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Sprachgebrauch in der DDR
Unter Sprachgebrauch in der DDR sind sprachliche Erscheinungen zusammengefasst, die in Lexik und Stilistik nur oder besonders in der Deutschen Demokratischen Republik gebräuchlich waren. Dieses betrifft sowohl Begriffe der Alltagssprache als auch staatlich definierte oder in den Medien verwendete Ausdrücke.
Der Begriff des DDR-Typischen
DDR-typisch kann ein Lexem oder Syntagma auf verschiedene Weise sein.
Begriffe, die nur im Gebiet der DDR Verwendung fanden
Lexeme in dieser Gruppe fanden in ihrer Form und Bedeutung nur in der DDR Verwendung. Zu dieser Gruppe gehören Wörter wie Broiler, Kombine, Plaste, Brigade, Traktorist. Wobei teilweise eine Abgrenzung vom „West-Begriff“ beabsichtigt ist. Einige Wörter wie Brigade wurden zwar auch im übrigen deutschen Sprachraum verwendet, jedoch in gänzlich anderer Bedeutung oder im Sonderwortschatz.
DDR-typische lexikalische Einheiten
In der DDR wurden Wörter aus dem deutschen Sprachraum oft erst dadurch typisch, indem sie zu neuen Formen verbunden wurden und eine neue Bedeutung erhielten wie etwa Volk und Buchhandlung zu Volksbuchhandlung, Jugend und Leben zu Jugendleben, oder Held und Arbeit zu Held der Arbeit. Dabei waren die neuen Formen oft Übersetzungen aus dem Russischen. Beispiele dafür sind stennaja gaseta übersetzt zu Wandzeitung oder dom kultury übersetzt zu Haus der Kultur (später entwickelt zu Kulturhaus). Ein bekanntes Beispiel für die Übernahme aus dem Russischen war auch die massenpolitische Arbeit, die statt der politischen Massenarbeit gesetzt wurde, da im Russischen Wortzusammensetzungen eher durch adjektivische Zusätze gebildet werden.
DDR-typische Bildungen
Diese Kollokationen sind oft für die DDR entstanden als typische Schlagworte und Begriffe durch die eigenartige Verknüpfung von Verben mit Präposition und Substantiven. Ein Beispiel ist das bekannte Verb delegieren, das in die DDR-typische Form mit Präposition und Substantiv zu zum Hochschulstudium delegieren geformt wurde.
Ideologische Neufärbung von Begriffen
Etablierte Begriffe wie Bodenreform wurden zum Beispiel durch Ergänzungen in eine bestimmte ideologische Form gebracht. Bodenreform … demokratische Umgestaltung auf dem Lande … entstanden Volkseigene Güter. Bestimmte Begriffe wurden entsprechend der Ideologie der SED fest definiert, so zum Beispiel wurde fortschrittlich im Sinne für den Sozialismus eintreten verwendet; parteilich verstand man im Sinne von für den Sozialismus, im Sinn der sozialistischen Partei.
DDR-typischer Wortschatz
In der DDR haben sich auch Wörter und Redewendungen erhalten, die in der Bundesrepublik durch die dortige sprachliche Entwicklung durch neue Formen ersetzt wurden. Zu diesen traditionellen in der DDR verwendeten Lexemen gehörte die briefliche Anrede mit wert: Werte Kollegin, Werter Herr, Werter Bürger oder auch Aktendulli (verdrängt durch den Begriff Heftstreifen) und Anrichte.[1]
Liste DDR-typischer Wörter und Neuschöpfungen
Die folgende Liste, die sich als alphabetische Sammlung versteht, enthält gemischte Begriffe, die noch weiter unterschieden werden können.
- Begriffe, die benutzt wurden, um bestehende Sachverhalte zu bezeichnen, ohne diese auf- oder abzuwerten. Beispiele: Broiler, Kaufhalle, Wandzeitung, sozialpolitische Maßnahmen, Babyjahr, Ehekredit.
- Begriffe, deren Gebrauch Linientreue oder eine kommunikative Zwangssituation kennzeichneten. Beispiele: Genosse, Klassenfeind, unser (sollte das Volkseigentum und die Gemeinsamkeit betonen wie in „unsere Deutsche Demokratische Republik“).
- Begriffe, deren Gebrauch Ironie gegenüber dem System deutlich machte. Beispiele: Bückware, Ochsenkopfantenne, Tal der Ahnungslosen. Auch die anderen Begriffe wurden durch entsprechende Überhöhung gelegentlich so benutzt.
Zeitliche, örtliche und situative Unterschiede, in welchem Sinn die Begriffe gebraucht wurden, sind außerdem möglich.
Für Abkürzungen siehe Liste von Abkürzungen (DDR). Für Markennamen siehe Liste von Markennamen und Produkten in der DDR.
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A
- abkindern – Paaren wurde bei Eheschließung auf Antrag ein zinsloser Ehekredit von bis zu 5.000 Mark – später 7.000 Mark – gewährt. Bei Geburt eines oder mehrerer Kinder wurde die abzuzahlende Kreditsumme entweder gemindert (bei ersten Kind um 1.000 Mark, beim zweiten Kind um weitere 1.500 Mark) oder galt bei Geburt des dritten Kindes als getilgt, dafür wurde umgangssprachlich der Begriff „abkindern“ benutzt.
- Ablieferungssoll – bestimmte Menge pflanzlicher und tierischer Produkte zur Abgabe eines ablieferungspflichtigen Betriebes an staatliche Erfassungs- und Aufkaufbetriebe.[2] Das Gegenteil war die Freie Spitze, also die Produktion, die das Ablieferungssoll überstieg und – meist zu höheren Erlösen – frei verkauft werden konnte.
- Agrochemisches Zentrum – zwischengenossenschaftliche bzw. Gemeinschaftseinrichtung zur großflächigen Anwendung chemischer Erzeugnisse in mehreren Landwirtschaftsbetrieben[2]
- Abschnittsbevollmächtigter (ABV) – Volkspolizist mit Zuständigkeit für ein bestimmtes Wohngebiet.
- akrobatischer Volkstänzer – offizieller Sprachgebrauch für Breakdancer, siehe auch Hip-Hop in der DDR[3]
- Aktendulli – ursprüngliche, in der DDR erhalten gebliebene Bezeichnung für den Heftstreifen
- Aktivist – Werktätiger, der bei der Erfüllung des Planes außerordentliche Leistungen vollbringt und dafür mit dem staatlichen Titel Aktivist der sozialistischen Arbeit geehrt wird; siehe auch Aktivistenbewegung[2]
- Allgemeines Warenverzeichnis – bis 1967 in der DDR gebräuchliche Erzeugnissystematik; ordnete allen in der DDR eingeführten oder produzierten Waren eine Warennummer zu[2]
- Altneubau – erste, traditionell gemauerte Wohnblocks des DDR-Wohnungsbaus bis etwa 1970 im Unterschied zu den Neubauten in Großtafelbauweise
- Altstoffsammlung – Sammeln von Sekundärrohstoffen (Altpapier, Alttextilien und Gläsern), meist durch Kinder
- Aluchips – abwertend für das Aluminiumkleingeld
- Ambulatorium – kleine Poliklinik
- Antifaschistischer Schutzwall – Bezeichnung der Berliner Mauer
- Arbeiterfestspiele – Volksfest der sozialistischen Kultur
- Arbeiter-und-Bauern-Staat – offizieller Ausdruck für DDR
- Arbeiter-und-Bauern-Inspektion – Kontrollorgan zur Sicherung der Partei- und Regierungsbeschlüsse
- Arbeiterschließfach – umgangssprachlich, abwertend für Plattenbauwohnung
- Arbeiterveteran – Zeitzeuge für die politische Entwicklung der Arbeiterklasse
- Asche – umgangssprachlich für Nationale Volksarmee, vor allem in zur Asche müssen = eingezogen werden
- Aufschwung-Ellipse – abfällige Bezeichnung für das (karriereförderliche) elliptische SED-Parteiabzeichen
- Ausreiseantrag – Antrag zur ständigen Ausreise, womit das legale dauerhafte Verlassen der DDR gemeint war
B
(zum nächsten Buchstaben – C) . . . (zum Anfang der Liste)
- Babyjahr – Ähnlich der Elternzeit gab es in der DDR nach der Geburt eines Kindes ein Jahr bezahlte Freistellung von der Arbeit für die Mutter.
- Bärendreck – umgangssprachlich für eine Dichtungsmasse
- Bausoldat, Spatensoldat oder auch „Spati“ – Angehöriger der Baueinheiten der Nationalen Volksarmee und die einzige Möglichkeit, den Dienst an der Waffe zu verweigern
- Bedarfsunterdeckung. Bedarfslücke – offizielle Bezeichnungen für Versorgungslücken im Einzelhandel
- Behelfsetikett – Etikett ohne grafische Gestaltung, wenn es einen Engpass in der Etikettenproduktion gab
- Beratungsmuster – Unverkäufliches Ausstellungsstück im Möbelgeschäft oder in der Abteilung für Haushaltsgeräte
- Berlin, Hauptstadt der DDR – Offizielle Bezeichnung der Hauptstadt
- Berlinverbot – umgangssprachlich für eine „Aufenthaltsbeschränkung“ nach §§ 51f. DDR-StGB für das Gebiet der „Hauptstadt der DDR“
- Betriebsferienlager – Ferienlager, die von den Betrieben für die Kinder ihrer Beschäftigten organisiert wurden
- Bienchen – umgangssprachlich für Belobigungsstempel (eine Biene darstellend) der Lehrer in Heften von Schülern der 1. Klasse, auch scherzhaft in anderen Situationen verwendet: Dafür gibt es ein Bienchen!
- Blaue Fliesen – umgangssprachlich scherzhaft für Westgeld, in Anlehnung an den 100-DM-Schein (auch geflammte Fliesen, Bunte Scheine, ebenso für Genex- und Forumschecks verwendet)
- Blaue Eminenz – umgangssprachliche ironische Bezeichnung der Volksbildungsministerin Margot Honecker, so genannt wegen ihrer markanten blau-violetten Haartönung, auch Lila Drache
- Blauer Klaus, Blauer Würger – umgangssprachlich für die Spirituose Klarer „Juwel“, billiger klarer Schnaps mit blauem Etikett
- Blockflöten – ironische Bezeichnung für die Blockparteien und deren Mitglieder (Wendezeit)
- Bonbon – ironische Bezeichnung für das Parteiabzeichen der SED[4]
- Bonner Ultras – etwa ab 1960 bis Anfang der 1970er Jahre von der SED-Propaganda verwendete Bezeichnung für als besonders reaktionär eingeschätzte westdeutsche Politiker[5]
- Brettsegeln – offizielle Bezeichnung für Windsurfen
- Brigade – kleinstes Kollektiv im Produktionsprozess, eine für einen bestimmten Bereich verantwortliche Arbeitsgruppe
- Brigadier – Leiter einer Brigade
- Broiler, auch Goldbroiler – Brathähnchen
- Bruderländer – Bezeichnung für sozialistische ('gleichgesinnte') Länder
- Bückware – begehrte Artikel, die nicht in den Regalen, sondern vor den Blicken der Käufer verdeckt unter dem Ladentisch lagerten (und zu denen sich der Verkäufer bücken musste)
- Bundi – Einwohner aus Westdeutschland
C
(zum nächsten Buchstaben – D) . . . (zum Anfang der Liste)
- Campingbeutel – kleiner Rucksack, meist kariert
- Cirkus Aljoscha – ironisch für die Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland wegen der kyrillischen Buchstaben „CA“ (für Советская Армия (СА)/Sowjetskaja Armija) auf den Schulterstücken der Sowjetsoldaten
- Centrum-Warenhaus – Kaufhauskette der Handelsorganisation (HO) der DDR
- Clubgaststätte – Gaststätten-Typenbauten in Plattenbausiedlungen
D
(zum nächsten Buchstaben – E) . . . (zum Anfang der Liste)
- Datsche (russisch дача) – Wochenend- oder Gartenhäuschen im Grünen (Gartenlaube), oft auch Bungalow genannt
- Dederon – Handelsname für Polyamid (BRD: Perlon, USA: Nylon) – verwendet für Strümpfe, Beutel, Kittelschürzen und andere Bekleidungsstücke, Kunstwort aus der ausgesprochenen Abkürzung D-D-R und „on“.
- Delikatladen – bestimmte Lebensmittelgeschäfte, etwa seit Ende der 1970er Jahre eingerichtet, in der Umgangssprache auch „Deli“ oder „Fress-Ex“ (siehe „Exquisit“) genannt.
- Delikateßhering, auch Delihering – Bismarckhering, da Bezüge auf den ehemaligen deutschen Reichskanzler in der DDR verpönt waren
- Dienstleistungswürfel – Versorgungseinrichtung mit einer Kombination verschiedener Dienstleistungsbetriebe in Form eines kompakten, quaderförmigen Bauwerks
- Dispatcher – Einsatzleiter, Koordinator, Disponent, Administrator, Platzanweiser in Restaurants, Aufsichts- und Auskunftspersonal; wurde vermutlich im Russischen als englisches Fremdwort verwendet und von dort mit den entsprechenden Tätigkeitsprofilen übernommen; das Wort war auch im westdeutschen Sprachgebrauch bekannt, dort aber sehr viel seltener und mit engerer Bedeutung.
- Diversant – ein Agent, Saboteur oder ‚Störer‘ (vom Ausdruck „ideologische Diversion“ für das Eindringen westlichen Gedankengutes)
- Dreierhopp – sportliche Übung, bei der ohne Anlauf dreimal mit demselben Sprungbein „einbeinig“ gesprungen wird. Der Springer landet nach dem dritten Sprung beidbeinig; auch heute im Osten Deutschlands gebräuchlich
E
(zum nächsten Buchstaben – F) . . . (zum Anfang der Liste)
- Edescho – Erichs Devisenschoner – ironische Bezeichnung für den „Kaffee-Mix“, eine während der Kaffeekrise in der DDR angebotene Mischkaffeesorte mit 50-prozentigem Ersatzkaffeeanteil, Anspielung auf die Westmarke Eduscho
- Ehekredit – zinsloses Darlehen von bis zu 5.000, später 7.000 Mark für frisch verheiratete Paare, rückzahlbar in Abhängigkeit von der Zahl der geborenen Kinder
- Ehrendienst – Wehrdienst in der NVA
- Eingabe – Beschwerde, Petition
- Ein-Strich-kein-Strich – umgangssprachliche Bezeichnung für Strichtarn, ein Tarnmuster für militärische Kampfanzüge und Ausrüstung
- Elternaktiv – von der Elternversammlung der Schüler einer Klasse gewählte Elternvertreter als Unterstützerkollektiv für schulische Veranstaltungen. Ein entsprechendes Gremium auf Schulebene war der Elternbeirat, in dem aus jeder Klasse ein Elternteil vertreten war.
- Erichs Krönung – weitere scherzhafte Bezeichnung der mit Ersatzkaffee gestreckten Pulverkaffeemischung „Kaffee-Mix“ während der Kaffeekrise in der DDR
- Erichs Lampenladen – volkstümlich-ironische Bezeichnung für den Palast der Republik aufgrund dessen markanter Innenbeleuchtung im Hauptfoyer
- Erntekapitän – ideologisch gehobene Bezeichnung für Mähdrescherfahrer (beider Geschlechter), insbesondere während der arbeitsintensiven Zeit der Ernteschlacht
- Errungenschaft – Fortschritt auf dem Weg hin zur sozialistischen Gesellschaftsordnung
- Essengeldturnschuh, auch Essengeldflitzer oder Stoffidas – scherzhafte Bezeichnung für weiche Sportschuhe aus Stoff mit Gummisohle; der Name entstand wegen des Preises der Turnschuhe (2,75 Mark), der dem (fast überall gleichen) wöchentlichen Essengeld (0,55 Mark je Mittagessen) in der Schulspeisung entsprach und abgeleitet von Adidas
- Exquisit, auch Ex-Laden oder kurz nur Ex – Ladenkette für hochpreisige Kleidung und Kosmetika, zur Abschöpfung des Bargeldüberhangs analog den Delikat-Geschäften
F
(zum nächsten Buchstaben – G) . . . (zum Anfang der Liste)
- Fahne – umgangssprachlich für Nationale Volksarmee, vor allem in zur Fahne müssen = eingezogen werden oder bei der Fahne = bei der Armee
- Fahrerlaubnis – nicht nur wie gesamtdeutsch die Befugnis zum Autofahren, sondern auch das Führerscheindokument
- Feierabendbrigade – abends und am Wochenende handwerkliche Tätigkeiten verrichtende Gruppe bezahlter Arbeiter, die den Mangel an Handwerkern ausgleichen sollte (nicht beim Subbotnik, der unentgeltlich war)
- Feierabendheim – Altersheim
- Ferienspiele – Angebot der Freizeitgestaltung in den Ferien am Wohnort – meistens in Schulen beaufsichtigt von Lehrern − für Kinder, deren Eltern keinen Urlaub hatten
- Firma (Firma Horch & Guck, auch Horch, Guck & Greif) – ironische Bezeichnung für das Ministerium für Staatssicherheit
- Fluidoplaste – makromolekulare Stoffe
- Forumschecks – DDR-Bürger mussten ab 1979 Devisen in Forumschecks umtauschen, um damit im Intershop einkaufen zu können. Auch als „Zweitwährung“ für Handwerkerleistungen und wirksame Trinkgelder gebraucht. Ein bekannter Witz war der Handwerkern zugeschriebene Spruch: „FORUM geht es?“
- Frauenruheraum – Räume in Betrieben, in denen sich Frauen, insbesondere Schwangere, ausruhen konnten.
- Freie Spitze – die Menge pflanzlicher und tierischer Produkte, die das Ablieferungssoll überstieg und – meist zu höheren Erlösen – frei verkauft werden konnte.
- Freilenkung von Wohnraum – Umschreibung für staatliche Einflussnahme auf Beendigung und Neubegründung von Mietverhältnissen
- Freiwillige Helfer der Grenztruppen – Hilfswillige zur Unterbindung von Fluchtversuchen aus der DDR
- Freiwillige Helfer der Volkspolizei – Zivilpersonen im Dienst der Deutschen Volkspolizei
- die Freunde – Bezeichnung für sowjetische Soldaten und Sowjetbürger als Vertreter der Sowjetunion in der DDR, konnte auch einen ironischen Unterton haben
- Freund der Jugend – eine aus Altersgründen (>27 Jahre) aus der FDJ ausgeschiedene Person, die aber weiterhin freiwillig und beitragszahlend, aber nicht mehr stimmberechtigt der Organisation angehörig blieb und an Schulungen und Versammlungen teilnahm, nicht zu verwechseln mit Jugendfreund
- Freundschaft! – FDJ-Gruß, mit dem FDJ-Versammlungen und ab der 8. Klasse (häufig, aber nicht einheitlich) Unterrichtsstunden begonnen wurden; üblich auch bei Fahnenappell-Veranstaltungen
- Friedensfahrer – Teilnehmer an der Internationalen Friedensfahrt
- Früh-und-Spät-Verkaufsstelle – Verkaufsstelle für Lebensmittel, die auch in den Früh- und Abendstunden und am Wochenende geöffnet war
G
(zum nächsten Buchstaben – H) . . . (zum Anfang der Liste)
- Gastmahl des Meeres – Name der von der Handelsorganisation (HO) betriebenen Fischgaststätten (Ende 1989 an 33 Standorten).
- Geborgenheit – „Soziale Geborgenheit“, „Geborgenheit im Alter“ – Floskel aus der Parteiagitation, besonders in Printmedien und Plakatierungen (zum Beispiel anlässlich von Jahrestagen und Wahlen) genutzt.
- Gehhilfe – scherzhaft für den Trabant
- Genosse – Anrede für Mitglieder der SED, aber auch die offizielle Anrede für Angehörige von Polizei und Armee in Verbindung mit dem Dienstgrad (z. B. Genosse Wachtmeister)
- Gesellschaftliche Aktivität – ehrenamtliche Tätigkeit
- Gestattungsproduktion – Bezeichnung für die Produktion westlicher Markenartikel in der DDR
- Getränkestützpunkt – Verkaufsstelle für Getränke, die häufig in den Abendstunden und am Wochenende geöffnet war.
- Goldbroiler, Broiler – Bezeichnung für Grillhähnchen
- Goldene Hausnummer – Auszeichnung für vorbildliche Hausgemeinschaften
- Goldener Westen (auch ironisch) – Westdeutschland
- Goldi – Goldbrand, Spirituose aus Agraralkohol und Zuckerkulör mit Weinbrandzusatz
- Grilletta – Bezeichnung für Hamburger
- Großer Bruder – ironisch für die Sowjetunion.
- Gruppenratsvorsitzender – Amt innerhalb der Pionierorganisation als Leiter des Gruppenrates der Pioniere einer Schulklasse
- Gummiadler – ironische Bezeichnung für Broiler.
H
(zum nächsten Buchstaben – I) . . . (zum Anfang der Liste)
- Hamsterhaken, Hamsterkralle – Anhängekupplung am Auto, um den Klaufix zu ziehen
- Handelsorganisation – (kurz: HO), staatliches Einzelhandelsunternehmen und größte Handelskette in der DDR
- Handelsverlust auch Transportbruch – Begriffe, die das betrieblich nicht registrierte Verschwinden von Gütern aus Lagern oder Vorratsräumen von Geschäften beschreiben sollten, durch nicht erfasste Lagerentnahmen, Beschädigungen oder Diebstahl, also Schwund.
- Hausbuch – Meldebuch, in jedem Haus vom Hausvertrauensmann geführt
- Hausgemeinschaft – die Bewohner größerer Mietshäuser wurden als Kollektiv betrachtet und durch die Hausgemeinschaftsleitung vertreten
- Haushaltstag – monatlich ein zusätzlicher freier Tag für berufstätige Frauen mit Kindern, alleinstehende Frauen ab 40 und alleinerziehende Männer bzw. solche mit pflegebedürftiger Ehefrau
- Held der Arbeit – Ehrentitel für „besondere Verdienste um den Aufbau und den Sieg des Sozialismus“
- (VEB) Horch und Guck (auch Horch, Guck und Greif) – volkstümlich-ironische Bezeichnung für das Ministerium für Staatssicherheit
- Hundertfünfzigprozentige – Bezeichnung für linientreue Anhänger der Partei und der marxistisch-leninistischen Lehre
I
(zum nächsten Buchstaben – J) . . . (zum Anfang der Liste)
- Interhotel – Hotelkette der gehobenen Klasse, in denen Besucher aus dem „nichtsozialistischen Ausland“ vorzugsweise untergebracht wurden und in denen teilweise mit Devisen (westlicher Währung, auch frei konvertierbare Währung genannt) bezahlt werden musste.
- Interesse für Autotouristik – beliebte verschleiernde Formel in Heiratsanzeigen, mit denen männliche Kraftwagenbesitzer gesucht wurden, oft auch ironisch verwendet[6]
- Intershop – Geschäfte, in denen westliche Importware und Erzeugnisse der Gestattungsproduktion gegen Devisen und Forumschecks verkauft wurde
- Intertank – für jedermann zugängliche Tankstellen an Autobahnen und in großen Städten, wo an speziellen Zapfsäulen auch Kraftstoff mit 91 Oktan (Spezial) und 98 Oktan (Super) angeboten wurde.
J
(zum nächsten Buchstaben – K) . . . (zum Anfang der Liste)
- Jahresendprämie – Weihnachtsgeld
- Jugendbrigade – eine Brigade mit verhältnismäßig niedrigem Durchschnittsalter und überwiegend aus FDJ-Mitgliedern bestehend
- Jugendfreund – offizielle Anrede für ein Mitglied der FDJ, auch oft ironisch gebraucht (wie „Sportsfreund“)
- Jugendmode, oft nur Jumo – HO-Ladenkette, die ein spezielles Sortiment für Jugendliche anbot (in erster Linie Kleidung, aber auch Kosmetik)
- Jungpioniere und Thälmannpioniere, allgemein auch Junge Pioniere genannt – die Mitglieder der staatlichen Kinderorganisation der DDR
K
(zum nächsten Buchstaben – L) . . . (zum Anfang der Liste)
- Kaderleiter – Personalchef, siehe auch Kader
- Kaskadeur – Stuntman
- Kaufhalle – Supermarkt
- Ketwurst – abgewandelte Form des Hotdogs
- Kinderkombination – Versorgungseinrichtung aus Kinderkrippe und -garten
- Klappfix – Campingtourist-Anhänger: PKW-Anhänger mit Zeltaufbau; auch ironisch für Stasi-Angehörige wegen ihres querformatigen, aufklappbaren Dienstausweises
- Klassenfeind – die kapitalistischen Staaten und deren Regierungen, namentlich die der Bundesrepublik Deutschland und der USA.
- Klaufix – PKW-Anhänger
- Klub der Intelligenz – Vereine des Kulturbundes der DDR, die der Integration der Schicht der Intelligenz dienten
- Kochklopse, Kapernklopse, Soßklopse – oft für Königsberger Klopse, scherzhaft auch Kaliningrader Klopse
- Körperkulturistik – offizieller Sprachgebrauch für Bodybuilding, unter den Sportlern jedoch kaum verwendet.[7]
- Kolchose – abwertende Bezeichnung für eine Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG) („auf der Kolchose arbeiten“), von der russischen Bezeichnung Kolchos für landwirtschaftlichen Großbetrieb (Abkürzung für „Kollektivwirtschaft“) abgeleitet
- Kolja (vom russischen Vornamen Nikolai) – Sowjetbürger, sowjetischer Soldat (nicht unbedingt abwertend)
- Kollektiv – Arbeitsgruppe, Team
- Kombinat – mit einem Konzern vergleichbarer Zusammenschluss von (VEB-)Betrieben, siehe auch Volkseigener Betrieb
- Kombine – Landmaschine mit mehreren Funktionen, wie Mähdrescher, Vollernter
- Kommuniqué – regierungsamtliche Erklärung („sie besprachen beiderseits interessierende Fragen“)
- Komplexbrigade – Brigade, die sich aus Mitarbeitern verschiedener Berufe zusammensetzt, oft bei Film- und Fernsehproduktionen
- Komplexannahmestelle – zentrale Einrichtung, die so gut wie alle im Haushalt denkbaren Reparatur- und Reinigungsdienste anbieten sollte
- Konfliktkommission - gesellschaftliches Gericht in der sozialistischen Rechtspflege
- Konsum (Betonung auf der ersten Silbe) – Marke der Konsumgenossenschaften der DDR, im Alltag allgemeine Bezeichnung für Lebensmittelgeschäfte
- Konsument – Warenhauskette des Konsumgenossenschaften der DDR
- Kosmonaut – Weltraumfahrer, in Anlehnung an den dafür üblichen russischen Begriff космонавт
- Krusta – Pizza-Version der DDR-Gastronomie
- Kulturschaffender – Künstler, Schriftsteller, dichtende Arbeiter, Musiker, Maler, Schauspieler … und manchmal auch die Kulturfunktionäre der Partei.
- Kumpeltod, auch Kali-Fusel – akzisefreier Trinkbranntwein für Bergarbeiter mit einem Alkoholgehalt von 32 %, der nur auf Bezugsschein an Bergleute als Deputatlohn ausgegeben wurde (im Tauschhandel sehr geschätzt)[8]
- Kundschafter des Friedens – Bezeichnung für Spion der eigenen Seite
L
(zum nächsten Buchstaben – M) . . . (zum Anfang der Liste)
- Lager für Erholung und Arbeit – Ferienlager für Jugendliche mit täglichem Arbeitseinsatz
- Lederol – lederähnliches, wasserabweisendes Baumwollgewebe
- Leiter – Kader mit Personalverantwortung, heute Manager oder Führungskraft
- Lipsi – Modetanz, der 1959 eingeführt wurde und an Stelle des Rock’n’Roll treten sollte
- Lokomofeilow (auch Lokomow) – Spaßwort für eine Unmöglichkeit
- Ludmilla – Spitzname der Diesellokomotive DR-Baureihe 130 aus sowjetischer Produktion
M
(zum nächsten Buchstaben – N) . . . (zum Anfang der Liste)
- Mächtig gewaltig – umgangssprachlich großes Lob (Zitat von Benny aus der populären Olsenbande-Filmreihe)
- Malimo – Stoff, Nähgewirk, die Bezeichnung ist ein Kunstname und steht für Mauersberger Limbach-Oberfrohna.
- Mamai-Methode – Aufschlüsselung des Arbeitsplans auf den jeweiligen Arbeitsplatz und Tag nach dem Vorbild des sowjetischen Neuerers Nikolai Jakowlewitsch Mamai. Ziel: Anhalten der Werktätigen zur tagtäglichen Planerfüllung und möglichst der Übererfüllung.
- mlWA – Abkürzung für „marxistisch-leninistische Weltanschauung“, z. B. in Heiratsanzeigen.
- Mausefix – scherzhafte Bezeichnung, angelehnt an Klappfix (siehe oben), für einen offenen (Eigenbau-)Pkw-Anhänger, mit dem hauptsächlich (teils illegale) Transporte von Baustoffen, Holz, Kartoffeln erfolgten. Abgeleitet von „mausen“ (stehlen). Entsprechende Hand- und Fahrradwagen wurden auch Klaufix genannt.
- Mausehaken – umgangssprachlich für eine Anhängerkupplung am PKW, auch Hamsterhaken oder Organisierkralle genannt
- MMM – Messe der Meister von Morgen – Jugend-forscht-Wettbewerb
- Mit sozialistischem Gruß endeten Briefe von Behörden, Parteiorganisationen und staatlichen Stellen
- Mobilisierung von Reserven – Sprachfloskel der Parteiagitation, um die Ursachen wirtschaftlicher Probleme (meist organisatorische Mängel und fehlende Arbeitsmittel) zu kaschieren und das Schuldbewusstsein auf angeblich oder tatsächlich fehlende Arbeitsmotivation umzulenken
- Muttiheft – umgangssprachlich, ein kleines Heft für Mitteilungen des Kindergartens oder der Schule an die Eltern
N
(zum nächsten Buchstaben – O) . . . (zum Anfang der Liste)
- Naherholungsobjekt – eine Einrichtung zur Erholung, für Sport und für Freizeitaktivitäten in der näheren Umgebung (wie Sportplätze, Bäder, Ausflugsgaststätten)
- NATO-Plane, NATO-Kutte – umgangssprachliche Bezeichnung für in den 1960er Jahren moderne Nylon-Mäntel, die es nur über West-Beziehungen gab
- NAW - Nationales Aufbauwerk, mehr oder weniger freiwillige, unbezahlte Arbeit
- Neubaugebiet – in Westdeutschland unter dem Begriff „Plattenbau“ bekannte, nach Modulbauweise errichtete Wohngebiete mit 3- bis 22-geschossigen Wohnhäusern und angegliederten Versorgungseinrichtungen
- Neuerer – Erfinder in einem Betrieb, der verwertbare Vorschläge für Kosteneinsparung oder verbesserte Produktionsmethoden einbrachte (Neudeutsch: betriebliches Erfinderwesen)
- Nichtsozialistisches Wirtschaftsgebiet (NSW) – Synonym für kapitalistische Länder
- Nicki – T-Shirt; auch im westdeutschen Sprachgebrauch, dort bezeichnet „Nicki“ jedoch einen leichten Pullover, häufig mit knöpfbarem Kragen oder aus Kunstfaser.
- Niet(en)hose – Bezeichnung für Jeans
- Nullsiebener Glasmantelgeschoss – ursprünglich NVA-Soldatenjargon, später umgangssprachlich für eine Flasche Schnaps
O
(zum nächsten Buchstaben – P) . . . (zum Anfang der Liste)
- Obmeßböker - Objektiv messbare ökonomische Erfolge
- Objekt – öffentliche oder militärische Einrichtungen und Gebäude
- Ochsenkopfantenne – Fernsehantenne zum Empfang des Westfernsehens, nach dem Sender auf dem Ochsenkopf im Fichtelgebirge
- Oder-Neiße-Friedensgrenze – Oder-Neiße-Grenze zur Volksrepublik Polen
- Ökulei – ökonomisch-kultureller Leistungsvergleich
- orientieren (auf) – beeinflussen/veranlassen zu
- Ormig – zur Sachbezeichnung gewordener Markenname für ein Vervielfältigungsverfahren
P
(zum nächsten Buchstaben – R) . . . (zum Anfang der Liste)
- Pappe – umgangssprachlich für den Trabant aufgrund seiner Karosserie, die zum großen Teil aus Hartpapier bestand. Weiterhin wurde die offizielle Spielberechtigung für Bands oder einzelne Musiker und der damit verbundene Ausweis als Pappe bezeichnet. Auch Bezeichnung für die Fahrerlaubnis.
- Die Partei – umgangssprachlich für die SED (mit bestimmtem Artikel war immer die SED und nicht eine Blockpartei gemeint)
- Parteidokument – Mitgliedsbuch der SED
- parteilich – die ideologischen Positionen des Marxismus-Leninismus einnehmend, ‚orthodox‘
- Patenbrigade, Patenbetrieb – Schulklassen und Kindergärten, aber auch Einheiten der NVA hatten in der Regel Patenschaftsverträge mit Betrieben oder deren Abteilungen (teilweise auch nach der Wende noch anzutreffen). Das Gegenstück hieß dann Patenklasse.
- Pionier – siehe „Junge Pioniere und Thälmannpioniere“
- Pioniereisenbahn – Name für eine von Pionieren und FDJlern betriebene Parkeisenbahn, auch als Pibahn abgekürzt
- Pionierhaus – Kulturhaus, in dem Veranstaltungen, Arbeitsgemeinschaften und frei nutzbare Fläche und/oder Freizeiteinrichtungen für Kinder angesiedelt waren, in kleineren Orten oft auch „Station Junger Naturforscher und Techniker“ o. Ä.
- Pioniergeburtstag – Tag der Gründung der Pionierorganisation (13. Dezember), wurde in den Schulen festlich begangen
- Pionierlager, Pionierferienlager – teilweise gebräuchlicher Begriff für Kinderferienlager
- Pionierleiter, Freundschaftspionierleiter – Funktionär der FDJ an einer Schule, in der Regel junge Lehrer oder Erzieher mit spezieller Ausbildung; als Gruppenpionierleiter waren Lehrer oder FDJ-Mitglieder der oberen Klassen tätig
- Pioniernachmittag – meist in Zusammenarbeit mit der Schule organisierte Nachmittage für Pioniere, an denen Pionierversammlungen oder Aktivitäten wie Disko, Basteln, Diavorträge, Altstoffe sammeln etc. stattfanden
- Plaste umg. f., n., korrekt pl. – Neudeutsch Plastik, Kunststoff, Chemiewerkstoff, fachlich auch: Polymere, gegliedert in Plastomere und Elastomere, davon „Plaste“ und „Elaste“ abgeleitet.
- Plastebeutel, Plastetüte – Kunststofftragetasche
- plaziert werden – in manchen Restaurants wurden die Gäste vom Kellner an den Tisch geleitet. Am Eingang wurden die Gäste durch ein Schild darauf hingewiesen: Bitte warten, Sie werden plaziert!
- Poliklinik – ambulante Behandlungszentren mit angestellten Fachärzten verschiedener Fachrichtungen
- Polylux – zur Sachbezeichnung gewordener Markenname des einzigen Tageslichtprojektors (Overheadprojektors) aus DDR-Produktion
- Popgymnastik – Begriff für rhythmische Übungen zu Musik in Gruppen oder einzeln, vergleichbar mit Aerobicübungen oder auch Jazz Dance
- Postmietbehälter – Pappkarton mit abnehmbarem Deckel für die Versendung als Paket, konnte im Postamt gegen Pfand geliehen werden
- Prena-Band – zur Sachbezeichnung gewordener Markenname eines transparenten Klebebandes (analog dem Tesafilm), steht für Moritz Prescher Nachfolger KG.[9]
R
(zum nächsten Buchstaben – S). . . (zum Anfang der Liste)
- Rakete – umgangssprachlich ironische Bezeichnung für ungarische Omnibusse des Typs Ikarus 55 und Ikarus 66, so genannt wegen des markanten Designs der Karosserie und der triebwerksähnlichen Verkleidung des Heckmotors
- (Drei-)Raum-Wohnung – (Drei-)Zimmer-Wohnung
- Reisekader – Wissenschaftler, Funktionär oder Person aus dem öffentlichen Leben, der regelmäßig ins Ausland reisen durfte. Diese wurden unterschieden in NSW (Nichtsozialistisches Wirtschaftsgebiet)- und SW- (Sozialistisches Wirtschaftsgebiet) Kader
- Rekonstruktion – Renovierung, Erneuerung, Sanierung
- Rennpappe – scherzhaft für den Trabant
- Rennsteigbeatles – sarkastische Bezeichnung für die Instrumentalgruppe des populären Suhler Volksmusikanten Herbert Roth, auch Wald- und Wiesenbeatles
- Rentnervolvo – umgangssprachlich ironische Bezeichnung für eine Einkaufstasche auf Rollen, mit spöttischem Bezug auf die häufig Volvo 240 fahrende Nomenklatura
- Rotlichtbestrahlung – spöttische Bezeichnung für politische Indoktrination in Form von Lehrgängen
- Rundholz – umgangssprachlich scherzhaft für die gehobene Alternative zum Blauen Würger. 16-er Rundholz war ein rumänischer Weinbrand „Arad“ (0,5 l) zu 16 Mark, 22-er Rundholz ein deutscher Weinbrand „Amitie“ (0,7 l) zu 22 Mark
- Russenmagazin – umgangssprachlich für die Geschäfte für Angehörige der Sowjetarmee und ihrer Familien, in dem aber auch DDR-Bürger einkaufen konnten; in Anlehnung an den russischen Begriff магазин = Laden
- rübermachen – umgangssprachlich in die Bundesrepublik ausreisen, mit sein gebildet: jemand ist rübergemacht, auch abhauen
S
(zum nächsten Buchstaben – T) . . . (zum Anfang der Liste)
- Sättigungsbeilage – gastronomische Bezeichnung und Speisekartenrubrik für Kartoffeln, Reis, Nudeln.
- Schallplattenunterhalter – offiziell für DJ (Disk-Jockey)
- Schiedskommission - gesellschaftliches Gericht der „sozialistischen Rechtspflege“
- Schienenersatzverkehr (SEV) – offiziell für Sonderverkehr mit Omnibussen anstatt Zügen der Deutschen Reichsbahn. Der Begriff wird heute auch von der Deutschen Bahn AG verwendet.
- Schlüsseltechnologie – damit waren meist Informationstechnologie, Informatik und Mikroelektronik gemeint
- Schnelle Medizinische Hilfe (SMH) – Übersetzung des russischen „скорая медицинская помощь“; auf Westdeutsch „Rettungsdienst“
- Schonplatz/Schonarbeitsplatz – nach längerer Krankschreibung oder bei Schwangerschaft ein Arbeitsplatz mit geringeren körperlichen Anforderungen, an dem weitergearbeitet werden konnte
- Schrottgorod – umgangssprachlich ironisch gebildet mit russ. город = Stadt, scherzhaft für Eisenhüttenstadt, auch: Blechdosencity
- Schutzgüte – Qualitätsmerkmal für Produkte und Verfahren, betreffend den Schutz vor Gefahren. Die Anforderungen und die Verfahren zu ihrer Festlegung waren umfassend gesetzlich geregelt. Entspricht ungefähr dem bundesdeutschen und EU-Begriff Produktsicherheit.
