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Bad Frankenhausen/Kyffhäuser
Wappen | Deutschlandkarte | |
---|---|---|
51.35583333333311.101111111111132 Koordinaten: 51° 21′ N, 11° 6′ O
| ||
Basisdaten | ||
Bundesland: | Thüringen | |
Landkreis: | Kyffhäuserkreis | |
Höhe: | 132 m ü. NN | |
Einwohner: |
8.734 (31. Dez. 2014)[1] | |
Postleitzahl: | 06567 | |
Vorwahl: | 034671 | |
Kfz-Kennzeichen: | … | |
Gemeindeschlüssel: | 16 0 65 003 | |
Stadtgliederung: | 6 Ortsteile | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Markt 1, 06567 Bad Frankenhausen | |
Webpräsenz: | ||
Bürgermeister: | Matthias Strejc (SPD) | |
Lage der Stadt Bad Frankenhausen/Kyffhäuser im Kyffhäuserkreis | ||
Bad Frankenhausen/Kyffhäuser ist eine Kur- und Erholungsstadt im thüringischen Kyffhäuserkreis. Die Kleinstadt hat etwa 10.000 Einwohner.
Geografie
Die Kleinstadt liegt am Südhang des Kyffhäusergebirges, auf Sedimenten des Zechstein, in einer Höhe zwischen 130 und 190 m ü. NN, über der lössbedeckten Diamantenen Aue. Der Zechsteinuntergrund enthält auch Kali- und Steinsalze. In der Frankenhäuser Saline wurden täglich 250 Tonnen Steinsalz produziert.
Stadtgliederung
Zu Bad Frankenhausen gehören die Ortsteile Esperstedt (im Osten), Ichstedt (im Nordosten), Ringleben (im Osten), Seehausen (im Süden) und Udersleben (im Nordosten).
Geschichte
Vorgeschichtliche Zeit
Durch Ausgrabungen wurden erste Besiedlungen in der Talaue zwischen Kyffhäuser und Hainleite vor etwa 10.000 Jahren nachgewiesen. Mit der Kattenburg schützten sich die Bewohner etwa zwei Kilometer nordwestlich vor Frankenhausen am Südrand des Kyffhäusergebirges in Ernstfällen.[2]
Einer der bemerkenswertesten vorgeschichtlichen Kultplätze Thüringens, die Schuchardshöhlen auf dem Kosackenberg, befindet sich etwa zwei Kilometer nordwestlich der Stadt. Diese Opferstätte wurde über vier prähistorische Epochen von der Jungsteinzeit bis zur älteren Eisenzeit genutzt.[3] Die Opfergaben wurden in schwer zugänglichen Felsspalten deponiert. Um 1950 wurden die Höhlen archäologisch untersucht.
Fränkische Siedlungszeit bis zum Beginn der Frühen Neuzeit
Der Ort Frankenhausen wird erstmals im 9. Jahrhundert in Urkunden des Fuldaer Klosters als fränkische Siedlung genannt. Im Südosten der Unterstadt stand die Wasserburg Frankenhausen und sicherte die Stadt zum Vorland ab. Es wird angenommen, dass vorher ein befestigter fränkischer Hof (Franconhus) den Platz einnahm, denn der Hof ist 998 in einer Königsurkunde erwähnt worden. Reste der Burg haben sich im Terrassenbau des folgenden Schlosses erhalten. Der Wohnturm mit integriertem Rundturm der Oberburg, genannt Hausmannsturm, war geschickt in die Stadtmauer einbezogen. Diese Oberburg soll im 12. Jahrhundert errichtet worden sein. Mit der Burg sollten die Salzquellen gesichert werden.[4]
Seit dem 11. Jahrhundert unterstand die Herrschaft dem Haus Weimar-Orlamünde, seit Anfang des 13. Jahrhunderts übten die Grafen von Beichlingen die Herrschaft aus. 1340 erwarb der Graf von Schwarzburg die seit 1282 mit Stadtrechten versehene Ortschaft. Durch Erbteilung bedingt wurde Frankenhausen von 1571 bis 1594 Sitz der Linie Schwarzburg-Frankenhausen. 1599 kam die Herrschaft durch Erbfall an die Grafen von Schwarzburg-Rudolstadt und wurde bis 1918 Hauptort der zuletzt als Landratsamtsbezirk bezeichneten Unterherrschaft des Fürstentums Schwarzburg-Rudolstadt.[5]
Schauplatz des Deutschen Bauernkrieges
1525 fand auf dem so genannten Schlachtberg am Nordrand der Stadt als die letzte große Schlacht des Deutschen Bauernkrieges die Schlacht bei Frankenhausen statt. Der revolutionäre Theologe Thomas Müntzer war der geistige Anführer und priesterliche Beistand der Bauern und wurde nach deren Niederlage gefangen genommen. Die Bauern hatten 6000 Todesopfer zu beklagen. Der Weg hinauf zum Schlachtberg heißt noch heute „Blutrinne“. Das sogenannte Bauernkriegspanorama, entstanden von 1976 bis 1989, erinnert an die Ereignisse.
17. bis 19. Jahrhundert
Im Jahr 1650 wurde zum ersten Mal eine Neigung des Turms der im 14. Jahrhundert gebauten Oberkirche erwähnt. 1701 ließen sich in Frankenhausen die ersten Knopfmacher nieder. 1799 eröffnete Wilhelm Gottlieb Manniske das erste Krankenhaus. 1818 wurde das erste Kurhaus Manniskes gebaut, in dem die seit 998 zur Salzgewinnung genutzte Solquelle für Heilzwecke genutzt wurde. 1831 wurde die erste Fabrik für Perlmuttknöpfe durch August Zierfuß gegründet und damit eine Grundlage für die weitere industrielle Entwicklung geschaffen. Zu dieser Zeit hatte die Stadt etwa 4200 Einwohner. 1879 eröffnete Minna Hankel das erste Kinderkurheim für scrophulöse Kinder[6] an der Kleinen Wipper.
1896 wurde das Kyffhäuser Technikum – Polytechnisches Institut zur Ausbildung in Landwirtschafts- und Elektrotechnik eröffnet, dort wurde 1908 von dessen Leiter, Professor Sigmund Huppert (1871–1945), ein erster Vortrag über Flugzeugbau gehalten.[7][8] Das Technikum befand sich zunächst in freier Trägerschaft und bildete zeitweilig bis zu 600 Studierende aus vielen Ländern und unterschiedlicher Religionsangehörigkeit aus. Finanzielle Schwierigkeiten führten 1932 zur Übernahme durch die Stadt, es bestand bis 1946.[9] Am Ende des 19. Jahrhunderts erhielt die Stadt Bahnanschluss, zunächst 1894 nach Bretleben und 1898 nach Sondershausen. Mit dem Bahnanschluss bekam die Solebadekur – in hölzernen Badezubern – Auftrieb.
20. und 21. Jahrhundert
Am 5. April 1927 erhielt die Stadt die offizielle Bezeichnung Bad Frankenhausen (Kyffh.). 1938 wurde dort das erste Solefreibad in Thüringen eröffnet.[10] Mitte der 1930er Jahre wurden Eisenringe um den schiefen Turm der Oberkirche gelegt und am Kirchenschiff verankert. Besonders verdient machte sich um diese Arbeiten der Dresdener Statik-Professor Georg Rüth, der bei den Bombenangriffen auf Dresden 1945 ums Leben kam.
