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Mennoniten

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Menno Simons, Reformator und Namensgeber der Mennoniten

Mennoniten sind eine evangelische Freikirche, die auf die Täuferbewegungen der Reformationszeit zurückgeht. Der Name leitet sich von dem aus Friesland stammenden Theologen Menno Simons (1496–1561) ab. Als Täufer sind die Mennoniten geschichtlich eng mit den Hutterern und Amischen verbunden.

Verfolgungen in Europa führten bis ins 20. Jahrhundert immer wieder zur Auswanderung von Mennoniten und anderen Täufern. Heute sind die Mennoniten weltweit verbreitet.

Name

Mennonitenkirche in Hamburg-Altona

Der Ausdruck Mennoniten ist erstmals 1544 in einem Schreiben ostfriesischer Behörden schriftlich dokumentiert. Er geht auf den niederländischen Reformator Menno Simons zurück. Simons war katholischer Theologe und konvertierte um das Jahr 1536 zur radikal-reformatorischen Täuferbewegung. Menno Simons nahm bald eine führende Position innerhalb der noch jungen Täuferbewegung ein und prägte nachhaltend Theologie und Geschichte der reformatorischen Täufer.

Der Begriff wurde zu Beginn vor allem von außen zur Umschreibung jener norddeutsch-niederländischer Täufer verwendet, die sich auf Menno Simons beriefen. Später übernahmen auch Täufer aus anderen Regionen den Namen, so dass noch heute die meisten Täufer als Mennoniten bekannt sind. Eine besondere Bedeutung bekam der Begriff als Schutzname, um das reichsweite Wiedertäufermandat zu umgehen, das die Todesstrafe für Täufer im Römisch-Deutschen Reich vorschrieb. Fürsten konnten so Täufer in ihren Territorien ansiedeln, ohne formell das Wiedertäufermandat zu brechen. Menno Simons übernahm somit (ungewollt) die Rolle des Namensgebers der Mennoniten. Als Gründer der Bewegung kann er jedoch nicht angesehen werden, da die unter anderem von Konrad Grebel und Felix Manz begründete Täuferbewegung zu seinem Eintritt bereits mehrere Jahre bestand.

In einigen Regionen sind die Mennoniten auch als Taufgesinnte (in den Niederlanden als Doopsgezinde), Alttäufer, Altevangelisch Taufgesinnte (in der Schweiz) oder als Evangelisch-Mennonitische Freikirche bekannt. Im deutschsprachigen Raum findet sich auch oft die Umschreibung täuferisch-mennonitsch.

Geschichte

Verbreitung der reformatorischen Täuferbewegung zwischen 1525 und 1550
Die Schleitheimer Artikel von 1527

Reformationszeit

Die Geschichte der Mennoniten beginnt mit der Täuferbewegung, die um 1525 in Zürich im Umfeld der Schweizer Reformation entstand. In der Folge breitete sich diese Bewegung aus und auch in Süddeutschland entstanden erste Täufergemeinden. Die Täufer forderten ein Leben in der Nachfolge Jesu und sahen − wie die Reformatoren Luther und Zwingli − die Bibel als entscheidende Quelle des christlichen Glaubens. Sie übten Kritik am Zustand der etablierten Kirche und solidarisierten sich beispielsweise mit den Forderungen der aufständischen Bauern nach eigener Pfarrerwahl.[1] Anders als Luther und Zwingli kamen sie jedoch zu der Erkenntnis, dass die Taufe ausschließlich dann praktiziert werden sollte, wenn die zu Taufenden sich bewusst für den Glauben entscheiden (Gläubigentaufe). Dies lehnten sowohl die katholische Kirche als auch die lutherischen und reformierten Reformatoren ab, die weiter an der Kindertaufe festhielten. Sowohl die Regierenden als auch die großen Kirchen sahen in den Täufern eine Gefahr für die Autorität von Staat und Kirche. So setzte bald eine umfassende Verfolgung der noch jungen Bewegung ein, die auch von lutherischer und reformierter Seite unterstützt wurde. Zwingli forderte den Rat der Stadt Zürich beispielsweise auf, die Täufer mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln auszurotten. Luther sah in den Täufern Rottengeister und Ketzer und riet dazu, sie unverhört und unverantwortet abzuurteilen.[2]

Die Täuferbewegung selbst war schon in ihren ersten Jahren eine pluralistische Bewegung, die aus mehreren Richtungen bestand. Neben den stärker biblizistisch-pazifistisch orientierten Schweizer Täufern, entwickelten sich auch die zum Teil noch von Thomas Müntzer und vom christlichen Spiritualismus geprägten Oberdeutschen Täufer und auch kommunitäre Gruppen wie die Hutterer. Unter dem Eindruck der schon beginnenden Täuferverfolgung kamen im Februar 1527 südwestdeutsche und schweizerische Täufer zusammen und beschlossen die Schleitheimer Artikel, die entscheidende Prinzipien wie die Gewaltfreiheit oder das Modell einer Freikirche außerhalb staatlicher Strukturen zusammenfasste. Im August desselben Jahres fand auch eine größere Täufersynode in Augsburg statt. Viele der in Augsburg zusammengekommenen Täufer wurden später wegen ihres Glaubens ermordet, weswegen die Synode bis heute als Augsburger Märtyrersynode bekannt ist. Im Jahr 1529 wurde schließlich das Wiedertäufermandat beschlossen, das reichsweit die Todesstrafe für die Täufer festsetzte.

Mit Melchior Hofmann verbreiteten sich die Ideen der reformatorischen Täuferbewegung auch in Norddeutschland und in den Niederlanden, wo sie zum Teil das Erbe der vor-reformatorischen Sakramentarier übernahmen. Ein Teil der niederländisch-norddeutschen Täuferbewegung radikalisierte sich jedoch unter dem Eindruck zunehmender Verfolgung und apokalyptischer Vorstellungen, was mit zu den Ereignissen in Münster führte. Andere wie der 1536 zu den Täufern konvertierte Theologe Menno Simons betonten das Prinzip christlicher Gewaltfreiheit. Nach dem Sturz der militanten Täufer in Münster sammelte Simons schließlich große Teile der niederländisch-norddeutschen Täuferbewegung und formulierte ausgehend von der Bergpredigt eine bewusst pazifistische Theologie, wie sie auch schon in den Schleitheimer Artikeln formuliert wurde. Simons gewann großen Einfluss innerhalb der norddeutsch-niederländischen Gemeinden, so dass sie auch als Mennoniten benannt wurden. Schließlich wurde der Name auch von Täufergemeinden des schweizerisch-süddeutsch-französischen Raumes verwendet. Der neue Name bot auch einen gewissen Schutz, denn auf ihn stand formell keine Todesstrafe.[3]

Weitere Entwicklungen

Anders als in den nördlichen Niederlanden, die unter den Oraniern im Jahr 1579 die religiöse Toleranz einführten, wurden die Mennoniten in den meisten europäischen Territorien wie zum Beispiel in der Schweiz oder den südlichen Niederlanden weiter unterdrückt und durch Verfolgung, Ausweisung, Folter und Tod bedroht. Sie waren daher unter den ersten Deutschen, die nach Nordamerika auswanderten, wo bis heute ein Großteil der Mennoniten lebt. Viele Pfälzer Mennoniten ließen sich in Pennsylvania nieder, wo sie 1683 mit anderen deutschen Auswanderern den Ort Germantown (Deitscheschteddel) gründeten. Ein Teil von ihnen spricht auch heute noch Pennsylvania Dutch. Unter den nach Amerika ausgewanderten Mennoniten entstand auch die erste deutsche Ausgabe des Märtyrerspiegels. Die in Europa verbliebenen Täufer lebten in den folgenden Generationen als die Stillen im Lande. Schweizer Mennoniten siedelten beispielsweise zurückgezogen im Emmental und im Berner Jura. Viele wanderten auch ins Elsass oder in die Niederlande ab. In Städten wie Zürich oder Basel wurden die Mennoniten ausgerottet.

Viele niederländische Täufer siedelten sich im zur polnischen Krone gehörenden Königlichen Preußen an, wo sie die Niederungen des Weichsel-Nogat-Deltas kultivierten. Sie bauten Deiche und Kanäle und konnten auf diese Weise das Land für eine erfolgreiche Landwirtschaft nutzen. Da sie den Städten und Grundbesitzern wirtschaftliche Vorteile brachten, wurde ihre Religion geduldet. Volle Bürgerrechte konnten sie jedoch erst im 19. Jahrhundert erlangen.[4]

Unter den niederländischen und norddeutschen Mennoniten kam es bald zu Konflikten, beispielsweise um den Umgang mit dem Bann, und viele Gemeinden spalteten sich in waterländische, friesische und flämische Gemeinden. Später entstanden mit den Lammisten und den Sonnisten liberalere und konservativere Gemeinden. Mitte des 17. Jahrhunderts bildete sich die Gruppe der Dompelaars (Untertaucher), die für die Taufe das dreifache Untertauchen forderte. Die meisten Gemeinden schlossen sich später jedoch wieder zusammen. Unter den Schweizer und Elsässer Mennoniten spalteten sich im Jahr 1693 die Amischen ab, die sich nach ihrem Gründer Jakob Ammann nannten. Jakob Ammann stand für eine stärkere Abschottung von der Welt und betonte stark das Äußere wie schlichte Kleider. Die Amischen siedeln heute ausschließlich in eigenen Siedlungen in Amerika.

Die an der Weichsel lebenden Mennoniten kamen nach der Ersten Teilung Polens 1772 unter den preußischen Staat, welcher eine weitere mennonitische Ausbreitung behinderte. Viele wanderten so Ende des 18. Jahrhunderts in die Ukraine und nach Russland aus, wo sie die Russlandmennoniten begründeten. Hier entstanden nach 1860 auch die vom Pietismus beeinflussten Mennonitischen Brüdergemeinden. Nach Einführung der russischen Wehrpflicht im Jahr 1874 wanderten viele von ihnen wiederum weiter nach Nordamerika, wo neue Gemeinden und Siedlungen entstanden. Größere Gemeinden befinden sich u. a. im mittleren Norden der USA und im Zentrum Kanadas. So sind unter anderem die beiden kanadischen Städte Steinbach und Winkler auf die aus der heutigen Ukraine stammende mennonitische Gemeindebwegung Kleine Gemeinde zurückzuführen. Im 20. Jahrhundert gründeten sich auch in Lateinamerika Siedlungen, vor allem in Paraguay. Bis heute spricht ein großer Teil von ihnen den niederdeutschen Dialekt Plautdietsch. Die meisten Mennoniten leben heute jedoch auf dem afrikanischen Kontinent.[5]

Von den Russlandmennoniten lebt heute ein Großteil wieder in Deutschland, was auch auf die Unterdrückung der Mennoniten unter den kommunistischen Machthabern zurückgeht. Bereits in den 1920er Jahren verließen mehrere tausend russlanddeutsche Mennoniten das Land. Besonders viele Menschenleben forderten der Große Terror unter Stalin in den 1930er Jahren. Viele russlanddeutsche Mennoniten wurden verhaftet, misshandelt, ermordet oder in Arbeitslager deportiert, wo viele grausam umkamen.[6] Es wird geschätzt, dass in den Jahren unmittelbar vor dem Zweiten Weltkrieg von den etwa 125.000 damals noch in der Sowjetunion siedelnden Mennoniten etwa 35.000 ums Leben kamen.[7]

Heute leben mehr als 200.000 Menschen mit russlandmennonitischer Herkunft in Deutschland, wobei nur ein Teil davon mennonitischen Gemeinden beigetreten ist. Dennoch übersteigt inzwischen die Zahl der von Russlanddeutschen gegründeten mennonitischen Gemeinden die der alteingesessenen deutlich.