- Schwangerschaftsunterbrechung – Schwangerschaftsabbruch
- Schwindelkurs – offizielle Bezeichnung des marktüblichen Wechselkurses zwischen DM und Mark der DDR in West-Berlin[10]
- Sektion – An den Universitäten und Hochschulen seit den 1970ern übliche Bezeichnung für die heutigen Fachbereiche
- SERO, Sero – Kurzform für Sekundärrohstoffe (wiederverwertbare Abfälle und Verpackungen wie Altpapier, Flaschen und Gläser) und Bezeichnung eines Betriebes mit einer Reihe von Annahmestellen für diese Artikel
- Für Frieden und Sozialismus – seid bereit! – Immer bereit! – Gruß der Jung- und Thälmannpioniere
- Silastik – elastisches Kunstfasergewebe, beispielsweise für Sportbekleidung
- Sicherheitsnadel – verächtlicher Ausdruck für einen IM (inoffizieller Mitarbeiter) der Stasi
- Sichtelement – Plakat, Plakataufsteller, Werbetafel, Tafel für Losungen oder ähnliches
- Soljanka – eine Suppe nach russischem Rezept, wurde in vielen Gaststätten angeboten
- Soljanka-Schüssel – ironische Bezeichnung für Saporoshez
- Sozialistisches Eigentum – Überbegriff für Volkseigentum, genossenschaftliches Eigentum und das Eigentum der Massenorganisationen[11]
- sozialistische Reproduktion – Theorie über den ökonomischen Gesamtprozess der sozialistischen Gesellschaft im Zusammenhang mit der ständigen Erneuerung, Erweiterung und Entwicklung ihrer materiellen Lebensbasis[12]
- Spartakiade – Sportwettbewerb für Kinder und Jugendliche in Schulen, auf Kreis- und Bezirksebene sowie im Endausscheid DDR-weit durchgeführt; diente auch der „Talentesichtung“ und Nachwuchsgewinnung im Sport in der DDR
- Speckitonne – eine Art frühe Biotonne für Essensreste zur Verfütterung an Schweine
- Spitzbart – scherzhafte Bezeichnung für Walter Ulbricht
- Sport frei – Gruß der Sportler
- SpoWa (weibl.) – Abk. für „Sportwaren“, ein Kaufhaus in jeder größeren Stadt, in dem vorrangig Sportbekleidung (Kernmarke Germina) und Campingbedarf, aber auch Bekleidung für Jungpioniere und FDJler verkauft wurde
- Sprelacart – DDR-Markenname für Resopal, bekannt insbesondere durch die damit beschichteten Küchenmöbel
- Staatsbürgerkunde (unter Schülern auch abgekürzt Stabü oder Stabi) – Schulfach zur politischen Bildung
- Staatseinnahmen – Einnahmen und Gewinne aus der volkseigenen Wirtschaft und staatlicher Einrichtungen und Organe sowie Steuereinnahmen und Sozialversicherungsbeiträge von nicht volkseigenen Betrieben, Genossenschaften, Staatsbürgern[2]
- Staatsratseingabe bzw. Staatsratsbeschwerde – Petition an den Staatsrat der DDR
- Staatssicherheit (abgekürzt auch Stasi, die) – Kurzbezeichnung für das Ministerium für Staatssicherheit, Nachrichtendienst und Geheimpolizei der DDR
- Stadtbilderklärer – Stadtführer
- Stempelkarte – umgangssprachlich für ein Einlage-Kärtchen im Führerschein, auf dem von der Verkehrspolizei bis zu vier Stempel für schwerwiegendere Verkehrsverstöße angebracht wurden. Beim Erteilen des fünften Stempels (innerhalb der Ablauffrist) folgte ein Fahrverbot. Neue Stempel verlängerten die Gültigkeit alter Stempel-Einträge. Zwei Jahre nach dem letzten Stempel konnte man sich eine neue, leere Stempelkarte ausstellen lassen.
- Stomatologe – Zahnarzt (in beruflichem Zusammenhang und auf dem Praxisschild – man ging natürlich „zum Zahnarzt“ und nicht „zum Stomatologen“)
- Straße der Besten – dort hingen in Betrieben die Porträts der Besten im Sozialistischen Wettbewerb
- Stuhltanz – die in der DDR gebräuchliche Variante des Spiels Reise nach Jerusalem.
- Subbotnik – (nicht immer ganz) freiwilliger, unbezahlter Arbeitseinsatz meist am Sonnabend (russisch суббота = Sonnabend (Samstag))
- Synthetisches Material mit Leder-ähnlichen Eigenschaften (SML) – Bezeichnung für Kunstleder (Schuhe)
T
(zum nächsten Buchstaben – U). . . (zum Anfang der Liste)
- Täve – Spitzname von Gustav-Adolf Schur, der populärsten Sportlerpersönlichkeit der DDR
- Taigatrommel – umgangssprachlich ironische Bezeichnung für die aus der Sowjetunion stammenden Diesellokomotiven der DR-Baureihe 120 wegen ihres lauten Motorengeräusches
- Tal der Ahnungslosen – umgangssprachliche Bezeichnung für den Raum Dresden, wo das „Westfernsehen“ aufgrund der Tallage und der Entfernung überwiegend nicht empfangen werden konnte, daher auch die scherzhaften Abkürzungen ZDF = Zentrales Deutsches Fernsehen, ARD = „außer Raum Dresden“ oder „außer Rügen und Dresden“
- Timurhilfe – in Anlehnung an die Geschichte Timur und sein Trupp von Arkadi Gaidar.
- Towarischtsch – scherzhafte Anrede; in Anlehnung an den russischen Begriff товарищ = Genosse bzw. Kamerad
- Trabi oder auch Trabbi – umgangssprachlich für Trabant
- Traktorist - hauptberuflicher Führer landwirtschaftlicher Maschinen
- TraPo – Transportpolizei, sie nahm auf Bahnanlagen polizeiliche Aufgaben wahr
- Tschekist – aus dem Russischen; offizielle Bezeichnung für Mitarbeiter des MfS, vom sowjetischen Vorbild Tscheka
U
(zum nächsten Buchstaben – V) . . . (zum Anfang der Liste)
- Unionsfreund – Mitglied der CDU in der DDR
- Urlauberschiff – Kreuzfahrtschiff
- urst – jugendsprachlich statt sehr oder „saugeil“ („Ist ja urst“, „Das war urst schau“, „Der ist ja ein urster Kunde“)
V
(zum nächsten Buchstaben – W) . . . (zum Anfang der Liste)
- VEB Gleichschritt. VEB Landesverteidigung – umgangssprachlich, ironische Bezeichnung für die Nationale Volksarmee, in Anlehnung an das VEB Kombinat Fortschritt Landmaschinenbau
- (VEB) Horch und Guck (auch: Horch, Guck und Greif) – umgangssprachlich ironisch für das Ministerium für Staatssicherheit
- Verkehrsträgerwechsel − staatlich geplante Stilllegung von schienengebundenen Verkehrswegen, Umstellung auf Kraftverkehr
- Vierzehnfünfziger – umgangssprachlich für eine Flasche Goldbrand, auch als "Flasche 10vor3" bekannt, EVP 14,50
- Vitamin B – umgangssprachlich für Beziehungen. die man zum Erlangen bestimmter Waren oder Positionen benötigte
- Volksschwimmhalle – Hallenbad, Volksschwimmhallen wurden in den 1960er und 1970er Jahren in vielen DDR-Städten nach ähnlichem Muster erbaut
- Völkerfreundschaft – internationale Freundschaft, hauptsächlich zu den Ländern des Ostblocks und der dritten Welt; auch Name eines Kreuzfahrtschiffes des FDGB
W
(zum nächsten Buchstaben – Z) . . . (zum Anfang der Liste)
- Wandzeitung – Pinnwand in den Schulen und Betrieben, die je nach Einrichtung mit Losungen und Appellen zum saisonalen Thema, 1. Mai, x-ten DDR-Jahrestag, Oktoberrevolution, offiziell vom Wandzeitungsredakteur, auch Wandzeitungsagitator gestaltet wurde oder aber der Präsentation aktueller Termine, Ergebnisse und Leistungen einer Schulklasse diente
- Warschauer Vertrag – Warschauer Pakt
- Weltniveau – ein gern benutzter Begriff, wenn Leistungen der DDR ein dem Westen vergleichbares Niveau hatten oder haben sollten
- Wendehals – umgangssprachlich in der Wendezeit für Person, die in kurzer Zeit ihren politischen Standpunkt grundlegend änderte
- Werkküche – Kantine
- Werkmappe – Mappe, die farbiges, stabiles A3-Papier für den Werk- und Kunstunterricht enthielt
- Westantenne – umgangssprachlich für eine zum Empfang westdeutscher Rundfunksender geeignete Antenne, erkennbar an der Baugröße und Ausrichtung, in den 50er Jahren bestand die Gefahr der Entfernung durch FDJ-Brigaden
- Westfernsehen – umgangssprachlich siehe „Tal der Ahnungslosen“
- Westgeld – umgangssprachlich für DM, frei konvertierbare Währung, Valuta
- Westpaket oder Westpäckchen – umgangssprachlich für Geschenk-Paket von Verwandten aus der Bundesrepublik
- Winkelement – Fähnchen für Veranstaltungen/ Demonstrationen (sarkastisch: Jubelfetzen, Euphoriefetzen)
- Wochenkrippe – Kinderkrippe, in der die Kinder am Montag abgegeben und am Freitag wieder abgeholt wurden
- Wunschkindpille – umgangssprachlich für die Antibabypille
- Wurfscheibe – Frisbee-Scheibe, auch Schwebedeckel
- Wurfspiel – Darts
- Würzfleisch – Neuschöpfung für Ragout fin, da dieses eigentlich mit – in der DDR so gut wie nie erhältlichem – Kalbfleisch hergestellt wird
Z
(Offizielle Redewendungen) . . . (zum Anfang der Liste)
- Zellophanbeutel – umgangssprachlich für Folienbeutel
- Zellstofftaschentuch – Papiertaschentuch, umgangssprachlich auch nur kurz: „Zellstoff“ (in der Bundesrepublik „Tempo“)
- Zielstellung – statt „Zielsetzung“[13][14][15][16][17]
Offizielle Redewendungen
- Das Studium der Dokumente – sich mit den Beschlüssen der Partei vertraut machen
- Der feste/klare Klassenstandpunkt – sozialistisches Weltbild, auch für marxistisch-leninistische Weltanschauung
- Der neue Mensch – Idealbild des Menschen im Sozialismus
- Die guten Genossen – zuverlässige Parteikader
- Die führende Rolle der Partei der Arbeiterklasse – Führungsanspruch der SED
- Die historische Mission der Arbeiterklasse … – ist der Aufbau des Sozialismus
- Die sozialistische Gesetzlichkeit – die Durchsetzung des sozialistischen Rechts
- Die wissenschaftliche Weltanschauung – Bezeichnung für das marxistische Weltbild/den dialektischen und historischen Materialismus/die marxistische Philosophie
- Die Partei der Arbeiterklasse – die SED/die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands
- Diplomaten im Trainingsanzug – für international erfolgreiche Sportler
- Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik – offizieller Leitgedanke der SED-Politik seit 1971
- Hauptaufgabe – Auf dem 8. Parteitag der SED 1971 wurde die Hauptaufgabe des sozialistischen Aufbaus definiert als „Erhöhung des materiellen und kulturellen Lebensniveaus des Volkes auf der Grundlage eines hohen Entwicklungstempos der sozialistischen Produktion, der Erhöhung der Effektivität, des wissenschaftlichen Fortschritts und des Wachstums der Arbeitsproduktivität“
- Kollektiv der sozialistischen Arbeit – Auszeichnung im innerbetrieblichen Wettbewerb
- Oder-Neiße-Friedensgrenze – Grenze zur Volksrepublik Polen
- Parteiliches Verhalten – Verhalten entsprechend den sozialistischen Idealen und zum Nutzen der DDR
- Republikflucht
- revolutionäre Wachsamkeit – insbesondere von „Tschekisten“, Zuträgern und Zensoren erwartete Eigenschaft
- Unsere Menschen – die Parteikader reden über ‚ihre’ DDR-Bürger
Losungen und Schlagworte
Losungen zum Ersten Mai und anderen Demonstrationen wurden vorgegeben. Dazu wurden in der Zeitung offizielle Listen veröffentlicht, aus denen Losungen für mitgeführte Transparente gewählt werden konnten. Losungen fanden weiterhin zum Beispiel Verwendung zu Parteitagen, in Programmen zur Erfüllung der Planziele, an Gebäuden über Wandzeitungen.
Beispiele von Losungen und Schlagworten:
- Alles für das Volk, alles mit dem Volk, alles durch das Volk!
- Alles zum Wohle des Volkes!
- Arbeite mit, plane mit, regiere mit! (eine Aussage aus Art. 21 der Verfassung der DDR 1974)
- Der Marxismus ist allmächtig, weil er wahr ist. auch Die Lehre von Marx ist allmächtig, weil sie wahr ist (ein Lenin-Zitat)
- Der Sozialismus ruft uns alle – gern verballhornt zu: Der Sozialismus rupft uns alle
- Der Sozialismus siegt – gern verballhornt zu: Der Sozialismus siecht (besonders als Lichtreklame in Dresden am „Pirnaischen Platz“ bekannt gewesen)
- Die Welt ist erkennbar
- Erster Mai – „Internationaler Kampf- und Feiertag der Werktätigen für Frieden und Sozialismus“
- Ewige Freundschaft mit der ruhmreichen Sowjetunion
- Für Frieden und Völkerfreundschaft
- Für Frieden und Sozialismus seid bereit. Immer bereit! – Gruß der Jung- und Thälmannpioniere
- Im Mittelpunkt steht der Mensch
- Jedermann an jedem Ort – einmal in der Woche Sport! (Zitat von Walter Ulbricht)
- Mit jeder Mark, jeder Minute, jedem Gramm Material einen höheren Nutzeffekt! (sarkastische Fortsetzung: … koste es, was es wolle!)
- Ohne Gott und Sonnenschein bringen wir die Ernte ein.
- Proletarier aller Länder – vereinigt Euch! (als Witz: Vegetarier aller Länder – vereinigt Euch!)
- Schöner unsere Städte und Gemeinden – Mach mit! (jährlicher Aufruf zu Arbeitseinsätzen – meist in der Form eines Subbotniks – in der Hausgemeinschaft und in öffentlichen Parks und Grünanlagen)
- So wie wir heute arbeiten, werden wir morgen leben
- Unsere ganze Kraft für die Erfüllung des 5-Jahrplanes
- Unsere ganze Schöpferkraft für den Sozialismus
- Von der Sowjetunion lernen heißt siegen lernen – gern verballhornt zu: Von der Sowjetunion lernen heißt siechen lernen
- Waffenbrüder – Klassenbrüder
- Wir sind die Sieger der Geschichte
- Wo ein Genosse ist, da ist die Partei – also die besseren Argumente!
Manchmal wurden solche Losungen auch ironisch verwendet, zum Beispiel das Zitat Aus unseren Betrieben ist noch viel mehr rauszuholen von Walter Ulbricht, der die Erhöhung der Arbeitsproduktivität gemeint hatte. Umgangssprachlich war jedoch damit der Diebstahl von Material und Werkzeugen in den Betrieben durch Arbeiter und Angestellte gemeint, die aufgrund der schlechten Versorgungslage die gestohlenen Dinge tauschten, verkauften oder selbst nutzten.[18]
In der Wendezeit 1989 aber erfanden Demonstrationsteilnehmer selbst sehr treffende, zum Teil ironische und sarkastische Losungen. Losungen wie „Wir sind das Volk!“, und „Keine Gewalt“ begleiteten die friedliche Revolution. Andere Losungen waren zum Beispiel „Stasi in die Produktion!“ (gemeint war, sie sollten arbeiten) und „Wir sind ein Volk!“ (zeitlich nach „Wir sind das Volk!“ Ende 1989/Anfang 1990).
