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Henning von Ondarza

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Henning von Ondarza, als General in Ungarn (1992)

Henning von Ondarza (* 17. November 1933 in Güstrow) ist ein ehemaliger deutscher Offizier. Er war von 1987 bis 1991 Inspekteur des Heeres und anschließend bis zu seiner Pensionierung 1994 Oberbefehlshaber der Allied Forces Central Europe.

Familie

Die Familie Ondarza ist ein altadeliges spanisches Geschlecht (infanzona), dessen Name bereits im Zusammenhang mit der Schlacht am Río Guadalete (19.–26. Juli 711) erwähnt wird, die durch den Tod des Gotenkönigs Roderich den Untergang des Westgotenreiches markiert.[1]

Im Kantabrischen Gebirge fand ein Teil des westgotischen Adels, darunter die Ondarza, Zuflucht. Ihren ursprünglichen Stammsitz hat die Familie in dem baskischen Ort Gipuzkoa (Bergara, span. Vergara) in der Nähe des Flusses Deba. Darauf bezieht sich auch der Name Ondarza, der in der baskischen Sprache „sandige Gegend“ bedeutet.[1] Ein weiterer Stammsitz lag in der Ortschaft Zualda in der Provinz Bizkaia, von wo aus die Familie weitere Stammhäuser in anderen Orten Navarras und der baskischen Provinzen gründete. Das goldene Kreuz auf grünem Grund im Wappen der Familie Ondarza wurde ihr in Anerkennung der militärischen Leistung zweier Brüder aus der Familie bei der Eroberung Granadas verliehen. An der Wende zum 17. Jahrhundert ist Miguel de Ondarza hervorzuheben, Sekretär und Truppenbefehlshaber unter König Philipp III. (1598–1621).[1]

Die Spuren nach Deutschland wurden durch Ulpiano de Ondarza (1832–1893) gelegt. Don Ulpiano war Reeder, erst in Bilbao dann in Hamburg, und verheiratet mit der deutschen Kaufmannstochter Augusta Melosch. Sein Sohn Herbert de Ondarza (1878–1971), der Großvater von Henning v.O., war als Fahnenjunker in die Kaiserliche Armee eingetreten und ließ sich als großherzoglich-mecklenburgischer Leutnant 1907 als „von Ondarza“ in die kaiserliche Adelsmatrikel aufnehmen. Herbert von Ondarza nahm an beiden Weltkriegen teil und schied 1943 als Generalleutnant aus dem aktiven Dienst aus. Sein Sohn Leon von Ondarza (1903–1945) war in die Artillerietruppe der Reichswehr eingetreten und in der letzten Phase des Zweiten Weltkriegs als Oberst Kommandeur eines Panzerartillerie-Regiments, mit dem er an den schweren Abwehrgefechten in Kurland teilnahm. Im März 1945 gab er sein Regiment ab, geriet jedoch am 21. April 1945 bei einem Verlegungsmarsch mit seiner Stabsgruppe bei Meyenburg (Ostpriegnitz) in einen britischen Tieffliegerangriff und fiel mit nur 42 Jahren, als sein Sohn Henning von Ondarza elf Jahre alt war.

Henning von Ondarza ist seit 1959 mit Christiane Freiin von Reitzenstein verheiratet (Tochter des Hubertus Freiherr von Reitzenstein und der Elisabeth Gräfin von Spee) und hat drei Töchter: Emanuela (verheiratet mit Alexander von Erdmannsdorff), Nikola (verheiratet mit Alexander Roehreke) und Beatrix (verheiratet mit Raphael Graf von Deym).[2]

Leben

Ondarza trat 1956 als Offizieranwärter der Panzertruppe in die Bundeswehr ein und wurde nach der Offizierausbildung als Zugführer und Kompaniechef eingesetzt. Von 1964 bis 1967 absolvierte er den Generalstabslehrgang an der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg und die Generalstabsausbildung am US-amerikanischen Command and General Staff College in Fort Leavenworth. Anschließend diente er bis 1976 in verschiedenen Verwendungen: als Generalstabsoffizier für Planung und Ausbildung (G3) im Stab der 4. Jägerdivision in Regensburg; als Adjutant des Inspekteurs des Heeres; als Bataillonskommandeur in Amberg, sowie als Stabsoffizier beim deutschen Anteil der Supreme Headquarters Allied Powers Europe (SHAPE).

Er absolvierte 1977 einen Lehrgang am Royal College of Defence Studies in London und diente danach bis 1979 als Oberst und Kommandeur der Panzerbrigade 20 in Iserlohn. Im Oktober 1979 wurde er zum Brigadegeneral ernannt und an die Deutsche Botschaft Washington, D.C. versetzt. Dort diente er als Verteidigungsattaché den Botschaftern Berndt von Staden und Peter Hermes. Er kehrte nach Deutschland zurück und übernahm als Generalmajor vom 1. April 1983 bis zum 30. April 1985 die 1. Panzerdivision in Hannover.

