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Sonnenwende

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(Weitergeleitet von Wintersonnenwende)
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Sommersonnenwende und Wintersonnenwende sind Weiterleitungen auf diesen Artikel. Weitere Bedeutungen sind unter Sonnenwende (Begriffsklärung) und Wintersonnenwende (Begriffsklärung) aufgeführt.
Die Tageslänge am 21. Juni auf verschiedenen Breitenkreisen

Eine Sonnenwende oder Sonnwende (lateinisch solstitium, griechisch ἡλιοστάσιον hēliostásion „Stillstand der Sonne“) findet zweimal im Jahr statt. Zur Wintersonnenwende – auf der Nordhalbkugel der Erde am 21. oder 22. Dezember – erreicht die Sonne die geringste Mittagshöhe über dem Horizont, während der Sommersonnenwende am 20., 21. oder 22. Juni (an Orten nördlich des nördlichen Wendekreises) ihren mittäglichen Höchststand über dem Horizont. Auf der Südhalbkugel sind die Verhältnisse umgekehrt. Während des dortigen Winters ist auf der Nordhalbkugel Sommer.

Bei einer Sonnenwende erreicht die Sonne im Lauf eines Sonnenjahres den größten nördlichen oder südlichen Abstand (Deklination) vom Himmelsäquator. In diesem Augenblick kehrt die Sonne ihre durch die Schiefe der Ekliptik bewirkte Deklinationsbewegung um und nähert sich wieder dem Himmelsäquator.

Diese maximale Deklination erreicht sie jedes Jahr zweimal: einmal nördlich und einmal südlich des Himmelsäquators; je nach Hemisphäre (also Nord- oder Südhalbkugel der Erde) spricht man dabei jeweils von der Sommer- oder Wintersonnenwende.[1]

Astronomische Grundlagen

Definition

Die genaue Definition lautet: Die Sonnenwenden sind die Zeitpunkte, in denen die scheinbare geozentrische ekliptikale Länge der Sonne 90° oder 270° beträgt.

  • Scheinbar heißt: unter Berücksichtigung von Aberration und Nutation.
  • Geozentrisch heißt: von einem fiktiven Beobachter im Erdmittelpunkt aus gesehen. Die Definition ist also unabhängig vom Standort eines realen Beobachters; die Sonnenwenden treten daher weltweit zum selben Zeitpunkt ein (der aber je nach örtlicher Zeitzone verschiedenen Uhrzeiten entspricht).

Eine einfache planetengeometrische Definition lautet: Sonnenwende: Der Winkel Sonnenmittelpunkt-Erdmittelpunkt-Erdpol ist extrem. Zwei Fälle: Extremwinkel minimal -> Sommersonnenwende; Extremwinkel maximal -> Wintersonnenwende; die beiden Erdhemisphären haben also beide Fälle gleichzeitig, im Wechsel. (Equinox: Der Winkel Sonnenmittelpunkt-Erdmittelpunkt-Erdpol ist ein rechter)

Die zwei Zeitpunkte fallen bis auf wenige Minuten mit jenen Zeitpunkten zusammen, in denen die Sonne ihre größte nördliche oder südliche Deklination – etwa 23° 26' 20" – und damit ihre nördlichste oder südlichste Stellung auf der Himmelskugel erreicht. Der geringe Zeitunterschied resultiert aus dem Umstand, dass es eigentlich das Baryzentrum des Erde/Mond-Systems ist, das sich gleichmäßig in der „Erd“bahnebene (Ekliptik) um die Sonne bewegt, während die Erde selbst diesen gemeinsamen Schwerpunkt umkreist und sich in der Regel etwas oberhalb oder unterhalb dieser Ebene befindet. Vom Geozentrum aus gesehen läuft die Sonne daher nicht exakt auf der Ekliptik (sie hat eine ekliptikale Breite ungleich null). Sie passiert deshalb zum einen nicht exakt den nördlichsten bzw. südlichsten Punkt der Ekliptik, zum anderen führt ihre veränderliche ekliptikale Breite dazu, dass die maximale Deklination in der Regel nicht genau an den Sonnwendpunkten angenommen wird.

Folgerungen

Jahreslauf der Erde um die Sonne. Ganz links: Sommer auf der Nordhalbkugel. Ganz rechts: Winter auf der Nordhalbkugel.
Die Dämmerung in Europa an einem 21. Juni

Die Sonnenwenden markieren den Beginn des astronomischen Sommers bzw. des astronomischen Winters. Wenn die Sonne ihre größte nördliche oder südliche Deklination von 23,4° erreicht, steht sie senkrecht über den so genannten Wendekreisen der Erde (nämlich den Breitenkreisen auf 23,4° nördlicher bzw. südlicher Breite). Sie steht also

  • am 21. Juni über dem nördlichen Wendekreis (Sommersonnenwende auf der Nordhalbkugel, Wintersonnenwende auf der Südhalbkugel),
  • am 21. oder 22. Dezember über dem südlichen Wendekreis (Wintersonnenwende auf der Nordhalbkugel, Sommersonnenwende auf der Südhalbkugel).

Für beide Erdhalbkugeln gilt jeweils: Zur Wintersonnenwende erreicht die Sonne im Jahreslauf ihren tiefsten Stand in Bezug auf den Meridiandurchgang. Zu diesem Zeitpunkt herrscht der kürzeste Tag und die längste Nacht, weil der größere Teil der täglichen Sonnenbahn unterhalb des Horizonts liegt. Umgekehrt erreicht die Sonne zur Sommersonnenwende ihren höchsten Stand. Zu diesem Zeitpunkt herrscht der längste Tag und die kürzeste Nacht, weil der größere Teil der täglichen Sonnenbahn oberhalb des Horizonts liegt.

Nahe den Polarkreisen gibt es zur Wintersonnenwende einen Tag ohne Sonnenaufgang sowie zur Sommersonnenwende einen Tag ohne Sonnenuntergang (Mitternachtssonne, „Weiße Nächte“). Weiter polwärts herrscht dann wochen- bis monatelang der Polartag bzw. am anderen Pol die Polarnacht. Während dieser Zeiträume ohne Dämmerung liegt die tägliche Sonnenbahn vollständig oberhalb bzw. unterhalb des Horizonts.

Zwischen den Sonnenwenden überschreitet die Sonne jeweils den Himmelsäquator und steht dann senkrecht über dem Äquator der Erde. Diese Zeitpunkte sind die Äquinoktien oder Tagundnachtgleichen. Äquinoktien und Sonnenwenden stellen den Beginn der jeweiligen astronomischen Jahreszeiten dar.

Obwohl der Tag der Wintersonnenwende der kürzeste Tag ist, tritt zur Wintersonnenwende auf der Nordhalbkugel der früheste Sonnenuntergang bereits etwa zehn Tage früher und der späteste Sonnenaufgang erst etwa zehn Tage später ein. Ursache hierfür ist die Zeitgleichung. Zur Sommersonnenwende auf der Nordhalbkugel macht dieser Effekt analog etwa vier Tage aus.

Datum

Weil das Sonnenjahr knapp sechs Stunden länger ist als das kalendarische Gemeinjahr mit genau 365 Tagen, verschiebt sich der Zeitpunkt der Sonnenwenden in jedem Jahr, das kein Schaltjahr ist, um etwa sechs Stunden zu späteren Uhrzeiten. In einem Schaltjahr (z. B. 2012, 2016, 2020; in der Tabelle fett hervorgehoben) springt der Termin zum Ausgleich wieder um etwa 18 Stunden zurück.

In der Mitteleuropäischen Zeitzone fällt die Sommersonnenwende gegenwärtig stets auf den 21. Juni. Im 20. Jahrhundert konnte sie auch am 22. Juni eintreten. Im 21. Jahrhundert wird sie ab 2020 manchmal am 20. Juni sein, weil die Schaltregel (365,2425 Tage) die tatsächliche Jahreslänge (365,2422 Tage) nur näherungsweise darstellen kann. Ohne die gregorianische Kalenderreform würde sich ihr Datum pro Jahrtausend um sieben bis acht Tage verschieben. Diese Verkürzung erfolgte dadurch, dass – abweichend von der Schaltregel des Julianischen Kalenders – die Säkular-Jahre (das sind Jahre, deren Zahl durch 100 teilbar ist) keinen Schalttag mehr erhalten, es sei denn, die Jahreszahl ist durch 400 teilbar.

Die Wintersonnenwende fällt in der Mitteleuropäischen Zeitzone gegenwärtig etwa gleich häufig auf den 21. und 22.  Dezember. Bis 2099 wird es häufiger der 21. Dezember werden, aber nach 2100 gleicht sich das wieder aus, weil 2100 kein Schaltjahr ist.

Jahr Sommersonnenwende Wintersonnenwende
2010 21. Juni 13:28 Uhr MESZ 22. Dezember 00:38 MEZ
2011 21. Juni 19:16 Uhr MESZ 22. Dezember 06:30 MEZ
2012 21. Juni 01:09 Uhr MESZ 21. Dezember 12:12 MEZ
2013 21. Juni 07:04 Uhr MESZ 21. Dezember 18:11 MEZ
2014 21. Juni 12:51 Uhr MESZ 22. Dezember 00:03 MEZ
2015 21. Juni 18:38 Uhr MESZ 22. Dezember 05:48 MEZ
2016 21. Juni 00:34 Uhr MESZ 21. Dezember 11:44 MEZ
2017 21. Juni 06:24 Uhr MESZ 21. Dezember 17:28 MEZ
2018 21. Juni 12:07 Uhr MESZ 21. Dezember 23:23 MEZ
2019 21. Juni 17:54 Uhr MESZ 22. Dezember 05:19 MEZ
2020 20. Juni 23:44 Uhr MESZ 21. Dezember 11:02 MEZ

Weitere Details hierzu siehe im Artikel Jahreszeit.

Winterpunkt und Sommerpunkt

Im Moment der Wintersonnenwende steht die Sonne im Vergleich zu den Hintergrundsternen im sogenannten Winterpunkt – einem der beiden Punkte der Ekliptik, die genau 90° vom Frühlingspunkt entfernt sind (Rektaszension = 18h). Er liegt derzeit im Sternbild Schütze (lat.: sagittarius); etwa in dieser Richtung liegt auch das galaktische Zentrum.

Analog dazu steht die Sonne im Moment der Sommersonnenwende im sogenannten Sommerpunkt (Rektaszension = 6h) im Sternbild Stier.

Durch die Präzession der Erdachse wandern der Winterpunkt und der Sommerpunkt im Laufe von 25.780 Jahren (Zyklus der Präzession) einmal durch den gesamten Tierkreis. So lag der Winterpunkt in der Antike noch im Sternbild Steinbock (deshalb auch „Wendekreis des Steinbocks“) und wird sich in etwa 300 Jahren ins Sternbild Schlangenträger verschieben.

Der Sommerpunkt lag in der frühen Antike im Sternbild Krebs (deshalb auch „Wendekreis des Krebses“), seine Wanderung ist in der folgenden Tabelle über einen ganzen Zyklus der Präzession dargestellt. Legt man die modernen Grenzen der Sternbilder zu Grunde, dann befindet er sich in folgenden Sternbildern:

 Sternbild Sektor Durchgangsdauer Eintritt Mitte Austritt
  Schütze 33,3° 2380 Jahre 13.030 v. Chr. 11.840 v. Chr. 10.650 v. Chr.
  Schlangenträger 18,6° 1340 Jahre 10.650 v. Chr. 9980 v. Chr. 9310 v. Chr.
  Skorpion 6,7° 480 Jahre 9310 v. Chr. 9070 v. Chr. 8830 v. Chr.
  Waage 23,0° 1650 Jahre 8830 v. Chr. 8005 v. Chr. 7180 v. Chr.
  Jungfrau 44,1° 3160 Jahre 7180 v. Chr. 5600 v. Chr. 4020 v. Chr.
  Löwe 35,7° 2570 Jahre 4020 v. Chr. 2735 v. Chr. 1450 v. Chr.
  Krebs 20,1° 1440 Jahre 1450 v. Chr. 740 v. Chr. 10 v. Chr.
  Zwillinge 27,9° 2000 Jahre 10 v. Chr. 990 n. Chr. 1989 n. Chr. (20. Okt. 1989)
  Stier 36,7° 2620 Jahre 1990 n. Chr. (nahe am Orion) 3300 n. Chr. 4610 n. Chr.
  Widder 24,7° 1770 Jahre 4610 n. Chr. 5495 n. Chr. 6380 n. Chr.
  Fische 37,2° 2670 Jahre 6380 n. Chr. 7715 n. Chr. 9050 n. Chr.
  Wassermann 24,0° 1710 Jahre 9050 n. Chr. 9905 n. Chr. 10.760 n. Chr.
  Steinbock 28,0° 2010 Jahre 10.760 n. Chr. 11.765 n. Chr. 12.770 n. Chr.
  Schütze 33,3° 2380 Jahre 12.770 n. Chr. 13.960 n. Chr. 15.150 n. Chr.
dient dem Zeilenumbruch, bitte nicht entfernen

Im Winkel von 90° zum Sommerpunkt und Winterpunkt liegen jeweils der Frühlingspunkt (Rektaszension = 0h) und der Herbstpunkt (Rektaszension = 12h), in denen die Sonne beim Äquinoktium steht.

Solstitiallinie

Die Erdbahn mit Äquinoktial- (grün) und Solstitiallinie (rot), sowie der Ellipsenhauptachse (türkis) mit Aphel und Perihel.

Die Verbindungslinie zwischen den Positionen der Erde zum Zeitpunkt der Sommersonnenwende und der Wintersonnenwende wird Solstitiallinie genannt. Diese Linie geht also mitten durch die Sonne hindurch, ihre Verlängerung außerhalb der Erdbahn durch den Sommerpunkt und den Winterpunkt. Sie steht senkrecht auf der Äquinoktiallinie.

Geschichtliches und Kulturelles

Die Verehrung der Sonne und des wiederkehrenden Lichtes geht auf Traditionen in prähistorischer Zeit zurück.[2] Die Sonne hat essentielle Bedeutung für das irdische Überleben. Die Sommersonnenwende trug einen Aspekt des Todes und der Vergänglichkeit in sich. Dem gegenüber standen die längerwerdenden Tage nach der Wintersonnenwende, die Leben und Auferstehung verkörperten. Diese Wendepunkte schlugen sich entsprechend in Ritus und Mythologie nieder.[3] Bemerkenswert ist, dass die Sonne im abendländischen Kulturkreis immer dem männlichen Prinzip zugeordnet ist, jedoch hier eine Ausnahme im germanischen Sprachraum besteht, welcher in der Sonne die Mutter sieht.[3]

Je größer der Unterschied zwischen dem harten Winter und dem warmen Sommer, desto intensiver wurde von jeher dieser Tag gefeiert. Im Norden Europas, wo in der sommerlichen Jahreszeit die Nächte gar nicht mehr dunkel werden (man spricht auch von den Weißen Nächten), haben Sonnenwendfeiern – als Mittsommerfest bezeichnet – mehr Bedeutung als zum Beispiel in Südeuropa.

Sommersonnenwende

Golowan-Fest – Sonnenwendfeier am 20. Juni 2008 in Cornwall
„Saint Jean“ – Johannisfest am 26. Juni 1993 in der Bretagne

Die Sommersonnenwende wird in vielen Ländern, wie in Mitteleuropa und den USA, als Beginn der Jahreszeit Sommer gesehen. In Irland hingegen wird der Zeitraum vom 1. Mai (siehe auch Beltane) bis zum 31. Juli als Sommer betrachtet; die Sommersonnenwende liegt also etwa in der Mitte der Jahreszeit. In vielen Ländern, in denen heute der kalendarische Sommer am 20./21. Juni beginnt, wird der Tag der Sommersonnenwende dennoch als Mittsommer bezeichnet, was möglicherweise auf einen alten gemeinsamen steinzeitlichen Kalender zurückgeht. Im Belchen-System geht zum Beispiel die Sonne zur Sommersonnenwende vom Elsässer Belchen aus gesehen über dem nordöstlich gelegenen Kleinen Belchen auf, was die Bestimmung des Zeitpunkts der Sommersonnenwende unabhängig von anthropogenen Objekten ermöglicht.

Schon der Turm von Jericho aus dem 9. Jahrtausend v. Chr. deutet auf die Kenntnis der Sommersonnenwende hin, und spätere steinzeitliche Kultstätten wie Stonehenge erfassten diesen Zeitpunkt mittels der relativ leicht feststellbaren Auf- und Untergangspunkte der Sonne, die zu Winterbeginn etwa im Südosten bzw. Südwesten liegen. Auch die Himmelsscheibe von Nebra als wichtiger bronzezeitlicher Fund dokumentiert die Sonnenwende.

Den Tag der Sommersonnenwende betrachten seit je manche Menschen als mystischen Tag; manche begehen ihn mit weltlichen oder religiösen Feierlichkeiten. Sonnenwendfeste hatten vor allem in den germanischen, nordischen, baltischen, slawischen und keltischen Religionen einen festen Platz. Die größte unorganisierte Sommersonnwendfeier in Europa findet in Stonehenge statt, die größte Deutschlands an den Externsteinen. Die südlichste Sommersonnenwendfeier findet seit 1929 in der spanischen Region Alicante statt. Das Golowan-Fest findet in Cornwall statt und wurde erstmals 1754 von William Borlase beschrieben.[4] Seit der Christianisierung Europas werden diese Feiern oft mit dem Heiligen des 24. Juni, Johannes dem Täufer, verbunden, der als besonders machtvoller Heiliger galt (Johannistag). Einige der Sonnenwendbräuche, die sich bis heute erhalten haben, wie die Johannisfeuer, sind nach ihm benannt. So wird der Johannistag in der Bretagne manchmal erst am folgenden Wochenende gefeiert. Auch hier liegt das Datum kurz nach der tatsächlichen Sommersonnenwende.

Das typische Juni-Sommerwetter und die in mittleren Breiten der Nordhalbkugel noch frühlingshafte Wachstumsstimmung in der Natur ist ideal für Freiluftveranstaltungen aller Art. So ist die Sonnenwende ein willkommener Anlass (und bei manchen bewusster Grund) für Feste oder Feiern um diesen Tag herum. Sonnenwendfeiern werden von unterschiedlichen Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften wie Freireligiösen und Freidenkern,[5] Vereinen, Parteien wie der SPD,[6] Freiwilligen Feuerwehren, Gemeinden und Tourismusverbänden[7] veranstaltet.[8] Heidnische oder neuheidnische Religionsgemeinschaften feiern am 21. die Sonnenwende meist auch mit einem Feuer. Teilweise wird dieses Fest als Litha bezeichnet.[9]

Für Ásatrú ist das sogenannte Mittsommerfest, nach dem Julfest, das zweitwichtigste Fest im Jahr.[10] Die Feuerfeste zur Sommersonnenwende in den Pyrenäen sind als immaterielles Weltkulturerbe anerkannt.

Wintersonnenwende

Da ab 21./22. Dezember die Tage wieder länger werden, war die Wintersonnenwende in vielen antiken und frühmittelalterlichen Kulturen ein wichtiges Fest, das oft ein paar Tage vor bzw. nach dem Datum der tatsächlichen Sonnenwende gefeiert wurde. Zur Zeit der Einführung des Julianischen Kalenders lagen die Sonnenwenden auf dem 25. Dezember und dem 24. Juni.

Umstritten ist, ob und in welcher Form die Germanen und andere Völker in Nordeuropa um die Wintersonnenwende das Julfest feierten.[2] Es wäre dann mit Feuer- und Lichtsymbolik zur Wintersonnenwende praktiziert worden.[11][3] Historisch belegbare schriftliche Zeugnisse gibt es in Form von Kalenderstäben mit Runenzeichen.[12] Es ist unstrittig, dass das Wort Julfest vor der Christianisierung in Gebrauch war. Die Kirche hatte vergeblich versucht, das Wort durch andere Begriffe zu ersetzen (Norrøn: „Dróttins burðar tíð“, Altschwedisch: „gudz födzlo hötidh“). Die altenglischen, nordischen und gotischen Belege stammen alle aus christlicher Zeit. Es ist daher schwierig, aus den knappen Quellen der altnordischen Literatur ein Bild der verschiedenen Feste zu gewinnen. Das gilt für das erwähnte „alfablót“ der Skandinavier und die „Nacht der Mütter“ bei den Angelsachsen.[13]

Das christliche Weihnachtsfest, mit dem die Geburt Jesu gefeiert wird, findet heute nach der tatsächlichen Wintersonnenwende statt. Die fällt in etwa zusammen mit dem Thomastag des Heiligenkalenders am 21. Dezember. Der Thomastag wurde deshalb gewählt, weil der Apostel Thomas am längsten an der Auferstehung Jesu zweifelt und in der Nacht des Unglaubens verharrt. Je nach Glaubensrichtung gibt es im Christentum unterschiedliche Schwerpunkte und Zahl der Festtage. Teilweise beginnt mit dem zweiten Weihnachtstag eine sechstägige Nachfeier,[14] und manche Rituale finden erst im Januar statt.[15]

Zoroastrier sowie muslimische Völker des iranischen Kulturkreises und Zentralasiens zelebrieren zur Wintersonnenwende die Yalda-Nacht. In Indien und Nepal findet Ende Dezember/Anfang Januar Makar Sankranti statt. Auch im Satanismus haben die Sonnenwenden Feiertagscharakter.[16]

Politische Besetzung

Zur Zeit des Nationalsozialismus wurden die angeblich altgermanischen Sonnenwendfeiern „wiederbelebt“[Anm. 1] und als offizielle Feiertage in die Symbolik von „Volk, Blut und Boden“ integriert, insbesondere durch die SS.

In der DDR veranstaltete der sozialistische Jugendverband Freie Deutsche Jugend Sonnwendfeiern.[17]

Ein wichtiger Ort für Sonnenwendfeiern sind die Externsteine. Hieran beteiligen sich unter anderen Anhänger neuheidnischer und esoterischer Gruppen; die Sonnwendfeier zieht jedoch auch Neonazis an.[8]

Aufsehen erregen insbesondere Sonnwendfeiern rechtsextremer Gruppen. Bei der von einem örtlichen Verein ausgerichteten Sonnenwendfeier Pretzien 2006 wurden unter anderem eine US-amerikanische Flagge und ein Exemplar des Tagebuchs der Anne Frank verbrannt, ohne dass die übrigen Anwesenden eingriffen. Seit diesen Ereignissen werden rechtsextreme Sonnenwendfeiern in Deutschland von der Polizei zunehmend aufgelöst.[18][19] In der Presse wird vornehmlich über Sonnwendfeiern politisch rechtsorientierter und rechtsextremer Gruppen berichtet.[20]

Sonstiges

Eratosthenes bestimmte bei einer Sommersonnenwende (Sonnenhöchststand) den Erdumfang.

William Shakespeares Komödie A Midsummer Night’s Dream (dt. „Ein Sommernachtstraum“) handelt während einer Sommersonnenwende in der klassischen Einheit von Zeit, Ort und Handlung des geschlossenen Dramas. Neben den beiden anderen nimmt Richard Wagner „das schöne Fest, Johannistag“ (Bass-Arie) als klassische Einheit der Zeit in seiner heiteren Oper Die Meistersinger von Nürnberg: Passend zum Bühnengeschehen fand die Uraufführung in München am Sonnwendtag 21. Juni 1868 statt. An die drei klassischen Einheiten hält sich auch Ingmar Bergman in seinem Film von 1955 „Das Lächeln einer Sommernacht“ (Sommarnattens leende).

Literatur

Weblinks

Wiktionary: Sonnenwende – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Commons: Sonnenwende – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise und Fußnoten

