Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzy­klo­pädie zum Judentum.

Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ...

Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten)

How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida

Pille danach

Aus Jewiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die Pille danach ist die umgangssprachliche Bezeichnung für ein hormonell wirksames Präparat zur postkoitalen Empfängnisverhütung, das nach einem Geschlechtsverkehr eingenommen eine ungewollte Schwangerschaft verhindern kann. Die wirksamen Substanzen sind das Gestagenderivat Levonorgestrel oder der Progesteron-Rezeptor-Modulator Ulipristalacetat. „Die Pille“ ohne Zusätze ist hingegen der verbreitetste umgangssprachliche Begriff für die Antibabypille.

Die Arzneimittel müssen so früh wie möglich, innerhalb einer vom Arzneistoff abhängenden Frist nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr eingenommen werden. Sie sind nicht zur regelmäßigen Empfängnisverhütung geeignet und stören den natürlichen Menstruationszyklus.[1] Die Wirkungsweise der Pille danach ist dominiert von ihrer ovulationshemmenden Wirkung. Zusätzlich werden andere Mechanismen wie die Behinderung der Spermien diskutiert. Auch eine Hemmung der Nidation (Einnistung) einer bereits befruchteten Eizelle wird insbesondere bei Ulipristalacetat diskutiert.[2] Die Wirkung gegen unbefruchtete oder bereits befruchtete Eizellen ist für die ethische Einstellung vieler Menschen gegenüber den Präparaten wesentlich.[3] Eine Spirale danach ist bis spätestens fünf Tage nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr möglich.[4]

Am 8. Januar 2015 teilte das deutsche Bundesministerium für Gesundheit mit, die Bundesregierung werde der Entscheidung der EU-Kommission (Freigabe von Pille danach mit dem Wirkstoff Ulipristalacetat) folgen „und das deutsche Recht für beide Präparate, die derzeit auf dem Markt sind, schnellstmöglich anpassen“.[5] Die Arzneimittelverschreibungsverordnung wurde mit Wirkung vom 14. März 2015 entsprechend geändert. Rezeptfreie Notfallkontrazeptiva können von Jugendlichen ab 14 Jahren auch ohne Einwilligung der Erziehungsberechtigten erworben und angewendet werden.[6]

Die Pille danach ist nicht zu verwechseln mit der „Abtreibungspille“, die als Wirkstoff Mifepriston enthält.

Wirkungsmechanismus

Levonorgestrel

Die Wirksamkeit von Levonorgestrel hängt ab vom Zeitpunkt der Einnahme, die bis spätestens 72 Stunden (drei Tage) nach dem Geschlechtsverkehr folgen muss. Eine mögliche Schwangerschaft wird umso wahrscheinlicher verhindert, je früher sie eingenommen wird. Bei Einnahme der ersten Dosis innerhalb von 24 Stunden liegt die Rate der Schwangerschaften bei etwa 0,6 %. Wird die Pille danach erstmals am zweiten Tag nach dem Geschlechtsverkehr genommen, beträgt die Schwangerschaftsrate etwa 1,2 % und 2,7 % bei Einnahme am dritten Tag.[7][8]

Der genaue Wirkungsmechanismus der Wirkstoffe ist nicht vollständig geklärt. Als Hauptwirkung der Pille danach wird in der medizinischen Fachliteratur die Verhinderung des Eisprungs (Ovulation) angegeben, also die ovulationshemmende Wirkung. Sollte sich die Wirkung darauf beschränken, könnte sie keine Schwangerschaft verhindern, wenn die Pille danach erst nach dem Eisprung eingenommen wird.

Der Eisprung ist die Voraussetzung für eine Befruchtung der Eizelle durch ein Spermium.[7][8] Die Reifung der Eizelle und der Eisprung werden durch Hormone gesteuert. Ein sprunghafter Anstieg der Konzentration des Luteinisierenden Hormons (LH) im Blut löst ca. 14 bis 16 Tage vor der nächsten Menstruation den Eisprung aus. Hormone aus der Gruppe der Gestagene hemmen die Ausschüttung von LH. Levonorgestrel – der Wirkstoff der Pille danach – ist ein künstlich hergestelltes Gestagen, das gezielt die LH-Ausschüttung und damit den Eisprung verhindert. Ist der LH-Anstieg bereits erfolgt (12 bis 24 Stunden vor dem Eisprung), so hat Levonorgestrel auf die finale Reifung des Follikels und auf den Eisprung keinen Einfluss mehr.

Neben der Wirkung auf den Eisprung wurde experimentell eine Verminderung der Beweglichkeit und Funktionsfähigkeit von Spermien durch die Wirkstoffe festgestellt. Die Gabe von Levonorgestrel führt zu einer verminderten Zahl von Spermien in der Gebärmutter. Levonorgestrel bewirkt, dass das Sekret der Drüsen der Gebärmutterschleimhaut weniger sauer wird (der pH-Wert des Sekretes erhöht sich), was eine verminderte Beweglichkeit der Spermien zur Folge hat. Daneben bewirkt Levonorgestrel ein zäheres Sekret des Gebärmutterhalses. Infolgedessen wird die Wanderung weiterer Spermien aus der Vagina in die Gebärmutter unwahrscheinlicher.[7]

Ob Levonorgestrel die Einnistung (Nidation) befruchteter Eizellen in die Gebärmutterschleimhaut hemmt, ist wissenschaftlich umstritten. Direkte Hinweise für eine solche Nidationshemmung existieren nicht. Für indirekte Hinweise, wie beispielsweise Veränderungen der Struktur und Funktion der Gebärmutterschleimhaut durch die Gabe der Pille danach, die möglicherweise die Einnistung der befruchteten Eizelle verhindern könnten, existieren sowohl bestätigende als auch verneinende Untersuchungen. Insgesamt werden solche Effekte, die nach Befruchtung der Eizelle stattfinden können (post-fertilization effects), als wenig relevant für die empfängnisverhütende Wirkung der Pille danach angesehen. Diskutiert wird, ob die Fehlschläge der postkoitalen Schwangerschaftsverhütung darauf zurückzuführen sind, dass die Pille danach möglicherweise keinen Einfluss auf die Einnistung einer befruchteten Eizelle hat[7].

Wissenschaftlich gesichert ist, dass Levonorgestrel (ebenso wie Ulipristalacetat, siehe unten) wirkungslos ist, wenn sich die befruchtete Eizelle bereits in der Gebärmutterschleimhaut eingenistet hat. Die irrtümlich zu späte Einnahme von Levonorgestrel wirkt sich nicht negativ auf bereits bestehende Schwangerschaften aus.[7][9]

Ulipristalacetat

Ulipristalacetat (Handelsname ellaOne) steht als Notfallkontrazeptivum in Deutschland seit Ende 2010 zur Verfügung. Es verhindert den Eisprung noch bis zu einer Follikelgröße von 18 mm, also bis wenige Stunden vor dem Eisprung, auch dann, wenn bereits ein LH-Anstieg erfolgt ist. Es muss innerhalb von 120 Stunden (fünf Tagen) nach dem Geschlechtsverkehr eingenommen werden; allerdings ist auch hier wie bei LNG die Sicherheit umso höher, je früher das Medikament nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr eingenommen wird. Ulipristalacetat ist ein selektiver Progesteron-Rezeptormodulator (SPRM): Es verhindert das Andocken des körpereigenen Sexualhormons Progesteron, so dass dieses nicht wirken kann. Der Eisprung wird verhindert oder verzögert. Die Bildung von Proteinen, die für den Beginn und Erhalt einer Schwangerschaft notwendig sind, wird unterdrückt.

Ulipristalacetat wurde von der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologische Endokrinologie und Fortpflanzungsmedizin im Februar 2013 als Standardmedikament für die Notfallkontrazeption bezeichnet.[10]

Unerwünschte Wirkungen

Sehr häufig (bei über 10 %) auftretende, unerwünschte Wirkungen nach Einnahme von Levonorgestrel sind Übelkeit, Kopfschmerzen und Unterbauchschmerzen. Unabhängig von der Menstruation können Blutungen auftreten (Zwischenblutungen). Die nachfolgende Menstruationsblutung kann verspätet einsetzen; allerdings sollte ein Schwangerschaftstest durchgeführt werden, wenn die Menstruation eine Woche nach dem erwarteten Zeitpunkt noch nicht eingesetzt hat oder schwächer als üblich ausfällt. Bei Erbrechen bis zu drei Stunden nach Einnahme der Pille danach wird eine erneute Einnahme von Levonorgestrel empfohlen. Übelkeit und Erbrechen können mit Metoclopramid behandelt werden.[8] Auch nach der Gabe von Ulipristalacetat sind die häufigsten Nebenwirkungen Unterleibsschmerzen, Menstruationsstörungen, Übelkeit und Kopfschmerzen.[11]

Frauen mit einem Risiko für Eileiterentzündungen, Eileiter- oder Bauchhöhlenschwangerschaften müssen mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt klären, ob die Pille danach als Notfallverhütung für sie in Frage kommt.[12]

Abgabevoraussetzungen für Levonorgestrel

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt aufgrund der relativ guten Verträglichkeit von Levonorgestrel, und weil eine ärztliche Untersuchung vor der Einnahme nicht nötig ist, die Pille danach rezeptfrei zugänglich zu machen, weil so ungewollte oder unerwünschte Schwangerschaften und Schwangerschaftsabbrüche vermieden werden können.[13] In fast allen europäischen Ländern ist Levonorgestrel zur postkoitalen Empfängnisverhütung ohne Rezept erhältlich.[14][15] Ausnahmen sind Polen, Italien und Ungarn. Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe und der Berufsverband der Frauenärzte sprachen sich 2013 gegen eine Entlassung aus der Rezeptpflicht aus.[16][17] Die Kassenärztliche Bundesvereinigung bezweifelte eine Verbesserung der Versorgung betroffener Frauen.[18] Andere deutsche Verbände und Experten sprachen sich für eine Rezeptfreistellung aus. Fürsprache kam auch 2014 von der österreichischen AGES, die die Rezeptfreistellung in Österreich (Ende 2009) als Erfolgsgeschichte bezeichnet.[19][20]

Staat Status Beschreibung
Deutschland rezeptfrei seit März 2015 Zum 14. März 2015 wurde die Pille danach mit dem Wirkstoff Levonorgestrel rezeptfrei. Veranlasst durch die Entscheidung der EU-Kommission im Januar 2015, das ulipristalhaltige Notfallkontrazeptivum EllaOne verschreibungsfrei zu stellen, hatte das Bundesgesundheitsministerium im gleichen Monat einen Verordnungsentwurf zur Änderung der Arzneimittelverschreibungsverordnung vorgelegt, wodurch Notfallkontrazeptiva sowohl mit Ulipristal als auch Levonorgestrel aus der Verschreibungspflicht entlassen werden sollten. Am 6. März 2015 stimmte der Bundesrat dem Verordnungsentwurf zu.[21][22]

Vorangegangen waren jahrelange Debatten. Bereits 2003 hatte sich der zuständige Ausschuss des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) dafür ausgesprochen, Levonorgestrel zur postkoitalen Verhütung aus der Rezeptpflicht zu entlassen.[23] Pro familia hatte sich mit einer Kampagne für die Freigabe engagiert (2012), [24] hingegen sprachen sich der Berufsverband der Frauenärzte (BVF) und die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) gegen die Rezeptfreiheit aus (2012).[25]

2012 hatten SPD und Linke die Regierung in zwei Anträgen im Bundestagsausschuss für Gesundheit zur Entlassung aus der Verschreibungspflicht aufgefordert, Unionsparteien und FDP lehnten im Mai 2013 - vier Monate vor der Bundestagswahl - ab.[26]

Im November 2013 hatte der Bundesrat dem gemeinsamen Bundesratsantrag der Landesregierungen von Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen mit dem Ziel der rezeptfreien und kostenlosen Abgabe zugestimmt,[27] jedoch erließ in der Folge Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe keine entsprechende Verordnung.

Österreich rezeptfrei seit 2009 2005 setzten Bestrebungen ein, Levonorgestrel als Pille danach rezeptfrei zugänglich zu machen. Im Jahr 2007 sprachen sich die Grünen und die SPÖ eindeutig für eine Liberalisierung aus; die FPÖ (bis Oktober 2008 noch unter Jörg Haider) war gegen die Aufhebung der Rezeptpflicht und die ÖVP ohne klare Position. Ein Streitpunkt war, dass durch die Aufgabe der Rezeptpflicht auch das Werbeverbot entfallen würde.[28][29]

Mit Bescheid vom 18. Dezember 2009 - ein Jahr nach dem Antritt der Regierung Faymann I - wurde die Pille danach rezeptfrei erwerbbar gemacht.[30] Übergangsweise hatte bis dahin eine „Notfallregelung“ auf Länderebene existiert: in den östlichen Bundesländern durften die Apotheker im freien Ermessen das Präparat auch ohne Rezept aushändigen.

Schweiz rezeptfrei seit 2002 In der Schweiz ist die Pille danach seit November 2002 als einzelne Tablette zu 1,5 mg Levonorgestrel rezeptfrei[31] erhältlich. Das Arzneimittel darf ohne Rezept nur nach einem ausführlichen Gespräch mit dem Apotheker abgegeben werden.[14]
Belgien rezeptfrei seit 2001 [14]
Dänemark rezeptfrei seit 2001 [14]
Estland rezeptfrei seit 2003 [14]
Finnland rezeptfrei seit 2002 [14]
Frankreich rezeptfrei seit 1999 [14] Wird in Schulen bei Bedarf an Schülerinnen abgegeben. 'pilule du lendemain'[32]
Griechenland rezeptfrei seit 2005 [14]
Großbritannien und Nordirland rezeptfrei seit 2001 Rezeptfrei seit 1. Januar 2001.[33][14] Wird in Schulen bei Bedarf an Schülerinnen abgegeben. 'morning-after pill'.[34]
Irland rezeptfrei seit 2011 Rezeptfrei seit 12. Januar 2011[35]
Island rezeptfrei seit 2006 [14]
Italien verschreibungspflichtig In Italien besteht eine Verschreibungspflicht. Zudem kann sich der Arzt weigern, die „pillola del giorno dopo“ zu verschreiben, wenn er sich auf sein Recht zur „Weigerung aus Gewissensgründen“ beruft.[36]
Lettland rezeptfrei seit 2003 [14]
Litauen rezeptfrei seit 2005 [14]
Luxemburg rezeptfrei seit 2005 [14]
Niederlande rezeptfrei seit 2004 [14]
Norwegen rezeptfrei seit 2000 [14]
Polen verschreibungspflichtig [36] rezeptpflichtig
Portugal rezeptfrei seit 2000 [14]
Schweden rezeptfrei seit 2001 [14]
Slowakei rezeptfrei seit 2006 [14]
Spanien rezeptfrei seit 2009 [14] 'Píldora del día después'[37]
Tschechien rezeptfrei [38]
Türkei rezeptfrei
Ungarn verschreibungspflichtig [39][40]
USA rezeptfrei seit 2013 Die Pille danach mit dem Arzneistoff Levonorgestrel war in den USA seit April 2009, nach einer richterlichen Anweisung an die FDA, für Frauen ab 17 Jahren rezeptfrei abzugeben.[41] Für jüngere Frauen war sie verschreibungspflichtig; im April 2013 wurde auch diese Rezeptpflicht aufgehoben.[42]

Abgabevoraussetzungen für Ulipristalacetat

Für das seit 2009 in den Ländern der EU zugelassene und verschreibungspflichtige Ulipristalacetat empfahl die Europäische Arzneimittel-Agentur im November 2014 die Entlassung aus der Verschreibungspflicht für die Verwendung zur Notfallkontrazeption.[43] Am 8. Januar 2015 beschloss die EU-Kommission die EU-weite Aufhebung der Rezeptpflicht für ellaOne. Das deutsche Bundesgesundheitsministerium kündigte die schnelle Umsetzung der Entscheidung an.[44] In Polen wurde der EU-Empfehlung kurzfristig entsprochen, woraufhin ellaOne nach kurzer Zeit ausverkauft war.[45] In Ungarn bleibt ellaOne verschreibungspflichtig.[46]

Am 26. Februar 2015 beschloss der deutsche Bundestag die Kostenübernahme durch die Krankenkasse für Patientinnen unter 20 Jahren zum 1. März und plante die rezeptfreie Abgabe ab dem 15. März 2015; die direkte Bewerbung des Präparats gegenüber Patientinnen soll verboten bleiben.[47] Am 6. März 2015 stimmte auch der deutsche Bundesrat der Entlassung aus der Rezeptpflicht zu.[21] Damit ist zunächst „das nach Artikel 3 Absatz 1 der Verordnung (EG) Nr. 726/2004 zugelassene Fertigarzneimittel ellaOne® zur Notfallkontrazeption“ ab 14. März 2015 von der Rezeptpflicht befreit. Ab 8. Januar 2016 wird „Ulipristalacetat in Zubereitungen zur oralen Anwendung ohne Zusatz weiterer arzneilich wirksamer Bestandteile in einer Konzentration bis zu 30 mg Wirkstoff je abgeteilter Arzneiform und in Packungen mit einem maximalen Wirkstoffgehalt von 30 mg zur Notfallkontrazeption“ rezeptfrei sein.[48]

Auffassung der Kirchen

Römisch-katholische Kirche

Grundsätzlich lehnt die Römisch-Katholische Kirche die Pille danach sowohl bzgl. einer ovulationshemmenden, als auch bzgl. einer nidationshemmenden Wirkung ab. Ersteres auf Grund ihrer Position zur Empfängnisverhütung, letzteres weil dies für sie bereits eine Abtreibung darstellt. Dies hat die Kongregation für die Glaubenslehre unter anderem in ihrer lehramtlichen Instruktion Donum vitae von 1987 folgendermaßen begründet: „Von dem Augenblick an, in dem die Eizelle befruchtet wird, beginnt ein neues Leben, welches weder das des Vaters noch das der Mutter ist, sondern das eines neuen menschlichen Wesens, das sich eigenständig entwickelt. Es würde niemals menschlich werden, wenn es das nicht schon von diesem Augenblick an gewesen wäre.“[49] Die kirchliche Lehre sieht sich hier in den „Forschungsergebnissen der Humanbiologie bestätigt, die anerkennt, dass in der aus der Befruchtung hervorgehenden Zygote sich die biologische Identität eines neuen menschlichen Individuums bereits konstituiert hat.“[49]

Ausnahmen in der Ablehnung der Pille danach macht die Kirche allerdings im Falle einer Vergewaltigung. Im Januar 2013 war berichtet worden, dass eine vergewaltigte Frau in zwei katholischen Krankenhäusern nicht behandelt worden sei, weil sich die Ärzte nicht zur Verschreibung der Pille danach in der Lage sahen. Der zuständige Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner führte daraufhin aus: „Wenn nach einer Vergewaltigung ein Präparat, dessen Wirkprinzip die Verhinderung einer Zeugung ist, mit der Absicht eingesetzt wird, die Befruchtung zu verhindern, dann ist dies aus meiner Sicht vertretbar. Wenn ein Präparat, dessen Wirkprinzip die Nidationshemmung ist, mit der Absicht eingesetzt wird, die Einnistung der bereits befruchteten Eizelle zu verhindern, ist das nach wie vor nicht vertretbar, weil damit der befruchteten Eizelle, der der Schutz der Menschenwürde zukommt, die Lebensgrundlage aktiv entzogen wird.“ Bezüglich der Beurteilung der zentralen Wirkprinzipien der einzelnen Präparate fügte er hinzu: „Die Kirche kann dazu nur die moralischen Prinzipien erklären. Der einzelne Arzt einer katholischen Einrichtung muss sich dann unter Voraussetzung dieser Prinzipien gewissenhaft kundig machen und so zu einer verantwortungsvollen Entscheidung kommen.“ Zur kirchlichen Position ließ er erläutern: „Es geht beim Thema Vergewaltigung nicht um die Ganzheitlichkeit eines liebenden Aktes, sondern um die Verhinderung einer verbrecherischen Befruchtung.“[50][51] Anschließend bekräftigte auch die Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz, „dass in katholischen Krankenhäusern Frauen, die Opfer einer Vergewaltigung geworden sind, selbstverständlich menschliche, medizinische, psychologische und seelsorgliche Hilfe erhalten. Dazu kann die Verabreichung einer ‚Pille danach‘ gehören, insofern sie eine verhütende und nicht eine abortive Wirkung hat. Medizinisch-pharmazeutische Methoden, die den Tod eines Embryos bewirken, dürfen weiterhin nicht angewendet werden. Die deutschen Bischöfe vertrauen darauf, dass in Einrichtungen in katholischer Trägerschaft die praktische Behandlungsentscheidung auf der Grundlage dieser moraltheologischen Vorgaben erfolgt. Auf jeden Fall ist die Entscheidung der betroffenen Frau zu respektieren.“[52] Der Präsident der zuständigen Päpstlichen Akademie für das Leben hat diese Line daraufhin mit dem Hinweis auf die Enzykliken Casti connubii[53] und Humanae vitae[54] öffentlich unterstützt. Er erinnerte daran, dass katholische Krankenhäuser empfängnisverhütende Mittel unter bestimmten Umständen bereits seit 50 Jahren verabreichen, seitdem es während der Kongokrise zu massenhaften Vergewaltigungen kam.[55][56] Die Erlaubnis galt später auch im Bosnienkrieg, als Vergewaltigungen insbesondere katholischer Ordensschwestern als gezieltes Mittel der Kriegsführung eingesetzt wurden.[57] Einige katholische Krankenhäuser wie die in Köln, so der Präsident, seien sich dieser Kriterien allerdings offenbar nicht bewusst.[58]

Dementsprechend erklärte Ende Februar 2013 auch die Spanische Bischofskonferenz die Verschreibung der Pille danach an vergewaltigte Frauen für zulässig, sofern die Medikamente keine abtreibende Wirkung hätten. Den spanischen Bischöfen sei aber nicht bekannt, ob eine Pille danach ohne abtreibende Wirkung entwickelt worden sei: „Wenn es in Deutschland so etwas gibt, wissen wir nichts davon.“[59]

Evangelisch-lutherische Kirchen

In der evangelischen Kirche ist Lebensschutz ebenfalls ein wichtiges Thema, ebenso aber auch die individuelle Verantwortung. Paul Metzger vom konfessionskundlichen Institut Bensheim der evangelischen Kirche betont, es gebe in der evangelischen Kirche keine bindende Meinung. Um den Wirkstoff Ulipristalacetat, dessen nidationshemmende Wirkung noch nicht bewiesen sei, werde auch in der evangelischen Kirche gestritten. Für „radikale Evangelikale“ sei dies nach Ansicht Metzgers ein Problem.

Eine Notfallversorgung gibt es nach Aussage von Norbert Groß, Direktor des Evangelischen Krankenhausverbandes, in allen evangelischen Krankenhäusern unabhängig davon, welche Position das Haus oder der behandelnde Arzt zum Lebensschutz allgemein hat. Ein Streitfall sei die Pille danach im Verband noch nie gewesen.[60]

Werbung und Versandhandel

In Deutschland ist die direkte Bewerbung des Präparats gegenüber Patientinnen verboten,[61] ebenso der Versandhandel.

Handelspräparate

Levonorgestrel: PiDaNa 1,5 (DE), Duofem, NorLevo (DK) NorLevo Uno (CH), Vikela (AT), Postinor, Plan B (USA, CAN)

Die meisten Packungen enthalten nur eine Tablette mit 1,5 mg Levonorgestrel. Teilweise gibt es Präparate zu 2 Tabletten mit jeweils 0,75 mg Levonorgestrel. Für die Wirkung ist es unerheblich, ob die notwendige Dosis auf eine oder zwei Tabletten aufgeteilt wird. Die Kombination aus den Hormonen Östrogen und Gestagen (Yuzpe-Methode, z.B. Tetragynon) wird wegen der erheblichen Nebenwirkungen nicht mehr verwendet.

Ulipristalacetat: ellaOne (EU)[62]

Die Stiftung Warentest hat die zwei in Deutschland erhältlichen Präparate PiDaNa und ellaOne getestet. Das Präparat PiDaNa bewertet sie als geeignet. Ellaone sei nur mit Einschränkung geeignet [63].

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Trutz Fries: Die Pille danach. Abgerufen am 8. Juni 2010.
  2. J. A. Keenan: Ulipristal acetate: contraceptive or contragestive? In: The Annals of Pharmacotherapy. Band 45, Nummer 6, Juni 2011, S. 813–815, doi:10.1345/aph.1Q248. PMID 21666088.
  3. K. Gemzell-Danielsson: Mechanism of action of emergency contraception. In: Contraception. Band 82, Nummer 5, November 2010, S. 404–409, doi:10.1016/j.contraception.2010.05.004. PMID 20933113. (Review).
  4. Gerhard I. Geburtshilfe integrativ. Kap. 18.1.2 Intrauterinpessar (IUP), 349-50 in der Google Buchsuche, Elsevier, Urban und Fischer Verlag, 2005, ISBN 3-437-56510-9.
  5. FAZ.net 8. Januar 2015
  6. Bundesapothekerkammer: Rezeptfreie Abgabe von Notfallkontrazeptiva („Pille danach“), S. 10. Stand vom 28. Januar 2015, Abruf am 27. Februar 2015.
  7. 7,0 7,1 7,2 7,3 7,4 Horacio B. Croxatto, Maria E. Ortiz, Andrés L. Müller: Mechanisms of action of emergency contraception. In: Steroids. 2003 Nov;68(10–13):1095–8.
  8. 8,0 8,1 8,2 Freimut Leidenberger, Thomas Strowitzki, Olaf Ortmann (Hrsg.): Klinische Endokrinologie für Frauenärzte. 3. Auflage. Springer Verlag, Heidelberg 2005. ISBN 3-540-44162-X. S.226–228
  9. David A. Grimes, Elizabeth G. Raymond: Emergency contraception. In: Ann Intern Med. 2002 Aug 6;137(3):180–9. PMID 12160366. Volltext, zuletzt eingesehen am 18. Dezember 2008.
  10. Stellungnahme des Berufsverbandes der Frauenärzte e.V. und der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologische Endokrinologie und Fortpflanzungsmedizin e.V., 4. Februar 2013 (PDF; 268 kB)
  11. Produktinformation ellaOne, Stand 7. Januar 2015. (PDF; 187 kB)
  12. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung -
  13. Fact sheet on the safety of levonorgestrel-alone emergency contraceptive pills (LNG ECPs) (PDF, englisch; 275 kB), Department of Reproductive Health and Research, World Health Organization.
  14. 14,00 14,01 14,02 14,03 14,04 14,05 14,06 14,07 14,08 14,09 14,10 14,11 14,12 14,13 14,14 14,15 14,16 14,17 14,18 Die Pille danach —Mythen und Wirklichkeit (PDF; 530 kB) Bericht von ProFamilia, 2010, abgerufen am 23. Dezember 2010 ([1]; PDF; 530 kB)
  15. Nicola Kuhrt: Frauenärzte blockieren Freigabe ohne Rezept. In: Spiegel Online. 29. März 2012, abgerufen am 2. April 2012.
  16. Gynäkologen: Pille danach nicht an der Notdienstklappe. In: apotheke-adhoc.de. 11. Februar 2013.
  17. Stellungnahme des Berufsverbandes der Frauenärzte (BVF) und der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) vom 17. April 2013
  18. Stellungnahme der KBV zur Rezeptfreiheit von Notfallkontrazeptiva – Pille danach vom 16. April 2013
  19. Rezeptfreigabe der "Pille danach" umstritten, In Österreich eine Erfolgsgeschichte. In: deutscher Bundestag, Gesundheitsausschusssitzung vom 2. Juli 2014. 2. Juli 2014, abgerufen am 4. Juli 2014.
  20. Pille danach: Für und Wider vor dem Ausschuss, Christoph Baumgärtel von der Österreichischen AGES bezeichnete Freigabe als Erfolgsgeschichte. In: Pharmazeutische Zeitung online. 2. Juli 2014, abgerufen am 4. Juli 2014.
  21. 21,0 21,1 Bundesrat stimmt rezeptfreier "Pille danach" zu. Süddeutsche Zeitung vom 6. März 2015
  22. Verordnung zur Änderung der Arzneimittelverschreibungsverordnung und der Apothekenbetriebsordnung vom 6. März 2015 (BGBl. I S. 278)
  23. Deutsches Ärzteblatt vom 14. Januar 2004
  24. Pannenhilfe nach 6. Pille danach* muss rezeptfrei sein! Abgerufen am 31. Dezember 2012.
  25. An die Abgeordneten des Deutschen Bundestages Offener Brief von BVF und DGGG zur Rezepfreiheit von Levonorgestrel vom 9. November 2012
  26. Deutsches Ärzteblatt Nr. 21/2013, S. 882: Notfallkontrazeption. „Pille danach“ bleibt rezeptpflichtig
  27. SPD und Grüne starten Initiative für „Pille danach“, Focus, 21. Juni 2013
  28. Silke Farmer, Christian Mayr: Streit um rezeptfreie „Pille danach“. Wiener Zeitung, 2. März 2007. Siehe: http://www.wienerzeitung.at/DesktopDefault.aspx?TabID=3940&Alias=wzo&cob=272907 (Memento vom 15. März 2011 im Internet Archive)Vorlage:Webarchiv/Wartung/Linktext_fehlt
  29. Frauenministerin erhofft sich davon weniger Abtreibungen - Appell an Gesundheitsministerin Kdolsky
  30. Kleinezeitung.at: Pille danach ab sofort rezeptfrei, abgerufen am 18. Dezember 2009
  31. NorLevo® Uno Webseite auf den Seiten von Sandoz, ohne Datum, abgerufen am 23. Januar 2010
  32. siehe auch französische Wikipedia
  33. http://diestandard.at/414840
  34. siehe auch englische Wikipedia
  35. http://www.breakingnews.ie/ireland/boots-to-offer-morning-after-pill-without-prescription-488778.html
  36. 36,0 36,1 Die Pille danach - ein europäischer Vergleich. 2009. (online)
  37. siehe auch spanische Wikipedia
  38. Pro Familia, Beratungsstelle Regensburg, undatiert
  39. Emergency Contraception Availability in Europe
  40. HáziPatika.com
  41. Pressemitteilung der FDA: FDA Action on Plan B (levonorgestrel) Tablets, 22. April 2009
  42. US-Bundesgericht kippt Rezeptpflicht für Teenager, Spiegel online, 5. April 2013
  43. EMA recommends availability of ellaOne emergency contraceptive without prescription, Pressemitteilung der Europäischen Arzneimittel-Agentur vom 21. November 2014
  44. Christina Hucklenbroich: Die „Pille danach“ wird ohne Rezept abgegeben, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 8. Januar 2015
  45. Julia Szyndzielorz: Polen streitet über die Pille danach. Welt online, 2. Februar 2015
  46. Für das Überleben der Nation: "Pille danach" bleibt in Ungarn rezeptpflichtig, Pester LLoyd, Tageszeitung für Osteuropa und Ungarn, 18. Januar 2015.
  47. Bundestag gibt „Pille danach“ frei. apotheke adhoc vom 27. Februar 2015
  48. Artikel 2 der Verordnung vom 6. März 2015 (BGBl. I S. 278)
  49. 49,0 49,1 Donum Vitae
  50. Domradio.de: Kardinal Meisner erlaubt Form der "Pille danach", 31. Januar 2013
  51. Kath.net: 'Pille danach', Vergewaltigung und 'verbrecherische Befruchtung', 31. Januar 2013
  52. Pressebericht des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, anlässlich der Pressekonferenz zum Abschluss der Frühjahrs-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Trier am 21. Februar 2013 (PDF; 55 kB)
  53. Casti connubii
  54. Humanae Vitae
  55. Vatican Insider: German bishops’ decision on morning-after pill is an example to be followed, 22. Februar 2013
  56. Kath.net: Vatikan unterstützt deutsche Bischöfe bei Pille danach, 23. Februar 2013
  57. Katholisch.de: “Kongo-Pille” seit langem erlaubt, 3. Februar 2013
  58. Vatican Insider: German bishops’ decision on morning-after pill is an example to be followed, 22. Februar 2013
  59. Spaniens Bischöfe für „Pille danach“ bei Vergewaltigung, 27. Februar 2013
  60. für beide Aussagen (Metzger und Groß) Miriam Bunjes: Die „Pille danach“: Ein umstrittenes Mittel. evangelisch.de, 8. Februar 2013
  61. § 10 Heilmittelwerbegesetz
  62. Ärzte Zeitung online: Neue „Pille danach“ bis fünf Tage nach dem Sex wirksam
  63. Pille danach - bald ohne Rezept erhältlich, test.de vom 9. Januar 2015, abgerufen am 16.Februar 2014
Gesundheitshinweis Bitte den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten!
link=http://de.wikipedia.org/Wikipedia:Hinweis Rechtsthemen Bitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten!
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Pille danach aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.