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Hélène Grimaud

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Hélène Grimaud beim Internationalen Klavierfestival in La Roque d'Anthéron, 2004

Hélène Rose Paule Grimaud (* 7. November 1969 in Aix-en-Provence) ist eine französische Pianistin.

Leben

Kindheit und musikalischer Durchbruch

Die Eltern von Hélène Grimaud waren Lehrer jüdischer und katholischer Konfession. Ihre Mutter entstammt einer Familie nordafrikanischer sephardischer Juden, die sich als Pieds-noirs auf Korsika niedergelasen hatten. Ihr Vater hatte deutsche und italienische sowie ebenfalls nordafrikanisch-jüdische Vorfahren. Ihre Familie änderte noch vor ihrer Geburt den Familiennamen Grimaldi in die heutige Schreibweise um. Nach eigener Bekundung hat Hélène sich aufgrund der anderen Herkunft, obwohl sie in Frankreich aufwuchs, dort nie richtig heimisch gefühlt. Als Kind litt Hélène an einem Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom, das sich erst legte, als sie mit der Musik in Berührung kam. Sie ist seit ihrer Kindheit Synästhetikerin und nimmt beim Hören Farben wahr.

Grimaud begann mit sechs Jahren mit dem Klavierspiel.[1] Sie erhielt zunächst Unterricht in ihrer Heimatstadt, dann studierte sie in Marseille. Nachdem sie als Zwölfjährige unter anderem mit der zweiten und dritten Klaviersonate Frédéric Chopins die Aufnahmeprüfung am Pariser Konservatorium bestanden hatte, studierte sie dort ab 1982 bei Jacques Rouvier. Im zweiten Studienjahr kehrte sie aus Protest gegen das ihr unliebsame Repertoire am Konservatorium in ihre Heimatstadt Aix-en-Provence zurück und führte mit Professoren und Studenten des dortigen Konservatoriums Chopins zweites Klavierkonzert auf. Ihr Pariser Lehrer gab die Aufnahme dieses Konzerts an das japanische Klassik-Label Denon weiter und verschaffte ihr somit den ersten Plattenvertrag, der 1985 zu ihrer ersten Veröffentlichung führte, einer Aufnahme der zweiten Klaviersonate von Rachmaninow, mit der sie den Grand Prix du disque der Akademie Charles Cros gewann. Im gleichen Jahr schloss sie ihr Studium mit einem ersten Preis ab. 1987 gelang ihr der internationale Durchbruch: Grimaud nahm am Midem de Cannes teil, spielte auf dem Klavierfestival in La Roque-d'Anthéron, gab ihren ersten Klavierabend in Paris und debütierte mit dem Orchestre de Paris unter Daniel Barenboim.

Umzug in die USA und Aufbau des Wolf Conservation Center

Ein Zusammentreffen mit der fast 30 Jahre älteren Pianistin Martha Argerich im Rahmen des Internationalen Kammermusikfests 1989 in Lockenhaus bestätigte Grimaud darin, trotz der einsetzenden Bekanntheit an ihrem eigenständigen und unkonventionellen Stil festzuhalten. 1990 folgten ihr USA-Debüt, und noch im selben Jahr eine vollständige US-Tournee. Bei einem Konzert in Florida lernte sie den Fagottisten Jeff Keesecker kennen und zog kurz darauf mit ihm nach Tallahassee.

In Tallahassee begegnete Grimaud 1991 der Wölfin Alawa, die ein Bekannter als Haustier hielt. Die Wölfin rollte sich spontan auf die Seite, um sich von ihr streicheln zu lassen, und Grimaud verspürte eine tiefe Verbindung zu dem Tier, die sie in ihrer Autobiografie Wolfssonate ausführlich beschreibt. Zusammen mit ihrem damaligen Lebensgefährten Jeff Keesecker adoptierte sie daraufhin zwei Wölfe. Als sie sich 1994 trennten, zog Grimaud nach New York City, wo sie in der gemeinsamen Wohnung mit ihrem neuen Partner Henry Fair eine Weile lang einen Wolfswelpen hielt. 1997 kaufte das Paar schließlich knapp zweieinhalb Hektar Land in South Salem, New York, bezog dort ein Haus und richtete ein Wolf Conservation Center ein, das 1999 eröffnet wurde. Es widmet sich der Zucht, dem Schutz und der Reintegration von Wölfen in natürlicher Umgebung. Weiteres Ziel des Center ist es, vor allem Kinder und Jugendliche durch Vorträge, aber auch durch die unmittelbare Begegnung mit Wölfen für ökologische Zusammenhänge und den Artenschutz zu sensibilisieren.

Umzug in die Schweiz

2006 traf Grimaud ihren derzeitigen Lebensgefährten, den Fotografen Mat Hennek. Die beiden leben gemeinsam in Weggis in der Schweiz. Für den Wohnsitz dort hat Grimaud sich ihr erstes eigenes Klavier gekauft, einen Flügel der Marke Steinway. 2007 erschien ihr zweites Buch mit dem Titel Lektionen des Lebens.

