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Zimmerer
Ein Zimmerer oder Zimmermann, weibliche Bezeichnung Zimmerin, ist ein Beruf des Holzbaugewerbes. Die Mehrzahl lautet Zimmerleute.
Berufsbild und Berufsprofil
Zimmerer (etymologisch zu Zimmer‚ „festgefügtes Blockwerk aus Holz“ bzw. ursprünglich das 'Bauholz' selbst; zu germ. *timbra- „Bauholz“, vgl. engl. timber, schwed. timmer) ist ein Beruf der Sparten Bauwesen und Holzverarbeitung. Ein Zimmerer fertigt, errichtet und repariert Bauwerksteile, wie Dachkonstruktionen, Fachwerk, Balkone und Veranden und Innenausbau (Wandverkleidungen, Fußböden und Holzdecken, Treppen, zusammen mit dem Bautischler), und auch ganze Bauwerke aus Holz (Block- und Fertighäuser, Nebengebäude – etwa Carports, Baracken, Lagerhallen, landwirtschaftliche Nebengebäude). Auch der Ingenieurholzbau (Brücken, Türme, Wasserbau, Landschaftsbau und ähnliches) gehört zum Berufsfeld. Daneben umfasst die Tätigkeit auch Verschalungen im Betonbau, Wärme- und Schalldämmungen, sowie Feuchtigkeitsschutz- und Holzschutz.
Eine Sonderform ist der Schiffszimmerer (Bootsbau, Schiffbau).
Zu den Anforderungen an einen Zimmerer gehören die Fähigkeit, nach Bauzeichnungen zu arbeiten, Kenntnisse der Bauerrichtung- und Bauplanung, und Kenntnisse um das Material Holz. Die Beschäftigung findet – hauptsächlich in Klein- und Mittelbetrieben – in Zimmereien, Holzbaubetrieben sowie Hoch- und Tiefbauunternehmen statt. Der Arbeitsmarkt für Zimmerleute ist von der Baukonjunktur abhängig, und damit auch meist saisonellen Schwankungen (Saisonarbeit) unterworfen. Das Bauwesen erfordert auch die Bereitschaft zu Montagearbeit.
Der heutige Beruf teilt sich in die Arbeitsfelder Werkstatt (Vorfabrikation von Elementen, Lagerhaltung der Baumaterialien) und Baustelle (Außenmontage, Innenausbau). Die Arbeiten der Montagevorbereitung und Montage nennt man in der Zimmerei den Abbund.
Ausbildung
Als Voraussetzungen sollte ein Zimmerer Fähigkeiten wie handwerkliches Geschick, räumliches Vorstellungsvermögen und technisches Verständnis mitbringen. Zimmerer arbeiten fast ausschließlich gemeinsam, hohe Teamfähigkeit ist notwendig, aber auch hohe Eigenverantwortung. Zimmererarbeit ist körperliche Schwerarbeit, das Arbeitsumfeld umfasst Umgang mit schweren Baustoffen (Schweres Heben, Schweres Tragen) und Maschinen, und die Außenarbeit und Wetterausgesetztheit (Hitzebelastung, Kältebelastung, Nässebelastung), sowie Höhenarbeit, und insgesamt wie die meisten Bauberufe Schmutzbelastung, Staubbelastung, Lärmbelastung, und erhöhte Verletzungsgefahr, darum sollte robuste Gesundheit und körperliche Belastbarkeit, Körperkraft und Beweglichkeit, Schwindelfreiheit und Trittsicherheit vorhanden sein.
Deutschland: Zimmerer/Zimmerin
Zimmerer/Zimmerin ist ein anerkannter Ausbildungsberuf nach dem Berufsbildungsgesetz (BBiG) und der Handwerksordnung (HwO). Der Monoberuf wird ohne Spezialisierung nach Fachrichtungen oder Schwerpunkten in Industrie und Handwerk ausgebildet. Die Ausbildung kann in zwei Stufen erfolgen. Nach Abschluss der ersten Stufe (zwei Jahre) Ausbaufacharbeiter/in wird in der zweiten Stufe (ein Jahr) der Berufsabschluss Zimmerer/Zimmerin erworben. Die Ausbildung erfolgt in der Regel im Ausbildungsbetrieb und in der Berufsschule. Dabei ist meist das erste Jahr ein Berufsgrundschuljahr und darauf folgt die betriebliche Ausbildung, meist mit Berufsschulblöcken. Eine schulische Ausbildung wird ebenfalls angeboten. Die Ausbildung dauert drei Jahre. Weiterbildungsmöglichkeiten bestehen zum Zimmerervorarbeiter, Zimmerpolier, Zimmermeister und Restaurator im Zimmerhandwerk.
