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Hans Maier (Politiker, 1931)
Hans Maier (* 18. Juni 1931 in Freiburg im Breisgau) ist ein deutscher Politikwissenschaftler, Publizist und Politiker, unter anderem ehemaliger Staatsminister.
Ausbildung und Beruf
Hans Maier wuchs im bäuerlichen katholischen Milieu auf. Nach seinen Angaben hielt sich seine Familie vom Nationalsozialismus fern. Bei einem Luftangriff auf Freiburg am 27. November 1944 seien er und seine Schwester verschüttet worden, Nachbarn hätten die beiden ausgegraben und ihnen somit das Leben gerettet.[1]
Nach seinem Abitur am Freiburger Berthold-Gymnasium studierte Hans Maier in Freiburg, München und Paris Geschichte, Germanistik, Romanistik und Philosophie. 1956 legte er das Staatsexamen für das höhere Lehramt ab und promovierte 1957 zum Thema Revolution und Kirche. Studien zur Entstehungsgeschichte der christlichen Demokratie in Frankreich. 1962 habilitierte er sich als Schüler von Arnold Bergstraesser und wurde nach mehreren Rufen im selben Jahr Professor für politische Wissenschaft am Geschwister-Scholl-Institut der Universität München. Von 1988 bis 1999 war Maier Inhaber des Romano-Guardini-Lehrstuhls an der LMU. Er wird der Freiburger Schule der Politikwissenschaft zugerechnet.
Politik
Von 1970 bis 1986 war Hans Maier bayerischer Kultusminister.
In den ersten Jahren seiner Amtszeit gehörte er weder dem Landtag noch der CSU an. 1978 wurde er für den Stimmkreis Günzburg in den Bayerischen Landtag gewählt, dem er bis zu seiner Mandatsniederlegung am 31. Dezember 1987 angehörte. Als der damalige Ministerpräsident Franz Josef Strauß nach der Landtagswahl 1986 das Kultusministerium in zwei Ressorts, Unterricht und Kultus einerseits und Wissenschaft und Kunst andererseits, aufteilte, trat Maier von seinem Amt zurück.
Im Jahr 1970 gehörte Hans Maier zum engsten Gründerkreis des Bundes Freiheit der Wissenschaft: Gemeinsam mit Richard Löwenthal und Hermann Lübbe hatte er den Gründungsaufruf formuliert.[2]
Weitere Tätigkeiten
Von 1985 bis 1988 war Hans Maier Präsident des Deutschen Bühnenvereins-Bundesverband deutscher Theater. 1988 übernahm er (bis zu seiner Emeritierung 1999) den Guardini-Lehrstuhl für Christliche Weltanschauung, Religions- und Kulturtheorie an der LMU München. Außerdem war der passionierte Organist Maier von 1976 bis 1988 Präsident des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken, dem er auch später viele weitere Jahre angehörte. 1996 wurde er für seine Arbeiten mit dem Ehrenring der Görres-Gesellschaft ausgezeichnet. 2004 wurde er zum ordentlichen Mitglied der Philosophisch-historischen Klasse der Bayerischen Akademie der Wissenschaften gewählt. Seit 1976 ist er Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.
2011 verbot Gerhard Ludwig Müller (2002 bis 2012 Bischof von Regensburg) ein Auftreten Maiers in kirchlichen Räumen des Bistums. Maier hatte zuvor in seiner Biografie den Ende der 1990er-Jahre unter anderem von Joseph Ratzinger (2005–2013 Papst Benedikt XVI.) betriebenen Ausstieg der Kirche aus der Schwangerenkonfliktberatung kritisiert und sich für Donum vitae engagiert.[3][4] Er wollte die Biografie in Regensburg vorstellen. In Räumen der Katholischen Akademien Berlin, Köln und Hamburg war das unproblematisch möglich gewesen.[5]
Maier ist seit 1962 verheiratet und hat sechs Töchter[6]; er lebt in München. Er wurde in der Politikwissenschaft unter anderem durch seine Publikationen zum Thema Politische Religion bekannt. Zudem war er Mitherausgeber der Wochenzeitung Rheinischer Merkur.
Auszeichnungen und Ehrungen
- 1972: Bayerischer Verdienstorden
- 1973: Ehrenring der Stadt Bamberg[7]
- 1973: Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland[8]
- 1975: Großes Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland
- 1975: Großkreuz des Silvesterordens
- 1978: Großes Verdienstkreuz mit Stern der Bundesrepublik Deutschland[9]
- 1981: Offizier der Ehrenlegion
- 1982: Dr. jur. h. c. – Universität Tübingen
- 1983: Großes Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband der Bundesrepublik Deutschland
- 1985: Jacob-Burckhardt-Preis der Goethe-Stiftung Basel
- 1986: Spidem-Kristall für Verdienste um das zeitgenössische Musikschaffen
- 1987: Deutscher Preis für Denkmalschutz: Karl-Friedrich-Schinkel-Ring
- 1987: Wilhelm-Hausenstein-Ehrung der Bayerischen Akademie der Schönen Künste
- 1987: Ehrensenator der Hochschule für Musik in Würzburg
- 1988: Ehrensenator der Hochschule für Musik in München
- 1988: Dr. jur. h. c. – Universität Bayreuth
- 1988: Dr. phil. h. c. – Universität Augsburg
- 1988: Dr. phil. h. c. – Universität Würzburg
- 1989: Großkreuz des Päpstlichen Ritterordens des heiligen Gregors des Großen[10]
- 1992: Dr. phil. h. c. – Universität Passau
- 1993: Bayerischer Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst
- 1993: Werner-Egk-Preis der Stadt Donauwörth
- 1994: Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg
- 1996: Dr. phil. h. c. – Universität Kiew
- 1996: Dr. phil. h. c. – Universität Bamberg
- 1996: Ehrenring der Görres-Gesellschaft
- 1996: Bayerische Verfassungsmedaille in Silber (1996) und Gold (1999)
- 1998: Ehrenmedaille in Gold der Elisabeth J. Saal-Stiftung für Humanistische Bildung in Bayern[11]
- 1999: Cicero-Rednerpreis
- 1999: Romano-Guardini-Preis der Katholischen Akademie in Bayern
- 2005: Eugen-Kogon-Preis
- 2005: Bayerischer Kulturpreis
- 2009: Karl-Bosl-Medaille des Bayerischen Philologenverbands
- 2009: Namensgeber für die Hans-Maier-Realschule in Ichenhausen
- 2012: Großer Preis der Bayerischen Volksstiftung.[12]
- 2014: Karl-Jaspers-Preis
- 2017: Dolf-Sternberger-Preis
Schriften
(chronologisch)
- Revolution und Kirche, Studien zur Frühgeschichte der christlichen Demokratie 1789–1850, Freiburg 1959. 1965. 1973
- Thomas von Aquin. Paderborn 1961
- Politische Wissenschaft in Deutschland. Aufsätze zur Lehrtradition und Bildungspraxis, München 1969.
- Kritik der Politischen Theologie. Einsiedeln 1970
- Demokratie in der Kirche. Möglichkeiten und Grenzen. Mit Joseph Ratzinger. (1970, auch französisch, spanisch, portugiesisch, italienisch, polnisch), Neuauflage: Matthias-Grünewald, Lahn, Limburg 2000, ISBN 3-7867-8348-9.
- Politische Religionen – Die totalitären Regime und das Christentum. Herder, Freiburg im Breisgau 1995, ISBN 3-451-04414-5.
- Gesammelte Schriften. Beck, München 2006–2010:
- Band 1: Revolution und Kirche. Zur Frühgeschichte der christlichen Demokratie. Mit einem Nachwort von Bronisław Geremek. 2006, ISBN 978-3-406-55016-4.
- Band 2: Politische Religionen. Mit einem Nachwort von Michael Burleigh. 2007, ISBN 978-3-406-56216-7.
- Band 3: Kultur und politische Welt. Mit einem Nachwort von Harald Weinrich. 2008, ISBN 978-3-406-57156-5.
- Band 4: Die ältere deutsche Staats- und Verwaltungslehre. Mit einem Nachwort von Michael Stolleis. 2009, ISBN 978-3-406-57157-2.
- Band 5: Die Deutschen und ihre Geschichte. Mit einem Nachwort von Hans-Peter Schwarz. 2010, ISBN 978-3-406-57158-9.
- Böse Jahre, gute Jahre. Ein Leben 1931 ff. Autobiographie. Beck, München 2011, ISBN 978-3-406-61285-5.
- Die christliche Zeitrechnung. Ihre Geschichte – ihre Bedeutung. Herder, Freiburg im Breisgau 2013, ISBN 978-3-451-06397-8.
- Die Orgel. Kleine Geschichte eines großen Instruments. Beck, München 2016, ISBN 978-3-406-69758-6.
- Deutschland. Wegmarken seiner Geschichte. C.H. Beck, München 2021, ISBN 978-3-406-76453-0.
Literatur
- Ahmet Cavuldak (Hrsg.): Hans Maier. Werk und Wirken in Wissenschaft und Politik. Nomos, Baden-Baden 2021, ISBN 978-3-8487-7164-6.
- Horst Möller: Hans Maier zum 90. Geburtstag. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, Jg. 69 (2021), Heft 3, S. 549–557.
- Thomas Noetzel: Hans Maier – Traditionsbestände des summum bonum. In: Hans Karl Rupp, Thomas Noetzel (Hrsg.): Macht, Freiheit, Demokratie. Band 2: Die zweite Generation der westdeutschen Politikwissenschaft. Schüren Verlag, Marburg 1994, S. 99–110.
- Heinrich Oberreuter: Verantwortung in Gesellschaft, Staat und Kirche: Hans Maier. In: Hans-Rüdiger Schwab (Hrsg.): Eigensinn und Bindung. Katholische Intellektuelle im 20. Jahrhundert. Butzon & Bercker, Kevelaer 2009, S. 615–630.
- Hans Otto Seitschek (Hrsg.): Christ und Zeit. Hans Maier zum 75. Geburtstag. Symposion an der Ludwig-Maximilians-Universität München am 17. Juni 2006. Akademischer Verlag, München 2007.
- Hans Otto Seitschek: Hans Maier (geboren 1931). In: Eckhard Jesse, Sebastian Liebold (Hrsg.): Deutsche Politikwissenschaftler – Werk und Wirkung. Von Abendroth bis Zellentin. Nomos, Baden-Baden 2014, S. 525–537.
- Theo Stammen, Heinrich Oberreuter, Paul Mikat (Hrsg.): Politik – Bildung – Religion. Hans Maier zum 65. Geburtstag. Schöningh, Paderborn u. a. 1996.
Weblinks
- Literatur von und über Hans Maier (Politiker, 1931) im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Website von Hans Maier mit ausführlicher Biografie und Bibliographie
Einzelnachweise
- ↑ Ich habe eigentlich genug Hoffnung gespeichert sz.de, 17. Juni 2021.
- ↑ Gründungsaufruf von 1970.
- ↑ Bischof Müller verbietet Lesung mit Ex-ZdK-Chef
- ↑ Papst Franziskus verunsichert die deutschen Bischöfe.
- ↑ Mike Szymanski: Der unversöhnliche Hirte. In: sueddeutsche.de. 16. Mai 2011, abgerufen am 22. Oktober 2022.
- ↑ Literarische Gesellschaft Gräfelfing (Memento vom 19. April 2014 im Internet Archive)
- ↑ Liste der Träger des Ehrenrings der Stadt Bamberg.
- ↑ Bekanntgabe von Verleihungen des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. In: Bundesanzeiger. Jg. 25, Nr. 43, 9. März 1973..
- ↑ Bekanntgabe von Verleihungen des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. In: Bundesanzeiger. Jg. 30, Nr. 194, 13. Oktober 1978.
- ↑ AAS 82 (1990), n. 4, p. 409.
- ↑ Alfred Selmaier: Erschöpft sich Europa wirklich im Euro? 15 Jahre Bürgerinitiative zur Förderung der Humanistischen Bildung in Bayern: III. Laudatio. In: Forum Classicum 41, 1, 1998, S. 8–9.
- ↑ Webseite der Bayerischen Volksstiftung.
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Personendaten | |
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NAME | Maier, Hans |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Politikwissenschaftler und Politiker (CSU), MdL |
GEBURTSDATUM | 18. Juni 1931 |
GEBURTSORT | Freiburg im Breisgau |
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Hans Maier (Politiker, 1931) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |
- Politikwissenschaftler
- Publizist
- Vertreter der Freiburger Schule der Politikwissenschaft
- Landtagsabgeordneter (Bayern)
- CSU-Mitglied
- Ehrendoktor der Universität Augsburg
- Ehrendoktor der Otto-Friedrich-Universität Bamberg
- Ehrendoktor der Universität Bayreuth
- Ehrendoktor der Nationalen Taras-Schewtschenko-Universität Kiew
- Ehrendoktor der Universität Passau
- Ehrendoktor der Eberhard Karls Universität Tübingen
- Ehrendoktor der Julius-Maximilians-Universität Würzburg
- Ehrensenator der Hochschule für Musik Würzburg
- Ehrensenator der Hochschule für Musik und Theater München
- Kultusminister (Bayern)
- Hochschullehrer (Ludwig-Maximilians-Universität München)
- Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften
- Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste
- Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung
- Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes mit Stern und Schulterband
- Träger des Bayerischen Maximiliansordens für Wissenschaft und Kunst
- Träger des Verdienstordens des Landes Baden-Württemberg
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- Träger des Gregoriusordens (Großkreuz)
- Träger des Silvesterordens (Großkreuz)
- Träger des Goldenen Ehrenrings der Stadt Bamberg
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