Ende 2005 erkrankte Grimaud an einer schweren Lungenentzündung. Als Folge davon litt sie an einem Chronischen Erschöpfungssyndrom und konnte Europa über ein halbes Jahr lang nicht verlassen.[1] Im Frühjahr 2010 musste ihr darüber hinaus ein Magenkarzinom entfernt werden. Bereits im Sommer desselben Jahres kehrte sie jedoch ans Klavier zurück und erklärte gegenüber der New York Times, sie habe die Monate ihrer Genesung als willkommenes Sabbatical betrachtet.[2]

Infolge einer Meinungsverschiedenheit darüber, welche Solokadenz bei einer Aufnahme des 23. Klavierkonzerts von Mozart zum Einsatz kommen solle, beendete Grimaud 2011 die langjährige Zusammenarbeit mit dem Dirigenten Claudio Abbado. Statt der bereits fertiggestellten gemeinsamen Aufnahme veröffentlichte Grimaud eine Aufnahme mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, bei der sie die von ihr bevorzugte Kadenz von Ferruccio Busoni spielte und die sie selbst vom Flügel aus dirigierte.[3]

Auszeichnungen

Grimaud hat im Laufe ihrer Karriere zahlreiche Auszeichnungen erhalten, unter anderem wurde sie im Jahr 2002 vom französischen Kultusministerium mit dem Officier dans l'Ordre des Arts et des Lettres geehrt. Im Jahr 2004 erhielt sie den Victoire d'honneur der französischen Victoires de la musique. 2005 gewann sie für ihre CD „Reflection“ mit Musik von und über Clara Schumann den Echo-Klassik-Preis. 2009 wurde Grimaud mit dem Bremer Musikfest-Preis ausgezeichnet.

Sie ist aktives Mitglied in der gemeinnützigen Stiftungsgesellschaft Internationales Kindercamp Villa Sans Souci in Brandenburg. Das im Aufbau befindliche Projekt für schwerstkranke Kinder und Jugendliche verwandelt Ausgelassenheit und Abenteuer in neuen Lebensmut und schafft Freundschaften über Grenzen hinweg.

Diskographie

1985 bis 1992 (Label: Denon)

1995 bis 1998 (Label: Erato)

1999 bis 2001 (Label: Teldec)

  • 1999: Beethoven: Klavierkonzert Nr. 4 G-Dur op. 58 (mit New York Philharmonic, Kurt Masur); Klaviersonate Nr. 30 E-Dur op. 109; Klaviersonate Nr. 31 As-Dur op. 110
  • 2001: Rachmaninow: Klavierkonzert Nr. 2 c-Moll op. 18 (mit Philharmonia Orchestra, Vladimir Ashkenazy); Prelude gis-Moll op. 32, No.12 (Allegro); Études-Tableaux op. 33; Corelli-Variationen op. 42
  • 2003: Beethoven: Klavierkonzert Nr. 4 G-Dur op. 58 (mit New York Philharmonic, Kurt Masur); Schumann: Klavierkonzert a-Moll op. 54 (mit Deutsches Symphonie-Orchester Berlin, David Zinman)

Seit 2003 (Label: Deutsche Grammophon)

Nicht aufgeführt sind Wiederveröffentlichungen einzelner Werke auf Samplern („Best of“, Budget Editions o. ä.) und in Sammelboxen.

Bücher

  • Wolfssonate. 2006 (Variations sauvages, 2003); Autobiografie
  • Lektionen des Lebens. 2007 (Leçons particulières, 2005); Selbstporträt

Filme

  • Mein Leben – Hélène Grimaud. Dokumentarfilm, Deutschland, USA, Frankreich, 2006, 43 Min., Regie: Alix François Meier, Produktion: Macroscope, ZDF, arte, Inhaltsangabe von arte (enthält ein Gespräch mit dem Berliner Tierpfleger Thomas Dörflein über Wölfe)
  • Durch die Nacht mit… Rolando Villazón und Hélène Grimaud. Magazin, Deutschland, 2007, 50 Min., Regie: Robert Kreuzale, Produktion: ZDF, Erstausstrahlung: 21. August 2007, Inhaltsangabe von arte

Quellen

Weblinks

 Commons: Hélène Grimaud – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 James R. Oestreich: A Pianist Harmonizes With the Wolves. Artikel in der New York Times vom 5. November 2006
  2. James R. Oestreich: Recording as a Road to Recovery. Artikel in der New York Times vom 27. Januar 2011
  3. Daniel J. Wakin: Titans Clash Over a Mere Cadenza. Artikel in der New York Times vom 30. Oktober 2011
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Hélène Grimaud aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.