  1. Der Sommer beginnt am 21. Juni; der kürzeste Abstand Erde-Sonne, das sog. Perihel, wird dagegen Anfang Januar erreicht, woraus explizit hervorgeht, dass es zur Erklärung der Jahreszeiten nicht auf den Abstand Erde-Sonne, sondern auf die Neigung („Ekliptik“) der Rotationsachse zur Bahnebene ankommt.
  2. 2,0 2,1 Edgar Charles Polomé: Germanentum und religiöse Vorstellungen. In: Heinrich Beck (Hrsg.): Germanenprobleme aus heutiger Sicht. Reallexikon der germanischen Altertumskunde, Ergänzungsbände, Band 1, de Gruyter, Berlin, New York 1999, ISBN 3-11-016439-6, S. 278
  3. 3,0 3,1 3,2 Werner Weissmann: Sonne, Gral, Dämonen. Bedeutende abendländische Symbole in Mythos, Religion und Kunst. WUV Universitätsverlag, Wien 2003, ISBN 3-85114-778-2, S. 267f (online auf books.google.de).
  4. William Borlase: Antiquities of Cornwall, 1754
  5. Die Krux mit den Ritualen. Von weltlichen Alternativen zu kirchlichen Angeboten. In: NZZ online, 4. Dezember 2009, abger. am 23. Juni 2010.
  6. SPD-Ortsverein Lenting: Auch bei der 27. Lentinger Sonnwendfeier wurde wieder „gezündelt“. abger. 23. Juni 2010.
  7. Sommersonnenwende: Die Sommersonnenwende in der Wachau und im Nibelungengau.
  8. 8,0 8,1 Spiel mit dem Feuer. In: Der Stern. 21. Juni 2010.
  9. Informationen zu Litha auf wicca.com (englisch)
  10. Fritz Steinbock: Das Heilige Fest. Rituale des Traditionellen Germanischen Heidentums in heutiger Zeit. Daniel Junker Verlag, 2004, S. 125.
  11. Hans Förster: Die Feier der Geburt Christi in der Alten Kirche. Beiträge zur Erforschung der Anfänge des Epiphanie- und Weihnachtsfests. Mohr Siebeck, Tübingen 2000, ISBN 3-16-147291-8, S. 116 (siehe Fußnote Nr. 13: Auch die heidnischen Germanen feierten zur Zeit der Wintersonnenwende ein großes Freudenfest, das sogenannte Julfest, online).
  12. Andreas Nordberg: Jul, disting och förkyrklig tideräkning. (PDF; 2,1 MB) Kalendrar och kalendarisk riter i det förkristna Norden. Uppsala 2006, S. 65.
  13. Anders Hultgård: Jul. In: Heinrich Beck (Hrsg.): Reallexikon der Germanischen Altertumskunde. Band 16, de Gruyter, Berlin 2000. Seite 101.
  14. Konrad Onasch: Das Weihnachtsfest im orthodoxen Kirchenjahr; Berlin: Evangelische Verlags-Anstalt, 1958
  15. Hochfest – Beschneidung des Herrn. Russische Gedächtniskirche. Abgerufen am 25. Dezember 2010.
  16. In: Anton Szandor LaVey: Die Satanische Bibel, Index Verlag, Zeltingen-Rachtig 2007 (1969), ISBN 978-393687805-9, S. 114
  17. Dresden. Sonnwendfeier der FDJ am Neustädter Elbufer mit Blick auf Altstadtsilhouette, Juni 1960
  18. Keine Sonnenwendfeier für rechte Szene. In: Frankfurter Rundschau. 21. Juni 2009, abger. am 21. Juni 2010
  19. Sachsen-Anhalt. Polizei beendet Sonnenwendfeiern von Rechtsextremisten. Auf: Spiegel-online 22. Juni 2008, abger. 23. Juni 2010.
  20. Escheder Hof wird zum Treffpunkt der Neonazi-Szene. Auf: Welt-online 16. Juni 2009, abger. am 23. Juni 2010

Anmerkungen

  1. (…) So laßt uns denn an dem uraltheiligen Gebrauche der Sonnwendfeier festhalten. Das Sonnwendfeuer aber sei uns die Loderglut, der wir alles undeutsche Wesen überweisen, auf daß sie es verzehre. (…) Aus: Aurelius PolzerSonnenwende. In: Marburger Zeitung, Nr. 69/1900 (XXXIX. Jahrgang), 21. Juni 1900, S. 3 f. (Online bei ANNO)Vorlage:ANNO/Wartung/mbz. — Aurelius Polzer (1848–1924) gehört zu den geistigen Wegbereitern des Nationalsozialismus. Aus: K(arl)-H(einz) BurmeisterPolzer Aurelius. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 8, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1983, ISBN 3-7001-0187-2, S. 189.
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