Zeit des Nationalsozialismus

Dieser Abschnitt beschreibt vor allem die Situation im damaligen Deutschland, für weiterführende Informationen siehe auch: Freikirchen in der Zeit des Nationalsozialismus

Während der NS-Zeit unterstützen Teile der deutschen Mennoniten den Nationalsozialismus. Andere schwiegen trotz der Verbrechen. Nur einzelne wie zum Beispiel Christian Neff übten offen Kritik oder halfen jüdischen Mitbürgern im Untergrund. Die ost- und westpreußischen Mennoniten zeigten bereits im September 1933 in einem Telegramm an Hitler offene Unterstützung für das neue Regime[8], und die norddeutschen Mennoniten entbanden die jungen Männer noch vor der Einführung der Wehrpflicht von der Praxis, den Militärdienst zu verweigern, womit sie sich in beiden Fällen deutlich von ihren pazifistischen Wurzeln lösten. Mennoniten waren zum Teil auch direkt an Verbrechen des NS-Regimes beteiligt, wie die Zusammenarbeit mit dem Konzentrationslager Stutthof bei Danzig und Hinrichtungen von Juden in der Ukraine zeigten. Obwohl die Zustimmung zum NS-Regime später wieder deutlich abnahm und sich zum Teil auch in Kritik umkehrte, gab es dennoch von mennonitischer Seite bis zum Kriegsende keinen nennenswerten Widerstand. Auch mit der Bekennenden Kirche gab es über gelegentliche Kontakte hinaus keine Zusammenarbeit. Dies führte auch dazu, dass der spätere Sozialwissenschaftler Johannes Harder die Mennoniten für mehrere Jahre verließ und sich stattdessen innerhalb der Bekennenden Kirche engagierte.

Die deutschen Mennoniten nahmen auch nicht an der Gründung des Internationalen Mennonitischen Friedenskomitees in Amsterdam im Jahr 1936 teil. Auch die Räumung des Bruderhofes der Neuhutterer in der Rhön durch die SS im Jahr 1937 verblieb ohne ein Zeichen des Protestes der deutschen Mennoniten. Hilfe kam stattdessen von niederländischen Mennoniten.[9]

Lebensmittelhilfe amerikanischer Mennoniten in Hamburg 1949

Nachkriegszeit

Unmittelbar bei Kriegsende waren vor allem die im preußischen Raum lebenden Mennoniten von der Vertreibung betroffen. Viele junge nordamerikanische Mennoniten kamen als Kriegsdienstverweigerer (Pax-Boys) nach Deutschland und halfen beim Wiederaufbau mit. Auch waren Mennoniten maßgeblich an der Gründung von CARE International involviert. Später war das Mennonitische Zentralkomitee einer der Mitbegründer des Friedensdienstes Eirene. Als Reaktion auf die Wiederbewaffnung gründeten deutsche Mennoniten 1956 das Deutsche Mennonitische Friedenskomitee.

Eine kritische Aufarbeitung der Zeit des Nationalsozialismus und der eigenen Schuld setzte in Deutschland jedoch erst in den 1970ern ein. Fünf Jahre nach ihrer Gründung veröffentlichte die Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden 1995 ein Schuldbekenntnis gegenüber den Kriegsopfern und Juden.[10][11]

Siehe auch Zeittafel zur Geschichte der Täufer und Mennonitische Auswanderung

Ausrichtungen

Mennoniten bilden zusammen mit den Amischen und Hutterern die täuferische Konfessionsfamilie. In Nordamerika werden auch die pietistisch-täuferischen Schwarzenau Brethren mit zu den Täufern gerechnet.

Innerhalb der täuferisch-mennonitischen Denomination gibt es ein relativ weites Spektrum von Ausrichtungen. So gibt es sowohl liberale, pietistische, evangelikale als auch traditionalistische Gemeinden. Institutionell können neben den allgemeinen Mennoniten auch die Mennonitischen Brüdergemeinden, die Evangelical Mennonite Conference (Kleine Gemeinde), die Brethren in Christ und die traditionalistischen Altmennoniten (Old Order Mennonites) und Altkolonier (Old Colony Mennonites) genannt werden. Letztere Gruppen finden sich ausschließlich in Amerika.

Das gemeinsame Band all dieser Gruppen besteht in der gemeinsamen Geschichte (Herkunft aus der reformatorischen Täuferbewegung) und gemeinsamen theologischen Grundüberzeugungen (wie unter anderem Bekenntnistaufe, Gewaltfreiheit oder Gemeindeautonomie). Darüber hinaus haben sich in vielen Punkten auch unterschiedliche Positionen entwickelt (so zur Form der Taufe oder zur Ordination von Frauen). Im Falle traditionalistischer Gruppen wie der Altmennoniten und Altkolonier kommen auch Fragen nach der Akzeptanz moderner Technik hinzu. Diese Traditionalisten stellen jedoch nur einen kleinen Teil der weltweit verbreiteten Mennoniten dar.

Mit Ausnahme der konservativen Altkolonier arbeitet der Großteil der mennonitischen Gemeindeverbände in internationalen Zusammenhängen wie der Mennonitischen Weltkonferenz, dem Internationalen Komitee der Mennonitischen Brüdergemeinden oder der Hilfsorganisation Mennonite Central Committee zusammen.

Im deutschsprachigen Raum finden sich sowohl Gemeinden und Gemeindeverbände der allgemeinen Mennoniten wie auch der Mennonitischen Brüdergemeinden.

Verbreitung

Innenraum der Mennonitenkirche in Friedelsheim (Rheinland-Pfalz)

Mennoniten sind inzwischen weltweit verbreitet. Nach Angaben der Mennonitischen Weltkonferenz gab es im Jahr 2009 weltweit etwa 1,6 Mio. Täufer.[12] Regionale Schwerpunkte bilden unter anderem der mittlere Norden der Vereinigten Staaten und das Zentrum Kanadas (Manitoba), Paraguay, der Kongo und Äthiopien.

Deutschland

In Deutschland gibt es heute etwa 40.000 Mennoniten in circa 190 Gemeinden. Es bestehen mehrere täuferisch-mennonitische Gemeindeverbände.

Die 1990 gegründete Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden in Deutschland (AMG) umfasst Gemeinden, deren Geschichte zum Teil bis in die Reformationszeit zurückgeht. Formal besteht die AMG aus den drei autonomen Regionalverbänden Vereinigung der Deutschen Mennonitengemeinden (VDM) im norddeutschen Raum, Arbeitsgemeinschaft Südwestdeutscher Mennonitengemeinden (ASM) im südwestdeutschen Raum und Verband deutscher Mennonitengemeinden (VdM) im süddeutschen Raum.

Daneben gibt es die 1970 gegründete Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Brüdergemeinden in Deutschland (AMBD).

Nach Zuwanderung von russlanddeutschen Mennoniten entstanden parallel hierzu weitere Gemeinden und Gemeindeverbände wie die 1978 gegründete Arbeitsgemeinschaft zur geistlichen Unterstützung in Mennonitengemeinden (AGUM) und der 1989 gegründete Bund Taufgesinnter Gemeinden (BTG). Die AMG und die AGUM sind den kirchlichen Mennoniten, die AMBD und der BTG den Mennonitischen Brüdergemeinden zuzuordnen.[13]

Daneben gibt es noch kleinere Zusammenschlüsse und auch völlig selbständige Gemeinden. Genannt werden können auch die aus Russland stammenden Evangeliumschristen-Baptisten, deren Gemeinden auch oft einen mennonitischen Hintergrund haben. Inzwischen bilden Mennoniten mit russlanddeutschen Wurzeln die Mehrheit der deutschen Mennoniten. Einen Überblick über zurzeit bestehende Zusammenschlüsse gibt die folgende Tabelle:[14][15]

Verband Anzahl der Gemeinden Mitgliederzahl
AGAPE-Gemeindewerk Mennonitische Heimatmission e. V. (AGW-MHM) 6 200
Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Brüdergemeinden in Deutschland e. V. (AMBD) 15 1.633
Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden in Deutschland K. d. ö. R. (AMG) 57 6.000
Arbeitsgemeinschaft zur geistlichen Unterstützung in Mennonitischen Gemeinden (AGUM) 23 5.400
Bund der Europäisch-Mennonitischen Brüdergemeinden 13 5.600
Bund Taufgesinnter Gemeinden (BTG) 27 6.500
Unabhängige Mennonitenbrüdergemeinden (kein Verband) 45 13.300
Unabhängige Mennonitenkirchengemeinden (kein Verband) 5 1.700
Missionsgemeinde Bad Pyrmont 1 15
Verband der Evangelischen Freikirchen Mennonitischer Brüdergemeinden in Bayern e. V. (VMBB) 7 250
WEBB-Gemeinden (Arbeitsgemeinschaft der Gemeinden in Wolfsburg,
Espelkamp, Bechterdissen, Bielefeld, Niedergörsdorf)
5 1.600

Die meisten Gemeinden bestehen heute im westdeutschen und südwestdeutschen Raum. Schwerpunkte sind hier unter anderem die Regionen Baden und Pfalz, wo heute noch Nachfahren der aus der Schweiz vertriebenen Täufer leben. Des Weiteren haben sich in Westfalen und Lippe viele russlanddeutsche Mennoniten angesiedelt. Die vor der Vertreibung im Danziger Raum gelegenen Gemeinden bestehen heute nicht mehr.

Nach dem Mauerbau etablierte sich auch in der DDR eine mennonitische Gemeinde, die im Jahr 1962 von staatlicher Seite anerkannt wurde. Gottesdienste fanden in Berlin und auch in Rostock, Halle, Erfurt und anderen Orten Ostdeutschlands statt. Die Mennoniten in der DDR waren ökumenisch in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in der DDR engagiert. Im Jahr 1984 konnten sechs Mennoniten aus der DDR an der Mennonitischen Weltkonferenz in Straßburg teilnehmen.

Österreich

Die mennonitischen Gemeinden in Österreich sind heute in der Mennonitischen Freikirche Österreichs zusammengeschlossen. Um als Kirchengemeinschaft vom österreichischen Staat anerkannt zu werden, schlossen sich die österreichischen Mennoniten 2013 mit anderen Freikirchen zu einem Dachverband der Freikirchen in Österreich zusammen. Schon in der Reformationszeit bestanden Täufergemeinden in Tirol und in Städten wie Linz und Steyr, die jedoch später wieder vertrieben wurden.

Schweiz

Kapelle der Mennonitengemeinde Sonnenberg in Jeanguisboden, Jura, mit Archiv und Bibliothek der Schweizerischen Mennonitischen Konferenz

Die vierzehn Gemeinden der Konferenz der Mennoniten der Schweiz mit ihren 2.500 Mitgliedern liegen alle im Nordwesten der Schweiz. Die größten Gemeinden sind diejenigen im Berner Jura, im Emmental, in Muttenz und um Neuenburg herum.[16] In Liestal befindet sich das täuferische Ausbildungs- und Tagungszentrum Bienenberg (vormals Europäische Mennonitische Bibelschule). Die Schweizer Mennoniten werden auch als Alttäufer bezeichnet.[17]

Andere Länder

Innenraum der Doopsgezinde Kerk in Winterswijk (Niederlande)

Weltweit gibt es derzeit ungefähr 1,6 Millionen Täufer in 80 Ländern (Stand 2009).[18] Von diesen leben mit 37 % die meisten in Afrika. In den USA und Kanada leben 32 %, in Asien und Australien 16 % und in Lateinamerika und der Karibik etwa 10 %. In Europa, wo die mennonitische Bewegung entstanden ist, leben heute nur noch etwa 4 % der Mennoniten. Mennonitische Zusammenschlüsse und Kirchen innerhalb Europas finden sich unter anderem in den Niederlanden, in Frankreich und in Luxemburg.

Die mennonitischen Gemeinden in den Niederlanden sind in der Algemene Doopsgezinde Sociëteit (Taufgesinnte Gesellschaft) zusammengeschlossen.

Die mennonitischen Gemeinden in Frankreich und Belgien sind in der Association des Églises Évangéliques Mennonites de France zusammengeschlossen. Vor allem in der Region um Montbéliard (deutsch Mömpelgard) gibt es mennonitische Gemeinden mit zum Teil eigenen Friedhöfen. In Luxemburg gibt es zwei Mennonitengemeinden mit etwa 110 Mitgliedern, die in der Association Mennonite Luxembourgeoise zusammengeschlossen sind. Die italienischen Mennoniten sind in der Chiesa Evangelica Mennonita Italiana und die spanischen in der Asociación de Menonitas y Hermanos en Cristo en España vernetzt.

Bekannte mennonitische Kirchen in Nordamerika sind die 2000 gegründete Mennonite Church Canada und die 2002 gegründete Mennonite Church USA. Neben diesen gibt es auch mennonitische Brüdergemeinden (Mennonite Brethren Churches), die von den Tunkern beeinflussten Brethren in Christ und traditionalistisch-konservative Gruppierungen wie die Altmennoniten (Old Order Mennonites) und Altkolonier (Old Colony Mennonites). Die letzten beiden Gruppen weisen zum Teil Gemeinsamkeiten mit den Amischen auf. Zentrum der mennonitischen Auswanderung nach Amerika war in den ersten Jahren vor allem Pennsylvania.

Mit der Emigration nach Nord- und später auch nach Lateinamerika entstanden hier zum Teil größere mennonitische Siedlungen und Gemeinden. Bekannt sind heute vor allem die Kolonien Menno, Neuland und Fernheim in Paraguay. Auch bedeutsam sind von Mennoniten begründete Siedlungen in Argentinien (Colonia del Norte, Colonia Pampa de los Guanacos), Uruguay (El Ombú, Gartental, Delta, Colonia Nicolich)[19] und Brasilien (Colonia Nova und Colonia Witmarsum). In Mexiko siedelten sich Plautdietsch sprechende Mennoniten in den Bundesstaaten Chihuahua, Durango, Zacatecas und Campeche an. Auch im Nachbarland Belize siedelten im Wesentlichen aus Kanada kommende Mennoniten an. Die in Lateinamerika siedelnden Mennoniten bilden zum Teil völlig autonome Gemeinden, zum größeren Teil haben sich aber in größeren nationalen Gemeindeverbänden wie der Vereinigung der Mennonitengemeinden von Paraguay zusammengeschlossen.

Mittels Mission entstanden auch in Afrika und Asien mennonitische Gemeindeverbände. Zu nennen wären besonders Kongo, Äthiopien und Indien.

Prinzipien

Gläubigentaufe in der Amsterdamer Singelkerk (Anfang des 18. Jahrhunderts; Darstellung von S. Fokke um 1743)

Die Mennoniten teilen mit den anderen reformatorischen Kirchen die vier Soli (allein durch die Schrift, den Glauben, die Gnade und allein Christus). Wesentliche Merkmale sind daraus folgend die Gläubigentaufe, die Ablehnung des Eides und des Militärdienstes, die Gemeindeautonomie, das Priestertum aller Gläubigen und die Forderung nach der Trennung von Staat und Kirche. Entscheidend für Glauben und Leben ist die Bibel. Eine zentrale Stelle für das mennonitische Glaubensverständnis nimmt die Bergpredigt ein.

Aus der Bergpredigt und dem Jakobusbrief erklärt sich auch das mennonitische Engagement für Frieden und Gewaltfreiheit. Die Verbindung von Ethik und Ekklesiologie ist charakteristisch für die mennonitische Theologie. Die Mennoniten werden traditionell auch den Friedenskirchen zugeordnet. Viele Mennoniten sind diakonisch in politischen Krisengebieten aktiv.

Aus ihrer Geschichte erklärt sich das Eintreten für Glaubens- und Gewissensfreiheit. Die Mennoniten haben sich bewusst als Freikirche außerhalb von staatlichen Strukturen zusammengeschlossen und verstehen sich wie andere Freikirchen als Freiwilligkeitskirche. Sie betonen die Entscheidungsfreiheit des Einzelnen und lehnen die Prädestination, wie sie besonders im Calvinismus vertreten wird, ab.

Sakramente im Sinne von Heil vermittelnden Handlungen gibt es nicht. Taufe und Abendmahl werden stattdessen als Bundeszeichen verstanden. Das Abendmahl wird symbolhaft aufgefasst.

Unterschiedliche Positionen bestehen heute zum Beispiel bei der Ordination von Frauen, der Akzeptanz von Homosexualität und Scheidungen. Hier haben sich progressive und konservative Richtungen herausgebildet.

Die mennonitische Lehre in der Tradition der Täufer beinhaltet folgende Prinzipien:

  • Die Bekehrung ist entscheidend, um das Heil in Jesus Christus anzunehmen. Bekehrung meint die bewusste Abkehr vom Leben unter der Macht der Sünde und die Hinkehr zu Gott und zum Leben unter seiner Leitung durch Jesus Christus und durch die Wirkung des Heiligen Geistes. Nicht das Bekehrungserlebnis, sondern das Bekehrtsein ist entscheidend (vgl. Johannes-Evangelium 3, 1–21).
  • Die Glaubenstaufe wird denen zu teil, die sich bewusst für Jesus Christus entschieden haben. Kindertaufen werden abgelehnt und nicht praktiziert. Die Taufe kann durch Untertauchen, Begießen oder Besprengung praktiziert werden. Einige Mennonitengemeinden taufen auch außerhalb der Kirchen in Seen oder Flüssen. Vor der Taufe findet meist ein Taufunterricht statt. Immer ist die Taufe ein öffentliches Bekenntnis der Bekehrung und der Wiedergeburt gegenüber Gott und den Menschen. Durch die Taufe wird die Bekehrung besiegelt.
  • Die Gemeindedisziplin meint den Umgang mit Sünden. Sie kann bis zum Bann aus der Gemeinde führen. Über ein Sündenbekenntnis können Sünder wieder in die Gemeinde aufgenommen werden. In der Diskussion über den Bann entwickelten sich im 17. Jahrhundert konservative und liberale Positionen.
  • Das Abendmahl wird nach evangelisch-reformiertem Verständnis als Gedächtnismahl unter den getauften Gläubigen gefeiert. Es soll an die Leiden und den Tod Christi erinnern.
  • Es wird das Priestertum aller Gläubigen praktiziert. Nach dem Prinzip des Priestertums aller Gläubigen sind in Mennonitengemeinden neben ausgebildeten Theologen oft auch Laienprediger aktiv.

Zu den frühesten Glaubensbekenntnissen zählen die am 24. Februar 1527 angenommenen Schleitheimer Artikel. Später entstanden weitere Glaubensbekentnisse wie das in den Niederlandenen entstandene Dordrechter Bekenntnis von 1632, das später von vielen mennonitischen Gemeinden und Kirchen übernommen wurde. Mit ihnen suchten die Mennonitengemeinden immer wieder ein gemeinsames Bekenntnis zu formulieren. Entscheidend für den Glauben des einzelnen sind diese Bekenntnisse nicht.

Siehe auch Bekenntnisse der Täufer

Praxis

Die Lebensweise und religiöse Praxis in den einzelnen Gemeinden weicht zum Teil stark voneinander ab. Gemeinsam ist ihnen allen die täuferische Tradition.

Die Gestaltung der Gottesdienste ist an keine feste Liturgie gebunden. Im Mittelpunkt eines täuferisch-mennonitischen Gottesdienstes steht jedoch immer die Predigt. Die Kirchen oder Bethäuser sind entsprechend als schlichte Predigtkirchen mit einer zentralen Kanzel konzipiert. Die Predigt kann von ausgebildeten Pastoren wie auch von Laienpredigern gehalten werden. Eine große Rolle spielt das gemeinschaftliche Singen, wobei die Musik modern wie auch traditionell gestaltet sein kann.[20] Das Abendmahl wird nach reformierten Verständnis als Gedächtnismahl praktiziert. Statt eines zentralen Altars gibt es in mennonitischen Kirchen einen Abendmahlstisch. Im Zusammenhang des Abendmahls wird in einigen Gemeinden auch die Fußwaschung praktiziert. Die Taufe kann durch vollständiges Untertauchen (Immersion), durch Begießen (Affusion) oder Besprengen (Aspersion) durchgeführt werden. Gottesdienste finden in Bethäusern, Kirchen oder in Privathäusern statt. Neben den Gottesdiensten treffen sich oft auch kleinere Gruppen in privaten Hauskreisen. Titel werden untereinander nicht verwendet.

Die Gemeinde ist demokratisch verfasst. Entscheidungen werden von der Gemeindeversammlung getroffen. Aus ihrer Mitte werden auch die Ältesten, die Prediger oder Pastoren und die Diakone gewählt. Finanziert werden die Gemeinden ausschließlich über freiwillige Spenden und Mitgliederbeiträge.

Kennzeichnend ist zum Teil auch eine gewisse Schlichtheit im Lebensstil. Einige orthodoxe Gruppen wie zum Beispiel in Amerika, Russland oder Kirgisistan leben in Distanz zur umgebenden Gesellschaft, stehen moderner Technik skeptisch gegenüber und versammeln sich am Sonntag als Hausgemeinde in Privathäusern statt in Kirchen. Diese Gruppen stehen in vielen Punkten den Amischen nahe. Die meisten Mennoniten leben jedoch modern und weltoffen.

Mennoniten sind oft auch in Diakonie und sozialen Projekten engagiert. Eine große Rolle spielt bis heute das friedenspolitische Engagement. In Deutschland wurde 1956 das Deutsche Mennonitische Friedenskomitee gegründet. International arbeiten Mennoniten in den gemeinsam mit anderen Friedenskirchen gegründeten Christian Peacemaker Teams mit. Zudem wurden Hilfsorganisationen wie das Mennonite Central Committee, die Mennonitischen Hilfswerke oder der Mennonitische Katastrophendienst (englisch Mennonite Desaster Service) gegründet, um Hilfsbedürftige, ohne Rücksicht auf deren Religion, zu unterstützen. Über das Projekt Ten Thousand Villages arbeiten Mennoniten auch im Fairen Handel mit. Unterstützt werden Hilfsprojekte von Freiwilligen der Christlichen Dienste (Mennonite Voluntary Service).

Struktur

Die mennonitischen Gemeinden und Kirchen sind kongregationalistisch aufgebaut, was bedeutet, dass die einzelnen Gemeinden autonom sind. Auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene haben sich die Mennoniten jedoch oft zu Arbeitsgemeinschaften und Vereinigungen zusammengeschlossen. Die lokale Gemeinde spielt im Selbstverständnis der Mennoniten aber nach wie vor die entscheidende Rolle. Die Führung einer Gemeinde liegt in der Regel in den Händen von Ältesten, Predigern und Diakonen.

1990 wurde in Deutschland die Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden gegründet, die die Arbeit vieler Mennonitengemeinden in Deutschland koordiniert. Daneben gibt es die Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Brüdergemeinden und den Bund Taufgesinnter Gemeinden. In der Schweiz besteht die Konferenz der Mennoniten der Schweiz und in Österreich die Mennonitische Freikirche Österreich.

International sind weltweit 100 mennonitische Kirchen und Arbeitsgemeinschaften in der Mennonitischen Weltkonferenz zusammengeschlossen.[21] Auf europäischer Ebene findet zudem alle sechs Jahre die Mennonitisch-Europäische Regionalkonferenz statt.[22] Mennonitische Brüdergemeinden sind auf internationaler Ebene seit 1990 im International Committee of Mennonite Brethren (ICOMB) miteinander vernetzt.

Ökumene

Die meisten Mennoniten fühlen sich mit anderen Christen verbunden. Entsprechend arbeiten Mennoniten mit anderen evangelischen Freikirchen zum Beispiel in der Vereinigung Evangelischer Freikirchen (in Deutschland), im Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden in der Schweiz und im Zusammenschluss Freikirchen in Österreich zusammen. Viele lokale Gemeinden sind Mitglied der Evangelischen Allianz. Die Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden in Deutschland vertritt die deutschen Mennoniten in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland. International sind viele mennonitische Kirchen zudem Mitglieder im Ökumenischen Rat der Kirchen.

