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Weltpostverein
Weltpostverein WPV, UPU | ||
---|---|---|
Mitgliedsstaaten der UPU | ||
Englische Bezeichnung | Universal Postal Union | |
Französische Bezeichnung | Union postale universelle | |
Organisationsart | Sonderorganisationen | |
Status | Aktiv | |
Sitz der Organe | ||
Vorsitz | Bishar Abdirahman Hussein | |
Mitgliedstaaten |
Alle Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen und die Vatikanstadt (außer Andorra, Marshallinseln, den Föderierten Staaten von Mikronesien und Palau) | |
Amts- und Arbeitssprachen |
Weltpostsprache Französisch | |
Weitere Amtssprachen | ||
Gründung |
9. Oktober 1874 | |
Währungen |
Bis 2003: Goldfranken | |
http://www.upu.int/ |
Der Weltpostverein (WPV; englisch Universal Postal Union, französisch Union postale universelle, kurz UPU) wurde 1874 gegründet und regelt bis heute die internationale Zusammenarbeit der Postbehörden und die Rahmenbedingungen des grenzüberschreitenden Postverkehrs. Der Hauptsitz des Weltpostvereins ist seit der Gründung in Bern in der Schweiz. Er hat seit dem 4. Oktober 2011 insgesamt 192 Mitgliedstaaten. Hauptrechtsgrundlagen des Vereins sind die Satzung (Constitution) vom 10. Juli 1964, ergänzt durch die Allgemeine Verfahrensordnung (Règlement général), sowie der Weltpostvertrag (Convention postale universelle).[1]
Geschichte
Am 9. Oktober 1874 wurde im Rathaus zum Äusseren Stand von Bern (Schweiz) auf Vorschlag des deutschen Generalpostdirektors Heinrich von Stephan ein Allgemeiner Postverein von 22 Staaten gegründet. Dieser zählt zu den ältesten Internationalen Organisationen. Der Weltpostvertrag[2] wurde von 20 Gründungsstaaten ratifiziert und trat am 1. Juli 1875 in Kraft.
Diese waren: Ägypten, Belgien, Dänemark, Deutschland, Griechenland, Italien, Luxemburg, die Niederlande, Norwegen, Österreich-Ungarn, Portugal, Rumänien, Russland, Schweden, die Schweiz, Serbien, Spanien, die Türkei, das Vereinigte Königreich und die Vereinigten Staaten von Amerika. Zum 1. Januar 1876 traten auch Frankreich und im Juli 1879 Japan dem Weltpostverein bei.
Der Postverein regelt auf seinen Postkongressen die internationale Zusammenarbeit der nationalen Postverwaltungen. Auf dem zweiten Kongress, der 1878 stattfand, wurde der Allgemeine Postverein zum Weltpostverein, im selben Jahr entstanden das Wertbriefabkommen und das Postanweisungsabkommen. 1881 trat der Postpaketvertrag in Kraft. Auf dem Weltpostkongress 1885 folgten Zusatzabkommen zum Weltpostvertrag, Wertbriefabkommen, Postpaketvertrag und zum Postanweisungsabkommen. Das Postauftragsabkommen und ein Abkommen über Ausweisbücher traten 1886 in Kraft.
Auf dem Weltpostkongress in Wien 1891 wurden alle bestehenden Verträge erneuert. Die Änderungen traten am 1. Juli 1892 in Kraft, das neu hinzugekommene Postzeitungsabkommen am 1. Januar 1893. Die auf dem Kongress in Washington 1897 erzielten Verbesserungen traten am 1. Januar 1899 in Kraft.
Am 4. Juli 1947 wurde der Weltpostverein eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen. Er ist mit 192 Mitgliedstaaten das internationale Forum für die Kooperation zwischen Postverwaltungen (oder den entsprechenden Postministerien und Regulierungsbehörden) und Postunternehmen.
Von Bern aus wird alle vier Jahre (bis 2004 betrug das Intervall durchweg fünf Jahre) der Weltpostkongress organisiert. Generaldirektor des Internationalen Büros des Weltpostvereins ist seit dem 1. Januar 2013 Bishar Hussein aus Kenia.[3]
An die Bedeutung der Stadt Bern für das weltweite Postwesen erinnert das dortige Weltpost-Denkmal.
Vereinszweck
Der Weltpostvertrag von 1874 regelt die internationale Zusammenarbeit der Postbehörden, die Rahmenbedingungen des grenzüberschreitenden Postverkehrs und die Abrechnung der dabei anfallenden Postgebühren.[4] Bis heute besteht die Hauptaufgabe des Weltpostvereins in der Sicherstellung einer weltumspannenden, zeitnahen Zustellung von Briefen und Paketen über Länder- und Sprachgrenzen hinweg. Die Notwendigkeit einer koordinierenden Instanz wie des Weltpostvereins wird deutlich angesichts der Zahlen, die das weltweite Postwesen beschreiben (Stand 2014)[5]:
- 5,2 Millionen Postmitarbeiter
- 680.000 Poststellen
- 327 Milliarden Briefe (davon 3,5 Milliarden grenzüberschreitend)
- 7,4 Milliarden Pakete (davon 101 Millionen grenzüberschreitend)
Zahlreiche Übereinkommen (Arrangements) zum Weltpostvertrag wurden bei den Weltpostkongressen beschlossen. Auf dem Kongress 1999 in Peking wurde z. B. das Postzahlungsdienste-Übereinkommen verabschiedet, welches das Postgiroübereinkommen, das Postanweisungsübereinkommen und das Postnachnahmeübereinkommen zusammenfasst.
Amtssprache des Weltpostvereins ist Französisch; seit 1994 ist Englisch die zweite Arbeitssprache des Internationalen Büros.
Praktische Bedeutung für den einzelnen Postkunden hatte der Weltpostverein vor allem bei Verlust von Sendungen. So richtete sich beispielsweise der Entschädigungsbetrag für eine verlorene Einschreibsendung zunächst nach dem Goldfranken (für eine Einschreiben-Sendung gab es 75 Goldfranken), später nach Sonderziehungsrechten des Internationalen Währungsfonds, wobei immer eine Umrechnung in die Währung des Landes des Absenders stattfand.
Der Weltpostverein gibt auch den Internationalen Antwortschein (Coupon-réponse international) heraus. Dieser Kupon kann in jedem Land der Welt in Briefmarken umgetauscht werden, deren Nennwert dem billigsten Auslandsbrief entspricht. Auf diese Weise kann ein Absender die Kosten für einen Antwortbrief übernehmen. Die von den Postverwaltungen in Briefmarken umgetauschten Antwortscheine werden an den Weltpostverein gesandt, mit den Einnahmen aus dem Verkauf von Antwortscheinen der jeweiligen Postverwaltung verrechnet und gegebenenfalls Mehrausgaben erstattet.
Weltpostkongresse
- Weltpostkongress 1874 in Bern
- Weltpostkongress 1878 in Paris
- Weltpostkongress 1885 in Lissabon
- Weltpostkongress 1891 in Wien
- Weltpostkongress 1897 in Washington D.C.
- Weltpostkongress 1906 in Rom
- Weltpostkongress 1920 in Madrid
- Weltpostkongress 1924 in Stockholm
- Weltpostkongress 1929 in London
- Weltpostkongress 1934 in Kairo
- Weltpostkongress 1939 in Buenos Aires
- Weltpostkongress 1947 in Paris
- Weltpostkongress 1952 in Brüssel
- Weltpostkongress 1957 in Ottawa
- Weltpostkongress 1964 in Wien
- Weltpostkongress 1969 in Tokio
- Weltpostkongress 1974 in Lausanne
- Weltpostkongress 1979 in Rio de Janeiro
- Weltpostkongress 1984 in Hamburg
- Weltpostkongress 1989 in Washington D.C.
- Weltpostkongress 1994 in Seoul
- Weltpostkongress 1999 in Peking
- Weltpostkongress 2004 in Bukarest
- Weltpostkongress 2008 in Genf
- Weltpostkongress 2012 in Doha
- Weltpostkongress 2016 in Istanbul
(General-)Direktoren
Die ersten neun Direktoren (bis 1966) stammten alle aus der Schweiz und wurden vom Bundesrat gewählt. Danach lag die Wahl in der Kompetenz der Weltpostkongresse.
- 1875–1892 Eugène Borel (1835–1892)
- 1893–1899 Edmund Höhn (1838–1899)
- 1900–1919 Eugène Ruffy (1854–1919)
- 1919–1925 Camille Decoppet (1862–1925)
- 1925–1937 Evaristo Garbani-Nerini (1867–1944)
- 1937–1944 Reinhold Furrer (1875–1944)
- 1945–1949 Alois Muri (1879–1971)
- 1950–1960 Fritz Hess (1895–1970)
- 1961–1966 Eduard Weber (1901–1970)
- 1966–1973 Michel Rahi (1912–1973; Ägypten)
- 1973–1974 Anthony Hubert Ridge (Vereinigtes Königreich)
- 1974–1984 Mohamed Ibrahim Sobhi (Ägypten)
- 1985–1995 Adwaldo Cardoso Botto de Barros (Brasilien)
- 1995–2005 Thomas E. Leavy (USA)
- 2005–2012 Edouard Dayan (Frankreich)
- seit 2013 Bishar Abdirahman Hussein (Kenia)
Top-Level-Domain
Anfang August 2012 wurde die Top-Level-Domain .post
in die Root-Zone der ICANN eingetragen. Der Weltpostverein tritt dabei als sogenannter Sponsor der generischen Domain auf und ist auch für deren Vergabe an dritte Personen und Unternehmen verantwortlich. Allerdings gibt es aufgrund der absehbar hohen Anforderungen an Registrare derzeit keine Provider, die eine Registrierung von .post
-Domains ermöglichen.[6]
Siehe auch
Literatur
- Fritz Koller, Hans Friedrich Leinung: 40 Jahre Vollzugsrat des Weltpostvereins, in: Jahrbuch der Deutschen Bundespost 1987 S. 9–100.
- Marc Moser: 100 Jahre Weltpostverein. (Fortsetzungsartikel) In: Archiv für deutsche Postgeschichte 1974 Nr. 1 S. 3–26 und 1975 Nr. 1 S. 21–78.
- Hans Paikert, Armin Gasser, Dietrich Oldenburg: Union Postale Universelle UPU. Die UPU-Studie. Philatelistische Belege zum Thema Weltpostverein, Düsseldorf 1979.
- O. Veredarius: Das Buch von der Weltpost, Berlin 1885.
- 100 Jahre Weltpostverein. In: Sammler Express Ausgabe Nr. 17/1974, S. 390 f
- Moussibahou Mazou, L'Union postale universelle - Passé, présent et avenir, Maisonneuve & Larose / Servedit, Paris 2004
- R. Egidy: Die Entwicklung des Weltpostvereins. In: Illustriertes Briefmarken-Journal, Nr. 17/1910, S. 403–405
- 140 Jahre Weltpostverein – Über Grenzen hinweg; in: postfrisch – Das Philatelie-Journal; Heft: September–Oktober 2014 Nr. 5/2014; S. 26–27.
Weblinks
- Webseite des Weltpostvereins (englisch/französisch)
- Madeleine Herren: Weltpostverein (UPU) im Historischen Lexikon der Schweiz
Einzelnachweise
- ↑ Siehe Art. 22 der Satzung; Gesetz zu den Verträgen vom 15. September 1999 des Weltpostvereins vom 18. Juni 2002 (BGBl. II S. 1446).
- ↑ s:Vertrag, betreffend die Gründung eines allgemeinen Postvereins
- ↑ Meldung der UPU zum Amtsantritt des neuen Generaldirektors (Memento vom 13. April 2013 im Internet Archive) vom 9. Januar 2013 (englisch), abgerufen am 24. Februar 2013
- ↑ Verlustgeschäft mit Paketen aus China In: Tages-Anzeiger vom 11. Juni 2016
- ↑ Web administrator [Gil BEZ]: Universal Postal Union – 2014 Results. (Nicht mehr online verfügbar.) In: www.upu.int. Ehemals im Original; abgerufen am 27. Dezember 2016. (Link nicht mehr abrufbar)
- ↑ Neue Top-Level Domain .post geht live. In: united-domains Blog. 8. August 2012, abgerufen am 13. August 2012.
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