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Yoram Hazony
Yoram Reuben Hazony (* 6. Juni 1964 in Rechovot) ist ein israelischer Bibelwissenschaftler, Philosoph und politischer Publizist.
Leben
Yoram Hazony ist der ältere Bruder des Publizisten David Hazony. Er studierte Ostasienwissenschaften an der Princeton University und gründete dort 1984 die rechtskonservative Studentenzeitschrift The Princeton Tory. 1993 wurde Hazony mit einer Arbeit über den biblischen Propheten Jeremia an der Rutgers University in Politischer Philosophie promoviert. In der Folge arbeitete er als Berater und Redenschreiber für Benjamin Netanjahu und gründete 1994 mit finanzieller Unterstützung aus den USA das Forschungs- und Studienzentrum Merkaz Shalem in Jerusalem,[1] welches mit Jahresbeginn 2013 als College anerkannt wurde.
Hazony arbeitete ferner von 2010 bis 2018 als Leiter eines Forschungsprojekts der John Templeton Foundation über Philosophische Theologie des Judentums und engagierte sich in der israelischen Bildungspolitik. Seit 2019 ist er Vorsitzender der neu gegründeten Edmund Burke Foundation.
Hazony betreibt mehrere Weblogs (u. a. Jerusalem Letters), publiziert in internationalen Medien wie National Review, Commentary, American Affairs und The New York Times und trat in der Dokumentationsserie The Story of God with Morgan Freeman des National Geographic Channel auf.
Er lebt mit seiner Ehefrau und neun Kindern in Jerusalem.
Arbeitsschwerpunkte und Positionen
Neben seiner religionswissenschaftlichen Publizistik ist Hazony als dezidiert nationalkonservativer und zionistischer politischer Intellektueller hervorgetreten.
2001 gehörte er zusammen mit u. a. Ari Shavit, Juli Tamir und Yaakov Amidror einer Arbeitsgemeinschaft von 60 zionistischen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens in Israel an, die unter der Schirmherrschaft des Tel Aviver Jitzchak-Rabin-Zentrums „die gedanklichen Grundlagen für das Leben in einem jüdisch-demokratischen Staat schriftlich zu fixieren“ versuchten.[2]
Der US-Historiker Daniel Pipes wies bereits 2010 in seiner Kolumne „Brennpunkt Nahost“ für Die Welt zustimmend auf Hazonys Arbeit hin: Dieser schreibe gegen „viele Intellektuelle und politische Persönlichkeiten in Europa“ an, die aus der Geschichte des Nationalsozialismus geschlussfolgert hätten, dass der Nationalstaat zugunsten supranationaler Strukturen aufgelöst werden müsse.[3]
2018 veröffentlichte Hazony den „Bestseller“[4] The Virtue of Nationalism, in dem er sich für einen ethnischen Nationalismus auf Grundlage der Lehren des Tanach aussprach und die liberale Philosophie der Aufklärung, beispielsweise das Denken Immanuel Kants, als Grundlage von Universalismus und Imperialismus verwarf. Demnach seien „das liberal-interventionistische Amerika und die EU aggressiv ausgreifende Imperien, die die Stabilität der Welt gefährden. Nur eine Abkehr vom Multilateralismus und die Auflösung der EU schaffe Frieden“.[5] Stefan Kornelius von der Süddeutschen Zeitung bezeichnete das Buch kurz nach seiner Veröffentlichung als „starker Tobak, geradezu geschichtsvergessen, anmaßend und verzerrend“ und attestierte Hazony eine „groteske Umdeutung der EU zum imperialistischen Werkzeug“.[6] Im ipg-journal der Friedrich-Ebert-Stiftung fasste Ivan Krastev zusammen: „Für Hazony und seine Anhänger sind das Römische Reich, die Habsburgermonarchie, die Sowjetunion, die Europäische Union und sogar die Vereinigten Staaten nach dem Ende des Kalten Kriegs unterschiedliche Verkörperungen derselben Idee eines Universalreichs. Und die Verantwortung echter Nationalisten sei es, ihre Zerstörung zu betreiben.“[7] Die rechtskonservative US-Bildungsinitiative Intercollegiate Studies Institute kürte das Buch 2019 zum „Conservative Book of the Year“.[8]
Mit der Edmund Burke Foundation richtet Hazony internationale „Konferenzen des Nationalkonservatismus“ aus: Im Juli 2019 sprachen in Washington, D.C. u. a. der damalige Nationale Sicherheitsberater John R. Bolton, Fox-News-Moderator Tucker Carlson, US-Senator Josh Hawley sowie Peter Thiel. Eine zweite Veranstaltung fand im Februar 2020 unter dem Titel „God, Honor, Country“ in Rom statt, unter der Beteiligung von u. a. der polnischen Botschafterin in Italien Anna Maria Anders, PiS-Politiker Ryszard Legutko, Marion Maréchal und Viktor Orbán.[9]
Schriften (Auswahl)
als Autor
- The Political Philosophy of Jeremiah. Theory, Elaboration, and Applications. (Dissertation, New Brunswick 1993).