Am Ende des 20. Jahrhunderts fanden mehrere interkonfessionelle Dialoge mit anderen christlichen Gemeinschaften und Kirchen statt. Zu nennen wären unter anderem der Mennonitisch-Lutherische Dialog[23] und der Mennonitisch-Katholische Dialog. Zwischen 1989 und 1992 fand mit Vertretern des Baptistischen Weltbundes und der Mennonitischen Weltkonferenz auch ein erster mennonitisch-baptistischer Dialog statt. In 2011 und 2012 gab es auf Weltebene zudem einen ersten bilateralen Dialog zwischen Mennoniten und den im 19. Jahrhundert entstandenen Siebenten-Tags-Adventisten [24].

Es finden sich jedoch auch konservative Mennoniten, die eine Kooperation mit anderen Kirchen und Gemeinden ablehnen und stattdessen die Autonomie der einzelnen Gemeinde betonen.

Katholische Kirche

Zwischen 1998 und 2003 fanden unter dem Stichwort Unterwegs zu einer Heilung der Erinnerungen mehrere offizielle Treffen zwischen Vertretern der Mennonitischen Weltkonferenz und dem Vatikan statt. Sie waren seit dem 16. Jahrhundert die ersten offizielle Begegnungen beider Kirchen.[25]

Evangelische Landeskirchen

Seit Ende des 20. Jahrhunderts gab es mehrere Dialoge mit lutherischen und reformierten Kirchen. In Deutschland fanden beispielsweise zwischen 1989 und 1992 erste Gespräche mit Vertretern der lutherischen Landeskirchen statt. In der Schweiz fand zwischen 2006 und 2009 ein Dialogprozess unter dem Stichwort Christus ist unser Friede mit dem Schweizerischen Evangelischen Kirchenbund statt. Ebenfalls bis 2009 tagte eine internationale lutherisch-mennonitischen Studienkommission. Im gleichen Jahr erklärte der Rat des Lutherischen Weltbundes tiefes Bedauern und Kummer über das begangene Unrecht und bat die Mennoniten um Vergebung.[26] Im Juli 2010 schloss sich die Vollversammlung des Lutherischen Weltbunds in Stuttgart dieser Erklärung an und entschuldigte sich stehend oder kniend[27] für die brutalen Verfolgungen im 16. und 17. Jahrhundert.[28]

Dennoch kommt es immer wieder zu Irritationen. So warf der Ratsvorsitzende der EKD Nikolaus Schneider in der Diskussion über die Legimitität von Gewalt im Mai 2011 den Friedenskirchen und namentlich den Mennoniten Davonlaufen vor.[29] Auch ist das Augsburger Bekenntnis, das die Täufer unter anderem für ihre Gewaltfreiheit verdammt und das die Verfolgung der frühen Täufer in protestantischen Territorien legitimierte,[30] noch immer gültige Bekenntnisschrift der Evangelischen Kirche in Deutschland. Im Jahr 1992 erklärte die VELKD hierzu, dass die Verwerfung der Friedenskirchen im Augsburger Bekenntnis die Mennoniten heute nicht in demselben Maße treffe wie die Täufer der Reformationszeit.[31]

Quäker

Die Beziehungen zu den im 17. Jahrhundert entstandenen Quäkern sind traditionell gut, auch wenn die Intensität stark geschwankt hat. Bei den ersten Aufeinandertreffen der beiden Konfessionen im niederländisch-norddeutschen Raum kam es teilweise noch zu verbalen Tumulten. Von Beginn an gab es auch starke Konversionsbewegungen zwischen den beiden Gruppen. Das führte unter anderem zu einem anhaltenden Konflikt unter Historikern, ob die 13 Krefelder Familien, die unter der Führung des deutschen Quäkers Franz Daniel Pastorius nach Pennsylvania auswanderten, quäkerisch oder mennonitisch gewesen waren.[32] Es gab zum Teil auch überkonfessionelle Partnerschaften, gemeinsam verfasste Dokumente wie auch gemeinsam genutzte Versammlungshäuser. Auch die Verfolgungen beider Gruppen forcierte die Zusammenarbeit. Bei theologischen Themen wie Friedensarbeit, Betonung der Laien, Sakramentsverständnis und Ablehnung von Eid und Kriegsdienst gibt es bis heute Berührungspunkte.[33]

Bekannte Mennoniten

Aus einem mennonitischen Elternhaus kommen:

Literatur

  • Carsten Brandt: Sprache und Sprachgebrauch der Mennoniten in Mexiko. (= Schriftenreihe der Kommission für ostdeutsche Volkskunde in der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde e. V., Bd. 61) Elwert, Marburg 1992, ISBN 3-7708-0995-5.
  • Fernando Enns (Hrsg.): Heilung der Erinnerungen – Befreit zur gemeinsamen Zukunft. Mennoniten im Dialog. Berichte und Texte ökumenischer Gespräche auf nationaler und internationaler Ebene. Otto Lembeck, Frankfurt am Main 2008, ISBN 978-3-87476-547-3 / Bonifatius, Paderborn 2008, ISBN 978-3-89710-393-1.
  • Diether G. Lichdi: Die Mennoniten in Geschichte und Gegenwart. Von der Täuferbewegung zur weltweiten Freikirche. 2. Auflage. Weisenheim 2004, ISBN 3-88744-402-7.
  • Harry Loewen (Hrsg.): Warum ich mennonitisch bin. Kümpers, Hamburg 1996, ISBN 3-930435-06-3.
  • Wilhelm Mannhardt: Die Wehrfreiheit der altpreussischen Mennoniten. Eine geschichtliche Erörterung. Im Selbstverlag der Altpreußischen Mennonitengemeinden, Marienburg 1863. (Google eBook)
  • Mennonitisches Lexikon.
  • Alfred Neufeld: Was wir gemeinsam glauben. Täuferisch-mennonitische Überzeugungen. Neufeld Verlag, Schwarzenfeld 2008, ISBN 978-3-937896-68-7.
  • Phyllis Pellman Good, Merle Good: 20 Most Asked Questions about the Amish & Mennonites. Good Books, Intercourse/PA 1995, ISBN 1-56148-185-8.
  • Horst Penner, Horst Gerlach: Weltweite Bruderschaft. Ein mennonitisches Geschichtsbuch. 5. Auflage. Weierhof 1995.
  • Walter Quiring, Helen Bartel: Als ihre Zeit erfüllt war. 150 Jahre Bewährung in Russland. Modern Press, Saskatoon 1974.
  • John Thiessen: Studien zum Wortschatz der kanadischen Mennoniten. (= Deutsche Dialektgeographie, Bd. 64) Elwert, Marburg 1963.

