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Skispringen
Skispringen ist ein Wintersport, bei dem der Skifahrer über eine Rampe springt und dabei kurze Zeit den Kontakt mit dem Boden verliert, bevor er wieder aufsetzt. Als Disziplin der Olympischen Winterspiele wird das Skispringen auch Sprunglauf oder Spezialsprunglauf genannt. Der Sportler fährt dabei auf seinen Ski eine Skisprungschanze hinab, um Geschwindigkeit aufzunehmen, springt dann am Schanzentisch ab und versucht, möglichst weit zu fliegen. Die Jury bewertet neben der Weite des Sprungs auch die Flughaltung und die Eleganz der Landung.
Skispringen ist eine Einzelsportart, zusammen mit dem Skilanglauf gleichzeitig aber auch ein Teil der Nordischen Kombination. Seit 1988 werden auch Mannschaftsspringen durchgeführt, bei denen für jedes teilnehmende Land üblicherweise vier Springer starten. Dabei entspricht das Ergebnis der Mannschaft der Summe der Punktzahlen der vier Einzelspringer.
Das Skispringen auf besonders großen Schanzen (ab einer Hillsize von 185 m, sogenannten Flugschanzen) wird Skifliegen genannt.
Ablauf
Wettbewerb
Ein Skisprung-Wettbewerb besteht in der Regel aus einem Qualifikationsdurchgang sowie zwei Wertungsdurchgängen. Die 50 besten Springer der Qualifikation dürfen am Hauptwettbewerb teilnehmen, bei Weltcupspringen sind die zehn besten Springer des Gesamtweltcups automatisch qualifiziert. Der Hauptwettbewerb wird in zwei Durchgängen ausgetragen, wobei im zweiten Durchgang nur die 30 besten Springer des ersten Durchgangs teilnehmen können.
Sieger eines Skisprungwettbewerbes ist der Springer mit den meisten Punkten nach den zwei Wertungsdurchgängen. Diese Punkte setzen sich zusammen aus Punkten für die Weite sowie Haltungsnoten (siehe Bewertung). Für die Ermittlung der Platzierung werden die Punkte beider Durchgänge addiert.
Sprung
Die Sportler fahren beim Skispringen auf Ski in einer vorbereiteten Schnee- oder Eisspur (bzw. im Sommer Keramik-, Metall- oder Mattenspur) den Anlauf der Sprungschanze hinab. Zunächst setzt sich der Skispringer auf den Balken, der im Anlauf der Schanze ist, stößt sich mit den Händen vom Balken ab und nimmt die Anlaufposition ein; dabei wird der Oberkörper auf die Oberschenkel gelegt und so eine hockende Haltung erreicht. Nachdem er die Schanze heruntergefahren ist, kommt bei etwa 90 km/h der Absprung vom Schanzentisch. Der Skispringer richtet sich mit einem kräftigen Sprung auf, zieht die Skier zu seinem Körper und breitet sie gleichzeitig zu einem V aus. Dieser Teil des Sprungs ist sehr wichtig für den weiteren Verlauf des Versuches.
Im Flug selber behält der Skispringer diese Flugposition bei, bis er dem Hang so nahe kommt, dass er die Landung einleiten muss. Dazu schließt der Springer sein V und stellt die Skier parallel zueinander. Um bessere Haltungsnoten zu erlangen, bringt der Springer die Füße in eine Schrittposition und breitet die Arme aus. Diese Landetechnik heißt Telemark. Die maximale theoretisch erreichbare Weite wird durch die Schanze selbst bedingt. Als Kennzeichnung des „Schanzentyps“ dient die Hillsize-Marke.
Bewertung
Die Gesamtpunktzahl, die ein Springer für seinen Sprung erhält, setzt sich zu gleichen Teilen aus den Punkten für Weite und Haltung zusammen:
Die Weite wird bei der Videoweitenmessung über Standbilder einer Videokamera gemessen. Dabei wird auf dem Videobild eine Weitenlinie auf den Landepunkt extrapoliert, das heißt aus speziell eingegebenen Messpunkten berechnet, und so die Weite auf 0,5 m genau bestimmt. Bei Ausfall des Systems stehen Weitenrichter bereit. Die Weitennote errechnet sich aus dem K-Punkt der Schanze und der gemessenen Weite. Gemessen wird in der geneigten Aufsprungbahn (früher durch Schätzung der Weitenrichter, heute mit Digitalkamera und Computerauswertung). Der K-Punkt (Konstruktionspunkt) bezeichnet die angegebene Entfernung (z. B. K120 = 120 m) von der Kante des Schanzentisches bis zum Beginn des Radius´, der das Ende der Aufsprungzone darstellt, „als ob man ein imaginäres Maßband entlang des Hanges legte“. Beim Springer ist Messpunkt die Fußmitte, bei einem Telemark-Aufsprung die Mitte zwischen beiden Füßen.
Für einen Sprung genau auf den K-Punkt werden 60 Weitenpunkte (bei Flugschanzen 120) vergeben. Für jeden Meter über oder unterhalb des K-Punkts werden abhängig von der Schanzengröße Weitenpunkte addiert oder subtrahiert. Bei Großschanzen, die am häufigsten im Weltcup vertreten sind, sind dies 1,8 Punkte pro Meter, auf Flugschanzen 1,2 Punkte. Daraus ergibt sich die Gesamtpunktzahl für die gesprungene Weite.
Die Punktrichter, normalerweise fünf (mindestens aber drei), vergeben Noten für die drei zu bewertenden Kategorien Flug, Landung und Ausfahrt. Von der Idealnote 20,0 werden in jeder Fehlergruppe 0 bis 5 bzw. in der Gruppe Ausfahrt 7 Punkte in 0,5er-Schritten abgezogen. Von den fünf Punktwerten werden die höchste und die niedrigste Punktzahl gestrichen, so dass der Springer maximal 60 Punkte (Haltungsnote) erhalten kann.
Beispiel zur Berechnung der Gesamtnote: (Schanze: K120, Meterwert: 1,8 Punkte/m)
Weite | Berechnung | Weitenpunktzahl |
---|---|---|
125 m | 60,0 + (125 − 120) x 1,8 | 69,0 |
Kategorie | A | B | C | D | E | Haltungsnote |
---|---|---|---|---|---|---|
Flug | 0,5 | 0,5 | 0,5 | 0,0 | 0,5 | |
Landung | 1,5 | 1,0 | 0,5 | 1,5 | 0,5 | |
Ausfahrt | 0,5 | 0,0 | 0,0 | 0,0 | 0,0 | |
18,5 | 18,5 | 19,0 | 56,0 |
Weitennote | Haltungsnote | Gesamtnote |
---|---|---|
69,0 | 56,0 | 125,0 |
Wind- und Gateregel
In der Saison 2009/10 wurden ein Wind- und ein Gatefaktor eingeführt.[2] Die während der Sommer-Wettbewerbe 2009 erprobten Regeln testeten die Sprungrichter bei Wettkämpfen im Rahmen der FIS Team Tour (30. Januar bis 7. Februar), des Nordic Tournament (6. bis 14. März) und der Skiflug-Weltmeisterschaft (19. bis 21. März).[3][4] Außerdem kamen sie bei den Weltcup-Wettbewerben der Nordischen Kombination zur Anwendung.[5] Seit dem Sommer 2010 gelten die Regeln offiziell.[6][7]
- Windfaktor
Der Windfaktor macht es möglich, Änderungen der Windverhältnisse zwischen einzelnen Sprüngen zu kompensieren. Bei jedem Sprung wird die Windgeschwindigkeit und -richtung an fünf verschiedenen Punkten gemessen und ein Durchschnittswert – der Windwert – ermittelt. Die Punkte werden nach der Formel Windwert × (Hillsize – 36)/20 ermittelt. Bei Rückenwind gibt es Bonuspunkte, bei Aufwind werden Zähler abgezogen.
- Gatefaktor
Durch den Weiten- oder Torfaktor (f-Wert) ist es möglich, die Anlauflänge im Wettbewerb zu ändern, ohne den Durchgang neu starten zu müssen. Er wird für jede Sprungschanze einzeln berechnet und gibt an, wie sich die Sprungweite bei einer Anlaufverlängerung um einen Meter ändert. Die Punktzahl wird nach der Formel veränderte Anlauflänge in Zentimetern als prozentualer Anteil des f-Wertes × Punktwert pro Meter ermittelt. Wird im Wettkampf die Anlauflänge modifiziert, so wird den nachfolgenden Athleten die entsprechende Punktzahl gutgeschrieben beziehungsweise abgezogen.
Mit dem roten Knopf können seit der Saison 2012/13 auch die Trainer eine Veränderung der Anlauflänge für ihre Springer bewirken.[8]
Weltcup-Punkte
Im Skisprung-Weltcup erhalten die 30 bestplatzierten Springer Weltcup-Punkte. Dies sind in der Regel die 30 Teilnehmer, die sich für den zweiten Durchgang eines Springens qualifiziert haben. Kann aus Witterungs- oder sonstigen Gründen ein zweiter Durchgang nicht durchgeführt werden, wird nur der erste Durchgang für den Wettkampf gewertet. Wenn nach dem ersten Durchgang zwei Springer punktgleich auf dem 30. Platz liegen, dann gehen 31 Springer in den zweiten Durchgang, und der Letzte dieses Bewerbs erhält keine Weltcup-Punkte. Dies kann also auch ein anderer als einer der beiden nach dem ersten Durchgang auf Rang 30 platzierten Springer sein.
