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Joachim Hamann
Joachim Hamann (geb. 18. Mai 1913 in Kiel; gest. 13. Juli 1945) war deutscher Kriminalkommissar, SS-Sturmbannführer (1945) und Täter des Holocaust. Er leitete das sogenannte „Rollkommando Hamann”.
Leben
Hamann war von Beruf Drogist und während der Weltwirtschaftskrise zeitweise arbeitslos. Nach 1933 kam er über die Polizei zur Stapo Leitstelle Berlin, 1940 zum von SS-Standartenführer Karl Jäger geführten Einsatzkommando 3 (EK3) der von SS-Brigadeführer Walter Stahlecker geleiteten Einsatzgruppe A.[1][2]
Sein „Rollkommando Hamann” (litauisch: Hamanno skrajojantis būrys) ermordete einen großen Teil der jüdischen Bevölkerung Litauens: „Als Führer eines Zuges litauischer Hilfskräfte beteiligte er sich an mindestens 62 Massakern, denen etwa 60.000 Juden zum Opfer fielen.”[2] Von Stubenkameraden wurde der Zugführer als ‘fanatischer Judenhasser’ geschildert, der geglaubt habe, ‘mit diesen Maßnahmen eine Pflicht seinem Volk gegenüber’ erfüllt zu haben.”[2]
Später war Hamann im Reichssicherheitshauptamt (RSHA) als Referent der Abteilung A3 „Rechte Opposition“ tätig. Er spielte eine führende Rolle bei der Festnahme von Feldmarschall Rommel 1944. Nach Kriegsende, am 13. Juli 1945, beging Hamann Suizid.[3]
Rollkommando Hamann
Für das Rollkommando Hamann rekrutierte Joachim Hamann auf Befehl von Stahlecker mit Einverständnis Jägers zunächst 8 Mitglieder aus dessen Einsatzkommando. Die Zusammensetzung des Kommandos wechselte, bestand im Kern jedoch aus Hamann, seinem Stellvertreter Albert, Helmut Rauca, weniger als 10 deutschen, und je nach Bericht 50 bis 58 Mitgliedern, die er aus einer litauischen Einheit auswählte.[4] [5] Das Rollkommando hatte keine permanente Struktur sondern wurde für die einzelnen Einsätze zusammengerufen.[6]
Hamann beauftragte jeweils die örtlichen Polizeikräfte, die Opfer zu konzentrieren, den Tatort auszuwählen und vorzubereiten und die nötigen Hilfskräfte zusammenzuziehen. Erst dann rückte, meist aus Kaunas, eine Abteilung des Rollkommandos an und führte die Exekutionen durch (siehe Einsatz in Litauen).
Von Ende Juni bis Anfang Oktober 1941 ermordete das Kommando mit Unterstützung litauischer Kräfte fast die gesamte jüdische Bevölkerung der litauischen Landgemeinden (Panevėžys, Ukmergė, Zarasai, Kėdainiai, Kaišiadorys, Utena, Marijampolė, Jonava, Raseiniai, Alytus, Žagarė u. a.)[7][8] Zwischen Juli und August 1941 ermordete das Rollkommando außerdem 9102 Juden im Ghetto von Daugavpils, Lettland.[9]
Siehe auch
Literatur
- Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Fischer, Frankfurt am Main 2007. ISBN 978-3-596-16048-8. (Aktualisierte 2. Auflage)
- Peter Klein (Herausgeber): Die Einsatzgruppen in der besetzten Sowjetunion 1941/42. Edition Hentrich, Berlin 1997, ISBN 3-89468-200-0
- Knut Stang: Kollaboration und Massenmord: die litauische Hilfspolizei, das Rollkommando Hamann und die Ermordung der litauischen Juden. Frankfurt am Main 1996. ISBN 3-631-30895-7
- Vincas Bartusevičius (Hg.), Joachim Tauber (Hg.),Wolfram Wette (Hg.): Holocaust in Litauen. Krieg, Judenmorde und Kollaboration im Jahre 1941. Köln/Weimar 2003. ISBN 3-412-13902-5
Einzelnachweise
- ↑ Jürgen Matthäus: Key Aspects of German Anti-Jewish Policy. In: United States Holocaust Memorial Museum: Center for Advanced Holocaust Studies (Herausgeber): „Lithuania and the Jews: The Holocaust Chapter“, Juli 2005, S. 27-29. (Abgerufen am 2. Juni 2009.)
- ↑ 2,0 2,1 2,2 Gerhard Paul: Die Täter der Shoah: fanatische Nationalsozialisten oder ganz normale Deutsche?. Wallstein, 2002, S.51–52. ISBN 3892445036.
- ↑ Wolfgang Scheffler: Die Einsatzgruppe A. In: „Die Einsatzgruppen in der besetzten Sowjetunion 1941/42“. Edition Hentrich, Berlin 1997, S. 48, Fußnote 30. ISBN 3-89468-200-0.
- ↑ Jürgen Matthäus: Key Aspects of German Anti-Jewish Policy. In: United States Holocaust Memorial Museum: Center for Advanced Holocaust Studies (Herausgeber): „Lithuania and the Jews: The Holocaust Chapter“, Juli 2005, S. 29. (Abgerufen am 2. Juni 2009.)
- ↑ The Mechanized Commando Unit of Haman. Association of Lithuanian Jews in Israel, S. 1,5 ff, abgerufen am 17. Januar 2010 (englisch).
- ↑ Lithuanian Police Battalions and the Holocaust. Abgerufen am 14. März 2009 (englisch).
- ↑ Darstellung der Arbeitsweise des Rollkommandos nach Rüdiger Ritter: Arbeitsteiliger Massenmord: Kriegsverbrechen in Litauen während des Zweiten Weltkriegs, in: Timm C. Richter (Hrsg.), Krieg und Verbrechen. Situation und Intention: Fallbeispiele, Meidenbauer, München 2006 (= Aktuell / Villa ten Hompel, 9; ISBN 3-89975-080-2), S. 53-62, S. 59f.; vgl. Knut Stang: Kollaboration und Massenmord. Die litauische Hilfspolizei, das Rollkommando Hamann und die Ermordung der litauischen Juden. Peter Lang, Frankfurt am Main [u.a.] 1996, ISBN 3-631-30895-7.
- ↑ The Mechanized Commando Unit of Haman. Association of Lithuanian Jews in Israel, S. 1,5 ff, abgerufen am 17. Januar 2010 (englisch).
- ↑ Andrew Ezergailis; Historical Institute of Latvia (Hrsg.): The Holocaust in Latvia 1941-1944: The Missing Center. Riga 1996, ISBN 9984-9054-3-8, S. 276–279.
Personendaten | |
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NAME | Hamann, Joachim |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Kriegsverbrecher, Täter des Holocaust |
GEBURTSDATUM | 18. Mai 1913 |
GEBURTSORT | Kiel |
STERBEDATUM | 13. Juli 1945 |
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Joachim Hamann aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |