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Balthasar Glättli

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Balthasar Glättli (2019)

Balthasar Glättli (* 12. Februar 1972 in Zürich; heimatberechtigt ebenda) ist ein Schweizer Politiker (Grüne). Seit 2020 ist er Präsident der Schweizer Grünen.

Ausbildung und Beruf

Nach der altsprachlichen Matura an der Kantonsschule Zürcher Oberland Wetzikon studierte Glättli von 1991 bis 1996 Philosophie, Linguistik und Germanistik an der Universität Zürich, führte das Studium aber nicht zu Ende. Er gründete ein eigenes Internet-Consulting-Unternehmen, war anschliessend als Lead Research and Development bei der eProduction AG, bis 2002, tätig. Von Mai 2003 bis August 2010 amtete er als politischer Sekretär von Solidarité sans frontières, danach bis Ende Juni 2012 als Leiter Kampagnen und Werbung beim VPOD. Von 2009 bis 2014 setzte er sein Studium berufsbegleitend fort, brach es dann aber 2015 endgültig ab.[1]

Politisches Engagement

Glättli (rechts) in einem Interview am Tag der Schweizer Parlamentswahlen 2019

Von 1998 bis 2011 war Glättli Gemeinderat der Stadt Zürich, von 1998 bis August 2004 Fraktionspräsident der Grünen/AL im Gemeinderat der Stadt Zürich (Stadtparlament). Von 2003 bis 2004 amtete er als Co-Präsident des GBZ (Gewerkschaftsbund Stadt Zürich). Vom 12. Juni 2004 bis Anfang 2008 war er Co-Präsident der Grünen Kanton Zürich zusammen mit Marlies Bänziger; seine Wahl war Auslöser der Gründung der Grünliberalen Partei der Schweiz. Zuvor zeigte er politisches Engagement bei den Grünen, bei Zaf! Züri autofrei und in diversen anderen Organisationen. Für die Schweizer Parlamentswahlen 2011 war er offizieller Ständerats- und Nationalratskandidat der Grünen Partei Zürich und wurde in den Nationalrat gewählt. Er war dort von 2011 bis 2022 Mitglied der Staatspolitischen Kommission (SPK-N).[2][3] Entsprechend ist Asyl- und Ausländerpolitik einer seiner Schwerpunkte.[4] Einige Jahre war er auch Mitglied der Sicherheitspolitischen Kommission (SiK). Seit 2022 ist Glättli Mitglied der Kommission für Wirtschaft und Abgaben (WAK-N).[5] Daneben profiliert sich Glättli in der Netzpolitik, so forderte er als erster schweizerischer Politiker die gesetzliche Festschreibung der Netzneutralität.[6]

Am 26. November 2013 wählte ihn die Grüne Fraktion der Bundesversammlung zu ihrem Präsidenten.[7] Als Fraktionspräsident war er auch Mitglied im Büro des Nationalrats (Büro NR).[8] Am 29. Mai 2020 trat Glättli vom Amt des Fraktionspräsidenten zurück, weil dies mit der angestrebten Wahl zum Parteipräsidenten nicht vereinbar war.[9]

Im April 2014 stellte Glättli für eine Visualisierung der Vorratsdatenspeicherung in der Schweiz seine Metadaten aus sechs Monaten Überwachung zur Verfügung.[10][11] Die Visualisierung wurde durch die Digitale Gesellschaft unter anderem in Zusammenarbeit mit Arte, der Schweiz am Sonntag[12] und watson.ch[13] veröffentlicht.

Balthasar Glättli spricht als Präsident der Grünen Schweiz an der Delegiertenversammlung vom 26. März 2022

Am 20. Juni 2020 wurde er von den Delegierten der Grünen Partei an einer Online-Delegiertenversammlung als Nachfolger von Regula Rytz zum Präsidenten der Grünen Schweiz gewählt.[14][15] Zudem war er bis Herbst 2020 Präsident der parlamentarischen Gruppe Ernährungssouveränität.[16]

Am 24. September 2020 reichte die Grüne Fraktion seine parlamentarische Initiative ein: «Als Antwort auf die Klimakrise die Demokratie erweitern. Einen durchs Los bestimmten Klimarat schaffen.» Balthasar Glättli liess sich dabei von Emmanuel Macrons «Klimarat» Convention citoyenne pour le climat (sogenannter «losbasierter Bürgerrat») inspirieren.[17][18]

Nach den Verlusten der Grünen bei den Parlamentswahlen 2023 erklärte er, dass er für eine parteiinterne Wiederwahl als Präsident im April 2024 nicht mehr zur Verfügung stehe.[19]

Weiteres Engagement

Glättli war von 2013 bis Ende 2020 Vizepräsident und ist nun Vorstandsmitglied des Mieterinnen- und Mieterverbands Schweiz.[20] Seit 2014 ist er zudem Präsident des Mieterinnen- und Mieterverbands Deutschschweiz (MVD).[21] Bis im Herbst 2021 war er Co-Präsident von promembro (Interessenvertretung von Prothesenträgern).[22]

Persönliches

Er ist der Bruder des Cellisten Kaspar Singer und mit der SP-Politikerin und Journalistin Min Li Marti verheiratet.[23] Die beiden haben eine Tochter.[24]

Geprägt hat Glättli eine schwere Erkrankung in seiner Kindheit: Mit sieben Jahren lag er mit Blutkrebs im Spital, wobei die Überlebenschance 50 % betragen habe. Seine Genesung sei ihm seither Verpflichtung, sich für andere einzusetzen.[25]

Publikationen

Literatur

Weblinks

 Commons: Balthasar Glättli – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Balthasar Glättli im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar); Martin Sturzenegger: Allerletzte Chance für die ewigen Studenten. In: Tages-Anzeiger. 24. April 2015, abgerufen am 26. März 2016.
  2. Glättli Balthasar - Nationalrat - Kanton Zürich. In: www.parlament.ch. Abgerufen am 2. Februar 2020.
  3. Detailseite "Balthasar Glättli" / Abschnitt "frühere Parlamentsmandate". In: www.parlament.ch. Parlamentsdienste, 9. Juli 2022, abgerufen am 9. Juli 2022.
  4. Artikel zum Themenbereich Asyl. In: Website von Balthasar Glättli. Abgerufen am 2. Februar 2020.
  5. Detailansicht "Balthasar Glättli" / Abschnitt Aktuelle Parlamentsmandate. In: www.parlament.ch. Parlamentsdienste, 9. Juli 2022, abgerufen am 9. Juli 2022.
  6. Fernmeldegesetz. Gesetzliche Festschreibung der Netzneutralität. In: www.parlament.ch. Abgerufen am 26. März 2016.
  7. Dominik Meier: Der steile Aufstieg des Grünen Balthasar Glättli. In: SRF. 26. November 2013, abgerufen am 26. März 2016.
  8. Glättli Balthasar - Nationalrat - Kanton Zürich. In: www.parlament.ch. Abgerufen am 13. November 2015.
  9. Medienmitteilung GRÜNE Schweiz: Neues Fraktionspräsidium und Wege aus der Corona-Krise. In: www.gruene.ch. GRÜNE Schweiz, abgerufen am 26. Juli 2020.
  10. Vorratsdatenspeicherung – Das überwachte Leben von Nationalrat Balthasar Glättli: Interaktive Visualisierung zur Vorratsdatenspeicherung in der Schweiz. In: Digitale Gesellschaft. 27. April 2014, abgerufen am 2. Februar 2020.
  11. Sylke Gruhnwald: Was die Vorratsdaten preisgeben. In: Neue Zürcher Zeitung. 27. April 2014, abgerufen am 26. März 2016.
  12. Michael Heim: Der gläserne Nationalrat. In: Schweiz am Sonntag. 26. April 2014, abgerufen am 26. März 2016.
  13. Manuel Bühlmann & Oliver Wietlisbach: Wo war Herr Glättli die letzten sechs Monate? In: watson.ch. 26. April 2014, abgerufen am 26. März 2016.
  14. https://twitter.com/gruenech/status/1274266562376196096. Abgerufen am 20. Juni 2020.
  15. GRÜNE Schweiz: Balthasar Glättli neuer Präsident der GRÜNEN. In: www.gruene.ch. 20. Juni 2020, abgerufen am 24. Juli 2020.
  16. Gruppen der Bundesversammlung. (PDF) In: parlament.ch. Parlamentsdienste, 16. Dezember 2021, abgerufen am 18. Januar 2022.
  17. Als Antwort auf die Klimakrise die Demokratie erweitern. Einen durchs Los bestimmten Klimarat schaffen, 20.467 Parlamentarische Initiative, Grüne Fraktion, Balthasar Glättli, 24. September 2020, auf parlament.ch.
  18. Dossier Klimarat auf Web von Balthasar Glättli, balthasar-glaettli.ch.
  19. Balthasar Glättli tritt als Grünen-Präsident zurück, SRF, 14. November 2023.
  20. Mieterinnen- und Mieterverband Schweiz: Generalversammlung appelliert bei den Geschäftsmieten ans Parlament. 28. November 2020, abgerufen am 25. Februar 2022.
  21. Website B. Glättli: Lebenslauf Balthasar Glättli. In: Balthasar Glättli (GRÜNE). 2009-05-09 (https://www.balthasar-glaettli.ch/about/lebenslauf/).
  22. Verein promembro - Team. Abgerufen am 25. Februar 2022.
  23. Thomas Wyss: Ein farbiges Zweiparteiensystem. In: Tages-Anzeiger. 1. April 2011, abgerufen am 26. März 2016.
  24. Nationalräte Marti und Glättli sind jetzt Eltern. In: Tages Anzeiger, 27. Januar 2018. 
  25. Jan Vontobel: Doppelpunkt Radiointerview Balthasar Glättli. (Nicht mehr online verfügbar.) Radio1, 29. März 2020, ehemals im Original; abgerufen am 9. April 2020 (Schweizer Hochdeutsch). (Link nicht mehr abrufbar)
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Balthasar Glättli aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.