Weblinks

 Commons: Mennoniten – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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Einzelnachweise

  1. Geschichte der Täufer/Mennoniten. Mennonitischer Geschichtsverein e. V., abgerufen am 24. April 2011.
  2. Clarence Baumann: Gewaltlosigkeit als Kennzeichen der Gemeinde. In: Hans-Jürgen Goertz (Hrsg.): Die Mennoniten. Evangelisches Verlagswerk, Stuttgart 1971, S. 129.
  3. Horst Penner: Weltweite Bruderschaft – Mennonitisches Geschichtsbuch, Weierhof 1984
  4. Geschichte der Täufer/Mennoniten. Mennonitischer Geschichtsverein e. V., abgerufen am 24. April 2011.
  5. Hans-Jürgen Goertz: Mennoniten In: Mennonitisches Lexikon Band V (MennLex V).
  6. Esther Lösse: Zwischen Austritt und Ausschluss. Exklusion und Distanzierung aus evangelikalen Gemeinden russlanddeutscher Aussiedler. Kassel University Press, Kassel 2011, ISBN 978-3-86219-184-0, S. 57–59.
  7. Hermann Heidebrecht: Fürchte dich nicht, du kleine Herde. Christlicher Missions-Verlag, Bielefeld 1999, ISBN 3-932308-14-X, S. 71.
  8. Am 10. September 1933 schrieb die Konferenz der Ost- und Westpreußischen Mennoniten an Reichskanzler Adolf Hitler, sie empfände „mit tiefer Dankbarkeit die gewaltige Erhebung, die Gott durch Ihre Tatkraft unserm Volk geschenkt hat und gelobt auch ihrerseits freudige Mitarbeit am Aufbau unseres Vaterlandes aus den Kräften des Evangeliums heraus, getreu dem Wahlspruch unserer Väter: Einen andern Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus“. Siehe Gerhard Rempel: Mennonites und der Holocaust, S. 87–133.
  9. James Irvin Lichti: Rhönbruderhof In: Mennonitisches Lexikon Band V (MennLex V).
  10. Hans-Jürgen Goertz: Drittes Reich In: Mennonitisches Lexikon Band V (MennLex V).
  11. Diether Götz Lichdi: Die Mennoniten in Geschichte und Gegenwart. Von der Täuferbewegung zur weltweiten Freikirche. Weisenheim 2004, ISBN 3-88744-402-7, S. 199.
  12. New global map locates 1.6 million Anabaptists. Mennonite World Conference, abgerufen am 26. Januar 2012.
  13. Als kirchliche Mennoniten werden jene etablierten Mennonitengemeinden beschrieben, die sich der Reformbewegung der Mennonitischen Brüdergemeinden in der Ukraine nach 1860 nicht anschlossen. Der Ausdruck verweist darauf, dass die etablierten Gemeinden meist in Kirchengebäuden, die neu entstandenen Mennonitischen Brüdergemeinden dagegen meist in Privathäusern oder später in Versammlungshäusern zusammenkamen. Siehe hierzu: Cornelius Krahn und Walter W. Sawatsky: Kirchliche Mennoniten. In: Global Anabaptist Mennonite Encyclopedia Online (englisch)
  14. Mennonitische Weltkonferenz, Stand 2006
  15. Arbeitsgemeinschaft mennonitischer Gemeinden: Mennoniten in Deutschland
  16. Konferenz der Mennoniten der Schweiz: Gemeinden
  17. Dieses geschieht in Abgrenzung zu den Neutäufern, wie Christen und Gemeinden der Evangelischen Täufergemeinden auch genannt werden.
  18. Weltweite Mitgliederstatistik der Mennonitischen Weltkonferenz 2009
  19. Uruguayische Mennonitengemeinde (auf Deutsch und Spanisch)
  20. Mennonites and Music. Third Way Café, abgerufen am 2. September 2011.
  21. About MWC. Mennonitische Weltkonferenz, abgerufen am 15. Februar 2012.
  22. Die MERK in Kürze. Mennonitisch-Europäische Regionalkonferenz 2012, abgerufen am 12. September 2011.
  23. Das lutherisch-mennonitische Gespräch in der Bundesrepublik Deutschland 1989-1992. (PDF; 248 kB) online auf pkgodzik.de, abgerufen am 15. Mai 2011.
  24. Als Christ in der heutigen Welt leben: Adventisten und Mennoniten im Gespräch 2011-2012. (PDF; 157 kB) Mennonitische Weltkonferenz, abgerufen am 27. Oktober 2013.
  25. Arbeitsgemeinschaft mennonitischer Gemeinden: Dialog
  26. LWB-Rat verabschiedet einstimmig Erklärung, in der Mennoniten um Vergebung gebeten werden. Mennonews.de, abgerufen am 12. Februar 2010.
  27. Heilung der Erinnerungen – Versöhnung in Christus. (PDF; 2,5 MB) Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands (VELKD), abgerufen am 6. September 2012.
  28. Versöhnung nach 500 Jahren. Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ), abgerufen am 6. September 2012.
  29. Mit solchen Feinden kann man keinen Frieden schließen. Welt Online, abgerufen am 6. September 2012.
  30. Fernando Enns: Heilung der Erinnerungen - befreit zur gemeinsamen Zukunft. Mennoniten im Dialog. Verlag Otto Lembeck, 2008, ISBN 978-3-87476-547-3, S. 146.
  31. Fernando Enns: Heilung der Erinnerungen - Befreit zur gemeinsamen Zukunft. Mennoniten im Dialog. Verlag Otto Lembeck, 2008, ISBN 978-3-87476-547-3, S. 173.
  32. Olaf Radicke: rp-online: "Krefelder Protest gegen Sklaverei". The Independent Friend, abgerufen am 12. Februar 2010.
  33. Einführung in das Quäkertum/ Mennonitische Kontakte auf Wikibooks
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