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Seehafen
Ein Seehafen ist ein Hafen, der von Seeschiffen angelaufen werden kann. Seehäfen können an der Küste, an Kanälen und an Flüssen liegen.
Wenn sie in einer Region mit Gezeiten liegen, sind sie als Tidehafen (zum Meer hin offen) oder als Dockhafen (Hafenbecken vom Meer durch Schleusen abgetrennt) angelegt. Seehäfen sind mit Ladeanlagen, z. B. RoRo-Anlagen, Krane für Container- oder Stückgut-Umschlag oder Löschanlagen für Erdöl oder Gas sowie mit Lagerflächen ausgestattet und bieten Anschluss an andere Verkehrsmittel (Eisenbahn, Lkw) oder an die Binnenschifffahrt.
Wirtschaftliche Bedeutung der Seehäfen
Die Seehäfen haben als Schnittstellen des Land- und Seeverkehrs, als maritime Dienstleistungszentren und als Industriestandorte große regional- und volkswirtschaftliche Bedeutung. Der Gesamtumschlag in den deutschen Seehäfen belief sich 2007 nach Angaben des Statistischen Bundesamtes auf 318 Millionen t, entsprechend einem Anteil von 23,5 % am gesamten deutschen Außenhandel. Allein der Hafen Hamburg hat davon 140,7 Millionen t umgeschlagen.
Sie bündeln Verkehrsströme des Straßen- und Schienenverkehrs, der Binnen-, Küsten- und Überseeschiffahrt. Sie leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Entlastung der Straße. Mit dem Wachstum des Güterumschlags in den Seehäfen (etwa 6 % jährlich im Containerverkehr der deutschen Seehäfen) kommt es im Seehafenhinterlandverkehr jedoch zunehmend zu Engpässen, die einen Ausbau vor allem der Schieneninfrastruktur erfordern.[1]
Einige Seehäfen sind zugleich Drehscheiben im Passagierverkehr mit Fähren, Kreuzfahrt- und Ausflugsschiffen. Im Jahre 1997 wurden rund 13 Millionen Passagiere registriert, davon allein 12,5 Millionen Passagiere in den deutschen Ostseehäfen.
Die deutschen Seehäfen erbringen vielfältige sonstige Dienstleistungen und sind bedeutende Standorte der Industrie, zum Beispiel der wenigen verbliebenen Werften, von Stahlwerken, Raffinerien, Getreidemühlen, Ölmühlen und Röstereien. Sie tragen maßgeblich zur Sicherung und Stärkung von Beschäftigung, Einkommen und Steuerkraft in Deutschland bei und fördern die stabile Wirtschaftsentwicklung in den Küstenländern. Ihr Beitrag zum Bruttoinlandsprodukt belief sich 1997 auf rund 27 Milliarden DM. In der deutschen Küstenregion sind rund 300.000 Arbeitsplätze direkt oder indirekt von den Seehafenfunktionen abhängig.[2]
Neubauprojekt JadeWeserPort
Das größte Seehafenprojekt in Deutschland ist der Neubau des Containerhafens JadeWeserPort[3] in Wilhelmshaven mit einem Investitionsvolumen von 900 Millionen Euro, das allein von Bremen und Niedersachsen getragen wird (Wasserbau und Kajen).
Finanzierung der Seehäfen
Deutsche Seehäfen waren im Mittelalter während der Zeit der Hanse und insbesondere mit dem Bau der ersten künstlichen Hafenbecken (Bremen-Vegesack, Bremerhaven) und seither in kommunalem Besitz und unter kommunaler Regie. Heute sind die Seehäfen als Infrastrukturobjekte (gesamter Wasserbau einschließlich der Bodenbefestigung der Kajenbereiche) immer noch in kommunalem Besitz, die Suprastruktur (alles oberhalb des Erdbodenniveaus) wird durch Betriebsgesellschaften in verschiedener Eigentümerschaft und Regie gebaut, unterhalten und betrieben.
In Deutschland gibt es bisher keinerlei nationale Förderung des Seehafenbaus. Selbst die Ausbaggerung der Zufahrten in Ems, Weser, Elbe und Trave wird nicht allein vom Bund finanziert. Während der Bonner Republik von 1949 bis 1990 entsprach dies den Interessen der Rheinanlieger-Regionen, deren Versorgung durch die Häfen in Antwerpen, Zeebrügge, Amsterdam und Rotterdam und durch die nationalen Interessen Belgiens und der Niederlande gesichert war.