Geschichte
Die erste Nachricht über ein Skispringen stammt aus dem Jahre 1796. Der holländische Seeoffizier Cornelius de Jong berichtete über eine Übung norwegischer Soldaten: „Vom Berge abfahrend, liefen sie auf der Ebene. Dann war da ein Haufen Holz und Schnee von ziemlicher Höhe, den sie überspringen mussten, ... den Sprung schätze ich, die Neigung des Hanges eingerechnet, auf 12 Ellen.“ (etwa 6–7 m) – Doch schon vorher wurden Gleitbretter im Schnee von den Bergbewohnern der Provinz Telemark benutzt, allerdings nicht vordergründig zum Springen. Der aus Telemark stammende Zimmermann Sondre Norheim erreichte 1860 am Ende eines Langlaufs von seiner Heimatstadt nach Christiania (seit 1924 Oslo) von einer improvisierten Felsbrockenschanze bereits eine Weite von 30,5 m. Die erste bildliche Darstellung eines Skispringens in Norwegen liegt vom 16. Februar 1862 vor. 1868 sprang Leutnant Olaf Rye von einem künstlich aufgeworfenen Schneehügel 9,5 m weit. – Danach wurde Skispringen vor allem durch auswandernde Norweger auch in Mitteleuropa und Nordamerika bekannt. In der Begeisterung der Skandinavier über diesen neuen Sport stiftete die norwegische Königsfamilie einen "Royal Cup", der 1882 auf dem Holmenkollen erstmals vergeben wurde.[9] Der erste größere jährlich ausgetragene Skisprungwettkampf fand 1879 auf dem Husebybakken in Oslo statt. 1892 zog der Wettbewerb auf den Holmenkollen um, der bis heute als Mekka des nordischen Wintersports gilt.
Das europaweite Skispringen begann am 2. Februar 1891 mit dem steirischen Sprunglauf in Mürzzuschlag, wo von einem verschneiten Misthaufen gesprungen wurde. In Deutschland fand 1893 ein erster Wettkampf statt, wobei bescheidene Sprungweiten erreicht wurden: z. B. im Harz 8 m oder bei den ersten Deutschen Meisterschaften im Februar 1900 17,5 m.[9] Im Schwarzwald, Kern der rasanten Entwicklung des Skisports in Deutschland, baute man um 1900 am Feldberghof die erste Schanze (Max-Egon-Schanze), die lange Zeit benutzt wurde; weitere folgten: u. a. 1937 die Große Schwarzwaldschanze. Mit der Entwicklung des geneigten Aufsprunghanges wurden im 20. Jahrhundert größere Sprungweiten erzielt und immer mehr verfeinerte Materialien und Geräte kamen zur Anwendung.
Das Skispringen der Männer gehört seit den ersten Winterspielen 1924 zum olympischen Programm.[10] Im 21. Jahrhundert wurde Skispringen auch als Frauensport populär und ist seit 2014 olympisch.
Sprungtechnik
Die Technik des Skispringens hat sich im Laufe der Jahrzehnte deutlich gewandelt. In der Anfangszeit ruderten die Skispringer während des Sprungs bei paralleler Skihaltung mit den Armen. Später streckte man die Arme aus oder hielt sie eng am Körper. Die vorerst letzte technische Revolution gab es Anfang der 1990er Jahre, als sich der Flugstil mit V-förmig gespreizten Skiern (V-Stil) gegenüber dem Parallelstil durchsetzte. Der neue Stil, erstmals von dem Schweden Jan Boklöv praktiziert, erlaubt aufgrund der verbesserten Aerodynamik deutlich weitere Sprünge. Ursprünglich musste Boklöv dafür hohe Punkteabzüge für die Flugtechnik in Kauf nehmen, die wesentlich höhere Weite erlaubte ihm aber trotzdem, Spitzenplatzierungen zu erreichen. Später übernahmen alle Springer diese Technik.
Auch bei der Landung gilt es einen besonderen Stil anzuwenden, den „Telemark“. Der Telemark, der nach der norwegischen Provinz Telemark benannt wurde, weil er dort das erste Mal gesprungen wurde, ist eine Art Ausfallschritt, bei dem das hintere Bein deutlich tiefer gebeugt wird als das vordere Bein. Die so genannte Kacherllandung, auch als Parallellandung bezeichnet, bei der die Ski parallel und vorne bündig aufsetzen, wird oft aus Sicherheitsgründen von den Springern bei besonders großen Weiten ausgeführt, jedoch deutlich schlechter bewertet.
Weitenrekorde
Die Verbesserungen in Technik, Material und Trainingskonzeption haben – wie im Sport typisch – zu einer rasanten Rekordentwicklung geführt. Der erste statistisch festgehaltene Weitenrekord von 1879 lag bei 23 m. Bis 1927 verbesserten nur Norweger den Weitenrekord, dann brach der Schweizer Bruno Trojani mit 72 m den Weltrekord. 1936 gab es den ersten Sprung über 100 m durch den Österreicher Sepp Bradl (101 m). 1962 wurde der Weltrekord durch Peter Lesser auf 141 m, 1965 auf 145 m verbessert. 1967 wurden 150 m vom Norweger Lars Grini gesprungen.
Der erste gestandene Flug über 200 m gelang 1994 dem Finnen Toni Nieminen mit 203 m. Andreas Goldberger (Österreich) erreichte diese Weite am gleichen Tag schon früher; der Sprung galt aber als gestürzt, da Goldberger bei der Landung in den Schnee fasste. Davon abgesehen gab es zu dieser Zeit offiziell keine derartigen Flüge. Aus Gründen der Sicherheit hatte die FIS 1986 beschlossen, Flüge auf 191 m zu beschränken. Damit wurde jeder Flug über diese Marke nur mit 191 m bewertet.[11] Gegen Mitte der 1990er Jahre wurde diese Einschränkung wieder aufgehoben.
Der derzeitige Weltrekord liegt bei 246,5 Meter und wurde am 11. Februar 2011 vom Norweger Johan Remen Evensen in Vikersund (Norwegen), wo er zweimal Weltrekord flog, in der Qualifikationsrunde für den Weltcup aufgestellt. Davor lag der Weltrekord bei 239 m, gesprungen von Bjørn Einar Romøren (Norwegen) am 20. März 2005 auf der heute weltweit zweitgrößten Skiflug-Schanze im slowenischen Planica. Janne Ahonen (Finnland) sprang beim gleichen Wettbewerb mit 240 m eine noch größere Weite, allerdings stürzte er dabei. Als Weltrekorde gelten nur gestandene Sprünge.
Den Damenweltrekord stellte mit 200 m die Österreicherin Daniela Iraschko am Kulm auf. Dieser Rekord, der im Rahmen des Skifliegens der Herren 2003 aufgestellt wurde, wird allerdings nicht offiziell anerkannt.[12]
Höchstnoten
Wenn ein Skispringer für seinen Sprung von allen fünf Punktrichtern die Höchstnote 20 erhält, weil keine Punkte in den drei zu bewertenden Kategorien Flug, Landung und Ausfahrt abgezogen werden, gilt das als perfekter Sprung. Bisher haben in der Geschichte des Skispringens nur fünf Springer diese höchste Bewertung erhalten:
Name | Datum | Ort | Wettbewerb | Platzierung |
---|---|---|---|---|
Anton Innauer | 7. März 1976[13] | Oberstdorf | Skifliegen (Internationale Skiflugwochen) | 1. Platz |
Kazuyoshi Funaki | 25. Januar 1998 | Oberstdorf | Skiflug-Weltmeisterschaft, Flugschanze, 2. Durchgang[14] | 1. Platz |
Kazuyoshi Funaki | 15. Februar 1998[15] | Nagano | Olympische Spiele, Großschanze, 2. Durchgang | 1. Platz |
Kazuyoshi Funaki | 17. Januar 1999[16] | Zakopane | Weltcup-Springen, Großschanze, 1. Durchgang | 2. Platz |
Sven Hannawald | 8. Februar 2003[17] | Willingen | Weltcup-Springen, Großschanze, 1. Durchgang | 1. Platz |
Hideharu Miyahira | 8. Februar 2003[17] | Willingen | Weltcup-Springen, Großschanze, 2. Durchgang | 6. Platz |
Wolfgang Loitzl | 6. Januar 2009[18] | Bischofshofen | Weltcup-Springen, Großschanze, 1. Durchgang | 1. Platz |
Sven Hannawald und Wolfgang Loitzl erhielten für ihren zweiten Sprung jeweils viermal die Haltungsnote 20 und einmal 19,5 Punkte und wurden damit innerhalb einer Sprungveranstaltung neunmal mit der Höchstnote 20 bewertet. Kazuyoshi Funaki ist der einzige Skispringer, dem mehrfach fünfmal mit der Höchstnote ausgezeichnete Sprünge gelangen.
Verbreitung
Skispringen ist eine gefährliche und technisch hochanspruchsvolle Sportart. Da zudem der Unterhalt der Schanzen und der Materialaufwand für den Skispringer recht teuer sind, ist Skispringen keine Breitensportart. Weltweit gibt es nur wenige tausend aktive Skispringer. In Deutschland sind die Zentren des Skisprungsports die bayerischen Alpen, der Südschwarzwald, der Bayerische Wald, das Erzgebirge, das Vogtland, der Thüringer Wald, das nordhessische Willingen und das Fichtelgebirge.
Skispringen wird derzeit in 31 Ländern in Europa (24 Länder), Asien (5 Länder) und Nordamerika (2 Länder) professionell betrieben. Mit Abstand am erfolgreichsten sind neun Länder, davon acht aus Europa. Die größten Erfolge haben Österreich, Deutschland, Finnland und Norwegen aufzuweisen. Zu den klassischen Nationen gehören aber auch Slowenien, Polen, Tschechien, Russland und als einzige asiatische Nation Japan. Zu der Weltspitze gehören aber auch einige Springer aus Frankreich, Italien und der Schweiz.
Zu den „kleineren“ europäischen Nationen gehören Estland, Schweden, Slowakei und die Ukraine. Allerdings hat Schweden insofern eine besondere Bedeutung, als der Schwede Jan Boklöv den seit 1990 allgemein angewendeten V-Stil entwickelt hat. Zudem wird in Rumänien und der Türkei jeweils versucht, ein Team aufzubauen. In geringerem Umfang wird dies auch in Bulgarien, Kroatien und Lettland versucht. Eine Handvoll Springer gibt es auch in Ungarn, Weißrussland, den Niederlanden und Griechenland.
In Nordamerika sind in den USA zwar Schanzen vorhanden, die Springer dort konnten jedoch bis auf wenige Ausnahmen keine Erfolge verbuchen. In Kanada ist Skispringen eine äußerste Randsportart, weshalb es dort kaum erfolgreiche Skispringer gibt. Ausnahmen waren in den 1980er Jahren Horst Bulau und Steve Collins.
Aus Asien sind bisher hauptsächlich Skispringer in Japan, Kasachstan und Südkorea international aktiv. Sehr wenige Springer gibt es auch in China und Georgien.
In einigen Ländern sind Amateur-Springer bekannt, unter anderem in Litauen und Serbien, wo es jeweils kleine Schanzen gibt. In Australien versuchte ein slowenischer Einwanderer und begeisterter Hobbyspringer namens Tony Mihelcic ein Team aufzubauen. Im Jahr 2004 wurde das Projekt für den Bau eines Schanzenkomplexes und der Gründung des Ski Jumping Institute Australia publiziert.[19] Der bisher einzige griechische Skispringer ist Nico Polychronidis. Früher gab es auch in weiteren Ländern wie Dänemark, Island oder Spanien Skispringer.
Wettbewerbe
Männer
Olympische Spiele
Seit den ersten Olympischen Winterspielen 1924 ist Skispringen in den Wettbewerbsdisziplinen vertreten. Seit 1964 werden zwei Einzelwettbewerbe ausgetragen, einer auf der Normalschanze und einer auf der Großschanze. Bis 1988 war der Konstruktionspunkt der Normalschanze auf 70 m festgelegt, der der Großschanze auf 90 m. Seit 1992 ist die 90-Meter-Schanze die Normalschanze, die Großschanze hat einen Konstruktionspunkt von 120 m. Seit 1988 wird zudem ein Mannschaftsspringen veranstaltet. Bis 1984 waren die Olympischen Spiele auch gleichzeitig Weltmeisterschaften.
Nordische Skiweltmeisterschaften
Die Nordischen Skiweltmeisterschaften wurden erstmals im Rahmen der Olympischen Winterspiele 1924 ausgetragen und finden heute alle zwei Jahre jeweils in den Monaten Januar bis März statt. Skispringen war von Beginn an eine der Wettbewerbsdisziplinen. Seit 1962 gibt es neben dem Springen von der Normalschanze auch einen Einzelwettbewerb auf der Großschanze.
Bei der Nordischen Skiweltmeisterschaft 1978 in Lahti wurde erstmals ein noch inoffizieller Mannschaftswettbewerb ausgetragen, 1982 in Oslo wurden dann erstmals auch Medaillen im Mannschaftswettbewerb vergeben. Bei der Weltmeisterschaft 1984 in Engelberg wurde zudem eine separate Mannschafts-Weltmeisterschaft ausgetragen. Bei den Weltmeisterschaften 2001 und 2005 gab es neben dem üblichen Teamwettbewerb von der Großschanze auch einen von der Normalschanze, den beide Male Österreich gewann.
Der Mannschaftswettbewerb von der Normalschanze ist allerdings kein fester Bestandteil des Programms für Nordische Weltmeisterschaften, er muss vom Veranstalter bei der FIS beantragt werden. „Die Finnen und die Deutschen haben, nachdem sie die WM zugesprochen erhalten hatten, beim Sprungkomitee der FIS angesucht, ob sie zwei Teambewerbe austragen können. Aber es ist nicht die Regel“, bestätigte FIS-Renndirektor Walter Hofer. So wurden bei den nächsten beiden Weltmeisterschaften in Sapporo 2007 und Liberec 2009 wieder nur Mannschaftsmedaillen auf der Großschanze vergeben.
Skiflug-Weltmeisterschaft
Seit 1972 gibt es eine Skiflug-Weltmeisterschaft, die im jährlichen Wechsel mit den Nordischen Skiweltmeisterschaften ausgetragen wird.
Weltcup
Die besten Skispringer nehmen am Skisprung-Weltcup teil, einer von der FIS seit 1979 während des gesamten Winters ausgetragenen Reihe von rund 30 Veranstaltungen in neun Ländern vor allem Nord- und Mitteleuropas, aber auch in Japan und den USA. Einige der Weltcup-Wettbewerbe finden auf größeren Skiflugschanzen statt. Neben den Einzelwettbewerben finden auch nach Nationen ausgetragene Teamkonkurrenzen statt. Die Rangliste der Skispringer im Weltcup wird durch das FIS-Punktesystem bestimmt. Den Abschluss der Weltcup-Saison bildet im März traditionell das Skifliegen auf einer der weltweit größten Schanzen im slowenischen Planica.
Seit der Saison 2011/2012 tragen auch die Frauen eine eigene Wettkampfserie auf Weltcup-Ebene aus. Im August 2012 fand in Courchevel im Rahmen des Sommer-Grand-Prix der erste Mixed-Wettbewerb statt,[20] am 23. November 2012 wurde er in Lillehammer zum ersten Mal als Weltcupspringen ausgetragen.
Vierschanzentournee
Seit 1952 findet jährlich über den Jahreswechsel auf vier Sprungschanzen in Deutschland und Österreich die Vierschanzentournee statt. Seit 1979 wird die Tournee im Rahmen des Weltcups veranstaltet. Ihr Gewinn gilt als mindestens so prestigeträchtig wie ein Weltmeistertitel, da die Springer sich in vergleichsweise kurzer Zeit auf vier unterschiedliche Schanzenprofile einstellen müssen. Sven Hannawald ist der erste und bislang einzige Springer, der alle vier Wettbewerbe einer Tournee gewinnen konnte. Janne Ahonen konnte fünf Mal den Gesamtsieg erringen, Jens Weißflog vier Mal. Bei der Vierschanzentournee 2005/06 gab es mit den beiden punktgleichen Springern Janne Ahonen und Jakub Janda erstmals in der Geschichte zwei Sieger.
Nordic Tournament
Seit 1997 werden vier Einzelkonkurrenzen des Weltcups im Rahmen des so genannten Nordic Tournament ausgetragen, einer skandinavischen Entsprechung der Vierschanzentournee. Diese Wettkampfserie umfasst die Springen in Lahti, Kuopio und Lillehammer sowie das prestigeträchtigste Springen auf dem Osloer Holmenkollen. In der Weltcup-Saison 2004/05 gelang es Matti Hautamäki als erstem Skispringer, alle vier Springen des Nordic Tournaments für sich zu entscheiden.
Fis Team Tour
Seit dem Jahr 2009 gibt es die FIS Team Tour, die in Deutschland ausgetragen wird. Das Skifliegen in Oberstdorf kann auch nach Bad Mitterndorf verlegt werden.
Grand-Prix
Seit 1994 gibt es eine aus sechs bis zwölf Springen bestehende Wettkampfserie im Sommer, den auf Mattenschanzen ausgetragenen Sommer-Grand-Prix. Dieser entspricht vom sportlichem Niveau dem Weltcup.
Continentalcup
Der Continentalcup, abgekürzt COC, ist die zweithöchste Wettkampfklasse nach dem Weltcup. Üblicherweise treten hier jüngere Springer an, um sich einen Platz im Weltcupteam ihres Landes zu erspringen. Im Gegensatz zu Weltcup und Grand-Prix, die nur im Winter oder Sommer stattfinden, schließt eine COC-Saison Sommer- und Winterspringen ganz ein. Seit 2004 wird auch ein Continentalcup der Frauen ausgetragen.
FIS-Cup
Der erst seit 2005 ausgetragene FIS-Cup ist die unterste vom Internationalen Skiverband ausgetragene Wettkampfserie im Skispringen. Obwohl es keine Altersbeschränkung gibt, nehmen am FIS-Cup hauptsächlich junge Nachwuchssportler teil. Vor Einführung des FIS-Cups wurden auf dieser Ebene bereits so genannte FIS-Springen veranstaltet, für die es jedoch keine Gesamtwertung gab.
Weitere Wettbewerbe
Jährlich werden von der FIS Junioren-Weltmeisterschaften ausgetragen. Ebenfalls finden Skisprungwettbewerbe im Rahmen der Universiade statt. Dazu kommt der Alpencup, eine von der OPA organisierte Nachwuchsserie. Jede größere Skisprungnation richtet nationale Meisterschaften aus. Daneben gibt es viele auf Vereinsebene organisierte Springen, genauso wie Junioren- und Seniorenwettbewerbe.
Frauen
Erste eigene Wettbewerbe
Das Frauen-Skispringen entwickelte sich um die Jahrtausendwende; im Jahr 2002 nahmen aus den Wintersport-aktiven Ländern etwa 300 Frauen an Sprungwettbewerben teil, davon rund 200 Norwegerinnen, 40 Japanerinnen, 40 Österreicherinnen, einige Deutsche.[21] Obwohl es damit noch an einer ausreichend breiten Basis für spezielle Frauen-Wettkämpfe mangelte, richtete die FIS in der Saison 2003/04 einen ersten offiziellen Frauen-Sprungwettbewerb im Rahmen der Junioren-Weltmeisterschaft in Stryn (Norwegen) aus.[22]
Weltmeisterschaften
Im Jahr 2009 ließ die FIS im Rahmen der Nordische Skiweltmeisterschaft eine erste offizielle Frauen-Skisprung-Weltmeisterschaft in Liberec austragen. Erste Weltmeisterin wurde die US-Amerikanerin Lindsey Van.
2006 wurde die erste offizielle Junioren-Weltmeisterschaft für Frauen ausgetragen. Bei den folgenden Weltmeisterschaften wurde das Frauen-Mannschaftsspringen eingeführt.
Grand Prix und weitere internationale Vergleiche
Weitere Frauen-Wettbewerbe sind der FIS Ladies Grand Prix, der in seiner achten Auflage 2006 insgesamt vier Einzel-Wettbewerbe in Baiersbronn, Schönwald im Schwarzwald, Saalfelden und Breitenberg und ein Teamspringen umfasst. Dieser ist seit 2005 in den FIS Continental Cup (Ladies) eingebunden, welcher insgesamt zwölf Wettbewerbe im Winter und vier Wettbewerbe im Sommer umfasst.
Olympische Spiele
Das Skispringen der Frauen ist seit den Winterspielen 2014 in Sotschi olympisch. Erste Olympiasiegern wurde Carina Vogt aus Deutschland. Bereits für die Olympischen Winterspiele 2010 in Vancouver war ein Antrag zur Aufnahme des Frauenwettbewerbes gestellt worden, den das IOC aber abgelehnt hatte.[23]
Verletzungsserie
Im Jahr 2013 kamen innerhalb von nur wenigen Monaten fünf Top-Springerinnen schwer zu Sturz: Am 21. August 2013 verletzte sich Sarah Hendrickson, die amtierende Weltmeisterin, bei einem Trainingssprung in Oberstdorf am rechten Knie.[24] Wenige Tage zuvor am 12. August 2013 war Alexandra Pretorius, die Zweifach-Grand-Prix-Siegerin, beim Training in Courchevel schwer gestürzt.[25] Die Cup-de-France Siegerin des Jahres 2013, Caroline Espiau, verletzte sich offenbar im Juni 2013 schwer.[26] Anja Tepeš war bereits am 17. März 2013 in Oslo schwer gestürzt,[27] und am 12. Januar 2013 verletzte sich Daniela Iraschko, die Weltmeisterin von 2011, in Hinterzarten das Knie schwer.[28]
Skispringerinnen starten mit verlängertem Anlauf, um trotz ihres geringeren Körpergewichts eine ausreichende Absprung-Geschwindigkeit zu erzielen. Infolge des geringeren Gewichtes erzielen sie jedoch Weiten, die nicht unter jenen der Skispringer liegen. In Medienberichten wird immer wieder darauf hingewiesen, dass dadurch die Knie- und Sprunggelenke der Springerinnen physiologisch überfordert sein könnten.
Regeln für Ausrüstung und Sprungkleidung
Im Skispringen gibt es vor allem eine feste Ausrüstung, bestehend aus speziellen Sprungskiern und Schutzhelmen. Sehr wichtig ist die Skilänge, die gekürzt werden muss, falls der Springer einen Body-Mass-Index von 20 unterschreitet. Ab der Sommersaison 2011 ist ein Body-Mass-Index von mindestens 20,5 inklusive Anzug und Schuhe für das Ausnutzen der vollen Skilänge nötig.[29]
Erst in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts wurde die Kleidung reglementiert und seitdem ständig den Neuentwicklungen angepasst. Die Sportler tragen nun einteilige Anzüge mit festgelegten maximalen Luftdurchlässigkeitswerten (30 l/min–40 l/min), als Material dient Chintz-Stoff, der 3–5 mm dick sein muss; für Rücken- oder Gegenwindsituationen gibt es unterschiedliche Anzüge. Am Saisonbeginn werden die Anzüge vermessen und dann "verplombt", während der Saison werden Stichprobenkontrollen durchgeführt. Seit 2003 dürfen die Sprunganzüge an 6 Körperstellen (Oberarme, Achselhöhle, Brustumfang, Gesäß, Torso, Oberschenkeln) den Springern individuell angepasst werden (Abweichung max. 6 cm). Anzüge und Sportler werden mit einem digitalen Body-Scanner vermessen. – Diese Festlegungen waren erforderlich, da die Österreicher bei der Vierschanzentournee 2002/03 durch einen Materialmix (Fischhaut-Anzüge) und einen längeren Schritt für ihre Springeranzüge Vorteile für ihre Starter herausholten.[30] An den Ärmelenden sind Schlaufen angebracht, die zwischen den Fingern festgezogen werden, und so für einen möglichst faltenfreien Sitz sorgen. Die Beschaffenheit der Unterwäsche ist inzwischen ebenfalls vorgeschrieben.
Die Startnummern sind Pflicht. Ohne Nummer kommt es zur Disqualifikation, wie es bei der WM 2009 im Teamwettbewerb der Nordischen Kombinierer dem US-Amerikaner Bill Demong widerfuhr. Zu lange Skier und zu breite Anzüge führen ebenfalls zur Disqualifikation.
Die Materialkommission der FIS hat 2011 neue Regeln zur besseren Sicherheit der Sportler beschlossen. Diese betreffen die Länge und den Taillierungsradius der Alpinskier sowie die Bekleidung der Skispringer. Aus den Details ergibt sich als wichtigste Änderung, dass die Anzüge nunmehr wesentlich enger anliegen müssen.[31]
Medienpräsenz
Im Fernsehen wird das Skispringen auf Eurosport und dem Pay-TV-Sender Eurosport 2 gezeigt. In Deutschland wird Skispringen während der Wintersaison jedes Wochenende im Wechsel durch ARD und ZDF übertragen. In Österreich erfolgt die Übertragung durch den ORF, in der Schweiz durch SRF zwei.
Siehe auch
- Liste der Olympiasieger im Skispringen
- Liste der Weltmeister im Skispringen
- Skiflug-Weltmeisterschaft
- Skisprung-Weltcup
- Kategorie:Skispringer
Weblinks
- Web-Projekt von FIS Renndirektor Dr. Walter Hofer zum Thema Skispringen. Ergebnisse, Statistiken, Fakten, Informationen zum Skispringen, 3-Sprachig DE/EN/POL
- Links zum Thema Skispringen im Wikipedia:de:Open Directory Project
- Informations- und Newsportal zum Thema Skispringen
- Internationale Skisprungseite mit Nachrichten zu aktuellen Themen im Skispringen
- News über internationale sowie nationale Bewerbe sowie Hintergrundinfos
Einzelnachweise
- ↑ Der österreichische Wintersportler Gustl Mayer
- ↑ FIS FACT SHEET: Grundlegend neue Regelungen im Sommer-Grand Prix von Skispringen und Nordische Kombination 28. Juli 2009 (pdf-Dokument; 150 kB)
- ↑ Neue Fairness auf der Schanze spox.com, 29. Januar 2010, abgerufen am 15. Februar 2013
- ↑ Skispringer streiten über neue Windregeln Die Welt online, 1. Februar 2010, abgerufen am 15. Februar 2013
- ↑ Neue Regel kommt bei ausgewählten Events Berkutschi.com, 14. November 2009, abgerufen am 15. Februar 2013
- ↑ Offiziell: Neue Regeln kommen zum Einsatz Skispringen.com, 7. Juni 2010, abgerufen am 15. Februar 2013
- ↑ Neue Regeln bei der Vierschanzentournee Der Tagesspiegel online, 28. Dezember 2010, abgerufen am 15. Februar 2013
- ↑ Saisonstart der Skispringer – Roter Knopf Süddeutsche.de, 23. November 2012, abgerufen am 15. Februar 2013
- ↑ 9,0 9,1 Zeitschrift Skilanglauf (2002)2: Die Feldberg-Story
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