- The Jewish State. The Struggle for Israel's Soul. New York 2000, ISBN 978-0-465-02902-0.
- The Philosophy of Hebrew Scripture. Cambridge 2012, ISBN 978-0-521-17667-5.
- God and Politics in Esther. Cambridge 2016, ISBN 978-1-107-58345-0.
- The Virtue of Nationalism. New York 2018, ISBN 978-1-541-64537-0.
als Mitherausgeber
- mit Aaron Wildavsky: Moses as Political Leader. Jerusalem 2005, ISBN 978-9-657-05231-0.
- mit David Hazony und Michael Oren: New Essays on Zionism. Jerusalem 2006, ISBN 978-9-657-05244-0.
- mit Dru Johnson: The Question of God's Perfection. Leiden 2018, ISBN 978-9-004-38795-9.
als Übersetzer
- Iddo Netanjahu: Yoni's Last Battle. The Rescue at Entebbe, 1976. Jerusalem u. New York 2001, ISBN 965-229-283-4.
Weblinks
- Erik Ebneter: Bibel der Nationalisten, Die Weltwoche, 16. Oktober 2019
- Marco Gallina: Yoram Hazony: Ein anderer Konservativer, Die Tagespost, 19. Januar 2020
- Stefan Kornelius: Die neue Weltformel, Süddeutsche Zeitung, 30. Dezember 2018
- Ingo Way: Moses gegen Kant. Yoram Hazony verteidigt nationale Selbstbestimmung gegen grenzenlosen Universalismus, Jüdische Allgemeine, 18. September 2012
- Prime Minister Viktor Orbán received world famous conservative author Yoram Hazony, Miniszterelnök (amtliche Verlautbarung), 26. März 2019
Anmerkungen
- ↑ Ilan Pappe: The Idea of Israel. A History of Power and Knowledge, London u. New York 2014, S. 248.
- ↑ Naomi Bubis: Ein neuer Gesellschaftsentwurf für Israel?, Neue Zürcher Zeitung, 15. Februar 2002.
- ↑ Daniel Pipes: Gegner des Nationalstaats verstümmeln die Geschichte, Die Welt, 24. August 2010.
- ↑ Daniel Rickenbacher: Hebräische Renaissance, Jüdische Allgemeine, 5. Dezember 2019.
- ↑ Constanze Stelzenmüller: Politologin: "Handelsbereich ist der einzige, in dem USA und EU ebenbürtig sind" (Interview), Der Standard, 20. Februar 2019.
- ↑ Stefan Kornelius: Die neue Weltformel, Süddeutsche Zeitung, 30. Dezember 2018.
- ↑ Ivan Krastev: Nationalisten auf Kuschelkurs. Warum osteuropäische Nationalisten Netanjahus Israel bewundern, ipg-journal, 26. April 2019.
- ↑ Intercollegiate Studies Institute: Conservative Book of the Year Award.
- ↑ Selbstdarstellung der Edmund Burke Foundation auf ihrer Website.
Personendaten | |
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NAME | Hazony, Yoram |
KURZBESCHREIBUNG | israelischer Autor |
GEBURTSDATUM | 6. Juni 1964 |
GEBURTSORT | Rechovot |
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Yoram Hazony aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |