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Liste der Stolpersteine in Salzburg-Umgebung
Die Liste der Stolpersteine in Salzburg-Umgebung enthält die Stolpersteine im politischen Bezirk Salzburg-Umgebung, die an das Schicksal der Menschen erinnern, welche von den Nationalsozialisten in Österreich ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden.
Die Stolpersteine wurden von Gunter Demnig verlegt, im Regelfall vor dem letzten freigewählten Wohnort des NS-Opfers. Die Stolpersteine für die beiden 1940 hingerichteten Zeugen Jehovas, Johann und Matthias Nobis wurden am 19. Juli 1997 verlegt. Es handelte sich um die ersten Stolpersteine, die in Österreich verlegt wurden, und die ersten weltweit, die behördlich genehmigt waren.
Die Tabellen sind teilweise sortierbar; die Grundsortierung erfolgt alphabetisch nach dem Familiennamen.
Anif
Bild | Inschrift | Standort | Leben |
---|---|---|---|
HELENE TAUSIG JG. 1879 VERHAFTET APRIL 1940 DEPORTIERT 9.4.1942 GHETTO IZBICA ERMORDET 21.4.1942 |
Römerstraße (Kreuzung Sankt Oswaldweg) 47.7484113.06485 |
Helene von Taussig war eine österreichische Malerin und wurde am 10. Mai 1879 in Wien als Tochter von Sidonie geb. Schiff (1855–1936) und Theodor Ritter von Taussig (1849–1909) geboren. Sie hatte drei Brüder und acht Schwestern. Ihr Vater war ein angesehener Bankier und Gouverneur der k.k. priv. Allgemeine Österreichische Boden-Credit-Anstalt, wurde bereits im Alter von 30 Jahren in den Adelsstand erhoben und zählte zu den prominenten Repräsentanten des assimilierten jüdischen Groß- und Bildungsbürgertums der Habsburgermonarchie.
Erst nach dem Tod des Vaters konnte sie sich voll ihren künstlerischen Neigungen widmen. Von 1911 bis 1914 verbrachte sie – gemeinsam mit ihrer Künstlerkollegin Emma Schlangenhausen – einen Studienaufenthalt in Paris. Von 1915 bis 1918 war sie als Rotkreuzschwester an der Isonzo-Front tätig. 1919 ließ sie sich in Anif bei Salzburg nieder, 1923 konvertierte sie zum katholischen Glauben, 1927 fanden ersten Ausstellungen in Salzburg und Wien statt, 1929 in Paris und Den Haag. 1934 beauftragte sie den Salzburger Architekten Otto Prossinger mit dem Bau eines Atelierhauses in Anif. Am 28. Februar 1940 wurde sie von der Gestapo nach Wien abgeschoben, 1941 enteignet und am 9. April 1942 in das Ghetto Izbica deportiert. Sie wurde entweder dort oder in einem von drei Vernichtungslagern – Belzec, Sobibor oder Majdanek – vom NS-Regime ermordet. Die Sterbeurkunde datiert vom 21. April 1942. Zumindest zwei ihrer Geschwister – Alice von Wassermann und Clara von Hatvany-Deutsch – wurden ebenfalls Opfer des Holocaust, ebenso ihr Neffe, Robert von Wassermann. Ungeklärt sind die Todesumstände ihres Bruders Karl von Taussig und ihrer Schwester Hedwig May-Weisweiller. Sieben der elf Geschwister konnten das NS-Regime überleben. Helene von Taussigs malerisches Œuvre ist überwiegend Frauenbildnissen gewidmet und war fünf Jahrzehnte lang vollkommen vergessen. Die meisten Werke der Künstlerin sind offenbar verschwunden, bekannt sind nur drei Arbeiten in Privatbesitz und ein Konvolut von 19 Arbeiten, die der Salzburger Maler Wilhelm Kaufmann im Keller des Salzburger Künstlerhauses gefunden haben soll und die von diesem 1988 dem Salzburger Museum Carolino Augusteum übergeben wurden.[1][2] Die Ausstellung Künstlerinnen in Salzburg im Jahr 1991 am Carolino Augusteum erinnerte erstmals nach der NS-Herrschaft an die Künstlerin. 2002 folgte die Personale Helene von Taussig – Die geretteten Bilder, kuratiert von Nikolaus Schaffer, der auch den Katalog verfasste.[3] 2012 wurden die 19 Bilder den Erben übergeben, elf davon erwarb das Carolino Augusteum, welches nunmehr Salzburg Museum heißt, danach rechtmäßig. |
Sankt Georgen bei Salzburg
Bild | Inschrift | Standort | Leben |
---|---|---|---|
HIER WOHNTE JOHANN NOBIS ZEUGE JEHOVA JG. 1899 WEGEN KRIEGSDIENSTVERWEIGERUNG HINGERICHTET IN BERLIN 8.1.1940 |
Holzhauser Straße 32 48.0136412.93283 |
Johann Nobis wurde am 16. April 1899 als Sohn eines Bauern auf dem sogenannten Schmiedbauernhof in Holzhausen, Gemeinde St. Georgen, geboren. Er nahm als Soldat am Ersten Weltkrieg teil und arbeitete danach als Hilfsarbeiter bei einer Baufirma in Salzburg, wo er „vermutlich Kontakte zu den Zeugen Jehovas geknüpft“ und sich dieser christlichen Religionsgemeinschaft angeschlossen hat. Nach der Annexion Österreichs durch das nationalsozialistische Deutsche Reich wurde er 1939 eingezogen, verweigerte jedoch aufgrund seines Glaubens den Wehrdienst und den sogenannten Treueid auf Adolf Hitler. Nobis wurde verhaftet, am 23. November 1939 wegen Zersetzung der Wehrkraft vom Reichskriegsgericht zum Tode verurteilt und am 6. Jänner 1940 im Strafgefängnis Berlin-Plötzensee hingerichtet. Am Tag seiner Hinrichtung wurden fünf weitere Zeugen Jehovas aus Salzburg hingerichtet.[4][5] | |
HIER WOHNTE MATTHIAS NOBIS ZEUGE JEHOVA JG. 1910 WEGEN KRIEGSDIENSTVERWEIGERUNG HINGERICHTET IN BERLIN 1940 |
Holzhauser Straße 32 48.0136412.93283 |
Matthias Nobis, geboren am 15. Jänner 1910 in St. Georgen, war der jüngere Bruder von Johann Nobis. Auch er gehörte den Zeugen Jehovas an, wurde am 20. Dezember 1939 ebenfalls wegen Wehrkraftzersetzung vom Reichskriegsgericht zum Tode verurteilt und schließlich am 26. Jänner 1940 in Berlin-Plötzensee hingerichtet.[4][6] |
Verlegedaten
Die Verlegungen der Stolpersteine in Salzburg-Umgebung erfolgten durch Gunter Demnig persönlich an folgenden Tagen:
- 19. Juli 1997: St. Georgen bei Salzburg, Ortschaft Holzhausen
- 3. Juli 2014: Anif
Quellen
- DÖW: Personensuche
- ORF: 40 Stolpersteine für Halleins NS-Opfer, 7. November 2013
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ ORF: Restitutionsfall Helene von Taussig – Bilder im Salzburg Museum ausgestellt, verfasst von Ruth Halle, 27. Juli 2011, abgerufen am 5. April 2016
- ↑ Stolpersteine Salzburg: Helene von Taussig, abgerufen am 5. April 2016
- ↑ Nikolaus Schaffer: Helene von Taussig (1879-1942). Die geretteten Bilder. Katalog der Sonderausstellung des Salzburger Museums Carolino Augusteum, Salzburg 2002
- ↑ 4,0 4,1 Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (Hrsg.); Christa Mitterrutzner, Gerhard Ungar (Bearb.): Widerstand und Verfolgung in Salzburg 1934–1945. Eine Dokumentation. Band 2. Österreichischer Bundesverlag, Wien 1991, ISBN 3-215-06566-5, S. 325, 339–341.
- ↑ Marcus Herrberger (Hrsg.): Denn es steht geschrieben: „Du sollst nicht töten!“ Die Verfolgung religiöser Kriegsdienstverweigerer unter dem NS-Regime mit besonderer Berücksichtigung der Zeugen Jehovas (1939–1945). Verlag Österreich, Wien 2005, ISBN 3-7046-4671-7, S. 406 (online bei Google Bücher).
- ↑ Marcus Herrberger (Hrsg.): Denn es steht geschrieben: „Du sollst nicht töten!“ Die Verfolgung religiöser Kriegsdienstverweigerer unter dem NS-Regime mit besonderer Berücksichtigung der Zeugen Jehovas (1939–1945). Verlag Österreich, Wien 2005, ISBN 3-7046-4671-7, S. 406 (online bei Google Bücher).
Stolpersteine:
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Erinnerungs- und Gedenksteine in Wien:
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17., Hernals •
18., Währing •
19., Döbling •
20., Brigittenau •
21., Floridsdorf •
23., Liesing
Organisationen, die die Verlegung von Stolpersteinen organisieren:
Stolpersteine im Bezirk Braunau am Inn • Stolpersteine in Graz • Aktion Stolpersteine Mödling • Stolpersteine Salzburg • Verein Ketani • Stolpersteine für Wiener Neustadt • Verein Gedenkdienst
Organisationen, die Erinnerungs- und Gedenksteine in Wien verlegen:
Erinnern für die Zukunft • Steine der Erinnerung • Steine der Erinnerung in Liesing • Steine der Erinnerung Josefstadt • Steine des Gedenkens
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