Dem Zimmerer- und Holzbaubereich können die Studienzweige Holzbau, Architektur, Bauingenieurwesen und Holzingenieurwesen (Eberswalde, Hildesheim, Rosenheim) zugeordnet werden.
Österreich: Zimmerei
Der Beruf Zimmerei[1][2] ist ein anerkannter Lehrberuf nach dem Berufsausbildungsgesetz (BAG). Die Berufsausbildung erfolgt im dualen Ausbildungssystem bei Lehrbetrieben und in der Berufsschule und schließt nach dreijähriger Lehrzeit mit der Lehrabschlussprüfung zum Zimmerer bzw. Zimmerin ab.
Das durchschnittliches Einstiegsgehalt liegt (2008) bei 1750–1940 € brutto pro Monat. Es gibt Weiterbildungsmöglichkeiten, u.a. zum Polier. Für die selbstständige gewerbliche Berufsausübung ist eine Befähigungsprüfung (Meisterprüfung) erforderlich. Verwandte Berufe sind SchalungsbauerIn (Schalungszimmerer) und FertigteilhausbauerIn im Holzsektor.
Berufsschulen für die Zimmerei finden sich in allen Bundesländern. Im oberösterreichischen Freistadt kann der Doppelberuf Maurer/in und Zimmerer/in erlernt werden[3]. Fachschulen befinden sich in Edelhof bei Zwettl (Fachschule Edelhof)[4] und in Hallein (Bauhandwerkerschule für Zimmerer der HTL Hallein).[5] Ähnliche Ausbildungen bieten auch Höhere Technische Lehranstalten (HTLs) im Bereich Hochbau, Bautechnik und Holzbau.
Schweiz: Zimmermann/Zimmerin
In der Schweiz[6] ist der Beruf ein Grundberuf. Die Ausbildung erfolgt in einer Zimmerei bzw. einem Holzbaubetrieb und in der Berufsfachschule, dauert (Stand 2012) drei Jahre, und schließt mit dem Eidgenössischen Fähigkeitszeugnis Gelernte/r Zimmermann/Zimmerin.
Weiterbildungen sind möglich:
- Zusatzlehre: Schreiner/in, Innenausbauzeichner/in
- Verbandsprüfung zum Vorarbeiter/in Holzbau, Berufsprüfung (BP) zum Holzbau-Polier/in und zum Holzfachmann/-frau, Höhere Fachprüfung (HFP) zum Holzbau-Meister/in
- an Höheren Fachschulen zum Techniker/in HF Holzbau, an der Fachhochschule zum Bachelor (FH) in Bauingenieurwesen, Holztechnik oder Architektur
- Zunftmeister
Wirtschaftsdaten und Beschäftigung
Zimmereien in Österreich
Berufsvertretung der Zimmerer ist die Bundesinnung Holzbau (Holzbau Austria)[7] der Bundessparte Gewerbe und Handwerk der Wirtschaftskammer Österreich (WKO), weitere wichtige Interessensverbände sind die Bundesinnung der Zimmermeister und Fachverband der Holzindustrie Österreichs der WKO[8]. Der Beruf Zimmerei wird vom Arbeitsmarktservice dem Berufsbereich Bau, Baunebengewerbe und Holz und dem Berufsfeld Hochbau und Bautechnik und Tischlerei und Naturmaterialienverarbeitung zugerechnet.
In Österreich gibt es etwa 1000 oder 500 Zimmereien (trotz eindeutiger ÖNACE-Kennnummer 4522 differieren die Zahlen der Leistungs- und Strukturerhebung[9] der Statistik Austria und der KMU Forschung Austria[10]). Ihre jährlich Bruttowertschöpfung liegt (2006) bei etwa 300 Mio. €, das ist etwa ein Drittel der gesamten Branche Holzverarbeitung (Holzbau, Papier- und Zellstoffindustrie, Holzwerkstoffindustrie, Energetische Nutzung von Biomasse).[11]
Geschichte
In frühen Zeiten war nahezu jeder Hausbesitzer auch ein Zimmermann, da er sich sein Haus meist selbst zimmern musste. Als sich später die Berufe mehr und mehr spezialisierten, wurde auch der Zimmererberuf eigenständig.