In der Zeit des Nationalsozialismus waren im Wilhelmstift behinderte Menschen untergebracht. 1940 wurden 50 und 1941 noch einmal 35 im Rahmen des Euthanasie-Tötungsprogramms abtransportiert. Zum Andenken an die in die östlichen Vernichtungslager deportierten Juden ließ die Stadt 1970 im Napptal einen Gedenkstein errichten. Während des Zweiten Weltkrieges mussten hunderte Kriegsgefangene sowie Frauen und Männer aus den besetzten Ländern Zwangsarbeit leisten und zwar auf dem Staatsgut Georg Gremels[11], in der Rosenmühle, bei Schuhmachermeister Th. Wachsmuth, in den Feinmechanischen Werkstätten Rusch & Co. und auf Bauernhöfen in Udersleben. 17 infolge der Zwangsarbeit Verstorbene wurden später nach Sondershausen umgebettet. Nur noch ein Grab auf dem Friedhof am Uderslebener Weg erinnert an sie.[12]
Beim Anrücken der amerikanischen Truppen des 52nd Infantry Regiment AIB (Armor Infantry Battalion), 9th Armored Division („Ready Rifles“), Company C, unter dem Kommando von Captain Samuel S. Wortham auf Bad Frankenhausen am 11. April 1945 wurde ein US-Panzer von der Panzerfaust eines Volkssturmmanns getroffen und der Kommandant Wortham schwer verwundet.[13][14] Daraufhin wurden vierzehn Volkssturmmänner im Kampf, auf der Flucht oder beim Versuch, sich zu ergeben, erschossen. Sie ruhen in einem am 18. April angelegten Gemeinschaftsgrab auf dem Friedhof der Stadt, gemeinsam mit acht gefallenen Soldaten und später zugebetteten vier erschossenen Deserteuren.[15]
Anfang Juli 1945 übergaben die US-Truppen die Stadt, wie ganz Thüringen, an die Rote Armee. Damit wurde Bad Frankenhausen Teil der SBZ und ab 1949 der DDR.
1972 wurde Bad Frankenhausen Garnisonsstadt. In der dortigen, 1968 ursprünglich für die NVA erbauten Kyffhäuser-Kaserne wurden nach 1990 das Standortsanitätszentrum Bad Frankenhausen, das Logistikbataillon 131, das Panzergrenadierbataillon 381, das Panzerbataillon 383 und die teilaktiven Verbände Panzergrenadierbataillon 382 und Panzerbataillon 384 stationiert.
In den 1980er Jahren waren viele Häuser wie am Anger renovierungsbedürftig. Der Thüringer Hof war geschlossen und verfiel.
Eine DDR-typische Besonderheit der 70er und 80er Jahre sind die „Westantennen“ zum Empfang des „Westfernsehens“. Mit „Westantennen“ wurden Fernsehantennen bezeichnet, die vorwiegend zum Empfang der westdeutschen Programme ARD und ZDF dienten. Wenn die Empfangsbedingungen für die Fernsehsender einigermaßen günstig waren, dann waren mitunter Mengen solcher Antennen auf den Dächern zu finden. Diese Yagiantennen waren auf den Sendeturm Söhrewald südlich von Kassel ausgerichtet. Der Turm steht in 485 m Höhe und ist 148 m hoch. Die Entfernung Luftlinie bis Bad Frankenhausen-Bornstraße beträgt 105 km. Die auf dem Foto von 1982 abgebildeten Antennen besaßen zahlreiche Direktoren vor dem Dipol und wurden als Langyagiantennen bezeichnet. Damit bestanden gute Empfangsbedingungen bei nahezu allen Wetterlagen.
Die DDR-Zeit (1949–1990) hat in der Stadt ansonsten wenig Spuren hinterlassen, sieht man von den üblichen Verfallserscheinungen an der alten Bausubstanz im Ortskern ab; die Baulücken wurden inzwischen mit maßstäblicher Architektur weitgehend geschlossen.
Nach der Wende gründete sich wieder ein Förderverein Oberkirche zur Stabilisierung des Turms.
1998 wurde die Kyffhäuser-Therme eröffnet.
Mit der Einstellung des Verkehrs auf der Kyffhäuserbahn zwischen Bretleben und Sondershausen verlor die Stadt im Dezember 2006 ihren Bahnanschluss.
2007 wurde der Stadt das Prädikat Sole-Heilbad verliehen.
Eingemeindungen
Am 1. Dezember 2007 wurde Esperstedt mit seinen 648 Einwohnern nach Bad Frankenhausen eingemeindet.[16]
Am 1. Januar 2019 wurden Ichstedt und Ringleben aus der aufgelösten Verwaltungsgemeinschaft Mittelzentrum Artern nach Bad Frankenhausen eingemeindet.[17]
Einwohnerentwicklung seit 1994
Entwicklung der Einwohnerzahl (31. Dezember):[18]
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Politik
Stadtrat
Nach der Kommunalwahl vom 26. Mai 2019 mit einer Wahlbeteiligung von 56,2 % setzt sich der Stadtrat Frankenhausens wie folgt zusammen:[19]
Kommunalwahl 2019 | ||||||
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Partei / Liste | CDU | Linke | SPD | ProF* | GfBF** | Gesamt |
Sitze | 6 Sitze | 4 Sitze | 8 Sitze | 1 Sitz | 1 Sitz | 20 Sitze |
Stimmenanteil | 28,5 % | 21,3 % | 39,3 % | 6,4 % | 4,5 % | 100 % |
Wahlbeteiligung: 56,2 % | ||||||
Zum Vergleich: Kommunalwahl 2014 | ||||||
Partei / Liste | CDU | Linke | SPD | ProF* | NPD | Gesamt |
Sitze | 6 Sitze | 4 Sitze | 8 Sitze | 1 Sitz | 1 Sitz | 20 Sitze |
Stimmenanteil | 28,5 % | 21,3 % | 39,3 % | 6,4 % | 4,5 % | 100 % |
Wahlbeteiligung: 48,9 % | ||||||
Zum Vergleich: Kommunalwahl 2009 | ||||||
Partei / Liste | CDU | Linke | SPD | ProF* | – | Gesamt |
Sitze | 5 Sitze | 4 Sitze | 9 Sitze | 2 Sitze | – | 20 Sitze |
Stimmenanteil | 22,5 % | 20,2 % | 46,1 % | 11,2 % | – | 100 % |
Wahlbeteiligung: 48,4 % |
* Pro Frankenhausen ** Gemeinsam für Bad Frankenhausen
Wappen
Blasonierung: „In Rot eine goldene Burg mit breitem Torturm und zwei kleinen Mauertürmen, die goldbeknauften Dächer gold-rot quergestreift; der Hauptturm mit offenem Tor und über dem Torbogen ein hochgezogenes Fallgatter; in der Toröffnung schwebend ein blauer Schild mit goldenem Löwen.“
Das Wappen von Bad Frankenhausen ist in dieser Form bereits auf dem ältesten SIGILLVM CIVITATIS FRANKENHUSENSIS an einer Urkunde aus dem Jahre 1384 zu sehen. Der Schwarzburger Löwe lässt die Erinnerung an die Schwarzburger Herrschaft fortleben. Nachdem Frankenhausen ungefähr 130 Jahre grafenbeichlingisch gewesen war, verkauften die Grafen von Beichlingen beider Linien am 29. Dezember 1340 Frankenhausen, d. h. Burg und Stadt mit allen Zubehörungen und Gerechtsamen, an die Grafen Günther XXI. und Heinrich XII. zu Schwarzburg. Der Kaufpreis betrug 6.500 Mark lötigen Silbers Erfurter Gewichts.[20]
Städtepartnerschaften
Die Stadt pflegt seit 1990 eine Partnerschaft zu Bad Sooden-Allendorf.
Wirtschaft
Bad Frankenhausen war früher bekannt durch seine Knopfindustrie. Aktuell ist die Kleinindustrie vorherrschend. Schwerpunkt ist aber der Tourismus. Nicht nur das Kyffhäusergebirge mit seinen Wäldern, sondern vor allem die Solequellen sind Voraussetzung für einen intensiven Kurbetrieb in Bad Frankenhausen.
Die KMG Kliniken betreiben mit dem Manniske-Krankenhaus eine Akutklinik, die bis 1994 den Landkreis Artern als Träger und bis 2019 die DRK gemeinnützige Krankenhausgesellschaft Thüringen Brandenburg mbH besaß. Zudem gibt es das Reha-Zentrum Bad Frankenhausen als Einrichtung der Deutschen Rentenversicherung Bund und die Reha-Klinik am Kyffhäuser für Kinder und Jugendliche (Träger: Klinik GmbH & Co. Sophienheilstätte KG).
Der Flugplatz Bad Frankenhausen liegt drei Kilometer östlich von Bad Frankenhausen.
Neben dem Kurbetrieb und den Tourismusbetrieben ist die Bundeswehr in der Kyffhäuser-Kaserne außerhalb der Stadt ein wichtiger Arbeitgeber in der Region.
Bildung
Im Stadtteil Rathsfeld wurden in der DDR-Zeit Lehrlinge der Forstwirtschaft ausgebildet. Heute wird das Gebäude als Jugend-Waldheim genutzt und dient zugleich als Walderlebnis-Schule.[21]
In Bad Frankenhausen, Am Anger, existierte die Erweiterte Oberschule Robert Uhrig. Die Schule verfügte über einen sprachlichen und einen naturwissenschaftlichen Bildungszweig. In der Bahnhofstraße nahmen getrennte Internatsgebäude Jungen und Mädchen auf, die aus umliegenden Ortschaften stammten. Weiter gab es die Polytechnische Oberschule Thomas Müntzer im Gebäude der ehemaligen Bürgerschule in der Klosterstraße und die Polytechnische Oberschule Juri Gagarin.
Heute gibt es vier staatliche Schulen
- zwei Grundschulen (Bad Frankenhausen, Udersleben), die Grundschule der Stadt Bad Frankenhausen ist zu Beginn des Schuljahres in das sanierte Gebäude der ehemaligen Förderschule in der Feldstraße umgezogen und heißt jetzt Kurstadt-Grundschule.
- eine Regelschule (Juri-Gagarin-Schule Bad Frankenhausen). Die Schule wurde in den 2000er Jahren umfassend saniert.
- ein Gymnasium (Kyffhäusergymnasium Bad Frankenhausen) im Gebäude der ehemaligen Bürgerschule und der ehemaligen POS „Thomas Müntzer“. Für das Gymnasium ist durch den Kyffhäuserkreis ein Neubau in der Bahnhofstraße unmittelbar angrenzend an die in den 1990er Jahren errichtete Zweifelder-Sporthalle geplant. Neben dem Schulgebäude ist auch die Errichtung einer Mensa als Mehrzwecksaal geplant.
- sowie eine berufsbildende Schule in freier Trägerschaft (Kyffhäuser-Paracelsus-Schule Bad Frankenhausen)[22]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
- Am Nordrand der Stadt befindet sich in einem markanten Rundbau auf dem Schlachtberg das Panorama Museum Bad Frankenhausen mit dem monumentalen Bauernkriegspanorama-Gemälde von Werner Tübke (eröffnet 1989).
- Eine Besonderheit ist der sich seit Jahrhunderten durch geologische Prozesse neigende Turm der im 14. Jahrhundert errichteten Oberkirche (Unser Lieben Frauen am Berge). 25 Meter unter dem Turm fließt die Elisabeth-Quelle. Die Spitze ist inzwischen bei 4,60 Metern außerhalb des Lots. Der Turm hat damit die – in Metern – größte Schieflage aller Türme in Deutschland. In seine Sanierung sind seit der Wende 1,3 Millionen Euro geflossen. Das Dach des Kirchenschiffs wurde mit der Begründung eines Hausschwamm-Befalls 1962 abgetragen, seitdem ist es eine Ruine.
- In der Alten Kirchgasse befindet sich die romanische Altstädter Kirche auch bekannt als St.-Petri-Kirche. Man deutet die Ruine (mit westlichem Fachwerkvorbau ergänzt) als Teil einer nie fertiggestellten dreischiffigen Basilika, deren Chorraum mit Apsis erhalten blieb. In der Apsiskuppel sind im 14. Jahrhundert geschaffene Fresken mit Szenen des Jüngsten Gerichts dargestellt, die aber im 19. Jahrhundert durch den damaligen Kirchenmaler Wernicke verändert wurde, er bereicherte das Wandbild um die ursprünglich nicht vorhandene „Höllenszene“ am rechten Bildrand. Die letzte Sanierung erfolgte 1996.[23][24]
- Das Schloss Frankenhausen der Fürsten zu Schwarzburg-Rudolstadt ist aus der so genannten Unterburg hervorgegangen. Es beherbergt das Regionalmuseum.
- Der Hausmannsturm aus dem 13. Jahrhundert, einst Teil der so genannten Oberburg, ist in die ehemalige Stadtbefestigung integriert und ein weiteres Wahrzeichen der Stadt.
- In der Nähe Frankenhausens befinden sich die Barbarossahöhle und das Kyffhäuserdenkmal – sie brachten Bad Frankenhausen den Beinamen Barbarossastadt ein
- Kyffhäuser-Therme (3,5%-Sole)
- Der Friedhof der ehemaligen Jüdischen Gemeinde in einem Waldgebiet im Napptal wurde 1933 von den Nationalsozialisten zerstört. Mitte der 1970er Jahre ließ der Rat der Stadt dort einen Gedenkstein errichten.
- Das Theater- und Performance-Kollektiv Dramazone wurde in Bad Frankenhausen gegründet und hat hier seinen Produktionssitz.
- Die Unterkirche wurde von 1691 bis 1701 am Standort einer Klosterkirche von 1215 erbaut.
- Die Stadt liegt am Lutherweg.
- Durch die Stadt führt auch der Unstrut-Werra-Radweg.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Johann Rothmaler (1601–1650), Theologe und Geistlicher, später Superintendent von Frankenhausen
- Johann Melchior Steinbrück (1673–1723), erster Inspektor der Porzellanmanufaktur Meißen, entwarf die „Chur-Schwerter“ als Markenzeichen
- Johann Friedrich Müldener (1715–1766), Stadtsyndikus, Advokat und Chronist
- Ludwig Friedrich von Beulwitz (1726–1796), Jurist
- Justus Friedrich Wilhelm Zachariae (1726–1777), Schriftsteller, Professor für Dichtkunst am Collegium Carolinum in Braunschweig
- August Wilhelm Gottlieb Manniske (1769–1835), Arzt, Physikus, Fürstlich-Schwarzburg-Rudolstädterischer Rat
- Ernst Gottfried Hornung (1795–1862), Apotheker, Botaniker und Entomologe (nach ihm wurde Steppenkresse „Hornungia“ benannt)
- Andreas August Zierfuß (1804–1867), Begründer des Knopfhandwerks und Fabrikant, Hersteller von Perlmutterknöpfen
- Robert Herman Foerderer (1860–1903), von 1901 bis 1903 US-amerikanischer Kongressabgeordneter aus Pennsylvania
- Selmar Schönland (1860–1940), Botaniker, Erforscher der Flora im südlichen Afrika
- Franz Winter (1860–1920), erster sozialdemokratischer Präsident eines deutschen Landtags
- Rudolf Aderhold (1865–1907), Botaniker, geheimer Regierungsrat, Direktor der Kaiserlichen Anstalt für Land- und Forstwirtschaft in Berlin-Dahlem
- Wilhelm Apel (1873–1960), Politiker (SPD) und Landrat des Main-Taunus-Kreises
- Hugo L. Braune (1875–?), Maler
- Wilhelm Alverdes (1896–1980), Gartenarchitekt
- Hermann Rübesamen (1892–1916), Schachkomponist
- Doris Schade (1924–2012), Schauspielerin
- Tom Schilling (* 1928 in Esperstedt) ist ein deutscher Choreograf für modernes Tanztheater.
