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Liste der Stolpersteine in Prag-Podolí
Die Liste der Stolpersteine in Prag-Podolí enthält die Stolpersteine, die im Prager Stadtviertel Podolí verlegt wurden. Der traditionelle Bezirk zählt seit 2002 zu Prag 4. Sie erinnern an das Schicksal der Menschen, welche von den Nationalsozialisten in Tschechien ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Die Stolpersteine wurden von Gunter Demnig verlegt.
Das tschechische Stolpersteinprojekt Stolpersteine.cz wurde 2008 durch die Česká unie židovské mládeže (Tschechische Union jüdischer Jugend) ins Leben gerufen und stand unter der Schirmherrschaft des Prager Bürgermeisters. Die Stolpersteine liegen vor dem letzten selbstgewählten Wohnort des Opfers.[1][2] Die Stolpersteine werden auf tschechisch Kameny zmizelých genannt, Steine der Verschwundenen.
Die Tabellen sind teilweise sortierbar; die Grundsortierung erfolgt alphabetisch nach dem Familiennamen.
Podolí
Bild | Name | Standort | Leben |
---|---|---|---|
Bedřich Kaufmann | Lopatecká 161/17 Praha 4-Podolí |
Bedřich Kaufmann wurde am 25. November 1911 in Prag geboren. Sein Vorname wird auch Bedrikh oder in der deutschen Version Friedrich geschrieben. Er war der Sohn von Hugo Kaufmann und Olga geb. Ehrmann. Er hatte zwei jüngere Brüder: Robert (geb. 1913) und Hanuš (geb. 1917). Er war Kaufmann. Am 4. Dezember 1941 wurde er mit dem Transport J von Prag ins KZ Theresienstadt deportiert. Seine Transportnummer war 194 von 1.000. Am 18. Dezember 1943 wurde er mit Transport Ds ins Konzentrationslager Auschwitz deportiert. Seine Transportnummer war 474 von 2.503. Seine Insassennummer in Auschwitz, die auf den linken Arm tätowiert wurde, war 85587. Als sich die Rote Armee Anfang 1945 Auschwitz näherte, wurden die meisten Häftlinge des KZ auf Todesmärsche nach Westen geschickt. Die Gruppe, in der Kaufmann marschieren musste, wurde später von einem der Insassen, Friedrich Kraj, als Hungermarsch bezeichnet. Ziel des Marsches war das KZ Theresienstadt, 420 Kilometer von Auschwitz entfernt. Wenn erschöpfte Häftlinge - ohne genügend Nahrung, ohne winterfeste Kleidung, ohne ordentliche Schuhe - zusammenbrachen, wurden sie von der SS erschossen. Am 23. April 1945, als die Gruppe den Khaatal bei Schwarzheide erreichte, wurde Bedřich Kaufmann von Vertretern des NS-Regime ermordet.[3][4][5][6][7]
Gedenksteine in Khaatal (für die Opfer des Todesmarsches) und auf dem Friedhof von Prag-Olšanský (für alle fünf ermordeten Mitglieder seiner Familie) erinnern an Bedřich Kaufmann.[6][8] | |
Hanuš Kaufmann | Lopatecká 161/17 Praha 4-Podolí |
Hanuš Kaufmann, auch Hans Kaufman, wurde am 20. April 1917 in Prag geboren. Seine Eltern waren Hugo Kaufmann und Olga geb. Ehrmann. Er hatte zwei ältere Brüder, Bedřich (geb. 1911) und Robert (geb. 1913). Er war ein Angestellter und single. Sein letzter Wohnsitz vor der Deportation war in Prag II, Soukenická 14. Am 13. Juli 1943 wurde er mit dem Transport Di von Prag ins KZ Theresienstadt deportiert. Seine Transportnummer war 292 von 839. Am 1. Oktober 1944 wurde er in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert. Seine Nummer auf diesem Transport war 521 von 1.501. Er verlor sein Leben am 19. Januar 1945 im KZ Dachau.[9][10]
Auch seine Eltern und seine Brüder wurden im Lauf der Shoah ermordet. | |
Hugo Kaufmann | Lopatecká 161/17 Praha 4-Podolí |
Hugo Kaufmann wurde am 3. Juni 1883 in Ratková in der Region Banská Bystrica geboren. Seine Eltern waren Adolf und Regina Kaufmann. Er hatte zumindest eine Schwester, Olga, später verheiratete Bodo. Er war Industrieller und verheiratet mit Olga geb. Ehrmann. Das Paar hatte zumindest drei Söhne, Bedřich (geb. 1911), Robert (geb. 1913) und Hanuš (geb. 1917). Er wurde zu einem unbekannten Zeitpunkt in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Dort wurde er am 17. Juli 1942 vom NS-Regime ermordet.[11][12]
Seine Frau und alle drei Söhne wurden ebenfalls im Laufe der Shoah ermordet. Der Bericht über seine Ermordung an Yad Vashem wurde von seiner Schwester Olga eingereicht, die überleben konnte.[13] | |
Robert Kaufmann | Lopatecká 161/17 Praha 4-Podolí |
Robert Kaufmann wurde 1913 geboren. Er war der Sohn von Hugo Kaufmann und Olga geb. Ehrmann. Er hatte zwei Brüder, Bedřich (geb. 1911) und Hanuš (geb. 1917). Er war ein Industrieller und verheiratet. Sein letzter Wohnsitz vor der Deportation war in Prag XII, Lucemburská 16. Am 4. Dezember 1941 wurde er mit dem Transport J von Prag ins KZ Theresienstadt deportiert. Seine Transportnummer war 745 von 1.000. Am 19. Oktober 1943 wurde er mit dem Transport Es in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert. Seine Nummer auf diesem Transport war 1163 von 1.500. Er wurde vom NS-Regime ermordet.[14][15]
Auch seine Eltern und seine Brüder wurden im Lauf der Shoah ermordet. | |
née Ehrmann |
Olga KaufmannováLopatecká 161/17 Praha 4-Podolí |
Olga Kaufmannová geb. Ehrmann wurde am 14. Februar 1886 in Osek, Bezirk Písek geboren. Sie war die Tochter von Sigmund oder Zigmund Ehrmann (1854-1935) und Julia geb. Kafka, auch Julie oder Julia (1854-1939). Sie hatte zwei Bruder und drei Schwestern: Martha (später Weiskopf, 1884-1942), Fanny (später Klein, 1888-1943), Rudolf (1891-1983), Jindra (1895-1975) und Ida (später Bergman, Geburts- und Sterbedatum nicht bekannt). Sie heiratete Hugo Kaufmann. Das Paar hatte mindestens drei Söhne, Bedřich (geb. 1911), Robert (geb. 1913) und Hanuš (geb. 1917). Es ist nicht bekannt, wann sie verhaftet wurde und wann sie im Konzentrationslager Auschwitz ankam. Sie wurde aber in den Todesregistern von Auschwitz erfasst. Sie wurde am 7. Oktober 1942 in Auschwitz vom NS-Regime ermordet.[16][17]
Ihr Mann und alle drei Söhne wurden im Laufe der Shoah ermordet. Ihre Schwester Martha, damals bereits Witwe, wurde in das Vernichtungslager Maly Trostinez deportiert und dort getötet. Wahrscheinlich wurde auch ihre Schwester Fanny vom Nazi-Regime getötet. Ihre Brüder konnten überleben. Jindra starb 1975 an einem unbekannten Ort, Rudolf 1983 in Kiryat Bialik, Haifa. | |
geb. Grafová |
Kamila LeknerováPodolská 293/154 Praha 4-Podolí |
Kamila Leknerová geb. Grafová wurde am 5. April 1868 geboren. Sie wurde am 20. Juni 1942 mit dem Transport AAe ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Ihre Transportnummer war 349 von 1.005. Dort wurde sie am 13. Mai 1943 vom NS-Regime ermordet.[18] |
Verlegedaten
Die Stolpersteine in Prag wurden von Gunter Demnig persönlich an folgenden Tagen verlegt: 8. Oktober 2008, 7. November 2009, 12. Juni 2010, 13. bis 15. Juli 2011 und 17. Juli 2013 (soweit die auf der Website des Künstlers angegebenen Termine). Weitere Verlegungen erfolgten am 28. Oktober 2012, sind allerdings auf der Website nicht erwähnt.
Quellen
- Holocaust.cz, tschechische Holocaust-Datenbank (deutschsprachige Version)
- Stolpersteine.eu, Demnigs Website
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Zdeňka Kuchyňová: Praha má na chodnících své první pamětní kameny holocaustu, Bericht des tschechischen Rundfunksenders Radio Praha vom 19. Oktober 2008, online auf: www.radio.cz/...
- ↑ Stolpersteine in der Tschechischen Republik , Bericht der Vereinigung Stolpersteine.cz, online auf: archive.is/6bh0z
- ↑ holocaust.cz: BEDŘICH KAUFMANN, abgerufen am 27. März 2017
- ↑ The Central Database of Shoah Victims' Names: BEDRICH KAUFMANN, abgerufen am 27. März March 2017
- ↑ The Central Database of Shoah Victims' Names:BEDRIKH KAUFMANN, abgerufen am 27. März 2017
- ↑ 6,0 6,1 Im schönen Khaatal ..., abgerufen am 27. März 2017
- ↑ Die meisten Quellen erwähnen den 25. April 1945 als Todestag von Bedřich Kaufmann. Wir vertrauen dem Zeugnis von Heinrich Roeder, einem Insassen und Sanitäter, der Notizen machte, welche Beteiligte des Todesmarsches wann und wo verstarben.
- ↑ Billion Graves: Olga Kaufmannova, abgerufen am 27. März 2017
- ↑ holocaust.cz: HANUŠ KAUFMANN, abgerufen am 27. März 2017
- ↑ The Central Database of Shoah Victims' Names: HANS KAUFMAN, abgerufen am 27. März 2017
- ↑ geni.com: Hugo Kaufmann, abgerufen am 27. März 2017
- ↑ holocaust.cz: HUGO KAUFMANN, abgerufen am 27. März 2017
- ↑ The Central Database of Shoah Victims' Names: HUGO KAUFMANN, abgerufen am 26. März 2017. Es gibt einige Fehler in diesemem Bericht, beispielsweise berichtet sie, dass ihr Bruder 1882 geboren worden sei und dass er in Auschwitz getötet wurde. Das entspricht nicht allen anderen Quellen.
- ↑ holocaust.cz: ROBERT KAUFMANN, abgerufen am 26. März 2017
- ↑ The Central Database of Shoah Victims' Names: ROBERT KAUFMANN, abgerufen am 27. März 2017
- ↑ The Central Database of Shoah Victims' Names: OLGA KAUFMANN, abgerufen am 27. März 2017
- ↑ geni.com: Olga Kaufmann (Ehrmann), abgerufen am 26. März 2017
- ↑ holocaust.cz: KAMILA LEKNEROVÁ, abgerufen am 27. März 2017
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