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Einwanderung in die Vereinigten Staaten
Die Einwanderung in die Vereinigten Staaten beeinflusst maßgeblich die Demografie und Kultur des Landes. Seit der Staatsgründung ließen sich in hoher Zahl Migranten aus religiösen, politischen oder wirtschaftlichen Motiven nieder oder wurden zwangsweise als Sklaven angesiedelt.
Die ersten Einwanderer stammten aus Großbritannien und den Niederlanden, ihren Höhepunkt erreichte die Immigration 1892 bis 1924. Heute leben in den Vereinigten Staaten mehr legale Einwanderer als in jedem anderen Land der Welt.
Geschichte
Einwanderung in die nordamerikanischen Kolonialgebiete
Nach der Entdeckung Amerikas 1492 erfolgte die Besiedlung des nordamerikanischen Kontinents durch Europäer aus drei Hauptrichtungen:
- Spanier siedelten zunächst in Zentralamerika und zogen (etwa ab 1528) aus Süden kommend über den Rio Grande in das Gebiet des heutigen Kalifornien, dessen Städtenamen (San Francisco, Los Angeles) erkennbar spanischen Ursprungs sind. Nach dem Mexikanisch-Amerikanischen Krieg (1846–1848) wurde die Hälfte des damaligen mexikanischen Staatsgebiets auf verschiedene US-Bundesstaaten aufgeteilt.
- Franzosen besiedelten (ab etwa 1605) den Kontinent vom äußersten Nordosten her; so ist etwa Québec eine französische Gründung, und im Gebiet der heutigen USA die Stadt Detroit (franz. für Meerenge) oder der Bundesstaat Illinois (franz. Adjektivierung von Illini). Vom Mittleren Westen aus zogen französische Siedler dann den Mississippi River entlang nach Süden, wovon Staatsnamen wie Louisiana (Louisiane) oder Städtenamen wie New Orleans (Nouvelle Orléans) Zeugnis geben.
- Englische Siedler schließlich landeten 1607 zunächst im heutigen Jamestown (Virginia) und 1620 mit der Mayflower in Massachusetts.
Weitere große Immigrationswellen waren:
- 1628–1640: Etwa 20.000 englische Puritaner siedelten sich in Neuengland an.
- 1629–1640: 8000 Holländer siedelten sich in den USA an.
- 1645–1670: 45.000 englische Royalisten immigrierten in die mittleren Kolonien und Virginia.
- 1675–1715: Quäker aus England siedelten sich in Pennsylvania, New Jersey und Delaware an.
- 1710–1775: 250.000 schottische Iren aus Ulster siedelten im westlichen Pennsylvania und der westlichen Frontier. Einwanderung der Pennsylvania Dutch, mehrheitlich deutscher Protestanten aus der Pfalz.
Einwanderung von 1776 bis 1849
Etwa 9 Prozent der amerikanischen Bevölkerung waren zum Ende des 18. Jahrhunderts Deutsche. Während der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wanderten 500.000 Deutsche nach Amerika aus (siehe: Dreißiger, Gießener Auswanderungsgesellschaft und Mainzer Adelsverein). Viele von ihnen flüchteten aufgrund der gescheiterten Revolution von 1848 aus Deutschland (siehe: Forty-Eighters).
1845–1849 herrschte in Irland die Große Hungersnot, in deren Folge Millionen Iren nach Amerika geflohen sind.
Nationale Herkunft weißer Amerikaner nach einer Volkszählung von 1790 in Prozent
Land | Prozent |
---|---|
England | 59,7 |
Nordirland/Ulster | 10,5 |
Deutschland | 8,9 |
Irland | 5,8 |
Schottland | 5,3 |
Wales | 4,3 |
Holland | 3,1 |
Frankreich | 2,1 |
Schweden | 0,3 |
Einwanderung von 1820 bis 1924
Ab 1820 wurden Daten über Einwanderung im neu gegründeten Department of Immigration Statistic zentral erfasst und archiviert. Es sind sämtliche Daten über Herkunft, Zahl, Niederlassungsort, Beschäftigung und Ähnliches der Einwanderer einzusehen. Für Einwanderer, die von 1892 bis 1924 über Ellis Island einreisten, gibt es eine Online-Suche[1]
Ereignisse, die maßgeblich den Zuwanderungsfluss beeinflusst haben:
- 1845–1849: die Große Hungersnot in Irland
- 1848–1854: der kalifornische Goldrausch
- 1861–1865: der Amerikanische Bürgerkrieg
- 1880–1910: Pogrome gegen Juden in Russland
- 1914–1918: der Erste Weltkrieg
Zwischen 1850 und 1930 immigrierten 5 Millionen Deutsche in die USA. Zwischen 1876 und 1910 verließen rund 3 Millionen Personen Österreich-Ungarn in Richtung Vereinigten Staaten – vorwiegend über die großen deutschen Reedereien Norddeutscher Lloyd (Bremen) und Hamburg-Amerika-Linie (Hamburg), aber auch über Triest mit der Austro-Americana. In der Zeit von 1840 bis 1930 kamen 900.000 Frankokanadier ins Land und siedelten vorwiegend in Neuengland. In den Jahren 1910 bis 1920 wanderten über 2 Millionen Italiener ein.
1882 wurde der Chinese Exclusion Act, der chinesische Arbeiter von der Einwanderung ausschloss, verabschiedet. Er wurde erst 1943 aufgehoben. Danach galt für chinesische Immigranten bis 1965 die Quotenregelung von 1924. Sie erlaubte nur 105 chinesische Neuimmigranten pro Jahr.
Die USA förderten die Einwanderung während der Zeit der westwärtigen Besiedelung (Frontier) beispielsweise durch den Homestead Act, der Neubürgern Land aus Gemeinbesitz als Eigentum zusicherte, wenn sie dieses für mindestens fünf Jahre nutzten.
Einwanderungspolitik seit 1924
1921 wurde die Einwanderung zum ersten Mal einer Quote unterworfen (Emergency Quota Act). Drei Jahre darauf folgte der Immigration Act von 1924. Die in beiden Gesetzen beschlossenen Quoten sollten die Einwanderung aus Süd- und Osteuropa zugunsten der Einwanderung aus Nord- und Westeuropa eindämmen und ganz allgemein den „weißen“ Charakter der Bevölkerung sichern. Dazu wurde die Zahl der Neuwanderer pro Land auf zwei % des Anteils an der Bevölkerung von 1890 begrenzt.[2]
Nach dem Zweiten Weltkrieg (speziell in den ersten Nachkriegsjahren) hatten viele Menschen in vielen Ländern Europas (das zu erheblichen Teilen zerstört war und wo vielerorts Hunger, Not und Wohnungsmangel herrschten) den Wunsch, in die USA auszuwandern.
Ab 1965 wurden die Reihenfolge der Antragstellung, die Herkunft nach Weltregion (Hemisphäre) und Fragen der Familienzusammenführung berücksichtigt. Seit 1978 gilt für die Einwanderung in die USA eine weltweit einheitliche Quote.
Durch die Aufhebung des rassistischen Quotensystems von 1924 änderte sich die Zusammensetzung der Einwandernden dramatisch. Waren 1970 noch 62 % der im Ausland geborenen Bewohner der USA Europäer, so sank dieser Anteil bis 2000 auf 15 %.[3] Auch die Zahl der Einwanderer nahm stark zu. Sie betrug von 1951 bis 1960 2,5 Millionen, von 1971 bis 1980 4,5 Millionen und in den 1990er Jahren über 10 Millionen.[4]
Aufgrund der veränderten Migrationsmuster wurden die Hispanics zur größten ethnischen Minderheit der USA (2000: 35,2 Millionen, davon über 20 Millionen aus Mexiko). Ihre Zahl stieg allein von 1990 bis 2000 um 61 %.[5] Die Einwanderung in den 1990er Jahren übertrifft in absoluten Zahlen noch die Masseneinwanderung Ende des 19. Jahrhunderts. Allerdings lag der relative Anteil der im Ausland geborenen Bewohner Anfang des 20. Jahrhunderts höher als heute. Er betrug 1910 15 %, sank bis 1970 auf 5 % und stieg bis 2000 wieder auf circa 10 %.[3]
Nach Regierungsangaben erhielten 2003 463.204 Personen die US-Staatsbürgerschaft; der Durchschnitt über die Jahre 1997–2003 beträgt etwa 634.000.
Europäische Einwanderungsgruppen
Schweiz
Die meisten Einwanderungen aus der Schweiz fanden vorwiegend in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts statt. Die Gründe dazu waren meistens wirtschaftlicher Natur, die Schweiz galt zu diesem Zeitpunkt als eines der ärmsten Länder Europas.
Jahr | Anzahl |
---|---|
bis 1820 | 25.000 |
1820–1860 | 40.000 |
1860–1880 | 50.000 |
1880–1890 | 82.000 |
1890–1920 | 90.000 |
Bis 1820 wanderten rund 25.000 Schweizer vorwiegend mit dem Ziel Pennsylvania und North/ South Carolina ein. Generell war im 19. Jahrhundert das Ziel der Mittlere Westen sowie die Pazifikküste. Die italienischsprachigen Schweizer bevorzugten Kalifornien. Es wurden eine große Anzahl an Schweizer Siedlungen gegründet wie New Glarus in Wisconsin, Gruetli in Tennessee oder New Bern in North Carolina.[6]
Schweden
Die Mehrheit der schwedischen Einwanderer kam Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts nach Amerika. Gewöhnlich wanderten sie über New York in den Mittleren Westen. Im Jahre 1900 war Chicago nach Stockholm die Stadt mit der größten Anzahl schwedischer Einwohner. Viele andere Einwanderer ließen sich in Minnesota, Michigan und Wisconsin als Farmer nieder.
Griechenland
Im Jahre 2000 lebten 1.153.295 Menschen griechischer Abstammung in den USA, von denen 365.435 Griechisch sprechen. Sie konzentrieren sich vorwiegend in New York, Chicago und Florida.
Einwanderung von Griechen in die USA:
Jahr | Anzahl |
---|---|
1890–1917 | 450.000 |
1918–1924 | 70.000 |
1925–1945 | 30.000 |
1946–1982 | 211.000 |
Berühmte Amerikaner griechischer Abstammung sind: Telly Savalas, Jennifer Aniston, Michael Dukakis
Sklaven
Die Mehrheit der afrikanischen Sklaven wurde noch vor der amerikanischen Unabhängigkeit ins Land gebracht. Schätzungen gehen davon aus, dass vor der Unabhängigkeit etwa 300.000 Sklaven in die nordamerikanischen Kolonien Englands verschifft wurden. Zwischen dem amerikanischen Unabhängigkeitskrieg und dem Sezessionskrieg folgten 100.000 schwarze Sklaven.
Aktuelle Situation
2005 wurde ein neues Einwanderungsgesetz beschlossen. Das Gesetz Real ID Act of 2005 verschärfte die Regeln für politisches Asyl, des habeas corpus und andere Einwanderungsbestimmungen. Auch die Unterstützung von illegalen Einwandernden kann nun strafbar sein. Seit März 2006 erheben sich immer mehr Stimmen für und gegen das neue Einwanderungsgesetz. Auch der damalige Präsident George W. Bush suchte nach einer Lösung.
In zahlreichen Städten der Vereinigten Staaten versammelten sich am 1. Mai 2006 Hunderttausende von Einwanderern und Bürgern zu Großkundgebungen, um so auf ihre wirtschaftliche Bedeutung aufmerksam zu machen und für eine Amnestie zu kämpfen. Viele verschiedene Menschenrechts- und Arbeits-Organisationen hatten unter dem Motto Tag ohne Einwanderer dazu aufgerufen, der Arbeit oder Schule fernzubleiben und auch offene Geschäfte zu boykottieren. Die Demonstranten waren zum großen Teil illegale Migranten, die sich so erstmals öffentlich massenhaft für ihre Rechte einsetzten.
Jedes Jahr wird durch 'Office of Immigration Statistics' das 'Yearbook of Immigration Statistics' herausgegeben, in dem die Einwanderungsdaten der letzten zehn Jahre bzw seit 1820 publiziert werden.
Im Ausland geborene Bevölkerung der Vereinigten Staaten nach Geburtsland (Stand 2013)
2013 war nach Angaben des U.S. Census Bureau etwa jeder zehnte der 317.238.626 US-Amerikaner in einem der 20 Haupteinwandererländer geboren worden.[7]
Rang | Geburtsland | Anzahl (2013) |
---|---|---|
1 | Mexiko | 11.584.977 |
2 | Volksrepublik China | 2.383.831 |
3 | Indien | 2.034.677 |
4 | Philippinen | 1.843.989 |
5 | Vietnam | 1.281.010 |
6 | El Salvador | 1.252.067 |
7 | Kuba | 1.144.024 |
8 | Südkorea | 1.070.335 |
9 | Dominikanische Republik | 991.046 |
10 | Guatemala | 902.293 |
11 | Kanada | 840.192 |
12 | Jamaika | 714.743 |
13 | Vereinigtes Königreich | 695.489 |
14 | Kolumbien | 677.231 |
15 | Haiti | 593.980 |
16 | Deutschland | 584.184 |
17 | Honduras | 533.598 |
18 | Peru | 440.292 |
19 | Polen | 432.601 |
20 | Ecuador | 427.906 |
Summe dieser 20 Länder | 30.428.465 |
Siehe auch
- Ellis Island
- Einwanderung nach Brasilien
- Geschichte der Deutschen in den Vereinigten Staaten, Deutschamerikaner
- Geschichte der Juden in den Vereinigten Staaten
- Geschichte der Mexican Americans
- Italo-Amerikaner
- Geschichte der Chinesen in den Vereinigten Staaten, Sino-Amerikaner
- Asiatische Amerikaner
- Filipino-Amerikaner
- Niederländer in den Vereinigten Staaten
- UN-Wanderarbeiterkonvention
- Sans papiers, Hauspersonal (zur Situation in Europa)
- North American Immigrant Letters, Diaries and Oral Histories
Einzelnachweise
- ↑ The Statue of Liberty-Ellis Island Foundation: Online-Suche nach Einwanderern über Ellis Island zwischen 1892 und 1924, abgerufen 19. September 2013
- ↑ Jährliche Einwanderungsquoten nach dem Immigration Act von 1924
- ↑ 3,0 3,1 census.gov: The Foreign-Born Population (PDF; 50 kB), chapter 17, 2000
- ↑ Susan B. Carter and Richard Sutch, „Historical Background to current immigration issues“ in: The Immigration Debate: Studies on the Economic, Demographic and Fiscal Effects of Emigration, hg. von James P. Smith and Barry Edmonston, The national Academies press 1988, pp. 289-366
- ↑ census.gov: We the People: Hispanics in the United States (PDF; 430 kB), chapter 18, 2000
- ↑ swissroots.org: Swiss Emigration 1820 – 1910 (PDF)
- ↑ Immigration Statistics | Homeland Security. Dhs.gov (22. Februar 1999). Abgerufen am 29. Juli 2013
Literatur
- Roger Daniels: Coming to America. : A History of Immigration and Ethnicity in American Life, 2. Auflage, Harper Perennial, 2005, ISBN 0-06-050577-X.
- Gerda Heck: ›Illegale Einwanderung‹. Eine umkämpfte Konstruktion in Deutschland und den USA. Edition DISS Band 17. Münster 2008. ISBN 978-3-89771-746-6 (Interview heiseonline 10. November 2008).
- Irial Glynn: Emigration Across the Atlantic: Irish, Italians and Swedes compared, 1800-1950 , Europäische Geschichte Online, hrsg. vom Institut für Europäische Geschichte (Mainz), 2011, Zugriff am: 15. Juni 2011.
- Alexander Emmerich: Die Geschichte der Deutschen in Amerika. Von 1680 bis in die Gegenwart, Fackelträger Verlag, 2010, ISBN 3771644410.
Weblinks
- Bürgerproteste 2006 (englisch)
- Einwanderungsgesetz von 2005 (englisch)
- US-Einwanderungsgesetze (englisch)
- Unterrichtseinheit Multikulturalität in USA – deutsch und englisch
- USA: Einwanderungspolitik unter Druck. Massendemonstrationen ..., aus: ak – analyse & kritik, 19. Mai 2006
- Immigration to the United States, 1789-1930, Harvard University Library
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