- Gerhard Wolf (* 1928), Schriftsteller und Verleger
- Rainer Kerndl (1928–2018), Schriftsteller und Theaterkritiker
- Hans-Dieter Döpmann (1929–2012), Kirchenhistoriker
- Günther Gassmann (1931–2017), evangelisch-lutherischer Theologe
- Peter Petrel (* 1940), Sänger
- Harald Vollmar (* 1947), Sportschütze und mehrfacher Olympiamedaillengewinner
- Reimund Neugebauer (* 1953), Ingenieur und Hochschullehrer, 10. Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft
- Kersten Steinke (* 1958), Mitglied des Deutschen Bundestages (Linkspartei)
- Jens Cotta (* 1972), Landtagsabgeordneter (AfD)
- Nils Schumann (* 1978), Leichtathlet und Olympiasieger
- Dapayk (* 1978), Produzent und Labelbetreiber
- Eva Padberg (* 1980), Model
- Carsten Kammlott (* 1990), Fußballspieler
Weitere Persönlichkeiten
- Thomas Müntzer (1489–1525), Theologe und Bauernführer im Bauernkrieg
- Johann Thölde (1565–1614), Alchemist und Salinenfachmann, Rats- und Pfannherr in Frankenhausen
- Sethus Calvisius (1556–1615), Komponist, ging in Frankenhausen zur Schule
- Philipp Ernst Förster (1618–1658), Beamter, zeitweise Syndikus von Frankenhausen
- Johann Hoffmann (1644–1718), evangelischer Kirchenliederdichter und Pädagoge, Rektor der Schule von Frankenhausen
- Johann Arnold Zeitfuchs (1671–1742), Theologe und Schriftsteller, ging in Frankenhausen zur Schule
- August Wilhelm Reinhart (1696–1770), Pastor in Frankenhausen
- Julius Strobel (1814–1884), Orgelbauer, lebte ab 1842 in Frankenhausen
- Anna Ritter (1865–1921), Schriftstellerin, lebte einige Zeit in Frankenhausen
- Alfred Berg (1876–1945), Lehrer, Gründungsdirektor des Kreisheimatmuseums
- Leonhard Schrickel (1876–1931), Schriftsteller, starb in Frankenhausen
- Fritz Brather (1880–1945), 1916–1945 Direktor des Realgymnasiums und Schriftsteller
- Carl Wilhelm Witterstätter (1883–1964), Flugpionier, Dozent am Technikum in Frankenhausen
- Hermann Groine (1897–1941), Politiker (NSDAP), studierte am Technikum in Frankenhausen
- Alf Teichs (1904–1992), Filmproduzent, zeitweise Leiter der Thomas-Müntzer-Festspiele in Frankenhausen
- Martin Gottfried Weiß (1905–1946), SS-Obersturmbannführer und KZ-Lagerkommandant, studierte am Technikum in Frankenhausen Elektrotechnik
- Ludwig Elsbett (1913–2003), Erfinder, studierte am Technikum in Frankenhausen
- Werner Tübke (1929–2004), Maler und Grafiker, Schöpfer des Bauernkriegspanoramas in Bad Frankenhausen
- Christa Wolf (1929–2011), Schriftstellerin, Abitur in Bad Frankenhausen (1949)
- Susanne Melior (* 1958), Politikerin (SPD), arbeitete zwischen 1984 und 1986 im Krankenhaus in Bad Frankenhausen
- Uwe Mundlos (1973–2011), Terrorist und mutmaßlicher Serienmörder, war von 1994 bis 1995 Grundwehrdienstleistender in der Kyffhäuser-Kaserne in Bad Frankenhausen
Literatur
- Liselotte Pflaumbaum: Beitrag zur Frankenhäuser Stadtgeschichte. In: Veröffentlichungen des Kreisheimatmuseums Bad Frankenhausen. Heft 1, Druckerei Möbius (Artern), Bad Frankenhausen 1977, S. 50.
- Heinz Stoob: Bad Frankenhausen. Stadtmappe. Deutscher Städteatlas. Band 4. Teilband 2. Acta Collegii Historiae Urbanae Societatis Historicorum Internationalis. Serie C. GSV Städteatlas Verlag, Dortmund-Altenbeken 1989, ISBN 3-89115-032-6.
- Claus Peter Müller: Der Pisa-Test. In Bad Frankenhausen neigt sich der Kirchturm gefährlich. Fast alle wollen den schiefen Turm von Thüringen erhalten. In: FAZ, 15. Februar 2011.
- Franckenhaussen in der Topographia Superioris Saxoniae (Matthäus Merian)
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Bevölkerung der Gemeinden vom Thüringer Landesamt für Statistik (Hilfe dazu). (Hilfe dazu)
- ↑ Michael Köhler: Thüringer Burgen und befestigte vor- und frühgeschichtliche Wohnplätze. Jenzig-Verlag, 2001, ISBN 3-910141-43-9, S. 153.
- ↑ Michael Köhler: Heidnische Heiligtümer. Jenzig-Verlag, 2007, ISBN 978-3-910141-85-8, S. 190–192.
- ↑ Michael Köhler: Thüringer Burgen und befestigte vor- und frühgeschichtliche Wohnplätze. Jenzig-Verlag, 2001, ISBN 3-910141-43-9, S. 102 und 130.
- ↑ Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder. Die deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart. 7., vollständig überarbeitete Auflage. C.H. Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-54986-1, S. 648.
- ↑ Volker Klimpel: Minna Hankel. In: Hubert Kolling (Hrsg.): Biographisches Lexikon zur Pflegegeschichte „Who was who in nursing history“. Band 4. Elsevier, München 2008, S. 131+132.
- ↑ Tabellarische Übersicht der Geschichte auf der Website der Stadt; abgerufen am 22. November 2018.
- ↑ Prof. Ing. Sigmund Huppert – ein jüdischer Hochschuldozent zwischen Lehre und Antisemitismus 1902 bis 1931, Information auf der Website des Regionalmuseums Bad Frankenhausen, abgerufen am 23. November 2018.
- ↑ Das „Kyffhäuser-Technikum“ – Schmelztiegel der Religionen. Information auf der Website des Regionalmuseums Bad Frankenhausen; abgerufen am 23. November 2018.
- ↑ Hans Joachim Kessler: Heilendes Wasser und sprudelnde Quellen. Begegnungen mit historischen Bädern in Thüringen. E. Reinhold Verlag, Altenburg 2001, ISBN 3-910166-44-X, Bad Frankenhausen, S. 61–69.
- ↑ Andreas Weigelt: Todesurteile sowjetischer Militärtribunale gegen Deutsche (1944–1947). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2015, S. 195.
- ↑ Thüringer Verband der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten und Studienkreis deutscher Widerstand 1933–1945 (Hrsg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. In: Heimatgeschichtliche Wegweiser. Band 8: Thüringen. Erfurt 2003, ISBN 3-88864-343-0, S. 167 f.
- ↑ After action report, 52nd Armored Infantry Battalion, 9th Armored Division, 20 Oct 44 thru 8 May 45, 1–30, April 1945 (PDF) US Army, Combined Arms Research Library Digital Library, S. 42 (englisch).
- ↑ Ingrid Mansel, Bad Frankenhausen: Schicksalstage unserer Stadt – Kriegsende 1945.
- ↑ Jürgen Möller: Der Kampf um Nordthüringen im April 1945. Rockstuhl-Verlag, Bad Langensalza 2010, ISBN 978-3-86777-212-9, S. 118–120.
- ↑ Gebietsänderungen vom 1. Januar bis 31. Dezember 2007 (Jahr) (XLS; 364 kB) Destatis.de
- ↑ Thüringer Gesetz- und Verordnungsblatt, Nr. 14/2018 (PDF) abgerufen am 20. Mai 2019
- ↑ Datenquelle: Thüringer Landesamt für Statistik. Stand: 31. Dezember 2017.
- ↑ Gemeinderatswahl 2019 in Thüringen – endgültiges Ergebnis für Bad Frankenhausen/Kyffhäuser, abgerufen am 24. Oktober 2019
- ↑ Neues Thüringer Wappenbuch Band 2, Seite 23; Herausgeber: Arbeitsgemeinschaft Thüringen e. V. 1998, ISBN 3-9804487-2-X.
- ↑ Jugendwaldheim Rathsfeld. abgerufen am 4. April 2017.
- ↑ Schulporträt - Thüringer Schulportal. In: schulportal-thueringen.de. Abgerufen am 15. Juni 2016.
- ↑ Altstädter Kirche. In: Kyffnet.de. Abgerufen am 12. Juli 2012.
- ↑ Ingrid Scheuermann, Katja Hofmann: Förderprojekte der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Band 1 (Sakralbauten), Monumente, Bonn 2012, ISBN 3-935208-10-3, S. 313.
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