Durch die Herausbildung von Zünften und der damit einhergehenden Qualitätssicherung von besonders wichtigen Arbeitstechniken (Dachausmittlung, Schiftung oder Vergatterung) im Mittelalter wurde der Zimmermann, vor allem in der Stadt, unentbehrlich.
Vor allem Prestigebauten wie Rathäuser oder Zunfthäuser mit ihren aufwändigen Dachformen konnten von keinem Laien mehr ohne weiteres gebaut werden. Ein erfahrener Zimmermeister wurde verpflichtet. Wichtige Arbeiten wie das Aufschnüren des Daches auf dem Reißboden übernahm er selbst. Weniger um seine Geheimnisse zu hüten, sondern weil ebendiese Arbeiten zu dem damaligen Stand eine der kompliziertesten Konstruktionsaufgaben waren.
Eine Blütezeit des Zimmererhandwerkes war sicherlich das Mittelalter mit seinen gewagten großen städtischen Fachwerkbauten. Beispiele sind vor allem das Knochenhaueramtshaus in Hildesheim, das Rathaus in Wernigerode sowie die gesamte Altstadt von Quedlinburg (Weltkulturerbe).
Einen Höhepunkt der Dachkonstruktion erreichten die französischen Zimmermeister, die maître de charpentier, etwa um 1900 mit ihren geschwungenen und ineinander übergehenden, verdrehten und gewölbten Dachflächen. Diese Kunst beherrscht heute kaum noch jemand. Beispiele der dörflichen Zimmerkunst sind im Freilichtmuseum Detmold zu betrachten. Auch der Dorfzimmermann verstand es, dem nüchternen und funktionalen Haus einen eigenen Charakter zu geben. Selbst an der ärmlichsten Bauernkate wurden Schmuck und Zierrat nicht vergessen.
Wanderschaft / Walz
Hauptartikel Wanderjahre
Die Zimmerleute sind im heutigen Bauhandwerk eine der wenigen Berufsgruppen, die regional noch sehr viel Wert auf ihre Traditionen legen, insbesondere auf die Wanderjahre („Walz“), vor allem die Schächte pflegen dieses alte Brauchtum. Kluft der Wanderburschen der Zimmerer ist Manchesterjacket und -weste, Schlapphut, Stenz und Bündel. Heute dürften nach Schätzungen nur noch einige Hundert pro Jahr in Europa und Übersee unterwegs sein.
Siehe auch
Weblinks
Deutschland:
- Zimmerer im Berufenet der Bundesagentur für Arbeit
- Verbände des Bayerischen Zimmerer- und Holzbaugewerbes
- Holzbau Deutschland – Bund Deutscher Zimmermeister
Österreich:
- Berufs- und Brancheninfos der Wirtschaftskammer Österreich
- Höhe der kollektivvertraglichen Lehrlingsentschädigung für Zimmereigewerbe
- Ausbildungsverordnung für Zimmerer des österreichischen Wirtschaftsministeriums.
Schweiz:
- Berufsinformationen auf berufsberatung.ch
Einzelnachweise
- ↑ Zimmerei. In: Lehrberufe in Österreich. Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit, abgerufen am 28. Juli 2009.
- ↑ Zimmerei. In: Berufsbeschreibung. BerufsInformationsComputer Wirtschaftskammer Österreich, abgerufen am 18. Dezember 2008.
- ↑ Berufsschule Freistadt → Maurer/in und Zimmerer/in
- ↑ Landwirtschaftliche Fachschule Edelhof → Tischler/Zimmerer
- ↑ HTL Hallein → Bauhandwerk Zimmerer
- ↑ Beruf: Zimmermann/Zimmerin. In: Berufe und Ausbildungen. berufsberatung.ch, abgerufen am 18. Dezember 2008.
- ↑ BI Holzbau Wirtschaftskammer Österreich / BS Gewerbe und Handwerk
- ↑ Fachverband der Holzindustrie Österreichs
- ↑ Leistungs- und Strukturdaten, Statistik Austria, zit. n. Teischinger 2008
- ↑ KMU Forschung Austria → Forschungsberichte, zit. n. Teischinger 2008
- ↑ Alfred Teischinger, Robert Stingl, Robert Stanek: Holzbauanteil in Niederösterreich. Studie und Ansätze zur Erfassung der Wertschöpfung. In: Institutes für Holzforschung (ihf) d. Universität für Bodenkultur Wien (Hrsg.): Lignovisionen. 19, Wien Oktober 2008, ISSN 1681-2808 (pdf, boku.ac.at).
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