Am 1. Mai 1985 zum Generalleutnant ernannt, übernahm v. Ondarza als COMLANDJUT das Hauptquartier der Alliierten Landstreitkräfte Schleswig-Holstein und Jütland in Rendsburg. Am 26. September 1987 wurde er ins Bundesministerium der Verteidigung nach Bonn versetzt. Als Inspekteur des Heeres musste er infolge der Deutschen Wiedervereinigung und der Entspannung im Ost-West-Konflikt die Heeresstruktur V durchführen, um die Bundeswehr zu verkleinern, und die Auflösung und Teilübernahme der Nationalen Volksarmee der DDR organisieren. Kernelemente seiner Führung in dieser Verwendung waren die Stärkung und Weiterentwicklung der inneren Führungsstruktur des Heeres sowie eine klare Außendarstellung der Belange der Soldaten.[3] Diese Aufgaben übergab er zum 26. September 1991 an Jörg Schönbohm, der ihm auf dem Posten des Inspekteurs des Heeres nachfolgte. Am 1. Oktober 1991 übernahm er dann im niederländischen Brunssum von Hans-Henning von Sandrart, von dem er vier Jahre zuvor schon den Inspekteursposten übernommen hatte, den Oberbefehl über die Allied Forces Central Europe (AFCENT) der NATO. Am 31. März 1994 trat Ondarza schließlich in den Ruhestand.

Nach seiner Pensionierung wurde er 1994 vom polnischen Verteidigungsministerium, das nach dem Ende des Warschauer Paktes eine Vollmitgliedschaft in der NATO anstrebte, als Militärberater berufen. Er diente zwei Verteidigungsministern als Berater. Diese Ernennung erfolgte wohl wegen der vielfältigen Kontakte Ondarzas zu Offizieren aus Osteuropa und seiner öffentlich vertretenen Meinung einer sicherheitspolitischen Annäherung an die ehemaligen Ostblockstaaten.[4][5] Zudem war er von April 1998 bis 2001 Berater des georgischen Präsidenten Eduard Schewardnadse.[6] Ondarza saß im Aufsichtsrat mehrerer Industrieunternehmen.

Auszeichnungen

Literatur

  • Dermot Bradley, Heinz-Peter Würzenthal, Hansgeorg Model: Die Generale und Admirale der Bundeswehr, 1955–1999. Die militärischen Werdegänge (= Deutschlands Generale und Admirale. Teil 6b). Band 3: Laegeler – Quiel. Biblio-Verlag, Osnabrück 2005, ISBN 3-7648-2382-8, S. 492–431.
  • Dieter E. Kilian: Elite im Halbschatten: Generale und Admirale der Bundeswehr, Osning-Verlag, Bielefeld 2005, ISBN 978-3-9806268-3-5, S. 315–318.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Diese und weitere Informationen zur Familie Ondarza sind entnommen der ausführlichen Nobilitätsbescheinigung des Königl. Span. Wappenkönigs und Chronisten Don Luis Vilar y Vilar, ausgestellt in Madrid am 2.1.1895, beurkundet ebendort vom Notar Virgilio Guillen y Andres am 7.1.1895, vom Kaiserlich Deutschen Konsul beglaubigt in Madrid am 15.1.1895 und amtlich ins Deutsche übersetzt in Hamburg am 28. Mai 1907
  2. Genealogisches Handbuch des Adels, GHdA Adel B, Band XXI/1995, S. 422
  3. Siehe z. B. Süddeutsche Zeitung, 18. März 1988 (Interview): „Inspekteur des Heeres: Bundeswehr braucht mehr Geld. Ondarza sieht in abschließender Kabinettsberatung über den Etat 1989 ‚die Stunde der Wahrheit‘ kommen.“ oder Hannoversche Allgemeine Zeitung, 25. März 1988: „Wörner soll Heeresinspekteur rügen“.
  4. H. von Ondarza, umstrittener Militärberater. In: Berliner Zeitung. 8. Juli 1994.
  5. Geschichte der Familie Ondarza
  6. Focus Interview mit Eduard Schewardnadse
  7. Verleihungsurkunde des Bundesministers der Verteidigung, 27. Februar 1987.
  8. Verleihungsurkunde des Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland, Richard v. Weizsäcker, 19. April 1989
  9. Verleihungsurkunde des Präsidenten der USA, 4. Mai 1989.
  10. Dekret Nr. 655 von Juan Carlos, König von Spanien, 6. Juni 1989.
  11. Verleihungsurkunde des Präsidenten der Republik Frankreich Nr. 23LHE90, 26. März 1990.
  12. Verleihungsurkunde von Beatrix, Königin der Niederlande, 9. März 1994.
  13. Erlass Nr. 13 des Präsidenten von Georgien, Eduard Schewardnadse, 7. Januar 2003.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Henning von Ondarza aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.