Werbung
- „AKA electric – in jedem Haus zuhause!“
- „Apfelmus schmeckt immer gut!“
- „Das Malfa-Kraftma-Brot“
- „Baden mit Badusan, Badusan …“
- „Ei – rund und gesund!“
- „Eine kleine flotte Biene ist die Teppichkehrmaschine“
- „Jedermann auf jedem Tisch / mehrmals in der Woche Fisch!“
- „KIM – köstlich immer marktfrisch“ (Werbespruch der Eierproduzenten Kombinat Industrielle Mast)
- „Nimm ein Ei mehr!“
- „Plaste und Elaste aus Schkopau“ bewarb eine großflächige Leuchtwerbung auf einem Turm an der Elbebrücke Vockerode der Autobahn bei Vockerode, heute im Deutschen Historischen Museum
- „Stets dienstbereit zu Ihrem Wohl / ist immer der Minol-Pirol!“
- „Sauerkraut ist ja sooo gesund!“
- „Zweimal in der Woche Fisch bereichert jeden Mittagstisch“
- „Wartburg: Formschön und zuverlässig“
- „NARVA – taghell“
Ortsnamen
Ortschaften erhielten gelegentlich offizielle Namenszusätze
- Berlin – Hauptstadt der DDR. früher auch Demokratischer Sektor von Berlin, Demokratisches Berlin
- Wilhelm-Pieck-Stadt Guben
- Thomas-Müntzer-Stadt Mühlhausen und Thomas-Müntzer-Stadt Stolberg
- Gneisenaustadt Schildau
oder wurden, meist politisch motiviert, umbenannt:
- Stalinstadt/Fürstenberg (Oder) in Eisenhüttenstadt (ab 1961)
- Chemnitz in Karl-Marx-Stadt
- Neuhardenberg in Marxwalde
- Hinteruhlmannsdorf in Engertsdorf
- Kleinschmalkalden in Pappenheim
- Adelsdorf bei Großenhain in Dorf der Jugend
Projektionsworte
Von westlichen Medien als angebliche DDR-Idiomatismen verwendet, aber in der DDR nie Sprachgut oder völlig unbekannt:
- Apparat – in Anlehnung an Obrigkeit die gesamte staatliche Verwaltung und Machtstruktur der Partei (und damit des Staates)
- Apparatnik, Apparatschik – ein (SED-)Parteifunktionär, der aus der Sicht des Apparates, der Partei- und Politbürokratie, denkt, redet und handelt. Als Projektionswort aber umstritten, da es in der russischen Umgangssprache so verwendet wird.
- Njet – Nein (aus dem Russischen)
- Nomenklatura – durch verschiedene übergeordnete SED-Leitungen bestätigte Personen, deren Karriere politisch abgesichert war, üblicherweise war von „Kadern“ die Rede.
- Sudel-Ede – Karl-Eduard von Schnitzler, hingegen war „Karl-Eduard von Schnitz…“ in der DDR geläufig, denn die letzte Silbe „…ler“ war wegen des umgeschalteten Fernsehprogramms (besonders vor 1969 originell und witzig, als es nur ein DDR-Programm gab) oder wegen des ausgeschalteten Fernsehapparats nicht mehr zu hören.
- Vopo – Volkspolizist, hingegen wurde „Bulle“, „Grüner“ und „Straßenförster“ (besonders für die Verkehrspolizei) verwendet.
Kabarettistische Schöpfungen
- „Geflügelte Jahresendfigur“ für Weihnachtsengel (aus der Satirezeitschrift „Eulenspiegel“, karikierte die offizielle bemühte Umgehung religiöser Begriffe).
Siehe auch
Literatur
- Hugo Moser: Sprachliche Folgen der politischen Teilung Deutschlands. Beihefte zum „Wirkenden Wort“ 3. Schwann, Düsseldorf 1962.
- Michael Kinne, Birgit Strube-Edelmann: Kleines Wörterbuch des DDR-Wortschatzes. 2. Auflage. Schwann, Düsseldorf 1981, ISBN 3-590-15509-4.
- Martin Ahrends (Hrsg.): Trabbi, Telespargel und Tränenpavillon – Das Wörterbuch der DDR-Sprache. Heyne, München 1986, ISBN 3-453-02357-9.
- Wolf Oschlies: Würgende und wirkende Wörter – Deutschsprechen in der DDR. Holzapfel, Berlin 1989, ISBN 3-921226-34-1.
- Margot Heinemann: Kleines Wörterbuch der Jugendsprache. Bibliographisches Institut, Leipzig 1990, ISBN 3-323-00273-3.
- Manfred W. Hellmann: Divergenz und Konvergenz – Sprachlich-kommunikative Folgen der staatlichen Trennung und Vereinigung Deutschlands. In: Karin Eichhoff-Cyrus, Rudolf Hoberg (Hrsg.): Die deutsche Sprache zur Jahrtausendwende – Sprachkultur oder Sprachverfall. Duden-Reihe Thema Deutsch. Band 1. Mannheim (Duden-Redaktion) und Wiesbaden (GfdS) 2000, S. 247–275.
- Marianne Schröder, Ulla Fix: Allgemeinwortschatz der DDR-Bürger – nach Sachgruppen geordnet und linguistisch kommentiert. Heidelberg 1997.
- Birgit Wolf: Sprache in der DDR. Ein Wörterbuch. de Gruyter, Berlin und New York 2000, ISBN 3-11-016427-2. online bei Google-Books
- Jan Eik: DDR-Deutsch : eine entschwundene Sprache. Jaron, Berlin 2010, ISBN 978-3-89773-645-0.
- Norbert Nail: Jenseits des "breiten Steins": Studentendeutsch in der DDR. In: Studenten-Kurier 3/2013, S. 15–17.
Weblinks
- TV-Serie WortSchatz DDR des MDR, 31 Folgen; 2011
- Birgit Wolf-Bleiß: Sprache und Sprachgebrauch in der DDR auf den Webseiten der Bundeszentrale für politische Bildung
- Glossar DDR-Sprache auf den Webseiten der Bundeszentrale für politische Bildung
- Abkürzungen der DDR von A bis Z
Einzelnachweise
- ↑ Sabine Schroeter: Die Sprache der DDR im Spiegel ihrer Literatur. Studien zum DDR-typischen Wortschatz. Gruyter, 1994, ISBN 3-11-013808-5.
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 Wörterbuch der Ökonomie des Sozialismus, Dietz Verlag Berlin, 2. Auflage 1969
- ↑ Matthias Wyssuwa: Staatlich geprüfte Rapper In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 7. November 2009, S. 9.
- ↑ Birgit Wolf: „Sprache in der DDR“, de Gruyter, Berlin, New York, ISBN 978-3-11-016427-5, S. 166
- ↑ Gerhard Strauß, Ulrike Haß, Gisela Harras: Brisante Wörter von Agitation bis Zeitgeist. Ein Lexikon zum öffentlichen Sprachgebrauch. de Gruyter, Berlin, New York 1989, ISBN 3-11-012078-X (= Schriften des Instituts für deutsche Sprache Band 2), S. 385 f.
- ↑ DIE ZEIT 08/1997: Wilde Nächte im Heu
- ↑ Thomas Grossbölting: Friedensstaat, Leseland, Sportnation? DDR-Legenden auf dem Prüfstand, Ch. Links Verlag 2009, S. 181 online
- ↑ Jensen Zlotowicz: Ausstellung "Trinkkultur in der DDR" in Jena polarisiert. In: Thüringische Landeszeitung. tlz.de, 24. April 2014, abgerufen am 8. Dezember 2015.
- ↑ Prenaband beim Deutschen Historischen Museum
- ↑ „Schwindelkurs“
- ↑ Artikel 10 der Verfassung der DDR 1974
- ↑ Politische Ökonomie des Sozialismus und ihre Anwendung in der DDR, Dietz Verlag Berlin 1969, Seite 481 ff.
- ↑ Günter Dietrich Schmidt (1987): Zielstellung. Zu Gebrauch und Herkunft eines DDR-spezifischen Wortes. In: Muttersprache 1-2/97. S. 37–41 – Wiesbaden: Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS), 1987. (Muttersprache 1-2/97)
- ↑ Peter Von Polenz Deutsche Sprachgeschichte 3 vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart
- ↑ Antje Buer, „Sprache in der DDR“ und „Sprache der Wende“ als Gegenstandsbereiche der Sprache- und Politikforschung Seite 30 (PDF; 138 kB)
- ↑ Astrid Stedj (2007) Deutsche Sprache gestern und heute: Einführung in Sprachgeschichte und … Seite 211
- ↑ Thorsten Roelcke (2011), Geschichte der deutschen Sprache Seite 66
- ↑ Neues Deutschland vom 3. Februar 2009, abgerufen am 21. Juli 2010
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