich Mendelsohn, der für den Schocken-Konzern wegweisend gestaltete Kaufhausbauten in Deutschland geplant hatte (Nürnberg, Umbau; Chemnitz; Stuttgart), im Stadtteil Rechavia ein großes Wohnhaus und eine separates Gebäude für seine Privatbibliothek von etwa 60.000 Bänden errichten.[6] Die Bibliothek wurde 1937 um 8.000 Bände mit Erstdrucken aus Barock, Klassik und Romantik erweitert, die Schocken vom Schriftsteller Karl Wolfskehl erworben hatte, um dessen Emigration finanziell zu unterstützen.[7] Er wurde Mitglied des Verwaltungsrats der Hebräischen Universität. Es folgte die Gründung des Verlages Schocken Publishing House Ltd. (der sich eine Gründung in New York anschließen sollte), während in Deutschland die Warenhäuser zwangsweise veräußert wurden (sogenannte Arisierung) und dann unter Merkur AG firmierten. Nach dem Zweiten Weltkrieg (1949) gelang es Schocken, 51 % der Anteile an den Warenhäusern zurückzuerlangen; 1953 verkaufte er sie an Helmut Horten. Salman Schocken starb 1959 auf einer Reise in der Schweiz.
Ausstellung
- Dauerausstellung im Staatlichen Museum für Archäologie Chemnitz[8]
Literatur
- Siegfried Moses: Salman Schocken. Wirtschaftsführer und Zionist, in: Robert Weltsch (Hrsg.): Deutsches Judentum. Aufstieg und Krise. Gestalten, Ideen, Werke. Vierzehn Monographien. Veröffentlichung des Leo Baeck Instituts. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1963, S. 144–184 (Engl. Fassung in Yearbook des Instituts 1960; geringfügig längere dt. Fass. im Bulletin des LBI, 4. Jg. 1961, Nr. 13, S. 1–43)
- Fritz Homeyer: Deutsche Juden als Bibliophile und Antiquare, 2. Auflage, Tübingen: Mohr Siebeck, 1966 (Schriftenreihe wissenschaftlicher Abhandlungen des Leo Baeck Instituts; 10), S. 48–50.
- Volker Dahm: Das jüdische Buch im Dritten Reich. 2., überarb. Auflage, C. H. Beck, München 1993 ISBN 3-406-37641-X (Teil 2: S. Schocken und sein Verlag. Zuerst 1982)
- Hans-Eberhard Happel u. a.: Schocken – eine deutsche Geschichte. Nordwestdeutsche Verlagsgesellschaft, Bremerhaven 1994 ISBN 3-927857-53-X
- Tilo Richter: Erich Mendelsohns Kaufhaus Schocken: jüdische Kulturgeschichte in Chemnitz. Passage, Leipzig 1998 ISBN 3-9805299-5-9
- Anthony David: The Patron. A Life of S. Schocken 1877–1959. New York, Metropolitan Books, 2003, ISBN 0-8050-6630-6; Kritische Besprechung (deutsch), in : Kalonymos: Beiträge zur deutsch-jüdischen Geschichte aus dem Salomon Ludwig Steinheim-Institut, Duisburg, Heft 1/2006, S. 6f., ISSN 1436-1213. Weitere Rezensionen (englisch). Das Buch ist auch in Hebräisch erschienen (Tel Aviv: Schocken, 2006). Deutsche Fassung: unbestimmt. Das Buch enthält mehrere tatsächliche Fehler (siehe http://www.hannaharendt.net/index.php/han/article/view/106/178).
- Silke Schaeper: Schocken, Salman. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 23, Duncker & Humblot, Berlin 2007, S. 352–354 (Onlinefassung).
- Antje Borrmann, Doreen Mölders, Sabine Wolfram (Hrsg.): Konsum und Gestalt: Leben und Werk von Salman Schocken und Erich Mendelsohn vor 1933 und im Exil. Hentrich & Hentrich, Berlin 2017, ISBN 978-3-95565-145-9.
- Stefanie Mahrer, Salman Schocken. Topographien eines Lebens. Jüdische Kulturgeschichte in der Moderne, Neofelis Verlag, Berlin 2021.
Weblinks
- Literatur von und über Salman Schocken im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- „Kaufhauskönig Salman Schocken: eine jüdische Heldensaga“, Amos Elon in Le Monde diplomatique, Januar 2005
- Beitrag von Christian Wirth (Chemnitz): Salman Schocken - Kaufhauskönig, Jüdischer Bismarck, Mäzen
Einzelnachweise
- ↑ Archivierte Kopie (Memento vom 8. April 2014 im Internet Archive) Kleine Chronik in: C. V. Zeitung, Jg. 8 (1929) Heft 44 (1. November 1929) S. 594 und S. 595 (Todesanzeige).
- ↑ Lambert Schneider: Rechenschaft; Heidelberg o. J.[1965].
- ↑ Encyclopedia Judaica, Vol. 18, San-Sol, Thomson Gale 2007, S. 153. ISBN 978-0-02-865946-6.
- ↑ Julius H. Schoeps: Salman Schocken und andere. Der Aufstieg der deutsch-jüdischen Wirtschaftselite im Kaiserreich und in der Weimarer Republik. In: Cygnea, Schriftenreihe des Stadtarchivs Zwickau, Vol. 6 (2008), S. 9–18 (hier S. 12–13).
- ↑ Arthur Ruppin: Dreißig Jahre Aufbau in Palästina. Schocken Verlag. 1937. Abgerufen am 26. Dezember 2016.
- ↑ Bibliotheksbauten. gta Verlag an der ETH Zürich, Zürich 2018, ISBN 978-3-85676-381-7, S. 126–131.
- ↑ Friedrich Voit, Karl Wolfskehl - Leben und Werk im Exil 1933–1948, Wallstein Verlag Göttingen 2005, S. 169 ff.
- ↑ smac.sachsen.de
Personendaten | |
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NAME | Schocken, Salman |
ALTERNATIVNAMEN | Schocken, Schelomo Salman |
KURZBESCHREIBUNG | deutsch-israelischer Kaufmann und Verleger |
GEBURTSDATUM | 29. Oktober 1877 |
GEBURTSORT | Margonin bei Posen |
STERBEDATUM | 6. August 1959 |
STERBEORT | Pontresina, Schweiz |
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Salman Schocken aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |