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Geschichte der Juden in Polen
Die Geschichte der Juden in Polen begann vor mehr als einem Jahrtausend. Sie reicht von einer langen Periode der religiösen Toleranz und eines relativen Wohlstands der jüdischen Bevölkerung des Landes bis zu ihrer fast vollständigen Vernichtung während der deutschen Besetzung Polens.
Seit der Gründung des Königreichs Polen im 10. Jahrhundert war Polen einer der religiös tolerantesten Staaten Europas. Mit dem 1264 von Herzog Bolesław dem Frommen von Großpolen (1221–1279) erlassenen „Statut von Kalisch“ und seiner Bestätigung und Erweiterung durch König Kasimir den Großen im Jahr 1334 mit dem Statut von Wiślica, erhielten die Juden weitgehende Rechte zugestanden und Polen wurde zur Heimat für eine der größten und vitalsten jüdischen Gemeinden der Welt. Die Schwächung der litauisch-polnischen Union durch feindliche Invasionen und interne kulturelle Veränderungen, die protestantische Reformation und die katholische Gegenreformation, schwächten Polens traditionelle Toleranz seit dem 17. Jahrhundert und führten zu einer Verschlechterung der Lage der Juden in Polen.
Nach den Teilungen Polens und dem Ende Polens als souveräner Staat 1795 wurden die polnischen Juden Untertanen der Teilungsmächte Russland, Österreich und Preußen. Nach dem Ersten Weltkrieg, 1918, als Polen die Unabhängigkeit wiedererlangte, lebten mehr als drei Millionen Juden in Polen und bildeten eine der größten jüdischen Gemeinschaften der Welt.[1]
Vor Beginn des Zweiten Weltkrieges lebten in Polen rund 3.350.000 Juden (ca. 13 % der Gesamtbevölkerung). Rund 90 % von ihnen wurden während der deutschen Besatzung von den deutschen Nationalsozialisten ermordet. Der im katholischen Polen existierende Antisemitismus führte dazu, dass sich Teile der polnischen Bevölkerung, trotz antideutscher Haltung, an der Ermordung von Juden beteiligten, wie etwa im Massaker von Jedwabne. Viele Polen riskierten hingegen das Leben ihrer gesamten Familie, um Juden vor der Vernichtung durch die deutschen Nationalsozialisten zu retten.[2][3] Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es im kommunistisch dominierten Nachkriegspolen wiederholt zu Ausschreitungen gegen Juden, wie etwa 1946 im Pogrom von Kielce, oder bei der staatlich geförderten antisemitischen Kampagne im Jahre 1968.[4]
Die meisten der 180.000 bis 240.000 polnischen Juden, die den Genozid überlebt hatten, wanderten nach dem Krieg aus der Volksrepublik Polen aus, viele von ihnen in den neugegründeten Staat Israel. Die derzeitigen jüdischen Gemeinden in Polen zählen etwa 8000 bis 12.000 Mitglieder, wobei die tatsächliche Zahl der Juden höher sein dürfte.
Frühe Geschichte bis zum Goldenen Zeitalter: 966–1572
966–1385
Im 10. Jahrhundert kamen die ersten Juden auf dem Gebiet des modernen Polen an. Bei ihrer Reise entlang der Handelsrouten in östlicher Richtung nach Kiew und Buchara durchquerten die jüdischen Händler auch Polen. Einer von ihnen, der Diplomat und Händler Abraham ben Jacob (besser bekannt unter seinem arabischen Namen Ibrahim ibn Jaqub) aus der maurischen Stadt Tortosa in Al-Andalus war der erste Chronist, der den polnischen Staat unter der Herrschaft von Herzog Mieszko I. erwähnte. Den ersten Beleg für Juden in polnischen Chroniken findet man im 11. Jahrhundert. Juden lebten zu dieser Zeit offenbar in Gnesen, der damaligen Hauptstadt des polnischen Königreichs der Piasten. Die erste dauerhafte jüdische Gemeinde wurde 1085 vom jüdischen Gelehrten Jehuda ha-Kohen in der Stadt Przemyśl erwähnt.
Die erste umfangreiche jüdische Emigration von Westeuropa nach Polen ereignete sich zur Zeit des Ersten Kreuzzugs im Jahre 1096. Unter Bolesław III. (1085–1138) siedelten sich die Juden, ermutigt durch das tolerante Regime dieses Herrschers, in Polen (sowie im angrenzenden litauischen Gebiet bis Kiew) an. Bolesław III. erkannte den Nutzen der Juden bei der Entwicklung der wirtschaftlichen Interessen seines Landes. Die Juden bildeten das Rückgrat der polnischen Wirtschaft und die von Herzog Mieszko III. geprägten Münzen tragen sogar hebräische Zeichen. Die Juden genossen ungestörten Frieden und Wohlstand in den vielen polnischen Herzogtümern, in die das Königreich Polen ab 1138 aufgeteilt war; sie bildeten den Mittelstand in einem Land, dessen Bevölkerung aus Grundherren (die sich zur Szlachta, dem polnischen Adel, entwickelten) und Bauern bestand, und sie waren entscheidend an der wirtschaftlichen Entwicklung des Landes beteiligt.
Die tolerante Situation änderte sich allmählich, einerseits durch die römisch-katholische Kirche, andererseits durch die benachbarten Feudalstaaten des Reichs. Einige herrschende Fürsten beschützten jedoch ausdrücklich die jüdischen Einwohner und betrachteten ihre Anwesenheit als äußerst wünschenswert, sofern sie die Wirtschaft des Landes förderte. Dazu zählte insbesondere Herzog Bolesław der Fromme von Großpolen (1221/24–1279). Mit der Zustimmung der Vertreter der Stände veröffentlichte er 1264 eine Charta der jüdischen Freiheiten, das Statut von Kalisch (auch: Kalischer Generalprivileg), das allen Juden die Glaubens-, Handels- und die Reisefreiheit gewährte. Streitigkeiten zwischen Juden und Christen sollten vor dem Fürsten oder dem Wojewoden geführt werden. Den Juden wurde eine eigene Jurisdiktion in innerjüdischen Belangen gestattet. Während der folgenden hundert Jahre drängten vor allem die Vertreter der Kirche auf Beschneidung ebendieser Rechte für Juden, während die Herrscher Polens und Vertreter des polnischen Adels die Juden in der Regel in Schutz nahmen.
1334 erweiterte König Kasimir „der Große“ (1310–1370) das Statut von Kalisch seines Großvaters Bolesław dem Frommen mit dem Statut von Wiślica und dehnte ihre Gültigkeit auf das gesamte Königreich Polen aus. Kasimirs Schutzpolitik galt besonders den Juden und dem Bauernstand. Seine Herrschaft gilt als eine Ära des großen Wohlstands für die polnischen Juden. Seine Zeitgenossen nannten ihn daher auch „König der Bauern und Juden“. Obwohl die Juden in Polen während Kasimirs Herrschaft die meiste Zeit ihre Ruhe genossen, waren sie am Ende wegen des Schwarzen Todes (1347–1353) den Judenverfolgungen zur Zeit des Schwarzen Todes unterworfen. „Wilde Massaker“ fanatischer Mobs sollen sich, gegen den Willen des Königs, in Kalisch, Krakau und anderen Städten entlang der Grenze zu den Feudalstaaten des Römisch-Deutschen Reichs ereignet haben, bei denen schätzungsweise bis zu 10.000 Juden umgekommen sein sollen.[6] Im Vergleich zur erbarmungslosen Vernichtung ihrer Glaubensbrüder in Westeuropa kamen die polnischen Juden glimpflicher davon; und die jüdischen Massen aus Westeuropa flohen in die gastfreundlicheren Länder Polens.
Die frühe Jagiellonen-Ära 1385–1505
Infolge der Heirat Władysław II. Jagiełłos mit Jadwiga, der Tochter Ludwigs I. von Ungarn, wurde Litauen mit dem Königreich Polen vereint. Obwohl die Rechte 1388 auf die litauischen Juden übertragen wurden, begannen unter der Herrschaft von Władysław II. und seinen Nachfolgern die ersten umfassenden Judenverfolgungen in Polen und der König tat nichts, um diese Ereignisse zu beenden. Man warf den Juden vor, Kinder zu ermorden (Ritualmordlegende). Es gab einige Aufstände und die offizielle Verfolgung nahm allmählich zu, vor allem, nachdem der Klerus zu weniger Toleranz aufgefordert hatte.
Der Verfall des Status der Juden wurde von Kasimir IV. (1447–1492) kurz gestoppt, aber um seine Macht zu vergrößern, veröffentlichte er bald das Statut von Nieszawa.[7] Damit wurden unter anderem die alten Privilegien der Juden abgeschafft, die als „dem göttlichen Recht und dem Gesetz des Landes entgegengesetzt“ galten. Die Politik der Regierung gegenüber den Juden in Polen war unter Kasimirs Söhnen und Nachfolgern nicht toleranter. Johann Albrecht (1492–1501) und Alexander, der Jagiellone (1501–1506) vertrieben die Juden 1495 aus dem Großfürstentum Litauen.
Zentrum der jüdischen Welt: 1505–1572
Alexander änderte seine Position 1503, als die Juden 1492 infolge des Alhambra-Edikts aus Spanien sowie im Laufe des 16. Jahrhunderts aus Österreich, Böhmen und verschiedenen Städten des Heiligen Römischen Reiches vertrieben wurden, und regte die Auswanderung nach Polen an.
Die fruchtbarste Periode für die polnischen Juden begann nach diesem neuen Einfluss mit der Herrschaft von Sigismund I. (1506–1548), der die Juden in seinem Reich beschützte. Sein Sohn Sigismund II. August (1548–1572) setzte die tolerante Politik seines Vaters fort. Er gewährte den Juden auch Autonomie bei der kommunalen Verwaltung und legte die Grundlage für die Macht der autonomen jüdischen Gemeinde Kahal.
Hebräische Druckereien
In Polen entstanden die ersten jüdischen Druckereien Ostmitteleuropas. 1530 wurde ein hebräischer Pentateuch (Tora) in Krakau gedruckt, 1534 gründete Johannes Helicz in Krakau eine eigene hebräische Druckerei[8], 1547 Chajim Schwartz eine weitere in Lublin. Am Ende des Jahrhunderts gaben hebräische Druckereien zahlreiche Bücher heraus, vor allem mit religiösen Inhalten.
Talmudstudium
In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts breitete sich das Studium des Talmuds von Böhmen nach Polen aus, insbesondere durch die Schule des Jakob Polak, der die Pilpul-Methode („scharfes Nachdenken“) förderte.
1517 gründete Schalom Schachna ein Schüler Pollaks, die erste Jeschiwa Polens in Lublin, die zahlreiche berühmte Rabbiner Polens und Litauens hervorbrachte. Schachnas Schüler Moses Isserles erlangte große Beachtung als Co-Autor des Schulchan Aruch (Code des jüdischen Rechts). Sein Zeitgenosse Salomo Luria genoss als Leiter der Jeschiwa in Lublin große Autorität. Zur gleichen Zeit widmeten sich Gelehrte wie Mordechai Jaffe und Joel Serkes dem Studium der Kabbala.
Die Ausbreitung des Talmuds in Polen traf mit dem größeren Wohlstand der polnischen Juden zusammen und das Studium des Talmud wurde zu ihrem wichtigsten Bildungsschwerpunkt. Die gelehrten Rabbiner wurden nicht nur Ausleger des Gesetzes, sondern auch spirituelle Anleiter, Lehrer, Richter und Gesetzgeber. Ihre Autorität zwang die kommunalen Führer, sich mit den Fragen der Halacha vertraut zu machen. Der Geist des Talmuds und der rabbinischen Literatur beeinflusste die Weltanschauung der polnischen Juden zuhause, in der Schule und in der Synagoge.
Rat der vier Länder
In den jüdischen Gemeinschaften (Kehillah) in den Städten und Dörfern wurden strittige Angelegenheiten von den Rabbinern, den Älteren, und den Dajanim (religiösen Richtern) entschieden.
Anlässlich großer Messen (Jahrmärkte) trafen sich Vertreter der verschiedenen Kahalim aus ganz Polen, um Entscheidungen in generellen religiösen und Alltagsangelegenheiten zu treffen. 1533 wurde ein solcher Rat der Länder (Wa’ad Arba’ Aratzot) erstmals erwähnt. Er entwickelte sich zu einer festen Organisationsstruktur mit jährlichen Treffen in Lublin und Jaroslaw bis zu den polnischen Teilungen.
Die polnisch-litauische Union: 1572–1795
Konföderation von Warschau
Nachdem Sigismund II. August, der letzte König der Jagiełło-Dynastie, kinderlos gestorben war, versammelten sich polnischen und litauische Adlige der Szlachta in Warschau und unterzeichneten ein Dokument, in dem Vertreter aller großen Religionen sich zur gegenseitigen Unterstützung und Toleranz verpflichteten: die Erklärung der Konföderation von Warschau 1573 zur Glaubensfreiheit.
Zunehmende Isolation
Als Nachfolger Sigismunds wurde Stephan Báthory (1576–1586) zum König von Polen gewählt. Er erwies sich als toleranter Herrscher und Freund der Juden, obwohl die Bevölkerung zunehmend antisemitisch wurde. Politische und wirtschaftliche Ereignisse im 16. Jahrhundert zwangen die Juden zu einer kompakteren kommunalen Organisation, durch die sie von ihren christlichen Nachbarn ausreichend isoliert und als Fremde betrachtet wurden. Sie lebten in den Dörfern und Städten, waren jedoch nicht an der Gemeindeverwaltung beteiligt. Ihre eigenen Angelegenheiten wurden von den Rabbinern, den Älteren, und den Dayyanim (religiösen Richtern) erledigt. Konflikte und Dispute waren jedoch an der Tagesordnung und führten zur Einberufung regelmäßiger Rabbiner-Kongresse, die den Kern der zentralen Organisation darstellten, die in Polen von der Mitte des 16. bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts als Rat der vier Länder Wa’ad Arba’ Aratzot bekannt war. So hieß es gegen Ende des 16. Jahrhunderts über Polen: „Ein Himmel für die Adligen, Fegefeuer für die Stadt-Bewohner, Hölle für die Bauern, Paradies für die Juden“ (polnisch: Niebo dla szlachty, czyściec dla mieszczan, piekło dla chłopów i raj dla Żydów).
Unter Sigismund III. Wasa (1587–1632) und seinem Sohn Władysław IV. Wasa (1632–1648) verschlechterte sich die Position der Juden zunehmend, weil sie immer häufiger mit dem Vorwurf des Kindermords konfrontiert wurden.
Der Kosaken-Aufstand und die „Sintflut“
1648 wurde die Union von mehreren Konflikten verwüstet. Beim Chmelnyzkyj-Aufstand, der als „Geziroth Tach veTat“ in die jüdische Geschichte einging, wurden unzählige Juden und Polen in den östlichen und südlichen Gebieten der heutigen Ukraine von den Register-, den Saporoger Kosaken, der russisch-orthodoxen Landbevölkerung und Tataren ermordet, vertrieben, in die Sklaverei verkauft oder zwangsgetauft. Chmelnyzkyj behauptete, dass die Polen sich als Sklaven „in die Hände der verfluchten Juden“ verkauft hätten. Die genaue Anzahl der ermordeten Juden ist nicht bekannt, lag aber im fünfstelligen Bereich.[9][10] Zeitgenössische jüdische Berichte nennen unterschiedliche Zahlen bei vernichteten jüdischen Gemeinden und ermordeten Gemeindemitgliedern (Zoq haIttim, Rabbi Meir meSzczebrzeszyn, Jewen Mezulah, Rabbi Nathan Neta Hannover, unter anderem). Eine Rekonstruktion war für die damaligen Schreiber auch kaum möglich. Sie waren auf Berichte von Betroffenen angewiesen, die selber auf der Flucht waren. Ein zeitgenössischer jüdischer Chronist und selbst Opfer der Pogrome war Nathan Hannover mit seinem Buch Jawen Mezulah. Was bleibt, ist die Tatsache, dass die Ereignisse in der Folge des Pogroms den größten Umbruch in der jüdischen Geschichte des Abendlandes brachten, die man bis zu diesem Zeitpunkt erlebt hatte. Die jüdischen Gemeinden des Heiligen Römischen Reichs mussten Zehntausende von Flüchtlingen aufnehmen und versorgen. Eine Leistung, die umso bemerkenswerter ist, als der Dreißigjährige Krieg kaum beendet war. Aber auch die jüdischen Gemeinden der Niederlande und Italiens nahmen Flüchtlinge auf. Italienische und osmanische Gemeinden brachten riesige Summen Geldes auf, um von den Tataren in die Jasyr (die Gefangenschaft im Osmanischen Reich) verbrachte Glaubensbrüder auszulösen.
Die inkompetente Politik der gewählten Könige aus der Wasa-Dynastie zwang den geschwächten Staat in die Knie, als er vom schwedischen Reich überfallen wurde. Dieses Ereignis ging als „die Sintflut“ in die Geschichte ein. Das Königreich Polen-Litauen, das zuvor schon schwer unter dem Chmelnyzkyj-Aufstand und der mehrfachen Invasion der Russen und Osmanen gelitten hatte, wurde nun zum Schauplatz schrecklicher Unruhen (1655–1658). Karl X. Gustav überrannte an der Spitze seiner siegreichen Armee Polen und hatte bald das ganze Land, einschließlich der Städte Krakau und Warschau, in seiner Hand. Die Juden in Groß- und Kleinpolen standen zwischen den Fronten: Diejenigen, die die Schweden verschonten, wurden von den Polen angegriffen, die ihnen vorwarfen, den Feind zu unterstützen. Der polnische General Stefan Czarniecki verwüstete auf seiner Flucht vor den Schweden das ganze Land, das er passierte, und behandelte die Juden gnadenlos. Die polnischen Partisanen behandelten die nicht-polnischen Einwohner mit gleicher Brutalität. Die Schrecken des Krieges wurden durch die Pest zusätzlich verschlimmert. Die Juden und Einwohner der Bezirke Kalisch, Krakau, Posen, Piotrków Trybunalski und Lublin verschwanden en masse durch das Schwert der belagernden Armeen und die Pest.
Sobald die Unruhen aufhörten, kamen die Juden zurück und bauten ihre zerstörten Häuser wieder auf. Auch wenn die jüdische Bevölkerung in Polen zurückgegangen war und verarmte, war sie immer noch zahlreicher als in den jüdischen Kolonien in Westeuropa. Polen blieb ein spirituelles Zentrum des Judentums und bis 1698 unterstützten die polnischen Könige trotz des feindlichen Klerus und Adels die Juden. Nicht nur die Verluste unter den Juden waren hoch (einige Historiker schätzen sie auf fast 500.000), auch die Union verlor mit rund drei Millionen Einwohnern rund ein Drittel ihrer Einwohner.
Kultureller Niedergang
Die Dekade vom Chmelnyzkyj-Aufstand bis zum Ende der „Sintflut“ (1648–1658) hinterließ einen tiefen und dauerhaften Eindruck nicht nur im sozialen Leben der polnisch-litauischen Juden, sondern auch im spirituellen Leben. Der intellektuelle Beitrag der Juden in Polen wurde geringer. Der Talmud, den bis zu dieser Zeit die Mehrheit der Juden studiert hatte, war jetzt nur noch für eine begrenze Zahl von Studenten zugänglich. Die existierenden religiösen Studien wurden übermäßig formalisiert. Einige Rabbiner beschäftigten sich mit formalen Auslegungen religiöser Gesetze, während andere Kommentare zu verschiedenen Teilen des Talmuds schrieben, in denen haarspalterische Argumente, oftmals zu Angelegenheiten ohne praktischen Nutzen, vorgebracht und diskutiert wurden. Zur gleichen Zeit tauchten in Polen einige Wunderrabbiner auf, die eine Serie falscher „messianischer“ Bewegungen auslösten; die bekanntesten waren Shabbetaj Zvi und Jakob Joseph Frank.
Verfall unter der sächsischen Dynastie
Mit der Übernahme des Throns durch die sächsische Dynastie verloren die Juden vollständig die Unterstützung der Regierung. Die Szlachta und die Bevölkerung waren gegenüber den Juden zunehmend feindlich eingestellt, da die religiöse Toleranz, die die Mentalität der vorherigen Generationen der Union dominiert hatte, allmählich in Vergessenheit geriet. Bezüglich ihrer Intoleranz näherten sich die Bürger der Union den „Standards“ der meisten zeitgenössischen europäischen Staaten und viele Juden fühlten sich vom Staat, den sie einst als ihren Hafen angesehen hatten, betrogen. In den größeren Städten wie Posen und Krakau waren Streitigkeiten zwischen den Christen und den jüdischen Einwohnern an der Tagesordnung. Angriffe auf Juden durch Studenten, der so genannte Schüler-Gelauf, waren in den großen Städten alltäglich und die Polizei betrachtete solche scholastischen Aufstände mit Gleichgültigkeit.
Der Aufstieg des Chassidismus
In dieser Zeit der Mystik und der sehr formalen rabbinischen Gelehrtheit erschienen die Lehren von Israel ben Elieser (1698–1760), auch bekannt als Baal Shem Tov oder BeShT, der einen deutlichen Einfluss auf die Juden Osteuropas hatte. Seine Schüler lehrten und verstärkten die Lehren des Chassidismus, der die Kabbala popularisierte. Der Chassidismus in Polen wurde zuerst von den litauischen Mitnagdim unter Führung des Gaons von Wilna bekämpft, breitete sich jedoch bald über die Grenzen Polens hinaus aus und beeinflusste später das ultraorthodoxe Judentum (Charedi) weltweit.
Die Teilungen
Unordnung und Anarchie dominierten während der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Polen seit der Thronbesteigung seines letzten Königs, Stanislaus II. August (1764–1795). Als Folge der Konföderation von Bar wurden die äußeren Provinzen Polens 1772 unter den drei Nachbarländern Russland, Österreich und Preußen aufgeteilt. Die meisten Juden lebten in den Gebieten, die an Österreich und Russland fielen.
Der permanente Rat, der auf Veranlassung der russischen Regierung (1773–1788) eingerichtet wurde, diente als höchstes Tribunal der Verwaltung und beschäftigte sich mit der Ausarbeitung eines Plans, der eine Neuorganisation Polens auf einer rationaleren Basis umsetzbar machen sollte. Die fortschrittlichen Elemente in der polnischen Gesellschaft erkannten die Notwendigkeit allgemeiner Bildung als ersten Schritt zur Reform. Die berühmte Komisja Edukacji Narodowej (Kommission für nationale Erziehung), das erste Bildungsministerium weltweit, wurde 1773 eingerichtet. Sie gründete zahlreiche neue Schulen und reformierte die alten. Ein Mitglied der Kommission, der Kanclerz Andrzej Zamoyski, forderte mit einigen anderen, dass die Unverletzlichkeit der Menschen und des Eigentums garantiert und die religiöse Toleranz bis zu einem gewissen Grad gewährt werden solle; aber er bestand darauf, dass die in den Städten lebenden Juden von den Christen abgegrenzt werden, dass diejenigen ohne feste Beschäftigung aus dem Königreich verbannt werden und dass sogar die in der Landwirtschaft beschäftigten kein Land besitzen dürfen. Andererseits plädierten einige Adlige der Szlachta und Intellektuelle für ein nationales System der zivilen und politischen Gleichstellung der Juden. Das war vor der Französischen Revolution das einzige Beispiel in Europa für Toleranz und Großzügigkeit im Umgang mit den Juden. Aber all diese Reformen kamen zu spät. Eine russische Armee fiel bald in Polen ein und kurze Zeit später folgte eine preußische.
Eine Zweite Teilung Polens wurde am 17. Juli 1793 durchgeführt. Juden nahmen in einem von Berek Joselewicz geführten Regiment am Kościuszko-Aufstand im folgenden Jahr teil, der dafür kämpfte, erneut die Unabhängigkeit zu gewinnen, aber brutal niedergeschlagen wurde. Nach der Revolte fand 1795 die Dritte und letzte Teilung Polens statt. Ein großer Teil der jüdischen Bevölkerung lebte nun auf russischem Gebiet, wenn auch in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein Anschein eines wesentlich kleineren polnischen Staates erhalten blieb, vor allem in der Form von Kongresspolen (1815–1831).
„Polonia“ – „Polin“
Die Kultur und der intellektuelle Ertrag der jüdischen Gemeinde in Polen hatten einen tiefen Einfluss auf das gesamte Judentum. Einige jüdische Historiker haben festgestellt, dass das Wort Polen im Hebräischen als Polonia oder Polin ausgesprochen wird, und diese Namen für Polen wurden bei der Transliteration ins Hebräische als „gutes Omen“ interpretiert, da Polonia in drei hebräische Wörter geteilt werden kann: po (hier), lan (wohnt), ya (Gott) und Polin in zwei Wörter: po (hier) lin (sollte man wohnen). Die Botschaft besagte, dass Polen ein guter Ort für die Juden sei. Während der Zeit von Sigismunds Herrschaft bis zum Holocaust war Polen ein Zentrum des jüdischen religiösen Lebens.
Die polnischen Juden in Österreich 1772–1918
1772 kam nach der ersten Teilung ein großer Teil Polens zur Habsburgermonarchie und wurde dort im neu geschaffenen Kronland Galizien organisiert.
1809 vergrößerte sich das Herzogtum Warschau auf napoleonische Initiative um Krakau und Lublin. 1815 entstand die Republik Krakau. In diesen Gebieten galten für Juden weitgehende Rechte. 1846 kam Krakau unter österreichische Herrschaft.
1862 wurden für die polnische Territorien Österreichs die Niederlassungsbeschränkungen für Juden vollständig aufgehoben. Diese konnten sich jetzt außerhalb der Grenzen der jüdischen Viertel frei ansiedeln. Ab 1867 galten in Österreich gleiche Rechte für alle ethnischen und religiösen Gruppen.
Jiddische und hebräische Sprache
Jiddisch war die verbreitete Umgangssprache, hebräisch blieb die Sprache der Gelehrten. Deutsch wurde wenig gesprochen.[11]
Die polnischen Juden im Russischen Reich (1795–1918)
Die offizielle russische Politik erwies sich als wesentlich härter für die Juden als die unter der unabhängigen polnischen Herrschaft. Die Gebiete, die vorher polnisch gewesen waren, blieben die Heimat für viele Juden, als Katharina II. (die Große), die Zarin von Russland, 1772 den Ansiedlungsrayon (Черта оседлости – tscherta osedlosti) einrichtete und die Juden damit auf die westlichen Teile zurückdrängte, die viel von Polen umfassten, aber einige Gebiete ausschlossen, in denen Juden zuvor gelebt hatten. Im späten 18. Jahrhundert lebten vier Millionen Juden im Ansiedlungsrayon.
Zunächst war die russische Politik gegenüber den polnischen Juden nicht eindeutig, weil sie zwischen strengen Regeln und aufgeklärterer Politik schwankte. 1802 führte der Zar das Komitee zur Verbesserung der Juden ein und versuchte damit, einen kohärenten Zugang zur neuen jüdischen Bevölkerung des Reiches zu entwickeln. Das Komitee schlug 1804 einige Maßnahmen vor, mit denen die Juden zur Assimilation ermutigt, aber nicht gezwungen werden sollten. Nach diesem Vorschlag sollten die Juden die Schule besuchen und sogar Land besitzen dürfen, aber er verbot ihnen, nach Russland einzureisen, verbannte sie von der Brauerei und umfasste einige andere Verbote. Die aufgeklärteren Teile dieser Politik wurden nie vollständig umgesetzt und die Bedingungen für die Juden im Siedlungsgebiet verschlechterten sich immer mehr. In den 1820ern bewahrten die Kantonisten-Gesetze von Zar Nikolaus I. (die traditionelle Doppelsteuer für Juden) die Juden angeblich vor dem Kriegsdienst, während in Wirklichkeit alle jüdischen Gemeinden gezwungen waren, Jungen zum Dienst beim Militär abzuliefern, wo sie oft zur Konversion gezwungen wurden. Obwohl den Juden mit der Emanzipationsreform von 1861 etwas mehr Rechte bewilligt wurden, waren sie immer noch auf das Siedlungsgebiet beschränkt und Einschränkungen beim Besitz und Beruf unterworfen. Der Status quo wurde jedoch 1881 durch die Ermordung des Zaren Alexander II. zerschlagen, da die Tat fälschlicherweise den Juden zugeschrieben wurde.
Pogrome
Das Attentat löste eine weitreichende Welle antijüdischer Pogrome von 1881 bis 1884 aus. Beim Ausbruch 1881 waren die Pogrome in erster Linie auf Russland beschränkt. Allerdings wurden bei einem Aufstand in Warschau zwölf Juden getötet, viele andere verletzt, Frauen vergewaltigt und Sachschäden in Höhe von mehr als 1 Million Rubel angerichtet. Der neue Zar Alexander III. beschuldigte die Juden und verfügte eine Serie strenger Restriktionen für jüdische Bewegungen, darunter die Maigesetze von 1882. Die Pogrome setzten sich in großer Zahl bis 1884 fort und wurden von der Regierung zumindest stillschweigend geduldet. Sie erwiesen sich als Wendepunkt in der Geschichte der Juden in Polen und der ganzen Welt. Die Pogrome lösten eine Flut jüdischer Auswanderung vor allem in die USA, aber auch nach Deutschland und Frankreich, aus, bei der fast zwei Millionen Juden den Ansiedlungsrayon verließen, und schufen die Voraussetzungen für den Zionismus.
Eine noch blutigere Serie von Pogromen fand von 1903 bis 1906 statt, von denen zumindest manche vermutlich von der russischen Geheimpolizei des Zaren, der Ochrana, organisiert oder unterstützt wurden. In diese Zeit fiel etwa das „Pogrom von Kischinjow“ in Bessarabien. Einige der schlimmsten Pogrome ereigneten sich auf polnischem Territorium, wo die Mehrheit der russischen Juden lebte. Dazu gehörte das Białystok-Pogrom von 1906, bei dem bis zu hundert Juden getötet und viele verletzt wurden.
Haskala und Halacha
Die jüdische Aufklärung (Haskala) begann sich im 19. Jahrhundert in Polen durchzusetzen und betonte säkulare Vorstellungen und Werte. Die Meister der Haskala, die Maskilim, drängten auf Assimilation und die Integration in die russische Kultur. Zur gleichen Zeit gab es eine andere jüdische Schule, die die traditionellen Studien und eine jüdische Antwort auf die ethischen Probleme des Antisemitismus und der Verfolgung betonte; eine Form davon war die Mussar-Bewegung. Die polnischen Juden waren im Allgemeinen weniger von Haskala beeinflusst, sondern waren Anhänger einer Fortsetzung ihres auf der Halacha gegründeten religiösen Lebens und folgten in erster Linie dem orthodoxen Judentum, dem Chassidismus und auch dem neuen religiösen Zionismus der Mizrahi-Bewegung im späten 19. Jahrhundert.
Politik im polnischen Territorium
Ende des 19. Jahrhunderts schufen die Haskala und die Debatten darüber eine steigende Zahl politischer Bewegungen innerhalb der jüdischen Gemeinde, die ein weites Spektrum von Ansichten abdeckten und bei lokalen und regionalen Wahlen um Stimmen konkurrierten. Der Zionismus wurde sehr populär mit der Ankunft der sozialistischen Partei Poale Zion sowie der religiösen polnischen Mizrahi und der immer beliebteren Allgemeinen Zionisten. Juden nahmen auch den Sozialismus auf und formten den Allgemeinen Jüdischen Arbeiterbund, der die Assimilation und die Arbeiterrechte unterstützte. Die Folkspartei trat ihrerseits für kulturelle Autonomie und Widerstand gegen die Assimilation ein. 1912 entstand die religiöse Partei Agudat Yisrael.
Angesichts der Bedingungen im Russischen Reich nicht überraschend, nahmen Juden an einigen polnischen Aufständen gegen die Russen teil, darunter dem Kościuszko-Aufstand, dem Januaraufstand von 1863 und der Russischen Revolution von 1905.
Die Zeit zwischen den Weltkriegen 1918–1939
Unabhängigkeit und polnische Juden
Die Juden spielten auch eine Rolle im Kampf um die Unabhängigkeit 1918, wobei sich einige Józef Piłsudski anschlossen, während viele andere Gemeinschaften sich für die Neutralität im Kampf um einen polnischen Staat entschieden. In der Nachwirkung des Ersten Weltkriegs und der folgenden Konflikte, die Osteuropa heimsuchten – der Russische Bürgerkrieg, der Polnisch-Ukrainische Krieg und der Polnisch-Sowjetische Krieg – fanden Pogrome gegen die Juden statt. Da vielfach den Juden unterstellt wurde, die Bolschewiki in Russland zu unterstützen, litten sie unter ständigen Angriffen der Gegner des Bolschewiki-Regimes. Am schlimmsten wüteten die Soldaten unter Kriegsminister Symon Petljura in der Ukrainischen Volksrepublik, für den alle Juden Bolschewiki und damit Feinde waren. Aber auch Rote Armee und polnische Armee organisierten Pogrome.
Gleich nach dem Ende des Ersten Weltkriegs wurde der Westen durch Berichte über angebliche massive Pogrome gegen Juden in Polen alarmiert. Die Forderungen nach dem Eingreifen der Regierung erreichten den Punkt, an dem US-Präsident Woodrow Wilson eine offizielle Kommission absandte, um die Angelegenheit zu untersuchen. Die Kommission unter der Führung von Henry Morgenthau sen. verkündete, dass die Berichte über Pogrome übertrieben seien und in einigen Fällen sogar erfunden sein könnten.[12] Sie identifizierte acht größere Vorfälle in den Jahren 1918–1919 und schätzte die Anzahl der Opfer auf 200 bis 300 Juden. Vier von diesen wurden den Handlungen von Deserteuren und einzelnen undisziplinierten Soldaten zugeschrieben; bei keinem schrieb man die Schuld der offiziellen Regierungspolitik zu. In Pińsk beschuldigte ein polnischer Offizier eine Gruppe jüdischer Kommunisten, sich gegen die Polen verschworen zu haben, und erschoss 35 von ihnen. In Lemberg wurden Hunderte von Menschen getötet im Chaos, das auf die Einnahme der Stadt durch die polnische Armee folgte, darunter 72 Juden. Viele andere Ereignisse in Polen erwiesen sich später als übertrieben dargestellt, vor allem von zeitgenössischen Zeitungen wie der New York Times, obwohl ernsthafte Misshandlungen von Juden einschließlich der Pogrome an anderen Orten fortgesetzt wurden, insbesondere in der Ukraine. Das Ergebnis der Sorge um das Schicksal der polnischen Juden war eine Reihe von Klauseln im Friedensvertrag von Versailles und ein expliziter Minderheitenschutzvertrag, die die Rechte von Minderheiten in Polen schützten. 1921 gewährte die polnische Märzverfassung den Juden gleiche Bürgerrechte und garantierte ihnen religiöse Toleranz.
Jüdische und polnische Kultur
Die unabhängige Zweite Polnische Republik besaß bis zu Beginn des Zweiten Weltkriegs eine große jüdische Minderheit, die größte jüdische Bevölkerung in Europa. Bei der Volkszählung von 1931 wurden nach ihrem Religionsbekenntnis 3.130.581 polnische Juden ermittelt. Unter Berücksichtigung des Bevölkerungszuwachses und der Emigration aus Polen zwischen 1931 und 1939 lebten am 1. September 1939 schätzungsweise 3.474.000 Juden in Polen (fast 10 % der Gesamtbevölkerung). Juden waren vor allem in Städten (73 %), weniger in Dörfern (23 %) ansässig. Im Schuljahr 1937/38 wurde an 226 Grund- und 12 Hochschulen sowie an 14 Berufsschulen in Jiddisch oder Hebräisch unterrichtet. Die jüdischen Parteien, sowohl der sozialistische Allgemeine Jüdische Arbeiterbund als auch die zionistischen Rechts- und Linksparteien und die religiösen konservativen Bewegungen, waren im Sejm (polnisches Parlament) und in regionalen Räten vertreten.
Die jüdische kulturelle Szene war äußerst lebhaft. Es gab viele jüdische Publikationen und mehr als 116 Zeitschriften. Warschau wurde zum Zentrum der jiddischen Literatur, zunächst unter Führung von Jizchok Leib Perez. Hier wuchs auch der Schriftsteller Isaac Bashevis Singer auf, der 1935 in die USA auswanderte und 1978 den Nobelpreis für Literatur erhielt. Andere jüdische Autoren aus dieser Zeit wie Bruno Schulz, Julian Tuwim, Jan Brzechwa und Bolesław Leśmian waren international weniger bekannt, leisteten aber wichtige Beiträge zur polnischen Literatur. Das jiddische Theater florierte ebenfalls; in Polen gab es fünfzehn jiddische Theater(gruppen). Das wichtigste jiddische Ensemble dieser Zeit, die Wilnaer Truppe, inszenierte 1920 im Elyseum-Theater in Warschau die Uraufführung von Salomon An-skis Drama Der Dibbuk.
Zunehmender Antisemitismus
Während der Zweiten Republik nahm die Judendiskriminierung in Polen zu; die Juden wurden oft nicht als 'wahre Polen' anerkannt. Dieses Problem wurde sowohl durch den polnischen Nationalismus mit Unterstützung der Sanacja-Regierung als auch durch die Tatsache, dass viele Juden ein von der polnischen Mehrheit getrenntes Leben führten, verursacht; 85 % der polnischen Juden gaben zum Beispiel Jiddisch oder Hebräisch als ihre Muttersprache an. Die Lage verbesserte sich vorübergehend unter der Regierung von Józef Piłsudski (1926–1935), der sich dem Antisemitismus widersetzte. 1928 hatten alle jüdischen Gemeinden in Polen denselben Rechtsstatus erlangt. Nach Piłsudskis Tod (Mai 1935) wurde die Lage für die Juden wieder schlimmer.[13] Das Lager der Nationalen Einheit kam an die Macht, das eine repressive Politik gegenüber den ethnischen Minderheiten verfolgte und die Anhänger einer toleranten Nationalitätenpolitik aus der Regierung drängte.
Die 1937 an einigen Hochschulen eingeführten halb- und inoffiziellen Quoten (Numerus clausus) sowie Segregation durch Sitzordnung (Getto-Sitzbänke, getto ławkowe) halbierten zudem die Zahl der Juden an polnischen Hochschulen zwischen der Unabhängigkeit und den späten 1930er Jahren. 1937 beschränkten die Verbände polnischer Akademiker und Rechtsanwälte ihre neuen Mitglieder auf christliche Polen; viele Stellen bei der Regierung waren für Juden unzugänglich. Es kam auch zu körperlicher Gewalt gegen Juden: von 1935 bis 1937 wurden bei antijüdischen Vorfällen 79 Juden getötet und 500 verletzt.[14] Oft wurden auch jüdische Geschäfte geplündert. Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise waren für stark landwirtschaftlich geprägte Staaten wie Polen besonders schwerwiegend. Dies sowie Boykotte trugen dazu bei, dass der Lebensstandard vieler polnischer Juden sank. Die jüdische Gemeinde in Polen am Vorabend des Zweiten Weltkriegs war groß, aber (ausgenommen einige Akademiker) deutlich ärmer und weniger integriert als in den meisten anderen westeuropäischen Ländern.
Viele Juden mit polnischer Staatsbürgerschaft lebten bereits im Ausland, auch im Deutschen Reich. Am 31. März 1938 erließ die polnische Regierung ein Gesetz über den Entzug der Staatsbürgerschaft, mit dem polnische Staatsangehörige ausgebürgert werden konnten, wenn sie seit mehr als fünf Jahren im Ausland lebten. Am 9. Oktober folgte eine Verfügung, nach der im Ausland ausgestellte Pässe ab 30. Oktober nur mit einem Prüfvermerk des polnischen Konsulats zur Einreise nach Polen berechtigten. Auf diese Weise wollte die polnische Regierung eine Massenausweisung nach Polen der im Deutschen Reich lebenden Juden polnischer Staatsangehörigkeit verhindern.[15] Die deutsche Regierung wiederum wollte diese noch rechtzeitig über die Grenze abschieben, mit der sogenannten Polenaktion. Am Grenzbahnhof Zbąszyń wurden diejenigen, die in Polen keine Familienangehörigen bzw. Bekannten hatten, bei denen sie unterkommen konnten und diejenigen denen man die Einreise verweigerte, interniert,[15] so dass Tausende Juden feststeckten, darunter die Eltern von Herschel Grynszpan, worauf dieser in Paris am 7. November 1938 den deutschen Botschaftssekretär Ernst Eduard vom Rath erschoss. Die NS-Propaganda nahm dies zum Vorwand, die Novemberpogrome 1938 („Reichskristallnacht“) auszulösen.
Gesellschaftliches Leben
In der Zwischenkriegszeit blühte das polnische Vereinsleben. Mehrere Gesellschaften organisierten 1929 erstmals die Wahl einer „Miss Judea“, die Kandidatinnen wurden in der Zeitschrift Nasz przegląd ilustrowany vorgestellt, die für die jüdische Gemeinschaft in Warschau herausgegeben wurde. Es kandidierten 130 junge Frauen, 20.000 Leser beteiligten sich an der Abstimmung. Die Siegerin wurde im Warschauer Hotel „Polonia“ gekürt. Es blieb allerdings bei dieser einen Miss-Wahl im Jahr 1929.[16][17]
Der Zweite Weltkrieg und die Ermordung der polnischen Juden (1939–1945)
Am 1. September 1939 marschierte die deutsche Wehrmacht von Westen, Süden und Norden in Polen ein und am 17. September besetzte die Rote Armee den Osten Polens. Die Juden aus Krakau, Łódź und Warschau fanden sich im deutschen Besatzungsgebiet wieder, die Juden aus Weißrussland, Galizien und Wolhynien im sowjetischen. Im erneut geteilten Polen (nach dem Hitler-Stalin-Pakt) befanden sich laut Volkszählung von 1931 61,2 % der Juden in deutsch und 38,8 % in sowjetisch besetzten Territorien. Unter Berücksichtigung der Fluchtbewegungen der Juden von West nach Ost während und nach dem Überfall auf Polen der Wehrmacht war der Prozentsatz der Juden in sowjetisch besetzten Gebieten Polens wahrscheinlich höher als bei der Volkszählung aus dem Jahre 1931.
Der Überfall auf Polen
Während des Überfalls auf Polen 1939 nahmen 120.000 polnische Bürger jüdischer Abstammung als Mitglieder der polnischen Armee an den Kämpfen gegen die Deutschen und Sowjets teil. Man nimmt an, dass während des gesamten Zweiten Weltkriegs 32.216 jüdische Soldaten und Offiziere starben und 61.000 von den Deutschen gefangen genommen wurden; die Mehrheit überlebte dies nicht. Die Soldaten und Unteroffiziere, die freigelassen wurden, fanden sich letztlich in Ghettos und Arbeitslagern wieder und erlitten das gleiche Schicksal wie die jüdischen Zivilisten.
Ausreise der geflohenen polnischen Juden aus Litauen nach Japan
Nach dem deutschen Überfall auf Polen 1939 flohen ungefähr 10.000 polnische Juden in das neutrale Litauen. Chiune Sugihara (1900–1986), der Konsul des japanischen Kaiserreiches in Litauen, trug dem stellvertretenden Volkskommissar für Auswärtige Beziehungen, Wladimir Dekanosow, der als Beauftragter der Moskauer Parteiführung für die Sowjetisierung Litauens zuständig war, den Plan vor, die jüdischen Antragsteller, die nach Japan ausreisen wollten, mit der Transsibirischen Eisenbahn bis an die Pazifikküste nach Nachodka (russisch Нахо́дка) zu schicken und von dort nach Japan ausreisen zu lassen.[18][19] Stalin und Volkskommissar Molotow genehmigten den Plan, am 12. Dezember 1940 fasste das Politbüro einen entsprechenden Beschluss, der sich zunächst auf 1991 Personen erstreckte. Nach den sowjetischen Akten reisten letztlich bis August 1941 von Litauen über Sibirien rund 3500 Personen aus, um mit dem Schiff nach Tsuruga in Japan überzusetzen und von dort nach Kōbe oder Yokohama weiterzureisen. Der Hafen von Tsuruga erhielt später den Namen „Port of Humanity“ (engl.: ‚Hafen der Menschlichkeit‘) Ein Museum in Tsugura erinnert an die Rettung der Juden.[20][21] Das japanische Außenministerium verfügte, dass ausnahmslos jeder, der ein Visum bekommen sollte, ein Visum eines Drittlandes zur Ausreise aus Japan besitzen müsse. Der niederländische Konsul Jan Zwartendijk (1896–1976) hatte 2400 von ihnen mit einem offiziellen Zielland Curaçao, einer karibischen Insel, die kein Einreisevisum forderte, oder mit Papieren für Niederländisch-Guayana (heute Suriname) versehen.[22] Etwa 5000 der Flüchtlinge erhielten ein japanisches Visum von Chiune Sugihara, mit dem sie zu den Niederländischen Antillen reisen sollten. Für die übrigen Juden ignorierte Sugihara jedoch diesen Befehl und erteilte Tausenden von Juden ein Einreisevisum und nicht nur ein Transitvisum nach Japan, womit er zwar seine Karriere aufs Spiel gesetzt, aber dadurch diesen Juden das Leben gerettet hat.
Das sowjetisch besetzte Polen
Unter den polnischen Offizieren, die vom NKWD 1941 beim Massaker von Katyn ermordet wurden, waren 500 bis 600 Juden.
Von 1939 bis 1941 wurden 100.000 bis 300.000 polnische Juden aus dem sowjetisch besetzten Territorium Polens in die Sowjetunion deportiert. Einige von ihnen, insbesondere polnische Kommunisten wie Jakub Berman, gingen freiwillig; die meisten wurden jedoch gewaltsam in die Lager des Gulag gebracht. Etwa 6.000 polnische Juden konnten die Sowjetunion mit der Armee von Władysław Anders verlassen, unter ihnen der spätere israelische Ministerpräsident Menachem Begin. Während des Aufenthalts des Zweiten Korps der polnischen Armee in Palästina desertierten 67 % (2.972) der jüdischen Soldaten, von denen viele in die "Irgun Tzwai Le’umi eintraten.
Der Holocaust: Das deutsch besetzte Polen
Im Jahre 1939 gab es in Polen 3.460.000 polnische Bürger jüdischer Abstammung.[23] Etwa sechs Millionen polnische Bürger verschwanden während des Krieges, die Hälfte von ihnen waren Juden (das war bis auf 300.000–500.000 Überlebende die komplette jüdische Bevölkerung), die in den Vernichtungslagern der Nationalsozialisten in Auschwitz, Treblinka, Majdanek, Belzec, Sobibor und Kulmhof ermordet wurden oder in den Ghettos verhungerten.[24] Viele Juden im damaligen Ostpolen fielen auch den Einsatzgruppen der Nationalsozialisten zum Opfer, die vor allem im Jahre 1941 Juden massakrierten.
Einige dieser von Deutschen veranlassten Massaker wurden teilweise unter aktiver Teilnahme polnischer Bürger durchgeführt. So zum Beispiel das Massaker von Jedwabne, bei dem nach Angaben des IPN über 300 Personen[25][26] ermordet wurden, wurde von polnischen Bürgern verübt. Das Ausmaß der polnischen Beteiligung an den Massakern gegen die jüdische Gemeinde ist umstritten; das IPN identifizierte 22 andere Städte, in denen Pogrome ähnlich dem in Jedwabne stattfanden. Die Gründe für diese Massaker sind noch nicht umfassend geklärt, aber dazu gehören Antisemitismus, Verbitterung über eine Kooperation mancher Juden mit den sowjetischen Besatzern in den Jahren 1939–1941[27], sowie unwürdiger Neid auf die Besitztümer der Juden. Eine auch im Hinblick auf die besetzten westeuropäischen Länder damals einmalige Organisation war die polnische Hilfsorganisation „Żegota“, die tausenden verfolgter Juden das Leben rettete. Andererseits gab es Polen, die von der judenfeindlichen deutschen Politik profitierten und dabei eine verhängnisvolle Rolle spielten: die sog. Schmalzowniks.
Eine maßgebliche Säule der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik war die Einrichtung von so genannten Ghettos – jüdischen Wohnbezirken, in denen die Juden eingesperrt und viele auch direkt in diesen ermordet wurden. Im Sinne des mittelalterlichen Begriffs waren die Ghettos keine Stadtteile zum Wohnen, sondern sie waren Sammellager im weiteren Vernichtungsprozess der Nationalsozialisten. Das Warschauer Ghetto war mit 380.000 Menschen das größte; das zweitgrößte in Łódź hatte 160.000 Internierte. Andere polnische Städte mit großen jüdischen Ghettos waren Białystok, Tschenstochau, Kielce, Krakau, Lublin, Lemberg und Radom. Das Warschauer Ghetto wurde am 16. Oktober 1940 vom deutschen Generalgouverneur Hans Frank eingerichtet. Zu dieser Zeit lebten dort schätzungsweise 30 % der Warschauer Bevölkerung; das Ghetto umfasste jedoch nur 2,4 % des Stadtgebiets. Die Deutschen schotteten das Ghetto am 16. November 1940 durch den Bau einer Mauer von der Außenwelt ab. Während der folgenden anderthalb Jahre wurden Juden aus kleineren Städten und Dörfern dorthin gebracht. Krankheiten (vor allem Typhus) und Hunger sorgten jedoch dafür, dass die Zahl der Gefangenen etwa gleich blieb. Die durchschnittlichen Essensrationen für Juden in Warschau waren 1941 auf 253 kcal täglich beschränkt (Polen 669 kcal, Deutsche 2613 kcal).
Am 22. Juli 1942 begannen die Massendeportationen aus dem Warschauer Ghetto; während der nächsten 52 Tage (bis zum 12. September) wurden rund 300.000 Menschen mit Zügen ins Vernichtungslager Treblinka transportiert. Die Deportationen wurden von fünfzig deutschen SS-Soldaten, 200 Soldaten der lettischen Schutzmannschaften, 200 ukrainischen Polizisten und 2.500 Mitgliedern der jüdischen Ghetto-Polizei durchgeführt. Die Angestellten des Judenrats blieben als Belohnung für ihre Kooperation zusammen mit ihren Familien und Verwandten zunächst von den Deportationen verschont. Zusätzlich wurden im August 1942 Ghetto-Polizisten unter Androhung der eigenen Deportation gezwungen, fünf Ghetto-Insassen persönlich am Umschlagplatz „abzuliefern“. Am 18. Januar 1943 widersetzten sich Gefangene, darunter Mitglieder der Jüdischen Kampforganisation (ŻOB) unter Führung von Mordechaj Anielewicz, zum Teil mit Waffengewalt weiteren Deportationsversuchen der Deutschen. Endgültig zerstört wurde das Warschauer Ghetto vier Monate nach der Niederschlagung dieses Aufstands im Warschauer Ghetto. Einige der Überlebenden, die noch in Lagern in oder nahe der Stadt festgehalten wurden, wurden ein Jahr später während des größeren Warschauer Aufstands, der von der polnischen Widerstandsbewegung Armia Krajowa angeführt wurde, von den Deutschen getötet.
Das Schicksal des Warschauer Ghetto glich dem anderer Ghettos in Polen, in denen Juden versammelt wurden. Mit der Entscheidung der Nationalsozialisten zur „Endlösung“, der Vernichtung der Juden in Europa, begann die Aktion Reinhardt 1942 mit der Eröffnung der Vernichtungslager in Bełżec, Sobibór und Treblinka, gefolgt von Auschwitz-Birkenau. Die Massendeportationen der Juden aus den Ghettos in diese Lager, wie in Warschau geschehen, folgten bald. Allein in diesen Lagern wurden bis Oktober 1943 mehr als 1,7 Millionen Juden ermordet.[28] Die Aktionszentrale »Tiergartenstrasse 4« gab schon im Jahr 1942 über 100 ihrer Spezialisten zur »Endlösung der Judenfrage« nach Osten ab. Die ersten Lagerkommandanten in Belzec, Treblinka und Sobibor kamen aus der »Aktion T4.«[29]
Polen war während des Zweiten Weltkriegs das einzige besetzte Land, in dem die Nationalsozialisten ausdrücklich die Todesstrafe für alle verhängten, die Juden schützten oder halfen.[30] Trotz dieser drakonischen Maßnahmen besitzen Polen die höchste Anzahl an Auszeichnungen Gerechter unter den Völkern im Museum von Yad Vashem.[31]
Die polnische Exilregierung deckte im November 1942 als erste die Existenz von Konzentrationslagern und die systematische Vernichtung der Juden durch die Nationalsozialisten auf. Diese Enthüllungen verdankte sie ihrem Kurier Jan Karski und den Aktivitäten von Witold Pilecki, der nicht nur Mitglied der Armia Krajowa war, sondern auch der einzige Mensch, der freiwillig in die Gefangenschaft von Auschwitz ging und eine Widerstandsbewegung im Lager organisierte.[32] Die polnische Exilregierung war auch die einzige Regierung in Europa, die eine Organisation (Żegota) aufbaute, um Juden in Polen gezielt zu helfen.
Kommunistische Herrschaft: 1945–1989
Nachkriegszeit
40.000 bis 100.000 polnische Juden überlebten den Holocaust, indem sie sich versteckten oder sich den polnischen bzw. sowjetischen Partisanen-Einheiten anschlossen. Weitere 50.000 bis 170.000 wurden von der Sowjetunion und 20.000 bis 40.000 von Deutschland und anderen Staaten repatriiert. Am Höhepunkt der Nachkriegszeit lebten 180.000 bis 240.000 Juden in Polen, vor allem in Warschau, Łódź, Krakau und Breslau.
Kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs begannen viele Juden Polen zu verlassen. Angetrieben durch erneute antijüdische Gewaltakte, insbesondere das Pogrom von Kielce 1946, die Weigerung des kommunistischen Regimes, das jüdische Eigentum aus der Zeit vor dem Krieg zurückzugeben, und den Wunsch, Gemeinden, die vom Holocaust zerstört waren, zu verlassen und ein neues Leben in Palästina zu beginnen, verließen zwischen 1945 und 1948 100.000–120.000 Juden Polen. Die Ausreise zog sich jedoch bis Anfang der 1950er Jahre hin. Überwiegend ging es mit plombierten Zügen nach Triest und von dort per Schiff nach Haifa. Ihre Abreise wurde im Wesentlichen von zionistischen Aktivisten wie Adolf Berman und Icchak Cukierman unter dem Deckmantel der halb-geheimen Organisation Berihah („Flucht“) unterstützt. Berihah organisierte auch die Alija aus Rumänien, Ungarn, der Tschechoslowakei und Jugoslawien mit insgesamt 250.000 Holocaust-Überlebenden. Eine zweite Auswanderungswelle mit 50.000 Menschen gab es während der Liberalisierung des kommunistischen Regimes zwischen 1957 und 1959.
Für die verbliebenen Juden wurde das jüdische Leben in Polen zwischen Oktober 1944 und 1950 vom Zentralen Komitee der polnischen Juden (Centralny Komitet Żydów Polskich, CKŻP) unter der Leitung des Bund-Aktivisten Szloma Herszenhorn wiederaufgebaut. Das CKŻP bot rechtliche, pädagogische und soziale Hilfe sowie kulturelle und propagandistische Dienste. Eine landesweite Jüdische Religiöse Gemeinschaft mit Dawid Kahane an der Spitze, der als oberster Rabbiner der polnischen Armee diente, fungierte von 1945 bis 1948, ehe sie von der CKŻP vereinnahmt wurde. Elf unabhängige jüdische Parteien, von denen acht legal waren, existierten bis zu ihrer Auflösung 1949/50.
Einige polnische Juden nahmen am Aufbau des kommunistischen Regimes in der Volksrepublik Polen zwischen 1944 und 1956 teil und besetzten unter anderem prominente Posten im Politbüro der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei (PZPR) – zum Beispiel Jakub Berman oder Hilary Minc (verantwortlich für die kommunistische Wirtschaft) – und beim Sicherheitsdienst (Urząd Bezpieczeństwa, UB). Nach 1956, während des Prozesses der Entstalinisierung in Polen unter dem Regime von Władysław Gomułka, wurden einige UB-Offizielle wie Roman Romkowski (geb. Natan Grynszpan-Kikiel), Józef Różański (geb. Józef Goldberg) und Anatol Fejgin wegen „Machtmissbrauchs“ (unter anderem Folterung polnischer Antikommunisten, wie Witold Pilecki) verfolgt und zu Gefängnisstrafen verurteilt. Ein UB-Offizieller, Józef Światło (geb. Izak Fleischfarb), enthüllte nach seiner Flucht in den Westen 1953 über Radio Free Europe die Methoden des UB, was zu dessen Umstrukturierung und 1956 zu einer Umbenennung zu SB führte.
Außerdem entstanden einige jüdische kulturelle Institutionen, darunter das Jüdische Theater in Warschau, das 1950 gegründet und von Ida Kamińska geleitet wurde, sowie das Jüdische Historische Institut, eine akademische Institution, die sich auf die Erforschung der Geschichte und Kultur der Juden in Polen spezialisierte, und die jiddische Zeitung Folks-Shtime (Volksstimme).
1967–1989
Nach dem Sechstagekrieg zwischen Israel und den arabischen Staaten brach die UdSSR 1967 die diplomatischen Beziehungen zu Israel ab. Diesem Vorbild folgten die meisten Staaten des Ostblocks, darunter auch Polen. 1968 waren die meisten der 40.000 verbliebenen Juden in die polnische Gesellschaft assimiliert, aber im nächsten Jahr standen sie im Mittelpunkt einer staatlich organisierten Kampagne, die jüdische Abstammung mit zionistischen Sympathien und demnach Disloyalität zu Polen gleichsetzte.
Im März 1968 boten studentische Demonstrationen in Warschau Gomułkas Politbüro die Möglichkeit, die öffentlichen Zweifel an der Staatsführung in eine andere Bahn zu lenken. So nutzte Innenminister Mieczysław Moczar die Situation als Vorwand, um eine antisemitischen Kampagne zu starten, bei der offiziell jedoch der Ausdruck „zionistisch“ benutzt wurde. Die staatlich geförderte „antizionistische“ Kampagne resultierte in der Verdrängung der Juden aus der PZPR und von Lehrstellen an Schulen und Universitäten. Der wirtschaftliche, politische und polizeiliche Druck trieb von 1968 bis 1970 25.000 Juden in die Emigration. Die Kampagne war zwar angeblich gegen Juden, die in der stalinistischen Ära Ämter bekleidet hatten, und deren Familien gerichtet, traf aber die meisten der verbliebenen polnischen Juden, unabhängig von ihrem Hintergrund.
Die Ereignisse um den März 1968 hatten diverse Konsequenzen. Die Kampagne beschädigte Polens Ansehen im Ausland, vor allem in den USA. Viele polnische Intellektuelle betrachteten die Forcierung des offiziellen Antisemitismus mit Abscheu und widersetzten sich der Kampagne. Einige Menschen, die in dieser Zeit in den Westen auswanderten, gründeten Organisationen, die zum antikommunistischen Widerstand innerhalb Polens ermunterten. In den späten 1970er Jahren beteiligten sich jüdische Aktivisten an diesen Oppositionsgruppen. Der prominenteste von ihnen, Adam Michnik (der Herausgeber der Gazeta Wyborcza), gehörte zu den Gründern des Komitees zur Verteidigung der Arbeiter (KOR). Beim Fall des Kommunismus in Polen 1989 lebten nur noch 5.000 bis 10.000 Juden im Land, von denen viele es vorzogen, ihre jüdische Herkunft zu verbergen.
Seit 1989
Mit dem Fall des Kommunismus erlebte das kulturelle, soziale und religiöse Leben der Juden in Polen eine Wiederbelebung. Viele Ereignisse im Zweiten Weltkrieg und in der Volksrepublik Polen, deren Diskussion von der kommunistischen Regime zensiert worden war, wurden nun neu bewertet und öffentlich diskutiert (zum Beispiel das Massaker von Jedwabne, die Massaker von Koniuchy und Naliboki, das Pogrom von Kielce, das Auschwitz-Kreuz und die polnisch-jüdischen Beziehungen während des Krieges im Allgemeinen).
Das Koordinationsforum gegen den Antisemitismus listete in der Zeit von Januar 2001 bis November 2005 achtzehn antisemitische Vorfälle in Polen auf. Die Hälfte davon war Propaganda, in acht Fällen kam es zu Gewaltverbrechen wie Vandalismus oder Schändung (der letzte 2003) und einmal ging es um verbalen Missbrauch. Es gab in Polen keine antisemitischen Angriffe mit Waffen, jedoch sind laut einer Untersuchung von 2005[33] antisemitische Ansichten in der Bevölkerung verbreiteter als in anderen europäischen Staaten. Nach einer im Januar 2005 vom Meinungsforschungsinstitut CBOS (Centrum Badania Opinii Społecznej) veröffentlichten Umfrage,[34] in der Polen nach ihrer Einstellung gegenüber anderen Nationen gefragt wurden, bekundeten 45 % eine Antipathie gegenüber Juden, 18 % Sympathie und 29 % Gleichgültigkeit (8 % unentschlossen); auf einer Skala von −3 (starke Antipathie) bis +3 (starke Sympathie) wurde ein Durchschnittswert von −0,67 ermittelt. Die Meinung der Polen über die Juden ist demnach mehr als 60 Jahre nach dem Krieg deutlich negativer als diejenige über die Deutschen (Durchschnittswert −0,05).
In der Zwischenzeit wurde das jüdische religiöse Leben mit Hilfe der Ronald-Lauder-Stiftung wiederbelebt. Die jüdische Gemeinde beschäftigt zwei Rabbiner, betreibt ein kleines Netzwerk von Schulen und Ferienlagern und unterstützt verschiedene jüdische Zeitschriften und Buchreihen. 1993 wurde die Union der jüdischen religiösen Gemeinden in Polen gegründet, um das religiöse und kulturelle Leben ihrer Mitglieder zu organisieren.
An der Universität Warschau und der Jagiellonen-Universität in Krakau wurden akademische jüdische Studienprogramme etabliert. Krakau ist Sitz der Judaica-Stiftung, die ein weites Spektrum kultureller und pädagogischer Programme zu jüdischen Themen für ein hauptsächlich polnisches Publikum fördert.
2014 wurde in Warschau auf dem Gelände des ehemaligen Ghettos das Museum der Geschichte der polnischen Juden eröffnet. Es bietet einen Überblick über die Geschichte der Juden in Polen vom Mittelalter bis zum Ende des 20. Jahrhunderts. Finanziert wurde der Bau von der polnischen Regierung; Deutschland unterstützte das Vorhaben mit 5 Millionen Euro. Die feierliche Grundsteinlegung fand am 26. Juni 2007 gegenüber dem Ehrenmal des jüdischen Ghettos statt.
Polen war nach Rumänien, welches auch nach 1967 die Beziehungen zu Israel nie abgebrochen hatte, der erste Staat des Ostblocks, der Israel 1986 wieder anerkannte und 1990 wieder vollständige diplomatische Beziehungen aufnahm. Das Verhältnis der Regierungen Polens und Israels verbesserte sich seither zunehmend, was sich an gegenseitigen Besuchen der Präsidenten und Außenminister zeigt.
In den vergangenen Jahren gab es einige Holocaust-Gedenkveranstaltungen in Polen. Im September 2000 versammelten sich Würdenträger aus Polen, Israel, den USA und anderen Staaten (einschließlich Hassan ibn Talal aus Jordanien) in Oświęcim, dem Standort des KZ Auschwitz-Birkenau, um die Eröffnung der renovierten Synagoge Chevra Lomdei Mishnayot und des Auschwitz Jewish Center zu feiern. Die Synagoge, die als einzige in Oświęcim den Zweiten Weltkrieg überstanden hat, und das angrenzende jüdische Zentrum für Kultur und Lehre bieten den Besuchern die Gelegenheit, zu beten und etwas über die aktive jüdische Gemeinde zu lernen, die vor dem Krieg in Oświęcim existierte. Die Synagoge war das erste kommunale Eigentum im Land, das der jüdischen Gemeinde nach einem entsprechenden Gesetz von 1997 zurückgegeben wurde. Außerdem zieht der Marsch der Lebenden im April jeden Jahres von Auschwitz nach Birkenau, um die Opfer des Holocaust zu ehren, Polen und Menschen aus Israel und anderen Orten an. Es gibt auch allgemeinere Aktivitäten wie das Jüdische Kulturfestival in Krakau, welches inzwischen zur weltweit größten jüdischen Kultur- und Musikveranstaltung aufgestiegen ist. 2009 kamen etwa 30.000 Menschen zum 19. jüdischen Kulturfestival, davon etwa 80–90 % Polen. Im Jahr davor waren es noch 20.000. Die offizielle Bezeichnung für das Festival lautet: „Festiwal Kultury Żydowskiej / Jewish Culture Festival“.
Auch wenn es keine exakten Zahlen gibt, schätzt man allgemein, dass die jüdische Bevölkerung in Polen im Jahr 2000 auf etwa 8.000 bis 12.000 gestiegen ist, von denen die meisten in Warschau, Breslau und Bielsko-Biała leben. Nach Angaben des Moses Schorr Centre und anderen polnischen Quellen könnte die tatsächliche Zahl jedoch noch höher sein, da viele der in Polen lebenden Juden nicht religiös sind. Das Centre vermutet etwa 100.000 Juden in Polen, von denen 30.000–40.000 eine direkte Verbindung, entweder religiös oder kulturell, zur jüdischen Gemeinde besitzen. Gemäß der Jewish Virtual Library und dem American Jewish Year Book 2018 leben nur noch 4.500 Juden in Polen, was 0,01 % der Bevölkerung ausmacht.[35][36]
Eine landesweite Studie des Centrum Badań nad Uprzedzeniami (poln.: Zentrum für das Studium von Vorurteilen) an der Universität Warschau[37] zeigt, dass es seit 2014 eine deutliche Steigerung an negativer Einstellung gegenüber den Juden gegeben hat. Die Studie, die sich mit den Jahren 2014 bis 2016 befasst, zeigt, dass antisemitische Hassreden immer mehr akzeptiert werden und immer größere Popularität im Internet und im polnischen Fernsehen genießen. Der Studie zufolge würden 2016 mehr als die Hälfte der Polen (55,98 %) Juden nicht als Familienmitglieder akzeptieren, ein Drittel (32,20 %) keinen jüdischen Nachbarn akzeptieren und 15,1 % keinen jüdischen Mitarbeiter.[38] Polens Präsident Andrzej Duda, die damalige Premierministerin Beata Szydło und die rechtsnationale Regierung schwiegen zu zunehmenden antisemitischen Ausschreitungen, wie beispielsweise die Verbrennung einer „Juden-Puppe“ in Breslau im November 2016, der Täter wurde festgenommen und letztendlich zu einer Gefängnisstrafe ohne Bewährung vom polnischen Gericht verurteilt.[39] 2013 glaubten nur 48 % der Befragten in Polen, dass die Juden gar keine Schuld an der Kreuzigung Christi trügen. Nur 33 % verneinten dezidiert die Frage, ob Juden Ritualmorde an christlichen Kindern verübt hätten.[40]
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ William W. Hagen: Before the „Final Solution“: Toward a Comparative Analysis of Political Anti-Semitism in Interwar Germany and Poland. In: The Journal of Modern History, Vol. 68, No. 2 (Juni 1996), S. 351–381
- ↑ Bezeichnend hierfür ist das Leben des Ehepaars Józef und Wiktoria Ulma, die in ihrem Haus einer jüdischen Familie vor der Vernichtungspolitik der Nationalsozialisten Schutz gewährt hatten und aufgrund einer Denunziation in die Fänge der Gestapo gerieten. In der Folge bezahlten sie den Judenrettungsversuch mit ihrem Leben und dem ihrer sechs seiner kleinen Kinder. Ein weiteres Kind wäre wenige Tage nach ihrer Hinrichtung geboren worden.
- ↑ Ilu Polaków naprawdę zginęło ratując Żydów?. In: CiekawostkiHistoryczne.pl. (https://ciekawostkihistoryczne.pl/2016/04/07/ilu-polakow-naprawde-zginelo-ratujac-zydow/).
- ↑ Ben-Sasson, Haim Hillel, et al.: Poland. In: Encyclopaedia Judaica. 2. Auflage. 16, Macmillan Reference USA, Detroit 2007, S. 287–326 (Gale Virtual Reference Library).
- ↑ Auf dem Bild empfängt Władysław I. Herman (sitzend Mitte rechts) eine jüdische Gesandtschaft.
- ↑ Die polnischen Chronisten berichten nichts von solchen Vorfällen, dagegen ist es bekannt, dass zur Zeit der Verfolgungen in Deutschland eine starke jüdische Einwanderung nach Polen stattfand. (Robert Hoeniger: Der Schwarze Tod in Deutschland, S. 11)
- ↑ bartleby.com (Memento vom 28. Februar 2008 im Internet Archive)
- ↑ Martin Rothkegel: Eine jüdisch-deutsche Handschrift des Buchdruckers und Konvertiten Johannes Helicz, Breslau 1537. In: Communio Viatorum. 44 (2002) 1, S. 44–50 (PDF in wayback Archiv (Memento vom 13. Februar 2012 im Internet Archive))
- ↑ Shaul Stampfer: What actually happened to the Jews of Ukraine in 1648? In: Jewish History. Bd. 17, Nr. 2, 2003, S. 207–227, doi:10.1023/A:1022330717763.
- ↑ Gunnar Heinsohn: Lexikon der Völkermorde (= Rororo 22338 rororo aktuell). Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1998, ISBN 3-499-22338-4.
- ↑ Auch in Großstädten wie Warschau, Krakau oder Lublin sprach man überwiegend jiddisch. In Ostgalizien wurde dagegen in Großstädten wie Lemberg, Brody und Czernowitz fast ausschließlich Deutsch gesprochen.
- ↑ Morgenthau-Report im englischsprachigen Wikisource
- ↑ Christian Schmidt-Häuer: Wie es zum Antisemitismus in Polen kam. In: Die Zeit, Nr. 6/2005 – Dossier.
- ↑ Martin Gilbert: The Routledge Atlas of the Holocaust, S. 21.
- ↑ 15,0 15,1 Die Abschiebung polnischer Juden aus dem Deutschen Reich 1938/1939 und ihre Überlieferung. Bundesarchiv. Abgerufen am 13. Januar 2012.
- ↑ Miss Judea 1929. Jak wybrano Zofię Ołdak najpiękniejszą z polskich Żydówek, naszemiasto.pl, 29. September 2018.
- ↑ Wojciech Rodak, Warszawianka Zofia Ołdak pierwszą Miss Judea w historii, in: Nasza Historia, 3.2019, S. 91.
- ↑ Heinz Eberhard Maul, Japan und die Juden – Studie über die Judenpolitik des Kaiserreiches Japan während der Zeit des Nationalsozialismus 1933 - 1945, Dissertation Bonn 2000, S. 161. Digitalisat. Abgerufen am 18. Mai 2017.
- ↑ Palasz-Rutkowska, Ewa. 1995 lecture at Asiatic Society of Japan, Tokyo; „Polish-Japanese Secret Cooperation During World War II: Sugihara Chiune and Polish Intelligence,“ (Memento vom 16. Juli 2011 im Internet Archive) The Asiatic Society of Japan Bulletin, March–April 1995.
- ↑ Tsuruga: Port of Humanity, Official Website of the Government of Japan. Abgerufen am 22. Mai 2017.
- ↑ Gennadij Kostyrčenko: Tajnaja politika Stalina. Vlast' i antisemitizm. Novaja versija. Čast' I. Moskau 2015, S. 304–306.
- ↑ Jan Zwartendijk, Jewish virtual library. In: Mordecai Paldiel, Saving the Jews: Amazing Stories of Men and Women who Defied the Final Solution, Schreiber, Shengold 2000, ISBN 1-887563-55-5. Abgerufen am 16. Mai 2017.
- ↑ Arno Lustiger: Jüdische Kultur in Ostmitteleuropa am Beispiel Polens.
- ↑ Holocaust Survivors and Victims Database, Datenbank der Opfer des Holocaust, US Holocaust Museum. Abgerufen am 5. Juli 2017.
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Literatur
Bibliographien
- Bibliographie zur Geschichte der Juden in Polen bei Litdok Ostmitteleuropa / Herder-Institut (Marburg)
Quellen
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Monographien, Aufsätze aus Sammelbänden und Zeitschriften
- Jakób Appenszlak (Hrsg.): The Black Book of Polish Jewry. An Account of the Martyrdom of Polish Jewry Under the Nazi Occupation. American Federation for Polish Jews, New York 1943.
- Władysław Bartoszewski: Uns eint vergossenes Blut. Juden und Polen in der Zeit der „Endlösung“. S. Fischer, Frankfurt am Main 1987, ISBN 3-10-004807-5.
- Friedrich Battenberg: Das Europäische Zeitalter der Juden. Zur Entwicklung einer Minderheit in der nichtjüdischen Umwelt Europas, Band 1: Von den Anfängen bis 1650. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1990, ISBN 3-534-11380-2 (insbesondere Kapitel 8: Blüte und Niedergang des Osteuropäischen Judentums, S. 208–233).
- Dietrich Beyrau: Antisemitismus und Judentum in Polen, 1918–1939. In: Dietrich Geyer (Hrsg.): Nationalitätenprobleme in Osteuropa, Bd. 8, Heft 2, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1982, ISSN 0340-613X, S. 205–232 (= Geschichte und Gesellschaft. Zeitschrift für Historische Sozialwissenschaft)
- Waldemara Bukowski, Zdzisława Nogi (Hrsg.): Żydzi w Polsce. Swoi czy obcy? Katalog wystawy. Centrum Polsko-Niemieckie, Kraków 1998, ISBN 83-908743-0-X (Juden in Polen. Einheimische oder Fremde? Ausstellungskatalog).
- Marek Jan Chodakiewicz: After the Holocaust. Polish-Jewish conflict in the wake of World War II. East Europe Monographs, Boulder 2003, ISBN 0-88033-511-4 (= East European Monographs, 613).
- Marek Jan Chodakiewicz: Between Nazis and Soviets. Occupation Politics in Poland, 1939–1947. Lexington Books, Lanham 2004, ISBN 0-7391-0484-5.
- Marian Fuks, Zygmunt Hoffmann, Maurycy Horn, Jerzy Tomaszewski: Polnische Juden. Geschichte und Kultur. Verlag Interpress, Warszawa 1982, ISBN 83-223-2003-5.
- Ewa Geller: Warschauer Jiddisch. Tübingen : Niemeyer, 2001 ISBN 3-484-23146-7
- Jan Tomasz Gross: Nachbarn. Der Mord an den Juden von Jedwabne. Beck, München 2001, ISBN 3-406-48233-3.
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- François Guesnet (Hrsg.): Der Fremde als Nachbar. Polnische Positionen zur jüdischen Präsenz. Texte seit 1800. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2009, ISBN 978-3-518-42119-2.
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- Antony Polonsky, Joanna Beata Michlic (Hrsg.): The Neighbors Respond. The Controversy over the Jedwabne Massacre in Poland. Princeton University Press, Princeton 2003, ISBN 0-691-11306-8 (Einleitung).
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- Léon Poliakov: Geschichte des Antisemitismus, Band 2: Das Zeitalter der Verteufelung und des Ghettos. Heintz, Worms 1978, ISBN 3-921333-96-2 (insbesondere Kapitel V: Polen als unabhängiges jüdisches Zentrum. S. 149–178).
- Murray J. Rosman: The Lords' Jews. Magnate-Jewish Relations in the Polish-Lithuanian Commonwealth during the Eighteenth Century. Harvard University and the Harvard Ukrainian Research – Center for Jewish Studies, Cambridge MA 1990, ISBN 0-916458-18-0. (= Harvard Judaic Texts and Studies. Bd. 7).
- Karol Sauerland: Polen und Juden zwischen 1939 und 1968. Jedwabne und die Folgen. Philo-Verlag, Berlin u. a. 2004, ISBN 3-86572-501-5.
- Paweł Śpiewak: Antisemitismus in Polen. In: Ewa Kobylińska, Andreas Lawaty, Rüdiger Stephan (Hrsg.): Deutsche und Polen. 100 Schlüsselbegriffe. Piper, München 1992, ISBN 3-492-11538-1, S. 308–313.
- Jehuda L. Stein: Juden in Krakau. Ein geschichtlicher Überblick 1173–1939. Hartung-Gorre, Konstanz 1997, ISBN 3-89649-201-2.
- David Vital: A People Apart. A Political History of the Jews in Europe 1789–1939. Oxford University Press, Oxford 2001, ISBN 0-19-924681-5.
- Laurence Weinbaum: The De-Assimilation of the Jewish Remnant in Poland. In: „Ethnos-Nation. Eine europäische Zeitschrift“, Bd. 7, Nr. 1, 1999, ISSN 0943-7738, S. 8–25.
- Bernard Dov Weinryb: Neueste Wirtschaftsgeschichte der Juden in Russland und Polen. Teil: 1. Das Wirtschaftsleben der Juden in Rußland und Polen von der 1. polnischen Teilung bis zum Tode Alexanders II. (1772–1881). Marcus, Breslau 1934. 2., überarbeitete und erweitere Auflage, Olms, Hildesheim 1972.
Weblinks
Allgemeines
Karten
Geschichte der polnischen Juden
- Virtuelles Schtetl Internetprojekt des Museums der Geschichte der polnischen Juden (polnisch, englisch, hebräisch, deutsch)
- Chaim Frank: Die Welt des Ostjudentums – Polen hagalil.com
- Beyond the Pale eine Geschichte der Juden in Russland, siehe insbesondere: Jews of Lithuania and Poland
- Mike Rose’s History of the Jews in Poland before 1794 und After 1794
- Virtual Jewish History Tour of Poland
- Joanna Rohozinska: A Complicated Coexistence: Polish-Jewish relations through the centuries. In: Central Europe Review, 28. Januar 2000
- Arno Lustiger: Jüdische Kultur in Ostmitteleuropa am Beispiel Polens. Friedrich-Ebert-Stiftung
- Juden in Polen: Der Vergessenheit entreißen – für die Zukunft lehren
- PORTA POLONICA Dokumentationsstelle zur Kultur und Geschichte der Polen in Deutschland (LWL-Industriemuseum)
- www.herder-institut.de: Materialien zum Antisemitismus in Polen / Beziehungen zwischen Christen und Juden in Polen
Zweiter Weltkrieg und Holocaust
- Bibliographie der Polish Jewish Relations während des Krieges (US Holocaust Museum)
- Chronology of German Anti-Jewish Measures während des Zweiten Weltkriegs in Polen
- Alexander Kimel: The Jews and the Poles: Holocaust Understanding & Prevention.
- Interview mit I. Grudzinska-Gross und J. T. Gross zu ihrem Buch Goldene Ernte über den Holocaust in Polen auf taz.de
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