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Gottfried John
Gottfried John (geb. 29. August 1942 in Berlin; gest. 1. September 2014 in Utting am Ammersee) war ein deutscher Schauspieler und Hörspielsprecher.
Leben
Gottfried John, der seinen Vater nie kennengelernt hat, wurde mit seiner Mutter während des Zweiten Weltkrieges nach Ostpreußen evakuiert. Nach Kriegsende zog er mit ihr durch Deutschland. Als ihr das Sorgerecht entzogen wurde, wuchs er bis zu seinem 15. Lebensjahr in Heimen auf. Im Heim brach er sich auch die Nase, was seinem Gesicht das Unverwechselbare gab.[1] Danach lebte er bis 1960 mit seiner Mutter in Paris, anschließend in Berlin. Dort nahm er Schauspielunterricht bei Marlise Ludwig. Sein Bühnendebüt gab er am Schillertheater. 1963 spielte er an der Landesbühne Hannover, 1965 am Theater Krefeld, danach in Heidelberg.[2][3]
Sein Filmdebüt hatte er 1971 mit der Titelrolle in dem kritischen Fernseh-Heimatfilm Jaider – der einsame Jäger. Später arbeitete John in neun Filmen und Fernsehserien sowie mehreren Theaterinszenierungen mit Rainer Werner Fassbinder zusammen. Im Jahr 1982 spielte er unter der Regie von Eberhard Itzenplitz in dem Fernsehfilm Die Rückkehr der weißen Götter den spanischen Missionar, Menschenrechtler und Kolonialkritiker Bartolomé de Las Casas im 16. Jahrhundert. Bedeutend war seine Rolle als Reinhold Hoffmann in Fassbinders 14-teiliger Alfred-Döblin-Verfilmung Berlin Alexanderplatz – bis dato einer der längsten Filme, die jemals gedreht wurden.[2]
International bekannt wurde er vor allem als General Ouromov in dem James-Bond-Film GoldenEye von 1995. Ein Jahr später spielte er unter der Regie von Volker Schlöndorff in Der Unhold mit John Malkovich in der Titelrolle. 2000 war John in Proof of Life neben Meg Ryan und Russell Crowe zu sehen. Im selben Jahr erschien auch seine umfangreiche Autobiographie Bekenntnisse eines Unerzogenen. Für seine Rolle als Julius Caesar in dem Film Asterix und Obelix gegen Caesar wurde er ebenfalls im Jahr 2000 als bester Nebendarsteller mit dem Bayerischen Filmpreis ausgezeichnet. Im August 2006 spielte er in Bertolt Brechts Dreigroschenoper die Rolle des Jonathan Jeremiah Peachum in einer Inszenierung von Klaus Maria Brandauer im Berliner Admiralspalast.
Nachdem John seinen Wohnsitz zwölf Jahre lang in dem belgischen Grenzort Kelmis hatte, lebte er ab 2008 mit seiner Ehefrau in Utting am Ammersee, unweit von München.[3][4][5] Gottfried John starb am 1. September 2014 im Alter von 72 Jahren an den Folgen einer Krebserkrankung.[6]
Filmografie
- 1971: Jaider – der einsame Jäger (Fernsehfilm)
- 1971: Carlos (Fernsehfilm)
- 1972: Acht Stunden sind kein Tag (Fernsehserie)
- 1973: Welt am Draht (Fernsehzweiteiler)
- 1975: Mutter Küsters’ Fahrt zum Himmel
- 1975: Der Kommissar – Der Held des Tages (Fernsehserie)
- 1976: Derrick – Das Superding (Fernsehserie)
- 1977: Bolwieser (Fernsehzweiteiler)
- 1977: Edwards Film (Fernsehfilm)
- 1977: Und Rosa und Marilyn und …
- 1978: Despair – Eine Reise ins Licht
- 1978: Fedora
- 1978: Ich hab’ dich lieb
- 1978: Marija (Fernsehfilm)
- 1978: 1982: Gutenbach (Fernsehfilm)
- 1978: In einem Jahr mit 13 Monden
- 1978: Wo die Liebe hinfällt (Fernsehfilm)
- 1978–1980: Jörg Preda berichtet (Fernsehserie)
- 1979: Die Ehe der Maria Braun
- 1979: Die große Flatter (Fernsehdreiteiler)
- 1979: Theodor Chindler (Fernsehserie)
- 1979: Die Ratten (Fernsehfilm)
- 1980: Berlin Alexanderplatz (Fernsehmehrteiler)
- 1980: Reiseabrechnung (Fernsehfilm)
- 1980: Lili Marleen
- 1980: Die Priwalov’schen Millionen (Fernsehserie)
- 1982: Ente oder Trente
- 1982: Bartholomé oder die Rückkehr der weißen Götter
- 1983: Die Matrosen von Kronstadt (Fernsehfilm)
- 1984: Super
- 1984: Die Mitläufer
- 1984: Chinese Boxes
- 1984: Mata Hari
- 1985: Die Schwärmer (Fernsehfilm)
- 1985: Ein Fall für zwei – Fluchtgeld (Fernsehserie)
- 1985: Verworrene Bilanzen (Fernsehfilm)
- 1985: Otto – Der Film
- 1986: Pattbergs Erbe (Fernsehfilm)
- 1986: Bluterbe (Of Pure Blood, Fernsehfilm)
- 1986: Das Gehirn zu Pferde (Fernsehfilm)
- 1986: Franza (Fernsehfilm)
- 1987: Game, Set and Match (Fernsehserie)
- 1988: Blue Blood. Leben und Sterben in der Society (Fernsehfilm)
- 1988: Schön war die Zeit
- 1989: Ein Fall für zwei – Seitensprung (Fernsehserie)
- 1989: Allein gegen die Mafia (Fernsehserie)
- 1990: Der achte Tag
- 1990: Der Sommer des Schakals (Death Has a Bad Reputation)
- 1990: Night of the Fox (Fernsehfilm)
- 1990: Hotel zur Unsterblichkeit (Wings of Fame)
- 1990: Drehort Pfarrhaus (Fernsehdreiteiler)
- 1990: Wings of Fame
- 1990: Allein gegen die Mafia 5 (Fernsehfünfteiler)
- 1991: Elfenbein (Fernsehfilm)
- 1991: Die Verfehlung
- 1991: Ich schenk’ Dir die Sterne … (Fernsehfilm)
- 1991: Pakt mit dem Tod (Colpo di Coda, Fernsehfilm)
- 1992: Die Verfehlung
- 1992: Die Zeit danach
- 1993: Space Rangers (sechsteilige Fernsehserie)
- 1993: Novalis – die blaue Blume
- 1993: Das Sahara-Projekt (Fernsehdreiteiler)
- 1994: Polizeiruf 110: Arme Schweine (Fernsehfilm)
- 1994: Die Bibel – Abraham (Fernsehfilm)
- 1994: Baldipata (Fernsehfilm)
- 1994: Elfenbein (Fernsehfilm)
- 1994: Wolffs Revier – Taekwondo (Fernsehserie)
- 1994: Tödliches Netz (Fernsehzweiteiler)
- 1994: Die Falle (Fernsehfilm)
- 1995: James Bond 007 – Goldeneye
- 1995: Institute Benjamenta / This Dream People Call Human Life
- 1995: Ein letzter Wille (Fernsehfilm)
- 1995: Tatort: Der König kehrt zurück (Fernsehfilm)
- 1996: Der Unhold (The Ogre)
- 1996: Brüder auf Leben und Tod (Fernsehfilm)
- 1996: Millennium – Fürchte deinen Nächsten wie Dich selbst – The Hand of Saint Sebastian (Fernsehserie)
- 1996: Bedrohliche Schatten (Fernsehfilm)
- 1996: Beckmann und Markowski: Im Zwiespalt der Gefühle (Fernsehfilm)
- 1998: Bin ich schön?
- 1998: Mein zweites Leben (Fernsehfilm)
- 1998: Glatteis (Fernsehfilm)
- 1999: Asterix und Obelix gegen Caesar
- 1999: Balzac – Ein Leben voller Leidenschaft (Fernsehfilm)
- 1999: Teuflischer Engel (Fernsehfilm)
- 1999: Beckmann und Markowski: Gehetzt (Fernsehfilm)
- 2000: Maria Magdalena (Gli amici di Gesù – Maria Maddalena, Fernsehfilm)
- 2000: Lebenszeichen – Proof of Life (Proof of Life)
- 2002: Nancy & Frank – A Manhattan Love Story
- 2002: Churchill – The Gathering Storm (The Gathering Storm, Fernsehfilm)
- 2002: Der Solist – In eigener Sache (Fernsehfilm)
- 2002: Die Cleveren – Arzt und Dämon (Fernsehserie)
- 2003: Sams in Gefahr
- 2003: Augustus – Mein Vater der Kaiser (Imperium: Augustus, Fernsehfilm)
- 2003: Im Visier des Bösen (Entrusted)
- 2004: Cowgirl
- 2004: Donna Leon – Acqua alta (Fernsehserie)
- 2004: Julie – Agentin des Königs (Julie, chevalier de Maupin, Fernsehfilm)
- 2004: Die schöne Braut in Schwarz (Fernsehfilm)
- 2004: Renzo e Lucia (Fernsehfilm)
- 2005: The Piano Tuner of Earthquakes
- 2006: Störtebeker (Fernsehfilm)
- 2007: Das zweite Leben
- 2008: Das Papst-Attentat
- 2008: Kung Fu Panda (Synchronstimme)
- 2009: John Rabe
- 2009: Rumpelstilzchen
- 2010: Aghet – Ein Völkermord
- 2010: Das Leben ist zu lang
- 2011: Kung Fu Panda 2 (Synchronstimme)
- 2011: Die Löwin (Fernsehfilm)
- 2011: Liebe und Tod auf Java
- 2013: Rubinrot
- 2014: Saphirblau
Hörbücher
- Gottfried John liest: Die toten Seelen von Nikolai Gogol. 2006, ISBN 978-3-7831-2794-2.
- Gottfried John liest: Die Stunden von Michael Cunningham. 2007, ISBN 978-3-86604-759-4.
Hörspiele
- Gottfried John ist in der Rolle des „van Helsing“ in der WDR-Produktion Dracula (Dreiteiler) nach dem gleichnamigen Roman von Bram Stoker unter der Regie von Annette Kurth zu hören.[7]
- Gottfried John als Otmar in dem Hörspiel „Pferde“, einer Geschichte von Anna Zepf in 35 Szenen. Regie: Hans Ulrich Minke, produziert vom RIAS-Berlin, 1976. Seitdem nie wieder im Radio gesendet.
- Gottfried John spricht Shifu (im Original von Dustin Hoffman gesprochen) in Kung Fu Panda – Das Original-Hörspiel zum Kinofilm, 2000.
Literarische Werke
- Bekenntnisse eines Unerzogenen, Autobiographie, Econ, Berlin 2000, ISBN 978-3430151092.
- Das fünfte Wort, Roman, Ullstein, Berlin 2003, ISBN 978-3550084270.
Auszeichnungen
- 1982: Großer Hersfeld-Preis für die Rolle als Jago in Othello
- 2000: Bayerischer Filmpreis für Asterix & Obelix gegen Caesar (Bester Nebendarsteller)
- 2004: Euregio Filmball Bester Euregio-Schauspieler
- 2006: DIVA-Award in der Kategorie European Award (Hall of Fame)
Weblinks
- Gottfried John in der Internet Movie Database (englisch)
- Literatur von und über Gottfried John im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Biographie und Werk
- Prisma Online – mit aktuellen TV-Hinweisen
- Interview mit Gottfried John über Leben und Werk in Bayern3 Stars & Hits vom 13. Juli 2008; Moderator: Thorsten Otto.
- Meine Lehrjahre, Gottfried John erzählt, DIE ZEIT vom 23. Mai 2001.
Nachrufe
- Der liebste Bösewicht des deutschen Films ist tot, DIE WELT vom 2. September 2014.
- Die Zärtlichkeit des Wolfes, Süddeutsche.de vom 2. September 2014.
- Mit Schlägervisage zum Fassbinder-Gesicht, SPIEGEL ONLINE vom 2. September 2014.
- Der Einprägsame, ZEIT Online vom 3. September 2014.
Einzelnachweise
- ↑ Wie der einsame Wolf ein Weltstar wurde. faz.net, 2. September 2014, abgerufen am 3. September 2014
- ↑ 2,0 2,1 Gottfried John. Biografie. In: Filmportal.de
- ↑ 3,0 3,1 Der James-Bond-Bösewicht mit der Boxernase. In: Die Welt, 29. August 2012
- ↑ Gottfried John. In: Deutsches Filmhaus.de, 8. September 2012
- ↑ Gottfried John lebt wieder in Deutschland. In: Bunte, 20. Januar 2008
- ↑ Gottfried John ist tot. In: Focus, 2. September 2014, abgerufen am 2. September 2014
- ↑ Dracula. In: 1 Live, abgerufen am 1. Februar 2014
Personendaten | |
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NAME | John, Gottfried |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Schauspieler |
GEBURTSDATUM | 29. August 1942 |
GEBURTSORT | Berlin, Deutsches Reich |
STERBEDATUM | 1. September 2014 |
STERBEORT | Utting am Ammersee, Bayern, Deutschland |
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