In der nachfolgenden Berliner Republik seit 1990 hat die Bundesregierung bis heute keine politischen Ziele zum Hafenbetrieb und zur Förderung des Hafenbaus in Gesetzen gefasst und auch die willkürlichen historischen Grenzen der Bundesländer lassen es zu, dass Niedersachsen und Schleswig-Holstein jeweils regional bestimmte Interessen pflegen. Das wird erkennbar im Wettbewerb der Standorte Lübeck und Kiel sowie Brake und Nordenham mit Bremen und Bremerhaven. Der Neubau des Tidehafens in Wilhelmshaven ist der erste Ansatz gemeinsamer Einsicht, allerdings ohne Beteiligung Hamburgs. Voraussichtlich werden Änderungen erst eintreten, wenn sich die Wettbewerbssituation durch vermehrten Umschlag nass in nass für die Ostseeverkehre nach Russland über Leningrad und Ust-Luga stark verändern.
Umweltpolitik
Die Seehäfen bedeuten eine umweltpolitische Belastung für die Regionen, insbesondere durch das Ausbaggern der Zufahrten für die internationalen Verkehre[4]. Eine Verlagerung von Transporten vom Land- auf den Seeweg ist in den Transportstatistiken der vergangenen Jahrzehnte hingegen nicht erkennbar. Der Brückenbau in der Ostsee (Öresund, Dänemark) und der Tunnelbau im (Ärmelkanal, Kanaltunnel) führt eher zu einer gegenläufigen Entwicklung. Dier seit Jahrzehnten diskutierten nationale Ausbauvorhaben der Binnenwasserstraßen sind nicht abgeschlossen (Mittelweser Daverden, oder nicht einmal begonnen Donaustau Straubing. Die Umweltbelastung durch die Seehäfen ist durch den Ausstoß an Ruß (Verbrennung von Schweröl für die Antriebe und die Hilfsantriebe) und Abwasser (Passagierschiffe) erheblich, Lediglich der Ausstoß an verschmutztem Ballastwasser sowie die Kontamination durch Opferanodenschlamm und Abrieg der Antifoulinganstriche wurde durch nationale internationale Vereinbarungen reduziert.
Weltweit bedeutendste Häfen
Die größten Seehäfen weltweit befinden sich in Rotterdam (NL), in Shanghai (China) sowie in Singapur. Angesichts der großen Bedeutung des Seehandels sind Seehäfen wichtige Umschlagplätze. In der Containerschifffahrt wurden bis vor kurzem erhebliche jährliche Zuwachsraten erzielt. Zur Zeit belasten jedoch die gesunkenen Transportraten die Branche.
Große europäische Seehäfen
- Nordseeraum (europäisches Festland, von Nord nach Süd): Hamburg, Bremen/Bremerhaven, Wilhelmshaven, Amsterdam, Rotterdam, Antwerpen, Gent/Terneuzen, Brügge/Zeebrügge, Dünkirchen (fr)
- Atlantik (europäisches Festland, von Nord nach Süd): Le Havre/Rouen (fr), Nantes (fr), Bordeaux (fr), Bilbao (en), Gijón (en) , A Coruña, Vigo (en), Lissabon/Barreiro, Sines (en), Cádiz
- Britische Inseln: Dover, London/Thamesport, Felixstowe, Grimsby, Liverpool (en), Milford Haven (en), Southampton
- Ostsee: Lübeck, Rostock, Stettin, Dreistadt (Großraum Danzig)
- Mittelmeer: Marseille, Neapel, Triest, Piräus,
- Schwarzes Meer: Constanța, Odessa, Istanbul
Siehe auch
Weblinks
- Cátia Antunes: Hafenstädte der Frühen Neuzeit, 1500–1750, in: Europäische Geschichte Online, hrsg. vom Institut für Europäische Geschichte (Mainz), 2011, Zugriff am: 2. November 2011.
Einzelnachweise
- ↑ PLANCO Consulting GmbH, Prognose der deutschlandweiten Verkehrsverflechtung - Seeverkehrsprognose - Los 3, Endbericht, Kap. 5, Seehafenhinterlandverkehr, S.102, Tabelle 5.2-1, Essen 2007. (PDF) Abgerufen am 20. Februar 2009.
- ↑ [1] Gemeinsame Plattform des Bundes und der Küstenländer zur deutschen Seehafenpolitik
- ↑ Homepage JadeWeserPort
- ↑ Elbvertiefung
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Seehafen aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |