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Mohr
Der Begriff Mohr ist eine seit dem Mittelalter verwendete deutschsprachige Bezeichnung für Menschen mit dunkler Hautfarbe, zum Beispiel historisch in Bezug auf Kuschiter und Mauren oder später allgemeiner für Schwarzafrikaner. Er wird nur noch selten gebraucht und heute – wegen seiner kolonialen und teilweise rassistischen Verwendung – häufig als negativ empfunden.[1]
Viele reale Personen und fiktive Gestalten wurden in der europäischen Kulturgeschichte als Mohren wahrgenommen, beschrieben und abgebildet. Einige dieser Personen und Gestalten haben als Wappenfigur in die Heraldik Eingang gefunden, andere dienten als Vorlage für musische Werke. Der Begriff und das Bild des Mohren fand außerdem Eingang in zahlreiche Folgebegriffe, zum Beispiel im Bereich der Fauna und Flora. Insbesondere die Verwendung von bildlichen Darstellungen des Mohren als Unternehmenslogo und in der Werbung für bestimmte Produkte, aber auch im Rahmen unterschiedlicher Bräuche hat die Zwiespältigkeit des Begriffs zwischen historischer Entwicklung und Verwendung als stereotype Bezeichnung deutlich gemacht, die eine bestimmte Vorstellung von einem Dunkelhäutigen weckt, und vor allem nach 1960 zu Diskussionen um dessen diskriminierenden Charakter geführt.
Sprachgeschichtliches
Das Wort ist bereits im Althochdeutschen des 8. Jahrhunderts in der Form mōr belegt.[2] Ursprünglich bezeichnete es, gleich wie später im Mittelhochdeutschen[3] (in der Form mōr oder mōre) einen Mauren. Der Begriff Maure selbst stammt vom Griechischen μαῦρος, was so viel wie „schwarz, dunkel, dunkelhäutig, dunkelhaarig“ bedeutet. Mauretanien bedeutet daher zunächst das Land der Dunkelhäutigen. Das lateinische maurus kennzeichnet in aller Regel bereits den Mauren als Herkunftsbezeichnung (aus der Provinz Mauretania bzw. dem Königreich Mauretanien).
Im Mittelhochdeutschen wurde dann nicht selten zwischen swarzer mōr („Maure mit dunkler Hautfarbe“) und mōr („Maure“) differenziert. Sogar heute noch findet sich im Deutschen die Bezeichnung schwarzer Mohr, was man aber eher als unnötige Doppelung (Tautologie) oder als literarische Betonung empfindet. Sehr früh belegt ist auch die Verbindung von mōr und Ethiops (Bewohner Äthiopiens).
Andererseits wurden jedoch sowohl das einfache mōr als auch hellemōr („Höllenmohr“) als Synonyme für den Teufel verwendet, den man sich damals mit schwarzer Hautfarbe vorstellte. So dichtete Walther von der Vogelweide: „Nun lehret ihn sein schwarzes Buch, das ihm der Hölle Mohr gegeben hat und aus ihm lesen sie nun vor.“ Von Anfang an ist also eine ambivalente Bedeutung zwischen Herkunft und Hautfarbe gegeben. Da zugleich das griechische Wort μωρός moros („töricht, dumm, gottlos“) mitschwingt, wurde der Begriff schon sehr früh als mehrfaches Stereotyp verwendet.
Erst im 16. Jahrhundert erwarb das Wort Mohr im Deutschen die ausschließliche Bedeutung eines Menschen mit schwarzer Hautfarbe, während der Maure fortan als solcher bezeichnet wurde.
Als im 18. Jahrhundert der Ausdruck „Mohr“ dann zunehmend durch den Begriff „Neger“ ersetzt wurde, kam es dabei auch zur Gegenüberstellung von edlem Mohr (vorkoloniale Vorstellung) und primitivem Neger (koloniale Vorstellung). Auch der Versuch, zwischen schwarzafrikanischen „Negern“ und weißafrikanischen „Mohren“ im Zuge der Rassentheorien zu differenzieren, ist heute obsolet.
Die Bezeichnung Mohr für einen Menschen dunkler Hautfarbe wird heute nur noch in historischen Zusammenhängen verwendet. Wie auch der Ausdruck „Neger“ kann „Mohr“ als ein rassistisch diskriminierender Ausdruck verstanden werden.
Bedeutung in anderen Sprachen
Im Französischen wird sowohl le more als auch le maure (auch Lemaure) in der Regel als „der Maure“ verstanden. In den aktuellen Wörterbüchern gilt die Schreibweise mit o daher lediglich als orthographische Variante.[4]
Die Sarden nennen die vier „Mohren“ auf ihrem Wappen und auf ihrer Fahne Sos Bator Moros, wobei Moru mit Braun- bzw. Dunkelhäutiger zu übersetzen ist.[5]
Die Korsen sprechen entsprechend von U Moru. Beides ist im Deutschen eher mit „der Maure“ zu übersetzen als mit „der Mohr“.
Im Italienischen bedeutet il moro zunächst der Mohr im Sinne von „der Dunkle“ (siehe Ludovico Sforza) oder Schwarzbraune[6] , nicht aber „der Schwarze“ (il nero). Es ist eine Bezeichnung, die eher auf die dunkelhäutigen Mauren bezogen wird, denn auf Schwarzafrikaner.
Im Spanischen ist el moro ebenfalls nicht der Mohr, sondern historisch eine Bezeichnung für die arabisch-muslimischen Mauren, die Spanien zwischenzeitlich erobert hatten.[7] Heute wird es hauptsächlich als negativ besetztes bis diskriminierendes Wort für muslimische Araber allgemein verwendet. In diesem Zusammenhang ist auch der Beiname „Matamoros“ für den heiligen Jakobus den Älteren zu sehen, der in der Übersetzung und Ikonographie meist als Maurentöter bzw. Maurenschlächter, nur selten als Mohrentöter bzw. Mohrenschlächter wiedergegeben wird.
Auch im Englischen wurden früher mit „the Moors“ die mittelalterlichen muslimischen Einwohner von al-Andalus, also der Iberischen Halbinsel, und des Maghreb bezeichnet, deren Kultur moorish genannt wird.[8] Der Mohr als schwarzer Afrikaner ist im Englischen dagegen analog zum Mittelhochdeutschen the blackamoor.[9] Die muslimische Glaubensgemeinschaft in Sri Lanka wird im Englischen ebenfalls als „moors“ bezeichnet, auch wenn kein direkter Bezug zu Afrika besteht. Die Religionszugehörigkeit zum Islam führte zur Übernahme dieser Bezeichnung für andere moslemische Gruppen.
Mohr als Stereotyp
Selten beruhen mitteleuropäische Darstellungen von „Mohren“ auf tatsächlichen Begegnungen, weit eher auf Reisebeschreibungen und überlieferten Darstellungen. Historische Abbildungen von Mohren folgen daher oft einem Stereotyp: dunkle bis schwarze Haut, dicke Lippen, krauses Haar, oft mit großen Ohrringen oder anderen Attributen „wilder Völker“.
Zahlreiche Wortprägungen, historische Namen, Wappen und Abbildungen haben dieses Bild des „Mohren“ bis heute erhalten.
Begegnungen zwischen Europäern nördlich der Alpen und Afrikanern hatten bis ins 18. Jahrhundert Seltenheitswert. Zwar lebten und kämpften in der Römerzeit auch dunkelhäutige Afrikaner als Soldaten der römischen Armee in Mitteleuropa, doch endete dies mit der Zeit der Völkerwanderungen. Im Mittelalter und der Frühen Neuzeit sind bildliche Darstellungen von Menschen schwarzer Hautfarbe nördlich der Alpen daher eine bemerkenswerte Ausnahme, während in den italienischen Staaten wie der Republik Venedig der Kontakt zu Afrika nie abriss.
Was für die christliche Komponente im Blick auf den „Höllenmohr“ und den „schwarzen Mann“ zutrifft, hat sich im Mittelalter durch die veränderte Heiligendarstellung und -verehrung (vor allem Schwarze Madonnen, ein Mohr als einer der Drei Heiligen Könige, Hl. Mauritius) und durch die positive Verwendung von Mohren in bischöflichen Wappen (unter anderem Freising, Würzburg) relativiert.
Erst seit der Kolonialzeit kommen diese „Mohren“ aus Afrika und Amerika auch als Sklaven an die europäischen Höfe. An Fürstenhöfen, aber auch bei reichen Bürgern, wird es bis ins 18. Jahrhundert eine Prestigesache bleiben, „Hofmohren“ zu haben, gewöhnlich als Kammerdiener („Kammermohren“) oder soldatisch gekleidete, eher zur Zier dienende Wachen. Viele andere kamen auch zum Militär, meist als Spielleute.
Bekannte Mohren sind beispielsweise Anton Wilhelm Amo († nach 1753), der „hochfürstliche Mohr“ Angelo Soliman († 1796) und Ignatius Fortuna († 1789). Solimans Leiche endete makabrerweise als ausgestopftes Präparat in der Sammlung der kaiserlichen Naturalienkabinette Wien. [10]
Ein relativ frühes Beispiel für die anthropologische Einordnung von Mohren zwischen europäischem Mensch und Affen stellt das im Jahr 1784 erschienene Buch Über die körperliche Verschiedenheit des Mohren vom Europäer von Samuel Thomas von Soemmerring dar. Seine Auffassungen fußten auf dem aristotelischen Konzept der Scala Naturae, der „Stufenleiter der Wesen“, und ordneten allem Leben einen festen Platz in einer Hierarchie „niederer“ und „höherer“ Wesen zu.[11] Offiziere aus Hessen-Darmstadt hatten dem Mediziner Körper von in Deutschland verstorbenen Sklaven zur Sezierung überlassen. Diese „Mohren“ waren aus Amerika mitgebracht worden, sind hier aber an der mangelnden klimatischen Anpassung, durch Infektionskrankheiten oder durch Selbstmord gestorben. Sömmering stellte seine Befunde dieser Sektionen Befunden gegenüber, die er an den Leichen von Europäern und exotischen Tieren gewonnen hatte. Er sah das „praktische Vorurtheil“ bestätigt, „dass im allgemeinen, im Durchschnitt, die afrikanischen Mohren doch in etwas näher ans Affengeschlecht, als die Europäer gränzen. Sie bleiben aber drum dennoch Menschen.“[12]
Schließlich dienten einige Mohren als Ausstellungsattraktionen auf Jahrmärkten, Wandermenagerien, später in speziellen Völkerschauen (beispielsweise im zoologischen Garten der Firma Hagenbeck). Die Blütezeit der Völkerschauen war in Europa zwischen 1870 und 1940.
May Ayim, eine der Pionierinnen der afrodeutschen Bewegung und der kritischen Weißseinsforschung in Deutschland, übte in diesem Zusammenhang in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts deutliche Kritik an der christlich-abendländischen Farbsymbolik, die „die Farbe Schwarz von jeher mit dem Verwerflichen und Unerwünschten in Verbindung“ gebracht habe:
- „Entsprechend sind in der frühen Literatur Beispiele zu finden, wo weiße Menschen durch unrechtmäßiges Verhalten zu ‚Mohren‘ werden. Im Kirchenvokabular des Mittelalters wurden in markanter Weise die Bezeichnungen ‚Aethiops‘ und ‚Aegyptius‘ zeitweise als Synonyme für den Begriff Teufel benutzt. Religiös bestimmte Vorurteile und Diskriminierungen bildeten so einen Teil des Fundamentes, auf dem sich in der Kolonialzeit mühelos ein Konglomerat rassistischer Überzeugungen entfalten konnte, welches die Schwarzen Heiden (Mohren) zu Schwarzen Untermenschen (Negern) werden ließ.“ May Ayim (1997) [13]
Ignatius Fortuna auf Repräsentationsgemälde der Essener Fürstäbtissin Franziska Christine († 1776)
- Humanzoogermany.jpg
Völkerschau – Kolonialausstellung in Stuttgart (1928)
Wandermenagerie mit Mohren. Paul Friedrich Meyerheim: In der Tierbude, 1894; Gemäldegalerie, Dresden
Das „Mohrenland“: Zur geografischen Herkunft der „Mohren“
Heute wird der Begriff „Mohr“ mit Menschen aus Subsahara-Afrika in Verbindung gebracht, der historische Sprachgebrauch zielt dagegen auf Menschen aus nordafrikanischen Regionen, vor allem aus Nordostafrika (Äthiopien, Eritrea, Abessinien, Aksum, Nubien) und Nordwestafrika (Mauretanien, Westsahara, Mali, Marokko, Algerien, siehe Bidhan).
Im Deutschen hat das Wort „Mohr“ allem Anschein nach historisch eine stärkere Affinität zum altgriechischen Wort ethiopos (für „verbranntes Gesicht“). Die Identifizierung von Mohren mit Mauren kommt von der zugrundeliegenden Lautähnlichkeit und dem spanischen Einfluss, wo moro aus historischen Gründen das Wort für den arabisch-islamischen Mauren ist.
Wenn im Mittelalter, so zum Beispiel auch im Zusammenhang mit dem „Freisinger Mohr“, latinisiert von caput aethiop(i)s bzw. caput ethiopicum die Rede ist, hat dies im damaligen Kontext daher nicht unmittelbar etwas mit Äthiopien zu tun, sondern ist bereits allgemein mit „Mohrenkopf“ zu übersetzen.
In diesem Sinne übersetzt auch Martin Luther das Land Kusch, das sich südlich an Ägypten anschloss (Ez 29,10 LUT) und im griechisch-römischen Sprachraum den Namen Äthiopien erhielt (so auch in der Septuaginta), konsequent mit „Mohrenland“. Dabei gibt (Jer 13,23 LUT) den Ausschlag, wo es heißt: „Kann etwa der Kuschite seine Haut wandeln oder der Panther seine Flecken?“ Auch hier steht bei Luther „der Mohr“. Der Prophet Jesaja hat dagegen bei seiner Beschreibung der Kuschiten (Jes 18 EU) nicht auf die Hautfarbe angespielt, sondern stattdessen auf ihre Körpergröße („hochgewachsen“) und Unbehaartheit („blank“). Im Blick auf den äthiopischen Kämmerer scheint Luther außerdem die Begriffe „Morgenland“ und „Mohrenland“ miteinander zu identifizieren.
1670 schrieb Jerónimo Lobo über die „wahre Beschaffenheit des Mohrenlandes, sonderlich des abbysinischen Kayserthums“. Andererseits verstand Giovanni Antonio Cavazzi da Montecuccolo 1694 bei seiner historischen Beschreibung des „occidentalischen Mohrenlandes“ darunter neben anderen Gebieten die drei Königreiche Kongo, Matamba und Angola.
1728 erschien erstmals in Deutsch der Bericht von Bartolomeo de Rogatis Von dem Verlust des Königreichs Spanien und dessen Wieder-Eroberung aus denen Händen der Mohren, womit wiederum die Mauren gemeint sind.
1894 wurde das Buch Dr. Adschai Samuel Crowther, der erste evangelische Neger-Bischof, oder Mohrenland wird seine Hände ausstrecken zu Gott veröffentlicht. Hier liegt also auch Nigeria im Mohrenland.
Sogar Anfang der 1930er Jahre erschienen noch Titel wie Als Mohrenland noch christlich war … (G. von Massenbach, 1933), Der Erstling aus Mohrenland (Biographisches von Samuel Ali Hussein, 1932) oder Altes und Neues aus dem Mohrenland (Kirchen- und Missionsgeschichtliches von Christoph Schomerus, 1934), wobei hier sowohl „Mohr“ und „Neger“ austauschbar werden als auch zunehmend ganz Afrika zum „Mohren-“ bzw. „Negerland“ wird.
Mohren in der europäischen Kulturgeschichte
Die Sibylle Agrippina
Die Sibylla Agrippina wird als einzige unter den Sibyllen als Mohrin im Purpurgewand dargestellt[14], zum Beispiel durch den flämischen Maler Jan van den Hoecke (1611–1651).[15]
Biblische Gestalten
Da Luther in seiner Bibelübersetzung die Kuschiter generell mit Mohren identifizierte, gelten heute auch einige biblische Gestalten als Mohren bzw. Mohrinnen. Dagegen sprechen die Einheitsübersetzung von Kuschitern und die King James Bible von Äthiopiern.
Die Frau des Moses
Moses heiratete die Kuschitin Zippora. Die entsprechende Passage in Numeri 12,1 LUT heißt bei Luther: „Und Mirjam und Aaron redeten wider Mose um seines Weibes willen, der Mohrin, die er genommen hatte, darum dass er eine Mohrin zum Weibe genommen hatte“.
Serah, der Mohr und Tirhaka, König der Mohren
Auch beim kuschitischen Heereszug gegen König Asa (2 Chr 14,7–8 LUT) ist bei Luther vom „Sieg Asas über die Mohren“ die Rede und von deren Anführer „Serah, der Mohr“. Nach Pierer’s Universal-Lexikon von 1857 handelt es sich um einen ägyptischer König, der bei den klassischen Schriftstellern Osorthon heiße und um 950 v. Chr. von Asa besiegt worden sei.[16]
In 2 Kön 19,9 LUT und in Jes 37,9 LUT) nennt Luther Thirhaka „König der Mohren“ bzw. „der Mohren König“. Es handelt sich dabei mit großer Wahrscheinlichkeit um Taharqa, König von Kusch bzw. Nubien, der von um 690 bis 664 v. Chr. regierte.[17]
Äthiopischer Kämmerer
In der Apostelgeschichte (Apg 8,26 LUT) ist von einem äthiopischen Kämmerer der Königin Kandake – bei Luther aus dem „Mohrenland“ – die Rede, der vom Diakon Philippus getauft wird. Dieser Mohr gilt als Gründer, Philippus als Vater der äthiopischen Kirche.
Schon der Kuschite, bei Luther wieder „Mohr“, Ebedmelech war zu Zeiten des Propheten Jeremia als Hofkämmerer beschäftigt (Jer 38–39 LUT). Er rettet den Propheten aus der Zisterne.
Die Darstellung der „Taufe des Kämmerers“ wurde im 16. und 17. Jahrhundert speziell in den Niederlanden ein beliebtes Sujet, unter anderem bei Abraham Bloemaert (1566–1651) und Rembrandt (1606–1669).[18]
Die Mohrin im Hohenlied Salomos und die Königin von Saba
Anders verhält es sich in Bezug auf das Hohelied, das traditionell dem König Salomo zugeschrieben wird. Er beschreibt dort seine Geliebte als dunkelhäutig (Hld 1,5–6 EU): „Ich bin schwarz, aber gar lieblich, ihr Töchter Jerusalems, wie die Hütten Kedars, wie die Teppiche Salomos. Sehet mich nicht an, dass ich so schwarz bin; denn die Sonne hat mich so verbrannt.“ Aufgrund dieser Beschreibung, also nicht aufgrund einer Übersetzung folgte der Schluss, dass es sich um eine Mohrin handeln müsse.
Diese Figur wird der Tradition gemäß mit der Königin von Saba identifiziert. Daher haben mittelalterliche Künstler geschlossen, dass die Königin von Saba eine Mohrin gewesen sein müsse. Eine frühe und recht eindrückliche Darstellung in diesem Sinne findet sich im romanischen Verduner Altar in Klosterneuburg aus dem Jahr 1181.[19]
Und ebenfalls am Ende des 12. Jahrhunderts findet sich in Parma eine Statuen-Darstellung der Königin von Benedetto Antelami (um 1150 – um 1230). Er gestaltete sie als mittelalterliche Prinzessin, dunkelhäutig und mit blondem Haar.[20]
Schwarze Madonna
Vermutlich in der allegorischen Übertragung des Hohenliedes auf Jesus (Gott) und Maria (Kirche) und in Anlehnung an die Darstellungen der Königin von Saba kam es zu Darstellungen von Maria, der Mutter des Jesus von Nazareth, als Mohrin, siehe Schwarze Madonna. Die ältesten, der Legende nach wie viele Ikonen dem Evangelisten Lukas zugeschriebenen, Bildnisse von Schwarzen Madonnen, stammen wohl aus dem 6. bis 9. Jahrhundert, die entsprechenden Statuen aus dem 12 und 13. Jahrhundert. Die Tradition von Oropa im Piemont erzählt davon, dass der heilige Bischof Eusebius von Vercelli († 381) im 4. Jahrhundert, nach seiner Teilnahme am Konzil von Nicaea, eine Schwarze Madonna mitgebracht und in die von ihm gegründete Klosterzelle gebracht habe. Die heute dort verehrte Statue stammt dagegen eher aus dem 13. Jahrhundert.[21]
Der Mohr der Heiligen drei Könige
Einer der Heiligen Drei Könige wird seit dem 12. Jahrhundert, verstärkt seit etwa Anfang des 14. Jahrhundert[22] als schwarzer Afrikaner dargestellt. Hintergrund ist die schon ältere Auffassung von Augustinus und Hrabanus Maurus, dass die drei Könige Nachfahren der drei Söhne Noachs seien und die drei damals bekannten Erdteile repräsentieren.
Je nach Region und Tradition unterschiedlich wird Caspar – der „jüngste“ König, der Weihrauch bringt –, Melchior oder Balthasar als Mohr dargestellt. Zunächst war es wohl überwiegend Balthasar, der auch als König von Saba aufgefasst wurde, doch später in der Volkstradition am häufigsten Caspar, der diese Kennzeichnung erhielt.[23] Die Volkstradition kann sich dabei auf Pseudo-Bedas Codex Vaticanus (traditionell ins 10. Jh. datiert) berufen, wo Kaspar als Mohr genannt wird.[24] Melchior wird unter anderem in der Geschichte Warum der schwarze König Melchior so froh wurde von Karl Heinrich Waggerl so beschrieben. Diese Auffassung wurde im Mittelalter auch im Ingeram-Codex von 1459 vertreten.
Die dunkle Hautfarbe, die man dem König zuschrieb, entstammt wohl einer Fehldeutung eines überlieferten Textes. Dennoch hat sich die Darstellung eines Königs als Mohr in der Bildenden Kunst bis heute erhalten. Insbesondere in der Gotik- und Renaissance-Malerei nördlich der Alpen entwickelte sich der dunkelhäutige nach und nach zum schwarzen König, gegen Ende des 15. Jahrhunderts zunehmend mit einer kontrastreichen hellen Kleidung:
Gentile da Fabriano (1370–1428), Florentiner Akademie, 1423 (galt lange als die früheste Abbildung)
Hans Multscher, Wurzacher Passionsaltar, 1437
Rogier van der Weyden, Dreikönigsaltar, 2. Drittel des 15. Jahrhunderts
Hugo van der Goes, um 1470
Hans Memling, Dreikönigsaltar, um 1470
Epiphanie von Hieronymus Bosch, um 1475/80
Krakauer Hochaltar von Veit Stoß, vor 1489
Albrecht Dürer, Anbetung der Könige, um 1490–1493
Dreikönigsbild von Hieronymus Bosch, um 1495
Während im Ingeram-Codex König Melchor ein Mohrenwappen führt, ist es in einem Tiroler Wappenbuch aus dem letzten Viertel des 15. Jahrhunderts der selbst hellhäutig dargestellte König Balthasar.[25]
Stefan Lochner, Kölner Dom, Standarte mit Mohrenwappen, um 1440
Ingeram-Codex: König Melchor führt ein Mohrenwappen, 1459
Im religiösen Brauchtum rund um das Dreikönigsfest, insbesondere beim Sternsingen, wird traditionell ein König geschwärzt. Auf diesen Brauch abhebend zeigen mehrere bundesdeutsche Briefmarken einen Mohrenkönig.
- Stamps of Germany (BRD) 1971, MiNr 660.jpg
Briefmarke 1971
- Stamps of Germany (Berlin) 1981, MiNr 658.jpg
Briefmarke 1981 (Berlin)
- DPAG 2007 2626 Weihnachten.jpg
Briefmarke 2007
Hl. Mauritius
Der heilige Mauritius († um 290) wurde – ähnlich wie auch der heilige Maurus – aufgrund seines Namens in langer Tradition als Mohr gesehen. Nicht selten wurde im deutschen Alltagssprachgebrauch aus dem Vornamen Mauritius bzw. Maurus die geschliffene Kurzform Mohr.
Mauritius war zunächst Schutzpatron Burgunds. Am 21. September 937, am Vorabend des Festes des heiligen Mauritius, gründete der im Jahr zuvor zum König gekrönte Otto I. in Magdeburg in Anwesenheit von zwei Erzbischöfen, acht Bischöfen und zahlreicher weltlicher Adliger das Mauritiuskloster. Nach seiner Heirat mit Adelheid, der Tochter von König Rudolf II. von Burgund, im Jahr 951, erhielt Otto I. von deren Bruder König Konrad III. von Burgund zum Weihnachtsfest 960 die Reliquien des hl. Mauritius aus der Abtei Saint-Maurice im Schweizer Kanton Wallis, die er ins Mauritiuskloster brachte. 955 ließ er den ersten Magdeburger Dom bauen, der der hl. Katharina von Alexandrien und dem hl. Mauritius geweiht ist. Historischer Hintergrund ist wohl der Sieg gegen die Ungarn auf dem Lechfeld von 955, den Otto auf die Hilfe des hl. Mauritius zurückführte. 962 ließ Otto I. sich im Zuge seiner Krönung zum Kaiser von Papst Johannes XII. auch das Fest des Heiligen bestätigen.
Zur Zeit der Ottonen und Stauferkaiser breitete sich die Verehrung von Mauritius in ganz Deutschland aus, er wurde zum Reichsheiligen und zum vom Hochadel bevorzugten Kriegerheiligen. Unter anderem wurde die von ihm der Legende nach übermittelte „Heilige Lanze“ als Reichskleinodie in wichtigen Kriegszügen des Reiches vorangetragen.[26] Vom 12. Jahrhundert an fand die Salbung des Kaisers im Petersdom zu Rom am ursprünglich von Otto I. gestifteten Mauritius-Altar statt.[27] Der Mauritiuskult in Magdeburg blühte unter Erzbischof Wichmann von Seeburg wieder auf, ab 1209 im nach der Feuerzerstörung (1207) unter Erzbischof Albrecht I. von Käfernburg neu errichteten Dom. Darin befindet sich eine Vielzahl von Mauritiusdarstellungen, auch eine der ältesten figürliche Statuen, die ihn als Mohr zeigt (um 1250).
Zunächst vereinzelt – zum Beispiel in der Deutschen Kaiserchronik aus dem 12. Jahrhundert – vom späten 14. Jahrhundert an immer häufiger wird Mauritius als Mohr dargestellt und gilt seither auch als Patron aller Handwerker, die mit Farben zu tun haben. Ihm wurden immer zahlreicher neue Kirchen geweiht. Immer häufiger wurde er Wappenfigur auf den Schildern von Adelsgeschlechtern und Städten – darunter am bekanntesten die Adelsfamilien Wolffskeel und Grumbach sowie die Stadt Coburg.
Der Heilige findet sich auch auf dem ältesten Siegel der Stadt Ingolstadt von 1291, aber wohl noch nicht als Mohr.[28] Die Stadtpfarrkirche St. Moritz zu Ingolstadt trägt wohl seit dem 13. Jahrhundert dieses Patrozinium, enthält aber ebenfalls keine Mohren-Darstellungen. Ein von Hans Mielich (1516–1573) gemalter Ritter-Mohr Mauritius findet sich dagegen im Hochaltar des Ingolstädter Münsters.[29]
Die Kombination von Mohrenkönig und dem hl. Mauritius als Mohr erscheint auf dem Dreikönigsaltar von Hans Baldung aus dem Jahr 1507, der sich heute in den Staatlichen Museen Berlins befindet. Gemalt wurde er für den Halleschen Dom.[30] Für die Stiftskirche St. Moritz in Halle malte Matthias Grünewald (1475–1528) im Auftrag des Erzbischofs von Magdeburg einen hl. Mauritius.
Moses, der Äthiopier
Moses der Äthiopier bzw. der Schwarze war ein christlicher Einsiedlermönch in Ägypten, Glaubensbote bei den Sarazenen und späterer Bischof. Er wurde um 320 in Athiopien geboren und starb dort um 390/395. Als Äthiopier hatte er dunkle Hautfarbe und wurde daher traditionell als „Mohr“ dargestellt.[31] Er ist der erste namentlich bekannte schwarzafrikanische Heilige und gilt als Patron der Afroamerikaner.
Belakane
Die schöne Sarazenenkönigin Belakane in Wolfram von Eschenbachs Parzival ist eine Mohrin. Ihr und Gahmurets Sohn Feirefiz wird als Elster-Mischling vorgestellt („schwarz-weiß-gescheckt“). Der Sohn von Feirefiz und Repanse de Schoye wird dereinst der sagenumwobene Priesterkönig Johannes sein. Die Spekulationen über einen historischen Hintergrund dieser Figuren sind vielfältig und umstritten.
Ludwig der Mohr und Alessandro de Medici
Der Mailänder Herzog Ludovico Sforza (1452–1508) hat bei den Italienern den Beinamen il Moro („der Dunkle“), ebenso wie der Florenzer Herzog Alessandro de Medici (1510–1537), wobei bei ihm il Moro meist mit „der Maure“ wiedergegeben wird.
Der Mohr von Venedig
Der Mohr von Venedig, der später durch Shakespeares Schauspiel Othello (um 1604, gedruckt 1622), dem Karl Meisls Theaterstück Othellerl, der Mohr von Wien oder Die geheilte Eifersucht (1806) und durch die Opern von Gioacchino Rossini (1816) und Giuseppe Verdi (Otello, 1887) bekannt wurde, war ursprünglich nur dem Familiennamen, nicht der Hautfarbe nach ein Mohr. Shakespeare hatte dabei die Novelle Un Capitano Moro aus den Degli Hecatommithi (1565) von Giambattista Giraldi († 1573) als Grundlage verwendet. Die Moral dieser Novelle zielte auf die Unklugheit europäischer Frauen, wenn sie temperamentvolle Männer anderer Völker heiraten. Historisches Vorbild dieser Novelle war Cristofalo Moro, der 1505 als Gouverneur der Republik des heiligen Markus nach Zypern zog, um dort die Insel gegen die heidnischen Türken zu verteidigen. Während Othello bei Giraldi seine Frau aus Eifersucht ermordet und dieser Mord später von deren Verwandten gerächt wird, tötet er sich bei Shakespeare nach Einsicht in seinen Irrtum selbst. Der historische Capitano Moro dagegen kehrte wohl nach drei Jahren wieder nach Venedig zurück, wobei seine Frau auf der Rückfahrt starb, was ihn in tiefe Trauer stürzte.[32] Während Giraldi eindeutig von der „negrezza“ des Mohren sprach, ist es in der Shakespeare-Forschung umstritten, ob die Bezeichnung „moor“ mehr auf die Herkunft, die Kultur oder die Hautfarbe oder eine Mischung daraus zielt.[33]
1692 wurde vom Kapuziner-Missionar Dionigi de Carli eine von diesem Komplex unabhängige Schrift mit dem Titel Der nach Venedig überbrachte Mohr in Deutsch veröffentlicht.
Tod der Desdemona. Gemälde von Alexandre Marie Colin (1829)
Othello und Desdemona in Venedig. Gemälde von Théodore Chassériau (1850)
Tod der Desdemona. Gemälde von Eugène Ferdinand Victor Delacroix (1858)
Benedikt der Mohr
Benedikt der Mohr (um 1526 in San Fratello bei Messina in Italien, † 4. April 1589 in Palemero auf Sizilien) wurde als Kind von äthiopischen Sklaven in Sizilien geboren, wirkte später als Mönch auf Sizilien und Ordensoberer in Palermo. Er wurde 1807 von der katholischen Kirche heiliggesprochen.[34]
Der Mohr Peters des Großen
Der Mohr Peters des Großen mit Namen Abraham Petrowitsch Hannibal († 1781) [35] war ein abbessinischer Fürstensohn und Vorfahr von Alexander Sergejewitsch Puschkin, der dessen Lebensschicksal später in einem Roman ausgestaltete. Hannibal kam zunächst als Sklavenkind an den ottomanischen Sultanshof nach Konstantinopel und dann über den Gesandten Tolstoi als Sekretär an den Zarenhof, wo er 1705 – mit dem Zaren als seinem Paten – getauft und später von diesem wie sein eigener Sohn geliebt wurde. Herangewachsen, nahm er eine militärische Laufbahn, fiel dann aber in Ungnade, als er sich nicht verheiraten lassen wollte.[36] 1976 entstand über ebendiesen Mohren im Stile eines Märchens der sowjetische Film Wie Zar Peter seinen Mohren verheiratete von Alexander Mitta.
Nègre au turban von Eugène Delacroix (1798–1863), als Illustration in der Biographie von Hugh Barnes verwendet
Porträt seines Sohnes, Iwan Abramowitsch Hannibal (1735–1801), russischer Admiral
Schwarzer König beim Schach
In mittelalterlichen Schachbüchern wird der Schwarze König als Mohr charakterisiert, so zum Beispiel im Konstanzer Schachzabelbuch von 1479 (heute in der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien).[37]
Der Mohr von Riedlingen
Die Fasnet in Riedlingen an der Donau kennt einen Mohren, die Riedlinger selbst sind die dazugehörigen „Mohrenwäscher“. Für diesen Umstand wird folgende Geschichte als Begründung angeführt: In Riedlingen gastierte einmal ein Zirkus, bei dem unter anderem ein Schwarzer, ein „Mohr“ war. Da die Einwohner Riedlingens bislang noch nie einen Schwarzen gesehen hatten, glaubten sie, es handle sich dabei um einen Weißen, der sich nicht gewaschen habe. Sie packten ihn, brachten ihn zum Marktbrunnen und versuchten, den Mohr weiß zu schrubben, was jedoch nicht gelingen wollte.
Mohren in der Heraldik
→ Hauptartikel: Mohr (Heraldik)
Der Mohr als Wappenbild wurde schon früh in die Heraldik eingeführt und wird als eine gemeine Figur bezeichnet. Der Mohr ist in vielen Wappenschilden und im Oberwappen vertreten. Beispiele sind das Wappen von Papst Benedikt XVI., vom Hochstift Freising oder das Wappen der Pappenheimer.[38]
Literatur und Kunst
Literatur und Theater
Neben Othello, dem Mohren von Venedig, gibt es in Literatur und Theater zahlreiche weitere Motive:
Hermann von Sachsenheim: Die Mohrin
Hermann von Sachsenheim († 1458) dichtete um 1453 das größere allegorisierende erzählende Gedicht „Die Mohrin“, das er Mechthild von der Pfalz widmete. Sie hatte 1452 in zweiter Ehe den späteren Erzherzog Albrecht VI. von Österreich geheiratet. Er ist der Bruder von Kaiser Friedrich III. Das Gedicht wurde 1512 in Straßburg erstmals gedruckt.
Friedrich Schiller: Der Mohr von Tunis
Das geflügelte Wort „Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen“ lautet im Original: „Der Mohr hat seine Arbeit getan, der Mohr kann gehen.“ Friedrich Schiller legte diesen verbitterten Satz in den Mund des Spitzbuben Muley Hassan, des Mohren von Tunis (Die Verschwörung des Fiesco zu Genua).
Heinrich Hoffmann: Moritat von den schwarzen Buben
Bekannt ist auch die Moritat „von den schwarzen Buben“ aus dem Kinderbuch Struwwelpeter von Heinrich Hoffmann (1845): „Es ging spazieren vor dem Tor / ein kohlpechrabenschwarzer Mohr …“, in der sich Kinder über einen Mohren wegen seiner Hautfarbe lustig machen, dann jedoch vom „großen Nikolas“ in ein Tintenfass getunkt werden. Sie werden also zur Strafe „viel schwärzer als das Mohrenkind“ gemacht. Die Geschichte dient der antirassistischen Erziehung, aber der schwarze Knabe wird als stereotyper Schwarzafrikaner (barfuß, dicklippig, krauses Haar, nackt bis auf eine kurze Hose) dargestellt; jedoch mahnt der Dichter: „Ihr Kinder, hört mir zu, und lasst den Mohren hübsch in Ruh! Was kann denn dieser Mohr dafür, dass er so weiß nicht ist wie ihr?“
Heinrich Heine: Der Mohrenkönig
Heinrich Heine veröffentlichte 1844 das Gedicht Der Mohrenkönig in seiner Gedichtsammlung Romanzero. Und in seinem Wintermärchen Caput 14 stehen die Heiligen drei Könige stellvertretend in der Kritik, darunter auch Herr Gaspar, der König der Mohren. Der Mohrenkönig von Heine ist eine Weiterfabulierung der Ballade Der Mohrenfürst von Ferdinand Freiligrath, vertont von Carl Loewe.
Weitere Mohren und Mohrinnen in der Weltliteratur
Mohren und Mohrinnen, als solche bezeichnet, spielen außerdem in folgenden Werken eine bedeutende Rolle:
- Giambattista Basile (1575–1632): Das Pentameron.
- Friedrich Hildebrand von Einsiedel: Die Mohrin. Lustspiel. Übersetzung nach Terenz.
- Ernst Lorenz Michael Rathlef: Die Mohrinn zu Hamburg. Tragödie, 1775.
- Friedrich Wilhelm Ziegler: Die Mohrin. Schauspiel in vier Aufzügen, 1802.
- Christian Dietrich Grabbe: Herzog Theodor von Gothland. (dort der Drahtzieher Berdoa), 1822.
- Johanna Satori-Neumann: Die Mohrin. Roman, 1854.
- Georg Horn (Schriftsteller): Der Mohr von Berlin. Roman, 1886.
- Anton Ohorn: Der Mohr von Jena und andere Erzählungen. 1916.
- Carry Brachvogel: Der Mohr der Dubarry. 1925.
- Gertrud Fussenegger: Mohrenlegende. Eine Weihnachtsgeschichte. 1937.
- Hermann Kesten: Der Mohr von Kastilien. Um die Krone. Roman, 1956.
- Hans Dieter Schwarze: Der Mohr von Brandenburg. Komödie, 1960.
- Werner Bergengruen: Die Schwestern aus dem Mohrenland. Erzählung, 1963.
- Tankred Dorst: Die Mohrin. Theaterstück, 1964.
- Ruth Hoffmann: Der Mohr und der Stern. 1966.
- Gisela Frankenberg: Der blaue Mohr. 1968.
- Lukas Hartmann: Die Mohrin. Roman, 1995.
Im Jugendbuch Mohr und die Raben von London von Vilmos Korn und Ilse Korn tritt Karl Marx (seinem Spitznamen gemäß) in einer Nebenrolle als „Mohr“ auf.
Musik
Mohren im Musiktheater
Neben den Othello-Opern sollten auch der Mohr Monostatos aus der Zauberflöte von Mozart und Antonio Salieris Musikkomödie Il Moro, sowie dessen deutsche Oper Die Neger nicht vergessen werden. Und der König der Nubier Amonasro in Verdis Aida ist ebenfalls ein Mohr. Auch Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal ließen am Ende des „Rosenkavaliers“ „einen kleinen Neger in Gelb“ auftreten, „ein Präsentierbrett mit Schokolade tragend“.
Moriskentanz, Morris Dance, Moresken
Von den Mauren leiten sich auch die Morisken her sowie der nach ihnen benannte Tanz. Mit den Moriskentänzern verwandt sind im Bereich der Volksmusik in England die sogenannten „Morris dancers“. Dieser Morris Dance ist mit dem Square Dance verwandt.
Orlando di Lasso († 1594, München) schrieb neapolitanische Madrigale, die er Moresken nennt und in denen neben Figuren der commedia dell'arte auch „Mohren“ als Spaßmacher und exotisches Element vorkommen.
Malerei und Skulptur
Im Bereich der bildenden Kunst sind hervorzuheben:
- Erasmus Grassers Mohr im Ensemble von 16 Moriskentänzern (1480) [39]
- Höfischer Mohrentanz bei Fackelbeleuchtung 1517 in Augsburg (unbekannt, z.T. Dürer zugeschrieben)
- Die Mohrin Katherina von Albrecht Dürer (1521)[40]
- der Mohr von Matthias Grünewald (vor 1528).[41]
- Der Kontrabass mit Mohrenkopf (um 1650) von Jakob Stainer, Absam.
- zwei Mohrenbilder des Amsterdamer Malers Nicolaes Pieterszoon Berchem (1620–1683)
- der Mohr mit Smaragdstufe von Johann Melchior Dinglinger und Balthasar Permoser (1720/24), der heute im Grünen Gewölbe in Dresden ausgestellt ist.
Die Dienstbotenrolle vieler Mohren in der Kolonialzeit hat sich auch in funktionellen Mohrenfiguren niedergeschlagen, zum Beispiel im sogenannten Rauchverzehrer-Mohr.
Skulpturengruppe Netzziehende Mohren von Pehr Henrik Lundgren, 1845, ursprünglich im Hagapark, jetzt im Schloss Ulriksdal bei Stockholm, Schweden
Werbung
Der Sarotti-Mohr
Der 1868 von Hugo Hoffmann gegründete und 1881 durch Übernahme der „Confiseur-Waaren-Handlung Felix & Sarotti“ unter dem Namen Sarotti bekannt gewordene Schokoladenhersteller wirbt seit den 1920er Jahren mit dem „schokoladenbraunen Sarotti-Mohr“ als Firmenlogo. Nach Beendigung des Krieges entwarf die Werbeagentur des Grafikers Julius Gipkens anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Unternehmung, in Anlehnung an die erste Fabrikationsstätte in der Mohrenstraße, das erste Mohrenzeichen: drei Mohren mit dem Tablett. Am 27. August 1918 wurde das Markenzeichen angemeldet.
Die bis heute verwendete Gestalt erhielt der Mohr dann von Gipkens 1920 und wurde 1922 zur eingetragenen Marke. Die Werbefiguren trugen einen Turban und ein Tablett und sollte wohl ursprünglich auf die traditionelle Funktion von Mohren als Bedienstete des Hochadels anspielen. Möglicherweise sollen sie auch auf den Anbau von Kakao in Afrika verweisen (der meiste Kakao kam zu der Zeit allerdings aus Südamerika). Denkbar ist auch, dass damit Sinnlichkeit und gesteigerte Genussfähigkeit assoziiert werden sollen, wie sie in stereotypen Vorstellungen den Bewohnern südlicher Länder zugeschrieben werden. (Wichtig ist in diesem Kontext der Kolonialismus, der in Europa Fantasien vom „sinnlichen Süden“ anregte; siehe Exotismus). Vielleicht geht die Nutzung des Mohren aber auch auf die Produktionsstätte der Neumann'schen Warenhandlung zurück; diese befand sich nämlich eine Zeit lang in der Berliner Mohrenstraße. Der Mohr trat seit 1918 (dem 50-jährigen Bestehen des Unternehmens) auf Produktverpackungen, in der Print-Werbung wie auch ab 1964 in der Fernsehwerbung auf und wurde seither in zahlreichen Formen als Souvenir vermarktet. Seit 2004 wird der Sarotti-Mohr von der Firma Stollwerck offiziell als „Sarotti-Magier der Sinne“ bezeichnet. Die Figur wurde farblich umgestaltet und jongliert nun mit Sternen, statt ein Tablett zu tragen.
Der Meinl-Mohr
Auch im Logo der Wiener Kaffeerösterei Julius Meinl findet sich ein „Mohr“. Der Meinl-Mohr trinkt Kaffee, trägt einen hohen roten Fez und die Uniform eines Hotelpagen oder Dienstboten. Er wurde 1924 von dem Grafikdesigner Joseph Binder entworfen und 1965 zu einer abstrakteren Darstellung modernisiert. Auch mit ihm sollten Sinnlichkeit und eine „weltoffene“ und „exotische“ Atmosphäre von südländischen Hotels oder Kolonialherren-Anwesen assoziiert werden. Für die USA hat der Meinl-Konzern das schwarze Gesicht durch Gold ersetzt. In Europa präsentiert sich Meinl weiterhin mit dem traditionellen „Mohren“ mit rotem Fez. Allerdings gibt die Firma offiziell an, der Mohr ähnele einem „sympathischen Barockengel“ und stehe daher für „die europäische Komponente“ der Firma.
Weitere Begriffsverwendungen
Grube Schwarzer Mohr
In der Nähe des bayerischen Ortes Dürrenwaid im Frankenwald gibt es eine aufgelassene und erschlossene Grube mit Namen Schwarzer Mohr.
Apotheken, Gasthäuser, Brauereien, Häuser
„Mohren“ finden sich auch vielfach in den Namen und Wappen von Apotheken, Gasthäusern und Brauereien. Bei den Apotheken ist wohl öfter der Nachname des ersten Besitzers ausschlaggebend gewesen denn die Vorstellung vom Mohren, der dann erst später in die Wappen Eingang gefunden hat. Dagegen wird bei der Benennung von Gasthäusern und Brauereien wohl öfter an den schwarzen König der Heiligen Drei Könige angeknüpft.
- Mohrenapotheken finden sich zum Beispiel in:
- Deutschland: Aschaffenburg,[42] Bad Königshofen im Grabfeld, Bad Langensalza, Bad Salzungen, Baesweiler, Bautzen, Bayreuth, Bergheim, Bielefeld, Bochum, Bonn, Bremen, Chemnitz-Bernsdorf, Celle, Coburg (seit 1955 in der Mohrenstraße), Dortmund, Eberbach, Erfurt, Erlangen, Friedberg, Fürth, Gelsenkirchen, Görlitz, Halle, Hamburg, Hanau, Hannover, Heidelberg, Heilbronn, Herne, Hofgeismar, Jüterbog, Karlstadt, Kassel, Kiel, Köthen (Anhalt), Konstanz (Apotheke seit 1788), Kulmbach (1563 eröffnet), Langenfeld, Leipzig-Wiederitzsch, Magdeburg, Mainz, Meerbusch, Meisenheim (erbaut im 16. Jahrhundert), Memmingen, Mühlhausen/Thüringen, München (seit 1438)[43], Nordhausen/Thüringen, Nürnberg zu St. Lorenz (erste urkundliche Erwähnung: 1442), Nürnberg-Südstadt, Osnabrück, Regensburg, Schwäbisch Gmünd, Schwäbisch Hall, Torgau, Ulm (seit 1568),[44], Weiden, Wolfsburg, Worms, Wuppertal und Zwickau
- Grossherzogtum Luxemburg: Stadt Luxemburg
- Österreich: Bad Radkersburg, Graz-Gries, Krems an der Donau und Wien
- Schweiz: Winterthur ZH
- vgl. auch die Erzählung Die Leute aus der Mohrenapotheke von Ernst Penzoldt
- Mohrenbrauereien gibt oder gab es unter anderem in Bayreuth, Dornbirn, Coburg, Leutkirch im Allgäu (Brauereigasthof „Zum Mohren“), in Ravensburg, in Schwäbisch Gmünd („Drei Mohrenbrauerei“) und in Zwiefalten-Baach.
- Gasthäuser, Restaurants, Hotels etc. mit dem Titel „Zum Mohren“ finden sich zum Beispiel in:
- Deutschland: Das Volkshaus zum Mohren in Gotha, ein historisch bedeutsamer Versammlungsort, wurde 2007 abgerissen. Außerdem finden sich entsprechende Lokalitäten in: Aachen, Ansbach, Augsburg („Drei Mohren“), Aulendorf, Bad Sachsa, Bayreuth („Brauereigasthof Mohren Bräu Bayreuth“), Erlangen („Mohrenkopf“), Ettlingen („Drei Mohren“), Flensburg, Gotha, Halle (Saale), Heidelberg („Großer Mohr“ und „Kleiner Mohr“), Isselburg, Kandel („Zu den drei Mohren“), Landsberg am Lech, Niederstotzingen, Oberpullendorf, Ottobeuren, Poppenricht (Zu den Drei Mohren), Ravensburg, Riedlingen und Rottweil
- Österreich: Burgeis, Rankweil, Reutte, Salzburg
- Schweiz: Willisau
- Südtirol: Prissian bei Meran, Reschen
- Als Mohrenhaus sind bekannt:
- ein Herrenhaus in Radebeul, heute Kindergarten;
- ein 1444 erstmals urkundlich erwähntes Gebäude in Bamberg;
- das Grissemann-Haus in Lienz;
- ein Haus im III. Wiener Gemeindebezirk, das Angelo Soliman für zehn Jahre besessen hat;
- ein Gebäude in Schongau, heute Seniorenwohnanlage;
- weitere Gebäude in Dresden, Euren und Schwabsoien
- In Erfurt gibt es ein Haus zum Mohrenkopf
Firmenwappen der Mohrenbrauerei August Huber im österreichischen Dornbirn
Gasthaus in Rottweil
Straßen, Plätze und Brunnen
- Bekannt ist die Mohrenstraße in Berlin, die um 1700 nach Afrikanern benannt wurde, die als Sklaven nach Deutschland verschleppt wurden und in Berlin dort wohl untergebracht waren. Viele von ihnen wurden ab 1707 beim preußischen Militär als Spielleute ausgebildet. Die Firma Sarotti hatte in der Mohrenstraße 10 von 1881 bis 1913 ihren Hauptsitz und entwickelte unter anderem aus diesem Umstand heraus ihre Werbefigur, den Sarotti-Mohr. 2004 hat die PDS einen Antrag auf Umbenennung der Straße gestellt, weil der Name rassistisch sei (siehe Political Correctness). Heute haben in der Mohrenstraße das Bundesministerium der Justiz, das Bundesministerium für Arbeit und Soziales, der Beauftragte der Bundesregierung für Menschenrechtsfragen ihren Sitz.
- Es gibt aber auch Mohrenstraßen in Coburg, Köln, Radebeul, Wuppertal, Gotha, Schwäbisch Hall, Dillingen, Annaberg-Buchholz, Weiden in der Oberpfalz, Fürth etc.
- Einen Mohrenplatz haben unter anderem Gera, Willisau, Garmisch-Partenkirchen.
- Auch Mohrenbrunnen sind häufig:
- In Deutschland gibt es Mohrenbrunnen in Freising, Eisenberg, Möhringen, Obergünzburg, Tuttlingen[45] und im Kloster Schöntal.
- In Italien gibt es seit 1575 eine Fontana del Moro in Rom (Piazza Nova). Sie wurde 1655 von Giannantonio Mari nach Zeichnungen von Gian Lorenzo Bernini umgestaltet und zeigt den Kampf zwischen einem Mohren (eigentlich ein muskulöser Triton) und einem Delfin. Außerdem gibt es eine Fontana dei quattro mori im Garten der Villa Lante (Bagnaia). Ein Denkmal mit vier Mohren gibt es außerdem in Livorno und in Marino. In Anlehnung an dieses Motiv nennt sich heute ein bekannter Rotwein aus Castel de Paolis I quattro mori.
- In der Schweiz befindet sich ein Mohrenbrunnen in Schaffhausen[46] und Stein am Rhein.
Zünfte
- Zunft zum Mohren, Schneidergesellschaft in Bern
„Schwarzer Mann“ – „Schwarzer Peter“
Auch die Figur des Schwarzen Mannes, so zum Beispiel als Kinderschreck im Kinderspiel: Wer hat Angst vorm Schwarzen Mann? gehört in diesen Zusammenhang. Dabei ist es unklar, auf was genau der „schwarze Mann“ sich bezieht. Die angebotenen Deutungsmöglichkeiten reichen von einer biosoziologischen Erklärung über Tod, Teufel, Köhler und Schornsteinfeger bis direkt zum Mohren. Wahrscheinlich ist jedoch, dass diese Figur zunächst nicht für dunkelhäutige oder verrußte Menschen steht, sondern allgemein für das dunkle Angstmachende und Böse („Butzemann“, im Englischen „Bogeyman“, siehe auch „Oger“ und „Puk“). Die mittelalterliche Vorstellung vom Teufel als schwarzem Mohr wurde erst allmählich durch die Vorstellung vom „roten Teufel“ abgelöst.
Eine Verbindung könnte auch bestehen zum holländischen „Zwarte Piet“ (Schwarzer Peter), der im niederländischen Brauchtum vergleichbar dem Krampus oder dem Knecht Ruprecht den aus Spanien von den Mohren (Mauren) kommenden hl. Nikolaus von Myra bei seinen Kinderbesuchen begleitet. Der „Zwarte Piet“ hatte dabei im 19. Jahrhundert einen Teufel als Knecht abgelöst. Eine Legende besagt, dass Sinterklaas einst einem Sklavenjungen namens Petrus freigekauft hatte, der dann aus Dankbarkeit beim Bischof geblieben sei. Der Brauch führt in den Niederlanden immer wieder zu öffentlichen Rassismus-Debatten.[47]
Das bekannte Kartenspiel „Schwarzer Peter“ dagegen stammt wohl aus dem Biedermaier um 1830. Ob es an den Nikolausbegleiter „Zwarte Piet“ oder an den Zeitgenossen und Kumpan des Schinderhannes, den Räuber Johann Peter Petri (1752 – nach 1812), der auch unter dem Namen „der alte Schwarzpeter“ oder „Schwarzer Peter“ bekannt war, ist noch unklar.
Bezeichnungen in Flora, Fauna, Chemie und Alchemie
Pflanzen
Die Begriffe Mohrrübe bzw. Möhre und Mohr haben keine gemeinsame etymologische Herkunft; Möhre geht auf westgermanisch *„murhōn“ „Möhre“ zurück, Mohr auf lateinisch maurus. Allerdings trägt die Wilde Möhre in der Mitte der Blütendolde eine durch Anthocyane schwarz/schwarzrot gefärbte „Mohrenblüte“. Die Mohrenhirse (Sorghum bicolor) erhielt die Bezeichnung wegen ihrer Herkunft aus Afrika, der Mohrenkopfmilchling (Lactarius lignyotus) wegen seiner Farbe. Die Wortbildung von Morcheln „kleine Möhren“ könnte wegen der dunklen Köpfe einiger Arten von vulgärlateinisch mauricula „Kleine Mohrin“ beeinflusst sein.
Tiere
Taxonomische Bezeichnungen mit „aethiop(i)s“ bzw. „aethiopiacis“ (griech. für „wachsend im Mohrenland“ oder „durch die Sonne versengt“) können auf „mohrenhaftes“ Aussehen verweisen. In der Gattung Erebia gibt es eine Anzahl von Arten, die auf Grund ihrer vorwiegend dunkelbraun gefärbten Flügel als Mohrenfalter bezeichnet werden, so der Graubindige Mohrenfalter (Erebia aethiops).
Im Deutschen sind zudem die Bezeichnungen Mohrenkaiman (Melanosuchus niger), Mohrenklaffschnabel (Anastomus lamelligerus) und Mohrenkopfpapagei (Poicephalus senegalus) verbreitet. Die Äthiopische Grünmeerkatze (Chlorocebus aethiops) wird mitunter Mohrenaffe genannt. Im Englischen gibt es einen Black Moor Goldfish.
Chemie, Alchemie
Der Arzt und Begründer der Homöopathie Samuel Hahnemann zählt in seinem von 1793 bis 1798 herausgegebenen „Apothekerlexikon“ einige Stoffe auf, deren deutsche Bezeichnungen mit Mohr kombiniert wurden. Sie sind bereits vor Hahnemann in der Alchemie und Chemie, seit ihm vor allem in der Homöopathie verbreitet:
- Salvia aethiopis („Mohrensalbei“),
- Mercurius aethiops alcalisatus („alkalisierter Mohr“, Quecksilber, abgerieben mit Krebsstein),
- Aethiops antimonialis („Spießglanzmohr“, Verbindung aus rohem Spießglanz mit Quecksilber),
- Aethiops martialis („Eisenmohr“, im Wesentlichen Eisenoxydulosyd),
- Aethiops martis Lemeryi („Lemery's Eisenmohr“),
- Aethiops mineralis empyrus oder apyrus bzw. Aethiops mercurialis („Mineralmohr“, „mineralischer Mohr“ oder „Quecksilbermohr“, entsteht durch Zusammenreiben des rohen Quecksilbers mit gleichen Teilen schmelzenden Schwefels, siehe auch Zinnober),
- Aethiops narcoticus („schlafmachender Mohr“ oder „Schlafmohr“),
- Mercurius aethiops saccharatus („Zuckermohr“, Quecksilber, abgerieben mit Zucker)
- Aethiops vegetabilis („Pflanzenmohr“, Blasentang, in verdeckten Geschirren schwarz gebrannt und zu Pulver gemacht)
Aethiops caput („Mohrenkopf“) nennt Hahnemann den in der Destillation verwendeten Hutabkühler.
Sonstiges
Schaumwaffelgebäck Mohrenkopf, Süßspeise Mohr im Hemd und Eismohr
Die südwestdeutsche Bezeichnung „Mohrenkopf“ für einen Schokokuss (Schaumwaffelgebäck mit Schokoladenüberzug) stammt vermutlich ebenfalls aus den 1920er Jahren. Sie leitet sich von der dunklen Farbe der Schokolade und der damals gängigen Assoziation von „Mohren“ mit Schokolade her. Die offiziellen Namensgebungen mit rassistischer Tendenz wurden mittlerweile abgeändert. Die österreichische Süßspeise Mohr im Hemd trägt ebenfalls diesen Namen. Die Verwendung des Werbespruchs „I will mohr!“ im Rahmen einer Werbekampagne der Eismarke Eskimo für eine Eisvariante des „Mohr im Hemds“ führte zu Beschwerden beim Österreichischen Werberat.[48] Unilever verzichtete daraufhin auf eine Verlängerung der Kampagne.[49]. Des Weiteren wird Softeis mit Schokoladenüberzug oftmals „Eismohr“ genannt. Auch die Süßspeise Mohr im Hemd wird in Kombination mit Vanille-Eis als „Eismohr im Hemd“ bezeichnet.
Mohrle und Mohrenköpfle
Im süddeutschen Sprachraum werden schwarze Katzen und Hasen häufig „Mohrle“ genannt: „Unsre Katz heißt Mohrle, hat ein schwarzes Ohrle, hat ein schwarzes Fell …“ Das Schwäbisch-Hällisches Landschwein wird dort auch als „Mohrenköpfle“ bezeichnet.
Biermischgetränk Mohr
Ein Biermischgetränk aus Cola und Hefeweizen wird in Süddeutschland mitunter als Mohr, häufiger jedoch als Neger bezeichnet.
Nickneger
Sogenannte Nickneger sind kleine, meist sitzend dargestellte Mohren-Statuen, die in Kirchen oder Gemeindehäusern - meist im Zusammenhang mit Krippendarstellungen - stehen und auf einen als Geldkassette dienenden Sockel montiert sind. Wirft man eine Münze in den Geldschlitz, so wird über einen Hebelmechanismus der Kopf des Mohren in eine nickende Dank-Bewegung versetzt. Das Geld wird für Missionszwecke verwendet.[50] In jüngster Zeit verschwanden derartige Sammelbehältnisse immer mehr, oder werden durch neutralere Darstellungen ausgetauscht, da ihre Verwendung als ein Zeichen des Hochmuts gegenüber afrikanischen Völkern empfunden wird.[51]
Geldbezeichnungen
Als Vor- und Beiformen der Bezeichnung Negergeld sind mehrere Wortbildungen mit dem Bestandteil Mohr belegt. Als Mohrengeld wurden Glasperlen bezeichnet, die aus dem Böhmerwald und dem Fichtelgebirge nach Afrika exportiert wurden.[52] Mohrische Münzen hießen ab dem 17. Jahrhundert Zahlungsmittel in Asien und Afrika,[53] auch für Kaurigeld, das zudem die englische Spottbezeichnung blackamoor’s tooth trug, deutsch etwa Schwarzmohrenzahn.[54]
Als Möhrchen oder Mauriculus wurden zudem Kleinmünzen bezeichnet, die seit dem Spätmittelalter im Rheinland umliefen.[55]
Siehe auch
Literatur
- Geschichte
- Dione Flühler-Kreis: Die Darstellung des Mohren in Mittelalter. Juris Druck und Verlag, Zürich 1980.
- Gude Suckale-Redlefsen: Mauritius, der heilige Mohr. = The black Saint Maurice. Menil Foundation u. a., Houston TX 1987, ISBN 0-939594-03-X.
- Eva Verma: Hofmohren. In: „… wo du auch herkommst.“ Bi-nationale Paare durch die Jahrtausende. Dipa, Frankfurt am Main 1993, ISBN 3-7638-0196-0, S. 73–80, Literatur.
- T. F. Earle, K. J. P. Lowe (Hrsg.): Black Africans in Renaissance Europe. Cambridge University Press, Cambridge u. a. 2005, ISBN 0-521-81582-7.
- Mohr als Stereotyp und in der Werbung
- Peter Schütt: „Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan …“ Gibt es Rassismus in der Bundesrepublik? Eine Streitschrift. Weltkreis-Verlag, Dortmund 1981, ISBN 3-88142-252-8.
- Eckhard Henscheid, Immanuel Kant: Der Neger (Negerl). Renner, München 1982, ISBN 3-921499-58-5.
- Jan Nederveen Pieterse: White on Black. Images of Africa and Blacks in Western Popular Culture. Yale University Press, New Haven CT u. a. 1995, ISBN 0-300-06311-3.
- Thomas Kleber: Der Sarotti-Mohr. Zum ikonographischen und literarischen Umfeld einer Werbefigur. Siegen 2001 (Siegen, Univ., Diss., 2002).
- Peter Martin: Schwarze Teufel, edle Mohren. Afrikaner in Geschichte und Bewußtsein der Deutschen. Neuausgabe. Hamburger Edition, Hamburg 2001, ISBN 3-930908-64-6.
- Susan Arndt, Antje Hornscheidt (Hrsg.): Afrika und die deutsche Sprache. Ein kritisches Nachschlagewerk. Unrast-Verlag, Münster 2004, ISBN 3-89771-424-8.
- Rita Gudermann: Der Sarotti-Mohr. Die bewegte Geschichte einer Werbefigur. Links, Berlin 2004, ISBN 3-86153-341-3.
- Ulrike Kramer: Neger heißt nicht (bloß) „schwarz“. Wie das Wortfeld „Neger“ seine Bedeutung veränderte. Praesens-Verlag, Wien 2008, ISBN 978-3-7069-0504-6 (Zugleich: Wien, Univ., Dipl.-Arbeit, 2006: Von Negerküssen und Mohrenköpfen. Begriffe wie Neger und Mohr im Spiegel der Political Correctness. Eine Wortschatzanalyse.).
Einzelnachweise
- ↑ Susan Arndt und Antje Hornscheidt, 2004, S. 18ff. (Sprache und Gesellschaft. Koloniale Begriffe und ihre Wirkungsmacht in Geschichte und Gegenwart), S. 22 ff. (Rassistische Begriffe und gesellschaftliche Aufarbeitung, S. 168 ff. (Stichwort Mohr/Mohrin)
- ↑ Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, erarbeitet unter der Leitung von Wolfgang Pfeifer, 7. Aufl. München: dtv 2004.
- ↑ Vgl. dazu Mittelhochdeutsches Wörterbuch. Mit Benutzung des Nachlasses von Georg Friedrich Benecke ausgearbeitet von Wilhelm Müller und Friedrich Zarncke. Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1854–1866 mit einem Vorwort und einem zusammengefassten Quellenverzeichnis von Eberhard Nellmann sowie einem alphabetischen Index von Erwin Koller, Werner Wegstein und Norbert Richard Wolf. 4 Bde. u. Indexbd. Stuttgart: S. Hirzel 1990.
- ↑ französisches Wiktionary
- ↑ Ditzionariu
- ↑ italienisches Wiktionary
- ↑ spanisches Wiktionary
- ↑ englisches Wiktionary
- ↑ englisches Wiktionary
- ↑ Naturhistorisches Museums
- ↑ Lexikon der Biologie, Band 9, Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2002, ISBN 3-8274-0334-0, S. 176 (Artikel: Menschenrassen)
- ↑ zitiert nach Heinz Schott, Der sympathetische Arzt: Texte zur Medizin im 18. Jahrhundert, 1998, S. 54–56.
- ↑ May Ayim (1997): Die afro-deutsche Minderheit. In Susan Arndt Hg. (2001): AfrikaBilder.
- ↑ Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik, 1854, S. 371; Walter Hildebrand: Kartause Gaming, 1985, S. 75
- ↑ Jan van den Hoecke, Sibylle Agrippina
- ↑ Serah. In: Heinrich August Pierer, Julius Löbe (Hrsg.): Universal-Lexikon der Gegenwart und Vergangenheit. 4. Auflage. Bd. 15, Altenburg 1862, S. 861–862 (Online bei zeno.org).
- ↑ Bild vom Kuschitenkönig Taharqa
- ↑ „Taufe des Kämmerers“ durch Rembrandt, 1626
- ↑ Karl Hobular, Zur Darstellung der Königin von Saba auf dem Verduner Altar. Hautfarbe und Schönheitsideal in der alten Welt, in: JbKlosterneuburg, NF 16, 1997, S. 67–69, siehe Bild der Königin von Saba im Verduner Altar
- ↑ Statue der Königin von Saba von Benedetto Antelami in Parma
- ↑ Bild der Madonna von Oropa
- ↑ Bild der Heiligen Drei Könige, Anfang 14. Jahrhundert
- ↑ Theologische Realenzyklopädie, Bd. IX., 1982, S. 166f.
- ↑ U. Monneret de Villard: Le leggende orientali sui magi evangelici; 1952; S. 217
- ↑ Bild des Balthasar-Wappens im Tiroler Wappenbuch
- ↑ Friedrich Ohly, Sage und Legende in der Kaiserchronik, 1968, S.140
- ↑ A. Brackmann: Die politische Bedeutung der Mauritiusverehrung im frühen Mittelalter, in ders.: Gesammelte Aufsätze, (2)1967, S. 211–241
- ↑ Bild des ältesten Siegels der Stadt Ingolstadt, 1291
- ↑ Mauritius-Bild von Hans Mielich im Ingolstädter Münster
- ↑ Mauritius-Bild von Hans Baldung
- ↑ Ekkart Sauser: MOSES der Äthiopier. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 15, Herzberg 1999, ISBN 3-88309-077-8, Sp. 1037.
- ↑ [1], vgl. dazu Rawdon Lubbock Brown, Ragguagli sulla vita e sulle opere di Marin Sanuto, 1837, S. 235 unter Berufung auf die Tagebücher des Venezianischen Historikers Marino Sanudo († 1536)
- ↑ Barbara Gridnitz: Schwarzes Mädchen, weisser Fremder, 2002, S. 136ff: Shakespears Othello unter Berufung auf Michael McNeill, „Mulattos“, „Blacks“, and „Indian Moors“: Othello and Early Moments of Constructions of Human Difference, in: Shakespeare Quarterly, 49, 1998, S. 361–375, siehe dazu auch: William Shakespeare, Othello, 2001 = Nachdruck der Ausgabe (11)1886, Appendix: Othellos Colour, S. 389–396
- ↑ Thomas Foster Earle, K.J.P. Lowe (Ed.), Black Africans in Renaissance Europe, 2005 (Beitrag von Nelson H. Minnich), S. 298.
- ↑ Bild von Abraham Petrowitsch Hannibal
- ↑ Hugh Barnes, Der Mohr des Zaren – Eine Spurensuche, 2007
- ↑ Schwarzer König im Schachzabelbuch von 1479
- ↑ Gert Oswald: Lexikon der Heraldik. S. 274.
- ↑ Bild von Erasmus Grassers Mohr
- ↑ Bild der Mohrin Katherina von Albrecht Dürer
- ↑ Bild des Mohren von Mathias Grünewald
- ↑ www.mohrenapo.de
- ↑ Tal 13 www.mohren-apo.de
- ↑ Münsterplatz 37 www.mohren-apotheke-ulm.de Mohren-Apotheke Ulm > Tradition. Aufgerufen am 11. März 2011.
- ↑ Bild des Mohrenbrunnen von Tuttlingen
- ↑ Bild des Mohrenbrunnen von Schaffhausen
- ↑ Süddeutsche Zeitung
- ↑ Will i mohr?, Artikel auf der FM4-Website, 20. Juli 2009
- ↑ Wenn Werbung daneben geht, Artikel der Salzburger Nachrichten vom 29. Juli 2009
- ↑ Darstellung eines 'Nicknegers' auf der Seite 'Christen am Rhein'
- ↑ Missions-Spardosen auf Haus Kemnade: Nickneger halfen den Heiden Artikel in den Ruhrnachrichten, 20. November 2008
- ↑ Hans Watzlik: Die Leturner Hütte. Berlin 1932, zitiert nach der Ausgabe Augsburg 1963, S. 23. Auch in: Josef Blau: Die Glasmacher im Böhmer- und Bayerwald in Volkskunde und Kulturgeschichte. Kallmünz/Regensburg 1954, S. 11 (= Beiträge zur Volkstumsforschung. Herausgegeben von der Bayrischen Landesstelle für Volkskunde in München, Band 8). – Herbert Achternbusch: Die Stunde des Todes. Frankfurt am Main 1975, ISBN 3-518-02004-8, S. 35
- ↑ Johann Albrecht von Mandelslo: Morgenländische Reise-Beschreibung. Schleswig 1668, S. 123, online. – Wilhelm Ludwig Volz: Geschichte des Muschelgeldes. In: Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft. Band 10, 1854, S. 112, online
- ↑ Oxford English Dictionary, Oxford 1989 s. v. Blackamoor, Definition 1c
- ↑ Friedrich von Schrötter: Wörterbuch der Münzkunde. 2. Auflage, Berlin 1970, S. 273
Weblinks
- Schwarze in der Bibel – eine Wiederentdeckung
- Text zum Afroösterreicher Angelo Soliman
- Fotogalerie – „Mohren“ – ein Stereotyp in der Alltagskultur
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