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Nord Stream
Die Nord Stream (Russisch: Северный поток), ehemals North European Gas Pipeline, NEGP, auch Ostsee-Pipeline, ist ein System von Unterwasser-Gasleitungen, die von Russland nach Deutschland verlaufen. Die ersten beiden Stränge der Pipeline (Nord Stream 1) wurden im November 2011 eingeweiht und verlaufen von Wyborg nach Lubmin bei Greifswald.[1] Zwei weitere Röhren sind unter der Bezeichnung Nord Stream 2 in Bau.[2] Sowohl die beiden Nord-Stream-1-Stränge zusammengenommen als auch die beiden Nord-Stream-2-Rohre haben nach Angaben von Gazprom jeweils eine nominelle Transportkapazität von 55 Mrd. Nm³ pro Jahr[3] entsprechend etwa 550 TWh/a = 63 GW Heizwert.
Eigentümer und Betreiber der Nord Stream 1 ist die Nord Stream AG, deren Anteile von Gazprom (51 %), Wintershall, E.ON, Gasunie und Engie gehalten werden.[4] Eigentümer der Nord Stream 2 ist die Nord Stream 2 AG, die vollständig zum mehrheitlich staatlichen russischen Gazprom-Konzern gehört.[5]
Nord Stream 1
Rahmendaten
Verlauf
Die Ostsee-Pipeline beginnt im russischen Wyborg und erreicht Deutschland in Lubmin bei Greifswald. Sie hat eine Länge von 1224 Kilometern und verbindet die Gasfelder Juschno-Russkoje und Stockmann in der Barentssee mit dem Absatzmarkt in Deutschland.[6] Die Pipeline verläuft – abgesehen von Anfangs- und Endpunkt – ausschließlich durch Seegebiete, die keinem Hoheitsgebiet eines Anrainerstaates zugeordnet sind. Die durchquerten Seegebiete liegen jedoch in den Ausschließlichen Wirtschaftszonen Schwedens, Finnlands und Dänemarks. Aufgrund der deshalb notwendigen Genehmigungsverfahren konnten diese Länder Einfluss auf den Bau der Pipeline nehmen.
Transportkapazität
Laut einer Pressemitteilung der Nord Stream AG wurden im Jahr 2018 58,8 Milliarden Kubikmeter Gas durch die beiden Röhren der Nord-Stream-1-Pipeline zur EU transportiert.[7] 2019 waren es 58,5 und 2020 59,2 Milliarden Kubikmeter.[8]
Baukosten
Die Kosten für den Bau der Pipeline betrugen nach Angaben der Nord Stream AG rund 7,4 Milliarden Euro; ursprünglich war im Unternehmen von „mehr als 4 Milliarden Euro“ ausgegangen worden. Damit sei das Pipelineprojekt eine der bislang größten privaten Investitionen in die europäische Infrastruktur.[9] Die Gesamtkosten wurden zu 30 % aus Eigenmitteln der beteiligten Unternehmen finanziert und zu 70 % über Kredite.[6]
Planung und Bau
Planung
Der Vorschlag, eine Pipeline durch die Ostsee zu bauen, wurde erstmals 1995 gemacht. Zunächst war eine Route über Finnland, Schweden und Dänemark nach Deutschland geplant.[10] Seit 1997 führte Gazprom mit dem finnischen Energieversorger Fortum Machbarkeitsanalysen für eine Unterwasser-Pipeline durch die Ostsee durch. Fortum zog sich 2005 aus dem Projekt zurück.[6]
Gazprom, Wintershall und E.ON Ruhrgas waren sich während der Verhandlungsphase darüber uneinig, mit welchen Mitteln der deutsch-russische Gashandel ausgeweitet werden sollte. E.ON Ruhrgas sah die Einrichtung einer weiteren Pipeline über Weißrussland und Polen und die Erweiterung der Transitmöglichkeiten der Ukraine als eine günstigere Alternative zu einer Unterwasser-Pipeline. Wintershall konzentrierte sich auf bestehende Gemeinschaftsprojekte mit Gazprom im russischen Upstreamsektor und sah den Bau einer Unterwasser-Pipeline als nachrangig. Im Unterschied zu den beteiligten deutschen Unternehmen war die Errichtung der späteren Nord-Stream-Pipeline für Gazprom von großer Bedeutung. Der Bau sollte die Ukraine als Transitland umgehen.[6][10] Der Vorstandsvorsitzende Rem Wjachirew sagte im Jahr 2000: „Ich werde die Pipeline zur Umgehung der Ukraine fertig stellen, noch während ich lebe.“[11][12] Die Pipeline behielt auch nach dem Wechsel im Vorstandsvorsitz zu Alexej Miller eine große strategische Bedeutung für den Konzern. Wegen der unterschiedlichen Prioritätensetzung von Gazprom, E.ON Ruhrgas und Wintershall wurde die Absichtserklärung über den Pipelinebau ein Jahr später als geplant im Juli 2004 unterzeichnet. Die E.ON Ruhrgas erklärte sich zu einer Beteiligung an dem Pipeline-Projekt bereit und erhielt dafür Zugang zu Projekten in der russischen Ölförderung. Über BASF hatte Gazprom die Kooperation mit Wintershall schon seit 2003 ausgedehnt.[6]
Am 11. April 2005 wurden die Vereinbarungen in Anwesenheit von Bundeskanzler Gerhard Schröder und Präsident Wladimir Putin formalisiert. Es wurde beschlossen, Wingas in das Betreiberkonsortium aufzunehmen. In den darauffolgenden Monaten wurden als Endpunkte Wyborg und Greifswald festgelegt und der Meeresboden für die Röhrenverlegung untersucht. Am 8. September 2005 wurde die Grundsatzvereinbarung zwischen Gazprom, Wintershall und E.ON Ruhrgas in Anwesenheit Schröders und Putins unterschrieben. Die Unterzeichnung war wegen der Bundestagswahlen vorverlegt worden. Beschlossen wurde, eine Betreibergesellschaft in der Schweiz zu gründen. Gazprom sollte zu 51 % beteiligt werden und die beiden deutschen Unternehmen sollten ihre Anteile von jeweils 24,5 % reduzieren, um einen vierten Projektpartner in das Konsortium aufzunehmen. Darüber hinaus wurde die Anlage eines zweiten Leitungsstrangs festgelegt.[6]
Die Planungen zum Bau der Ostsee-Pipeline wurden anfangs von der EU unterstützt und das Projekt erhielt bereits im Jahr 2000 eine prioritäre Stellung im Programm Transeuropäische Netze. Die Haltung gegenüber dem Projekt änderte sich jedoch teilweise, als Russland Ende 2005 der Ukraine wegen nicht beglichener Rechnungen Gaslieferungen sperrte (siehe Russisch-ukrainischer Gasstreit). Dadurch kam es kurzfristig auch zu Lieferausfällen in die EU. In den von russischen Erdgaslieferungen besonders abhängigen mittel- und nordosteuropäischen EU-Mitgliedstaaten nahm nach diesen Ereignissen die Skepsis gegenüber der geplanten Ostsee-Pipeline zu. Auf EU-Ebene beschleunigten die Vorkommnisse Überlegungen, eine eigene Energieaußenpolitik zu entwickeln und künftig Energiequellen, Lieferanten und Transportwege stärker zu diversifizieren. In diesem Zusammenhang wurde beschlossen, den Bau einer anderen Gaspipeline unter Umgehung von Russland vom Schwarzen Meer nach Österreich (Nabucco-Pipeline) zu unterstützen.
Das Projekt sah auch die Möglichkeit vor, Abzweigungen nach Polen und Lettland zu bauen, diese werden von beiden Ländern bislang jedoch strikt abgelehnt. Über die in Lubmin abzweigende Ostsee-Pipeline-Anbindungsleitung (OPAL) wird Tschechien angebunden, über die Nordeuropäische Erdgasleitung (NEL) und die in Planung befindliche NORDAL-Pipeline ist ein Anschluss an das deutsche Gasnetz vorgesehen.
Bau
Eigentümer und Betreiber ist die Nord Stream AG mit Sitz in Zug in der Schweiz, in der seit 2006 der deutsche Bundeskanzler a. D. Gerhard Schröder und auch der frühere finnische Ministerpräsident Paavo Lipponen beschäftigt sind. Der Name der Pipeline wurde inzwischen in Nord Stream geändert.
Am 9. Dezember 2005 begannen in Babajewo die Bauarbeiten für den russischen Landabschnitt der Pipeline. Rohre für die Pipeline lagerten bis zu ihrer Verlegung auch im Fährhafen Sassnitz (Rügen). Vor der Verlegung mit einem Spezialschiff wurden sie mit Beton ummantelt und auf dem Schiff vor Ort endlos verschweißt. Die Stahlrohre sind in 13 Meter-Segmente gegliedert, haben einen Innendurchmesser von 1,153 m, eine Wanddicke zwischen 27 und 41 Millimeter, Auslegungsdrücke von 220/200/170 bar und eine Masse von 11 Tonnen. Durch 60–150 mm Betonmantel erhöht sich die Masse auf je 25 Tonnen, um – auch luftgefüllt – gut am Meeresboden aufzuliegen.[13][14][15]
Nach der Regierung Dänemarks erteilten im November 2009 die Regierungen Finnlands und Schwedens die Erlaubnis zum Bau der Nord-Stream-Rohre durch ihren jeweiligen Ausschließlichen Wirtschaftszonen.[16] Am 21. Dezember folgte die Genehmigung Deutschlands. Der Planfeststellungsbeschluss galt für das 50 Kilometer lange Trassenstück im Zuständigkeitsbereich des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern.[17] Am 28. Dezember 2009 erfolgte die Genehmigung für den 32 Kilometer langen Streckenabschnitt in der Ausschließlichen Wirtschaftszone Deutschlands vom zuständigen Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH).[18]
Das erste Rohr der Pipeline vom russischen Wyborg bis ins mecklenburg-vorpommersche Lubmin bei Greifswald wurde am 6. April 2010 vom Rohrleger Castoro Sei am Meeresgrund verlegt.[19][20]
Die Rohrstücke wurden per Schiff angeliefert, hochgekrant, zuerst jeweils paarweise, und dann ebenfalls an Deck an das Pipelineende geschweißt, das langsam, unterstützt durch eine mehrere hundert Meter lange Ablauframpe, den Stinger, leicht gebogen unter Zug in Richtung Meeresboden abgelassen wurde. Jede Schweißnaht – von innen dünn, von außen ein „V“ – wurde mit Ultraschall und magnetisch geprüft und bei Bedarf ausgebessert. Nach dem Korrosionsschutz wurde jede Fügestelle mit Schrumpfschlauch und Verguss mit PU-Harz stabil doch reparierbar abgedeckt. Pro Tag konnten so drei Kilometer Pipeline gefertigt und verlegt werden.
Ab Mitte 2010 kamen zwei andere Verlegeschiffe, die Castoro 10 und die Solitaire, zum Einsatz, wobei ersteres die weniger tiefliegenden Abschnitte am Ost- und Westende verlegte. Die Pipeline wurde meist frei auf ausgesucht ebene Stellen des Meeresgrundes gelegt, im Bereich von Schifffahrtsrouten oder nahe den Landungsstellen jedoch in einen hergestellten Graben, der mit Sand gefüllt wurde, um Schutz vor Ankern zu gewähren. Der dänischen Insel Bornholm wurde, entgegen der ursprünglichen Planung, südlich statt nördlich mit acht Kilometer ausgewichen.[21]
Ab 15. Mai 2010 wurden umfangreiche Baggerarbeiten im Trassenverlauf innerhalb des Greifswalder Boddens durchgeführt, sie wurden Ende 2010 abgeschlossen.[22] Vom Anlandungspunkt der Gasleitung, dicht östlich der Zufahrt vom Hafen Lubmin, über Neptungrund, Schumachergrund, östlich dem Fahrwasser „Landtief“ folgend wurden die Verlegearbeiten beider Rohrstränge durch die Verlegebarge Castoro 10 durchgeführt.[23][24]
Die Nord Stream AG hat den ersten Strang der Pipeline pünktlich im Jahr 2012 fertiggestellt.[25] Der zweite Strang der Nord-Stream-Pipeline wurde bis zum Frühjahr 2012 durch die Ostsee verlegt.[26] Nach der Reinigung der drei gelegten Bereiche dieses Stranges wurden diese verschweißt, so dass seit Oktober 2012 auch hier Gas fließen kann.
2013 wurde die konkrete Planung von ein oder zwei weiteren 1250 km langen Strängen mit je 1200 mm Durchmesser, im Wesentlichen parallel zu den beiden bereits vorhandenen Strängen, von Russland nach Deutschland (Anlandungspunkt Lubmin oder Vierow) angegangen.[27] Mit dem Bau der beiden weiteren Stränge würde sich die Jahreskapazität von Nord Stream auf 110 Milliarden Kubikmeter Gas verdoppeln.[28]
Der Einspeisedruck beträgt (Stand 2014) auf russischer Seite 220 bar, auf deutscher Seite kommen noch 110 bar an. Die Wandstärken sind diesem Druckverlauf angepasst.[29]
Baulogistik
Für die (bisher) zweisträngige Pipeline wurden insgesamt 200.000 Rohre mit einer Länge von jeweils zwölf Meter und einem Gewicht von etwa zwölf Tonnen benötigt. Für den ersten Strang lieferte Europipe (Mülheim/Ruhr) 75.000 und der russische Hersteller OMK (Wyksa) 25.000 Rohre. In Deutschland wurden jede Woche 15 Güterzüge mit jeweils 100 Rohren von DB Schenker Rail zum Fährhafen Sassnitz (Mukran) gefahren. In Russland wurden die Großrohre durch die RŽD zum finnischen Seehafen Kotka transportiert. In beiden Seehäfen befanden sich Spezialwerke, in denen die Stahlrohre durch die Ummantelung mit Beton auf die doppelte Masse von 25 t gebracht wurden, um sicherzustellen, dass die Rohre trotz Auftriebskraft „des Gases“ am Meeresboden liegen bleiben und nicht aufschwimmen. Die so beschwerten Rohre wurden von Mukran aus zu den schwedischen Zwischenlagern Karlskrona und Slite verschifft, von Kotka aus ging es dann zum finnischen Zwischenlager Hanko. Die Lage der insgesamt fünf Rohrlager wurde so gewählt, dass bei der Entfernung zu einem Rohrverlegepunkt die 100 Seemeilen-Marke nicht überschritten wurde. Dadurch konnte die Anzahl der Rohrzubringer-Schiffe auf drei begrenzt werden. Die Verlegung des ersten Stranges begann im Frühjahr 2010 mit einem speziellen Rohrlegerschiff.[30]
Eröffnung
Anfang September 2011 wurde beim zuerst verlegten Strang damit begonnen, den für den Erdgastransport notwendigen Betriebsdruck aufzubauen. Die offizielle Einweihung fand am 8. November 2011 durch Bundeskanzlerin Angela Merkel und den russischen Präsidenten Dmitri Medwedew statt.
Kritik und Interessen
Um die Ostseepipeline hatte sich eine teils heftige Debatte entwickelt. – Während des deutschen Wahlkampfes 2005 war diese Teil der parteipolitischen Auseinandersetzung.
Deutschland und Russland
Deutschland sichert sich dank der Ostsee-Pipeline einen vertraglichen Zugang zu russischen Gasvorkommen und somit mehrere strategische Vorteile. Es entfallen Transitländer und die mit ihnen verbundenen potenziellen politischen Spannungen, die sich negativ auf Lieferungen nach Deutschland auswirken könnten. Angesichts der höheren Emissionen bei der traditionellen heimischen Kohleverstromung und des vereinbarten Atomausstiegs ist Erdgas ein brauchbarer Ersatzenergieträger. Kritiker bemängeln, dass die Erdgasversorgung mit der Pipeline noch stärker an den bisherigen Hauptlieferanten Russland gebunden wird. Diese Abhängigkeit berge nicht nur die Gefahr einer für die Volkswirtschaft schädlichen Preissteigerung aufgrund einer russischen Monopolstellung, sondern auch politische Risiken.
Als Grund für das deutsche Einverständnis wurden teilweise persönliche Interessen von Gerhard Schröder angenommen, der zwei Wochen nach seinem Ausscheiden aus dem Amt als Bundeskanzler auf Vorschlag der russischen Seite Aufsichtsratschef der Pipeline-Betreibergesellschaft NEGP Company wurde.[31] Wegen der wahrgenommenen großen Nähe der rot-grünen Regierung zum russischen Energiesektor wurde Bundeskanzler Schröder in den Medien als „Gerdprom“ und das Projekt als „Schröder-Pipeline“ bezeichnet.[32] Diese Behauptung wies Schröder zurück, allein die Interessen Deutschlands und Europas hätten ihn bewogen, die Position anzunehmen.[33][34]
Russland wird in die Lage versetzt, Gasexporte nach Westeuropa auf direktem Wege zu gewährleisten. Somit ist sowohl der Lieferant als auch der Konsument künftig von Schwierigkeiten durch Transitländer unabhängig, beispielsweise wenn diese Preisangleichungen an das europäische Niveau nicht akzeptieren wollen. Bisher konnten Transitländer das Passieren ihres Territoriums als Druckmittel nutzen, um exklusive Lieferbedingungen für sich selbst durchzusetzen, und so die Versorgungssicherheit Westeuropas gefährden.
Kontroverse um die Bürgschaft der deutschen Bundesregierung
Im Juni 2005 trafen sich Deutsche-Bank-Vorstand Tessen von Heydebreck und der Vorstandschef von Gazprom Alexej Miller in Vilnius und sie berieten über einen Kredit der Deutschen Bank und der Staatlichen KfW Bankengruppe in Höhe von einer Milliarde Euro – getragen zu gleichen Teilen von 500 Millionen Euro je Bank – für den Bau des Zubringers zwischen dem Gasfeld Juschno-Russkoje (Mehrheitsaktionär BASF-Tochter Wintershall) und der Hafenstadt Wyborg. Abgesichert werden sollte der Kredit durch eine Bürgschaft.[35] Anschließend beauftragten die beiden Banken die PricewaterhouseCoopers AG, die sich im Auftrag des Bundes um Bürgschaften für ausländische Unternehmen kümmert. Vier Tage nach der Bundestagswahl stellten am 22. September desselben Jahres die Banken ihr Vorhaben dem interministeriellen Ausschuss zur Vergabe von Garantien vor. Das Gremium setzte sich unter der Leitung des Wirtschaftsministeriums aus den Finanz-, Außen- und Entwicklungshilfeministerien zusammen. Das Kanzleramt war dort nicht vertreten. Am 24. Oktober, zwei Wochen nach der Ankündigung Schröders, sich aus der Politik zurückzuziehen, tagte das Gremium erneut und bewilligte die Bürgschaft unter den Konditionen, dass der Bund 900 Millionen Euro plus Zinsen im Falle eines Scheiterns übernehmen werde. Anders als sonst üblich gilt die Bürgschaft „für das politische als auch das wirtschaftliche Risiko“.
Bei den Feierlichkeiten zum Baustart der Pipeline am 9. Dezember 2005 teilte Gazprom-Chef Alexei Miller mit, dass Gerhard Schröder Aufsichtsratsvorsitzender der Betreibergesellschaft werden soll. Dies führte zu Kritik von verschiedenen Seiten, insbesondere von Politikern der Oppositionsparteien, da Schröder das Projekt als Bundeskanzler selbst aktiv mitgestaltet und zusammen mit Russlands Präsident Wladimir Putin forciert hatte.
Bekannt wurde diese Bürgschaft erst am 31. März 2006 in einer Gerichtsverhandlung zwischen Gerhard Schröder und Guido Westerwelle. Westerwelle behauptete, dass Schröder den „Auftrag“ zum Bau der Pipeline gegeben habe. Schröder erwirkte eine Unterlassungserklärung, gegen die Westerwelle erfolglos Berufung einlegte. Westerwelle durfte die Behauptung gegen eine Strafandrohung von 250.000 Euro nicht mehr wiederholen.[36] In der Verhandlung legte Westerwelles Verteidiger einen Vermerk des Finanzministeriums vor, der an den Haushaltsausschuss des Bundestags adressiert war. Aus dem Papier geht hervor, dass Putin und Schröder den Bau der Pipeline „vereinbart“ hätten, woraus die Verteidigung den „Auftrag“ ableitete. In diesem Papier war auch von der Bürgschaft und den Konditionen die Rede.
Schröder entgegnete den Vorwürfen der Verbindung zwischen der Bürgschaft des Bundes und seinem Sitz im Aufsichtsrat, dass das Bundeskanzleramt nicht im Gremium zum Beschluss der Bürgschaft gewesen sei. Auch unterstrichen er und Gazprom, dass es nie zu der Bürgschaft gekommen sei, weil Gazprom den Kredit zum Bau des Abschnittes letztendlich nicht nutzte.
Nach Angaben aus Regierungskreisen haben zwar der Wirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD), Schröders Wirtschaftsberater im Kanzleramt Bernd Pfaffenbach und Staatssekretär im Finanzministerium Caio Koch-Weser von den Verhandlungen gewusst und die Bürgschaft genehmigt, der Kanzler selbst wurde aber „bewusst“ nicht informiert.[37] Allerdings haben sogar Schröders Koalitionspartner – Bündnis 90/Die Grünen – erklärt, dass Schröder davon gewusst haben müsse.[38]
Im Juni 2007 kritisierte der Leiter des Auswärtigen Ausschusses des US-Kongresses, Tom Lantos, Schröder wegen dieser Tätigkeit scharf[39]; die Bundesregierung wies Lantos’ Äußerungen mit „Deutlichkeit und Entschiedenheit“ zurück.
EU und einzelne Mitgliedstaaten
Nach der Unterzeichnung gab es heftige Proteste von Seiten mehrerer mittel- und osteuropäischer EU-Staaten[40] wie Polen, Litauen, Lettland und Estland, die Russland Bemühungen zur Spaltung der Europäischen Union und Deutschland die Nichtbeachtung ihrer Interessen vorwarfen. Der polnische Verteidigungsminister Radosław Sikorski verglich 2006 den deutsch-russischen Vertrag sogar mit dem Hitler-Stalin-Pakt.[41] Politikwissenschaftliche Forschungsarbeiten, die die geopolitischen Wirkungen der Pipeline untersuchen, bestätigen regelmäßig die Annahme einer negativen Wirkung auf die Position osteuropäischer EU-Mitgliedsstaaten wie Polen sowie die der Ukraine.[32] Die gemeinsamen Interessen im Streit um die Pipeline sorgten für eine Annäherung zwischen Polen und Litauen. Ein wichtiger wirtschaftlicher Grund für den Widerstand Polens liegt darin, dass die Ostseepipeline mit bestehenden Landpipelines konkurriert und für Polen damit Einnahmen aus Transitgebühren wegfielen.[42] Die polnische Regierung plant u. a. zur Stärkung der Sicherheit der eigenen Energieversorgung den gemeinsamen Bau und Betrieb einiger Kernkraftwerke im Nordwesten Polens[43] und in Litauen.
Auch in Schweden war ab Juli 2006 aufkeimende Kritik festzustellen. Energiepolitisch wurde die Pipeline als „falscher Schritt“ bezeichnet[44], zusätzlich wurde aber auch auf ökologische und Sicherheitsrisiken der Pipeline hingewiesen, wie sie beispielsweise durch eine verstärkte russische Flottenpräsenz in der Ostsee oder aus Spionagetätigkeiten unter Nutzung der Pipelineinfrastruktur entstehen.[32] Unter anderem rief der ehemalige schwedische Botschafter und sicherheitspolitische Experte Krister Wahlbäck die Regierung auf, schwedische Interessen nicht länger zurückzuhalten und bei der deutschen und russischen Regierung ihre Bedenken wegen der ökologischen Risiken für die Ostsee vorzubringen. Auf Gotland und in der umliegenden Region verbringen hunderttausende Schweden ihren Urlaub. Deshalb war schwedischen Politikern auch eine geplante Wartungsplattform von 70 Metern Höhe östlich von Fårö ein Dorn im Auge. Die Nord Stream AG verzichtete aufgrund des Widerstandes schließlich auf die Plattform; sie will die Pipeline stattdessen mit Sonden und Robotern warten.[45] Auf die Sicherheitsgefahren hatte auch der ehemalige schwedische Verteidigungsminister Mikael Odenberg hingewiesen; er vermutete, Moskau werde die Pipeline und deren angekündigten Schutz durch die Kriegsflotte für Militär- und Industriespionage missbrauchen.[46][47]
Unterstützung bekamen die schwedischen Kritiker im September 2008 von den USA. Der US-Botschafter in Schweden, Michael M. Wood, forderte in einem ganzseitigen Artikel in der Tageszeitung „Svenska Dagbladet“ die Regierung in Stockholm auf, den Bau der Pipeline zu verhindern. Die Krise im Kaukasus zeige, dass sich Europa und die USA nicht von dem unzuverlässigen Energielieferanten Russland abhängig machen dürften, heißt es in dem Artikel unter der Überschrift „Sagt Nein zu Russlands unsicherer Energie“.[48] Die deutsche Regierung mochte die vorgetragene Absicht des US-Botschafters, Europa vor unsicherem russischen Erdgas bewahren zu wollen, nicht nachvollziehen und protestierte bei der US-Botschaft in Berlin gegen die Einmischung.[49]
2007 drohte Gazprom den Europäern mit Gasentzug, falls die EU die Expansion des russischen Konzerns auf dem europäischen Markt einschränkt und Gazprom nicht gestattet, direkt als Versorger tätig zu werden statt europäische Konzerne zu beliefern.[50] Angesichts dessen ist die EU primär an der Energieversorgungssicherheit und der Vermeidung der Energiemarktmonopolisierung interessiert. Dazu bemüht sich die EU die Erdgasversorgung auf andere Herkunftsregionen, insbesondere den Nahen Osten, Nordafrika und Zentralasien, auszuweiten. Die Planungen für die Nabucco-Pipeline zum Kaspischen Meer unter Umgehung Russlands[51] wurden 2013 eingestellt.
Umweltaspekte
Es wird angeführt, dass eine Gas-Pipeline durch das Meer stets ökologische Risiken mit sich bringe. Auf Empfehlung der HELCOM wurde diese Pipeline auf Umweltverträglichkeit überprüft.[52] Besondere Brisanz erhielt der Bau dadurch, dass am Meeresgrund chemische Waffen sowie weitere gefährliche Rückstände aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg vermutet wurden. Deren Entsorgung hätte neben erhöhten Kosten auch gravierende Umweltbelastungen zur Folge haben können. Diese und weitere mögliche Meeresumweltbeeinträchtigungen beschäftigten das EU-Parlament. Eine weitere Bedrohung der Meeresumwelt drohte durch hochgiftige Chemikalien, die beim Bau der Pipeline verwendet werden sollten, beispielsweise war beabsichtigt, die Spülung der Pipelines mit einer vor allem für Wasserorganismen stark giftigen Glutaraldehyd-Lösung als Bakterizid durchzuführen.[53]
Wirtschaftliche Aspekte
Kritiker wiesen auf die vermeintliche wirtschaftliche Irrationalität dieses Projektes hin, da die Baukosten auf dem Meeresgrund eineinhalb-mal höher sind als durch die Länder. Wirtschaftswissenschaftliche Forschungsbeiträge untersuchten die Veränderungen in der Richtung des Gastransports und kamen zu dem Ergebnis, dass die Pipeline zulasten des Transits über osteuropäische EU-Länder und die Ukraine geht.[32] Dagegen steht, dass Russland und Deutschland durch die Ostsee-Pipeline Transitgebühren sparen, die sonst den Transitländern zufließen würden. Projektleiter Georg Nowack wies ergänzend darauf hin, dass die Nord-Stream-Pipeline mit mehr als 200 bar Druck betrieben werden kann, während der Betrieb von Landleitungen aus Sicherheitsgründen auf 100 bar beschränkt ist. Der Betrieb auf See erlaubt somit einen deutlich höheren Durchsatz gegenüber einem Landbetrieb.[54]
Nord Stream 2
Überblick und Baufortschritt
Der Bau von zwei weiteren Röhren wird unter der Bezeichnung Nord Stream 2 umgesetzt.[veraltet][55][56][57] Die Trasse verläuft weitgehend parallel zur ersten Nord-Stream-Pipeline. Die beiden neuen Stränge mit einer Länge von zusammengefasst 2460 Kilometern[58], sollen 55 Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr zusätzlich in das Gebiet der Europäischen Union leiten. Das Investitionsvolumen für den Bau dieser Gasleitung in der Ostsee wird voraussichtlich die Summe von 7,4 Mrd. Euro übersteigen, die für die bereits betriebene Leitung aufgewendet wurde.[59] Es wird auf etwa 8 Milliarden Euro veranschlagt. Weitere Untersuchungen und technische Planungen waren bis Mitte 2017, Umweltverträglichkeitsprüfungen und Genehmigungen bis Ende 2017 vorgesehen. Nach den erforderlichen Genehmigungen deutscher Behörden begann Nord Stream 2 Mitte Mai 2018 mit den Offshore-Bauarbeiten im deutschen Bereich (Greifswalder Bodden).[60][61] Der Bau der zwei neuen Rohrleitungen sollte ursprünglich laut den Plänen der Betreibergesellschaft bis Ende 2019 fertiggestellt werden[62][63], was jedoch nicht eingehalten werden konnte – im Dezember 2019 setzte Allseas die Rohrverlegung in Wassertiefen von 30 Metern und mehr mit den Schiffen Pioneering Spirit und Solitaire aufgrund von Sanktionsandrohungen der USA aus. Zu diesem Zeitpunkt fehlten noch rund 150 km der beiden Röhren.[64][65]
Anfang Mai 2020 erreichte das russische Verlegeschiff Akademik Cherskiy nach Überführung aus dem Hafen Nachodka am Japanischen Meer das Seegebiet östlich von Rügen mit dem Ziel, die fehlenden 160 Kilometer der Pipeline südöstlich von Bornholm zu verlegen.[66] Nach einem Antrag der Nord Stream 2 AG Anfang Juni 2020 stimmte die dänische Behörde am 6. Juli prinzipiell zu. Es wurde mit Einwänden gegen den Einsatz von Ankern bei den Verlegeschiffen während der vierwöchigen Einspruchsfrist gerechnet, denn das Seegebiet gilt als Laichplatz des Dorsches.[67][68] Am 5. Dezember 2020 berichteten Medien über eine Wiederaufnahme der Verlegearbeiten durch die Akademik Cherskiy.[69] Auch das Verlegeschiff Fortuna begann im Dezember 2020 mit der Arbeitsaufnahme zwischen Adlergrund und Oderbank in der Ausschließlichen Wirtschaftszone Deutschlands.[70][58] Ende Dezember waren laut Gazprom 94 Prozent der Pipeline fertig gebaut.[71] Ende Januar sowie Anfang Februar hatte das Verlegeschiff Fortuna Montagetätigkeiten in dänischen Gewässern vorgenommen. Laut dem Pipeline-Betreiber waren Anfang Februar 2021 noch etwa 120 Kilometer Pipeline in dänischen und rund 28 Kilometer in deutschen Gewässern zu verlegen.[58] Die Verlegetätigkeiten im Februar mussten aufgrund einer Kaltfront zwischenzeitlich ruhen.[72] Anfang April 2021 beschwerte sich der russische Bauleiter über riskante Manöver der polnischen Marine nahe der Bauarbeiten.[58][73]
Projektgesellschaften
PJSC Gazprom (Russland), E.ON (heute Uniper) und Wintershall (beide Deutschland), Royal Dutch Shell, OMV (Österreich) und Engie (Frankreich; vormals GDF SUEZ S.A.) unterzeichneten im September 2015 einen Aktionärsvertrag und gründeten die Projektgesellschaft New European Pipeline AG (PNEP) mit Sitz in Zug (Schweiz). Gazprom war an PNEP zunächst mit 50 % beteiligt, BASF/Wintershall, Engie, Uniper, OMV und Royal Dutch Shell mit je 10 %.[74]
Im August 2016 wurde jedoch bekannt gegeben, dass die fünf westeuropäischen Partner sich aus dem Projekt zurückgezogen haben und Gazprom alleiniger Eigentümer der Projektgesellschaft Nord Stream 2 AG geworden ist. Die polnische Wettbewerbsbehörde hatte in einem Kartellverfahren Einspruch gegen den Zusammenschluss mehrerer europäischer Unternehmen zu einem Joint Venture mit Gazprom eingelegt. Der Zusammenschluss würde zu einer Einschränkung des Wettbewerbs führen und die Verhandlungsposition von Gazprom weiter stärken, so die Begründung.[75][76] Derzeit (2016) hält die Tochtergesellschaft Gazprom Gerosgaz Holdings mit Sitz in den Niederlanden alle Anteile an der Projektgesellschaft.[77]
Vorsitzender des Verwaltungsrats der Projektgesellschaft ist Gerhard Schröder.[78] Wie auch schon bei der ersten Pipeline wirkte Schröder als Wirtschaftslobbyist und organisierte wiederholt Treffen zwischen dem Geschäftsleiter von Nord Stream Matthias Warnig und Schröders SPD-Kollegen und Außenminister Sigmar Gabriel sowie zwischen Gazprom-Chef Alexej Miller und Wirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD).[79][80]
Im April 2017 wurde bekannt, dass Gazprom bis auf weiteres alleiniger Eigentümer der Nord Stream 2 AG bleibt, die zuvor daraus als Partner ausgeschiedenen fünf europäische Energieversorger aber je 10 % der Baukosten von 9½ Mrd. Euro für die Pipeline, also jeweils bis zu 950 Mio. Euro finanzieren wollten.[63] Für Gazprom entstehen zusätzliche Kosten in Form neuer Zuleitungen innerhalb Russlands, die die Kosten für Nord Stream 2 überstiegen. Ein Analytiker der Sberbank schrieb in einem Bericht Anfang 2018, die zu erwartenden Investitionen würden erst nach zwanzig Jahren amortisiert. Aufgrund der harschen Reaktion von Gazprom wurde der Autor des Reports fristlos entlassen.[81]
Die Gesellschaft Nord Stream 2 AG äußerte Mitte 2017, man rechne damit, Ende 2017 oder Anfang 2018 alle Genehmigungen für Bau und Betrieb erhalten zu haben.[82] Für das umstrittene Streckenstück in der dänischen Ausschließlichen Wirtschaftszone um die Insel Bornholm reichte die Nord Stream 2 AG am 10. August 2018 einen Alternativantrag für eine Nord-West-Route um die Insel Bornholm in Dänemark ein.[83] Die dänische Energieagentur DEA (Energistyrelsen) hat am 30. Oktober 2019 die Genehmigung für den Bau der zwei Nord-Stream-2-Pipeline-Stränge im Bereich der dänischen AWZ nun über eine Route weit östlich von Bornholm erteilt. Damit hat das Projekt alle erforderlichen Genehmigungen.[84]
Stiftung
Anfang Januar 2021 wurde durch den Landtag von Mecklenburg-Vorpommern mit der Mehrheit von SPD, CDU und Linkspartei die Gründung der Stiftung Klima- und Umweltschutz beschlossen. Die Stiftung startet mit einem Kapital von 20,2 Millionen Euro, von denen 20 Millionen Euro durch die Nord Stream 2 AG und 200.000 Euro durch das Land Mecklenburg-Vorpommern aufgebracht werden sollen. Primärer Stiftungszweck ist laut Satzung der Umweltschutz, des Weiteren soll sie nach Medienberichten den Weiterbau der Pipeline ermöglichen. Es wird vermutet, dass mit dem Vermögen der Stiftung beispielsweise Baugeräte gekauft werden sollen, wenn Bauunternehmen sich aus Angst vor US-amerikanischen Sanktionen nicht (mehr) am Bau beteiligen wollen. Als Stiftungsvorstand ist der ehemalige mecklenburg-vorpommersche Ministerpräsident Erwin Sellering vorgesehen.[85]
Interessengegensätze
Deutschland
Die Pipeline Nord Stream 2 ist politisch umstritten. Die deutsche Bundesregierung (Merkel III) vertrat lange Zeit die Ansicht, dass der Bau von Nord Stream 2 kein politisches, sondern ein ökonomisches Projekt darstelle. Im April 2018 sagte Merkel jedoch, dass Nord Stream 2 kein bloß ökonomisches Projekt sei, sondern „natürlich auch politische Faktoren zu berücksichtigen sind“.[86]
Führende Abgeordnete der CDU/CSU, der Grünen und der FDP kritisierten 2018, dass die Pipeline die Europäische Union politisch spalte und die deutsche Solidarität mit Polen, den baltischen Staaten, der Slowakei und der Ukraine, sowie mit Dänemark und Schweden untergrabe, weil diese Länder das Bauvorhaben aus sicherheitspolitischen Gründen ablehnen.[87][88] Nach dem Giftanschlag auf Alexei Nawalny im August 2020 wurde die Pipeline in Deutschland wieder verstärkt Gegenstand politischer und öffentlicher Debatten. Im September 2020 sprachen sich die Grünen im Bundestag dafür aus, dass die Bundesregierung der Pipeline die politische Unterstützung entziehen sollte. Die Alternative für Deutschland, die Linkspartei sowie die Regierungschefs der Ost-Bundesländer forderten hingegen die Fertigstellung von Nord Stream 2.[89][90][91]
Die Bundesregierung lehnt einen Baustopp ab und beruft sich dabei auf Prognosen der Nord Stream 2 AG aus dem Jahr 2016, denen zufolge Europa einen Mehrbedarf an Erdgas von mindestens 100 Milliarden Kubikmeter pro Jahr haben werde. Aus einem Schriftwechsel zwischen Oliver Krischer und dem Wirtschaftsministerium im September 2020 geht hervor, dass Deutschland sich die Zahlen der Gazprom-Tochter aus dem Jahr 2016 ungeprüft zu eigen gemacht hat. Der Bundesregierung liegen keine eigenen Berechnungen oder Ergebnissynthesen vor. An den Prognosen der Nord Stream 2 AG gibt es Zweifel. Der Parlamentarische Wirtschafts-Staatssekretär Marco Wanderwitz (CDU) antwortete, der „Planung der Nord Stream 2 AG für den Bau der Pipeline liegt ein Mehrbedarf an Erdgas in Europa von mindestens 100 Milliarden Kubikmeter [pro Jahr] zugrunde“, die Zahl von 100 Milliarden Kubikmetern basiert jedoch allein auf Angaben der Nord Stream AG. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung bezeichnete die Pipeline als überflüssig, weil der Gasbedarf rückläufig sei und künftig wegen der Klimaschutzmaßnahmen noch weiter sinken werde (vgl. Wirtschaftliche Aspekte).[92]
Europäische Union
Die drei wichtigsten EU-Institutionen – die Kommission, das Parlament und der Europäische Rat – haben die Pipeline von Anfang an abgelehnt.[94] Die Europäische Kommission hatte mehrfach darauf hingewiesen, dass die Pipeline nicht zu den Zielen der Energieunion beiträgt, die Versorgungsquellen, Routen und Anbieter zu diversifizieren. Die Pipeline würde es einem einzigen Anbieter erleichtern, seine Stellung auf dem EU-Gasmarkt weiter zu stärken, und mit einer weiteren Konzentration der Versorgungswege einhergehen. Derzeit gebe es gut funktionierende Gastransportinfrastrukturen, die die Energieversorgung in Europa sicherstellen. Bestehende Transportwege, insbesondere über die Ukraine, könnten durch den Bau von Nord Stream 2 gefährdet werden.[95] Auf die Behauptung der Bundesregierung, das Bauvorhaben sei ein europäisches und kein rein deutsches Projekt, erwiderte Josep Borrell, der Hohe Vertreter der EU für Außen- und Sicherheitspolitik, dass Nord Stream 2 kein europäisches Projekt sei, sondern „allein in der Hand der Deutschen liege.“[96]
Die EU leitete mehrere energiepolitische Maßnahmen ein, die das Vorantreiben des Projekts erheblich erschwert haben.[97] Im April 2019 verabschiedete das EU-Parlament überarbeitete Energieregeln, die auch für Pipelines gelten, die aus Drittstaaten in die Europäische Union führen. Die überarbeiteten Regeln schreiben eine eigentumsrechtliche Entflechtung und den Zugang für Dritte zu der Pipeline vor. Demnach darf die Produktion von Erdgas und der Betrieb der Leitung nicht in einer Hand liegen. Bisher war bei „Nord Stream 2“ jedoch vorgesehen, dass Gazprom sowohl das Gas einspeist als auch die Leitung betreibt.[98] Außerdem muss ein Betreiber seinen Konkurrenten die Nutzung der Leitung gegen Gebühr erlauben.[99] Nord Stream 2 erfüllt diese zwei Anforderungen nicht und Gazprom versucht diese Regeln zu umgehen.[97][94] Dies geschieht mit Unterstützung der deutschen Regierung, die den Gesetzesentwurf lange blockiert hatte und die über Jahre bemüht war, europäische Auflagen zu verzögern, damit Nord Stream 2 in Betrieb geht, ehe sie in Kraft treten.[97][94][99]
Am 13. November 2019 setzte der Deutsche Bundestag diese Richtlinie in deutsches Recht um – allerdings mit einer abgewandelten Formulierung. Die EU-Richtlinie besagt, dass nur die Energieprojekte, die vor dem 23. Mai 2019 fertiggestellt wurden, von der Richtlinie ausgenommen werden können. Da Nord Stream 2 zu dem Zeitpunkt nicht fertig war, fällt die Pipeline nicht darunter. Im Gesetzesentwurf der Bundesregierung wurde dieser Punkt der EU-Richtlinie an eine andere Stelle versetzt und wird nicht mehr als Bedingung für die Ausnahmeregelung aufgezählt. Über Ausnahmen für Leitungen soll die Bundesnetzagentur entscheiden.[100][101][102] Die EU-Kommission kommentierte das deutsche Vorgehen nicht.[101] Im Fall eines Rechtsstreits zwischen der Kommission und Deutschland könnten auch andere EU-Mitgliedsstaaten, welche die Pipeline ablehnen, zu Wort kommen.[97]
Auch im Hinblick auf die Frage, ob weitere Sanktionen gegen Russland auch wegen der Annexion der Krim 2014 verhängt werden sollen, spaltet das Projekt die EU. Deutschland bezieht hier die Position, Nord Stream 2 weiter zu verfolgen, dafür aber härtere Sanktionen zu verhängen, während Frankreich für einen „strategischen Reset“ der Beziehungen wirbt. Die Staaten an der EU-Ostgrenze wiederum, Polen und die baltischen Staaten, wollen ein deutlich härteres Vorgehen gegen Russland, sodass die EU hier außenpolitisch gespalten erscheint.[103]
Polen
Der Bau der Nord-Stream-Pipeline ist der größte Streitpunkt zwischen Deutschland und Polen im Bereich Energie und belastet seitdem die Beziehung zwischen beiden Ländern.[104][105] Polen hat den Bau des ersten Strangs und den Ausbau der Pipeline von Anfang an scharf kritisiert.[104] Das russisch-deutsche Projekt widerspreche der gemeinsamen europäischen Energiepolitik und trage zur Spaltung der Union bei.[104] Anstelle den Lieferanten-Wettbewerb zu fördern und Bezugsquellen zu diversifizieren, stärke Nord Stream 2 die Position Russlands als Energielieferant und verschärfe die Abhängigkeit von Moskau.[106] Das Projekt wurde aus der Sicht Warschaus über polnische Köpfe hinweg beschlossen und werde auf Kosten polnischer Interessen von Deutschland und Russland vorangetrieben.[104][105]
Polen sieht die Erweiterung der Pipeline als Gefahr für die Sicherheit des Landes.[107] Weil Nord Stream 2 die bestehenden Gasverbindungen über Land überflüssig macht, befürchtet Warschau, dass Polen und andere Transitländer damit Moskau ausgeliefert wären.[105] Russland könne nach Abschluss des Baus von Nord Stream 2 seine Gaslieferungen nach Polen aussetzen, ohne die Lieferungen nach Deutschland und andere westliche Verbraucherländer zu stören.[104] Polen sieht Russland als unzuverlässigen Partner und nannte den Giftanschlag auf den Kreml-Kritiker Alexei Nawalny als jüngstes Beispiel in einer Reihe von Ereignissen, die Russlands Status als Handelspartner in Frage stellen.[108][109] Lüder Gerken vermutet hingegen, dass Polen die Pipeline aus rein wirtschaftlichen Gründen ablehnt: Eine Pipeline durch die Ostsee würde zum Verlust von Transitzahlungen für russisches Gas führen, das momentan durch Polen geleitet wird.[110]
Im Oktober 2020 verhängte die polnische Wettbewerbsbehörde UOKiK Bußgelder gegen die Betreiber-Unternehmen in Milliardenhöhe. Der Gazprom-Konzern soll rund 6,5 Milliarden und die Finanzpartner 52 Millionen Euro bezahlen, da sie die Pipeline ohne Genehmigung der Behörde gebaut haben.[111] Gazprom und weitere Projektpartner wiesen die Vorwürfe zurück und kündigten rechtliche Schritte an.[112]
Baltische Staaten
Die drei baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen sind gegen die Nord-Stream-Pipeline und sehen das Projekt als Gefährdung der eigenen Sicherheit.[113]
Laut dem estnischen Außenminister Sven Mikser sei die Pipeline kein wirtschaftliches, sondern ein geopolitisches Projekt. Für Russland sei es „ein Hebel, um in die europäische Politik einzugreifen“ und es sei im Interesse der Europäischen Union, das Projekt zu stoppen.[114] Die Präsidentin Estlands Kersti Kaljulaid warf Deutschland vor, wirtschaftliche Vorteile über Sicherheit zu stellen und die Ziele der EU, nämlich Energiequellen zu diversifizieren, zu untergraben.[115]
Der lettische Premierminister Krišjānis Kariņš sagte nach dem Giftanschlag auf den russischen Oppositionspolitiker Alexei Nawalny, dass das heutige Russland keine Demokratie ist und eine Gefahr für Europa und für die europäischen Wertevorstellungen darstellt. Vor diesem Hintergrund sei es falsch, an der Pipeline festzuhalten.[116]
Litauens Präsidentin Dalia Grybauskaitė kritisierte die Rolle des ehemaligen Bundeskanzlers Gerhard Schröder, der als Präsident des Verwaltungsrats der Nord Stream 2 AG fungiert. Man könne von einer „Schröderisierung der Energiepolitik in Europa“ sprechen, meinte sie.[106] Russland habe Energie immer als politisches Werkzeug zur Einflussnahme und als Druckmittel genutzt, deshalb bedeute verstärkte Energieabhängigkeit von Russland mehr politische Abhängigkeit, so Grybauskaitė.[107]
Ukraine
Der Journalist Konrad Schuller, Korrespondent der Frankfurter Allgemeinen Zeitung für Polen und die Ukraine, resümierte 2015, Nord Stream 2 sei „aus der Sicht osteuropäischer Regierungen weiter ein Instrument russischer Erpressung. Es soll nach ihrer Lesart vor allem dazu dienen, die ukrainischen Transitleitungen auszutrocknen und damit dem ohnehin von Krieg und Krise geschüttelten Kiewer Haushalt noch einmal 1,8 Milliarden Euro im Jahr abzugraben.“ ([117])
Arsenij Jazenjuk, Ministerpräsident der Ukraine bis April 2016, sprach von einem anti-ukrainischen Projekt. Der ukrainische Gaskonzern Naftohas reichte eine Beschwerde bei der Europäischen Energiegemeinschaft ein. EU-Energiekommissar Cañete äußerte, Nord Stream 2 könne niemals ein Projekt werden, das im gesamteuropäischen Interesse liege.[118]
Südosteuropa
Südosteuropäische Staaten haben nach massivem deutschem Druck im Zuge der Sanktionen gegen Russland Anfang 2015 auf das Konkurrenz-Projekt South Stream verzichtet. Diese Staaten werfen Deutschland Doppelzüngigkeit vor, wenn Nord Stream 2 trotzdem weiterverfolgt wird.
Schweden
Als Ostsee-Anrainerstaat zählt Schweden ebenfalls zu den Kritikern des Nord-Stream-2-Projekts und sieht dieses allen voran als geopolitisches Vorhaben, das vor allem darauf angelegt ist, die Abhängigkeit der EU von russischen Gasimporten zu erhöhen, was wiederum als politisches Druckmittel von Seiten Russlands gesehen wird. Des Weiteren sieht Schweden die Gefahr, dass der Bau und der Verlauf der Pipeline russische Militärpräsenz in der Ostsee und somit vor der Küste Schwedens nach sich ziehen könnte. Da Schweden keine Möglichkeit sieht, das Projekt auf nationaler Ebene stoppen zu können, bevorzugt die schwedische Regierung die Beendigung des Projekts durch die EU.[119]
Gazprom beabsichtigte zur Lagerung von Röhren für den Ausbau der Pipeline zwei Häfen auf der Insel Gotland und nahe der südschwedischen Küstenstadt Karlshamn zu mieten.[120] Verteidigungsminister Peter Hultqvist und Außenministerin Margot Wallström wiesen die beiden schwedischen Gemeinden auf sicherheitspolitische Risiken hin, die im Zusammenhang mit der Vermietung der Häfen an Gazprom entstünden.[121][122] Der von Gazprom bei Karlshamn anvisierte Hafen liegt in der Nähe von Stützpunkten der Luftwaffe und Marine in Karlskrona. Auf der strategisch wichtigen Ostseeinsel Gotland hatte Schweden seit Ende des Kalten Krieges keine Truppen mehr stationiert. Seit der russischen Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim hat Russland die militärische Aktivität in der Ostsee erhöht. Schweden hat daraufhin damit begonnen, eine permanente Militärpräsenz auf Gotland aufzubauen.[123] Die Gemeinde Gotland entzog Nord Stream 2 die Genehmigung, Röhren in dem Hafen zu lagern.[121][122]
Dänemark
Dänemark hat vor allem sicherheitspolitische und energiepolitische Bedenken gegen die Pipeline erhoben.[124] Dänemark fürchtet, sich durch Russland erpressbar zu machen und fordert einen starken Einfluss der EU-Kommission.[125] Nicht Deutschland, sondern die EU-Kommission solle mit Russland verhandeln und über die Zukunft des Projekts entscheiden.[125][119] Unterstützt wird die Pipeline von der Dansk Folkeparti, stößt aber auf Widerstand der Socialdemokraterne und Radikale Venstre.[119]
Dänemarks Regierungschefin Mette Frederiksen mahnte im September 2020, dass Europa sich nicht von russischem Gas abhängig machen dürfe. Den Ausbau der Nord-Stream-Pipeline lehnt sie ab.[126] Auch ihr Vorgänger Lars Løkke Rasmussen hat das Projekt und die deutsche Unterstützung dafür äußerst kritisch gesehen.[127] Rasmussen hatte Dänemarks Zustimmung für das Projekt von russischen Zusagen an die Ukraine abhängig gemacht.[128]
Finnland
Finnland steht dem Vorhaben relativ neutral gegenüber. Laut einem Bericht der finnischen Denkfabrik FIIA vom August 2016 sieht diese eine Gefahr darin, dass die Abhängigkeit von russischen Gasimporten für Deutschland aber auch der EU als ganzes zu groß werden und deren Energiepolitik untergraben könnte. Die finnische Regierung würde ein gemeinsames Vorgehen der EU bevorzugen, sieht aber selbst kein nationales Veto gegen das Projekt vor.[119]
Frankreich
2019 stellte sich Paris gegen Deutschland, indem es die neuen Energieregeln des EU-Parlaments unterstützte. Die Regeln sehen die Trennung zwischen Gaslieferant und Pipeline-Betreiber vor. Aufgrund der eigentumsrechtlichen Verflechtung von Gazprom als Lieferant und Betreiber der Pipeline hätte die Umsetzung der EU-Bestimmung das Aus für das Projekt bedeutet.[129][130]
Im November 2020 sagte der diplomatische Berater von Präsident Emmanuel Macron, dass ein Ziel des Präsidenten sei, Frankreich weniger abhängig von „Russland, Katar und anderen“ zu machen.[130] Im Februar 2021 forderte Frankreich von Deutschland, das Projekt aufzugeben. Frankreichs Europaminister Clément Beaune sagte vor dem Hintergrund der gewaltsamen Niederschlagung der Proteste in Russland 2021, dass Proteste und Sanktionen nicht mehr genügten. Stattdessen müssten zusätzliche Maßnahmen ergriffen werden, zumal Frankreich „immer die größten Zweifel“ an diesem Projekt gehabt habe.[130]
USA
Im August 2017 verabschiedete der US-Kongress ein Gesetz für verschärfte Sanktionen gegen Russland, die dessen Energiesektor treffen sollen.[131] Ein Nebeneffekt wäre, die US-Gasexporte zu Lasten der russischen zu steigern und Arbeitsplätze in den USA zu schaffen: Hochpreisiges, durch Fracking gewonnenes, amerikanisches Flüssiggas solle russische Erdgaslieferungen vom europäischen Markt verdrängen. Erklärte Gründe für diese Sanktionen sind Russlands Rolle im syrischen Bürgerkrieg, russische Cyber-Angriffe und Russlands Einmischung in die Präsidentschaftswahl am 8. November 2016. Es wurde die Befürchtung geäußert, dass durch solche Sanktionen die europäische Energieversorgungssicherheit beeinträchtigt werden könnte. Der Energietransport und die Wartung von Leitungssystemen in Russland, die die Gas-Transitsysteme der Ukraine versorgen, könnten betroffen sein. Sanktionen gegen europäische Unternehmen, die sich am Ausbau der Pipelines Nordstream 2 für die Energieversorgung Europas beteiligen, seien ein Verstoß gegen das Völkerrecht.[132][133][134]
US-Präsident Trump kritisierte am ersten Tag des NATO-Gipfels im Juli 2018 die Pipeline. Ein Sprecher des US-Außenministeriums sagte, Unternehmen, die im Geschäft mit russischen Export-Pipelines tätig seien, drohten US-Sanktionen.[135][136] In den US-amerikanischen Medien wurde dagegen bemerkt, dass Trump seinen Standpunkt gegen Nord Stream 2 im Juli 2018 aufgeweicht habe.[137][138] Der ehemalige US-Botschafter bei der EU, Gordon Sondland, setzte die EU im November 2018 massiv unter Druck. Sollte die umstrittene Ostsee-Pipeline weitergebaut werden, habe Präsident Trump Möglichkeiten, „das Projekt zu stoppen“.[139] „Wir haben noch nicht alle Instrumente eingesetzt, die das Projekt ernsthaft untergraben oder stoppen könnten“, so Sondland am 13. November 2018 in Brüssel.[140] Der Botschafter bestritt, dass hinter der Drohung das Interesse der USA stehe, selbst Flüssiggas in Europa zu verkaufen. Die Abhängigkeit vom russischen Gas für Europa sei nach Ansicht Sondlands geopolitisch falsch. Sondland sagte: „Wir wollen nicht, dass jemandem mitten im Winter das Gas abgedreht wird, wenn eine politische Krise ausbricht.“[141]
Ende November 2018 im Zusammenhang mit der Konfrontation 2018 um die Meerenge von Kertsch erneut erhobene ukrainische und US-amerikanische Forderungen nach einem Stopp des Projekts lehnte Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) ab, da der Rückzug der deutschen Unternehmen aus dem Projekt nicht dazu führen würde, dass die Gaspipeline nicht gebaut würde. Sie würde dann vielmehr von Russland alleine gebaut werden. Die Bundesregierung habe Russlands Präsidenten Wladimir Putin eine unverbindliche Zusage „abgerungen“, dass im Rahmen des Projekts auch die Infrastruktur zum Gastransit durch die Ukraine erneuert werde. So würden der Ukraine wichtige Einnahmen nicht entgehen.[142]
Der ehemalige US-Botschafter in Berlin, Richard Grenell, drohte Ende Dezember 2018 mit Sanktionen. Im Januar 2019 schrieb er mehreren an dem Projekt beteiligten Konzernen einen Brief: „Wir betonen weiterhin, dass Unternehmen, die sich im russischen Energieexport-Sektor engagieren, sich an etwas beteiligen, das mit einem erheblichen Sanktionsrisiko verbunden ist“, zitierte die „Bild am Sonntag“ (BamS) aus dem Schreiben. Grenell behauptete: „Im Ergebnis untergraben Firmen, die den Bau beider Pipelines unterstützen, aktiv die Sicherheit der Ukraine und Europas.“[143][144] Ein Sprecher Grenells erklärte gegenüber der BamS, der Brief sei nicht als Drohung aufzufassen, „sondern als klare Botschaft der US-Politik“. Im Auswärtigen Amt seien die Briefe auf Unverständnis gestoßen, Grenells Vorgehen entspräche nicht den diplomatischen Gepflogenheiten.[144] Jürgen Hardt, außenpolitischer Sprecher der Unionsfraktion im Deutschen Bundestag, bezeichnete Grennells Sanktionsandrohung als neue und inakzeptable Einmischung in die inneren Angelegenheiten Deutschlands und der Europäischen Union: „Es ist etwas, was meines Erachtens den Protest der Bundesregierung hervorrufen sollte. Wir sollten die Amerikaner dazu auffordern, wieder zu dem Verfahren zurückzukehren, wie wir das bisher gehabt haben, nämlich dass wechselseitige Beschwernisse in der Handelspolitik oder der Russland-Politik intern besprochen und ausgeräumt werden und nicht Drohungen gegenüber einzelnen Unternehmen ausgesprochen werden.“[145] Der deutsche Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) erklärte Mitte Januar 2019 mit Bezug auf den Drohbrief Grenells: „Deutschland ist ein Land, in dem Meinungs- und Pressefreiheit gewährleistet sind. Deshalb ist es nicht notwendig, jeden einzelnen Brief zu kommentieren. Aber: Tatsache ist, dass Deutschland ein Rechtsstaat ist.“ Der Bau von Nord Stream 2 führe im Wesentlichen durch internationale Gewässer, die notwendigen Genehmigungen der nationalen Anrainerstaaten lägen seit langem vor. Das Projekt sei zu einem erheblichen Teil schon verwirklicht. „Die Bundesregierung hat eine Verpflichtung, nicht willkürlich in solche unternehmerischen Projekte einzugreifen“, sagte Altmaier.[146] Gemeinsam mit den US-Botschaftern Carla Sands und Gordon Sondland plädierte Grenell dafür, Nord Stream 2 durch eine Änderung der EU-Gasrichtlinie zu verhindern; Reinhard Bütikofer, Europaabgeordneter für Bündnis 90/Die Grünen, stimmt in der Sache zu[147], wobei er auch dafür plädierte, die Gasabhängigkeit insgesamt zu reduzieren.[148] Durch die Umsetzung der EU-Gasrichtlinie in nationales Recht machte der Deutsche Bundestag gegen die Stimmen der Grünen im November 2019 den Weg für die in der EU umstrittene Pipeline frei.[149]
Datei:2019.12.18 Letter to Allseas CEO.pdf Im Dezember 2019 stimmte nach dem Repräsentantenhaus der Vereinigten Staaten auch der US-Kongress für Strafmaßnahmen gegen Unternehmen, die bei der geplanten Fertigstellung von Nord Stream 2 beteiligt sind; betroffen ist dabei die Pipeline-Verlegung in Bereichen ab 100 Fuß (ca. 30½ m) Wassertiefe.[150] So sollen gegen Manager und Hauptaktionäre Einreiseverbote in die USA verhängt oder bestehende Visa widerrufen werden. Transaktionen der Betroffenen, die sich auf ihren Besitz oder ihre geschäftlichen Interessen in den USA beziehen, sollen blockiert werden können.[151] Die PCK-Raffinerie in Schwedt kündigte an, sie werde im Falle der Verabschiedung des US-amerikanischen Sanktionsgesetzes gezwungen sein, den Betrieb zu drosseln oder zeitweise ganz einzustellen.[152] Am 20. Dezember 2019 unterschrieb Präsident Trump das Sanktionsgesetz, es trat damit in Kraft. Unmittelbar vor der Unterzeichnung kündigte die Schweizer Allseas an, ihre Mitwirkung am Bau der Pipeline angesichts der angedrohten Sanktionen bis auf Weiteres auszusetzen.[153] So stellte das eingesetzte Verlegeschiff ab Januar 2020 seine Arbeit ein. Auch die Gaspipeline Turkstream ist von den US-Sanktionen betroffen.[154]
Am 4. Juni 2020 wurde bekannt, dass die US-Senatoren Jeanne Shaheen (Demokraten) und Ted Cruz (Republikaner) zusammen mit drei weiteren ihrer Kollegen Verschärfungen der bereits bestehenden US-Sanktionen planen mit dem Ziel, die Fertigstellung der Pipeline zu verhindern.[155][156] Das deutsche Bundesministerium für Wirtschaft und Energie ließ daraufhin wissen, dass es „extraterritoriale Sanktionen“ ablehne, da diese völkerrechtswidrig seien.[157] Aus Sicht von Staatsminister im Auswärtigen Amt Niels Annen stellen die US-Sanktionsdrohungen „einen Eingriff in die europäische Souveränität dar, den wir ablehnen“; er kündigte indes zu dem Thema Gespräche mit Washington an.[157] Inzwischen liegt auf einer Werft in Sassnitz ein außer Dienst gestelltes Forschungsschiff, das für die Fortsetzung der Verlegearbeiten umgerüstet wird.[158]
Nach der Vergiftung des Kremlkritikers Alexei Nawalny im August 2020 forderte der Fraktionschef der EVP im Europäischen Parlament, Manfred Weber, im September 2020, dass über die Fertigstellung der Pipeline noch einmal nachgedacht werden müsse, auch, weil Deutschland mit seinem Vorgehen beim Bau der Pipeline bei vielen europäischen Partnern Frust erzeugt hätte.[159] Präsident Trump bekräftigte Anfang September erneut, das Projekt sei zu stoppen.[160][161][162] Allerdings legte Trump Ende 2020, wenn auch nicht wegen Nord Stream 2, ein Veto gegen ein Gesetzespaket des US-Repräsentantenhauses ein, mit dem angedrohte Sanktionen gegen Nord Stream 2 ausgeweitet würden. Jedoch wurde dieses Veto vom US-Senat im Januar 2021 mit der nötigen Zweidrittelmehrheit abgewiesen, sodass das Gesetzespaket auch ohne Unterschrift des Präsidenten in Kraft trat.[163]
Im Mai 2021 beschloss die US-Regierung von Joe Biden vorerst auf Sanktionen gegen die Betreibergesellschaft von Nord Stream 2 zu verzichten und erklärte, dass jener ein Verzicht auf die Strafmaßnahmen „im nationalen Interesse der USA“ sei, da eine Anwendung von Sanktionen „negative Auswirkungen“ auf die Beziehungen der USA zu Deutschland, auf die Beziehung zur Europäischen Union sowie zu weiteren europäischen Verbündeten hätte.[164]
Wirtschaftliche Aspekte
In einer Studie vom Juli 2018 kam das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung zum Ergebnis, dass die Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 zur Sicherung der Erdgasversorgung in Deutschland und Europa unnötig und wirtschaftlich unrentabel ist. Zum einen ist der Verbrauch und die Nachfrage nach Erdgas seit Jahren rückgängig. Auch für die Zukunft gehen energiewirtschaftliche Prognosen davon aus, dass die Erdgasnachfrage in Deutschland und Europa weiter sinken wird. Fossiles Erdgas ist kurzfristig der kostengünstigeren Kohle und langfristig den erneuerbaren Energien mit weiterentwickelten Speichertechnologien unterlegen. Wenn die von der Bundesregierung festgelegten Klimaschutzziele erreicht würden, sänke der Erdgasbedarf zwischen 2008 und 2050 um fast 73 %. Zum anderen stehen auf der Angebotsseite eine Vielzahl von Lieferländern und ein gut ausgebautes innereuropäisches Netzwerk von Pipelines zur Verfügung. Die Erdgasversorgung ist so diversifiziert, dass das bestehende Versorgungssystem ohne Nord Stream 2 krisenfest ist und sogar ein vollständiger Wegfall russischer Erdgaslieferungen in Deutschland und in Europa durch andere Bezugsquellen und mehr Effizienz kompensiert werden kann. Hinzu kommt, dass nur etwa ein Viertel der bestehenden Importkapazitäten für Flüssigerdgas (LNG) genutzt wird und bei Bedarf das Angebot durch LNG-Einfuhr weiter gesteigert werden kann. Ein Indiz für die fehlende Wirtschaftlichkeit des Pipelineprojekts sind die hohen Durchschnittskosten für den Transport des Erdgases, die sich bei der Nord Stream 2 auf etwa 25 % des Erdgaspreises belaufen und die auf dem europäischen Erdgasmarkt kaum durchsetzbar sind. Darüber hinaus müssen wegen der Nord Stream 2 zusätzliche Leitungen wie etwa die Anbindungsleitung EUGAL gebaut werden, deren Kosten in Deutschland pauschal auf die Erdgasverbraucher umgelegt werden. Die Kosten dieser zusätzlichen Leitungen werden auf 500 Millionen Euro geschätzt und müssen von Verbrauchern in Deutschland mitgetragen werden.[165]
Im Mai 2018 veröffentlichte die russische Sberbank eine Analyse, der zufolge Gazprom durch den Bau der Pipeline Nord Stream 2 keinen Gewinn erzielen kann. Den Kosten der Pipeline inklusive der Zuführungsleitung aus dem russischen Erdgasnetz in Höhe von 17 Mrd. US-Dollar plus 2,5 Mrd. US-Dollar Fremdfinanzierung stehen die Ersparnisse aus dem umgangenen Transit durch die Ukraine in Höhe von circa 700 Mio. US-Dollar jährlich gegenüber. Zusätzlich wird angenommen, dass die deutsche Anbindungsleitung EUGAL erst nach 2020 fertiggestellt sein wird, der Erdgasabsatz in Europa nicht steigt und die Pipeline zu 60 % ausgelastet ist. Unter diesen Annahmen ergibt sich für das Projekt ein negativer Barwert in Höhe von sechs Mrd. US-Dollar. Die Autoren der Studie gehen davon aus, dass die Pipeline geopolitischen Interessen dient und Baukonzerne stärken soll, die das heimische Pipelinenetz ausweiten. Mit dem Bau der russischen Zufuhrleitungen für Nord Stream 2 wurde das Bauunternehmen Stroitransgas vom Oligarchen Gennadi Timtschenko beauftragt.[165][166]
Norwegische Ökonomen zeigten in einer Studie aus dem Jahr 2017, dass der Absatz russischen Erdgases in die EU durch den Bau der Pipeline nur geringfügig gesteigert wird. Zwar würde Deutschland mehr Erdgas aus Russland beziehen, gleichzeitig würde der Export nach Mitteleuropa über die Ukraine sinken. Die Forscher schätzen das Projekt als insgesamt unrentabel ein, weil den geringen zusätzlichen Erlösen sehr hohe Baukosten gegenüberstehen.[165][167]
Umweltaspekte
Die größte Umweltbelastung im Zusammenhang mit der Pipeline resultiert aus dem Verbrauch des beförderten Gases. Eine erhöhte Transportkapazität steht somit im Gegensatz zur angestrebten Dekarbonisierung aus Klimaschutzgründen. Andererseits sollen CO2-effizientere Gaskraftwerke einen Beitrag zum Kohleausstieg leisten. Bei 55 Mrd. Nm3/a je Rohrpaar können CO2-Emissionen von je 110 Mio. t jährlich verursacht werden.[168] Methanverluste bei Förderung und Transport kommen hinzu.
Für die Verdichterstation Portowaja am russischen Anfang von Nord Stream 1 mit einer Gesamtleistung von 366 Megawatt werden bei Nennleistung CO2-Emissionen von etwa 1½ Mio. Tonnen p. a. geschätzt[169], ohne die zuführenden Gasleitungen in Russland.
Da sich der Druckverlust quadratisch zur Strömungsgeschwindigkeit verhält, könnte mit einer Aufteilung der unveränderten Gastransportmenge von Nord Stream 1 auf alle vier Röhren etwa 3/4 des Pumpaufwands eingespart werden und vermutlich über eine Mio. t CO2-Emission p. a. vermieden werden. Bewertet mit abgezinsten CO2-Schadenskosten von 180 Euro/Tonne würde das nach grobem Überschlag die Amortisation der dritten Röhre nach 20 Jahren ermöglichen. Größere ökologische und wirtschaftliche Relevanz hätte indes ein vermehrter Gastransport als Folge des zweiten Röhrenpaars von Nord Stream 2.
Die Erzeugung von über 2 Mio. Tonnen Stahl für die Nord-Stream-2-Röhren führte zu mehr als 3 Mio. Tonnen CO2-Emissionen; ohne die Betonummantelung und die zugehörigen Leitungen an Land.
Im Mai 2018 landeten bei Bauarbeiten zu Nord Stream 2 an Stränden des Greifswalder Boddens verklumpte Stücke von Schmierfett an. Ein Nord-Stream-Sprecher betonte, es sei nicht nachgewiesen, dass das Schmierfett von einem Baggerschiff der Nord-Stream-Baustelle stamme, es gebe aber „den starken Verdacht“. Nord Stream sagte zu, die Strände zu reinigen. Das Fett trat in Form von tausenden rosa schimmernden Fettpartikeln von klebriger, kaugummiartiger Konsistenz auf und belastete die Natur. Nord Stream erklärte, die Substanz sei ungefährlich und auf natürliche Weise abbaubar. Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) hingegen warnte vor Auswirkungen des Stoffes auf das marine Ökosystem; beispielsweise könnten Seevögel die Fettklumpen fressen. Das Umweltministerium Mecklenburg-Vorpommern warnte Strandbesucher vor Hautkontakt mit der Substanz.[170] Der NABU kritisierte, dass die Aufräumarbeiten nicht energisch genug anlaufen würden; das Fett sei wegen der Untätigkeit inzwischen so klein gerieben, dass man nur noch hunderte Meter Strand mit der Schippe abtragen könne. Das Technische Hilfswerk wurde eingesetzt, Nord Stream sagte Hilfe zu, von der laut NABU aber nichts zu sehen war.[170]
Im relativ flachen Wasser des Greifswalder Boddens mussten die Rohre auf den ersten 50 Kilometern eingegraben werden. Bei den dafür notwendigen Baggerarbeiten auf dem Meeresboden wurde das Mineral Phosphorit freigesetzt.[171]
Nord Stream wird auch im Kontext mit möglicher Förderung im Shtokman Erdgasfeld in der Barentssee gesehen.[172]
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) klagte im Sommer 2020 beim Oberverwaltungsgericht Greifswald gegen die durch das Bergamt Stralsund erteilte Bau- und Betriebsgenehmigung für Nord Stream 2.[173] Hintergrund ist ein Rechtsgutachten im Auftrag der Technischen Universität Berlin. Demnach zeigen neue wissenschaftliche Erkenntnisse, dass die Methanemissionen bei der Gasförderung deutlich höher seien als bisher angenommen.[174] Laut der Umwelthilfe wäre die Pipeline angesichts der neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse nicht genehmigt worden.[173] Eine weitere Klage durch DUH-Anwälte folgte im April 2021, nun beim Hamburger Verwaltungsgericht, gegen den Weiterbau der verbliebenen 16,5 Kilometer der Pipeline.[175]
Kulturaspekte
Aus Sicht der Archäologie ist das Projekt Nordstream 2 ein Gewinn, da im Vorfeld der Bauarbeiten von Nordstream 2 die Bebauungsgebiete untersucht und dabei Erwartungen übertroffen wurden. So wurden unter anderem 32 Grubenhäuser aus dem 4. Jahrhundert, Skelette aus der Jungsteinzeit, eine Münze aus dem Gebiet des heutigen Afghanistans und etwa 600 Urnen, die in der Nähe des Spreewalds im Untergrund steckten, entdeckt. Bereits bei Nordstream 1 war im Vorfeld der Bauarbeiten in Niedersachsen mit dem Goldschatz von Gessel auf einzigartiges Kulturgut gestoßen worden.[176]
Zugehörige Leitungen
Im März 2020 war der Bau einer Ferngasleitung für die Befüllung der Nord Stream 2 mit Gas (Grjasowez – Wolchow – Verdichterstation Slawjanskaja) nach Gazprom-Angaben „geplant“.[177]
Von der auf deutscher Seite weiterführenden EUGAL-Pipeline von Gascade wurde ein Strang am 1. Januar 2020 in Betrieb genommen, der zweite soll 2021 folgen.
Siehe auch
- Energiepolitik der Europäischen Union
- Nabucco-Pipeline (nicht realisiert)
- Turkish Stream (in Bau)
- Transanatolische Pipeline
- South Stream (nicht realisiert)
- Wichtige Erdgaspipelines in Deutschland: Pipeline#Erdgasleitungen
Literatur
- Detlef Bimboes: Die Ostseepipeline – Das Erdgas aus dem Osten und der neue Kalte Krieg. 2. April 2006 (AG Friedensforschung an der Uni Kassel)
- Roland Götz: Pipeline-Popanz. Irrtümer der europäischen Energiedebatte. In: Blick in die Röhre. Europas Energiepolitik auf dem Prüfstand. Berliner Wissenschaftsverlag, Berlin 2009, ISBN 978-3-8305-1615-6.
- Roland Götz: Die Ostseegaspipeline – Instrument der Versorgungssicherheit oder politisches Druckmittel? (PDF) In: SWP-Aktuell, September 2005
- Andreas Goldthau: Assessing Nord Stream 2:regulation, geopolitics & energy security in the EU, Central Eastern Europe & the UK, European Centre for Energy and Ressource Security (EUCERS), London, 2016 Online (pdf)
- Valentin Jeutner: [doi:10.1093/jwelb/jwz031 Amendments, annexations, alternatives: Nord Stream 2’s contemporary status under EU and international law, The Journal of World Energy Law & Business, Oxford 2019, 1–11.]
- Michael Kaczmarek: Gas-Pipelines: Der Kampf gegen die Energieabhängigkeit. euro|topics, 20. Juni 2007 (Bundeszentrale für politische Bildung)
- Jochen Lamp: Die Ostseepipeline. Ein transnationales Infrastrukturprojekt als Prüfstein internationaler Umweltstandards. In: Blick in die Röhre. Europas Energiepolitik auf dem Prüfstand. Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2009, ISBN 978-3-8305-1615-6.
- Stefan Rausch: Russlands Gas nach Europa. Nord Stream im Kontext einer Europäischen Energiesicherheitspolitik, München 2014, ISBN 978-3-668-41404-4
- Michael Thumann: Wenn Putin Gas gibt. Berlin und Moskau lassen ein gewaltiges Erdgasrohr durch die Ostsee legen. Deutschlands Versorgung wird damit nicht sicherer. In: Die Zeit, 37/2005, 8. September 2005
Weblinks
- nord-stream.com/de – Offizielle Website der Nord-Stream AG – Betreiber der ersten Nord-Stream-Pipeline
- nord-stream2.com/de – Offizielle Website der Nord Stream 2 AG – Betreiber der Nord-Stream-2-Pipeline
- Bildergalerie. In: Die Welt, 9. April 2010
- Arte: Mit offenen Karten – Die Ostseepipeline, Arte (Video bei Dailymotion)
- Vollgas durch die Ostsee – Eine Pipeline verbindet Europa mit Russland (PDF-Datei, Spektrum der Wissenschaft 2011; 14,9 MB)
- Welche Bedeutung Nord Stream 2 für Deutschland und Europa hat (Beitrag vom Deutschlandfunk, abgerufen am 10. September 2020)
Einzelnachweise
- ↑ Russland sagt Fertigstellung von Nord Stream 2 erst bis Ende 2020 zu. Welt.de, 28. Dezember 2019, abgerufen am 11. August 2020 (Verlauf von Nord Stream 1 und 2 dargestellt).
- ↑ Jan-Philipp Sommer: Normen als Grund bilateraler Außenpolitik. Springer VS, Wiesbaden 2015, ISBN 978-3-658-10123-7, S. 241 ff.
- ↑ Kapazität
- ↑ Wer wir sind. Abgerufen am 1. November 2016.
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- ↑ Vgl. Nord Stream AG, Daten & Fakten. Archiviert vom Original am 20. Juli 2009; abgerufen am 2. August 2009.
- ↑ Anm. Ein Rohr mit 1,22 m Außendurchmesser hat 1,17 m² Außenquerschnitt, auf 13 m Länge also 15,2 m³ Auftriebsvolumen, das in Meerwasser (Salinität der Ostsee östlich von Rostock nur 0,8 %, also Dichte von etwa 1,007 kg/L bei 4 °C) hier etwa 15,3 t hebt. Das bloße Stahlrohr würde also aufschwimmen. Bei der Ballastierung mit Beton ist rechnerisch entweder das zusätzliche Volumen des Betons zu berücksichtigen oder nur der Dichteunterschied zwischen Beton und Meerwasser.
- ↑ Hypnotic Video Inside ¦¦ Tube Manufacturing ¦¦ Oil pipe ¦¦ Huge pipes auf YouTube, 10. Oktober 2017, abgerufen am 30. Dezember 2019 (Video von der Stahlrohrproduktion (11:57). Hier: 0:28: 1219 mm Außendurchmesser × 36 mm Wandstärke, Druck 275 bar.).
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